die mythen der realität

also bin wieder da. doch noch immer bin ich nicht ganz angekommen. das macht mich aufmerksamer für das, was real und was fiktiv ist. eine aufforderung zu selbstbefragung!

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meist meint man ja, das internet virtuell, und das andere sei dann reell. ich ist das viel zu einfach: das internet wird vielerorts eine virtuelle realität (so auf dem” stadtwanderer”), genauso, wie wir seit langen bei vielen gelegenheiten reelle virtualitäten kennen.

wenn wir sie nur sensibel genug wahrnehmen!

da ist mir natürlich bei meinem ersten besuch in einer berner buchhandlung das buch “die 101 einflussreichsten personen, die es nie gab” aufgefallen. drei kauzige amerikaner sind den vorbildern ihrer (oder der westlichen) kultur nachgegangen, und haben sich gefragt, wer davon auf andere gewirkt hat, obwohl er (oder auch sie) nie gelebt hat.

dafür eigenen sich natürlich vorerste die vergangenen helden. bei ihnen ist es bisweilen ganz schwer zu unterscheiden, ob die kunden von ihnen auf eine wirkliches oder erfundenes leben zurückgreift. es kommen aber auch ikonen der gegenwart in frage. die werbung neigt dazu, uns projektsflächen anzubieten, die, wenn es keine lebenden menschen dafür gibt, vorstellungen davon zum leben erweckt. und wird aus dem buch, das hier besprochen wird, eine sammlung populärer mythen, die teil unserer kultur geworden sind, auch wenn wir sie nicht realen ursprungs sind.

gerade weil das buch von dan karlan, allan lazar und jeremy salter eine echte innovation auf dem buch- und ratingmarkt ist, sind seine aussagen ungewohnt. das fordert fast automatisch zu diskussionen heraus: wer hat die auswahl bestimmt? wie weit spielen da die präferenzen der autoren, nicht die vorlieben der untersuchten kultur eine rolle? wie wurde die reihenfolge bestimmt? was sind verallgemeinerbare faktoren des fiktiven einflusses? das liegt an sich auf der hand. die autoren wissen das, und bemühen sich um transparenz. letztlich aber wissen sie, dass ihr unterfangen keine höhere moral, nur eine unterhaltsame selbstbespiegelung ist.

im einzelfall wundert man sich darüberhinaus über die porträts. gelegentlich ist man begeistert, dann wiederum schüttelt man den kopf, wenn man in eine fiktion eingeführt wurde. doch das macht ein buch anregend. man beginnt selber nachzudenken, wer in der kindheit einflussreich war, der lebensphase, in der man in märchenbüchern, abendteuer- und monstergeschichten, fast unmöglich zwischen realem und fiktivem unterscheiden kann. beim schmökern im neuen, soeben aus dem englischen ins deutsche übersetzte buch wird man auch herausfordert, seine aktuellen vorstellung von wirklichkeit zu prüfen: gibt es in der agentenwelt den james-bond-typ wirklich nicht? king kong ist er nicht am 11. september 2007 auferstanden? und cinderella oder ödipus, sind sie fiktiv vorlagen für populäre psychologische menschendeutungen, mit denen man gutes geld verdienen kann?

unsere drei autoren, alles aussteiger aus dem amerikanischen karrierejobsystem, wissen wie man provoziert: von ihrer rangierung mit den nummer 1 bis 101 gebe ich deshalb hier mal die ersten 10 wieder:

1. der marlboro-mann

2. big brother

3. könig artus

4. st. nikolaus

5. hamlet

6. frankensteins monster

7. siegfried

8. sherlock holmes

9. romeo und julia

10. dr. jekyll und mr hyde

auch für den den stadtwanderer haben die drei amis eine überraschung parat: der in diesem blog so oft zitierte wilhelm tell findet sich, ohne jede problematisierung, an 42. stelle der einflussreiche menschen, die es gar nie gegeben hat. das wird hierzulande nicht allen gefallen, selbst wenn die österreicher die problematik, die mich hier interessiertl, so treffend zusammengefasst haben: ob tell gelebt hat, ist nicht sicher; sicher ist nur, dass er gegen habsburg gekämpft hat!

ich kann da nur noch nachfragen: wenn hätte ihr zu den supereinflussreichen gezählt, die nur in eurer vorstellung real sind?

stadtwanderer

dan karlan, allan lazar, jeremy salter: die 101 einflussreichsten personen, die es nie gab. wie barbie, james bond und hamlet uns verändert haben, aus dem englischen von barbara först, bergisch gladbach 2008

die ganze liste

innere enge

die innere enge ist bern zunächst ein ganz tolles restaurant, das ursprünglich ausserhalb der stadt stand und im 18. und 19. jahrhundert ein beliebter treffpunkt war. niemand geringeres als josephine, die erste gemahlin von napoléon hielt sich da 1810 auf, als sie bern mit ihrem besuch grösse verlieh. innere enge ist in bern aber auch ein grundgefühl, das dem wortsinn deutlich näher kommt. es geht um kleinheit, um introvertiertheit und um beklommenheit. von diesem unbehagen habe ich ja auch schon berichtet. und es beschäftigt mich seit meiner rückkehr persönlich. nicht gedacht hätte ich aber, dass ich damit auch gleich eines der kontroversen stadtthemen empfinde.

bild-281.jpgdie sich anbahnende politische kontroverse in bern

vor einer woche erklärt regula rytz, mit der überarbeitung des nutzungsreglement in der oberen altstadt die bewilligungen für strassenrestaurant überprüfen, sprich einschränken zu wollen. seither ist der teufel los, denn der vorschlag der grünen gemeinderatin, die in der stadtregierung in der mehrheit ist, gibt ein tolles sujet im wahlkampf ab, der sich für kommunalwahlen vom 30. november 2008 ankündigt. die entgegengesetzten vorstösse aus dem bürgerlichen lager werden, soweit ich sehe, jeden tag zahlreicher, und sie bestimmen zusehends, was man in der stadt und in ihren zeitungen momentan diskutiert.

zu den tieferliegenden gesellschaftlichen symptomen

was steckt dahinter? soziologen analysieren seit langem die verschiebungen von privatem und öffentlichen in nachmodernen städten. in dörfern der traditionellen agrargesellschaft, aber auch in mittelalterlichen städten war die trennung noch unvollständig. sie hat mit dem wachstum der städte während des industriezeitalters zugenommen, und sie wird jetzt, in den posindustriellen städten wieder aufgehoben. plätze und strassen sind nicht mehr eindeutig öffentlich, und auch kirchen, kasernen oder schulen werden für neue, meist privaten nutzungszwecke geöffent. das ganze setzt sich in der werbung fort, die im öffentlichen raum, sei dies nun in stadien, am postschalter oder an häuserflächen präsenter wird, meist aber privaten interessen dient. mit der mobilen strassenwerbung, die den gehsteig, das taxi oder auch den gepäckträger von fahrrädern erobert, wird eine weitere stufe in diesem prozess erklommen.

wo der platz unbegrenzt ist, mag das alles noch gehen. doch der urbane raum zeichnet sich gerade durch dichte der kommunikation und ihrer symbole aus. und auch die menschen kommen sich im städtisch geprägten umfeld distanzmässig automatisch näher als im ländlich. in bern verstärkt sich der eindruck, denn in der altstadt dominieren gassen, die gar nicht auf den motorisierten verkehr ausgerichtet sind; es stehen die häuser, die mehrere stockwerke nach oben ragen, nahe an den strassen. und es ist zu keiner entflechtung der verkehrteilnehmer gekommen. die beruhigung durch den motorisierten verkehr ist unvollständig, die softmobilen nehmen zu, und unter den fussgängern gibt es immer mehr auch gruppen, die geschlossen auftreten, etwa demonstranten, touristen und auch stadtwanderer.

das alles wird durch den zerfall öffentlich verbindlicher sitten verstärkt. es regiert die individuelle rechtssetzung, wonach gilt, was einem selber nützt, wonach der raum beansprucht wird, den man für rasches vorankommen braucht, und wonach rücksichtnahme auf andere, auch schwächere menschen im städtischen raum bald ganz verschwindet.

keine vereinfachungen angesichts der neuen bruch- und baustellen

doch will ich hier nicht moralisieren. weder aus meiner momentanen befindlichkeit heraus, noch als politischer beobachter. ich glaube aber, dass die frontstellung wie sie sich im momentanen wahlkampf anzuzeichnen beginnt, falsch ist. es geht nicht um rotgrüne politik, genauso wenig wie es um gewerbefeindliche massnahmen geht. das alles sind versucht, die öffentliche diskussion parteipolitisch zu instrumentalisieren. umgekehrt geht es allerdings auch nicht einfach darum, die wuchernde individuelle inanspruchnahme des öffentlichen raum für private zwecke zu kritisieren, sei dies durch bettler im bahnhof, durch passanten, die von der welle strömen oder durch strassencafe besucher, die ein wenig den kurzen sommer geniessen möchten.

meines erachtens geht es um einen viel tiefer greifende gesellschaftspolitische bruch- und baustelle, die sich aus der inneren enge als tatsache in zeitgenössischen städten wie bern ableitet. man hat das während des bahnhofplatzumbaus als vorübergehende erscheinung bagatellisieren können. und man hat es während der euphorie angesichts der orangen bewegung während euro 08 vergessen können. angesichts der zurückgekehrten normalität zeigen sich die probleme, wie sie eben sind: verdammt vielschichtig in verdammt engem raum. sie müssen gelöst werden, und zwar über den 30. november 2008 hinaus!
stadtwanderer

bild: gedrängter geht’s nimmter; passantinnen, werbung, glacestände und riechende schaufenster auf engstem raum unter berns altstadtgassen (foto: stadtwanderer)

was eigentlich ist ein blog?

nun wissen wir es: gemäss duden sind blogs sächlich. es heisst das blog. doch wären blogs keine blogs, wenn sie nicht auch männlich wären. der blog ist auch erlaubt. schliesslich sind blogs auch weiblich. die meist besuchte bloggerin in die chinesische schauspielerin xu jinglei. und so stellt sich die frage: wenn schon das geschlecht eines blogs uneinheitlich ist, wie kann dann die definition allgemein verbindlich ausfallen?

