bern stadt geschichte

dass bern eine tochterstadt in den usa hat, weiss man allgemein.
dass in new bern erstmals pesi cola verkauft wurde, hat man vielleicht schon gehört.
dass laura bush einen berner stammbaum hat, ist wohl fast allen neu!

laura bush – mit blut aus der famiie von graffenried

die gezielte recherche zum verdeckten hinweis brachte es an den tag: auf der website der national library fand ich unter “first ladies’ biography” zu laura bush folgendes:


die heutige first lady der vereinigten staaten von amerika

national library zu laura bush
“ancestry: English, French, Swiss; Laura Bush’s most recent immigrant ancestor is her maternal great-grandfather Louis Le Maire, born in 1840 in France. Nine generations back, her paternal ancestor Christopher De Graffendried, born in Bern Switzerland in 1691 immigrated to Virginia.”

noch präziser wird ihre umfangreiche enealogische dokumentation. der name deGraffenried findet sich bis in ihre GREAT-GREAT-GREAT-GREAT-GREAT-GRANDPARENTS-GENERATION. dann verliert es sich, weil grossgrossgrossgrossgrossgrossmütterlicherseits. und unter der nummer 632 unter den vorfahren liesst man folgendes:

“Christopher deGraffenried was, therefore, the first of the deGraffenrieds to settle permanently in America. On February 22, 1714, at Charleston, South Carolina, he married Barbara Tempest (nee Needham), daughter of the distinguished Sir Arthur Needham of Wymondsley, Hertfordshire, England. In the family Bible Christopher made the following entry of his marriage: ‘God bless us and our issue. We moved first to Phila. to Maryland and lastly to Va.’ (…) It is recorded in the family Bible that Christopher died at his plantation on the James River, Virginia, ‘on Sunday at sunrising, October 27th, 1742’ and that ‘Barbara his wife departed this life the 26th day of June, 1744.”

christopher degraffenried? war das nicht der begründer von new bern! der test im historischer lexikon der schweiz sagt “jein”. Es war sein sohn gleichen namens. über den vater christoph weiss man hierzulande:

historisches lexikon der schweiz zu christoph von graffenried
“Graffenried, Christoph von, geboren 15. 11. 1661 Worb, gestorben Nov./Dez. 1743 Worb, ref., von Bern. Sohn des Anton, Genealogen und Landvogts von Aigle. 1684 Regina Tscharner, Tochter des Beat Ludwig, Gutsbesitzers in Sutz. 1679-83 Auslandaufenthalt in Heidelberg (Gast des Pfalzgrafen), zwei Jahre Studium in Leiden, 1682 Magister Artium in Cambridge. In London wurde G. Kg. Karl II., in Versailles Kg. Ludwig XIV. vorgestellt. 1691 Mitglied des Rats der Zweihundert in Bern, 1702-08 Landvogt von Yverdon. Nach seiner Aufnahme ins Londoner Bürgerrecht 1709 gründete G. mit Unterstützung der engl. Krone in North Carolina Ende 1710 die Kolonie New Bern. 1713 kehrte er nach Bern zurück, da er u.a. wegen krieger. Auseinandersetzungen mittellos geworden war. 1730-40 erster Herr der ganzen Herrschaft Worb seines Namens.”

new bern, eine bernisch-pfälzische pionierstadt

was daraus geworden ist, weiss man, zumindest in bern, einigermassen: die stadt “New Bern”, in north carolina gelegen, gibt es auch fast 300 jahre nach ihrer gründung immer noch. das restaurierte capitol und wohnhaus aus dem 18. jahrhundert erinnert an die zeiten, als new bern
hauptstadt der neuen kolonien war.


wappen von new bern verbindet die neue heimat bis heute mit der alten heimat

das wappen der stadt entspricht bis auf den jüngsten tag dem der stadt bern. das motiv mit dem berner bär sieht man in new bern überall: auf öffentlichen gebäuden, den fahrzeugen der stadt und auf uniformen der städtischen bediensteten und der polizei. die erste flagge, ein spätes geschenk der stadt bern, ist heute im gerichtssaal des rathauses ausgestellt.

