das dilemma der stadtberner fdp

da bootet die fdp ihren bisherigen gemeinderat stefan hügli aus, indem sie ihn nicht mehr als mitglied der kommenden berner stadtregierung nominiert. nur ein jahr zuvor hatte sie ihn vorgeschlagen, damit er als fdp-vertreter neues mitglied eben dieses gemeinderates werde. zwischenzeitlich hat die partei ihre strategie jedoch geändert: statt die minderheit in der rotgrün geführten exekutive des bundesstadt zu mimen, will sie neu, gemeinsam mit svp und cvp, eine bürgerliche alternative anführen, diese mit barbara hayoz im stadtpräsidium vertreten und gemeinsam mit beat schori und reto nause gegen zwei vertreterInnen der ehemaligen rotgrünen regierung die berner politik bestimmen.


vormals im (rampen)licht der fdp, heute in ihrem schatten: die wiederwahl von gemeinderat stefan hügli beschäftig das lokale politbern. dabei geht es weniger um seine person, als um eine ganze menge taktischer überlegungen (foto: stadtwanderer, anclickbar)

ganz schön riskant, dieses spiel, würde ich da sagen … so riskant, dass ich mich in den nächsten tagen umsehen und umhören werde, was die einschätzungen so sind, und auch gerne ihre kommentare zum dilemma der fdp bei den kommenden wahlen lese!

die vorentscheidung der fdp

die 120 fdp-mitglieder waren sich gestern denn auch alles andere als einig. 68 votierten für den wechsel zur erhofften wende, 51 wollten an der doppelkandidatur mit den bisherigen hayoz und hügli seitens der fdp festhalten. die mehrheit war für eine bürgerliche dreierliste, die den bürgerInnen, die drei bürgerliche vertreter haben wollen, keine personelle auswahl an kandidatInnen lässt. die minderheit votierte für eine fünferliste, die sowohl parteipolitische wie auch eine personelle auswahl zulassen würde.

für die dreiliste sprach an der fdp-versammlung, dass man nur so die beabsichtigte wende herbei führen könne. zudem seien die chancen von barbara hayoz grösser, das stadtpräsidium übernehmen zu können, wenn die bürgerlichen parteien geschlossen antreten würden. gegen eine auswahl wurde vorgebracht, dass das der so signalisierte machtanspruch arrogant wirke.

zugunsten einer fünferliste wurde argumentiert, die fdp verzichte ohne eine auswahl freiwillig auf eines der beiden bisherigen mandate. aus der mitte der anwesenden wurde zudem vorgebracht, der rückzug hüglis gefalle nur der svp; diese wiederum sei selbstverschuldet nicht mehr in der stadtregierung, habe sie doch ihrerseits vor vier jahren die bisherige bäuerin ursula begert fallen gelassen, um den schliesslich erfolglosen beat schori portieren zu können. die fdp, die gerade im kanton bern stets betont habe, unabhängig von der svp auf die erfolgsstrasse zurückkehren zu wollen, diskreditiere sich so gleich selber.

ob der fallengelassene stefan hügli sich das vorgehen seiner partei, die er vormals als fraktionspräsident im stadtrat vertrat, gefallen lassen will, wird er erst im herbst entscheiden. sicher spielt da eine rolle, ob jimy hofer, der parteilose, den bürgerlichen aber nahe stehende kleiunternehmer aus der matte, kandidiert oder nicht. der ex-freisinnige berner bund behandelte das desavouierte mitglied des berner gemeinderates heute ausgesprochen zurückhaltend und kritisierte im kommentar den fdp-stadtparteipräsidenten, thomas balmer, deutlich.

die szenarien

was nun kann bei den diesjährigen berner exekutivwahlen geschehen?

– stadtpräsidium: es stehen sich zwei anwärter gegenüber, der bisherig alexander tschäppät und die herausfordererin barbara hayoz. mit weiteren bewerbungen wird aktuell nicht gerechnet.
– gemeinderat: für die sechs sitze im gemeinderat kandideren momentan je drei rotgrüne (die bisherigen tschäppät, edith olibet (beide sp) und regula rytz (grünes bündnis) und drei schon erwähnten bürgerlichen kandidatInnen, allenfalls erweitert um hügli und hofer, gegenüber. im rotgrünen lager ist noch unklar, ob auch eine kandidatur der grünen freien liste mit aufgenommen wird oder nicht.

also kann man aus heutiger sicht folgende varianten für den ausgang der stadtberner wahlen aufstellen:

– szenario 1: die totale wende: barbara hayoz löst alexander tschäppät nach nur vier jahren als stadtpräsident ab, und die bürgerliche liste macht drei fünftel der stimmen, sodass sie inskünftig drei exekutiv-mitglieder stellt.

– szenario 2: die wende nur an der spitze: es kommt zur wende im stadtpräsidium, nicht aber im gemeinderat. barbara hayoz obsiegt persönlich, die bürgerliche gemeinderatliste falliert aber. die fdp-stadtpräsidentIn wäre dann vor der schwierigen aufgabe, eine mehrheitlich rotgrüne stadtregierung nach aussen vertreten zu müssen.

– szenario 3: die wende nur in der regierungsmehrheit: es kommt zur wende im gemeinderat, nicht aber im stadtpräsidium. der sp-mann alexander tschäppät wäre dann gefordert, seinerseits eine regierungsmehr vertreten zu müssen, der er selber nicht angehört.

– szenario 4: die wende bleibt ganz aus: möglich sind auch szenarien, in denen die wende ganz ausbleibt: tschäppät wurde dann weiterhin einer mehrheit aus sp und grünen vorstehen, doch gibt es verschiedene varianten für die bürgerliche minderheit: die wahrscheinlicheren varianten sind dann:

a. die parteien stellen entsprechend ihrer parteipolitischen grösse je einen gemeinderat; die würden dann wohl hayoz und schori heissen.

b. der schon letztes mal umstritten gewesene schori fällt bei den bürgerlichen wählern durch; umgekehrt schwingt der cvp-mann oben auf, sodass die bürgerliche zweiervertretung wohl hayoz und nause heissen würde.

c. denkbar, wenn auch wenig wahrscheinlich sind die fälle, dass es hügli im alleingang gegen seine partei wieder schafft, und die personelle zusammensetzung des berner gemeinderates exakt die gleich wie bisher wäre.

d. nicht ganz auszuschliessen, aber doch am unwahrscheinlichsten ist, dass es jimy hofer schafft, neben barbara hayoz als parteiloser in die stadtregierung einzuziehen.

hoffen und bangen

niemand weiss im moment genau, was passieren wird. weder die eine noch die andere seite scheint über wahlumfragen zu den parteien und kandidatInnen zuverfügen. es wird vertraut, dass die hoffnungen, die man hegt sich auch erfüllen. dass ist politisch nicht unüblich, basiert aber auf beiden seiten mehr auf der absicht, als auf der analyse.

in den überlegungen zur wende ist entscheidend, dass man von bürgerlicher seite mehr stimmen macht als von linker seite. dagegen gibt es im moment einen recht harten einwand: trotz 6. oktober 2007, das heisst trotz der kontroverse um den bewilligten svp-umzug und die unbewilligte gegenveranstaltung des bündnisses gegen blocher&co und trotz der kontroverse um die in der folge ausgebrochenen krawalle in bern, kam rotgrün bei den nationalratswahlen unverändert auf eine mehrheit.

wäre die wende im november 2008 sicher hätte sich die fdp gestern sicher nicht so schwer getan, einen entscheid zu fällen. die kandidatur des bisherigen stefan hügli wäre sicher auf wenig gegenliebe gestossen …

bliebt also nur der vorläufig einzig sichere schluss, dass alles unsicher ist, – und die fdp auf die ganz hohe karte setzt, fast alle zu gewinnen oder fast alles zu verlieren. ein gesicht dürfte sie aber so oder so verloren haben. dasjenige von hügli oder ihr eigenes.

stadtwanderer

spazieren & geschichte

wer als tourist an bern denkt, lobt spontan die altstadt, schüttelt aber wegen den preise den kopf. das jedenfalls hält tourismus schweiz in seiner jüngsten marktforschung zu 38 schweizer toursten städten fest. 4000 besucher haben hierzu auskunft gegeben; 84 davon, die direkte erfahrungen mit bern hatten.


in historisch bedeutsamer umgebung spazieren zu gehen, ist gemäss der studie tourismus schweiz die wichtigste erfüllte erwartung der touristInnen in bern (foto: stadtwanderer, anclickbar)

stadtwandern im trend …

“spazieren & historie” – das sind die grossen themen des stadtwanderers. immer fasziniert ihn das an bern, bisweilen mit den augen des einheimischen, manchmal aber auch des gastes. sehen, staunen, sich erinnern und sich bilden sind sein programm.

damit trifft der nicht nur eine zentrale erwartungen der bernbesucher; es sind auch jene beiden punkte, die gleichzeitig überdurchschnittlich gut beurteilt werden.

“sightseeing und atmosphäre” nennt die studie diese wichtige dimension des touristischen städtimages. dazu zählen auch echtheit und der einzigartigkeit. doch gerade da machen die bern-sucher schon erste fragezeichen: was sie erwarten, wird nicht immer eingelöst. und diese diskrepanz gilt ganz besondes für die atmospäre in bern. sie ist legendär, aber nicht mehr für alle touristInnen fassbar.

nach bern kommt man nicht unbedingt wegen des einkaufens. was man dann aber beim shopping vorfindet, bekommt die eigentliche bestnote. die mittleren erwartungen werden hier klar übertroffen. das gilt notabene auch für berns stadtführungen: kein besonderes kriterium bei der stadtwahl, aber eine angenehme erinnerung, wenn man dann genutzt hat.

bern’s konkurrenzprofil …

bern’s profil, das tourismus schweiz resümiert, lautet:

. top beim shopping,
. gut beim sightseeing,
. bei kultur&kunst sowie
. bei märkte&feste.

in all diesen punkten liegt bern auch über den schweizerischen mittel. bei urbanität, naturnähe und essen liegt bern dagegen nur im mittelmass. welness und erholung sind die eigentliche schwachstelle. wer das sucht, geht in der schweiz nicht nach bern.

mit diesem profil befindet sich bern auf schweizerischen boden im verbund und in konkurrenz mit benachbarten städten wie fribourg, lausanne, luzern und solothurn. luzern schneidet dabei für touristen klar attraktiver ab, die andern städte eher etwas schlechter.

aufforderung zum handeln!

so, jetzt müssen das nächste mal bei der umfrage von tourismus schweiz nur noch mehr leute auskunft geben, weil sie, von einem aktiven berner stadtmarketing zahlreicher nach bern gelockt wurden!

stadtwanderer

tourismus schweiz studie 2007

wie nur funktioniert unser kollektives gedächtnis?

wer sind die drei nobelpreisträger, die in bern gelebt haben? – diese frage stellte ich auch an meiner eröffnungstour zur diesjährigen stadtwanderer-saison.

und es gab eine überraschung. meine gruppe, die luft-abteilung aus dem bafu, konnte alle drei nennen!


medaille für die mit dem nobelpreis geehrten persönlichkeiten – eine möglichkeit, das vergessen von grossen leistungen zu verringern

das ist unüblich, denn meistens beleiben die teilnehmenden bei zwei stehen:

albert einstein, natürlich, ist heute allen geläufig. er hat 1922 den nobelpreis für physik bekommen.
theodor kocher, doch doch, kennt man auch noch einigermassen. er wurde 1909 mit dem ersten nobelpreis für medizin geehrt.

doch der dritte, der bereitet meist schwiergikeiten: es ist charles albert gobat. er bekam 1902 den friedensnobelpreis. er ist der einzige schweizer politiker, der damit für seine vermittlungsarbeiten zwischen kulturen belohnt worden ist.

diesmal erinnerte sich ein teilnehmer an der stadtwanderung daran. er war selber kantonspolitiker, und er hat von gobat bei einer wanderausstellung erfahren. gut so, dass die erinnerung wieder langsam zurückkommt.

wenn sie es auch nicht gewusst hätten, empfehle ich diese seite zu lesen.

und man kann sich auch ein paar gedanken machen, wie es kommt, dass die drei zeitgenossen, die alle in berns blütezeit vor dem 1. weltkrieg in der bundesstadt aktiv waren, so unterschiedlich erinnert werden.

wie nur funktioniert unser kollektives gedächtnis, frag’ich da?

stadtwanderer

die befreiung

reprise wegen spam-belastungen der alten version

doch, doch, da ist heute, dem tag, an dem die schweiz wieder eine komplette landesregierung hat, ganz angeregt auf dem stadtwanderer diskutiert worden.
200 mal wurde der letzte beitrag zudem angeklickt, – ein ganz guter indikator, dass es ein unübliches bedürfnis gibt, sich auszudrücken.


das ergebnis der bundesratswahlen 2007 (quelle: srg)

ich bin heute, wie auch gestern, deutlich häufiger angesprochen worden als üblich: im zug, im tram, im postauto, – und vor allem auf der strasse.

gestern hatte ich noch den eindruck, emotionale sieger und verlierer unterscheiden zu können.

die heutigen begegnungen resümiere ich anders: die entscheidung im parlament hat befreiend gewirkt. und zwar glaube ich sagen zu können: für alle!

die meisten menschen, die mir heute bewusst begegneten, wirkten

erfreut,
selbstbewusst,
stolz,
entspannt,
mitteilsam,
engagiert,
strahlend,
zuversichtlich.

sie schienen mir durchaus willens, sich der neuen situation zu stellen.

oder irre ich mich in meiner tagesbilanz?

stadtwanderer

willkommen in der neuzeit

1498 gilt in bern als syphilis-jahr. söldner, die wenige jahre zuvor in neapel gekämpft hatten, brachten die “mal de naples”, auf gut berndeutsch “blattern” genannt, mit nach bern. das siechenhaus, das man 1491 vom heutigen rosengarten an den standort der jetzigen waldau verlegt hatte, reichte nicht mehr aus. man musste ein neuen siechenhaus, das “blatternhaus”, extra für die an syphilis erkranken rückkehrer einrichten.


blick von der untertorbrücke, dem wahrzeichen des spätmittelalters, auf den altenberg 6, wo heute das restaurant landhaus steht, früher, das blatternhaus, wo die kranken der neuzeit versorgt wurden (foto: stadtwanderer, anclickbar)

