payerne (peterlingen)

… ist eine station auf dem betriebsausflug des stadtwanderers

payerne? das ist doch ein militärflugplatz? auf dem 2004 papst johannes paul ii. landete, als er die schweiz besuchte! vielleicht war das sogar höchst symbolisch gemeint, als die alitalia-maschine des papste in protestantischen payerne aufsetzte, denn der ort war einst zentrum der päpstlichen kirche und der kaiserlichen fürsorge, als sich beide potentaten noch unterstützen. so stark sich kirche und imperium für payerne auch eingesetzt hatten, an die gründerin des kloster, die gute könige berta, kommen sie in payerne bis heute nicht heraus.

die anfänge payerns als siedlungsort gehen auf das 3. jahrhundert nach christus zurück, als der römer publius gracius paternus aus aventicum kommend eine villa errichtete, wo heute die waadtländische kleinstadt steht. bischof marius gründet an gleicher stelle 587 ein kleine kirche, deren schicksal unbekannt ist. immerhin, der name, der sich auf den berühmten römer bezieht, scheint dem ort dauerhaft verbunden geblieben zu sein. 961 nennt man ihn peterniacum, 1238 paierno resp. paerno im jahre 1248.

ein burgundisches zentrum

dass man im 10. jahrhundert wieder von payerne spricht, hat mit der burgundischen königin berta zu tun. 922 wurde sie mit könig rudolf II von hochburgund verheiratet, um den streit zwischen burgund und schwaben über den grenzverlauf zu schlichten. so kam die friedenstifterin, die garantin der räumlichen konkordanz war, auf die zahlreichen pfalzen ihres mannes, von wimmis über spiez, thun, bümpliz, murten und orbe, welche der inneren herrschaftsbereich burgunds, wohl auch die siedlungsgrenze der burgundischen bevölkerung sicherten.


königin berta und könig rudolf ii. von hochburgund, hier im kirchenfenster der kirchen von köniz

937 stirbt ihr mann, und berta wird von könig hugo von der lombardei umworben, bis sie ihn schliesslich auch heiratet, und mit der vergabe ihrer tochter adelheid an den hugos sohn lothar auch die herrschaftsansprüche über die beiden königreiche, die aus dem fränkischen mittelreich hervorgegangen waren, bestätigte. durch den doppelten fang gestärkt, sah sich hugo, ein alter rivale von rudolf II. schon auf dem weg, neuer kaiser im westen zu werden.

doch berta bleibt nicht lange in tollkühnen pavia, kehrte enttäuscht ins hochburgundische zurück, heiratete nochmals, diesmal den herzog von acquitanien, von wo sie erst kurz vor ihrem tod zurückkam. der legende nach gründete sie an ihrem lieblingsort, payerne, ein kloster, dessen vollendung durch ihre kinder, kaiserin adelheid und könig conrad, sie aber nicht mehr erlebte.

ein imperiales zentrum

das kloster payerne gehörte von beginn an zum klosterverband von cluny, dem aufsteigenden neuen adelsorden, der nur dem papst unterstand. so wurde payerne mitten im 10. jahrhundert auch ein zentrum der päpstlichen kirche, das über zahlreichen boden entlang des jurafusses, im genferseegebiet, im seeland und im elsass verfügte.


kirche und kloster der ehemaligen abtei payerne, ganz im stile der romanik resp. von kloster cluny erbaut
foto: silvia ratelband-pally

wie das ganze burgundische gebiet auf dem boden der heutigen schweiz geriet auch payerne 1032 in die wirren um die nachfolge im königreich burgund. payerne galt als stragegisches ziel von kaiser konrad II., der so seine hand auf ganz burgund legen wollte. schliesslich gelang es ihm auch, sich in peterlingen, wie er payerne nannte, zum burgundischen könig krönen zu lassen, selbst wenn er, als entgegenkommen an die savoyer, den akt ein jahr später in genève wiederholen musste.

