mit euren favoriten unterwegs (februar 2007)

die monatsauswertung zur nutzung meiner beiträge zeigt es: der “stadtwanderer” ist immer weniger ein kiosk, aber immer mehr ein archiv. die verwendung des blogs ist im umbruch!


umbruch im nutzungsverhalten auf dem “stadtwanderer”: hat die neuordnung der rubriken alles verändert? (quelle: www.flickr.com/caramdir)

bis jetzt hatte ich jeden monat meine klaren spitzenreiter unter den nachgeschlagenen einzelbeiträgen. das ist seit einige wochen anders. zwar hat es immer noch populäre beiträge. die spitze wird aber immer flacher. dafür wird die nutzung immer breiter. rund 100 beiträge sind während des monats februar 2007 im schnitt minestens einmal täglich angeclickt worden. soviel wie noch nie. oder anders gesagt: der stadtwanderer wächst in die breite. sicher, ich hab ja zwischenzeitlich mehr und mehr verschiedenes geschrieben, aber das nutzungsverhalten verändert sich schneller, als ich schreibe …

der neue trend kann verschiedene ursachen haben:

hypothese 1: ich schreibe nichts mehr, das aktuell ist und sofort interessiert. hmmmm?

hypothese 2: man kommt vor allem über suchbegriffe auf google, slug oder im stadtwanderer selber auf einen artikel vom stadtwanderer. hmmm?

hypothese 3: vermehrt werden meinen (neu gegliederten) rubriken zu den generellen themen des “stadtwanderers” verwendet, die dann einmal gründlich durchgescrollt werden. hmmm?

momentan neige zur 3. annahme. denn die nutzung von “politik”, “geschichte” oder “einstein” ist mittlerweile gleich mindestens so toll wie die der einzelnen beiträge. deshalb verzeichne ich in der übersicht eurer favoriten für den februar 2007 nicht artikel, sondern rubriken, die am meisten genutzt werden!

1. politik 1299 direktviews

2. geschichte 767 direktviews

3. einstein 298 direktviews

4. bern stadt 255 direktviews

5. buchbesprechungen 233 direktviews

6. eigene wanderungen 199 direktviews

7. alltag 194 direktviews

8. in eigener sache 119 direktviews

9. burgund/bourgogne/burgundia 112 direktviews

10. coming up this month 111 direktviews

auf dass die anderen rubriken auch genutzt werden!!!

stadtwanderer

5000 mal meine fotos konsultiert!

“mein flickr-album”

vor nur sechs monaten habe ich mit meinem stadtwanderer-flickr angefangen. und jetzt wurden meine fotos schon 5000 mal angesehen!


I, me and myself: stadtwandern (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

ein bisschen stolz bin ich schon! so richtig gepackt hat mich das fötelen erst von eineinhalb jahren. ja niemandem hätte ich vorher ein bild, das ich eher zufällig geschossen hätte, gezeigt. in den sommerferien vor 2004 nahm ich mir dann erstmals zeit, bewusst fotos zu machen: natur und kultur waren mein erstes thema in der wildnis der schwedischen wälder! seither haben mich zusammenspiel, abgrenzung und gegensätzlichkeit unserer beiden grossen räume, in denen wir leben, nicht mehr losgelassen. es beschäftigt mich auf vielfältige art und weise, ob ich draussen auf dem feld oder drinnen in der stadt bin.

als ich letzten sommer wieder aus den langen ferien in die schweiz zurückkehrte, entdeckte ich flickr zufällig. ich suchte nach guten bildern zum stadtwanderer im internet. da traf ich auch eine lustige fotoserie von turnschuhen. sie gehörten zu einem flickr pool. was damit gemeint war, musste ich zuerst buchstabieren lernen. ich merkte indessen rasch, dass das ein medien für mich wäre.


meinstein city – weltweites interesse (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

so fasste ich ein herz, durchkämmte meine eigenen fotoserien auf dem labtop, und wählte sechs bilder aus, die ich gerne andern gezeigt hätte. anfänglich war ich ganz streng mit mir: es sollten nur bilder aus der stadt bern sein. architektur, verkehr und stadtpräsident waren die ersten sujets. schnell kamen weitere dazu: stadtwandern, natürlich, einstein selbstverständlich, und herbstimpressionen – mit vorliebe!

rasch merkte ich auch, was flickr so spannend macht: keine langen vorbereitung braucht es, um ein paar bilder vorzubereiten. keine speziellen fertigkeiten sind nötig, um die dinger hochzuladen. und keine untragbaren kosten entstehen dir, wenn du das oder andere allen zeigen möchtest.

und bald schon kamen die reaktionen: die fotos wurden angesehen, einige von ihnen wurden kommentiert und einzelne sogar kritisiert. die clicks auf meinem flickr stimulierten mich, auch wenn ich vorerst nicht verstand, was “interesting” meinte. heute weiss ich es: eine mischung aus dauer der veröffentlichung, zahl der speziellen views, menge der kommentare, die verfasst wurden und den “favoriten”, die ein bild bekommen hat.


diese fotos wurden am meisten diskutiert (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

was daraus entsteht ist kommunikation im wahrsten sinne: das entziffern von zeichen, die man sendet, durch empfänger, die bewusst oder unbewusst ihre zeichen dazu setzen, die man dann wieder selber entziffern kann! oder anders gesagt: dank den zahlreichen interessenten auf meinem fotoflickr habe ich via meine bilder ein bild bekommen, das ihr euch von mir macht. viele von euch sind mir dabei unbekannt geblieben, andere habe ich kennen gelernt, und mit einem erstaunlich treuen kreis tausche ich mich regelmässig aus.

bei einigen bildern und serien könnte man schon fast sagen: typisch,stadtwanderer! bei anderen habe ich mich selber überrascht! eigentlich alle ausgestellten fotos erinnern mich an den moment, als ich sie gemacht habe. denn das fötelen hat mich gelernt, genauer hinzuschauen, formen und farben genauer anzusehen, licht und schatten genauer zu beobachten, stimmungen und objekte treffender einzuordnen. und schnappschüsse einzufangen!


berner impressionen im vorbeigehen (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

nach gut sechs monaten habe ich meine gut sechshundert bilder, seit denen ich mein flickr betreibe, einmal gründlich durchgesehen. weniges ist dabei eliminiert worden; anderes habe ich besser geordnet: zahlreiche sets sind neu entstanden. sie kreisen um themen wie die besten bilder aus meiner und eurer sicht, um meine eindrücke im jahres- und tagesablauf, natürlich um all das, was ich an bern festhalten möchte, und schliesslich, was mich in anderen städten und landschaften der schweiz, schwedens und burgund im vorbeigehen so beeindruckt hat.