“mal de naples”

zwischen 1495 und 1500 breitete sich die geschlechtskrankheit, deren symptome sich bald überall an der haut und im gesicht zeigen, schnell über halb europa aus. seinen anfang nahm die neuartige seuche, die auf die pest folgte, 1494 in neapel. der spanische könig hielt seit längerem das süditalienische königreich besetzt, während der französische könig die erbschaft des hauses anjoux antrat, und deren königreich neapel und sizilien für sich beanspruchte.

könig karl viii. intervenierte deshalb in italien, und versicherte sich hierzu der unterstützung der eidgenössischen söldnern. seit dem sieg der eidgenossenschaft über burgund waren diese heiss begehrte krieger zu fuss. berns truppen beteiligten sich an diesem ersten krieg der neuzeit, das heisst nach der entdeckung amerikas durch christoph columbus.

und sie brachten die “blattern” mit nach hause, die hinfort der namen hatten, von sie kamen: der krankheit aus neapel!

prä-columbianischer oder columbianischer ursprung in europa

bis heute gibt es in der medizingeschichte eine kontroverse, wie es zur rasanten ausbreitung von neapel aus kommen konnte. zwei hypothesen werden verfolgt: die “vor-columbianische” und die “columbianische”.

die erste annahme geht davon aus, dass es sich um eine krankheit handelt, die schon in der antike bekannt war. hippokrates beschreibt die symptome von syphilis, ohne das sie eindeutig bestimmbar sind. und in pompeii hat man skelette gefunden, die syphilis-ähnliche spuren aufweisen. demnach wären gerade im mittelmeer raum mindestens vorläufer-krankheiten von syphilis nichts ganz unbekanntes gewesen. unerklärt bleibt aber, weshalb sie sich erst am ende des 15. jahrhundert über den kontinent ausbreiteten.

die zweite annahme macht einen direkten bezug zur entdeckung amerikas durch columbus im jahre 1492. demnach ist syphilis eine krankheit aus der neuen welt, die mit der rückkehr der expeditionen der spanier in die alte welt gebracht wurde. von spanien aus breitete sie sich rasch nach neaples aus, denn sie wurde durch den internationalen geschlechtsverkehr, beginnend bei den überseefahrer und ihren prostituierten, übertragen. diese wiederum wären für die verbreitung in neapel und vor dort durch söldner der siegreichen heere frankreichs, die nach haus zurückkehrten, schnell weiter verbreitet.

nun hat eine neue studie der biologin kirstin harper von der emory university in atlanta gerade letzterem auftrieb gegeben. ihre forscher haben einen stammbaum des syphilis-erregers ausfgestellt. dazu untersuchten sie weltweit 26 stämme des bakterium. sie verglichen die ähnlichkeiten im erbgut und schlossen daraus, in welcher reihenfolge die stämme entstanden sein müssen. das resultat der untersuchung wurde dieser tage verkündet: “Syphilis oder ein Vorläufer der Krankheit kam von der Neuen in die Alte Welt”, lautete es ohne wenn und aber.

die erinnerung in bern an die beginnende neuzeit

bis heute ist syphilis nicht nicht verschwunden. in europa ist die zahl der erkrankten zwar stark zurückgegangen. doch bleibt die erinnerung an die krankheit der neuzeit wach. friedrich nitzsche, niccolo paganini, franz schubert und al capone gelten als die berühmten syphilis-toten der neuesten zeit, und werden selbst in aerztezeitschriften gerne gezeigt, um vor der neuen ausbreitung der krankheit durch die internationalisierung der prostitution zu warnen.


die berühmten syphilis-opfer der neuesten zeit: al capone, franz schubert, niccolo paganini und friedrich nietzsche.

wenn sie sich erinnern wollen, wo und wann die neuzeit in bern begann, dann habe ich einen vorschlag: machen sie einen spaziergang an die aare. gehen sie über die brücke, die als steinbrücke aus dem jahre 1468 stammt. erinnern sie sich dabei an das ausgehende spätmittelalter. und kommen sie beim heutigen restaurant landhaus in der neuzeit an. denn genau da war, vor dem bau des aargauer stalden, die sandflue, eine grube, in die man 1498 das neue siechenhaus stellte, das den namen blatternhaus bekam.

stadtwanderer

mehr dazu unter:
http://science.orf.at/science/news/150485

neu: hinweis auf mein flickr

das ist wenigstens bei mir neu: der hinweis auf die foto-seite des stadtwanderers! die ist nämlich ganz gut besucht, und jetzt direkt mit dem blog verlinkt.


vermeintliches chaos auf berner strassen, von rotgrün veranstaltet, – eine meiner bern-impressionen beim stadtwandern (foto: stadtwanderer)

unten rechts kommt auf dem blog stets eine auswahl aktueller fotos über bern, die ich als stadtwanderer gemacht habe, und über die ich je gelegentlich auch berichte.
nun kann mann und frau jederzeit ein auge voll nehmen, und bei bedarf direkt zum fotoalbum wechseln!

stadtwanderer

frieren wie in canossa

reprise wegen spam-belastungen der alten version

das weiss man: dass könig heinrich iv. von papst gregor vii. wegen anmassung im jahre 1076 mit dem krichenbann belegt worden war und ein jahr zeit hatte, sich zu bessern. schliesslich zog er nach canossa, um drei tage und nächste in klirrender winterkälte busse zu tun und um vom fluch befreit zu werden.

was man in der regel nicht weiss: dass bischof burchard von basel einer seiner wichtigsten helfer auf dem weg nach canossa war, denn er sicherte die passage des königs durch burgundisches territorium. dieser burchard stammte genau aus dem seeland, genau aus dem heutigen vinelz.

aus sympathie mit der frierenden gesellschaft in canossa, bin ich am 930. jahrestag des ereignisses am ort der stammburg der seignieurs de fenis, der hasenburg zwischen vinelz und ins, nur leicht bekleidet wandern gegangen. meiner blutzirkulation hats gut getan, – war am abend zu allerlei weltgeschichtlicher taten motiviert!


der stadtwanderer auf den spuren von bukko von fenis, frierender in canossa (füsse/foto: stadtwanderer)

der bericht von der abenteuerlichen reise nach canossa

bildhaft beschreibt der chronist lampert von hersfeld die reise des königs, die ihn durch burgundisches gebiet nach genf und von dort über den mont cenis nach canossa in der toskana brachte. es war die jahreszeit wie jetzt: winter 1076/77. der könig hatte maximal bis am 2. februar zeit, den papst von seiner reue zu überzeugen. zur winterlichen alpenüberschreitung schreibt der chronist etwa:

“Sie krochen bald auf Händen und Füßen vorwärts, bald stützten sie sich auf die Schultern ihrer Führer; manchmal auch wenn ihr Fuß auf dem glatten Boden ausglitt, fielen sie hin und rutschten ein ganzes Stück hinunter, schließlich gelangten sie doch unter großer Lebensgefahr in der Ebene an. Die Königin und die anderen Frauen ihres Gefolges setzten sie auf Rinderhäute, und zogen sie darauf hinab.”

selbst den pferden habe man die füsse verbunden, fügt lampert bei, um sie so den mont cenis hinunter schleifen zu können. nichts lässt der mönch auch vor der burg canossa aus:

“Hier stand er nach Ablegung der königlichen Gewänder ohne alle Abzeichen der königlichen Würde, ohne die geringste Pracht zur Schau zu stellen, barfuß und nüchtern, vom Morgen bis zum Abend. (…) Endlich am vierten Tag wurde er zu ihm [Gregor] vorgelassen, und nach vielen Reden und Gegenreden wurde er schließlich vom Bann losgesprochen.”


auf dem weg zur hasenburg bei vinelz, dem früheren fenis (fotos: stadtwanderer)

heute als teil der entstehenden politischen propaganda erkannt

heute kritisiert die geschichtsschreibung die darstellung, denn lambert stand einseitig auf der seite des papstes. seine darstellung, in seine “annalen” aufgenommen und nur kurze zeit nach dem geschehen verfasst, habe im tobenden streit zwischen den kontrahenten als parteischrift gedient. überhaupt: dass der adel des reichs nicht mehr zusammenhielt, dass er rücksichtslos partei ergriff, war etwas neues, einmaliges. nicht selten sieht man in dieser zeit auch den beginn der politischen propaganda, die im wappentragen, etwa durch den basler bischof (bis heute in drei kantonswappen), ihren ursprung hat.

gerade dieses historische moment macht die quelle, die lampert uns überliefert hat, aber auch so wertvoll. sie zeigt, wie verwegen die tat des königs war, und wie aufgeregt man auf sie in rom reagiert hatte, als er, unerwartet, die alpen überscnritt und um vergebung bitten sollte. denn der könig spielte das kirchliche bussritual so perfekt, dass dem papst nichts anders übrig, als es mitzuspielen und seinen plan, den könig zu stürzen aufzugeben!


der legendäre hasenburghügel zwischen vinelz und ins heute (fotos: stadtwanderer)

bukko von fenis im anhang von könig heinrich

im hintergrund von könig heinrich wirkten eine reihe geistlicher. zu den militantesten gehörte bischof burchard, oberster priester der diözese basel und herr derselbigen stadt. seine familie war burgundischer herkunft, und sie war unter heinrichs vater, kaiser heinrich iii., der gleichzeitig auch könig von burgund war, zu den herren von fenis aufgestiegen. ihre stammburg hatten die seignieurs hoch über dem bielersee. von da aus sicherten sie die königliche strasse entlang des jurasüdfusses. und da wuchs auch bukko, wie man burchard damals im volksmund aussprach auf.

die familie burchards und seine herkunftsregion profitierten übrigens mächtig von der teilnahme an der schlittelfahrt nach canossa. so erhielten sie härkingen als lehen und sperrten den durchgangsverkehr auf der konkurrenzstrasse, die von heinrichs gegner, dem papsttreuen grafen von rheinfelden, gefördert wurde, und die später zentral für das zähringische reich werden sollte!

den so gewonnen reichtum nutzte die familie, um anfangs des 12. jahrhundert an der talstrasse selber eine neue burg zu bauen: cerlier, das heutige schloss und städtchen erlach, entstand auf diese weise. zusammen mit seinem bruder cuno, den könig heinrich in lausanne zum treu ergebenen bischof gemacht hatte, begründete er den ort als neuen stammsitz der familie.

wahrlich, dank dem epochalen streit zwischen papst und könig waren die fenisler zu den herren der juraverbindung von nord nach süd geworden.


weiterreise nach ins/anet – mit einem weiteren kapitel sinnlicher geschichte im rucksack (fotos: stadtwanderer)

frieren auf der hasenburg, aus sympathie mit der lokalgrösse

schloss erlach steht heute noch. und es ist auch eine reise wert! aber es ist bei weitem nicht so geeignet, um sinnlich geschichte zu schreiben: nämlich

… nachzuempfinden, wie könig heinrich und bischof burchard in canossa drei tage und nächte froren…,

bis ihre bitten erhört wurden. da eignet sich die hasenburg, der ursprüngliche stammsitz der seignieur de fenis deutlich besser! denn sie steht gar nicht mehr, und so zieht es auf dem hügel hoch über dem bielersee an wintertagen wie diesen kräftig. und jetzt, wo so schöner schnee liegt, macht es auch richtig spass, barfuss rumzulaufen und zu hoffen, das bittende rufen im wald werde endlich von jemandem erhört.

polit-poker des abends

reprise wegen spam-belastungen der alten version

da war ich doch wieder mal in thun. dort, wo ich mittelalterlicher schultheiss bin. und hab mich da zur abwechslung ein wenig um die gegenwart gekümmert. “polit-poker” heisst das kartenspiel, das ich in einem tollen gameladen der altstadt gekauft habe.

das spiel hat die normalen farben: rot-schwarz; und die normalen symbole: herz-kreuz-pik-schaufel. aber es hat unübliche königinnen und könige: unsere bundesrätInnen werden da von nico porträtiert, ganz so, das man sich eines weiteren kommentars nicht verkneifen kann!


politpoker aus dem spielladen in thun (foto: stadtwanderer, anclickbar)

allen voran erscheint uns natürlich doris I., auch auch auf diesem blog keine unbekannte. mit hübschem krönchen, haftendem schleier und farbloser kette, aber mit starkem charme. ein jeder verneigt sich, wenn er nur schon an sie denkt. und lacht ein wenig über die unverkennbare zahnbürste aus dem set des besten cvp-werbetricksers, die sie immer noch mit sich führt. doch ich will da nicht verweilen, der doris strebt nach oben. sie schwebt über den wolken: ich schätze, 88 prozent der schweizer jassgemeiden hätten sie beim slalom gerne als partnerin, wenn sie nur wählen könnten!

dann, als zweites, erblickt man micheline, die calmy-königin. auch sie mit spitzem krönchen und rotgrün versetzter kette, doch vor allem mit dem breiten lachen, das man schon in allen uno-ländereien kennt. und dem mikrophon des fernsehens, das sie mit dem ganzen globus verbindet. niemand, gar niemand, soll ihr streben für frieden&freundschaft nicht bedient werden. auch sie ist ein geschenk für die schweiz!. meine prognose: 79 prozent der fernseherInnen in der schweiz lächeln ihr nach, wenn sie sie für den bundesrat wieder empfehlen!

samuel, der schmid, ist der dritte im bunde, aber der erste mann der stunde. sein blick ist als einziger gerade aus. aber er wirkt ein wenig getrübt, denn der dunkelgrüne mantel über seinen schultern lastet schwer. doch er hält durch, und er hält am schwert des verteidungsministers fest! bravo! sein erdapfel 08 ist der fussball, könig fussball! damt will er inskünftig popularitätstore schiessen. meine analyse: 77 prozent der schweizerInnen, möchten, dass er weiterhin im stadion für ordnung sorgt! und in bern sind’s wohl sogar ein paar prozent mehr …

der blick des vierten porträtierten ist leicht frivol. seine augenbrauen sind hoch gezogen, doch seine lippen sind angestrengt. das hat wohl mit dem zu tun, was er in den händen hält: das majestätische sparschwein und das budget der ganzen eidgenossenschaft. trotz dem rang eines königs aus appenzell-ausserhausen: er macht einen solid-bürgerlichen eindruck, der ihm bei den feministInnen unverändert keine punkte bringt. ich halte hans-rudolf merz zu 71 prozent für wieder wählbar!