kratzer im lack

ganz so erfolgreich, wie sich die prioniertat von christopher bis heute präsentiert, ist sie jedoch nicht. die junge historikerin annelise leuenberger, heute als erwachsenenbildnerin im museum murten tätig, hat nachgefragt, ist auf erstaunliches gestossen, und hat diesen sommer in buchform darüber berichtet.


christopher degraffenried, begründer von new bern

christoph von graffenried lag demnach mit seinem vater anton, dem besitzer der herrschaft worb, im dauerstreit. als christopher studienhalber im ferner ausland weilte und sich zugung zu den royals seiner zeit verschaffte, kappte der vater das geld. zuerst musste der junge christoph deswegen london verlassen, dann auch paris, um direkt ins heimatliche worb zurückzukehren.

hier vermählte er sich, hatte mit regina tascharner 11 kinder, was ihn erneut in geldsorgen brachte. anfänglich verlief die karriere wie vorhergesehen. der berinsche grossrat wurde landvogt in iferten, dem heutigen yverdon-les-bains, doch blieb das erwartete grosse geld aus.

da kam christoph mit dem patrizier franz ludwig michel in kontakt, der den landvogt von den reichen silberminien begeistern konnte, die man im fernen amerika entdeckt hatte. “man”, das war die berner kolonie, die es seit 1705 unter dem apotheker franz ludwig ritter in “carolina” gab.

schiff ahoi!

am 13. mai 1709 reiste christoph heimlich nach london, womit die vorgeschichte von new bern beginnt. seine frau, seine 11 kinder und seine schulden überliess er dem vater. die englische königin anna unterstützte das projekt, machte von graffenried zum bürger von london und erhob ihn zum landgrafen von carolina. der englische oberfeldmesser john Lawson verkaufte dem berner ein stück land, das man 5 jahre land gratis und franko besiedeln konnte.


geographische lage von new bern

anfangs 1710 folgte sohn christoph dem vater nach london nach. er hatte 150 begleiter bei sich, darunter 50 täufer, die man aus bern abgeschoben hatte. in england kamen 650 pfälzische religionsflüchtlinge hinzu. lawson segelte mit dem pfälzern nach übersee, und war nicht sehr erfolgreich. die hälfte der auswanderer starb, bevor man das ziel erreichte. die graffenrieds und ihre berner begleiter folgten separat, und kam wohlbehalten in der neuen heimat an. zielstrebig begannen sie mit der besiedlung des küstenraumes, indem new bern entstand.

sorgen über sorgen

von den versprochenen silberminien, gab es keine spur. so plagten stete geldsorgen die auswanderer. diese wogen umso schwerer, als die berner firma ritter & Cie. zweifel am projekt bekam, und kein weiteres geld sprechen wollte.


skizze des ursprünglichen new bern

dafür standen von graffenried und seine getreuen mit den lokalen tuscaroras-indianern im krieg. bei einer erkundungsfahrt wurde er gar gefangen genommen, und nur die intervention des gourverneurs rettete sein leben. sein partner lawson wurde hingerichtet. während der gefangenschaft wurde new bern auch weitgehend zerstört.


übersicht über new bern heute

christopher de graffenried zog nach seiner freilassung nach virgina weiter, fand aber auch dort keine silbermine. als die schuldhaft drohte, riet im der gouverneur, persönlich in london und bern nach einem kredit zu fragen.

ablehnungsfront wegen konkurs

am englischen hof begegnete von graffenried aber nicht mehr das entgegenkommen, dass er aus seiner studien- und abreisezeit kannte. aus dem prionier war ein allseits bekannter schuldner geworden, sodass er london nur unter falschem namen richtung bern verlassen konnte.


könig anne II., die das projekt degraffenrieds anfänglich gefördert hatte

im dezember 1713 traf er in seiner vaterstadt ein, wurde aber auch da geschnitten. seinen posten als grossrat hatte er mit zustimmung seines vaters verloren. selbst ein geltstag hatte seine frau eröffnet, um seine schulden zu begleichen. und der vater hatte den sohn in amerika gar enterbt. die herrschaft worb ging direkt an christopher’s sohn franz ludwig.