5000 mal sind meine fotos zwischenzeitlich konsultiert worden. das hätte ich nie geglaubt! hätte mich man vor einem halben jahr gefragt, ob ich fötele, hätte ich wohl gesagt: nein, höchstens hie und da, und auch das nur für mich. heute antworte ich: ja, eigentlich regelmässig und ganz gerne für mein flickrchen!

stadtwanderer

hukbert – könig der bewaffneten wegelagerer

kaum eine figur aus der burgundischen vergangenheit hat bis heute eine so schlechte presse. gerade das macht ihn aber unverändert interessant: hukbert von st. maurice. für die einen ist er der herzog von transjuranien, für andere reicht er gerade zum simplen strassenräuber, dem jede schandtat zuzutrauen war.

die tragödie der fränkischen reichsteilung

843 wird das fränkische kaiserreich geteilt. man beshwört zwar die gemeinschaft der brüder lohtar (dem kaiser), karl (dem kahlen) und ludwig (der germanen). faktisch unternimmt man aber alles andere: wo es geht werden sippenhaft geübt und fehden ausgetragen, zieht man unter ausnutzung von adelsrivalitäten und ethnischen gegensätzen militärisch gegeneinander ins felde, und wechselt man aus opportunistischen gründen schon mal ohne bedenken die herrschaftsseite. stück für stück geht das ehemalige kaiserreich dabei unter.

was die trägödie im grossen für den lokalen raum bedeutet, symbolisiert das wirken von hukbert im transjuranischen raum, vor allem im bistum lausanne mitte des 9. jahrhunderts.

das schwächste glied in der reichsteilung von 855 war karl, formell könig des wiederentstehenden burgund. bei seiner einsetzung war er gerade mal 10jährig, und er wurde von einer der vielen erbkrankheiten geplagt, die es in der karolingersippe zwischenzeitlich gab. sein alter und epileptischen anfälle erschwerten es ihm, das königreich burgund, wie vorgesehen, neu zu begründen; bereits mit 18 jahren starb er einen frühen tod.

hukberts aufstieg in transjuranien

das 855 entstandene machtvakuum zwischen norden und süden des mittellreiches entdeckte hukbert, ein exponent aus der sippe der bosoniden, die aus dem norden des mittellreiches stammte und sich im unteren rhonetal als grafen niedergelassen hatte. sippenziel war es, die weitläufigen fränkischen mittelreich entscheidenden verkehrswege zu beherrschen.

hukbert setzte 855 durch, dass seine schwester theutberga von lothar II. geehlicht wurde. damit war der lothringische könig eine förmliche muntehe nach fränkischem recht eingegangen, ohne aber seine friedelehe zu waldrada aufzulösen. bruder hukbert hatte im gegenstück das land zwischen jura und penninischen alpen erhalten, das mit dem jougnepass und vor allem mit dem grossen st. bernhard als verbindung zwischen saone- und potal entscheidend war. wer nicht übers rhonetal und mittelmeer nach rom wollte, musste hier durch.

dem kaiser und italienischen könig ludwig II. war die verbindung zwischen dem lothringischen könig und den bosonidischen adligen ein dorn im auge. hukberts verhalten war ihm von anfang an suspekt: würde er sich über den grossen st. bernhard nach süden ausdehnen und den italienischen könig bedrohen? oder würde er damit das nadelöhr des mittellreiches herrschen und als einfacher herzog von transjuranien in eine entscheidende position geraten?

um die unsichere lage im flachland zwischen jura und alpen zu klären, trafen sich die drei neukönige mit ihren beratern 856 im burgundischen städtchen orbe, – und bestätigten den teilungsvertrag von prüm, den ihr gemeinsamer vater festgelegt hatte! hukbert akzeptierte das, setzte aber durch, auch laienabt von st. maurice zu werden. damit vereinigte er die weltliche und kirchliche macht in seinem einflussgebiet, dem herzogtum transjuranien und seinem kernland, dem lausanner bistum.


zentraler ort des zerfallenden fränkischen mittelreiches: die herrschaft über den mons jovis, den heutigen grossen st. bernhard

der grosse bruch

was dann geschah, ist selbst für die rauhen sitten der damaligen zeit ungewöhnlich: könig lothar II., der mit seiner geliebten waldrada einen sohn gezeugt hatte, verstiess im jahre 857 seine ehefrau theutberga. er bezichtigte sie gar der inzucht mit ihrem bruder hukbert und verlangte, wenn auch vorerst erfolglos, ein geständnis.

hukbert verdammte den könig und belegte ihn mit sippenhaft. er sammelte nun seine getreuen, um die königlichen besitzungen in transjuranien zu besetzen und verteilte sie an seine spiessgesellen. der könig wiederum sammelte ein alemannisches heer, das gegen die aufständischen marschierte, gegen hukbert aber nicht ankam. er kannte in den bergen und tälern rund herum jeden winkel und verteidigte so eine stellung erfolgreich. vorsorglich trat könig lothar II. seine rechte über die südlichen bistümer belley und tarantaise in den alpen an seinen bruder, den kleinen könig karl, ab.