ja, und nun kommt moritz, der leu, der, koste es, was es wolle, durch jeden berg fährt. in seinen hält er die schienen, als wolle er sagen: … stehen alle räder still, wenn mein starker arm es will! doch das sbb-symbol auf seiner brust wirkt wenig heldenhaft; es zeigt in verschiedene richtungen: ganz so, als ob der träger da vorübergehend auch an akw’s gedacht hätte? doch lassen wir die alten ambivalenzen, denn moritz’ urbane intello brille zeigt, dass er lesen – und schreiben kann. ich schätze, das gefällt noch 69 prozent der medienbegeisterten schweizerInnen.

für christoph b. (marke: “geheimplan 19-39-45”) sind es wie seit 1992 harte zeiten. man merkt es ihm an: überall wird er von rotgrünen stoffen umgeben, die sein schweizerkreuz nicht so mögen, wie er es mag. und überall zweifeln sie an seinen fähigkeiten als unabhängiger justizminister, der ausgewogen über allen bundesanwälten steht, die er selber entlassen kann! so ungerecht ist die welt von heute, dass er sich bisweilen in eine silvia b. umwandeln lässt. wieviele solches wohl goutieren? ich würde wetten, gerade mal 50 prozent des mannen- und frouenvolkes!

und schliesslich der wahre könig, der strenge herrscher über die krankenkassen, der stolze chef über alle ärzte und patientInnen zugleich. er, er weiss, was eine institution ist! und er, er weiss, wie man das gesundheitswesen auf vordermann/frau bringen kann! doch ausgerechnet er weiss plötzlich nicht mehr, wen er gemeint hatte, als er nach schweizern ausschau hielt, die mit dem italienischen glichen werden könnten. ich glaube zu wissen, das verzeihen ihm gerade mal 41 prozent seiner untertanen.

doch das alleine ist es nicht, was man da ausjassen kann! oh, nein, verehrtes publikum: ein richtiges kartenspiel hat auch einen joker, in unserem falle vielleicht gar eine spielverderberin! man fragt sich, was sie im unsichtbaren schilde führt? das bleibt diskret … – ihr nachteil reprise, wegen spam-belastung der alten version!

ist: sie grünt so sehr, dass es ihre schellen allen verraten, wen sie als

nächstes anstreichen möchte. ihr vorteil: ich weiss nicht, wie viele oder wie wenige sie auch als grüne königin gerne haben würden!

so verabschiede ich mich aus thun, gehe wieder nach bern. ich verkrieche mich wieder in die vergangenheit, und lasse das gefährliche spiel zwischen gegenwart und zukunft!

stadtwanderer

mehr zur sache!

mehr zum spiel!

ganz falsch!

es ist klar: ich lag ganz falsch!

meine favoritInnen für den oder die schweizerIn des jahres 2007 haben sich weder generell noch speziell durchgesetzt. keiner meiner vorschläge für die herausragende leistung des vergangenen jahres einer persönlichkeit aus politik, wirtschaft, gesellschaft, kultur und show wurde vom stimmenden tv-publikum gewürdigt. und auch in der gesamtbilanz, der wahl zum schweizer des jahres, traf ich den geschmack der mehrheit nicht.

der schweizer des jahres 2007

denn gewonnen hat gestern abend jörg abderhalden. 20,8 prozent der voten aus der bevölkerung entfielen auf ihn. damit übertrumpfte der dreifache schwingerkönig mitbewerberInnen wie ernesto bertarelli, carla del ponte, marc forster und edith hunkeler.


jörg abderhalden, der überraschende schweizer des jahres 2007

mit jörg abderhalden wurde gänzlich unerwartet der beste schwinger aller zeiten zum schweizer des jahres gekürt: “Ich bin sehr überrascht, dass ich als kleiner Schwinger hier gewinnen darf. Ich danke alle für meine Wahl.”

überrascht waren aber auch die meisten anwesenden im zürcher hallenstadion. den mit dem preis des schweizer des jahres sollte eine persönlichkeit gewürdigt werden, die im zurückliegenden jahr durch kreativität, mut, eigenwilligkeit und innovation aufgefallen war.

sicher, jörg abderhalden hat 2007 souverän das schwingen am “eidgenössischen” in aarau gewonnen. zum vierten mal in folge stand er dabei im schlussgang, und zum dritten male seit 1998 obsiegte er auch. das ist sicher eine individuell beachtliche leistung, zumal das in der gut 100jährigen geschichte der schwingerfest bisher niemandem gelungen ist.

wofür steht die gewürdigte leistung?

doch sind schwingerfeste audruck einer innovativen kultur? – ganz sicher nicht! anders als in jedem cupsystem, bestimmt kein los, wer gegen wen antritt, sondern legt ein kampfgericht fest, wer in welchem gang gegen wen in den ring steigt. kommt es innert 10 minuten nicht zu einem eindeutigen plattwurf, gibt es keine nachspielzeit, sondern legt wiederum das kampfgericht fest, wer der aktivere und damit der relative böse war. was dabei herauskommt, gleicht einem gottesurteil: niemand zweifelt es an, denn der sieger eines schwingerfestes wird umgehend zum könig gekürt, erhält als zeichen seiner macht einen jungen stier, und wird auf den schulter der andern schwinger herumgeführt. auf die anderen warten kränze, wenn man in die kränze des kampfgerichtes gekommen ist, und sonst bleibt nur der gabentisch als trostpreis. frauen sind bei der siegerehrung willkommen; wollen sie mitschwingen, tut man diese als unnützes wyberzügs ab.


impressionen vom eidgenössischen 2007 in aarau, an dem jörg abderhalden zum dritten mal schwingerkönig wurde (quelle: http://www.jabderhalden.ch/)

ganz bewusst halten die schwinger an der tradition der ländlichen gesellschaft fest, die in den voralpengebieten überlebt hat. anders als im ancien régime, wo der schwinger auch an die bösen bauern erinnerte, die sich mal auch gegen die eigene herrschaft auflehnen konnten, werden schwingerfeste seit seit dem 19. jahrhundert als teil der abgrenzung gegen die aussenwelt inszeniert. 1805 riefen die zurückgekehrten berner patrizier das unspunnenfest der schwinger, der steinstosser und der hornusser ins leben, um das konservativ denkende landvolk gegen die herrschaft napoléons zu mobilisieren, die neue ideen ins land gebracht hatte. als diese vom städtischen bürgertum im bundesstaat auf schweizerische art und weise realisiert worden war, mobilisierte man das schwingen und steinstossen ganz bewusst wieder ideologisch. zum nationalturnen wurde es nun erhoben, um sich ganz bewusst von der turnbewegung abzugrenzen, die der deutsche turnvater jahn in preussen ins leben gerufen hatte. und 1895 wurde der schwingerverband gegründet, um die eidgenössischen als teil des popularisierten nationalbewusstsein zu lancieren, in den die verschiedenen regionalen traditionen der kampfsportart zu einer einheitlichen, schweizerischen zusammenzufassen, deren zelebrierung im turnfest die alten gegner, die konservativen und die liberalen nun im eidgenössischen geiste versöhnen sollte.

was seither an turnfesten geschieht, ist ohne zweifel populär. die grösste sportveranstaltung der schweiz war das eidgenössische 2007. 200’000 menschen kamen, um den drei tage dauernden kämpfen im extra hierfür auf- und später wieder abgebauten stadtion beizuwohnen; 50’000 waren allein beim schlussgang anwesen. viel prominenz zeigte sich auch. der aarauer stadtpräsident, auf dessen boden das fest ausgerichtet worden war, der aargauer landammann, der dem ok vorstand, und samuel schmid, der sportminister, liessen es sich nicht nehmen, dem neuen schwingerkönig abderhalden persönlich gratulieren! das will ich nicht einmal schlecht reden.


impressionen vom empfang des schwingerkönigs im heimatlichen nesslau (quelle: http://www.jabderhalden.ch/)

doch ist das der leistungsausweis, um schweizer des jahres zu werden? – so urchig jörg abderhalden, der stämmige nesslauer aus dem st. gallischen toggenburg ist, so durchschnittlich erscheint auch seine biografie: schreiner ist er von beruf. geheiratet hat er andrea, geborene hämmerle, eine tochter und einen sohn haben beide, und skilaufen, jassen respektive töff fahren zählt der neuen musterschweizer zu seinen hobbies. das ist doch ein ganz normales landleben, das sich auf der bühne der swissaward-gala auch so präsentierte: wuchtig in der statur, wortkarg in der aussage.

ein vorbild für die toggenburger jugend mag jörg abderhalden sein, ob der neue kleinjogg auch ein neues vorbild für die schweiz ist, kann man gut und gerne bezweifeln. die wahl vom samstag abend brachte sicher emotionale befindlichkeit der rückwärts gerichteten (deutsch)schweiz zum ausdruck: mut und kreativität, die leistungen entstehen lässt, die es sonst nirgends gibt, die der menschheit einen nutzen bringen, dem gemeinwohl aller kulturen dienen und damit der schweiz ihre unverwechselbare zukunft sicher, mag man da jedoch kaum erkennen.

zurück zu den eigentlichen zielen!

doch damit genug: ich lag mit meinem empfehlung für herausragendes aus der schweiz im jahre 2007 ganz falsch! ich gebe, zu ich stand neben den schuhen.


zurück zu den wurzeln: der swissaward soll herausragendes küren, das eigenwillig, mutig, kreativ und innovativ ist

deshalb will ich auch nicht den eindruck erwecken, dass das gottesurteil des tv-publikums ebenfalls ganz falsch war. wenn galas wie die gestrige, in die die srg ssr idée suisse mächtig prestige investiert, aber mehr als ein volksfest des momentanen zuschauergeschmacks sein sollte, müsste man sich wieder vermehrt besinnen, was das ziel der aufwändigen übung ist: nämlich das herausregende an der schweiz herauszuarbeiten!

mit dem eindruck, da gestern ganz falsch entschieden zu haben, war ich im saal der kür jedenfalls nicht alleine.

stadtwanderer

my favs

ich gebe zu, jede auswahl, die man trifft, tut einem gleich wieder leid. denn es ist immer auch eine entscheidung gegen jemanden.
im idealfall ist man bei einer wahl für jemanden. weil sie oder er halt einfach überzeugt hat.

“swissaward”-gala

heute abend wird die/der schweizerIn des jahres 2007 gewählt.

es soll eine persönlichkeit ausgezeichnet werden, die 2007 dankes ihres mutes, ihrer innovation oder ihrer kreativität etwas ganz besonderes vollbracht hat. sie soll etwas geleistet haben. sie soll charakter haben. sie soll die schweiz repräsentieren, nach innen und nach aussen.
die entscheidung fällt keine fachjury. es gilt das votum des publikums. es muss sich, wie seit 2002 jedes jahr, gleich zweimal entscheiden:

einmal, wer in jeder der 5 kategorien politik, wirtschaft, gesellschaft, kultur und show, die/der beste war. die vorauswahl der drei favoritInnen, über die das publikum abstimmt, hat eine akademie, bestehend aus 110 mitgliedern (unter anderem dem stadtwanderer …), vorgenommen.
sodann, wer von allen 15 favoriten, inklusive den 3 topgesetzten aus der sport gala des vergangenen jahres, ganz oben stehen soll.

bisherige ausgezeichnete an der “swissaward”-gala waren sportler (nur männer), menschen mit gemeinsinn (je eine frau und ein mann) sowie ein erfolgreicher vertreter aus der wirtschaft (mann). namentlich waren es:

2002 Beat Richner
2003 Roger Federer
2004 Lotti Latrous
2005 Peter Sauber
2006 Köbi Kuhn

meine favoritInnen

ich gebe zu, meine favoriten für den oder die schweizerin waren noch nie ganz vorne. dem mainstream des publikumsgeschmacks entspreche ich nicht.
bei den kategoriensiegerInnen sah das schon ganz anders aus, da war mein urteil schon öfters so wie das der tv-population.

und so habe ich mich entschieden, meine vorentscheidungen publik zu machen. sofern die person, die ich in den 5 kategorien top gesetzt hatte, auch effektiv unter den drei nominierten erscheint, folgt sie nachstehend unverändert. wenn sie nicht nicht vorausgewählt wurde, habe ich die person aufgeführt, die unter den 3 nominierten in meinem ranking am weistesten vorne war.

und hier ist sie, die liste meiner favoriten für heute abend:

Christine Egerszegi-Obrist

“Nominiert für ihre Bemühungen um Stil und Gerechtigkeit im Nationalrat.”

< ich kann mich der offizielle laudatio nur anschliessen. sie hat in einem schwierigen politjahr schlicht und einfach überzeugt. vor allem durch ihre unverminderte eigenständigkeit, die sie von der lokalpolitikerIn bis an die spitze der schweiz bewahrt hat. das hat ihr auch schon mal die nomination als bundesrätin gekostet, und gerade deshalb kommt mein vorschlag für den swiss award, jedenfalls in der kategorie "politik" ohne wenn und aber! doch es ist keine trostpflaster, sondern eine anerkannung, dass es gute sachpolitikerin gibt, die auch eine starke persönlichkeit mit einer eigenen moral in der politik haben. das ist im zeitalter der neuen gefolgschaften echt mutig!

Jasmin Staiblin

“Nominiert für ihr Zeichen, wie erfolgreich Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft sein können.”

ich gebe zu, jasmin staiblin kenne ich nicht; es fällt mir also schwer, ihre persönlichkeit zubeurteilen. doch das tut hier nichts zur sache, denn es überzeugt der wirtschaftliche leistungsausweis: es ist der einsatz für die sache. die wirtschaft produziert güter, die gebraucht werden. das ist real. denn die wirtschaft lebt auf dauer nicht nur von der spekulation mit erwartungen, die dann kasse machen, wenn sie sich erfüllen. deshalb kommt die auszeichnung all jene zu, die an der innovation in der abb beteiligt sind. klar, die die laterne trägt der chef/die chefin; ein team ergibt das aber nur, wenn die menschen willens und in der lage sind, mit dem licht zu gehen!

