stadtwandern vor 150’000 fans

das wird eine grosse herausforderung: am kommenden freitag den 13 habe ich meine nächste stadtwanderung in bern: vor 15 gästen und 150’000 fans!

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die demokratie-tour ist schon lange abgemacht. für eine gruppe aus thun, rund um heinz fahrni, dem säckelmeister des mittelalter!thun-vereins. das alles ist kein problem: demokratie leuten zu erklären, die sich in finanzen oder mittelalter auskennen, ist zwar nicht ohne, aber lösbar!

doch nun kollidiert der termin mit dem fussballspiel italien-rumänien, und findet im unmittelbaren vorfeld von frankreich-niederlande in der stadt bern statt. nach dem montag-erlebnis erwartet man ja unmengen von fans in der stadt bern. und genau das wird die herausforderung sein: den link zu finden, der meine 15 gäste u n d die 150’000 zuschauer begeistern wird! werde noch daran arbeiten …

stadtwanderer

start:

17 uhr 30 beim gerechtigkeitsbrunnen in der berner altstadt (geschlossene gesellschaft, steht jedenfalls in meinen notizen)

ps:

soeben hat die berner stadtregierung entschlossen, extra für uns eine dritte fanzone in der stadt einzurichten. es kann also nichts mehr nicht schief gehen …

bild:

tagesanzeiger

der plan des stadtwanderers

nun ist es soweit: meine planung für stadtwanderungen vor den sommerferien ist abgeschlossen. ich mache noch drei führungen, davon eine offene. konkret sind dies:

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30.5.: demokratie-tour, delegation der korean democracy foundation (geschlossene gesellschaft)

13.6.: demokratie-tour, delegation aus thun, geleitet von heinz fahrni (geschlossene gesellschaft)

22.6.: offene führung durch die ausstellung “karl der hühne”

im juli ist sommerpause. danach sind vorerst zwei führungen gebucht:
28.8. demokratie-tour, jahrestreffen der cohep (geschlossene gesellschaft)

30.9. internationale delegation, geleitet von iri europe (thema und status noch offen)

eine führung in schaffhausen ist für den september in planung. mehr darüber später!

also: wer in der stadt ziellos umherirrt, der oder die schliesst sich uns besser an, oder regt selber eine führung an!

ein heisses wochenende unter dem schützenden baldachin, wünscht der

stadtwanderer

die unüblichste museumsführung aller zeiten

wer kennt das nicht: der geschichtslehrer monologisiert über die heroischen zeiten der eidgenossen, als sie noch schlachten gewannen. und wenn würde es nicht reizen, sich am 532. jahrestag der schlacht von murten sich durch den stadtwanderer durch die grosse burgunder-ausstellung führen zu lassen.

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mein thema: bern im spannungsfeld zwischen karl dem kühnen und adrian von bubenerg

früher war es fast wie jetzt im fussball: wer nicht der eigenen mannschaft hilft, ist ein verräter. und wer in der schule nicht mit den eidgenossen mitfieberte, sei es im morgarten, in laupen, in sempach, in näfels, in grandson, in murten, in dornach, an der calven und in novarra, der galt als schlechter schweizer.

heute ist das alles offener: historische optiken werden hinterfragt, dafür ist der perspektivenwechsel gefragt; ideologische geschichtsschreibung muss de- und rekonstruiert werden; und es gilt fragen zu beanworten, was geschehen wäre, wenn …

und genau zu diesem grossen experiment lade ich die freunde und freundinnen des stadtwanderers nach bern ein: präzise am 22. juni 2008, um 10 uhr, steigt meine grosse führung durch die grosse burgunder-ausstellung im historischen museum zu bern. sie wird zirka 3 stunden dauern, sodass wir zur mittagszeit, auf die minute genau! 532 jahre nach beginn der schlacht von murten, im kleinen saal zum schlachtengeschehen sein werden.

doch das ist gar nicht das eigentliche ziel meiner führung. dieses folgt der ausstellung über karl den kühnen, dem verlierer der schlacht, der wenigstens posthum dieser tage bern nach den regeln der werbung eingenommen hat.