zwei jahre dauerte der partisanenkrieg im rhonetal, ohne dass es eine entscheidung gegeben hätte. 859 änderte könig lothar II. sein vorgehen. um den renitenten herzog zu besiegen, verbündete er sich mit seinem bruder, dem kaiser in italien. er trat ludwig II. die landstriche ausserhalb der bischofsitze und grafenorte in transjuranien ab. die zentren waren damit lothringisch bestimmt, das gebirge umland dagegen kam formell zur lombardei.

der spielball der fränkischen mächte

für hukbert wurde es angesichts der machtaufteilung ungemütlich. er setzte sich von st. maurice ab und floh, mit der verstossenen königin theutberga, zum westfränkischen könig karl dem kahlen. dieser sah im neuen verbündeten eine möglichkeit, selber hand auf den jupiterberg zu legen, wie der grosse st. bernhard damals nach römischer sitte immer noch hiess. dazu schenkte er hukbert die rechte über das renommierte kloster st. martin in tours, um dafür in st. maurice seinen direkten einfluss geltenden zu machen.

zwischenzeitlich eskalierte der konflikt zwischen lothar und seiner geschiedenen frau. um den flüchtigen hukbert zu diskreditieren, verfasste man 860 ein scheinbares geständnis der verstossenen königin, welche die vorwürfe bestätigte, und verstieg sich gar in die behauptung, die ehe sei nichtens, denn sie seu nur unter zwang, der von hukbert ausgegangen war, geschlossen worden. dieser habe so nach der königsmacht im mittleren frankenreich greifen wollen.

in transjuranien änderte das die verhältnisse nicht. könig karl der kahle musste einsehen, dass er, ohne seinen haudegen hukbert, nicht herr über st. maurice werden würde. ohne die bischofsstädte genf, lausanne und sion, die unverändert lothringisch waren, und ohne ihre umländer, formell in lombardischen händen, blieb er machtlos. 862 entsandte er deshalb hukbert erneut nach st. maurice, um jetzt den einfluss des westfränkischen königs zu sichern.

da starb der junge könig karl, eigentlich burgundischer herrscher, ohne die reale macht in burgund je erlangt zu haben. der kaiser ludwig II. nutzte die sich bietende gelegenheit für einen federstrich in transjuranien, denn die unübersichtlichen verhältnisse mit drei ansprüchen dienten nur einem: dem herrenlosen hukbert, kleriker in st. maurice und umstrittenen herzog von transjoranien.

die neuordnung durch den kaiser und den welfen

so erschuf kaiser ludwig II. die neue grafschaft st. maurice, die über das ganze westliche mittelland gebieten sollte. und er hatte auch schon einen neuen vasallen für dieses amt ausersehen: konrad II., sohn des grafen von auxerre, aus dem hause der aufstrebenden welfen. diesen beorderte er in die neue grafschaft. mit einem heer besetzte er das städtchen orbe. unmittelbar danach griff er der abgesetzten herzog von transjuranien an, – und besiegte ihn! für den unrühmlichen hukbert bedeutete dies auch das jähe lebensende.

der kaiser legte damit die basis für eine welfische herrschaft im oberen rhonetal. bajuwarische und alemannische herkunft, verwandtschaftliche verbindungen zu den karolingern, ein gewisser rückhalt der familie bei karl dem kahlen verbanden sich damit in der person von konrad II., der umgehend laienabt von st. maurice wurde. er sollte so die spätere herrschaft der burgundischen rudolfiner, seinen söhnen, enkel, urenkel und ururenkel begründen.

der weg dorthin offenbart, wie eine verkehrstechnisch wichtige region zum entscheidenden kampfplatz wurde, das das übergeordnete frankenreich in schritten zerfiel. im mittelreich von kaiser lothar I., das nach seinem tod durch gebietsteilungen unter seinen söhnen zerfiel, kam dem könig der bewaffneten wegelagerer am jupiterberg die machtpolitisch entscheidende bedeutung zu.

allen versuchen zum trotz, das entstehende hochburgundische königtum sakral zu bedeutet, darf man nicht vergessen: die basis der kommenden herrschaft war die macht über die wege am grossen st. bernhard.

stadtwanderer

ich google, also bin ich: teil 7 oder kaiserreiche und burgundergründe

die these

burgundische königreiche, so lehrt die geschichte, entstehen auf den trümmern von kaiserreichen. und sie verschwinden wieder, wenn imperien entstehen.

burgundia

gundobad begründete nach dem untergang des weströmischen kaiserreich am ende des 5. jahrhunderts das erste burgundische königreich, burgundia genannt. man war nachbarn der franken. mit der ersten fränkischen expansion wurde das erste burgundische königreich im 6. jahrhundert aufgelöst.

untergehen sollte die burgundia indessen nicht. sie blieb das neue vaterland der burgunder, die gewandert waren und sich niedergelassen hatten. herrschaftlich war die burgundia zwar aufgeteilt in verschiedene diözesen mit katholischen bischöfen, resp. in zahlreiche gaue mit merowingischen resp. karolingischen beamten. 855 tauchte die burgundia indessen fast unverändert wieder auf, als das fränkische reich fast ganz zerfallen war. die neugründung gelang nur deshalb nicht, weil der vorgehene könig krank war und schon als jünglich vestarb.

bourgogne

wenn damit die kaiserliche gewalt in der zweiten hälfte des 9. jahrhunderts versiegte, heisst das nicht, dass die burgundergründe auch verschwanden!

den letzten fränkischen teilungsvertag, jenen von 880, unterlaufend, begründete der ins rhonetal eingewanderte adelsgeschlecht der bosoniden das burgunderreich von neuem. boso selber machte sich zum neuen könig der provence, und sein bruder wurde herzog in der bourgogne, das zum westfränkischen reich hielt. das (untere) rhone- und saonetal waren damit herrschaftlich neu besetzt. doch im oberen rhonetal fehlte ein ebenbürtiger herrscher noch. dieser kam aus dem geschlecht der welfen, mit den karolingern verwandt, von der katholischen kirche unterstützt und vom ostfränkischen machthaber vorerst akzeptiert: rudolf I., eigentlich laienabt von st. maurice, wurde von den bischöfen von genf,lausanne und sion, zum begründer des hochburgundischen königreichs von 888 erhoben.