Barbara E. Ludwig

“Nominiert für ihre Bemühungen, die Zeugen und Opfer von Kriegsverbrechen zu schützen.”

auch bei barbara ludwig hat mich der ungebändigte wille, der ein unübliche, aber erfolgreiche karriere ermöglicht hat, angesprochen: jurstin, flüchtlingsbetreuerin, gefängnisdirektorin, polizeikommandantin war sie schon mal, bevor sie den heutigen job in den haag bekommen hat. und dieser ist entscheidend dafür, dass gerechtigkeit in den schwierigsten, aber auch schwerwiegendsten streitfragen, der durchsetzung von zentraler menschrechte im krieg, möglich ist. vor zweihundert jahren mussten die franzosen mit bajonetten die idee der menschenrechte in der schweiz einführen; heute hilft unser land mit der tatkraft einer managerin mit mut mit, diese in europa zu gewährleisten!

Samuel Keller

“Nominiert für seine Aktivitäten, die Kunst und die Schweiz international ins Gespräch zu bringen und damit für eine offene, innovative Schweiz zu werben.”

hier sag ich’s offen: meine favos sind hängen geblieben. mein kunst- und kulturverständnis ist weniger auf prestige ausgerichtet. denn er soll uns helfen, unabhängig von klingenden namen, uns in der gegenwart zu orientieren. doch ich habe mich durchgerungen: zwei der nominierten stehen im zusammenhang mit der renommierten fondation beyeler, die ich durchaus schätze. für samuel keller habe ich mich entschieden, weil er im ausland ein guter botschafter für die schweiz war, und zwar genau in dem bereich, den man sonst nicht für typisch schweizerisch hält. so hat er wohltuend für eine präsente schweiz gesorgt, – eine echte innovation!

Philippe Becquelin

“Nominiert für seine Kunst, aktuelle und brisante Themen auf eine spielerische und pointierte Art zu vermitteln.”

die show hat viele gesichter, sympathischer und weniger sympathische. die gesichter, die der unterhalter philippe becquelin geprägt hat, sind immer sympathisch, gerade weil sie knorrig-knollig sind. sie sind auch ausdrucksstark, denn sie sagen, was sie denken, und sie denken wirklich, was sie sagen. damit ecken sie bisweilen an. das hat der welsche karrikaturist für das tsr schon leidvoll erfahren, also ihn silvia b. … doch lassen wir das. becquelin steht allen anfeindungen zum trotz zu seinen gezeichneten figuren, was auch ihn ausdrucksstark macht. übrigens, der karikaturist ist kein quoten-welscher in meiner liste. vielmehr muss man, wenn man kreative zeichenkunst wirklich würdigen will, in die romandie gehen!

Edith Hunkeler

“Nominiert für ihren Willen, der sie trotz Unfall wieder zurück an die Weltspitze führte.”

ich konnte hier zwar nicht mitbestimmen. doch das ist kein grund, edith hunkeler nicht zu empfehlen. ihr charisma ist unbeschreiblich: was sie anpackt, kommt in bewegung, was sie bei ihr bewegt, wird erfolgreich. und was erfolgreich war, wirkt sich vorteilhaft auf andere aus. ich bin schon fasziniert über das energiebündel, das die behindertensportlerin ist. sicher spielt da auch mit, dass auch der stadtwanderer mal im rollstuhl war und weiss, wie schnell man dabei depressiv werden kann. chapeau, edith hunkeler, eine wirkliche persönlichkeit!

stadtwanderer

ps:
ach ja, schweizerIn des jahres, wer nur wird das? – wie gesagt, in dieser hinsicht bin ich gar nicht mainstreamig … immerhin musste ich auch bei der darstellung hier eine reihenfolge wählen. jetzt kann man von ganz oben oder auch von ganz unten beginnen!

das ungewohnte gewohnte

die tage der konzentration auf meine neue nebentätigkeit in st. gallen haben mich arg aus dem gut eingespielten lebensalltag gerissen. da wird das gewohnte schneller als man glaubt ungewohnt.


gestern, als ich mir gedanke über das morgen machte und das heute sah (foto: stadtwanderer, anclickbar)

gewohnt war heute abend die fahrt zwischen stadt und wohnort. doch die richtung war diesmal ungewohnt. hinterkappelen – bern, statt bern – hinterkappelen.
gewohnt war auch heute abend mein feierabendbier an einer bar. doch war es diesmal nicht vor der heimkehr, sondern danach.
gewohnt war heute ferner auch das verkehrsmittel, mein poschi. doch diesmal sassen nicht die vertrauten leute drin, die auch von der arbeiten kommen, sondern ganz andere, die ich gar nicht richtig einordnen konnte.
gewohnt war heute schliesslich, dass die gratiszeitung “heute” am boden lag. doch diesmal hob ich sie auf, um darin zu lesen.

gewohnt war da wahrscheinlich, dass christoph blocher auf der frontseite angekündigt wurde. ganz ungewohnt war dagegen, dass er ein interview zu seiner zukunft abbrach, weil er persönlich die türe öffen und besuche empfangen musste.
gewohnt wa da wahrscheinlich auch, dass eine ausländer-geschichte zu integrationsfragen in bern geboten wurde. ungewohnt war dagegen, dass der berndütschkurs, der an der uni bern angeboten wird, trotz extragebühren platschvoll ausgebucht ist.
wahrscheinlich gewohnt war da schliesslich auch, dass am tag vor dem lauberhornrennen ein skirennfahrer-porträt erscheint. ungewohnt war dagegen auch hier, dass toni bürgler, der sieger 1979 und 1981 nicht mehr ski fährt und in der schweiz lebt, sondern mit seiner lebenspartnern in der nähe von paris in frankreich pferde züchtet.

es tat mir richtig gut, auf dem heutigen weg nach bern gründlich aus der macht meiner trott gerissen worden zu sein. denn wenn jeden tag das gleiche geschieht, neigt man dazu, aus der regelmässigkeit einen zusammenhang zu konstruieren, – und das unbeschaut auch vom nächsten tag zu erwarten.

doch das ist töricht. selbst physiker zweifeln heute, ob das universum ewig existiert oder nicht wieder in sich zusammenfällt. deshalb ist es auch sinnvoll, nicht jeden morgen mit der erwartung aufzustehen, die sonnen komme ganz sicher von osten her.

und wenn das heute nicht mehr die vorschau auf das morgen ist, dann wird einem das täglich unbewusste ganz schnell wieder bewusst. das nährt das ungewohnte interesse an dem, was nicht mehr wie gewohnt. und das weckt den sinn dafür, dass heute heute ist, und morgen hoffenlich wieder ein heute.

stadtwanderer

die herausforderung

ich bin im umbruch. momentan arbeite ich nicht wie gewohnt. denn ich bereite mich auf meinen trip nach st. gallen vor. da bin ich nicht im büro. und mache auch keine ausgedehnten stadtwanderungen in bern. deshalb kommentiere ich meine erlebnisse auch nicht. vielmehr bin ich abseits des geschehens. schaue von aussen zu:

ich beobachte,
ich entwickle fragen, und
ich versuche antworten zu geben.

ich weiss es nicht besser, und ich interpretiere keine meiner erfahrungen. dafür übe ich mich in der diagnose.


gut vorbereiteter wahlkampf: barbara hayoz bei der präsentation des checks für den bären-park

ist bern im umbruch?

auch bern ist im umbruch, lese ich beim heutigen morgenkaffee: “bern ist reif für eine veränderung”, schreibt “der bund”. und er sagt auch gleich, was für eine kommen könnte: “gemeinderätin barbara hayoz (fdp) will die erste frau im bern stadtpräsidium werden”, titelt er gross über den lokalteil.

wenn das keine herausforderung ist! auch für den diagnostiker, denn es stellt sich die frage: wie empfiehlt sich barbara hayoz für das neue amt, das sie anstrebt? – geradezu idealtypisch, könnte man antworten. denn sie verfolgt die 3 einfachsten regeln der kunst, die für die inszenierte wendewahl entwickelt worden sind!

regel nr. 1: “beklage den ist-zustand als unhaltbar.”


barbara hayoz analysiert das gleich selber, dass es ein wendemoment gäbe. die jetzige mehrheit sei seit 16 jahren im amt. es bestehe eine spürbare unzufriedenheit in der stadt, indiziert die herausforderin. und sie weiss, dass weite teile der bevölkerung ihre einschätzung teilen würden.

regel nr. 2: “polarisiere zwischen dem was ist und was wird.”


das schema, das barbara hayoz entwirft ist klar auf schwarz-wiess ausgerichtet. die jetzige regierung betreibt eine politik des bewahrens. ihr motto ist bern muss dynamischer werden. die herausfordererin will eine prosperierende stadt. direkt oder indirekt unterstellt sie der herrschenden mehrheit politikversagen, eine aufgeblähte verwaltung und übersetzte gebühren. sie kritisiert schikanöse verkehrsmassnahmen, fehlende parkplätze und eine ideologisch motivierte verdammung des privatverkehrs. die bisherige politik sei auf die begehrlichkeiten von randgruppen konzentriert gewesen. das zeige sich an einer verfehlten wohnungspolitik, die nur auf untere einkommenssegmente ausgerichetet gewesen sein. zudem mangle es an sauberkeit, polizeipräsenz, dafür gäbe es rechtsfreie räume.
nachdem das negativbild skizziert ist, folgt das positivbild. unter ihr werde die verwaltung schlanker und funktionsfähiger werden. die politik werde sich auf die hoheitsgebiete konzentrieren, ansonsten für günstige rahmenbedingungen sorgen. sie werde kmu fördern, die reglemente für das stadtbild und für die werbung liberalisieren. unter ihr werden fussgänger und rollender verkehr in einem neuen gleichgewicht harmonisch zueinander finden. ihr ziel sei es, einfamilienhäuser und stochwerkeigentum zu fördern, um gute steuerzahler anzuziehen. dafür müsse die stadt sicherer und sauberer werden, notfalls mit reinigungstrupps rund um die uhr. schliesslich verspricht sie nulltoleranz gegenüber jeglichen versuchen zu rechtsfreien räumen.

regel nr 3: “zeige, dass du bereit bist!”


barbara hayoz ist nach vier jahren im gemeiderat bereit, gegen den amtierenden stadtpräsidenten alexander tschäppät anzutreten. selber verweist sie auf ihren tatbeweis beim bärenpark, bei den stadtfinanzen und bei grosskundgebungen. von berufenen dritten bekommt sie darüber hinaus die empfehlung: führungserfahren sei sie, auch eine brückenbauerin im bürgerlichen lager. und mit ihr habe bern die chance, erstmals einen weiblichen stadtpräsidenten zu erhalten.

alles schon paletti?

wie er herauskommt, weiss man nicht. das ist gar nicht mal so schlecht. denn so entsteht spannung als wichtigster voraussetzung für einen wahlkampf. und den kann die stadt bern wirklich gebrauchen.

mein eindruck ist: mit der gestrigen medienkonferenz hat barbara hayoz den medienwahlkampf mustergültig eröffnet. sie hat das gesetz des handelns an sich gezogen. sie hat die medienstimmungen, die teilweise auch bewusst geschürt worden sind, aufgenommen. und sie hat ihre freisinnigen antworten darauf plaziert. rotgrün start damit noch mehr aus der defensive in den wahlkampf ’08. zudem wird die mehrheit mit der botschaft antreten: “gäng wi gäng”. die gleichen drei sollen es noch einmal richten, und ins stadtpräsidium gehöre der amtsinhaber.

ich will auch gar nicht zweifeln, dass da ein mustergültiger, harter wahlkampf angekündigt wurde, der nach allen regeln der kommunikationskunst geführt werden wird. gerade das lässt aber an der analyse und strategie zweifel aufkommen: nicht, dass barbara hayoz nicht wollte. nicht, dass die fdp das stadtpräsidium nicht wieder für sich möchte, und auch nicht, dass das skizzierte programm kein bürgerliches wäre. doch wo ist der hieb- und stichfeste hinweis, dass weite teile der stadtberner bevölkerung eine wende wollen? wann kommt die saubere analyse von bürgeranliegen, die das aufzeigt? die umfrage, die das belegt?

und wenn dem so wäre: wer weiss schon heute, dass die mehrheit das bürgerliche ticket für geeigneter hält, die probleme der stadt zu regeln. die möglichkeiten von barbara hayoz, eine wirkungsvolle stadtpräsidentin sein zu können, hängen auch von der mehrheit im fünfköpfigen gemeinderat ab. was, wenn sie siegen sollte und die bürgerlche gemeideratsliste keine mehrheit bekommt? was, wenn sich sich svp und cvp am ende des wahlkampfes gegenseitig streichen, um wenigstens den sitz des umstrittenen stephan hügli zu beerben?

die plattform des stadtwanderers

hiermit lanciere ich auf dem “stadtwanderer” den wahlkampf ’08. nicht als propaganda für irgendjemanden. aber als gelegentliche plattform für diagnosen meiner mitwandererInnen zur lage der stadt bern und den folgerungen, die sich daraus ergeben. ich freue mich jetzt schon auf die rundgänge!

stadtwanderer

weitere beiträge zum thema stadt- und gemeinderatswahlen 2008.
urs paul engeler kandidiert als berner stadtpräsident
liebe rot-grün-mitte

liebi manne, liebi froue, liebs volch!

es mag ihn hart getroffen haben, nicht mehr im bild zu sein. ausgerechnet jetzt, wo man nicht mehr an amt und würden denkt, wenn man sich, wie immer an neujahr, ablichten lässt, sondern die nähe des volk – seines volkes, das ihm den auftrag gegeben habe – sucht, ist er nicht mehr im bundesrat.


des bundesrat und sein volk – offizielles neujahrsbild zu 2008

“intrige”, hört man da aus den reihen der weltwoche-chefredaktion nach gewohnter manier dramatisieren. “kaschiert wird da, was das zeug hält”, und der mainstream der staatstreuen medien greift das wieder nicht auf! gott sei dank gibt es da noch das online-fernsehen – sein fernsehen, das nach seinem prinzip funktioniert – das, wie uns winkelried.info flux meldet, bald schon eine korrekte bildinterpretation liefern werde:

zu sehen ist auf dem bundesratsbild 08 nach seiner leseweise nur eine scheinregierung. alles sei so arrangiert worden, um scheinunterstützung zu markieren. und das sei typisch für die scheinkonkordanz. denn es gehe darum, die hände der bundesräte und -rätinnen zu verdecken! das wahre volk solle, wie es die kônkordanz wolle, nicht wissen, wer in tat und wahrheit welchen dreck an welchen händen habe, und wer wessen schmutz mit welcher seife beseitige. deshalb die staffage mit lakaien!