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gibt xu jinglei, weltweit erfolgreichste bloggerin, die antwort? denn sie berichtet über ihr alltägliches leben als chinesische schauspielerin

genau deshalb frage ich meine blog-gemeinde: was nun ist ein blog? bitte helft mit zu bestimmen, was ein blog ist! hier schon mal einige anstösse:

ist ein blog …

… ein webjournal, wofür und für wen auch immer?

… ein notizbuch, das auch andere lesen können?

… der interessanteste kiosk der gegenwart?

… ein linkverzeichnis, das spuren ins web legt?

… der news-ticker der zukunft?

… die kommunikationchance für gleichgesinnte, die sich sonst nicht finden?

… ein blosser zeitvertreib, der letztlich niemanden interessiert?

… das ende der intimität?

… der stammtisch der gegenwart?

… eine technisch einfache form, sein wissen anderen verfügbar zu machen?

… ein teil der eigenen identität?

… die blatt-form für ausgegrenzte in etablierten zeitungen?

… ein stilles örtchen des nachdenken?

… ein suchtmittel auf das man selbst in den ferien nicht verzichten will?

… ein …

doch halt! nun seid ihr dran: blogt mal so richtig über blogs!

stadtwanderer

der scheinauftrag

das lirum-larum ist ein cafe an der berner kramgasse. mit bar, kleinen tischen und sitzgelegenheiten unter den lauben. gerade richtig, um an einem solch heissen samstag nach dem gang auf den markt an einem schattigen ort den morgenkaffee zu trinken und in der gemütlichen altstadt über die lage der nation nachzudenken.

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der augenblick

das gassengespräch an meinem tisch entwickelt sich rasch. denn die svp änderte gestern ihren europapolitischen kurs. “die opposition weicht der integration!”, weiss mein gegenüber. “ausgerechnet jetzt”, erwidert ihm der nachbar, “wo die svp ihre eigene integration der opposition opfert.”

bilanziere ich die standpunkte in der sache, die ich heute hörte, kann man ohne probleme verschiedener meinungen zum entscheid des parlamentes sein, die verlängerung und erweiterung der personenfreizügigkeit in eine vorlage zusammenzulegen: für die trennung hätte die tradition des schweizer abstimmungsgeschehens gesprochen, komplexe fragen soweit zu zerlegen, um einzelantworten zu sammeln und daraus den schluss zu ziehen. die zusammenlegung indessen folgt von beginn weg der sichtweise aufs ganze: wenn ein nein zur erweiterung ein ja zur verlängerung nachträglich in frage stellen würde, ist es besser, über beides in einem zu entscheiden, um eine interpretierbare entscheidung zu haben.

fasse ich die stimmung darüber hinaus zusammen, ist klar: entscheid ist entscheid! wer ihn nicht akzeptiert, stellt sich, nicht die sache ins zentrum. dazu zählt die svp, die sich seit langem im spagat zwischen wirtschaftsfreundlicher politik und antieuropäischer opposition zu profilieren versucht, um das ganze rechte spektrum dominieren zu können.

der rückblick

man erinnert sich: am 19. januar 2008 kehrte der abgewählte bundesrat christoph blocher aus den nachgouvernementalen ferien in die schweizer politik zurück. auf dem albisgüetli trat er vor dem parteivolk auf und erklärte der versammelten schweizer öffentlichkeit, was svp-opposition inkünfitg heisse:der auftrag, den man bei den wahlen 07 erhalten habe, bleibe der gleiche. wenn man ihn nun nicht in der regierung realisieren könne, mache man das aus der opposition heraus. und da schwadroniere man nicht; man ergreife die volksrechte, zum beispiel das referendum gegen die personenfreizügigkeit, falls die eu im steuerstreit nicht nachgäbe.

das tat die eu selbstredend nicht. doch die svp verzichtete als erstes auf die vermengung der beiden dossiers. als zweites lässt die parteispitze nun auch die referendumsdrohung fallen. um die eigene pirouette in einer kernfrage der partei zu kaschieren, diskrediert man in der bekannten propagandasprache den gegner: die dikatoren in der sp, cvp und fdp hätten in die trickkiste gegriffen, um das volk auszuschalten. da die gestellte frage nicht beantwortet werden könne, solle die svp die finger vom referendum lassen. während der unterschriftensammlung und im abstimmungskampf!

verschiedene krampftruppen, die sonst im windschatten der svp politisieren müssen, sehen das anders: die lega dei ticinesi allen voran, die das referendum lanciert hat; gefolgt von den schweizer demokraten, die schon unterschriftenbögen im bekanntenkreis verteilen; und der jungen svp, die sich irritiert gegen die vaterpartei stellt. entscheidend ist aber, dass auch die auns, sonst immer svp-treu, bei der euorpafrage nicht kneifen kann und beim referendum mitmacht, denn das bringt namhaft zugänge zu sympathisanten, die in solchen fragen immer unterschriftswillig sind.

der ausblick

es ist damit zu rechnen, dass zwischen dem 2. juli und 2. oktober die nötigen 50’000 signaturen zusammenkommen werden. denn die ausgangslage war schon einmal ähnlich: bei der einführung der personenfreizügigkeit war man seitens der svp auch eher passiv; man konzentrierte die aktivitäten auf das referendum gegen die abkommen von schengen-dublin!

damals wie heute wollte der wirtschaftsflügel der partei die differenzierung. das hielt jeodch nur solange, bis die referenden und die abstimmungskakade standen. danach entschied sich die svp, beides in einem zu bekämpfen, fürchtete sie doch die entstehung einer anti-europäisch gesinnten partei rechts von ihr. vor dem gleichen problem steht diesmal parteipräsident toni brunner, und zwar nicht zu knapp!

so werde ich ab oktober wieder ins lirum larum kaffee trinken gehen. um auf dem marktplatz der samstäglichen meinungen über die lage der nation nachzudenken. zum beispiel über scheinheilige, scheinflüchtlinge und scheinreferenden. aber auch über scheinopposition, scheinpräsidenten und den scheinauftrag.

stadtwanderer

foto: stadtwanderer

rückblick auf den 22. juni 1476

(kurzfassung meiner ausführungen an der burgunderausstellung von heute)

ich begrüsse sie. seien sie an diesem wunderschönen und historisch bedeutsamen 22. juni 2008 meine gäste! denn heute vor 532 jahren fand die schlacht von murten statt, während der die eidgenossen die burgunder besiegten. und ich beabsichtige, sie genau heute durch die ausstellung “karl der kühne” in bern zu führen. ganz schön kühn, könnte man das sagen!

legenden und fakten in der schweizer geschichte

die schweizer geschichte, die man in der schule hörte, kennt zwei feinde: rudolf von habsburg und karl den kühnen. könig rudolf von habsburg, lernte man, habe die freiheit der innerschwyzer eingeschränkt und damit 1291 den rütli-bund provoziert. das habe zur gründung der eidgenossenschaft geführt, die fast zweihundert jahre später, 1475/6 vom grössenwahnsinnigen burgunderherzog karl ernsthaft in frage gestellt, von den wehrhaften eidgenossenschaft jedoch heldenhaft verteidigt worden sei. seither seien wir schweizer ein unabhängiges und freies land!

das alles ist legendenbildung!

schwiez1476.JPGdie schweizerischer eidgenossenschaft von heute wurden am 12. september 1848 gegründet. um dem ausgeprägt förderalistischen bundesstaat im zeitalter des aufkommenden nationalismus eine gemeinsame geschichte geben zu können, erfand man zwei generationen später “1291“. fakt ist jedoch, dass damals kein staat schweiz gegründet worden ist, sondern ein lokales bündnis zwischen uri und schwyz entstand, während der grossteil der heutigen schweiz diesem gar nicht angehörte. fakt ist auch, dass das konglomerat eidgenossenschaft, das sich zwischen 1350 und 1500 rasch ausdehnte, bis 1648 teil des heiligen römischen reiches deutscher nation blieb, wenn auch seit 1499 mit einem autonomiestatut.

keine legende ist der militärische sieg der vereinigten eidgenossen vom 22. juni 1476.

ins reich der rechtfertigungen gehört aber, die eigenossen seien von den burgundern angegriffen worden; sie hätten sich nur verteidigt. mitnichten! am 25. oktober 1474 erklärten die eidgenossen unter führung bern dem burgunderherzog karl den krieg. am 14. okobter 1475 erweiterte man diese kriegserklärung an die adresse der herzogin yolanda von savoyen, weil sich diese weigerte, mit den eidgenossen zusammen gegen burgund zu kämpfen. vorgängig hatte man bereits die burgundisch-savoyischen besitzungen in der freigrafschaft und in der waadt zerstört und geplündert.

anfangs 1476 schlug herzog karl zurück.