nun hatte man zwar keine burgundia wie um 500 mehr, aber eine region, aufgeteilt in drei adelsherrschaften:

. das niederburgundisch königreich der provenzialen von arles mit klar kaiserlicher ausrichtung,
. das hochburgundische königreich der äbte von st. maurice mit lokaler ausrichtung, aber die st. bernhardlinie kontrollierend, und
. das herzögliche burgund rund um autun, das zum westfrankenreich hielt.

alle drei beriefen sich ausdrücklich auf ihre burgundischen wuzreln.

burgunds burgund und mein burgund

bis heute hat sich der name “burgund” resp. “bourgogne” im herzöglichen teil erhalten, während man sich im nieder- und hochburgundischen teil kaum mehr der burgundia erinnert. ausser mir, und den virutellen burgundern. das war ja mit dieser serie anhand der fanken zu beweisen.

stadtwanderer

doch halt:
auch karl der kühne, der in realität einen ebenso tollen versuch unternahm, die burgundische krone wieder aufleben zu lassen, wie ich heute, kann das zusammenspiel zwischen burgundergrund und kaiserreich. als das habsburgerreich im 15. hundert in der krise war, griff er selber nach der kaiserkrone, und scheiterte. frankreich und das reich entstanden danach als flächenstaaten, und verdrängten burgund zunehmend von der landkarte.

mehr dazu an einem anderen verregneten sonntag!

ich google, also bin ich: teil 6 oder die karolingischen teilungen

kaum fertig erobert, machte sich kaiser karl I. gedanken, wie er sein reich unter seinen söhnen aufteilen sollte. er folgte dabei unverändert dem fränkischen erbrecht, das die beteiligung aller legitimer männlicher nachfahren vorsah.

806 legte karl sein erstes testament für das reich fest: sohn ludwig sollte den nördlichen teil erhalten; sohn pippin sollte italien erhalten, wo er im namen karls schon regierte, und sohn karl sollte im widerspenstigen acquitanien und septimanien regieren. doch der teilungsplan ging nicht auf. zwei seiner söhne starben noch vor karl. nur ludwig überlebte den vater, 811 musste man das testament neu machen: es erbte sohn ludwig sein ganzes reich. der vater selber erhob den sohn noch zulebzeiten zum mitkaiser.

ludwig I. regierte nach dem tode karls als fränkischer kaiser vorerst ohne die päpstliche salbung. diese erhielt er erst später. seine herrschaft blieb jedoch schwach, mehr als für die politik interessierte er sich für die religion, was ihm den beinamen “der fromme” eintrug. bereits drei jahre nach dem tod karls musste er seinerseits sein politische testament machen. wiederum folgte man der lex salica:

sohn lothar sollte das eigentliche erbe antreten und neuer kaiser werden, während nach des kaisers wunsch sohn ludwig unterkönig in bayern und sohn pippin gleiches in acquitanien werden würde.

indess, auch dieser plan wurde nicht realisiert, denn des kaisers frau starb frühzeitig, und ludwig heiratete erneut. die auserwählte judith, aus dem aufstrebenden hause der welfen, schenkte dem kaiser einen weiteren sohn, karl geheissen, was den kaiser von unlösbare problemestellte: sollte der vierte sohn vom vater übergangen, oder sollte das testament neu geschrieben werden? – ludwig entschied sich für letzteres, kreiierte auf anraten seiner frau aus alemannien, dem elsass und churrätien ein neues herzogtum, das er, an die germanischen sueben erinnernd, schwaben nannte und das an den kleinen karl gehen sollte.

doch auch das erfüllte sich nicht, denn sohn pippin starb vorzeitig, und sohn karl wurde jetzt als erbe in acquitanien eingesetzt. karl und ludwig hatten mit der erschaffung von schwaben jedoch gemerkt, dass noch mehr im spiel sein könnte: sie verbündeten sich untereinander, um ihre abfindungen an den reichsrändern zu erweitern. dafür setzten sie schon mal den kaiser, ihren eigenen vater, in einem staatsstreich ab! und sie setzten ihn nur wieder ein, weil sie sich über die alternative reichsteilung nicht einigen konnten.

beim tod des vaters setzten die selbstbewussten ludwig und karl den (halb)bruder lothar unter druck. 841 erzwangen sie mit der fürchterlichen adelsschlacht von fontenoy bei auxerre ein gottesurteil, das schliesslich zu ihren gunsten ausging.

lothar wurde zwar, wie von seinem vater bestimmt, neuer kaiser und behielt auch das reich. doch war dieses auf die täler der mosel, der rhone und des pos geschrumpft. erstarkt waren dafür die reiche der beiden (halb)brüder: ludwig der germane, regierte das frankenreich rechts des rheins und der aare, während karl, später der kahle genannt, die westfränkischen gebiete im tal der seine, der loire und der garonne beherrschte.

nutzniesser dieser reichsteilung war im übrigen auch der kirchenstaat des papstes, der die theokratisch umklammerung, die karl gefördert hatte, auflösen und innerhalb des kaiserreiches wieder selbsständig wurde resp. die umliegenden gebiete in sein herrschaftssystem einzubeziehen begann.

doch es geschah, was man kaum glauben kann: die reichsteilungen unter den nachfahren karls des grossen waren damit nicht zu ende; das ganze reich wurde vom aufstrebenden adel weiter aufgeteilt.

als kaiser lothar I. 855 starb, zerfiel das mittelreich in drei weitere königreiche: italien, lothringen und burgund entstanden. die kaiserkrone ging nach italien. das frankreich war kein besonderes mehr, denn seit der trennung von verdun war man je eigene wege gegangen.