doch das wird sich 2008 alles ändern. denn bald schon, liesst man, werde die partei – seine partei, die nur darauf gewartete habe – die losungen der opposition ins horn stossen, und selber im bad des volkes schwelgen. 10’000 seien der partei beigetreten, seit man ihn, des unbestrittenen leistungsausweises zum trotz, ungerechtferitig und hinterrücks aus dem bundesrat entfernt habe. man sehe sich bei filippo, äh philippi habe man sich geschworen!

liebi manne!

pascal c. nimmt das alles sichtlich gelassen. er überragt das volk und das gerede der unberufenen. sein blick ist entscheidend, und der ist unbeeinflusst gerade aus gerichtet. der bundespräsident strotzt geradezu vor zuversicht, auch wenn es unangenehme botschaften sind, die er wird verkünden müssen. sein gesicht sagt alles, was unter ihm zählen wird: vorwärts soll es gehen mit der schweiz! und selbst sein körper unterstützt ihn in der vermittlung dieser einzig wichtigen botschaft. betont wird er durch die krawatte; sie ist bewusst violett gewählt! man soll ruhig darüber spekulieren, dass er, hätte er nur stimmen dürfen, für die aufstockung des frauenanteils in der landesregierung gewesen wäre. überhaupt, soll man seit jüngstem wieder vermehrt wissen, dass er noch lange mitstimmen wolle, im bundesrat und in der schweiz. so schnell kapituliere ein wahrer staatsmann nicht!

umgeben wird der neue bundespräsident von den beiden schreibgewandten im bundesrat. von mir aus links gesehen ist moritz l. “lüge, leidenschaft und leder” soll sein neueste buch in der zweitauflage heissen, das er als bundesrat momentan vermarktet. mit leder sei sitzleder gemeint, werde sein pressesprecher sagen. denn das habe er wider erwarten! man schaue doch nur, wie er lächeln kann: ein freudiges hamsterlächeln ist das! zähne zeigt er, und unbekannte reserven hat er, wie alle sein artgenossen. deshalb steht er auch stolz zu seiner roten, vielleicht sogar weinroten krawatte.

im gegensatz zu hansrduolf m. dessen krawatte ist blau, vielleicht sogar hellblau. und sein lächeln wirkt aufgesetzt. es ist das lächlen des marders. doch es verrät unsicherheit. wie lange noch soll er den andern in die finanzwaden beissen? jetzt, wo die bundeskasse keine schwarzen löcher, sondern schwarze zahlen habe, jetzt, wo die konjunktur gut gehe, und jetzt, wo man schuldenberge abtragen können, wäre doch ein guter moment, mit applaus zu gehen. wider erwarten schnell könnte er seinen plan in die tat umsetzen, munkelt man. nach südamerika wolle gehen, wo man ungestört bücher schreiben könne.

inmitten der fdp-bundesräte findet sich, auch dieses jahr, samuel s. wieder. an der ersten medienkonferenz nach seinem rausschmiss aus der mörgeli-fraktion (“es hat gewirkt wie ein schub extasy”) wirkte er klar gelöster als auf dem diesjährigen bundesratsbild. nicht mal die krawatte konnte der armeechef ganz gerade richten! doch das hat alles seinen grund: sicherheit schaffen, wie es seine partei sagt, muss er. doch nur da, wo sie nicht daran denke, fügt er bei. denn er ist es, der verantwortlich ist für alle, die auf dem bild sind. und da muss an jede eventualität gedacht werden, denn schwieriger und unberechenbarer sind die zeiten jüngst geworden.

liebi froue!

jetzt, wo man den stil des bundesratsfotos (bisher: wir und das kämmerlein) geändert hat, hätte man auch gleich einen geschlechtsrollenwechsel vornehmen können. einen bescheidenen zumindest. zum beispiel hätte man die frauen direkt um pascal c. gruppieren können. das hätte dann fast schon wie bei einem französischen staatspräsidenten gewirkt!

eine sängerin hat unsere regierung ja schon! und es ist auch micheline c.-r., die sich nahe des machtzentrums aufhält. in festliches rot ist sie gekleidet, mit tiefhängender frontfisur allerdings. denn sie weiss: die hoffnungen ihrer partei ruhen fast ganz auf ihr. denn ganz anders als ihre partei, ist sie nämlich ein siegertyp: den concours de la musique au conseil fédéral hat sie schon gewonnen, und den stafettenlauf ’07 aufs rütli auch. doch da fragt man sich: wo ist da ’08 noch eine steigerung möglich? ist das der grund, dass ihr breites lachen diesmal zurückhaltender ausfällt?

ganz unaufdringlich wirkt dagegen doris l. ihre partei hat sie ganz geschickt umpositioniert. vor dem wahljahr stand doris l., von mir aus, auf dem foto links. jetzt, wo auch sie, wie ihr präsident im verdacht steht, die zusammensetzung des bundesrates betrieben zu haben resp. weiter zu betreiben, steht sie klar auf der bürgerlichen seite. es ist fast schon wie in der arena: wichtiger ist das “wo” als das “was”! doch die volkswirtschaftsministerin reizt nicht der kurzfristig effekt, denn man in der bildmitte erheischen kann. sie hat sich, fast schon die unschuld vom land, hinten eingereiht. das wirkt nicht aufdringlich! doch auch bei ihr ist das lachen verräterisch: es bleibt offen für alles, denn sie braucht den erfolg!

da hat es corina c., die neue bundeskanzlerin schon einfacher. sie wird nicht mit den gleichen ellen gemessen wie die stimmberechtigten regierungsmitglieder. deshalb ist sie auch weniger verantwortlich, wenn es nicht rund läuft. doch das ist falsch: auf ihr geschick als vermittlerin kommt es zentral darauf an, ob die chefs der departemente nicht nur einzeln, sondern auch als team funktionieren! und das weiss sie! ihre neue brille steht für scharfblick, sodass sie es sich sogar leisten kann, ihre schulter leicht gegen aufdringliche ministerInnen zu stellen.

last but not least: evelyne w.-s.! sie wird es in diesem jahr nicht leicht haben. keine erfahrung als bundesrätin bringt sie mit. und keine fraktion, die sie stützen könnte, hat sie rund um sich. doch sie hat gleich mit einem paukenschlag begonnen: keinen generalsekretär aus der alten garde brauche sie da, liess sie sich verlauten! doch jetzt muss sie rasch handeln. taten statt worte ist auch ihr programm gewesen in chur. voran gehen, muss sie, zeigen, was sie will und was sie kann. das ist die devise! denn sie muss einen schweren verdacht loswerden, den sie mit dem bild gleich selber reproduziert hat: dass sie kein anhängsel der linken ist, sondern sehr wohl in die abwesende svp gehört! ihr lächeln zeigt, dass es noch ein grosses stück arbeit auf sie wartet.

liebs volch!

und das volk? es hat noch nichts gesagt, allen auguren und interpreten in eigener sache zum trotz. doch es steht, wie figura zeigt, zu seiner regierung! die jungen sind da, und die alten. sie symbolisieren den generationenvertrag. genauso wie die männer und die frauen, die ihren beitrag in der direkten demokratie der schweiz leisten wollen, damit es allen besser geht. selbst die schwarzen schafe von gestern sind wieder gekommen, und wurden, ohne die unnötige polarisierung, heute schon wieder ganz gut integriert.

das alles gilt, auch wenn man im volk in verschiedene richtungen schaut. doch das ist das neue: die rechten schauen nicht mehr noch weiter nach rechts, sondern nach links. und auch die linken sind interessiert, was rechts von ihnen geht. denn genau das ist die konkordanz: die bescheidene zahl der menschen, die auf kleinem platz vereinigt sind, müssen zusammenhalten. das gilt umso mehr, weil sie kulturell ganz vielfältig zusammengesetzt sind.

da ist opposition ein schlechter ratgeber! ein guter ist es, nicht abseits zu stehen, sondern nahe bei der regierung. denn diese ist gar nicht so abgehoben, wie man gelegentlich meint. sie steht auf dem gleichen boden der schweiz wie das volk.

und das ist gut so, – denn dann kann man ihr fallweise auch auf die füsse stehen! ohne dass es jemand allzu genau sieht. das will uns das bundesratsbild 2008 sagen!

stadtwanderer

meine interpretation des bundesratsbildes von 2007: körpersprache des bundesrates

die pest, der niedergang des adels und die kirche von mund

der jahreswechsel war anregend. schöne aussichten an silvester und neujahr auf die walliser berge brachten dem stadtwanderer die erhoffte abwechslung. dennoch blieb er beim thema: einer seiner gastgeber, armin, ist auf dem sprung, walliser wanderleiter zu werden.


munder aussichten am abend des silvester 2007 und am morgen des neujahres 2008 (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

von mund aus will er ab diesem jahr seine gäste in die höhen der berge führen, ihnen die schönheiten der natur zeigen und etwas über die eigenheit der regionalen kultur erzählen. eines darf bei ihm aber keinesfalls zu kurz kommen: ausgesuchter wein und spezielles essen gehören zu den festen bestandteilen seines geplanten genusswanderns!

die gemeinde mund zu beginn des jahres 2008

auf einer kleinen kostprobe in mund-dorf bleibt meine aufmerksamkeit allerdings nicht wie erwartet beim safran-museum hängen. vielmehr interessiert mich die munder kirche. jüngst war sie in den schlagzeilen, weil die gemeindeverwaltung sie des gefährlichen asbest-daches wegen schloss. der umbau des gebäudes aus den 60er jahren hat viel zeit und geld gekostet, – für die 529 seelen in mund eine erhebliche belastung.


die munder kirche von 1964, seit jüngstem renoviert, steht genau an der stelle, wo dereinst die pestkapelle von 1348 stand (foto: stadtwanderer, anclickbar)

in einer broschüre zu mund entdecke ich das kommentarlos aufgeführte baujahr des vorvorläufers der munder kirche, der kapelle von 1348. “das war doch das pestjahr!”, sag ich mir.

das pestjahr 1348 und die folgen

hatte man die kapelle gebaut, weil die pestüberlebenden der grossen seuche nicht mehr nach naters, der eigentlichen pfarrkirche von mund, tragen konnten? – genaues weiss man nicht. vermutungen gibt es aber schon: von sitten, dem bischofssitz beispielsweise, ist bekannt, dass innert jahresfrist nach einbruch der pest 380 von 480 einwohnerInnen verstorben waren.

hoch oben auf dem fels über dem tal mag man etwas besser geschützt gewesen sein. die pest von 1348 verschonte keinen einzigen walliser weiler. doch schädigte sie nicht alle gleich: der grosse verlierer war der adel. in einem dreiviertel jahrhundert nach der pest war er aus dem oberwallis ganz verschwunden. und genau das ermöglichte es den weileren, eigene gemeinden zu werden.

die grafschaft wallis und das bistum sitten

999 übergab der burgundische könig rudolf III. die grafschaft wallis dem bischof von sitten als lehen. 1032, bei seinem tod ohne rechtmässigen nachfolger, trat kaiser konrad II. das burgundische erbe an. im rhonetal sicherte er die herrschaft des imperiums, indem er den sittener bischof zum reichsfürsten erhob. nach aussen war man damit im oberen rhonetal reichsunmittelbar. nach innen liess das formen der selbstverwaltung zu.


die wachsende kirche im bistum sitten bis zum jahre 1000 (quelle: wikipedia, anclickbar)

der bischof von sitten organisierte seine kirchen und höfe in 10 zenden (zehntel), denen in gerichtsfragen ein viztum und in verwaltungsangelegenheiten ein meier vorstand. die versammlung aller zenden, den landrat, leitete der bischof sicherheitshalber selber.

durch die einverleibung der grafschaft wallis ins kaiserreich ging der burgundische charakter schrittweise verloren. vor allem die alemannisierung schritt rasch vor an. über die grimsel wanderten neue völkerschaften ins weitgehend menschenleere goms ein. doch auch über die gemmi und den lötschenpass sollen sie gekommen sein, um die burgunder bis unter leuk zurückzudrängen.

der bischof, der die geistliche und weltliche herrschaft ausübte, sah sich bald zwei unterschiedlichen adelsformationen gegenüber: seit dem 11. jahrhundert dehnten sich die grafen von savoyen, die seinerzeit kaiser konrad unterstützt hatten, im burgundisch gebliebene wallis aus. zeitweise stellten sie den bischof und betrieben sie die direkte übernahme von teilen des bistums durch das mutterhaus. im oberen teil des tales gab es dagegen keinen adel mit vergleichbarer stellung. am ehesten noch ragten einheimische geschlechter, die sich im 12. jahrhundert erhoben, heraus. zu ihnen zählten die herren von turn in niedergesteln.

der frieden von 1301: klerus, adel und bauersleute nebeneinander

der aufstieg des adels als weltliche herrscher dauerte bis ans ende des 13. jahrhundert. 1296 wurde er jäh gestoppt. nahe leuk standen sich damals die savoyer und turner einerseits, der bischof, seine landleute und die stadt bern anderseits gegenüber. auf dem seufzerfeld fiel die entscheidung zu gunsten letzter. das bistum wurde mit dem frieden von 1301 gesichert. der landrat erhielt durch ihn eine stärkung, während der adel erstmals erworbene rechte einbüsste.


herrschaftsgliederung im wallis nach dem frieden von 1301 (quelle: wikipedia, anclickbar)

vor allem wurde es mit dem beginnenden 14. jahrhunder möglich, aus den alten bischöflichen pfarreiverbänden heraus gemeinden zu bilden. im alten zenden naters gingen naters, glis, simplon, flue, birgisch und eggerberg voran. ried, termen und gamsen folgten mitte des jahrhunderts, während man ganz oben auf dem fels, in mund, noch nicht soweit war. unverändert waren die leute, die hier lebten, leibeigene eines freiherrn aus dem dorf oder der umgebung.