ich möchte sie in die mittelalterliche geschichte burgunds einführen, zeigen, wie die vier berühmten valois-herzöge von burgund, von denen karl der letzte war, in dijon, brügge und weiss ich wo gelebt, hof gehalten und kunstfördernd gewirkt haben, wie sie europäische politik betrieben, und wie sie den krieg als unmittelbare fortsetzung ihrer interessen verstanden.

in diesen krieg für eine neuartiges kaiserreich in europa mischten sich bekanntlich auch die alten eidgenossen ein, – und sie gewannen auf fast schon wunderbare art und weise am grünhag bei murten die entscheidungsschlacht, die in die weltgeschichte eingehen sollte. das blieb nicht ohne folgen: man wurde reich, und die politik war gefordert, eine beuteverteilordnung zu erstellen, aus der unsere bundesverfassung herausgewachsen ist!

wenn sie also interessiert sind, auf meine reise durch die lokal-, nationl- und kontinentalgeschichte mitzukommen, wenn sie eine wertesynthese aus bernburgund und burgunderbern nicht scheuen, dann melden sie sich bei mir an: denn wir wollen mehr sein als in all den fussballstadien der euro ’08

und seien sie am 22. juni 2008 um 10 uhr pünktlich in der fan-meile des berner historischen museums. denn wer zu spät kommende, der wird an der beute nicht beteiligt!

stadtwanderer

meine morgige rede vor der burgunder-ausstellung

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als im 5. jahrhundert unserer zeitrechnung das römische reich nördlich der alpen unterging, liessen sich verschiedenen germanenstäme – zuerst die burgunden, dann die alamannen und schliesslich die langobarden – im gebiet der heutigen schweiz nieder. das erkennt man heute noch an der sprache: die burgunden und die langobarden nahmen die lateinische lebens- und ausdrucksweise an, und ihre nachfahren in der romandie und im tessin sprechen heute französisch und italienisch, während sich die alamannen der latinità verweigerten; sie sprechen heute noch ihre mundart und schreiben leidlich deutsch.

das mittelalterliche königreich burgund

über die drei wandervölker errichteten seit dem 6. jahrhundert die franken, ebenfalls latinisierte germanen, ihr grössen königreich, das im jahre 800 die nachfolge des untergegangenen weströmischen kaiserreiches antrat. doch die karolingische herrschaft zwischen den pyrenäen im südwesten und sachsen im nordosten hielt nicht lange: 843 teile man das kaiserreich unter den enkeln karls, und 888 endete die vorherrschaft der legitimen nachfahren. karls reich zerfiel denn auch fast unwiederruflich in eine westfränkisches resp. ostfränkischen königreich und in ein mittelreich mit achen im norden und rom im süden. doch auch dieses schmale und lange landstück hielt nicht zusammen: es zerfiel in die königreiche lothringen, burgund und lombardei.

burgund, das war nach im 10. jahrhundert das gesamte rhonetal von der mündung ins mittelmeer hinauf, mit den wichtigen zuflüssen saône und doubs jenseits des juras und das aaretal diesseits bis hin zur reuss. so wichtig für die christianisierung nicht nur der eliten, sondern auch der bevölkerung dieses zeit war, so instabil blieb die herrschaft der burgundischen könige, bischöfe und klöster gegenüber dem aufstrebenden adel. 1032 vererbte der letzte burgunderkönig rudolf iii. sein restreich dem römischen kaiser, der seit 962 wieder ostfranken samt lothringen und über italien herrschte.

burgund und das mittelalterliche kaiserreich

drei grosse dyastien hat das kaiserreich im hochmittelalter gesehen: zuerst die römisch geprägten ottonen, dann die teutonisch inspirierten salier und schliesslich die schwäbischen staufer, die zwischen überzeitlich-christlichen universalimus und frühem nationalismus hin und her gerissen waren.

