bilder unseres alltags

wer bloggt, kommuniziert. nicht nur mit den mitteln des textes, sondern auch des bildes. grund genug, sich einem herausragenden bebilderer unserer gegenwart zu widmen.

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kulturmix vor dem bundeshaus – vor lauter patriotismus nichts mehr sehen – tour de suisse (wie im fernsehen, aber echt)

yves maurer, der berner fotograf, um den es hier geht, beschreibt sich selber so: “Kritiker, Nörgler, Grübler. Vernarrt in Bilder.” er ist autodidakt, wenn es ums bildermachen geht, denn berufe hat er viele, aber andere. seinen charakter fasst er in der kürzestform wie folgt zusammen: “Kaffeeliebhaber, Beobachter, Freigeist, – reisewütig.” die ersten drei eigenschaften sprechen mich direkt an, das vierte müsste ich mit “wander-wütig” übersetzen. verbindend wirkt wiederum: “Stets bereit den unbekannten Weg einzuschlagen!” das habe ich mir für 2010 notiert.

yves maurers bilder kennen wir teilweise aus den medien. zum beispiel das nach dem unfall im bärenpark, als der angefallene mann von der ambulanz auf der bahre abtransportiert wurde. betroffenheit auslösen, ohne sensationen zu produzieren, das ist das motto des bebilderers.

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nach dem zibelemärit – berner moderne und tradition – bubenstreich in der pfadi

und genau das ist es, was mir am besten gefällt. und ein triple a verdient: aufmerksam, aussagereich, aber nicht aufdringlich sind die momentaufnahmen maurers. sie alle sind aus seinem alltag, manchmal dem aus aller welt, häufig aber aus dem in bern. denn sein point of view – auf dem internet dokumentiert – spricht an, was im konfliktreichen jahr 2009 in der schweiz jenseits des lauten geschrei geschah.

genau deshalb setze ich es als weihnachtsstern über die feiertag, und empfehle die bebildungern meiner leserschaft ganz herzlich.

stadtwanderer

game over für das finnding


“Wir haben das Online-Spiel entfernt. Es tut uns leid, wenn wir damit die Gefühle der einen oder anderen Person verletzt haben sollten.”

diese entschuldigung steht seit heute auf der website des games “finnding”. denn das geschmacklose spiel ist zwischenzeitlich von der bildfläche verschwunden. nicht ganz unfreiwillig, vermute ich.

die spendenbuttons, die das spiel zum test von sympathien zu tier und mensch hochstilisierten, waren ohne einwilligung von “wwf” und “denk an mich” aufgeschaltet worden. das ist schon ziemlich fies. der wwf drohte mit rechtlichenschritten, und die behindertenorganisationen distanzierten sich von der spendenmöglichkeit.

gewusst haben beide organisationen nichts von ihrem glück, und geld bekommen haben sie auch keins. denn allfällige spenden ging gleich aufs konto der herstellerfirma. übel, nenn ich das.

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spannender als jedes game: finn in natura beobachten (foto: yves maurer)

bernd schildger der berner tierparkdirektor bringt die sache einmal mehr auf den punkt: wie man aus einer tragödie geld- oder marktingmässigen vorteil schlage wolle, sei für ihn schlicht nicht nachvollziehbar, sagte er dem berner lokalfernsehen.

ich kann nur anfügen, dass finn gestern gemütlich im park sass, sich ein wenig im neuschnee wälzte, und allenfalls nach einer taube schnappte, wenn sie ihn reizte.

finn ist weder ein teddybär, noch jagt er menschen, damit sich gamer daran ergötzen können!

stadtwanderer

das finnding ist ein unding

geschmacklos: jetzt wird das drama vom bärenpark sogar als computergame vermarktet.

am 21. november 2009 stürzt sich ein geistig behinderter mann in den bärenpark, um einen fallengelassenen plastiksack zurück zu holen. er wird von finn überrascht und überwältigt. der bär lässt vom mann erst ab, als er von der polizei angeschossen wird. mensch und tier müssen notfallmässig verarztet werden, haben aber glück und überleben.

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die aufmerksamkeit und sympathie für finn, den unschuldigen bären war riesig. honig und glückwünsche wurden gespendet. der mann wird erst dann unschuldig, als man erfährt, dass er geistig behindert ist. die medien in stadt und kanton, national und international waren aufgewühlt und berichteten tagelang.

genau von dieser aufmerksamkeit will nun ein die internet-firma profitieren. ich nenne sie aus ärger absichtlich nicht namentlich.

“dasfinnding” hat sie heute lanciert, ein computer-game, das den kampf um plastiksäcke im bärenpark virutell nachstellt. die spielanlage ist einfach: wenn der mann nicht schnell genug ist beim einsammeln, wird er gepackt, dass die fetzen nur so fliegen. sensationshascherei pur.

natürlich ist alles nur ein virtuelles spiel, wird man sagen. und deshalb bekommt man so viele leben, wie man will. im besten fall ist man am ende sogar der held: ganz oben auf der gamer-liste.

“doch halt!”, muss ich da erwidern. der vorfall dahinter ist real! tierischer und menschlicher ernstfall, der um ein haar zur totalen tragödie geworden wäre!

hätte das internetspiel pädagogischen wert, könnte man noch diskutieren. zum beispiel weil man als spieler den mann hindern müsste, ins gehegt zu springen. oder weil die gamer lernen würden, dass angriffige bären mit steinen zu beschmeissen diese nur aggressiver macht.

davon jedoch nichts davon! das spiel ist auf nerverkitzel und fingerfertigkeit, nicht auf lernprozesse aus. und auf geschmacklose aufmerksamkeit. selbst der vergleich ist stossend. der man im park war in realität nicht cleverer als der bär, sondern geistig behindert.

bernd schildger, der tierparkdirektor, hat jede zusammenarbeit mit dem game abgelehnt.

da können auch spendenkonti für den “wwf” und die aktion “denk an mich” am ende des spiels nicht ablenken.

ein finn-un-ding ist das!

stadtwanderer

“bern neu gründen” setzt auf den informationsfluss im virtuellen aaretal

seit ende august 2009 gibt es den verein “bern neu gründen”. er will die politik im lebensraum bern jenseits von gemeindegrenzen neu aufmischen. dafür geht er jetzt in die mediale offensive.

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seit kurzem hat der verein einen eigene internetauftritt. mitglieder haben die website konzipiert. freiwillige mit technischem know-how haben sie gestaltet. nun ist ein diskussionsforum hinzu gekommen, dass unser “röschtigraber” schon ganz ordentlich anwärmt, und via facebook soll eine community aufgebaut werden, wie “unser” stubentiger eben vermeldet.

man setzt also ganz auf zeitgemässe formen der politischen mobilisierung, wenn es um die neugründung von bern geht. lassen sie sich miteinbeziehen, in den news- und informationsfluss, der durch das virtuelle aaretal zu fliessen beginnt. zwar ist er momentan etwa so stark wie der stadtbach durch die altstadt, aber bald schon soll daraus ein rauschender strom im aaretal werden!

stadtwanderer