das wallis war mit dem frieden von 1301 eine gradezu idealtypische mittelalterliche gesellschaft geworden: die pfarrherren bildeten den klerus; die freiherren formierten den adel, und die gemeinden organisierten die bauersleute. über allen thronte aber der mächtige bischof als landesvater.

der niedergang der herren von turn

mit der pest wurden viel alte abmachungen hinfällig. vor allem wurde der prekäre frieden von 1301 ruckartig aufgekündigt.

den anfang machte freiherr peter V. von turn. 1351 drängte er den bischof, ihn als meier im verkehrstechnisch wichtigen leuk einzusetzen. der jedoch zögerte und rief die savoyer gegen den turner zu hilfe. diese besetzten sitten und erklärten sich zu den neuen herren des ganzen verarmten wallis.

allen brüchen machten sich nun die unterschiedlichen traditionen im burgundischen und alemannischen teil des tales bemerkbar: die zentralen zenden leuk, siders und sitten beriefen sich auf ihre verbrieften rechte der reichsunmittelbarkeit, fanden aber bei kaiser karl iv. kein gehör. leuk schloss sich darauf hin mit raron, visp, naters und goms zu einem gemeinsamen schutzbündnis gegen die ansprüche der savoyer zusammen.

zum neuerlichen friedensschluss kam es erst nach 10 jahren unruhen: der bischof blieb auch nach 1361 landesherr, savoyen verzichtete auf ansprüche im mittel- und oberwallis, auferlegte aber den revoltierenden zenden eine hohe kriegskontribution. als der bischof diese eintreiben wollte, stiess er auf widerstand. im goms wurde er gar gefangengesetzt und erst wieder freigelassen, als er auf seinen forderungen verzichtete.

für witschard tavelli, wie der damalige bischof hiess, sollten die spannungen der jahre nach pest den gewaltsamen tod bringen. 1375 wurde er auf seiner burg von anton von turn ermordet. doch schlug sich das volk nicht auf die seite des mörders, sodass sich dieser nach savoyen absetzten musste. seine güter in niedergesteln sollte er nie mehr wieder sehen.

die savoyer besetzten nun alles, was dem bischof gehört hatte und kauften den besitz der herren von turn rundherum auf. zum neuen bischof bestimmte der graf von savoyen seinen vetter eduard.

dessen anerkennung blieb jedoch bruchstückhaft: denn nach dem tod des kaisers karl iv. 1378, gab es zwei päpste, je einen in rom und einen in avignon. dieser unterstützte savoyen und eduard, während sich jener widersetzte. 1383, beim tod des unbeliebten savoyer grafen amedée VI., erhoben sich die oberwalliser erneut, diesmal unter dem freiherrn von raron. sie erzwangen den abzug der savoyer aus sitten und erwirkten den rücktritt ihres umstrittenen bischofs. frieden schloss man 1392, als savoyens bonne der bourbon nach einem jagdunfall des grafen die gunst der stunde nützte und den friedensvertrag von 1301 wieder anerkannte.


die gestelnburg, wo die herren von turn hausten, nach dem burgenbruch von 1384 (quelle: wikipedia)

aufstieg und fall der herren von raron

doch nun hatte der reiche freiherr von raron das sagen. 1386 übernahmen sie das bischofsamt und behandelten es wie ihr eigen. 1414 schloss man sich könig sigismund an, als er dabei war, die herrschaftsverhältnisse im alten burgund zu bereinigen: die savoyer erhob er zu herzögen, wies ihnen aber turin und die westliche lombardei als neuen machtbasis zu; bern wiederum machte er zur reichsstadt und seine bewohner zur dominierende kraft im westlichen mittelland.

am liebsten hätte sigismund witschard von raron zum alleinigen grafen über das ganze wallis erhoben. doch dagegen erhoben sich die alemannischen oberwalliser einmal mehr. in brig gründeten sie die gesellschaft “von dem hund”, welche den bischof, einem verwandten des freiherren von raron, unter druck setzte und die dauerhafte anerkennung des landrates und seiner kompetenzen erzwang.

zudem schlossen die zenden von sitten bis goms mit unterwalden, luzern und uri ein schutzbündnis, das sie zu zugewandten orten der eidgenossenschaft machte. der bischof wiederum flüchtete selber nach bern und brachte damit die aarestadt in zugzwang.

die republik der 7 zenden

erst auf eidgenössische vermittlung erhielt der sittener bischof seine vollen rechte zurück, verzichtete aber zur überraschung aller auf eine ungedeckte rückkehr in die kapitale an der rhone. bern versuchte, ihm mit gewalt den weg nach sitten zu zu ermöglichen, wurde aber 1419 bei ulrichen von den oberwallisern geschlagen.

1420 wurde der bischof zwar förmlich wieder eingesetzt, jetzt aber in der republik der 7 zehnden. das sagen hatte nun der landrat der zenden. 1475 sollte er sich so stark fühlen, um die savoyisch verblieben gebiete im unterwallis zurückzuerobern, sie aber nur als untertanen der republik wieder aufzunehmen.

mund profitierte von diesen neuen verhältnissen schon früh. 1427 kaufte es sich von den herren von raron, die durch heirat die rechte über mund erworben hatten, los. man kann das auch als startpunkt der gemeinde mund ansehen, die im jahre der pest eine kapelle erhalten und nun, 79 jahre später, auch eine eigene verwaltung bekommen hatte.

zu den herausforderungen des wanderleiters von mund

auf unserem rundgang durch das heutige mund besuchen wir noch die kirche, die seit der renovation wieder offen ist, mit dem neuen holzdach gesund, aber auch wie eine turnhalle wirkt. leider, füge ich bei, erinnert uns keine tafel und kein prospekt an die turbulente entstehungsgeschichte der gemeinde.


die erste affiche des munder wanderleiters armin und seine aussichten für den februar 2008 (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

da wartet noch ein grosses stück arbeit auf die schaffenskraft des neuen munder wanderleiters.

meinen kleinen anschub hierzu habe ich hoffentlich geleistet. ich sage danke für die gastfreundschaft und wünsche bei den kommenden touren viel genuss.

prost neujahr!

stadtwanderer

mit euren favoriten unterwegs (dezember 2007)

ihr seid mein spiegel!

ich überlege, wähle aus uns schreibe, was ich als stadtwanderer erlebe, recherchiere und beoachte.
ihr wiederum schlagt nach, lest und kommentiert.

das ist bloggen. an sich.


des stadtwanderers berühmter spiegel: nur bei genauem hinschauer erkennt man den stadtwanderer wirklich (foto: stadtwanderer, anclickbar)

mein bloggen ist der stadtwanderer. er hat mir eröffnet, was bloggen überhaupt ist. denn vor zwei jahren hatte ich noch keine ahnung von blogs. hätte man mich gefragt, ich hätte nichts geantwortet, oder “sms mit mehr platz”. da ich kein mobile habe, wäre das eine gehobene disqualifizierung gewesen.

heute lob’ ich mir das bloggen. es ist eine neue form der kommunikation. keine individualkommunikation und auch keine massenkommunikation. vielmehr eine individualisierte form der anonymen kommunikation.

noch ist vieles einwegkommunikation. doch das tritt immer mehr in den hintergrund. denn auf dem stadtwanderer seit neuesten intensiv diskutiert. mal unterstützend, mal harsch. mal zu mir, mal zu sich selber und mal zu anderen.

es freut mich, dass meine mehrere hundert beiträge ebenso viele kommentare bekommen haben. einige kenne ich, bei anderen ahne ich was. dritte wiederum habe ich noch nie gesehen, und werde mich wohl auch nicht face-to-face mit ihnen unterhalten.

und dennoch gehört ihr alle zur wachsenden stadtwanderer-gemeinde. 88000 seiten wurden diesen monat aufgerufen. am zweitmeisten innert 30 tagen, seit es diesen blog gibt. bezogen auf besuche sind es rund 45000, einzelne besucher hat mein zählwerk rund 25000 registriert.

damit gehört der stadtwanderer zu den a-blogs. in der schweizer blogger-hitparade ist er, von tagesschwankungen abgesehen, an 150. stelle. und weltweit kann er gerade unter 200’000 am meisten verlinkten mithalten.

eine grosse tat, die mich am meisten freut, hat der stadtwanderer vollbracht: “kaiserin adelheid” wäre vor zwei jahren wohl selbst den meisten historikern kein begriff mehr gewesen. “der spiegel” vergass die begründerin des mittelalterlichen römischen reiches 2006 schlicht, als man 200 jahre untergang des von ihr geschaffenen werkes gedachte.

doch ihr habt mir tatkräftig geholfen, gegensteuer zu geben!

meine beiträge zur bemerkenswerten frau aus bümpliz habt ihr schrittweise, aber kontinuierlich zunehmend aufgerufen, bis google den stadtwanderer bei diesem stichwort für die ganze internetwelt vor allem anderen listet. das heisst nicht anderes, als man sich hier über die gründerin des mittelalterlichen kaisertums informiert!

der berner spiegel, der so übers stadtwandern, über mich und meine fans entstanden ist, macht mir unverändert freude. er regt mich meisten an, selten auf. er fordert mich, stets für neues ein waches auge zu haben, und er hilft mir, erfahrenes zu verarbeiten, zu memorieren und zu verarbeiten.

das hält mich (gelegentlich im wahrsten sinne des wortes) wach.

wohl auch über silvester hinaus:

prosit neujahr!

und nun spiegle ich euch zurück. hier noch, was diesen monat am meisten beachtet wurde:

1. (vormals 1)
körpersprache des bundesrates
zirka 1050 direktviews
neujahrsfoto 2007, bundesrat, politik

2. (vormals 2)
auch aristoteles wäre für den baldachin gewesen
zirka 1030 direktviews
bern stadt, bahnhofumbau, griechisches philosophie

3. (vormals 5)
meinstein (3): was während einsteins berner jahre in der stadt geschah
zirka 560 direktviews
albert einstein, stadt bern, geschichte

4. (neu)
als ich ein schwarzes schaf war
zirka 420 direktviews
mein leben, wahlkampfstimmung, alltag

5. (erneut)
räume sehen und lesen lernen
zirka 410 direktviews
geschichte, raum und zeit, bilder lesen lernen

6. (erneut)
das leben der kaiserin adelheid
zirka 390 direktviews
burgunder, kaiserin, bümpliz

7. (neu)
12. dezember: bern bundesplatz
zirka 380 direktviews
bern stadt, politik, alltag

8. (neu)
die rebellion des bedrohten wortes
zirka 375 direktviews
buchbesprechung, kulturkritik, politische philosophie

9. (neu)
was eigentlich ist opposition im konkordanzsystem
zirka 370 direktviews
politik, svp-opposition, schweiz

10. (neu)
die befreiung
zirka 360 direktviews
bern stadt, alltag, politik nach blocher

stadtwanderer

ps:
was in diesem jahr am meisten beachtet wurde, findet sich unverändert in der spalte links (top 50)

bern verärgert new bern verärgert bern

ich war geneigt, eine wohlwollende ausstellungskritik zu schreiben. das thema interessierte mich, den fotografen kenne ich. und der ausstellungsort ist mir nicht unsympartisch. doch dann geriet ich mit der aufsicht unverhofft ins gespräch und verliess nach einem ernsthaften konflikt die exposition wieder.


fotos, die im öffentlich subventionierten kornhausforum erlaubt sind: die new berner bären und der old berner bär. alles andere ist während der fotoausstellung verboten (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

michael von graffenried fotografiert, was aus der gründung seiner vorfahren geworden ist

“bern verärgert new bern”, titelte “das magazin” des tages-anzeigers und der berner-zeitung vor kurzen. berichtet wurde über michael von graffenrieds fotoreportage, die er im amerikanischen north carolina über die provinzstadt mit schweizerisch anmutendem namen gemacht hatte.

angefangen hatte alles in minne. denn ein vorfahre des bekannten fotografen aus bern, christoph von graffenried, war vor 297 jahren der gründer von new bern gewesen. und das weiss man heute noch in der stadt. genauso, wie man sich der erfindung von pepsi-cola in einer apotheke new berns gerne erinnert. das verschaffte dem exilierten michael, der heute in paris lebt, vorschusslorbeeren. “das magazin” berichtete, dass sich alle in new bern ablichten lassen wollten, – am liebsten jedoch mit dem fotografen von rang und namen, nicht durch ihn.

doch dann begann der ärger. michael von graffenried jedoch nahm sich die freiheit heraus, ohne vorschriften in new bern zu arbeiten. von der auftragsarbeit als pressefotograf hat er sich angewidert abgewendet. pr-fritzen würden bestimmen, was man zeigen darf und was nicht. das vermiese die gute laune im geschäft, weshalb er es vorzieht, als freischaffender künstler zu agieren.

und so machte er bilder von dem, was ihn interessierte:

zum beispiel wie der hobbyjäger, der einen bär erlegte, voller stolz seine schweizerisch-amerikanischen waffensammlung präsentiert.
oder wie das marine corps in vollmontur im hallenbad das entrinnen vor dem ertrinken übt.
oder wie muslimische flüchtlinge aus der ex-sowjetunion in einer der 135 ortskirchen aufgenommen werden.
oder wie das baseball-team unsportlich rumhängt, statt siege zu erringen.
oder wie polizei einen irak-helden verhaftet, weil er an eine hausecke gepinkelt hatte.
oder wie sich die starke schwarze minderheit in new bern stolz zeigt, dass sie sich trotz schlechter lebensbedingungen stärker vermehrt als die weisse mehrheit.
oder, oder, oder.


das plakat zur kritisierten fotoausstellung “our town”, die bestaunt, aber nicht hinterfragt werden darf, – fotografiert auf öffentlichem grund und boden (foto: stadtwanderer, anclickbar)

das fotografierte gefällt den fotografierten nicht …

nach der ersten ausstellung in new bern hagelte es denn auch proteste in der lokalen presse, weiss “das magazin” für ihre story aufmerksam erheischend zu berichten.

die bilder seien rassistisch …
sie würden einseitig die dunkeln seiten der stadt zeigen …
sie seien wenig schmeichelhaft …
und sie würden keinen goodwill für new bern in der welt schaffen …

habe man dem eindringling aus der alten welt entgegengehalten.

michael von graffenried wiederum bekümmerte das nicht. den bürgermeister der stadt, an verbindungen mit old bern interessiert, liess er verteidigend ausrichten: “man kann einem künstler nicht vorschreiben, was er darstellen soll.”