der herzog marschierte, von der belagerung der lothringischen haupstadt her kommend, durch die freigrafschaft und griff grandson an. den bernischen besatzern versprach er freies geleit, wenn sie sich ergeben würden. doch liess er die 400 mann hinrichten, als sie die schlossfestung verliessen. das hat ihm in bern den bleibend schlechten ruf eingebracht. danach konnte er aber, dem neuenburgesee entlang, nach bern vorstossen, wurde er indessen bei concise von den eidgenossen überrascht. die schlacht war kurz, denn die truppen des herzogs flüchteten vor den unritterlich laut vorpresschenden eidgenossen schnell. in lausanne rüsteten burgund und savoyen zu einem neuen anlauf, der auf bern zielte. die eidgenossen besetzten im gegenzug freiburg und murten, beide mit bern verbündet, aber in savoyischem besitz. herzog karl entschied sich, murten zu belagern, sodass es am 22. juni 1476 vor den toren der stadt zur grossen schlacht kam, in der reichste und mächtigste adelige seiner zeit gegen die vereinigten eidgenossen verlor. mehr als 10’000 menschen starben an diesem tag auf dem feld bei salvanach oder wurden im murtensee ertränkt. nur ein halbes jahr später, kam es erneut zu waffengewalt, nun zwischen dem herzog von lothringen, verstärkt durch 5’000 eidgenossen, und dem burgunder herzog. karl erlag in der schlacht von nancy an den folgen einer verletzung, und mit ihm verstarb der letzte der 4 grossen spätmittelalterlichen herzöge von burgund.

karl der kühne und die valois-herzöge von burgund

karl war nur 10 jahre, von 1467 bis 1477, herzog von burgund. und dennoch beschäftigt sich halb europa noch heute mit ihm. die franzosen und deutschen reagieren eher skeptisch auf ihn. für sie ist er ein grössenwahnsinniger geblieben. den engländern gilt er schon mehr, denn politisch waren die engländer stets auf burgund angewiesen. und für die hollander und belgier ist er so etwas wie der begründer des eigenen selbstbewusstsseins. zwar gelang es karl nicht, die unabhängigkeit der niederländischen handelsstädte vom kaiserreich durchzusetzen; das sollte erst wilhelm von oranjen gut 100 jahre nach karl erreichen. doch legte karl mit seinen lebensplan, zwischen dem heiligen römischen reich, dem kaiserreich, und dem französischen königreich, ein selbständiges königreich burgund zu begründen, das vom ärmelkanal am besten bis an mittelmeer und an die adria reichen sollte, die grundlage hierzu.

karl ist ein früher politikertyp. er dachte in historischen dimensionen, und er handelte aufgrund einer strategie.

402px-karte_haus_burgund_4.png20jährig sieht er, wie byzanz, die christliche kaiserstadt, in die hände des osmanischen sultans fällt, und er plant einen kreuzzug zur befreiung der heiligen stätten im nahen osten, den er aber nicht realisiert. 28 jährig muss er, der angehende herzog, der zu gerne französischer könig geworden wäre, mitereleben, wie sein verwandter, der mit ihm aufgewachsen war, als ludwig xi. den franzosenthron erbt; da beschliesst er, seinen könig hinfort zu bekämpfen. karl ist schliesslich 40, als er, nun schon reicher herzog von burgund, den kaiser friedrich iii. nach trier einlädt, um mit ihm über die erhöhung burgunds zum königreich zu verhandeln, und um mit dem habsburger über die nachfolge als kaiser zu pokern.

karl, der kühne, war der vierte und letzte valois-herzog am burgundischen hof. philipp der gute, sein vater, johann ohnefurcht, sein grossvater, und philipp der kühne, sein urgrossvater, hatten die ambitionierte politik der burgunder begründet. durch heirat, kauf und krieg hatten sie seit 1368 ihre ländereien rund um dijon erheblich erweitert erweitern können. die reichen städte in flandern, brüssel und brügge in brabant, die herzogtümer luxemburg und lothringen kamen wie die freigrafschaft am jura stück für stück zum herzogtum burgund. in mittelalterlichen kategorien gedacht, waren die burgunder vasallen des französischen königs wie des kaisers; in neuzeitlichen konzepten übersetzt, beherrschten sie ein territorium, das problemlos als königreich gelten konnte. kleiner als das königreich von england war das das herzzogtum von karl jedenfalls nicht.

mit diesem königreich versuchten die valois-herzöge an die lange burgundische tradition anzuknüpfen. burgund war schon zu zeiten der völkerwanderung im 5. jahrhundert ein königreich gewesen, das damals das rhone-, saone- und doubstal umfasste. auch beim untergang des fränkischen kaiserreiches im 9. jahrhundert entstand burgund als königreich erneut. dieses kam im 11. jahrhundert zum kaiserreich, ausser dem herzogtum burgund, das sich schon im 9. jahrhundert auf die seite der französischen krone schlug und dort überlebt, während das unselberständige königreich burgund nis 1378 in verschiedenste adels- und stadtherrschaften aufgelöst wurde.

das ende des feudalen mittelalters in frankreich und im kaiserreich

möglich geworden war der spektakuläre aufstieg der herzöge von burgund nur, weil die französischen krone im 100jährigen krieg mit der englischen geschwächt worden war. ausgebrochen war diese fehde, als 1337 der letzte kapetinger auf den französischen thron starb und kein eindeutiger nachfolger bestimmt werden konnte. schliesslich setzten sich die herzöge von valois als französische könige durch, brauchten aber 116 jahre, bis sie die englischen königsanwärter vom festland vertreiben konnten. ihre verwandten bestimmten sie zu herzögen von burgund, mussten aber zur kenntnis nehmen, dass diese im 100jährigen eine konsequent pro-englische und anti-französische politik betrieben. das erlaubte es den herzögen von burgund, stets recht unabhängig von französischen königshaus ihren geschäften und interessen nachzugehen.

bs1burgund.JPGum ihr unübliches herrschaftsgebiet sichern zu können, entwickelten die burgunderherzöge grundsätze der hierarchisch geführten verwaltung, beförderten sie den schriftverkehr in der politik, und vereinheitlichten sie steuern und rechte der städte im adeligen sinne. moderne kunst, im buchwesen, bei den tapisserien und in der malerei sollten von der neuen grösse zeugen, und mit der höfischen kultur und mode sollte sich neue lebensluste entwickeln.

das alles erlaubte es ihnen, auch auf herrschaften im kaiserreich überzugreiffen. das wurde nach 1437 namhaft möglich, als kaiser sigismund aus dem hause luxemburg-böhmen verstarb, ohne einen nachfolger zu hinterlassen. im kernteil des kaiserreiches begann nun der grosse aufstieg der habsburger, die bis 1806 ununterbrochen den kaiser stellen sollten. doch im süden und westen des reiches blieb ihr einfluss vorerst schwach, was anderen neue möglichkeiten eröffnete: den städten am rhein und am po, den burgundischen herzögen in dijon und dem französischen könig in paris.

nach 1450 entwickelt sich ein eigentlicher wettlauf um macht, geld und ehre.

anfänglich schienen die herzöge von burgund die nase vorn zu haben. die wende kam 1473 in der alten kaiserstadt trier, dicht an der grenzen zwischen burgund und kaisereich. da sich karl nur um den preis, seine einzige erbin, maria, mit den habsburgern verheiraten zu müssen, könig und kaiseranwärter werden konnte, winkte er ab. er vertauschte den prunkvoll gedeckten verhandlungstisch mit dem feldherrenstuhl. wie einst caesar, der den gallischen krieg gewann, um in rom alleinherrscher zu werden, aber auch wie karl der grosse, der die sachsen besiegte und zum neuen weströmischen kaiser avancierte, wollte karl herrscher über die rheinischen und am besten auch über die lombardischen städte werden. mit ihnen und ihrem reichtum wollte der das europäische kaisertum neu begründen.

der krieg der eidgenossen mit burgund und savoyen

der burgunderkrieg mit den eidgenossen begann 1474 mit einem erfolgreichen aufstand der breisgauer gegen den burgundischen vogt peter von hagenbach. dieser hatte ganz im sinne der burgunder versucht, eine generelle verwaltungsreform im elsass zu realisieren. basel, bis dahin im konflikt neutral, streckte herzog sigmund von vorderösterreich das nötige kleingeld vor, das man sich bei den burgundern geliehen hatte, sodass der einfluss von karl auf vorderösterreich schwand. burgund geriet in die defensive und sigmund konnte in seinem untertanengebiet eine aufstand gegen den herzog anzetteln.