das burgundische königreich entstand nie richtig, denn der designierte könig, karl, sohn von lothar I. war minderjährig und litt, wie soviele karolinger an erbkrankheiten. er verstarb schon 863. 870 verstarb auch der könig von lothringen, und sein reich wurde weiter geteilt. die mhereren teile gingen an ludwig den germanen, die minderen an karl den kahlen. eroberungsversuche von karl dem kahlen gegen seinen früheren verbündeten scheiterten: 880 kam lothringen per vertrag ganz zum ostfränkischen reich.

das rumpf-kaiserreich in italien zerfiel genauso, setzten sich doch überall kleine königreiche oder herzogtümer durch mit lokalgrössen durch: es entstanden die lombardei, ventien, die toskana und spoleto rund um den kirchenstaat.

im unteren rhonetal interessierte das aber nicht; da erinnerte man sich der provenzialischen vergangenheit. 879 erhob sich boso, graf von vienne, zum könig der provenc. sein bruder, richard, machte sich in autun zum herzog von burgund und reihte sich als vasall hinter den westfränkischen königs ein.

nun blieb nur noch das hinterland burgunds, im oberen rhonetal: hier erhob sich 864 der welfe rudolf gegen den laienabt im kloster st. maurice d’agaume; er übernahm seinen posten und kontrollierte so den weg über den grossen st. bernhard nach italien. im jahre 888 machte er sich auf dieser basis zum neuen hochburgundischen könig.

letzter legitimer nachfahre von karl dem grossen war zu dieser zeit karl III., sohn von ludwig dem germanen gewesen. er war zuerst könig von alemannien; am liebsten lebte er in den fränkischen klöstern in zürich und st. gallen. doch dann wurde er per erbgang könig von italien und stieg gar zum kaiser auf. eher per zufall starben all seine verwandeten in ost und west vor ihm. für kurze zeit herrschte er formell als letzter über das frankenreich, wie es seit karls zeiten bestanden hatte.

doch karl III. hatte keine machtmittel mehr. unfähig, auf die normanneneinfälle von norden her zu regieren, fiel der ostfränkische adel 887 vom kaiser ab; kurz darauf verstarb er. zum neuen machthaber machte sich arnuld von kärnten, ein unehelicher nachfahre karls des grossen, aber ein kämpfer gegen die normannen.

das fränkische reich, bis zuletzt die nachfolge des weströmischen reichs der antike, hatte 888 mit arnulfs kampfansage aufgehört zu existieren. überall regierten nur noch illegitime nachfahren karls, oder adelige, ursurpatoren, die sich gegen die karolinger erhoben hatten.

stadtwanderer

ich google, also bin ich: teil 5 oder die basis der karolingischen macht

hinter den merowingischen königen chlothar II. und dagobert I. hatten sich die fränkischen bischöfe im edikt von paris, das 614 die wiedervereinigung aller reichsteile regelte, ihren anteil an der macht gesichert. nach dem untergang der alten römischen strukturen, die mitte des 6. jahrhunderts durch die fränkischen bruderkämpfe weggefegt wurden, etablierten sie die fränkischen bischöfe auf der basis der spätantiken diözesen rund im ihre städte neu.


die religöse struktur des gallischen frankreiches, die sich am ende des 6. jahrhunderts ausbildete, und im edikt von paris die macht hinter den merowingern darstellte.

aus diesen bischofsfamilien ging auch der neue fränkische adel hervor, der die geschickte des reiches bis mitte des 8. jahrhunderts in den zahlreichen gauen steuern sollte.


fränkische gaue im 7. jahrhundert

die administration von austrien, neustrien und burgund beeinflusste die neue herrscherschicht nachhaltig. die hausmeier von austrien setzten sich 687 im ganzen frankenreich militärisch durch; von nun an waren sie die eigentlichen herrscher. karl martell besiegelte diese vorherrschaft mit den schlachtensiegen gegen die mohammedanischen mauren in sens und poitiers, und regierte das frankenreich phasenweise auch ohne könig und ohne krone. er begründet sogar die nach ihm benannte karolingische dynastie, die als zweite sippe das frankenreich beherrschen sollte.


stammbaum der karolingischen dynastie (vereinfacht)

mit pippin I. stellen die karolinger den ersten gesamtfränkischen könig, der sowohl von den fränkischen bischöfen, als auch, ein novum, vom römischen papst anerkannt wurde. sein sohn, karl I., setzt sich gegen seinen bruder karlmann durch und wurde ebenfalls gesamtfränkischer könig, bevor ihm papst leo III. im jahre 800 zum neuen römisch-fränkischen kaiser karl I. erhob.

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ich google, also bin ich: teil 4 oder die merowingischen teilungen

die geschichte des frankenreichs wäre einseitig erzählt, würde man nur die expanisonen erwähnen. ebenso zahlreich wie die ausgreifenden momente sind die fränkischen teilungen, die aus dem salischen erbrecht hervorgingen. demnach hatten immer alle anerkannten söhnen des königs anrecht, dessen erbschaft gleichermassen anzutreten.


lexi salica, im 6. jahrhundert schriftlich festgehalten, regelt das erbrecht im frankenreich

das hatte seinen sinn, solange es etwas zu erobern gab. doch wenn damit schluss war, kehrte sich die lex salica gegen die eigene herrschaft: in der regel eroberten die fränkischen prinzip die gebiete der anderen fränkischen prinzen …


die erste teilung des fränkischen reiches unter den söhnen von könig chlodwig im jahre 511

die erste grosse teilung resultierte 511 beim tod von könig chlodwig. theoderich, der sohn aus der ersten ehe erhielt das rheingebiet, das er von reims aus regierte. chlotar I. wurde herr der mosel mit sitz in soissons. childebert regierte in paris über die seine, und chlodimir wurde unterkönig von orléans und herrschte über die loire.