… und das fotografieren des fotografierten gefällt dem fotografen nicht

aber man kann dem stadtwanderer vorschreiben, wie er darüber zu berichten hat!

als ich nämlich, wie bei einem veranstaltungsbesuch üblich, meine fotokamera zückte, um meine impressionen festzuhalten, wurde ich gleich zurecht gewiesen:

“das fotografieren ist verboten”, sagte die dame an der kasse.

“wie bitte?”, gab ich erstaunt zurück. und:

“soll das fotografieren ausgerechnet in einer fotografie-ausstellung verboten sein?”

“ja, das sei vorschrift”, wurde ich zurechtgewiesen.

nur den berner bär und new berner bärin im wappen der beiden städte liess man mich ungehindert ablichten.

als ich mich von dieser höchst unerfreulichen überraschung erholt hatte und nochmals das gespräch mit der dame suchte, wurde man noch deutlicher: die werke seien privat. sie seien im eigentum des künstlers. und dieses eigentum sei geschützt.

die freiheit des künstlers und ihr gründlicher schutz

ich fragte mich: was eigentlich wird hier geschützt?

– das leben von menschen, die so sind, wie sie sein wollen, und nicht so, wie sie sein sollen?

– die freiheit des fotografen, der sich berufen fühlt, eben dieses leben so zu zeigen, wie es ist, und nicht so, wie man es sich wünscht?

– oder die diskussion dieses spannungsfeldes, das argumente des exil-berns in paris wie auch der nachfahren der exil-berner in new bern unvoreingenommen abwägen will?

nach kurzer überlegung ist mir klar: michael von graffenried is the winner.

die verlierer sind die ungefragten fotografierten. und würde das wiederum fotografiert, könnte auch er ein verlieren werden.

das jedoch ist nicht gefragt: kunst ist kunst. diskussion brauchte sie hierzu nicht wirklich. staunen genügt.

so verlasse ich ohne eigentliche eindrücke von der ausstellung das öffentlich kornhausforum und sage mir: “bern verärgert new bern verärgert bern.”

stadtwanderer

den täuschenden bildgebrauch entlarven

nur wenige tage nach dem anschlag vom 11. september 2001 tauchte im internet das “letzte Touristenfoto vom Dach des World Trade Centers” auf. peter guzli aus budapest stand dabei hoch über der stadt, – und von hinten näherte sich das berühmte flugzeug, das bald darauf den tower 1 rammen wird. eine digitale zeitangabe auf dem bild unten rechts bürgte für authentizität.

oder auch nicht!

denn das originalbild entstand vier jahre vorher auf einer ferienreise guzlis. selbstredend hatte es damals kein flugzeug im anflug auf das wtc. dieses wurde erst nachträglich hinein montiert. es ist, genauso wie die zeitangabe, eine fälschung.


mehr oder weniger offensichtlicher fake: peter guzli auf dem dach des wtc 1999 und 2001 in manipulierter form

eigentlich war es auch nur ein privater joke. doch in september-tagen des jahres 2001 wurde ein solcher, auf internet publiziert, zur globalen berühmtheit. obwohl das, oder besser noch: gerade weil es lügt.

das ist kein einzelfall. computerprogrogramme wie photoshop machen das bearbeiten von bildern zum alltagsgeschehen eines jeden mehr oder minder ambitionierten hobby-fotografen. meist geht es nur ums scharfstellen oder aufhellen imperfekter bilder. das ist denn auch harmlos. die grenzen zur bewussten manipulation ist aber fliessend geworden, seit die gleichen oder vergleichbaren programme auch dafür benutzt werden.

die ausstellung “bilder, die lügen”

die ausstellung “bilder, die lügen” im berner museum für kommunikation nimmt sich genau dieser unsicher gewordenen grenzziehung zwischen wahrheit und lüge an. sie erinnert gleich am eingang, dass in der heutigen zeit die wahrheit nur noch einen mausclick neben der fälschung liegt.

gezeigt werden im “lügen abc” vorwiegend fotografien aus dem 20. jahrhundert, aber auch einige videos aus dem 21. das material der 300 ausgestellten fälle reicht von “a” wie “aktuell” bis “z” wie “zukunft”. zur sprache comics, satire, werbung und die yellow press, weil sie für bildmanipulationen am anfälligsten sind. gezeigt wird aber auch der visuelle beitrag zur entstehung des führermythos vor dem zweiten weltkrieg, der entnazifizierung nach 1945 und der legendenbildung seither. doch ist das thema nicht auf den nationalsozialismus beschränkt. so werden auch berühmte fälschungen wie die ufologie werden unter dem aspekt des bildes, das etwas beweist, was nicht ist, behandelt.


schandfleck der amerikanischen aussenpolitik: breifing des un-sicherheitsrates zu den massenvernichtungswaffen im irak, das als legitimation für den krieg diente

konzipiert und kommentiert worden ist die ausstellung von hisgtorikern der stiftung “haus der geschichte der bundesrepublik deutschland”. das merkt man der bildauswahl auch an. deshalb greift man gerne nebst dem ausstellungsführer zum magazin “objektiv”. denn da geht es dann mehr um die gegenwart: colin powells “rede” und “zeige” vor dem un-sicherheitsrat, welche den irak-krieg mit beweisen zu massenvernichtungswaffen im irak legitimierte, eröffnet den reigen. zwischenzeitlich wissen wir es: bewiesen war nicht, vielmehr hatte der geheimdienst manipuliert, und powell bezeichnete seinen auftritt vor den völkern der erde im nachhinein als schandfleck in seiner amtszeit.

gezeigt wird im “objektiv” aber auch, wie das belgische fernsehen türkte, indem es mit einer reportage im nachrichtenstil das ende belgiens durch den austritt flanderns verkündete. erst nach rasch anschwellenden, empörten reklamationen deklarierte man den beitrag als fiktion, welche das tief zerstrittene land aufrütteln sollte. das ganze wirkt wie eine etwas gekünstelte rechtfertigung nach einem jux mit einer öffentlich vorgetragenen lüge, den sich die staatlichen medien leisteten.


plumpe täuschung durch den sgb: monitierter bundesratskopf mit behindertenkörper, ohne zustimmung bei beiden beteiligten entstanden

die aufgelisteten fälle in der grossen wanderausstellung machen aber auch vor der schweiz nicht halt: die fotomontage des schweizerischen gewerkschaftsbundes mit bundesräten als invalide wird genauso kritisiert wie das wahlkampf-video der svp, das zwischen himmel und hölle unterschied, je nachdem, ob die svp oder rotgrün die parlamentswahlen 2007 gewinnen werde. das ein gilt als plumpe eingriff ins bild und das rechts dazu, das andere als übertreibung im schwarz-weiss stil, ganz in den farbe der nationalkonservativen rechten vorgetragen.


raffinierte täuschung durch die svp: gestellte gewaltszene im wahlvideo, die unter anderen vorzeichen entstanden ist

die menge der kritisierten beispiele aus 100 jahren, die man auf engem raum im museum für kommunikation in einem rundgang von vielleicht einer stunde dargeboten bekommt, ist für den besucher und die besucherin beinahe erdrückend. totalitäre verständnisse von öffentlichkeit reihen sich nahtlos an spektakuläre medienskandale der gegenwart. manipulationstechniken in kinderbücher stehen just nebst jenen der werbung, die auch die erwachsenenwelt lenken sollen. alles mit einem ziel: das denkende subjekt auszuschalten.

eine kritik des verständnisses hinter der ausstellung

es macht aber sinn, beim thema bild nicht einfach manipulation mit nach hause zu nehmen. dafür kann man an der bar einen caffee trinken gehen, und das gehörte, gesehene und gelesene nochmals revue passieren lassen.

der raum und die zeit öffnen einem dabei den blick für ungereimtheiten in der ausstellung. zum beispiel in den die übersetzungen: auf deutsch steht da plakativ: “werbung lügt”; im französischen heisst es dann “la publicité trompe.”

das ist der feine unterschied, der mir wichtig ist. ich ziehe die französische der deutschen fassung klar vor.

natürlich gibt es die offensichtliche fälschung am bild. man erinnere sich an den wasserstreifen vor dem tempel in luxor, der von einem schweizer boulevardmedium rot eingefärbt wurde, um als angebliche blutlache nach dem terroranschlag zu erscheinen. und es kommen einem unweigerlich die bilder von djamile rowe, die als thomas borer geliebte, angeblich nächte- und tagelang in der schweizer botschaft in berlin sex mit dem gesandten aus der schweiz gehaben soll.

doch ist das nicht die ganze enttäuschung, die wir lernen müssen, wenn wir bilder betrachten. das wichtigste ist, sich vom bild als abbild zu verabschieden.


der berühmte sturz der saddam statue in bagdad, milionenfach als spontaner akt der befreiten bevölkerung verfilmt, wurde von amerikanischen soldaten vorbereitet. die us-flagge wurde erst entfernt, als die menge sich gegen die befreier zu wenden drohte.

die eine ent-täuschung, an der wir arbeiten müssen, besteht aus der bildproduktion. diese bietet bilder auf nachfrage an. und diese nachfrage besteht aus thesen, was publikationen aussagen sollen. bilder abeer verstärken thesen genauso, ob sie stimmen wie wenn sie nicht stimmen. das wissen zwischenzeitlich feldherren, staatsmänner, chefredaktoren, imagegestalter, historiker und kampagnenleiter im in- und ausland.


der wunsch des publikums nach helden wird durch inszenierungen im wahlkampf gang bewusst erfüllt (quelle: reuters)

die andere ent-täuschung ist bei der bildrezeption angesagt. wir alle sind nicht unvoreingenommene bildbetrachterInnen. wir registrieren und lesen sie als subjekte, die dazu neigen, reflexartig auf das reagieren, was das auge sehen will, spontan das wahrnehmen, was unsere gemütslage für bedürfnisse erzeugt, und bewusst nach dem suchen, was in unsere alltagsdeutungen von weltpolitik, kulturkonflikt und gesellschaftsklatsch passt.

beides macht das bild und seine verwendung in der massenkommunikation für täuschungen anfällig. wir lullen uns mit vorgefertigten bildern so weit in vorgeformten und selbstgemachten larven ein, das es ein vornehme aufgabe einer ausstellung in einem museum für kommunikation wäre, das nicht nur in seinen plakativen auswüchsen, sondern auch in seinen feinheiten ausdrücklich zu ent-larven.

stadtwanderer

Das „Lügen-ABC“ der Ausstellung

A wie Aktuelles
B wie Born, Michael
C wie Comic
D wie „Damnatio memoriae“
E wie „Entnazifizierung“
F wie Führermythos
G wie Golfkrieg
H wie Hitler-Tagebücher
I wie Ikone
J wie Jugendfrei
K wie Kalter Krieg
L wie Legendenbildung
M wie Morphing
N wie Nazikult und Nazierbe
O wie Optische Täuschung
P wie Paragraph
Q wie Querschläger
R wie Rufmord
S wie Satire
T wie Text und Bild
U wie Ufologie
V wie Volksaufstand
W wie Werbung
X wie Xenophobie
Y wie Yellow press
Z wie Zukunft

mehr zur wanderausstellung in bern

berner eindrücke 2007

das sind sie, meine bewegendsten eindrücke des jahres 2007, die ich in bern fotografisch festgehalten habe:


1. mein erster arbeitstag, 2. berner fasnacht, 3. austellung “lebendig”


4. rassismus abschaffen, 5. eu-botschaft, 6. überschwemmung, 7. neues bundeshaus vom 12. dezember 2007


8. krawalle am svp-umzug, 9. stadtpräsident, 10. gut gelaunte cvp


11. museumsnacht, 12. warten auf euro 08, 13. million für die katze, 14. clien d’oeil auf die politik


15. berner medienvielfalt, 16. ganz schlauer fuchs, 17. radiowerbung


18. sog.hauptstadtfrage, 19. stairways to heaven, 20. der halbierte hügli, 21. rot-grüne planspiele


22. grosses bahnhofsfest, 23. streik gegen die stadt, 24. erster teil des baldachins


25. hop fdp, 26. schülerInnen-parlament, 27. wahlherbst, 28. sp-scherben


29. barfüsser, 30. drei eidgenossen, 31. stadtwanderung im bundesratszimmer

alle bilder anclickbar und selbstverständlich vom

stadtwanderer

mehr dazu in meinem flickr-album

wie mir in albanien klar wurde, weshalb die schweiz ein konkordanzsystem hat

zwischen 1993 und 1995 war ich fünf mal in albanien: am häufigsten in tirana, der hauptstadt, aber auch in shkodra, dem zentrum des nordens, in gjirokastra, dem pendant des südens, sowie in durres und vlora, den hafenstädten an der adria.


typische erinnerung an albanien in der ersten hälfte der 90er jahre: nichts klappte mehr nach dem übergang von der diktatur zur demokratie

politische entwicklungshilfe

in den harten zeiten des umbruchs von der kommunistischen diktatur zur demokratie nach europäischem vorbild wäre es kaum jemanden in den sinn gekommen, ferienhalber nach albanien zu reisen. zu kaputt war die wirtschaft, zu hart war die gesellschaftliche polarisierung und zu unversönlichen die politischen gegensätzen zwischen den anhängern des alten und des neuen systems.

auch ich war nicht ferienhalber in albanien. ich war im auftrag des eda in der jungen demokratie, – aufbauhilfe war das stichwort. und ich war in dieser mission nicht allein: marie-angela wallimann, die scheidende generalsekretärin der bundesversammlung, war dabei, genauso wie marco albisetti, der frühere berner gemeinderat, und michael bader, der berner anwalt und präsident einer stiftung für osteuropa-hilfe. wir alle waren mit der absicht in albanien unterwegs, einen kleinen beitrag zum aufbau demokratischer strukturen zu leisten.