1250 starb der letzte staufer, kaiser friedrich II. mit seinem tod stürzte das kaiserreich in eine grosse krise, die den übergang zum spätmittelalter markierte. das reich zerfiel in unzählige rivalisierende einheiten: mittelgrosse bistümer, kleine grafschaften und städtebündnisse. zuerst gabe es nur auswertige könige, bis sich drei konkorrierende adelshäuser im reich etablierten: die habsburger, natürlich, die luxemburger, verbunden mit dem erbe des hauses böhmen, und die wittelsbacher. sie wechselten sich bis mitte des 15. jahrhunder in der herrschaft über das reich ab, das sich nun heiliges römischen reich nannte, aber nur noch nördlich der alpen anerkenung fand.

vorerst am erfolgreichsten ist das haus luxemburg-böhmen. heinrich vii., karl iv. und sigismund i. waren drei kraftvolle kaisergestalten des spätmittelalters, die bestrebt waren, das zerfallene kaiserreich neu zu ordnen. indem sie es vom ersonenbezogenen feudalwesen der vielen kleinen hin zum territorial und institutionell definierten reich der grossen überleiteten, – ein prozess, indem die frühe eidgenossenschaft ebenfalls vom losen bündnissystem zum räumliche geschlossenen autonomen gebiet im kaiserreich entstand.

einem wesentlichen moment dieses prozesses – dem krieg zwischen den eidgenossen und den herzögen von burgund – nimmt sich die gegenwärtige sonderausstellung im historischen museum zu bern an. sie ist gerade für schweizerische verhältnisse speziell: denn in der traditionellen geschichtsschreibung betonte man liebe gerne den sieg der bäuerlichen eidgenossen über die überheblichen herzöge auf brügge. die jetzige ausstellung kehrt die perspektive um: uns vorgeführt wird die welt der reichen fürsten, die an einer neuordnung europas im geiste des zerfallen karolingischen reiches rangen. und wenigstens für eine sommer sind sie die neuen herren von bern!

der griff der herzöge von burgund nach königs- und kaiserkrone

um zu verstehen, wie es nach griff zur kaiserkrone durch die herzöge von burgund kam, muss man sich in die 1430er jahre versetzen.

im französischen königreich, das seit bald 100 jahren in einem thronfolgekrieg mit england verwickelt war. normalisierte sich die lage. die herzöge von burgund, damals philipp iii. die, obwohl aus dem gleichen hause der valois wie der französische könig stammend, stramm mit den engländern paktiert hatten, wechselten 1435 das lager. sie hielten nun wieder zu eigenen krone, hatten sich aber eine starke stellung am rande des königtum erarbeitet, denn sie waren in den besitz der reichen flandrischen städte gelangt. dieses gebiete nannten sie nun die niederen lande, derweil ihr kerngebiet um dijon die oberen lander wurden. 1437 starb kaiser sigismund ohne leiblichen nachfolger. seine kronen von ungarn, böhmen und jene der deutschen gingen an den habsburger albrecht III. im westen des reichs gelang es aber den burgundischen herzögen, nun auch lehen auf reichtsgebiet zu erlangen.

402px-karte_haus_burgund_4.pngphilipps sohn, karl, reichte das jedoch nicht. als er mit 33 herzog wurde, strebte er nach höherem. neben besitz und macht wollte der ambitiöse herzog auch ehre. er reklamierte vom kaiser die burgundische königskrone, die dieser zwischen 1032 und 1378 getragen hatte. denn ihm schwebte vor, das fränkische mittelreich, das im 9. jahrhundert in den vielen erbteilungen so kläglich zerfallen war, wieder herzustellen. am liebsten hätte er von seinem herzogtum aus bis an die nordsee und bis nach rom und so über die städte in flandern und der lombardei regiert. denn das hätte ihm die aussichten verleihen, der glaich auch neue kaiser zu sein.

mit dem amtierenden kaiser, friedrich III., einem habsburger traff er sich 1473 in der ehemaligen römischen kaiserstadt trier. es wurde verhandelt. es ging um titel – und um frauen. friedrich verlangte maria von burgund, karls tochter, für seinen sohn, erzherzog maximilian, dem möglichen kaisernachfolger. das liess karl zögern, bis die verhandlungen scheitertn. der arme kaiser konnte nicht einmal seine hotelrechnungen bezahlen, als er ging, während der magnat karl mit einem klacks trier verliess. er änderte nicht einmal seinen lebensplan, nur seine strategie.