524 schickten sich die franken an, das königreich burgund zu erobern. die expedition unter könig chlodomir scheiterte jedoch; und könig chlodomir erlitt dabei den tod. das blieb nicht ohne innere folgen für das geteilte frankenreich: theoderich einerseits, chlotar und childebert anderseits stritten um die vorherrschaft. den kampf zwischen letzeren entschied chlothar I. gegen theoderich geriet er aber vorerst in die defensive. er und seine nachfahren, die von reims aus regierten, weiteten das östliche teilreich zuerst in die auvergne aus, später waren sie massgeblich an der einverleibung burgunds ins frankenreich, die 534 definitiv wurde, verantwortlich. sie übernahmen nun auch die vorherrschaft über alemannien, wo sie fränkische herzöge einsetzten. das schweizerische mittelland trennten sie vorerst von der eroberten burgundia ab.

den königen von reims gelang es aber nicht, ihr teilreich zu stabilisieren. theuderichs sohn, theudebert, befand sich auf der höhe seiner macht, als er feststellen musste, dass sein einziger sohn, theudebald, von minderem verstand war. was sich schon fast wie eine imperiale macht gebärdete, fiel so in sich zusammen.

558 gelang es chlothar I. alle teilreiche zurückzuerobern und für kurze zeit wieder zu vereinen. nach chlodiwg war er damit der zweite fränkisch-gallische könig. doch er verstarb nur 3 jahre danach, womit der zweite grosse teilungsprozess einsetze.


teilungsplan unter den söhnen von chlotar I. im jahre 561

die neuerliche vierteilung des reichs war nicht von dauer. charibert, der in paris residierte, starb schon nach sechs jahren, sodass sich eine dreiteilung etabliert: mächtig ausholend waren das neue königreich neustrien von chilperich (mit der hauptstadt paris), das nun ununterbrochen an der atlantikküste bis an die pyrenäen reichte, sowie austrien von könig sigibert (mit der neuen hauptstadt metz), zu dem die südliche auvergne als herzogtum herzogtum kam. drittes teilreich war das nun fränkische königreich burgund, und unverändert das rhonetal umfasste und neu auch mit der oberen loire verbunden wurde. neu wurde dieses von könig guntram regiert, der in chalons sitz nahm.


die für die schweiz wichtige teilung des mittellandes im jahr 561 entlang der aare, die 595 wieder rückgängig gemacht wurde, was 610 zum krieg zwischen burgundern und alemannen führte, ist hier unzureichend dargestellt.

doch könig guntam starb, ohne dass eines seiner kinder die grasiernde pest im burgundischen überlebt hatte. um einen weiteren bruderkrieg zu verhindern, vermachte er sein königreich per erbvertrag dem austrasischen könig childebert II., sohn seines verstorbenen bruder sigibert. bei dessen tod, wurde das austroburgundische reich wieder aufgeteilt: könig theodebert II. behielt austrien, und könig theodrich II. erhielt burgund. beide brüder bekämpften zuerst neustrien, dann aber sich selber, und es siegte der “burgunder” theoderich II. damit standen sich nur zwei fränkische könige gegenüber: chlotar II., der sohn von könig chilperich, und theoderich II. der enkel von könig sigibert. hinter ihm stand unverändert sigiberts frau, königin brunichilde, die nach der ganzen machte strebte, und dabei von chlothar II. gerichtet wurde.

614 hatte man wieder nur noch einen fränkischen könig: chlothar II., den neustrier. ihm gelang es auch, seinen sohn, dagobert, als vierten und letzten könig einzusetzen, der alle fränkischen gebiete seiner zeit beherrschen konnte.

es sollte der letzte merowinger sein, der die effektive königsmacht im frankereich ausübte.

stadtwanderer

ich-google,-also-bin-ich:-teil-3-oder-die-fränkisc…

das fränkische reich, das chlodwig begründet hatte, expandierte zweimal erfolgreich: zwischen 532 und 555 unter den merowingerkönigen, und zwischen 732 und 814 unter dem karolingern. die zweite expansion brachte den franken den kaisertitel.


übersicht über die fränkische expansion vom 6. bis 8. jahrhundert

die merowingische expansion

während der ersten expansion des frankenreiches kam im osten thüringen hinzu. im süden eroberten die franken die gascogne und die auvergne. den grossen fisch zogen sie aber im rhonetal mit der eroberung burgunds und der provence. und auch rätien kam, nach einer jahrhundertelangen, mediteran ausgerichteten geschichte, erstmals ins magnetfeld einer nördlichen macht.


die fränkische expansion während der rückeroberungen durch ostrom, aber noch vor dem fall des ostgotischen reiches (rätien gehört noch nicht zum fränkischen reich)

ohne den untergang des gotischen reiches, das von ostrom zurückerobert wurde, wäre die erste fränkische expansion hinter jener, die könig chlodig ausgelöst hatte, zurückgeblieben. so geriet sie aber zur spektakulären erweiterung: selbst die alemannen, unter ostgotischem protektorat wurden zu einem annexierten herzogtum der franken. damit war die heute schweiz in der mitte des 6. jahrhunderts ganz unter fränkischer herrschaft.

die karolingsiche expansion

unter könig pippin, dem ersten fränkischen könig aus dem geschlecht der karolinger wurden friesland und septimanien beigefügt. nach seinem tod setzte sich sein sohn karl schnell als neuer fränkischer könig durch. unter ihm wuchs das frankenreich erneute stark, gleichzeitig aber auch letztmals an.


fränkische gebietserweiterungen unter karl: sachsen, bayern, friaul, lombardei, kirchenstaat

karl der grosse verleibte bayern, kärnten, friaul und das lombardische königreich seinem reich ein. lange und blutig kämpfte er gegen die heidnischen sachsen, bis er auch sie beherrschte. wenig erfolgreich war er dagegen gegen die normannen, die bretonischen kelten und die mohammedanischen mauren ins spanien. hier richtete er genau so wie im osten bei den awaren und slawen marken ein, grenzgebiete, die er mit tributzahlungen abhängig machte, ohne dass sie ganz zum frankenreich gehörten.


die marken-politik karl des grossen: daenenmark, sorbenmark, ostmark, bretonenmark, spanische mark

mit der krönung zum neuen römischen kaiser wurde karl I. auch schutzherr über den päpstlichen kirchenstaat. dieser aber hatte sich der fränkischen kirche mit dem schachzug ganz bemächtigt.