593px-burgunderkriege.pngnun griff das bürgerliche bern in den jura aus, um sich einen weg durch burgundisches gebiete nach frankreich zu verschaffen. in héricourt besiegten die berner ein burgundisches heer. den französischen könig freute diese entwicklung, und er förderte die pro-französische stimmung in bern und in der eidgenossenschaft durch erhebliche geldzahlungen im dreimonatsrhythmus.

fast schon hätte der kaiser rechts des rheins den burgundischen einfluss rückgängig gemacht und der französische könig sich in der eidgenossenschaft ausgebreitet gehabt, sodass man ohne kampf zur tagesordnung hätte schreiten können. um diese vorzubereiten, vermittelte der französische könig 1474 erfolgreich die ewige richtung der eidgenossen mit habsburg, die sich 150 jahren in den haaren gelegen hatten.

doch wurde damit nicht ruhe geschaffen, sondern der eigentliche krieg vorbereitet. die eidgenossen nutzten nun den friedensvertrag mit dem erzfeind im nordosten in der hand, um im südwesten krieg zu führen. von den den kriegserklärungen an burgund und savoyen resp. vom vernichtungsschlage gegen die romandie war schon einleiteten die rede. doch der tagsatzung missfiel das eigenmächte verhalten der berner unter ihrem pro-französischen schultheissen von diesbach.

auch der bernische senat stellte sich quer, und adrian von bubenberg, im aaretal wie in savoyen begütert, meldete seine opposition an. da wurde er aus der berner politik ausgeschlossen, sodass er sich nach spiez auf seinen freiherrensitz zurückzog. dem siegreichen von diesbach sollte es aber noch schlechter gehen. auf einem feldzug nach pruntrut wurde er in blamont von einem pferd überrannt und erlag kurz darauf den folgen des unfalls.

für herzog karl, der an einem angriff auf die eidgenossenschaft nie besonders interessiert war, bot sich nun die gelegenheit, im führungslosen bern zu intervenieren. er arrangierte sich mit dem französischen könig und griff nun in der freigrafschaft und in der waadt ein. die geschichte kennen wir ja schon. sie muss aber um einen punkt ergänzt werden: nach dem überraschungstreffen in grandson, versuchte karl die habsburger auf seine seite zu ziehen. er willigte an ostern in lausanne in einen heiratsvertrag zwischen seiner tochter und erzherzog maximilian ein, denn er noch 1473 verweigert hatte. doch damit gewann er keinen einfluss, sondern sollte er nach seinem tod definitiv sein erbe verlieren.

die folgen für das europa der neuzeit

die eigentlichen erben der burgundischen erwerbungen unter den valois-herzögen von burgund wurden schliesslich die habsburger. maria, die neue herzogin von burgund, die in den niederlanden anerkennung fand, heiratete maximilian, verstarb aber früh. doch maximilian behielt insbesondere die reichen städte am ärmelkanal. und er heiratete als zweites mal, jetzt bianca sforza, die tochter des herzogen von mailand, und legte so seine hand auch auf die lombardischen städte. damit gelang ihm, was sein verstorbener schwiegervater karl stets wollte, wenn auch mit umgekehrten vorzeichen. maximilian stärkte mit seinen heiraten das reich und wurde auch nachfolger seines vaters friedrich iii. als kaiser, als karl längst tod war. 

der ehe zwischen dem habsburger und der burgunderin  waren mehrere kinder entsprungen, unter anderem auch philipp, später der schöne genannt, der zuerst gouverneur der niederlande war, dann ins spanische königshaus heiratete, dort aber früh verstarb. sein gemeinsamer sohn mit juanita, der spanischen königin, stieg als carlos i. zuerst zum ersten habsburger auf dem spanischen thron, dann unter dem namen karl v. als nachfolger von maxilian auf den kaiserthron auf. er regierte auch das neuentdeckte (mittel)amerika und die philipinen und sagt von sich, in seinem reich gehe die sonne nie unter.

europa_1500.jpgso mächtig habsburg aus dem erbe karls wurde, so enttäuschend blieb es für die kaiserfamilie, dass man das kernland, das eigentlichen herzogtum burgund um dijon, nie erhielt. auf dieses griff könig ludwig xi. erfolgreich zurück, als karl starb. niemehr sollte burgund in der folge von grossen politischer bedeutung mehr sein. einzig die katholische kirche hielt in den klöstern das burgundische erbe aufrecht, bis napoléon auch damit aufräumte, sodass nur noch die weinbauern aus burgund berühmt sind.

habsburg und frankreich einigten sich 1493 im friede von senlis über die teilung des burgundererbes und leiteten so den kampf um italien ein. das stand zwar mit der reanissance kulturell in seiner blüte, politisch war es aber äusserst instabil. vorerst rivalisierten die franzosen und der papst mit venedig, später der papst und der kaiser um die vorherrschaft auf der halbinsel. frieden schloss man erst 1555, und es siegte eigentlich der kaiser karl v., der den franzosenkönig und den papst in die schranken wies, durch die zwischenzeitlich ausgebrochene reformation jedoch geschwächt wurde und als kaiser schliesslich abdankte.

die folgen für die eidgenossenschaft

auch die eidgenossenschaft, 1476 grosser schlachtensieger, struktuierte sich in dieser phase neu. nach 1477 wurde die reisläuferei zur wichtigsten erbsquelle. vorerst interessierte sich der französische könig für die schweizer söldner, wie sie jetzt hiessen, später auch der papst. die hat er heute noch, allerdings nur noch in folkloristisch form, während jener seine schweizer in der französischen revolution verlor. 1478 akzeptierten die eidgenossen die von frankreich und habsburg verlangte versöhnungspolitik mit den nachbarn. die freigrafschaft wurde gegen geldzahlungen an habsburg abgegeben; einzig die burgundischen besitzungen in der waadt gingen an bern und freiburg. die ländereien der savoyer gingen auf französischen drucl an diese zurück, und das bündnissystem zwischen savoyen, bern und freiburg, das vor den burgunderkriegen bestanden hatte, wurde erneuert. 1536 sollte der franzosenkönig den bernern und freiburgern erlauben, die waadt erneut zu besetzen und mit der durchführung der reformationen dem katholischen savoyen definitiv zu entziehen.

seidgenossenschaft_13_ortige_1536_1798.JPGunter sich rangen die eidgenossen lange über ihre neue verfassungsform. entschieden wurde sie 1481. in den bund neu aufgenommen wurden freiburg und solothurn. mülhausen wurde zugewandter ort, während strassburg und konstanz, die sich ebenfalls interessiert hatten, fern bleiben mussten. überhaupt, die angst, die städte würden die aufstrebende eidgenossenschaft nun beherrschen, regierte die verhandlungen. schliesslich setzten sich, unter vermittlung von des obwaldners niklaus von der flüe, die kleinen durch. alle 11, später mit basel und appenzell, alle 13 vollwärtigen orte der eidgenossenschaft sollten bis 1798 gleichberechtigte glieder des bundes sein, egal ob sie gross oder klein waren. dieses bündnis, das im kaiserreich verblieb, setzte 1499 gegen maximilian, der dem reich eine grundlegende reform verordnete, einen autonomiestatus durch, der bis 1648 gültigkeit hatte, und die eidgenossenschaft von der weiterentwicklungen des rechts, der steuern und der verwaltung im reich nun ausnahm. wichtigste wirtschaftliche grundlage wurde nun die reisläuferei, die in italien vorerst zu grossen erfolgen führte, dann aber in der niederlage von marignano mündete und den weg für die reformation als (vorübergehende) anti-söldnerbewegung in der eidgenossenschaft ebnete.

bilanz

karl hat die burgunderkrieg nicht überlebt. niklaus von diesbach, sein grosser gegenspieler, auch nicht. adrian von bubenberg wurde als überlebender held von murten gefeiert. in bern wurde er rehabilitiert, und avancierte er zum dritten mal zum schultheissen der stadt. er war massgeblich an der vermittlung mit savoyen zuständig, verlor aber an einfluss auf die bürger- und söldnerbewegung, die nach dem schnellen geld aus dem reislaufen lechzte. 1479 starb er in bern an der pest. seine familie verarmte und verliess eine generation später alles, was man im aaretal hatte, in richtung savoyen.

“herbst des mittelalters” nennt der niederländische historiker johan huizinga, ein burgunderspezialist, die mit karl dem tollkühnen zu ende gehende epoche. melancholie sei das grundgefühl der zeit gewesen, das sich aus dem wissen ergab, das man die mittelalterlichen traditionen verlassen werde. doch das moderne, das neuzeitliche, sei damals noch bekannt gewesen, und die angst, sie beherrschen zu müssen, sei gerade am burgundischen hof durch prunksucht überspielt worden. die grossen ihrer zeit seien arbeitsame menschen gewesen, die voll von lebenslust waren, und sprunghaft zwischen beidem hin und her schwankten.

so wie ich, in meinen beurteilungen.
stadtwanderer

bubenberg partei schweiz (bps)

heute wird die berner bps, die kantonalpartei der kommenden bürgerlichen partei der schweiz gegründet. ob sie genau so heissen wird, ist heute noch offen. und das ist gut so, denn es lässt raum, um über den sinn der parteigründung und der parteibenennung nachzudenken: ich schlage vor, eine liberal-konservative “bubenberg partei der schweiz” zu gründen.

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die ausgangslage

allgemein zeigt man sich skeptisch, ob es zwischen der svp einerseits, der fdp und cvp anderseits einen platz für eine weitere, national relevante partei hat. ehrlich gesagt, bin ich das auch ein wenig.

etwas weniger zurückhaltend bin ich, wenn man auf die mögliche wählerInnen-basis der bps schaut: die parteibindungen sind volatil; neue angebote haben so chancen. nicht-mehr-wählende, die sich von der svp angewandt haben, aber auch die anhängerInnen der svp-politikerInnen, die sich abgespalten haben, kommen da als potenziale in frage.

aktuell schätze ich, dass das national drei bis vier prozent wählende ausmacht. zum grösseren teil zulasten der svp, zum kleiner durch neumobilisierungen.

auf jeden fall ist das zu wenig, um 2011 den sitz von bundesrätin eveline widmer-schlumpf aus eigener kraft zu sichern. das wird nur möglich sein, wenn sich die neue partei über die kantone graubünden, bern und glarus hinaus ausdehnen kann. dafür muss die bps die öffentlichkeit mobilisieren können, muss sie die wirtschaft für sich gewinnen und muss sie im behördlichen willensbildungsprozess fürsprecher für bestimmte interessen werden.

der unterschied zur oppositionellen svp

programmatisch braucht eine bürgerlichen partei wohl drei unterschiede zur oppositionellen svp:

erstens, muss sie auf die permanente institutionenkritik verzichten. der rechtsstaat, die politikerInnen, und auch der respekt vor dem gegner gehören unabdingbar zur schweizerischen politischen kultur.