der aufenthalt war für uns alle eine grosse herausforderung. denn albanien kannte vor allem unterdrückung. die sicherte zwar stabilität, aber kein demokratisches gedankengut. ersteres war angesichts der ethnischen minderheiten und der menschen mit verschiedener herkunft im norden und im süden des landes durchaus von vorteil. denn mit dem wegfall der diktatur kamen fragen der möglichkeit von koexistenz unterschiedlicher kulturen im gesellschaftlichen und politischen sinne wieder virulent auf. und sie wurden politisch ausgenutzt: der norden galt als hochburg der rechten, der süden als bastion des südens. diese kombination war nicht nur ideologischer sprengsatz, sondern auch sozialer und räumlicher.

mein kristallisationserlebnis zur konkordanz

in den vielen gesprächen, die ich in albanien führen konnte, habe ich eines gelernt: was der vorteil der konkordanz ist. ich habe mich in meinen vorträgen, unter anderem vor parlamentskommissionen, aber auch für das albanische fernsehen, immer wieder für diesen gedanken eingesetzt, denn er erschien mir nicht nur eine antwort auf die probleme mit der politischen polarisierung zu sein, sondern auch eine notwenigkeit angesichts der gesellschaftlichen voraussetzungen.

im nu haben ich im arg zerstrittenen, wirtschaftlich darnieder liegenden albanien begriffen, was ich jahre zuvor in den seminaren zur politikwissenschaftlich gelernt hatte: denn seit der niederländische politologe arend lijphart 1968 die moderne konkordanztheorie begründet hatte, gilt eine seiner annahmen ziemlich unverrückt: konkordanz sichert gerade in heterogenen gesellschaften politische stabilität. die theorie postulliert, es sei möglich, destabilisierende effekte in einer von subkulturen geteilten gesellschaft ausgleichen zu können. das wichtigste ist dabei, auf konfliktlösungsmuster zu verzichten, die sich nach dem angelsächsischen vorbild an der mehrheitsregel ausrichten. denn diese, so viele vorteile sie für die demokratie hat, wird zum problem, wenn sich die mehrheit gesellschaftlich aus den immer gleichen kulturellen gruppen produziert.

albanien und die schweiz im rückspiegel

ich weiss nicht, ob die vermittlung dieses gedankens in albanien wirklich früchte getragen hat. die politische polarisierung nach den ersten jahren der unterdrückung mit einigen schweizern polithelfern moderieren zu wollen, war sicher eine grosse hoffnung. in der kurzen zeit, in der wir präsent sein durften, entwickelte sich albanien auf keinen fall in diese genannte richtung.

wahlen galten den albanischen eliten hüben und drüben als demokratisches ritual, das man manipulativ durchbrechen durfte: die rechte, mit amerikanischem kapital ausgestaltet, holte sich konservative berater ins land, die das einfach volk verführten, und die linke, die sich immer noch auf teile des kommunistischen machtapparates stützen konnte, mobilisierte ihre erfahrungen in der herrschaftsausübung auf diese art und weise.

vielleicht haben wir aber einen gedanken vermittelt: kulturelle segmentierte gesellschaften können sowohl diktatorisch wie demokratisch koexistieren. wenn sie es demokratisch tun wollen, ist aber nicht der wettbewerbsgedanke, sondern jener der konkordanz empfehlenswert.

warum mir ausgerechnet heute das wieder in den sinn kommt? meine erlebnisse in albanien haben mir meinen blick auf die schweiz geschärft. mir wurde damals klar, was für einen weg die schweiz beschritten hatte, als sie, vor allem nach dem generalstreik von 1918, den klassenkampf und den mit ihm verbundenen politischen konflikt entschärfte und damit schritte zur konkordanzdemokratie entwickelte. das ging in der schweiz auch nicht ein oder zwei jahre. es brauchte ein ganze generation, welche diese lernschritte machen musste, bis sie getragen wurden. institutionell musste man begreifen, die politische vertretung aller sozialer segmente durchzusetzen, denn nur das sichert verhandlungs- anstatt machtlösungen.

konstante und variable voraussetzungen der konkordanz in der schweiz

lijphart favorisierte solche verhandlungsmuster nicht generell, aber unter vier bedingungen. drei wären wie in der schweiz auch in albanien erfüllt gewesen: das kleine land mit der geringen bevölkerungszahl, die starke geografische resp. damit verbundene kulturelle aufteilung der regionen, der sprachen und der konfessionen und das gefühl der äusseren bedrohung.

das gleichgewicht der kräfte, das lijphart als viertes kriterium erwähnt, ist in albanien bis heute nicht erfüllt. demokraten und sozialisten können sich nebst ihrer hausmacht nicht dauerhaft auf politische stabile wählergruppen stützen. mal siegt die eine seite klar, mal die andere.

ein gleichgewicht der kräfte gab es nach 1919 auch in der schweiz nicht. die konkordanz entstand, weil die bürgerlichen mehrheitsregierung an den inneren widersprüchen zerfiel. mit der herausbildung des vierparteiensystems in der zweiten hälfte der 30er jahre ergab sich in der schweiz diese voraussetzung für konkordanz.

wenn die konkordanz heute angesichts veränderten parteistärken für klinisch tot erklärt wird, sollte man eines nicht vergessen: die gesellschaftlichen voraussetzung der konkordanz in der schweiz sind auch nach den wahlen vom 12. dezember 2007 die gleichen geblieben: die kleinheit der verhältnisse, die räumlich bestimmten sprach- und konfessionskulturen, der gegensatz von stadt-und-land bzw. von berg-und-tal sind noch genau die gleichen. und sie lassen es, wie die lehre von lijphart nahelegt, weiterhin ratsam erscheinen, unverändert nach dem schweizer und nicht nach dem albanischen muster konfliktregelungen zu suchen.

stadtwanderer

mehr zur konkordanztheorie für gespaltene gesellschaften:
jürg steiner über arend lijphart

wie die zauberformel entstand

darin sind sich die politologInnen der schweiz einig: ein konkordanzsystem ist das gegenteil eines konkurrenzsystems. letzteres stellt der regelfall dar: parlamentarische demokratien sind auf mehrheitsbildung ausgerichtet, wobei sich regierung und opposition gegenüber stehen. die regierung vertritt die minimal nötige koalition, die aus wahlen hervorgeht. sie entscheiden, wer die mehrheit alleine oder in verbindung mit anderen bekommt und wer sie bis zu den nächsten wahlen auch ausüben darf.

weniger einig sind sich die politologInnen hierzulande in der frage, ob die erweiterung einer parlamentarischen demokratie durch direktdemokratische institutionen mit einem konkurrenzsystem in verbindung gebracht werden kann oder zwangsläufig in ein konkordanzsystem mündet. hauptgrund: die vielzahl der thematischen konfliktlinien, die sich bei regelmässigen volksabstimmungen ergeben, kann mit einer 51 prozent koalition nicht erfolgreich bewältigt werden. das führt letztlich dazu, dass reine mehrheitsregierungen nicht unmöglich sind, sich aber auf die dauern nicht halten können.


vereidigung des ersten bundesrates, der 1959 nach der zauberformel gewählt worden war, am 17.dezember

die geschichte des schweizerischen bundesstaates zwischen 1874 und 1959 ist ein beredetes beispiel für den umbau einer parlamentarischen demokratie auf der basis des konkurrenzsystems zur direkten demokratie mit dem konkordanzsystem.

das konkurrenzsystem von 1919

1848 folgte man in der schweiz institutionell dem französischen und amerikanischen vorbild. der bundesrat wurde durch einen bundespräsidenten geführt, der gleichzeitig die schweiz nach aussen vertrat. er war aber kein richtiger präsident, sondern nur einer auf zeit, der primus inter pares in einer regierung war. diese wiederum hing von der mehrheit im parlament ab, das aus zwei kammern bestand: der volks- und der kantonsvertretung. beide wurde nach dem majorzverfahren gewählt, was die zahl der relevanten parteien verringerte. faktisch kannte man eine konfliktlinie: die sonderbundessieger aus dem liberal-radikalen lager gegen die verlierer aus dem katholisch-konservativen.

von einem reinen konkurrenzsystem kann man in dieser zeit noch nicht sprechen. bis 1919 regierte auf dieser basis der freisinn aufgrund der parlamentszusammensetzung weitgehend hegemonial. demokratisierungsbestrebungen dieser elitendemokratie von 1848 führten 1874 zur einführung des gesetzesreferendum und 1891 zur volksinitiative für parzielle verfassungsänderungen. die vorherrschaft des freisinns blieb jedoch, wen auch eingeschränkt. 1891 bereinigte man den konflikt mit den anfänglichen gegnern des bundesstaates. die kathololisch konservativen wurden unter aufgabe ihrer opposition schrittweise integriert. weitere zugeständnisse, vor allem an die politisch und gewerkschaftlich aufstrebende arbeiterschaft machte man indessen nicht. so tarierte der freisinn die macht aus, die es ihm erlaubt, stets in der regierung zu sein.

1918 wurde daus ausbalancierte, bürgerlich geprägte politische system durch den generalstreik erschüttert. nur ein jahr später wurde der nationalrat erstmals auf der basis des proporzwahlrechtes gewählt. die auswirkungen waren beträchtlich. der freisinn des 19. jahrhunderts verschwand. verschiedene parteien machten sich jetzt breit, so die fdp, so die lp, so die bgb und so die sp. ihnen stand, in den katholischen landesteilen die KK gegenüber, die nur beschränkt parteispaltungen kannte.

die landesregierung setzte sich hinfort aus fdp, kk und bgb zusammen, vorübergehend auch aus einem vertreter der lp. mit der bgb zusammen behielt die fdp die mehrheit im bundesrat. zusammengehalten wurde die sehr ungleichen koalitionspartner durch den antikommunismus. aussenpolitische war die sowjetunion der feind, innenpolitisch die linke.

eine wirkliche koalition war das jedoch nicht. vor allem die wirtschaftsinteressen zwischen den aussen- und binnenorientierten ökonomie erschwerten eine einheitliche, kohärente politik. den minderheiten kam eine hohe taktische bedeutung zu, die sie mit referendumsdrohungen ausnutzten. volksabstimmungen wurden zur regelmässigen nagelprobe für die bürgerliche regierung. unheilige allianzen wurden möglich. die leistungsfähigkeit des systems stockte. genau diese situation war es, welche die grenze der beiden institutionen, parlamentarische und direkte demokratie, aufzeigte.

das konkordanzsystem von 1959

in den 30er jahren des 20. jahrhunderts setzte ein fundamentaler umbau des regierungssystems der schweiz ein. die aussenpolitische bedrohung, namentlich der aufstieg des nationalsozialismus nach 1933 beförderte ihn. innenpolitisch reduzierte die linke ihre opposition. 1935 anerkannte sie grundsätzlich die militärische landesverteidigung. 1937 kam es im wirtschaftsbereich zur sozialpartnerschaft in der lebenswichtigen metallindustrie, mit welche der klassenkampf von 1918 überwunden wurde.

die linke strebte in dieser situation eine mitte-links-regierung an, die ihre sozialpolitischen forderungen unterstützen sollte. durchsetzen konnte sie das aber nicht. 1938 kam es bei der bundesfinanzreform zum grossen kompromiss: die rechte konnte die aufrüstung finanzieren, die linke erhielt die ahv. und die parteien gingen zu einem system der mässigung in ihrem konflikt untereinander über, um gemeinsam, konkordant! regieren zu können.

zur direkten regierungsbeteiligung der sp kam es jedoch nicht sofort. 1939 wurden die parlamentswahlen des krieges wegen ausgesetzt. erst 1943 wurde wieder gewählt. die siegreiche sp wurde darauf hin in den bundesrat aufgenommen. sie verblieb dort aber nur auf zusehen hin. 1953, nach einer gescheiterten volksabstimmung zerbrach das vier-parteien-bündnis, indem die sp in die selbstgewählte opposition ging. 1959 sollte sie allerdings gestärkt, und mit der unterstützung der kk, wieder dorthin zurückkehren. jetzt hatten fdp, kk und sp je 2, die bgb einen sitz. die kk war damit gestärkt worden: sie konnte rechte wirtschaftspolitik und linke sozialpolitik betreiben, und sie gab den ausschlag, was galt!

bilanz: neuer wahlmodus mit geburtsfehler

am 17. dezember 1959 (heute vor 48 jahren!) wurden vier neue bundesräte (jean bourgknecht (kk), willy spühler (sps), ludwig von moos (kk) und hans-peter tschudi (sps)) sowie drei bisherige paul chaudet und max petitpierre (beide fdp) und friedrich traugott wahlen (bgb) gewählt. geboren war damit die “zauberformel” für die regierungsbildung im bundesstaat. die grossen parteien sollten proportional zu ihrer stärke im bundesrat vertreten sein. dieser arbeitete in den kerngeschäften finanzen, wirtschaft, soziales und landesverteidigung lösungen auf der basis eines gemeinsamen willens aus und vertrat diesen nach aussen als kollegium. abstimmungssiege gehörten nicht einer partei, abstimmungsniederlagen führten aber auch nicht mehr zu rücktritten in der landesregierung. direkte demokratie und wechselnde mehrheiten im bundesrat vertrugen sich hinfort.

entstanden war so die konkordanz. parteienwettbewerb, direkte demokratie und regierungszusammensetzung waren nun wieder so in übereinstimmung, dass eine stabile regierungstätigkeit entstand. deshalb war die zusammensetzung der bundesrates das kernstück für das entstehen der konkordanz, nicht aber das einzige element des neuen systems.

gerade der modus für die zusammensetzung des bundesrates zeigte aber von beginn weg, dass die konkordanz für die teilnehmenden nicht nur vor- sondern auchnachteile haben konnte. denn das neue system entstand mit einem bleibenden geburtsfehler: die mehrheit des parlamentes, die zwei sozialdemokraten in die landesregierung wählte, verhinderte des einzug von walther bringolf, dem sp-präsidenten, in den bundesrat. er galt als zu wenig konsensfähig. und er wurde durch hanspeter tschudi verdrängt, der dann erfolgreich die ahv in der schweiz einführte.

was die konkordanz nach 1959 und sie in die krise geriet, schreibe ich im nächsten beitrag, von irgendwo auf der welt, in der ich momentan umherwandere …

stadtwanderer

filmwochenschau der bundesratswahlen vom 17. dezember 1959
die ereignisse des jahres 1959 (wenn auch ein wenig deutschland-lastig)