grösser und stärker als das wurde das an weihnachten 800 auferstandene (west)römische reich in seiner fränkischen fassung nie!

stadtwanderer

ich google, also bin ich: teil 2 oder die begründung des frankenreiches

die begründung des frankenreichs ist legendär. niemand weiss es genau. aber man glaubt, dass es aus dem wasser entstanden ist. göttliche kräfte mischten sich mit germanischen menschen, die sich von einer einfachen stammesgesellschaft zu einem mächtigen volk mit schlagkräftigen armeen entwickelt hatten.

merowech soll im 4. jahrhundert die merwoingische königsdynastie begründet haben, die unter seinem sohn childerich am unteren ende des rheins in römischen diensten stand. sie kämpften 451 auf den katalaunischen feldern mit den römern gegen die hunnen, und sie fühlten sich als sieger, über hunnen und römer. seit 460 verstanden sie sich als selbständiges königreich auf römischem boden.

childerichs sohn, könig chlodwig, einigte in der folge die salfranken links des rheins und eroberte die rechtsrheinischen ripuarischen gebiete der franken. er gilt als der erste könig aller franken.

sein ursprünglicher hauptsitz war die stadt tournai, von wo aus er der reihe nach soissons, reims und schliesslich auch paris eroberte. damit bereite er dem letzten resten des römisch-gallischen reiches, der noch bestanden hatte, ein ende. er nahm für sich in anspruch, ein neues gallisches reich zu begründen, wofür er auch zum christentum übertrat. er dehnte sich 496 mit seinem (ersten) sieg über die alemannen in tolbiac resp. 507 über die westgoten in voullé nach osten und süden hin aus. er herrschte damit im wesentlich über den rhein, die mosel, die seine, die loire und die garonne, die alle nach norden münden. die einnahme des burgundischen königreichs im rhonetal indessen misslang ihm im jahre 500 trotz anfänglichen erfolgen, den die goten stellten sich auf die burgundische seite.

bis zur rückeroberung der gotischen gebiete durch kaiser justinian und kaiserin theodora bestand dieses gleichgewicht. dann wurde es eng für das königreich burgund. es ging 534 im fränkischen reich auf, – nicht ohne folge für das frankenreich!

stadtwanderer

ich google, also bin ich:  teil 1 oder die methode

es ist bekannt: ich bin ein fan historischer karten. und ich google auch gerne. mit der suchmaschine macht man erstaunliche funde, – man könnte sagen: ich google, also bin! man lernt schnell mehr, als man meint. ein beweis. für mich – und meiner leserschaft!

suche: “frankenreich royaume francs”

nein, ich interessiere mich nicht für das frankreich, das aus der revolution von 1798 hervorging. es geht mir auch nicht nicht um die region franken in deutschland, die vormals ein herzogtum des hl. römischen reiches deutscher nation war.


die vielfäligen bezügen der franken: vom frankenreich karls zum frankenland in deutschland

ich will mehr über das frankenreich wissen, dass vor 1119 unterging. es soll viertuell auferstehen!


das frankenreich im 6. jahrhundert, als gegenstück zum oströmischen kaiserreich, behauptet sich und tritt damit, keine 100 jahre nach dem untergang des weströmischen reiches an seine stelle.

die franken gründeten 486 das erfolgreichste königreich, das aus der völkerwanderung hervorging. es etablierte sich im ehemaligen gallien, aber auch darüber hinaus. es hielt im 6. jahrhundert allen versuchen ostroms stand, rückerobert zu werden. vielmehr wurde es im westen zum christlichen gegenstück des westens. so widersetze es sich auch dem vordringen der mohammedanischen truppen und händler. im jahre 800 erhob papst leo III. das fränkische königreich zum neuen weströmischen kaiserreich. karl der grosse war sein begründer. doch er hielt es nicht lange zusammen. 888 wurde sein letzter legitimer nachfolger, karl III., wegen unfähigkeit im amt von eigenen leuten abgesetzt.

das fränkischer kaiserreich zerfiel in ost und west, in nord und süd in zahlreiche königreiche. entsprechend verlor das kaisertum an wert, bis es 962 aus dem erweiterten ostfränkischen königreich wieder hervortrat. otto und adelheid wurden vom papst zu den neuen kaiser und kaiserin in rom des römischen reiches gekrönt.

die geschichte burgunds ist eng mit jener des frankenreiches verbunden. seit mitte des 4. jahrhunderts verlief die entwicklung beider völker und königreiche parallel. 534 setzten dann die franken ihre suprematie durch. doch das burgundisches volk hatte sich im rhone-, saone- doubs- und aaretal zu stark durchgesetzt, um durch die fränkische oberherrschaft ausgelöscht zu werden. 888, als das fränkische reich nach einer wechsevollen geschichte zerfiel, gründete der welfe rudolf I. in st. maurice d’agaume das burgundischen königreich von neuem. es hielt 144 jahre bestand; zu seine besten zeiten war es fast so grosse wie seinerzeit die burgundia vor der eroberung. 1032 wurde es ein unselbständiges königreich innerhalb des (hl.) römischen reiches. erst 1378 wurde es, mit dem tod von kaiser karl iv., gleichzeitig auch der letzte träger der burgundischen krone, ganz aufgelöst.

stadtwanderer

celui qui sacrifia tout pour la liberté de son pays

er ruht in bern. während seinem leben war er alles anderes als ruhig. er war ein philosoph, ein sozialrevolutionär, politisch ein anarchist. deswegen wurde er zu tod verurteilt, war in ganz europa steckbrieflich gesucht, und lebte am ende seines lebens resigniert in unserer stadt. aus anlass der revolutionären woche habe ich ihn an seinem grab besucht.