zweitens, der von der schweiz verlangte bilateralismus in der beziehung zur europäischen union ist keine entscheidung von fall zu fall, sondern eine gut abgestützte determinanten der aussen- und innenpolitik, die es mit all ihren vor- und nachteilen zu akzeptieren gilt.

und drittens kann es sich eine demokratisch gesinnte regierungspartei auf die dauer nicht leisten, sich wählerinnen-stimmen durch die diffamierung ausländischer bevölkerungsteile zu verschaffen, die hier arbeiten, steuern zahlen oder spitäler unterhalten.

so gibt es ein paar unterschiede zur ausrichtung der svp von heute, die zählen.

szenarien für 2011

ob die bps damit fit ist, die wahlen 2011 zu bestehen, ist heute noch spekulation. sinnieren kann man aber, unter welchen bedingungen die parteigründung relevant wird. zwei szenarien, sind denkbar:

einmal, gewinnt die svp die wahlen 2011 überlegen, und hat sie mit einem wunschpartner zusammen die absolute mehrheit in beiden kammer des bundesparlamentes, ist davon auszugehen, dass das angeschlagen konkordanzsystem kippt, mindestens national wohl auch in wichtigen kantonen. dann ist macht die bps keinen sinn.

sodann, verliert die svp die wahlen 2011, bleibt ihr nur die fortsetzung der opposition oder die rückkehr zur konkordanz. im bundesrat würde sie gemessen an ihrer parteistärke wieder vertreten sein. im besseren fall ist das mit zwei vertreterInnen ihrer wahl, im schlechteren jedoch nur mit einem, während der oder die andere aus der bps stammt.

theoretisch wird das schwierig zu begründen sein; praktisch nicht, so lange eveline widmer-schlumpf bundesrätin ist. wenn der pulverdampf des momentes verflogen sein wird, wenn christoph blocher als heimlicher parteipräsident abgedankt haben wird, wird man sehen, wie gering die programmatischen unterschiede zwischen ihr und einer liberal-konservativen rechtspartei in der schweiz sein wird.

adrian von bubenberg als vorbild
adrian von bubenberg war ein politiker dieses typs:

traditionell in seiner inneren verankerung, offen in seinen aussenorientierungen.
hart im kampf, aber verträglich in der verhandlung.
prinzipientreu in der politik, ohne durch das schnell verdiente geld und die fremd geliehen macht geblendet zu sein.

für von bubenberg hatte eigensinn jenen wert, den man heute so vermisst: das hat ihm zwar nicht immer nur erfolge gebracht, ihn aber auch vor dem hochmut bewahrt, der bekanntlich vor dem fall kommt. die geschichte jedenfalls hat ihm, nicht seinen widersachern recht gegeben.

also schlage ich vor, heute die bps, genauer gesagt die “bubenberg partei der schweiz” zu gründen, die genau die werte bubenbergs hochhält und sich der herausforderung stellt, die svp durch die formulierung einer alternative zur oppositions-svp wieder ins boot der verantwortungsbewusst politisierenden liberalkonservativen zurück zu zwingen.

stadtwanderer

http://www.svp.tv/

die überraschende kulturgeschichte der farbe orange

orange ist unbestrittenermassen die farbe der orangenfrucht. und es ist ebenso unbestrittenermassen die farbe der niederländer. dennoch sind die niederländer – unbestrittenermassen – nicht alles orangen.

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das orange der niederländer ist vielmehr der versuch des hauses oranje-nassau, die erbmonarchie, die seit 1813 ungeborchen dessen familienmitgliedern gehört, in der bevölkerung zu popularisieren. die farbe gehörte (damals) keiner partei, und so wurde sie im 20. jahrhundert die nationalfarbe der niederländer. die briefkästen in amsterdam sind orange, und die fussballnationalmannschaft hat selbstverständlich auch diese farbe gewählt.

wenn die niederländer die nationalhymne singen, dann erinnern sie sich an wilhelm von oranjen. das war ein deutscher, und er war der gouverneur, der im 16. jahrhundert unter den habsburgischen spaniern die unabhängigkeit der niederländischen nation erkämpfte. dass er dabei starb, hat ihn zum heldenhaften märtyrer gemacht, auf den man sich in den niederlanden gerne beruft.

doch auch oranjen, der titel von wilhelm, ist in keinem niederländischen gewächshaus entstanden. er kommt aus dem rhonetal. aus orange! das ist kein apfelsinenhain, sondern eine kleinstadt in frankreich, die heute nicht einmal 30000 einwohner zählt. doch 1186 erhob kaiser friedrich i., der mit dem roten (nicht orangenen) bart, die stadt zum selbständigen fürstentum im kaiserreich. seither nannte sich der herr von orange prinz von oranien.

der titel ging später an die burgundischen grafen von chalon und von dort durch heirat an das hause nassau, das sich hinfort durch den zunamen nassau-oranien einen besonderen glanz unter den adeligen gab. und aus dieser familie stammte wilhelm, prinz von oranien, der urvater der holländer, seeländer und utrechter, der so den namen an den kanal brachte.

das französische orange im rhonetal ist eigentlich das lateinische aurausio. das war im altertum ein gefürchteter name. denn an diesem ort verloren die truppen der römer 105 vor chrsitus erstmals gegen die germanen. wandernde kimbern und teutonen, grossgewachsene, kampfeslustige männer(und frauen) besiegten die kleinstämmigen und etwas schlappen römer und begründeten so die furcht der südländer gegen die nordländer.

so schliesst sich der bogen fast. denn orange ist die farbe der niederländer, ohne eine orange zu sein. nicht einmal oranje meint orange, sondern nur ein titel. der ist zwar aus orange, aber nicht aus orangen.

diese kommen in europa aus portugal. persische und arabische händler vermittelten die kreuzung von mandarinen und pamplemusen, die man in china vorgenommen hatte, im 15. jahrhundert in unseren kontinent. deshalb haben die araber noch heute nur ein wort für orangen und portugiesen. und diese sind, würden wir schweizer sagen, auch ganz süss, wenn sie gegen uns im fussball verlieren. aber sie sind gottseidank nicht in orange gekleidet. denn sonst würde diese kulturgeschichte zu den orangen gar nie enden!

stadtwanderer, auf dem weg in die orangene stadt bern

(und morgen erzähle ich wie die berner den prinzen von oranien tatsächlich einmal besiegt haben …)

bildquelle: apropos

die merkwürdige geschichte der schweizer landeshymne

die schweiz wähnt sich, seit dem 1. august 1291 zu bestehen. eine eindeutige und offizielle nationalhymne hat sie aber erst seit seit dem 1. august 1981. dabei greift sie auf ein lied zurück, dass es schon gab, als die “schweizerische eidgenossenschaft”, der bundesstaat von heute noch gar nicht existierte.

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1961 legte der bundesrat fest, der sog. schweizerpsalm sei die provisorische landeshymne. er reagierte damit auf die im häufiger gewordenen verwechslungen zwischen der britischen und der schweizerischen nationalhymne, die damals noch zur gleichen melodie gespielt wurden. in grossbritannien lief der text seit 1745 unter „god save the queen“ (populärer in der schweiz als „god shave the queen“), derweil in der schweiz das lied „rufst du mein vaterland“ 1811 von johann rudolf wyss getextet wurde.

nach dreijähriger probezeit konnten sich die kantone 1965 zur provisorischen landeshymne vernehmen lassen, und sie taten es so, wie man es von ihnen erwartete: 12 waren dafür, 6 dagegen, und 7 votierten für die verlängerung des provisoriums, – ein nullentscheid! die suche nach einer neuen landeshymne, die eingeleitet wurde, führte jedoch nicht zu einem höheren konsens, sodass der bundesrat 1981 der unwürdigen übung ein ende setzte und den schweizerpsalm eigenmächtig zur unverwechselbaren offiziellen landeshymne erklärte.

erstmals veröffentlicht wurde das lied 1843. der text stammtevon leonhard widmer, während die melodie alberich zwyissig kompoiniert hatte. dieser war bis zur aufhebung des zisterzienserklosters wettingen im jahre 1841 daselbst mönch gewesen und hatte den schweizerpsalm an der kirchweihe in wettingen 1835 vorgestellt. das lied selber, das heute bei sportanlässen und staatsempfängen zu ehren der confoederatio helvetica gespielt wird, ist damit älter als der bundesstaat, der erst 1848 gegründet wurde.