als dank an die kleinstadt stiftete der kaiser den bau der kirche von payerne, einer der schönsten romanischen kirchen auf dem gebiet der schweiz überhaupt. in dieser zeit entwickelte sich payerne auch zur befestigten, quadratischen siedlung, die im ausgehenden 12. jahrhundert auch das stadtrecht erhielt, und so ein regionales zentrum wurde.

der abstieg unter savoyen und bern

im 13. jahrhundert wiederholt sich hier, was fast überall mit dem burgundischen zerfallenden burgundischen königreich diesseits des juras geschah. es gelangte in den einflussbereich der herzöge von savoyen, und im 14. jahrhundert setzte der niedergang des priorats fest. zwar erhob gegenpapst felix V., der vormals herzog von burgund gewesen war, payerne 1444 zur selbständigen abtei, so liess sich payerne auch so dem wachsenden bernischen einfluss nicht enthiehen.


die wohl schönste romanische kirche, auf schweizer boden, steht in payerne, gestiftet von kaiser konrad ii., erbaut im 11. jahrhundert, und, mit kleinen ausnahmen, absolut stilrein
foto: silvia ratelband-pally

1449 besiegte bern freiburg, und bezog die stadt ihn ihr herrschaftsgefüge mitein. 1475 wurde payerne mit hilfe der lokalen bauern von bern eingenommen, und in den burgunderkriegen von 1476 kämpfte die stadt bereits auf eidgenössischer seite gegen herzog karl von burgund. 1536 kam payerne dann ganz unter die herrschaft berns. die mönche von payerne mussten jetzt das kloster verlassen, das durch die berner umgenutzt wurde. wie viele der ehemaligen brugundischen zentren wurde das ehemalige klöster zu gewerbezwecken, als kornspeicher, als gefängnis und als kaserne verwendet.

la bonne reine berte

heute gehört payerne zum kanton waadt. dieser wiederum machte berta zum leuchtenden vorbild des kantons, die als fremde kam, und von den einheimische verehrt wurde, weil sie die volksbildung vorantrieb und insbesondere den frauen das spinnen beibrachte. man glaubt, in einem grab unter der kirche von payerne ihr grab wiedergefunden zu haben. begraben liegt die mutter der heiligen adelheid seit 1818 jedoch in der reformierten kirche, gleich nebem dem kloster. doch auch sonst erinnert so vieles in der waadtländischen kleinstadt noch heute an die gute königin berta.

romainmotier (römische kirche)

… ist eine station auf dem betriebsausflug des stadtwanderers

romainmôtier ist ein ort der gemeinde romainmôtier-envy im bezirk orbe des kantons waadt in der schweiz. doch daran denkt kaum jemand, wenn man den namen nennt: vielmehr ist und bleibt dieser name mit dem einmaligen früheren kloster von romainmotier verbunden.

die erste, legendäre gründung

wer das gotteshaus im malerischen juratal auf schweizer seite gründete, ist bis heute nicht sicher. die legende st. romain, dem aus saint-claude stammenden vater des juras besagt, missionar selber war. stimmt das, ist romainmotier die früheste klostergründung auf dem boden der heutigen schweiz.


die kirche von romainmotier, im wesentlichen im 11. jahrhundert erbaut, im 13. jahrhundert beim eingang erweitert.
foto: biance rousselot

an sinnvollen daten hierfür wird man 450 annehmen können, als die römische kirche unter papst leo einen aufschwung nahm, der sich in verschiedenen bischofssitzen der schweiz bemerkbar machte. erschlossen worden wäre danach mit der klostergründung der südlich jurafuss zum schweizerischen mittelland, auf dem sich die burgunden ansiedelten, die zwar christen, damals aber noch nicht katholiken waren.

die frühe geschichte des klosters ist ebenso unbekannt, doch dürfte es nach 534 in den strudel der fränkischen völkerkriege gekommen sein. nach dem tod von könig childebert, der herr über austraisen und burgund war, brachen bruderkriege aus, die von childeberts mutter, könig brunichilde gefördert wurden. im fränkischen reich siegt vorerst könig theuderich, dem auch romainmontier gehört, doch überlebte er den tod seines bruders nur kurz. wenig zuvor griffen die alemannen vom elsass bis an den alpenfuss flächendeckend die burgundischen zentren an, und zerstörten 610 alles, was ihnen in den weg kam, – voraussichtlich auch romainmotier. dennoch galt die gegen als burgundisches zentrum, flüchtete sich doch königin brunichilde nach orbe, wo sie aber gefasst und dem letzten verbliebenen fränkischen könig chlothar ii. ausgeliefert wurde.