memorial in worb, das an christoph von graffenried erinnert

nach dem tod des vaters 1730 zwang christopher seinen sohn, das erbe auszuschlagen. er machte sich selber zum herrn in worb, musste aber mitansehen, wie 1734 sein eigener sohn in unmittelbarer nähe schloss worb baute und hier auch residierte. 1740 wurde christopher bevormundet, da er vollends in seinen geldsorgen ertrunken war. nur drei jahre später verschied er.

meine kleine würdigung

bern hat der glücklose christoph von graffenried ein denkmal in der auswanderungsgeschichte gesetzt. die stadt erholte sich nach dem krieg gegen die tuscararos-indianer, der bis 1713 dauerte. gouverneursstadt war man zwar nicht mehr, doch stieg new bern zu einer bedeutenden hafenstadt in carolina auf. erst der bürgerkrieg setzte dem ein ende. in einer schweren schlacht nahmen die der armeen der nordstaaten new bern am 14. März 1862 ein. noch einmal erholte sich das gemeinwesen: 1898 wurde pepsi cola in new bern vom jungen apotheker caleb bradham erfunden und zunächst bekannt als “Brad’s Drink”.


ursprünglicher schriftzug von pepsi cola, in new bern erfunden

christopher de graffenrieds ältester sohn, der ihm nach london gefolgt und mit ihm nach amerkika gesegelt war, verliess new bern nach der zerstörung im krieg mit den lokalen indianern, kehrte aber anders als sein vater jedoch nicht nach worb zurück. vielmehr siedelte er sich in williamsburg nahe new york an, heiratete, hatte viele kinder, von denen laura in der 9. generation eine wahrliche nachfahre der de graffenried aus bern ist.


stadtgeschichte über new bern von pat bartram und kathy nathan

was soll man dazu sagen? würde man die berner heute fragen, was sie von ihrer bekannten nachfahrin und dem weitgehend in vergessenheit geratenen stadtgründer hielten, würde ich schätzen:

. 1 von 10 würde beide toll finden; es wären der konsequenten republikaner.
. 2 von zehn würden laura mögen, nicht aber den konkursiten christopher, das wären die kapitalistischen republikaner.
. 5 von 10 stünden christopher positv, laura aber negativ gegenüber; das sind die nachfahren der alten republik bernensis.
. und 2 von zehn könnten gar nichts anfangen mit beiden; besonders für sie habe ich die kleine geschichte erzählt!

stadtwanderer

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“Small Number – Big Impact. Schweizer Einwanderung in die USA, Zürich 2006. Herausgegeben wurde der lesenwerte Sammelband vom Verein Migrationsmuseum Schweiz. Editiert haben ihn Bruno Abegg und Barbara Lüthi, und erschienen ist erim Verlag der Neuen Zürcher Zeitung.

flickr für den stadtwanderer

hätte man mich vor dem wochenende gefragt, was “flickr” ist, hätte ich gesagt: ein tippfehler! doch dann stiess ich zufällig auf dieses angebot von “yahoo” und war begeistert. ein fotoalbum, einfach zu bedienen, weltweit benutzt, spannend zum suchen, kommentieren und selber zu verwenden, – eine web 2.0 – anwendung!


mein icon: I, me and myself …

da mein blog-layout für fotos nur beschränkte gestaltungsmöglichkeiten zulässt, habe ich natürlich sofort ein konto eröffnet, und meine favoriten geladen. alles fotos, die ich in diesem sommer beim morgendlichen, mittäglichen oder abendlichen stadtwandern gemacht habe. “myberne” quasi im taschenformat!

leider ist meine kapazität schon belegt für diesen monat, das dutzend ist voll! ich werde aber bald neue themen aufführen, für alle, die gerne etwas von der stadt bern und ihrer umgebung sehen, von geschichte, politik und kultur haben! also, nichts wie hin zu meinen bildern: kritisieren, kommentieren und korrigieren!


da schon mal eine kostprobe zum “stadtpräsident (sp)”

meine 12 themen im august sind

. bellevue
. bowäger
. erholung
. gemüsemarkt
. morgenerwachen
. münster
. regierung und parlament
. spiegelung
. staatsschutz
. stadtgründer
. stadtpräsident (sp)

und natürlich …

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