nun wollte karl, wie damals gaius iulius caesar mit seinem gallischen krieg herr der schlchtfelder werden. sollte ihm das gelingen, würde er seinen anspruch auf die höchste ehre im reich mit der macht der waffen durchsetzen können. wir wissen es: es gelang nicht! es gelang ihm weder ein burgundisches königreich zu etablieren, noch kaiser zu werden.

der krieg mit den eidgenossenschaft

in diesem entscheidungskampf der burgunderherzöge gegen die habsburger kaiser und die französische könige ging es auch um die pässe über die alpen. diese, von den herzögen von savoyen beherrscht, waren von jeher von strategischer bedeutung für die nord-süd verbindung. die allianz der burgunder mit den savoyern bedrohte jedoch die eidgenossschaft im alemannischen mittelland. vor allem deren westlicher teil war auf den freien durchgang nach genf und von da aus ans mittelmeer aus wirtschaftlichen gründen angewiesen.

um die gefahr militärisch abwenden zu können, arrangierten sich die eidgenossen 1475 mit dem erzfeind habsburg im einem ewigen frieden. die berner führten mit zustimmung ihrer kaiserlichen nachbarn dnach einen präventivkrieg gegen die savoyer durch, der schrecklicher nicht geführt werden konnte.

doch anfangs 1476 schlug karl, der bedrohte herzog von burgund, zurück. er besetzt egrandson, die zentrale bastion der verbliebenen berner im savoyischen. damit mobilisierte er aber die versammelten eidgenossen, die bern zur seite standen, und ausserhalb von grandson das heer von karl dem zu kühnen in einer wilden schlacht in die flucht schlugen.

karl regelte nun seine nachfolge. er unterzeichnete den heiratsvertag seiner tochter maria mit dem kaiser. würde er gegen die eidgenossen gewinnen, würden seine trümpfe steigen, kaiser zu werden. würde er jedoch verlieren, wusste er, dass sein erbe an den nun verwandten kaiser gehen würde. und er verlor nach grandson, wo er sein gut liegen liess, in murten seinen mut. in nancy wiederum, verlor er gegen den lothringischen herzogen renatus schliesslich auch sein blut. das bedeutete das ende stolzen herzöge aus dem hause burgund in der manneslinie.

die eidgenossen machen vorerst kaum territoriale gewinne. sie erhielten die herrschaften von grandson, orbe und echallens zugestanden. den rest, den sie erobert hatten, mussten sie savoyen; 1512 erhielten zwar die militärische oberherrschaft über die freigrafschaft, und 1536 akzeptiere frankreich, dass sich die berner in der waadte bis vor die tore genfs zu lasten der savoyer ausbreiten werden. doch zu einem spätmittelalterlichen staat zwischen könig und kaiser stieg man nicht auf.

die bedeutung der burgunderkriege für die werdene eidgenossenschaft

dennoch sind die burgunderkriege ein konstituierender moment für die werdende eidgenossenschaft. durch die burgunderbeute wurden die eidgenossen erstmals sagenhaft reich. viel geld floss in die armen taschen. und die berühmten burgunderteppiche von karl gehören heute noch der eidgenossenschaft. es gab auch kanonen, denn die berühmte artillerie von karl fiel den eidgenossen in grandson die hände. feldschlangen nannten die infanteristen die geschosse, mit denen sie nicht viel anfangen konnten. mehr bedeuten ihnen dagegen die 3000 marketenderinnen von karl, die im mittelland eine willkommene blutauffrischung waren.

um die beuteverteilung, bei der es zu erheblichen unregelmässigkeiten kam, zu regeln, mussten sich die eidgenossen auch neu organisieren. 1481 schlossen sie das stanser verkommnis, das die gleichberechtigung der um freiburg und solothurn erweiterten 8 alteidgenössischen orte im falle von neuen eroberungen festhielt, über die tagsatzung als eigentlicher militärrat fortan wachen sollte. gemeinsam kämpfte man sich im schwabenkrieg die autonomie im reich, die maximilian 1499 anerkannte.

die siegertypen der burgunderkrieg jedoch hatten keine glück. adrian von bubenberg, der die besatzung von murten leitete, verstarb nur 3 jahre nach der schlacht an der pest. als ritter blieb er anerkannt, für seine anerkennung als staatsmann standen ihm seinen sympathien zu karl im weg. schlechter noch ging es hans waldmann, der den entsatz vor murten leitete. als sich der zürcher bürgermeister anschickte, etwas besseres als seine zünfler und bürger zu sein, enthauptete man ihn. seither regiert das mittelmass die eidgenossenschaft.