die zweite, nachgewiesene gründung

belegtermass begründete felix chramnelenus 632 die zweite abtei in romainmotier, jetzt nach der regel des heiligen columban. das keltische geprägte christentum der irischen wandermönchte kam im 7. jahrhundert jedoch in die defensive, was gleichzeitig den aufstieg der römischen kirche mit sich brachte. 753 überschritt mit stephan II. erstmals ein papst die alpen. er machte auf dem rückweg in romainmotier halt, und unterstellte die abtei direkt dem heiligen stuhl. spätesten jetzt bekommt sie den namen “romanum monasterium”, eben: römerkirche. von nun an lebte man, wie überall in den römischen klästern, nach der regel des heiligen benedikt von nursia.


das geheimnisch romanischer architektur erlebt man in der kapelle in der klosterkirche von romainmotier eindrücklilch
foto: silvia ratelband

die grosse konkurrenz von romainmotier wurde das kloster st. maurice d’augmne. bei dessen gründung durch den burgundischen könig sigismund sollen die möchte von romainmotier noch pate gestanden sein. jetzt, wo die franken den pilgerverkehr von canterburry nach rom quer durch ihre reich lotsten, wurde das kloster st. maurice, das an der strategisch entscheidenden stelle lage, wichtiger. vor allem karl der grosse förderte das kloster an der rhone. beim niedergang des fränkichen kaiserreiches war es denn auch der laienabt von st. maurice, der mit hilfe der bischöfe von lausanne, genève und sion das burgundische königreich gründete, und die oberherrschaft auch über romainmotier gewann.

die blüte als priorat des klosters cluny

910 kam es mit der klostergründung in cluny, in der nähe macons, zu einer weiteren konkurrenz. dieses klosters stand von beginn weg nur unter päpstlicher aufsicht, was seine attraktivität für schenkungen erhöhte. 928 wurde auch romaimotier dem kloster cluny unterstellt, und war, wie alle cluniazensischen klöster, ab sofort nur noch ein prioriat.

um die jahrtausendwende wird das prioriat vom burgundischen könig rudolf iii. reich beschenkt, was den beginn des aufstiegs des klosters romainmotier kennzeichnete. in ihm lebte ein teil des untergehenden burgundischen königreiches weiter. 1027 entsteht, als sichtbares zeichen des wandels, eine neue kirche, die im romanischen stil nach dem vorbild der zweiten abteikirche von cluny gebaut wurde. sie ist das wohl älteste romanische gebäude in der schweiz, das noch steht.

im 13. jahrhundert macht sich im malerischen tal, in dem das kloster nahe einer passstrasse über den jura lag, der einfluss savoyens bemerkbar. diese zeigte sich vor allem darin, dass nur noch günstlinge des grafen prior werden konnten. 1536 schliesslich wurde das kloster von den bernern sofort säkularisiert, um es dem savoyischen einfluss zu entziehen. kreuzgang und konventgebäude wurden abgerissen, sodass nur noch das haus des priors, leicht versetzt von der kirche stehen blieb. diese wurde 1537 in eine reformierte pfarrkirche umgewandelt, während das priorhaus als sitz des bernischen landvogtes diente.

die neue blüte als kulturelles zentrum

nach dem ende des ancien régimes gelten klöster gar nichts mehr. auch romainmotier zerfiel, und wurde noch als gewerbeschuppen verwendet.


die heute massgebliche dame in romainmotier berichtet über ihr lebenswerk

nach dem zweiten weltkrieg war es dann katharina von arx, die das haus restaurierte und die kulturelle bedeutung des ortes wieder aufnahm, indem sie den verbliebenen teil des klosters zu einem begegnungszentrum für künstlerInnen machte.