wer durch arboga spaziert, stösst unweigerlich auf engelbrekt engelbrektson, den wilhelm tell schwedens.
engelbrekt und wilhelm sind in ihren ländern populär. sie gehören zum jeweiligen nationalen mythos. jeweils verschiedenste bevölkerungsgruppen können sich mit den besagten figuren identifizieren, denn beide haben etwas kämpferisches. sie symbolisieren die nationale selbständigkeit, die gegen in der vergangenheit gegen ungeliebte herrschaften durchgesetzt werden mussten. typisch hierfür ist, dass beide gerne mit einer armbrust, der waffe des gemeinen mannes, in verbindung gebracht werden.
doch damit enden die gemeinsamkeiten. denn engelbrekt stammt nicht nur aus einem anderen umfeld als wilhelm, sie repräsentieren verschiedene epochen.
könig gustav wasa, der begründer der grossen wasa-dynastie, die schweden vom führen 16. bis mitte des 17. jahrhunderts regierte, steht, wie der jährlich durchgefuehrte vasa-langlauf erinnert, gleichsam für den durchbruch schwedens als selbständiger nationalstaat, der vorübergehend sogar eine führende rolle in der europa spielte. was ihm 1523 gelang, bereitete, fast ein jahrhundert zu vor, engelbrekt vor: die unabhängigkeit schwedens von dänemark.
begonnen hatte schwedens krisenzeit im mittelalter mit der grossen pest im 14. jahrhundert. Zuvor war man unter der herrschaft der folkunger ein flächenmässig riesiges königreich gewesen, das in seinen besten zeiten von grönland bis viborg im heutigen russland reichte und grösser, wenn auch nicht bedeutender war als das damalige kaiserreich.
doch die pest setzte dem norden arg zu. die bevölkerung ging massiv zurück, die kirchen wurden diskreditiert und die königreiche in die bedrouille. faktisch ging die macht an die hanse über, die, etwa von lübeck aus, für den handel in der städte lebenswichtig war.
unter der führung dänemarks konstitutierte sich ende des 14. jahrhundert die kalmarer union, die gegen die mächtige hanse gerichtet war. schritt für schritt wurden die königreiche von norwegen und schweden mit der dänischen krone vereinigt. Innenpolitisch blieb ihnen viel spielraum, aussenpolitisch wurde alles am dänischen hof bestimmt, wobei ein pommeraner auf dem thron sass.
könig erik hatte sich gegen den herzog von schleswig zu wehren, mit dem er sich nach 1410 währen eines vierteljahrhundert in einem regionalkrieg befand. In finanznot geraten, beschloss er 1429, eine öresundzoll zu erheben. wer die meerenge zwischen kopenhagen und malmö passiert, hatte ihn zu bezahlen.
selbstredend war das gegen die hanse gerichtet. die hatte jedoch nicht im sinn, den krieg des unionskönigs gegen den herzog in ihrem hinterland zu finanzieren. so blockierte die hanse den ostseehandel, was stockholm und dessen hinterland empfindlich betraf. namentlich der export von eisenerz und der import von stoffen und salz versiegten.
in den mittelschwedischen bergwerken von bergslagen waren die not und wut am grössten. Mobilisiert wurde diese durch den eingewanderten bergmann engelbrekt aus arboga. Er versammelte immer häufiger die bergleute, und er sucht sukkurs beim unionskritischen schwedischen adel und in der schwedischen kirche. 1434 vereinigte er diese stände zum ersten reichstag in der gut erreichbaren stadt arboga. von der vorform des schwedischen parlamentes liess er sich zum reichshauptmann ernennen, was offensichtlich gegen den unionkönig gerichtet war.
die opposition von argoba geriet jedoch rasch in wanken. könig erik arrangierte sich wieder mit der hanse, und beendete hierfür seinen kriegen gegen schleswig. Die forderungen der schwedischen stände negierte er indessen vorerst. doch nur vier jahre danach, wurde er in schweden als könig abgesetzt.
der bleibende erfolg der versammlung von arboga war, dass der keim des schwedischen unabhängigkeitsstrebens gesetzt war. schweden und dänemark gerieren (wieder einmal) in einen krieg, und nach 1471 regierten starke reichsverweser aus arboga schweden bis der dänische könig das 1523 das blutbad von schweden unter dem nach selbständigkeit strebenden adel und klerus anrichtete, aus dem der volksaufstand hervorging, der gustav ericsson vasa zum könig machte.
in arboga erinnert heute beispielsweise eine mächtige statue an egelbrekt und seinen beginn des schwedischen freiheitskampfes, der in den gassen der bergleutestadt ihren anfang nahm. aufgestellt wurde das monument 1935. in der frühen jahren der sozialdemokratischen herrschaft in schweden, die zum austrebenden naziregime in deutschland auf distanz ging. bis heute schaut der kämpferische engelbrekt genau hin, ob man seinen geist in veränderten umständen weiterhin pflegt.
wie gesagt, nebst der armbrust als gemeinsamkeit haben engelbrekt und wilhelm tell auch unterschiede. vor allem dass engelbrekt wirklich gelebt hat …
hej då
stadtwanderer
(bild: engelbrekt engelbrektsson, der freiheitsheld der schwedischen geschichte aus arboga, foto: stadtwanderer)