das burgunder-erbe in der neuzeit

1493 regelten frankreich und habsburg im friedensvertrag von senlis das grose burgundische erbe jedoch unter sich. das herzogtum burgund ging an frankreich und blieb bis heute dort. die niederlande, die von der herzogin maria beherrscht wurden, kamen mit ihrer heirat mit maximilian an das haus habsburg. der frühe tod von maria bei der jagd liess damit auch in diesem gebieten das burgundische erben im kaiserreich aufgehen.

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johan huizinga, der grossen niederländische historiker, der das spätmittelalter der herzöge von burgund porträtierte, nannte sein werk “herbst des mittelalters“. das macht klar, das mit karl, dem letzten ritter, eine epoche ihre reife vollendung erreichte, ohne weiter zu gehen.

immerhin, karls tocher maria hatte mit maximilian gemeinsam kinder, unter ihnen philipp, später wegen seiner attraktion auf junge frauen, der schöne genannt. er lebte im burgundischen flandern, heiratete juanita aus kastilien und wurde für kurze zeit spanischer könig. nach seinem rätselhaftgen tod übernahm carlos, sein sohn, die königskrone und die ländereien in der neuen welt, bevor als karl v. kaiser des reichs wurde und sagen konnte, in seinem reich, dem kaiserreich der frühen neuzeit, gehe die sonne nie unter.

wo und wie im burgundischen diese sonne aufgegangen war, werden wir nun in der ausstellung über die fabulösen valois-herzögen von burgund sehen. kommen sie mit!

stadtwanderer

bild: das historische museum zu bern, am ende des 19. jahrhunderts durch den berner erziehungsdirektor charles-albert gobat gebaut, dem späteren friedensnobelpreisträger für seine vermittlungen zwischen germanen und romanen, wo gegenwärtig die burgunderausstellung “karl der kühne” stattfindet (foto: stadtwanderer).

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literatur: eine knappe übersicht über die komplexe geschichte Burgunds auf deutsch gibt: Hermann Kamp: Burgund. Geschichte und Kultur, München 2007

die 10 goldenen faustregeln des stadtwanderns

416872976_853ccec62f2.jpg1. einen unbefangenen rundgang durch den neuen ort machen und sich beeindrucken lassen.

2. geschichte des ortes im überblick aufarbeiten.

3. themen eines rundganges festlegen.

4. orte zu den themen suchen.

5. gedanklich einen zusammenhängenden weg durch die orte und themen finden.

6. den weg ein erstes mal alleine abmarschieren und die zusammenhänge verbessern.

7. eine stadtwanderung machen und die geschichten an den ausgewählten orten andern erzählen.

8. wieder von vor lesen, um die geschichte vertiefter kennen zu lernen.

9. erneut wanderern, um die neuen erkenntnisse in den rundgang einzubauen.

10. stufen 8 und 9 immer wieder wiederholen.

viel spass beim eigenen erkunden!

stadtwanderer

(in schaffhausen)

foto: flickr von isa d

das immer währende projekt “demokratie”

schweiz_in_sicht.jpgdas wird eine interkulturelle herausforderung: zwei tage vor den volksabstimmungen vom 1. juni 2008 führe ich, gemeinsam mit iri-europe eine koreanische delegation durch die stadt bern. aus aktuellem anlass, aber auch um meine demokratie-freunde mit der politischen kultur berns und der schweiz bekannt zu machen, habe ich meine stadtwanderung für ausländische Gäste neu konzipiert, gekürzt und erweitert.

hier schon mal das neue programm für den freitag, 30. mai, ab 17 uhr!