1894, auf dem höhepunkt der nationalen welle in der schweiz, wurde das sakral anmutende lied als schweizer nationalhymne vorgeschlagen. doch der bundesrat lehnte dies wiederholt ab. er war der auffassung war, eine nationalhymne müsse sich in der volksabstimmung durch die kehlen durchsetzen, nicht durch ein staatliches dekret. so existierten längere zeiten mehrere versionen der schweizer nationalhymne, wobei „rufst du mein vaterland“ lange populärer war.

heute wirkt der schweizerpsalm mächtig antiquiert. in der regel kann man den text nicht auswendig. an bundesfeiertagen hilft man sich deshalb mit handzetteln aus, selbst wenn das nicht besonders überzeugend wirkt. bei länderspielen würde das aber definitiv blamabel wirken, wenn die jungs von köbi kuhn vor dem dem anpfiff die nationalhymne ablesen würden.

das hat übrigens nichts damit zu tun, dass viele von ihnen secondos sind. auch die meisten schweizer können den text nicht, und summen aus anstand maximal mit.

der versuch, die nationalhymne, pardon, landeshymne, wie man das in der schweiz nennt, auf eine zeitgemässe basis zu stellen, den die nationalrätin margret kiener nellen 2004 unternommen hatte, versandete nach einigen jahren in den mühlen des parlaments.

und so hören wir bald zum letzten mal den schweizerpsalm an der euro 08, ohne etwas besseres in aussicht zu haben.

stadtwanderer

undemokratisch?

ich tagi von gestern stand folgender, bemerkenswerter leserbrief:

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quelle: tages-anzeiger, 3. juni 2008

über die schlussfolgerung will ich mich hier nicht äussern. wir machen weder für noch gegen parteien werbung. der erste satz indessen ist bemerkenswert.

der souverän ist der inhaber der obersten staatsgewalt. in monarchien ist das der könig. in republiken indessen ist es das volk.

die schweiz ist seit 1848 eine republik. die staatsgewalt ging damals vom volk (der nation) und von den kantonen (den staaten) aus, und sie verband sich im bundesstaat.

in repräsentativen demokratien bestimmt der souverän über die verfassung, und er nimmt die wahl der organe wahr, die demokratisch legitimiert sind. in der schweiz ist der souveränitätsbegriff seit 1874 weiter entwickelt. denn volk und stände müssen auch über einzelne verfassungsänderungen resp. -zusätze entscheiden, und das volk kann auch über gesetzesänderungen abstimmen, wenn es will.

wenn sich der souverän bei den abstimmung vom wochenende in undemokratischer art und weise über den volkswillen hinweg gesetzt hätte, hätten sich die stimmenden, die kantone und ihre aktiven bürgerInnen, die den souverän bildeten, mit ihrem direktdemokratischen akt über den volkswillen hinweg gesetzt. doch der volkswille wird in direkten demokratien nicht anders als mittels volksabstimmungen bestimmt. das kann nicht undemokratisch sein!

logisch gesehen geht das also nicht auf. es gibt meines erachtens nur zwei möglichkeiten, dem problem zu entrinnen:

erstens, die stimmbürgerInnen, die sich in volksabstimmungen äussern, und die Kantone, die sich so auch vernehmen lassen, wären nicht mehr souverän.

oder zweitens, der volkswille wird mittels einer neuartigen, mir weiters nicht bekannten form bestimmt.

bin gespannt, wer mir das problem löst!

stadtwanderer

fragen über fragen

wenn ich meine reaktionen sammle, die ich seit dem sonntag beim wandern, in cafes und bei der arbeit zur lage der schweiz bekomme, merke ich so richtig, wie viele fragen sich plötzlich auftun. nicht nur für mich, auch für die menschen rund um mich herum, für viele menschen vielerorts.

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deshalb meine nachfragen:

was ist eigentliche geschehen, und wie könnte es weiter gehen?

ich liste mal fragen auf, und sie alle, die regelmässig oder gelegentlich hier beim “stadtwanderer” vorbei schauen, sind gebeten, ihre anworten zu geben. und zwar zu:

erstens, was ist seit dem abstimmungswochenende vom 1. juni 2008 anders? wie waren die unüblichen ergebnisse, namentlich zur einbürgerungsinitiative möglich? die nein-kampagne zur einbürgerungsinititive kann es ja nicht gewesen sein – doch was dann hat die wende ins nein bewirkt?

zweitens, was geschieht mit der svp? war sie nur konsequent, oder hat sie einfach übertrieben? kommt blocher zurück, oder scheidet er aus der politik aus? gelingt der svp gang in den jungbrunnen der opposition, oder ist es ein marsch in die bedeutungslosigkeit? hat die svp eigentlich eine oppositionsstrategie, oder reagiert sie nur noch auf ereignisse, die ihr bisher fremd waren?

drittens, entsteht eine neue bürgerliche regierungspartei, regional oder nation, die mit anstand, sachbezogen und dossierfest politisieren und so auch überzeugen kann? gibt es eine thematische nische, um sich unverwechselbar zu etablieren? wer wären die personen, die das in der führung und kommunikation leisten könnten?

viertens, sind die verbliebenen regierungsparteien in der lage, der svp in der opposition stirn zu bieten? gibt es eine gemeinsame strategie zwischen sp, fdp/lp und cvp/evp/gfl? braucht es einen einbezug der grünen? oder soll man bei der nächst möglichen gelegenheit einen aus der svp reihen in den bundesrat aufnehmen? und was ist das regierungsprogramm, über das 2011 angerechnet werden soll?

fünftens, jetzt, wo wir grosse regierungs- und grosse oppositionsparteien haben, haben wir da auch ein passendes politisches system dazu? ist die konkordanz am ende, weil weder die inhaltliche noch die arithmetische konkordanz funktionieren? müssen die svp-kommissionspräsidenten im eidg. parlament jetzt zurücktreten, und werden svp-bundesrichter noch durch parteikollegen ersetzt? und brauchen wir einen koalitionsvertrag der regierungsparteien, gegen den sie kein referendum ergreifen dürfen?

sechstens, steuern wir auf gute oder schlechte zeiten zu? ist die abstimmung über die personenfreizügigkeit die grosse weichenstellung? oder warten wir einfach, bis neuwahlen kommen, auch wenn das erst in drei jahren ist?

siebtens, hat die schweiz heute visionen, gestalter und treiber, die sie fortbewegen können? was ist ihr inhalt, und wer ist ihr bester kommunikator?

ich freue mich auf antworten, auch wenn sie nur eine oder einige der fragen über fragen aufnehmen!

stadtwanderer

bild: flickr

meine morgige rede vor der burgunder-ausstellung

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als im 5. jahrhundert unserer zeitrechnung das römische reich nördlich der alpen unterging, liessen sich verschiedenen germanenstäme – zuerst die burgunden, dann die alamannen und schliesslich die langobarden – im gebiet der heutigen schweiz nieder. das erkennt man heute noch an der sprache: die burgunden und die langobarden nahmen die lateinische lebens- und ausdrucksweise an, und ihre nachfahren in der romandie und im tessin sprechen heute französisch und italienisch, während sich die alamannen der latinità verweigerten; sie sprechen heute noch ihre mundart und schreiben leidlich deutsch.

das mittelalterliche königreich burgund

über die drei wandervölker errichteten seit dem 6. jahrhundert die franken, ebenfalls latinisierte germanen, ihr grössen königreich, das im jahre 800 die nachfolge des untergegangenen weströmischen kaiserreiches antrat. doch die karolingische herrschaft zwischen den pyrenäen im südwesten und sachsen im nordosten hielt nicht lange: 843 teile man das kaiserreich unter den enkeln karls, und 888 endete die vorherrschaft der legitimen nachfahren. karls reich zerfiel denn auch fast unwiederruflich in eine westfränkisches resp. ostfränkischen königreich und in ein mittelreich mit achen im norden und rom im süden. doch auch dieses schmale und lange landstück hielt nicht zusammen: es zerfiel in die königreiche lothringen, burgund und lombardei.

burgund, das war nach im 10. jahrhundert das gesamte rhonetal von der mündung ins mittelmeer hinauf, mit den wichtigen zuflüssen saône und doubs jenseits des juras und das aaretal diesseits bis hin zur reuss. so wichtig für die christianisierung nicht nur der eliten, sondern auch der bevölkerung dieses zeit war, so instabil blieb die herrschaft der burgundischen könige, bischöfe und klöster gegenüber dem aufstrebenden adel. 1032 vererbte der letzte burgunderkönig rudolf iii. sein restreich dem römischen kaiser, der seit 962 wieder ostfranken samt lothringen und über italien herrschte.

burgund und das mittelalterliche kaiserreich

drei grosse dyastien hat das kaiserreich im hochmittelalter gesehen: zuerst die römisch geprägten ottonen, dann die teutonisch inspirierten salier und schliesslich die schwäbischen staufer, die zwischen überzeitlich-christlichen universalimus und frühem nationalismus hin und her gerissen waren.

1250 starb der letzte staufer, kaiser friedrich II. mit seinem tod stürzte das kaiserreich in eine grosse krise, die den übergang zum spätmittelalter markierte. das reich zerfiel in unzählige rivalisierende einheiten: mittelgrosse bistümer, kleine grafschaften und städtebündnisse. zuerst gabe es nur auswertige könige, bis sich drei konkorrierende adelshäuser im reich etablierten: die habsburger, natürlich, die luxemburger, verbunden mit dem erbe des hauses böhmen, und die wittelsbacher. sie wechselten sich bis mitte des 15. jahrhunder in der herrschaft über das reich ab, das sich nun heiliges römischen reich nannte, aber nur noch nördlich der alpen anerkenung fand.

vorerst am erfolgreichsten ist das haus luxemburg-böhmen. heinrich vii., karl iv. und sigismund i. waren drei kraftvolle kaisergestalten des spätmittelalters, die bestrebt waren, das zerfallene kaiserreich neu zu ordnen. indem sie es vom ersonenbezogenen feudalwesen der vielen kleinen hin zum territorial und institutionell definierten reich der grossen überleiteten, – ein prozess, indem die frühe eidgenossenschaft ebenfalls vom losen bündnissystem zum räumliche geschlossenen autonomen gebiet im kaiserreich entstand.

einem wesentlichen moment dieses prozesses – dem krieg zwischen den eidgenossen und den herzögen von burgund – nimmt sich die gegenwärtige sonderausstellung im historischen museum zu bern an. sie ist gerade für schweizerische verhältnisse speziell: denn in der traditionellen geschichtsschreibung betonte man liebe gerne den sieg der bäuerlichen eidgenossen über die überheblichen herzöge auf brügge. die jetzige ausstellung kehrt die perspektive um: uns vorgeführt wird die welt der reichen fürsten, die an einer neuordnung europas im geiste des zerfallen karolingischen reiches rangen. und wenigstens für eine sommer sind sie die neuen herren von bern!

der griff der herzöge von burgund nach königs- und kaiserkrone

um zu verstehen, wie es nach griff zur kaiserkrone durch die herzöge von burgund kam, muss man sich in die 1430er jahre versetzen.

im französischen königreich, das seit bald 100 jahren in einem thronfolgekrieg mit england verwickelt war. normalisierte sich die lage. die herzöge von burgund, damals philipp iii. die, obwohl aus dem gleichen hause der valois wie der französische könig stammend, stramm mit den engländern paktiert hatten, wechselten 1435 das lager. sie hielten nun wieder zu eigenen krone, hatten sich aber eine starke stellung am rande des königtum erarbeitet, denn sie waren in den besitz der reichen flandrischen städte gelangt. dieses gebiete nannten sie nun die niederen lande, derweil ihr kerngebiet um dijon die oberen lander wurden. 1437 starb kaiser sigismund ohne leiblichen nachfolger. seine kronen von ungarn, böhmen und jene der deutschen gingen an den habsburger albrecht III. im westen des reichs gelang es aber den burgundischen herzögen, nun auch lehen auf reichtsgebiet zu erlangen.