1. station: gerechtigkeitsbrunnen

grosse fragen, verschiedene antworten – oder die geschichte berns zwischen aristokratie und republik

2. station: rathaus

die französische besatzung – oder die misslungene revolution von oben

3. station: erlacherhof

die liberale kantonsgründung – oder die revolution der bürger und bauern gegen die stadtaristokratie

4. station: casino (ehemalige hochschule)

die freisinnige staatsgründung – oder die schweiz von heute

5. station: bundesplatz

die geburt der volksrechte – oder der beginn der konkordanz-politik

6. station: hotel bern (ehemaliges volkshaus)

die soziale bewegung – oder aufstand und integration der arbeiterschaft

7. station: schützenmatte

die neue soziale bewegung – umweltschützerInnen, feministinnen und alternativler machen druck

8. station: hotel national

die neue nationale bewegung – oder die schweiz als sichere insel im brandenden weltmeer

danach ist, wie bei jedem projekt, vorläufig schluss!

anschliessend gemeinsames nachtessen im restaurant moléson

stadtwanderer

bild: schweiz in sicht, von vincent golay, zeichnungen: mix&remix, vertrieben durch präsenz schweiz

neues projekt: stadtwandern in schaffhausen

1223358951_033dd58e54.jpgich habe eine neue anfrage: stadtwanderung in schaffhausen. meine schwester, monique menk lädt ein. da werd’ ich nicht nein sagen!

zunächst gemischte gefühle

zuerst dominierte der schreck: ausgerechnet schaffhausen! mein verstorbener mittelalterprofessor in zürich, hans conrad peyer, war schaffhauser. er war der erste, der mich für stadtgeschichte zu begeistern sucht. doch er war nicht so überzeugt von mir und meiner arbeit. diejenige über die märkte am rhein, die ich bei meiner schwester in schaffhausen (!) getippt hatte, weil ich mir damals, etwa 1979, noch keine schreibmaschine leisten konnte, liess er gerade durchgehen …

doch dann erwachte ob der anfrage die freude in mir. eine “neue” stadt erwartet mich. eine neue kultur wohl auch: das rheinische, das alemannische, das kleinstädtische dürfte in schaffhausen stärker hervortreten als in bern, wo die mischung aus allem möglichen dominiert. für die geschichten aus der stadt wird das wichtig sein. und dennoch: alle europäischen städte aus dem mittelalter entwickeln sich nach vergleichbaren vergleichbar: man muss die verkehrslage studieren; man muss die kirchlichen und weltlichen verhältnisse im mittelalter kennen. und man muss die sozio-ökonomische entwicklung der stadt nachvollziehen.

orte und figuren gesucht

stadtwandern macht nur spass, wenn es markante plätze, schöne gebäude und auch ausdrucksstarke denkmäler hat. da bietet schaffhausen ja einiges: der wasserfall, das kloster allerheiligen, der munot, die erkerhäuser und die industrieanlagen der georg fischer ag kommen mir schon spontan in den sinn! und ich frage mich: sieht man noch spuren der bombardierung der stadt im zweiten weltkrieg durch die allierten?

für die vermittlung vor ort muss man nach personen fahnden, die eine geschichte erzählen könnten: könig heinrich III. und die nellenburger im hochmittelalter werde ich mir vornehmen, sebastian hofmeister, der reformator, muss vorkommen, genauso wie walther bringolf, der legendäre arbeiterführer und stadtpräsident. vielleicht sollte ich auch geri bührer, den wirtschaftsverbandsboss treffen, und werner minder, den trybol-patron anrufen, um zu verstehen, wie es ist, wenn die interessen des gross- und kleinkapitals in einer so geschlossenen welt wie der stadt schaffhausen aufeinander treffen. oder sollte ich zu meiner einstimmung mit der schriftstellerin isolde schaad ein interview führen, gerade weil sie schaffhausen verlassen hat?

auf der spur von tells geistigem grossvater

eines ist sicher: johannes von müller, den schaffhauser historiker aus der wende vom ancien zum nouveau régime, wird einen gebührenden platz in meiner führung erhalten. seine werke habe ich geschenkt erhalten, und ich werde sie sicher einbauen. denn ohne seine geschichte der schweiz hätte friedrich schiller in weimar seinen wilhelm tell nie hingekriegt, und hätten wir bis heute ein wohl anderes bild der schweiz.

ich sehe: schaffhausen, die stadt am rhein, die vermittlerin zwischen schweiz und deutschland beschäftigt mich schon mehr als ich zeit habe …

stadtwanderer

foto: moha-sh