402px-karte_haus_burgund_4.pngphilipps sohn, karl, reichte das jedoch nicht. als er mit 33 herzog wurde, strebte er nach höherem. neben besitz und macht wollte der ambitiöse herzog auch ehre. er reklamierte vom kaiser die burgundische königskrone, die dieser zwischen 1032 und 1378 getragen hatte. denn ihm schwebte vor, das fränkische mittelreich, das im 9. jahrhundert in den vielen erbteilungen so kläglich zerfallen war, wieder herzustellen. am liebsten hätte er von seinem herzogtum aus bis an die nordsee und bis nach rom und so über die städte in flandern und der lombardei regiert. denn das hätte ihm die aussichten verleihen, der glaich auch neue kaiser zu sein.

mit dem amtierenden kaiser, friedrich III., einem habsburger traff er sich 1473 in der ehemaligen römischen kaiserstadt trier. es wurde verhandelt. es ging um titel – und um frauen. friedrich verlangte maria von burgund, karls tochter, für seinen sohn, erzherzog maximilian, dem möglichen kaisernachfolger. das liess karl zögern, bis die verhandlungen scheitertn. der arme kaiser konnte nicht einmal seine hotelrechnungen bezahlen, als er ging, während der magnat karl mit einem klacks trier verliess. er änderte nicht einmal seinen lebensplan, nur seine strategie.

nun wollte karl, wie damals gaius iulius caesar mit seinem gallischen krieg herr der schlchtfelder werden. sollte ihm das gelingen, würde er seinen anspruch auf die höchste ehre im reich mit der macht der waffen durchsetzen können. wir wissen es: es gelang nicht! es gelang ihm weder ein burgundisches königreich zu etablieren, noch kaiser zu werden.

der krieg mit den eidgenossenschaft

in diesem entscheidungskampf der burgunderherzöge gegen die habsburger kaiser und die französische könige ging es auch um die pässe über die alpen. diese, von den herzögen von savoyen beherrscht, waren von jeher von strategischer bedeutung für die nord-süd verbindung. die allianz der burgunder mit den savoyern bedrohte jedoch die eidgenossschaft im alemannischen mittelland. vor allem deren westlicher teil war auf den freien durchgang nach genf und von da aus ans mittelmeer aus wirtschaftlichen gründen angewiesen.

um die gefahr militärisch abwenden zu können, arrangierten sich die eidgenossen 1475 mit dem erzfeind habsburg im einem ewigen frieden. die berner führten mit zustimmung ihrer kaiserlichen nachbarn dnach einen präventivkrieg gegen die savoyer durch, der schrecklicher nicht geführt werden konnte.

doch anfangs 1476 schlug karl, der bedrohte herzog von burgund, zurück. er besetzt egrandson, die zentrale bastion der verbliebenen berner im savoyischen. damit mobilisierte er aber die versammelten eidgenossen, die bern zur seite standen, und ausserhalb von grandson das heer von karl dem zu kühnen in einer wilden schlacht in die flucht schlugen.

karl regelte nun seine nachfolge. er unterzeichnete den heiratsvertag seiner tochter maria mit dem kaiser. würde er gegen die eidgenossen gewinnen, würden seine trümpfe steigen, kaiser zu werden. würde er jedoch verlieren, wusste er, dass sein erbe an den nun verwandten kaiser gehen würde. und er verlor nach grandson, wo er sein gut liegen liess, in murten seinen mut. in nancy wiederum, verlor er gegen den lothringischen herzogen renatus schliesslich auch sein blut. das bedeutete das ende stolzen herzöge aus dem hause burgund in der manneslinie.

die eidgenossen machen vorerst kaum territoriale gewinne. sie erhielten die herrschaften von grandson, orbe und echallens zugestanden. den rest, den sie erobert hatten, mussten sie savoyen; 1512 erhielten zwar die militärische oberherrschaft über die freigrafschaft, und 1536 akzeptiere frankreich, dass sich die berner in der waadte bis vor die tore genfs zu lasten der savoyer ausbreiten werden. doch zu einem spätmittelalterlichen staat zwischen könig und kaiser stieg man nicht auf.

die bedeutung der burgunderkriege für die werdene eidgenossenschaft

dennoch sind die burgunderkriege ein konstituierender moment für die werdende eidgenossenschaft. durch die burgunderbeute wurden die eidgenossen erstmals sagenhaft reich. viel geld floss in die armen taschen. und die berühmten burgunderteppiche von karl gehören heute noch der eidgenossenschaft. es gab auch kanonen, denn die berühmte artillerie von karl fiel den eidgenossen in grandson die hände. feldschlangen nannten die infanteristen die geschosse, mit denen sie nicht viel anfangen konnten. mehr bedeuten ihnen dagegen die 3000 marketenderinnen von karl, die im mittelland eine willkommene blutauffrischung waren.

um die beuteverteilung, bei der es zu erheblichen unregelmässigkeiten kam, zu regeln, mussten sich die eidgenossen auch neu organisieren. 1481 schlossen sie das stanser verkommnis, das die gleichberechtigung der um freiburg und solothurn erweiterten 8 alteidgenössischen orte im falle von neuen eroberungen festhielt, über die tagsatzung als eigentlicher militärrat fortan wachen sollte. gemeinsam kämpfte man sich im schwabenkrieg die autonomie im reich, die maximilian 1499 anerkannte.

die siegertypen der burgunderkrieg jedoch hatten keine glück. adrian von bubenberg, der die besatzung von murten leitete, verstarb nur 3 jahre nach der schlacht an der pest. als ritter blieb er anerkannt, für seine anerkennung als staatsmann standen ihm seinen sympathien zu karl im weg. schlechter noch ging es hans waldmann, der den entsatz vor murten leitete. als sich der zürcher bürgermeister anschickte, etwas besseres als seine zünfler und bürger zu sein, enthauptete man ihn. seither regiert das mittelmass die eidgenossenschaft.

das burgunder-erbe in der neuzeit

1493 regelten frankreich und habsburg im friedensvertrag von senlis das grose burgundische erbe jedoch unter sich. das herzogtum burgund ging an frankreich und blieb bis heute dort. die niederlande, die von der herzogin maria beherrscht wurden, kamen mit ihrer heirat mit maximilian an das haus habsburg. der frühe tod von maria bei der jagd liess damit auch in diesem gebieten das burgundische erben im kaiserreich aufgehen.

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johan huizinga, der grossen niederländische historiker, der das spätmittelalter der herzöge von burgund porträtierte, nannte sein werk “herbst des mittelalters“. das macht klar, das mit karl, dem letzten ritter, eine epoche ihre reife vollendung erreichte, ohne weiter zu gehen.

immerhin, karls tocher maria hatte mit maximilian gemeinsam kinder, unter ihnen philipp, später wegen seiner attraktion auf junge frauen, der schöne genannt. er lebte im burgundischen flandern, heiratete juanita aus kastilien und wurde für kurze zeit spanischer könig. nach seinem rätselhaftgen tod übernahm carlos, sein sohn, die königskrone und die ländereien in der neuen welt, bevor als karl v. kaiser des reichs wurde und sagen konnte, in seinem reich, dem kaiserreich der frühen neuzeit, gehe die sonne nie unter.

wo und wie im burgundischen diese sonne aufgegangen war, werden wir nun in der ausstellung über die fabulösen valois-herzögen von burgund sehen. kommen sie mit!

stadtwanderer

bild: das historische museum zu bern, am ende des 19. jahrhunderts durch den berner erziehungsdirektor charles-albert gobat gebaut, dem späteren friedensnobelpreisträger für seine vermittlungen zwischen germanen und romanen, wo gegenwärtig die burgunderausstellung “karl der kühne” stattfindet (foto: stadtwanderer).

karten: quelle

literatur: eine knappe übersicht über die komplexe geschichte Burgunds auf deutsch gibt: Hermann Kamp: Burgund. Geschichte und Kultur, München 2007

lob der wildsau!

wohin auch immer ich heute trat: ich suhlte mich in herumliegenden gratiszeitungen. nicht nur 20 minuten lang. nicht nur zur besten news-zeit. und auch nicht nur, um in der schweiz mal einen punkt zu setzten. und alle hatten sie ähnliche titel. von wildsäuen war die rede. doch wie lieblos wurde da berichtet. wie kenntnisschwach waren die texte! gerade so, dass ich mich zu einem exkurs in der soziobiologie der wildschweine-wildsäue veranlasst sehe.

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migrationshintergründe

was oft verschwiegen wird: viele der heutigen wildschweine-wildsäue haben migrationshintergrund. früher einmal, da waren die urchigen tiere in fast ganz eurasien verbreitet. dann kam es überall zur verstädterung der gegenden, zur intensiviereung der landschaften, und die verbreitung der wildschweine-wildsäue ging fast überall zurück. nicht zuletzt weil auch andere grosstiere ihren lebensrau zu bedrängen begannen.

was nun alle wissen: die tiere sind intelligent und standhaft! wildschweine-wildsäue können sich wehren, denn auch sie sind gross und stark. wer sie ernsthaft bedroht, kann schon mal ihre hufe zu spüren bekommen.heute erobern sie verloren geglaubte territorien auf dem ganzen kontinent zurück: bis in die hauptstädte europas dringen sie vor!

man hat wildschweine-wildsäue jüngst in berlin gesichtet, und neuerdings trifft man sie regelmässig auch in bern an. in zahlreichen städten entdeckt man dieser tage ihre spuren. die wildschweine-wildsäue-zählerInnen gehen schon von einigen tausend exemplaren – nur im deutschsprachigen raum – aus. verunsicherten stadtregierungen diskutieren denn auch schon intensiv, ein striktes fütterungsverbot für die wildschweine-wildsäue zu erlassen.

in den weltoffenen vereinigten staaten werden wildschweine-wildsäue gar aktiv eingebürgert. sie sollen andere, vom ausstreben bedrohte tierarten stärken! sie mischen sich schon ganz toll, und neuartige rassen entstehen, sodass die wildschwein-wildsäue-hüterInnen immer wieder unterarten entdecken und registrieren müssen. ein buntes treiben ist das!

man stelle sich nur vor, das würde auch hierzulande schule machen: mischlinge, die sich verbreiten würden, gingen ja noch. doch könnten auch abartige wesen entstehen, verunglückte wildschweine-wildsäue-klone, die alles traditionelle berohen würden wehret den anfängen, höre ich da schon lauthals rufen!

gegen schlammschlachten gefeit

man vergesse nicht: wildschweine-wildsäue sind ausgesprochen überlebensfähig. selbst dort, wo die erde karg ist, finden sie nahrung. denn sie können, besser als alle anderen tiere, selbst härteste böden knacken. mit ihrem kräftigen gebiss sind sie sogar in der lage, kokosnüsse aufzubrechen. kein widerstand ist ihrer ungebändigten kraft zu hart. und wenn es um wildschweine-wildsäue mal so richtig kalt wird, stellen sie ihr fell, und legen sie ein wenig schutzspeck an. bis dass der sturm vorbei ist!

schlammschlachten jeglicher art können wildschweinen-wildsäuen nichts mehr antun. denn sie haben gelernt, damit umzugehen: je mehr schlamm, desto hartnäckiger werden sie! sie suhlen sich darin, sie lassen ihn trocken werden, denn dann schützt er am besten vor unliebsamen sticheleien lästiger insekten. und wenn deren saison dann wieder vorbei ist, reiben sich die wildschweine-wildsäue an bäumen, um den dreck zu entfernen. frisch geputzt machen sie sich dann zu neuen taten auf.

unterschiede zwischen wildschweinen und wildsäuen

wildschweine – und jetzt spreche ich ganz bewusst nur von ihnen – lieben männchenkämpfe. wo auch immer sie beute wittern, ergeben sich ausgiebige hierarchiekämpfe. denn wildschwein kennen überläufer. das sind solche, die meinen, zum zuge zu kommen, bevor sie etwas für die gemeinschaft geleistet haben. verhindert werden muss solches in der wildschwein-gesellschaft!

das imponiergehabe der männchen ist schon fast ein ritual. man scharrt mit den hinterbeinen, und man wetzt den kiefer! eckzähne werden gezeigt, ober- und unterkiefer werden zugeschlagen, sodass es fürchterlich kracht. und es werden die borsten am kamm gestellt, bis sich jeder im weiteren umkreis vor dem angreifer fürchtet. wenn zwei spitzen-männchen miteinander rivalisieren, kann nur einer überleben. ihr schulterkampf ist unerbitterlich. selbst vor blutigen verlusten schrecken sie nicht zurück. denn die schlacht setzt sich solange kompromisslos fort, bis einer aufgibt, freiwillig flüchtet oder ausgestossen werden kann!

wildsäue – und auch da sprechen ich bewusst nur von ihnen – sind da besonnener. sie denken weniger an sich. vielmehr ist ihnen die zukunft ihrer art wichtig. sie bauen sorgfältig ihr nest und schauen darauf, dass die sonne es wärmt. wenn wildsäue werfen, gibt’s gleich viele. sieben ist die regel! die aufzucht erfolgt dann in mutterfamilien. bisweilen bleiben die wildsau-töchter bei der mutter, auch wenn sie selber nachwuchs haben. in dieser einzigartigen form des aufkommenden wildsau-matriarchats haben wildschweine nichts mehr zu suchen. begegnen sich verschieden wildsau-mutterfamilien, wahren sie respekt voreinander! denn ihr gemeinsames fortkommen ist ihr lebensziel. und genau das lob ich mir hier!

stadtwanderer

gib e geiss!

da wollte ich unerkannt durch die stadt des schaffhauser-bocks. erfolgreich wich ich den vertretern der zottel-partei aus, die für ihre einbürgerungsinitiative warben, um direkt beim geissenpeters vom heks aufzulaufen.

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ruedi lüscher, meist negi genannt, kenne ich seit jahren, – noch aus meinen aarauer zeiten. später traf ich ihm bei seinem arbeitgeber, – dem heks. und jetzt sind wir uns auf dem schaffhauser fronwagplatz begegnet.

“gib e geiss!” ist das projekt, das ruedi für heks leitet. die sache ist einfach: man spendet für eine geiss, die einer verwitweten frau mit kindern zu gute kommt. die geiss gibt milch, was nährt. und sie produziert mist, was die böden düngt.

das ist gleich doppelt gut: “Die Ernte wird besser”, verspricht das hilfswerk der evangelischen kirche, “und es bleibt sogar etwas übrig, das die familie auf dem Markt verkaufen kann. Vom Erlös kauft die Frau Kleider, Salz, Seife, Waschmittel, Medikamente und vor allem Hefte und Stifte für ihre Kinder, damit diese zur Schule gehen können.”

doch damit nicht genug: eine geiss bringt mehrere jungen zur welt. “Nach alter Tradition”, so der geisspeter über die geissenbesitzer, geben diese “eines davon an eine andere Witwe weiter. So setzt sich der Geissenkreislauf fort: Die Geiss dient fortan weiteren Frauen und Kindern als Starthilfe für ein Leben ohne Hunger.”

also habe ich mich von als bezeugender geissenspender von ruedi ablichten lassen. war ganz schmerzlos: blauer hintergrund, eine geiss im vordergrund, und ich dazwischen.

den obulus von 30 chf. habe ich selbstverständlich entrichtet, – und so meine erste geiss als stadtwanderer gespendet!

und sie? wandern sie auch in städten? spenden sie auch für geissen?

stadtwanderer
(in schaffhausen)

 

apropos “longchamp”

kate.gifnein, nein, viel zu tun habe ich mit den luxusriösen ledertaschen, die unter dem label “longchamp” verkauft werden, nicht.

eines jedoch ist auffällig: mein bürgerlicher nachname, der offensichtlich französisch ist, schreibt sich – d’après le bon français – falsch. denn longchamp, herleitet vom langen feld, hätte auf französische zwangsläufig ein “s” am schluss.

so liegt die vermutung nahe, alle longchamps würden eine grosse sippe bilden; speziell

. die gründer der französische lederwaren-firma “Longchamp”,
. die erfinder des schicken cabrio-fahrzeugs “De Tomaso Longchamp“,
. die eigner des früheren klosters resp. der heutigen pferderennen auf der “Longchamp” in Paris,
. die erbauer des “Palais Longchamp” in marseille
. der zeitweilige kanzler des englischen königs richard I, “William Longchamp”,
. der zeitgenössischen französischen schriftstellers “Philipp Longchamp“,
resp. die ersten siedler der ortschaften Longchamp, Côte-d’Or, Longchamp, Haute-Marne, Longchamp, Vosges, Longchamp-sous-Châtenois oder Longchamp-sur-Aujon.

doch das bleibt reine spekulation! am sichersten ist, dass unser “longchamp” ein flurname ausserhalb von echallens ist, wo meine vorfahren an den entsumpfungen der felder teilnahmen, um sie danach selber zu bewirtschaften.

mein grossvater väterlicherseits strickte übrigens noch an einer direkte linie zwischen dem hippodrom in paris und unserer familie. die söldner unter unseren vorfahren, welche die berner patrizier dem französischen könig nach paris verkauften, brachten ihn auf die idee. meine diesbezüglichen recherchen blieben aber jämmerlich im dickicht des bois de boulogne stecken.

selber würde ich eher eine verbindung mit dem lederwaren-geschäft aus der grossartigen loire-gegend vorziehen. seit 1970 expandiert diese label für ledertaschen rund um den globus, sodass das englische supermodel kate moss es seit längerem bewirbt. doch auch die recherchen, um eine verbindung zur besitzerfamilie cassegrain aufzubauen, verliefen bisher im irgendwo der virtuellen welt.

bleibt mir nur eins: zu hoffen, dass ich bald auf google-deutsch vor den leder-heinis rangiere, und der ganze traffic auf internet nicht Philippe Cassegrain, der nummer 322 unter den reichen frankreich, sondern mir zugute kommt!

stadtwanderer

foto: fashion mongolia