berner bremgartenfriedhof, an dem ich jeden tag zur arbeit fahre, wo unter anderem michail bakunin seit 1876 begraben liegt

der russe michail bakunin

michail alexandrowitsch bakunin (russisch Михаил Александрович Бакунин) wurde am 30. mai 1814 im russischen prjamuchino geboren. am 1. juli 1876 verstarb er 62jährig in bern.

der anfang seiner karriere war klassisch für seine herkunft. seine familie gehörte zu, einfachen landadel, und er wurde nach st. petersburg geschickt, um offizier der russischen armee zu werden. doch dann verzichtete er auf eine militärische karriere, um zuerst in moskau, später in berlin philosophie zu studieren. in der preussischen hauptstadt schloss er sich den jungehegelianern an, wurde materialist und entwickelte zahlreich ideen für die revolutionierung der gesellschaft.

der revolutionär

besonders das 1815 auf dem wiener kongress zwischen russland, österreich und preussen aufgeteilte polen zog bakunins frühes interesse an. zu diesem zweck traf er sich 1847 in paris mit karl marx. 1848 beteiligte er sich an der februar-revolution in paris, und von da an wirkte er als berufsrevolutionär in halb europa

1849 veröffentlichte bakunin zum aufstand in böhmen gegen österreich seinen “appell an die slawen”, mit dem er ausdrücklich auf die verbindung der nationalen mit der sozialen frage verwies. danach ging er direkt nach dresden, um an der revolutionären durchsetzung einer sächsischen republik gegen preussen mitzuwirken. doch in chemnitz wurde er verhaftet, zum tode verurteilt, aber nach österreich abgeschoben. da wurde seine verurteilung zunächst bestätigt, dann in eine lebenslange kerkerhaft umgewandelt. bakunin wurde nach nach russland abgeschoben.

in der sibirischen deportation lernte bakinin 1857 sein spätere frau antonia kennen. vier jahre danach schrieb er an seinen freunde sybillinisch: “L’Amour m’a sauvé!”. Das konnte man auf zwei arten übersetzen: dass ihn die liebe zu seiner frau gerettet habe; gerade wegen dem grosse “A” aber auch: dass er über den fluss “amur” fliehen konnte und so der gefangenschaft entrinnen konnte.

der anarchist

in europa schloss sich bakunin wiederum revolutionären kräften an. in italien gründete er 1864 die “fraternité internationale” und verfasst in neapel den “revolutionären katechismus” mit dem er seinen sozialrevolutionären ideen eines kollektivistischen anarchismus’ eine feste form gab. 1867 ging der steckbrieflich gesuchte in die schweiz nach genf, um weitere revolutionäre zirkel zu inspirieren und seiner bewegung neue strukturen zu verleihen.

mit seinen getreuen schloss sich bakunin 1868 der internationalen arbeiterassoziation, besser als “erste internationale” bekannt, an. nur zwei jahre später überwarf er sich aber mit karl marx. anders als dieser wollte bakunin den staat und die gesellschaftlichen strukturen nicht übernehmen, um sie zu ändern. vielmehr vertrat er die auffassung, diese würden einen nur korrumpiere und zu neuer sklaverei führen. nachdem in marx in london, wo er nicht hinreisen durfte, versetzt hatte, verliess er 1872 dessen internationale richtung jura, um die anti-autoritäre internationale, die gegen den marxistischen kommunismus gerichtete war, zu gründen.

der lebensabend in bern

die aussichten, die von bakunin erhoffte revolution zu entfachen, schwanden jedoch nach dem deutschen sieg über frankreich. der revolutionär zog deshalb zuerst ins sonnige tessin, dann ins sandsteinerne bern, wo er nach und nach resignierte. auf seinem grab im berner bremgartenfriedhof kann man jedoch immer noch lesen: “rappelez-vous de celui qui sacrifia tout pour la liberté de son pays.”

die schlüsselfigur des europäischen anarchismus’ im 19. jahrhundert, die für die abschaffung der ehe, des erbens und des privateigentums immer weiter kämpfte, fand nach seinen schweren krankheiten am lebensende hier seine ruhe. der atheist liegt noch immer im christlichen teil des berner bremgartenfriedhofs begraben.

stadtwanderer

revolutionäre woche

war das eine revolutionäre woche! doch was ist daraus geworden? – eine erinnerung an die wilden februartage im jahre 1848 beim fast schon frühlingshaften abendspaziergang.


februarrevolution ’48: zum dritten mal entzündet sich der revolutionäre funke nach 1789 und 1830 in paris

februar-revolution

wir schreiben das jahr 1848, februar 1848. zuerst bebte frankreich. könig louis philippe I. dankte nach nur drei tagen revolution in paris ab; die republik auferstand. doch kündigte sich in london schon die nächste revolution an: karl marx und friedrich engels veröffentlichten das manifest der kommunistischen partei, das weltweit zum programm der revolutionären arbeiteravantgarde werden sollte. – und in bern? es tagte die verfassungsgebende versammlung, die der schweiz ihre erste eigene bundesverfassung geben sollte; sie wurde in wenigen wochen ausgearbeitet und sollte zum grundlagenwerk der ersten stabilen demokratie in europa werden.


provosorische regierung von alphonse delamartines, kaiser napoléon III., nationalwerkstätten von louis blanc

frankreich: monarchie oder republik?

am 22. brach in frankreich die februarrevolution aus. der verhasste ministerpräsident françois guizot hatte ein republikanischen bankett verboten, das die einführung des allgemeinen (männer)wahlrechtes diskutieren wollte. den demokraten verschiedenster richtungen platzte der kragen: in paris begannen unkontrollierte strassen- und barrikadenkämpfe! guizot musste dem druck weichen. der liberale alphonse de lamartine bildete eine provisorische regierung, bestehend aus seinem anhang, aber auch aus linken und rechten vertretern. der geschwächte könig, louis philippe I., dankte am wochenende ab; wenige tage später machte er sich nach england in sein exil auf. die provisorische regierung lamartines setzte auf rasche reformen im innern: in paris wurden national-werkstätten eröffnet, um die grosse zahl arbeitsloser zu beschäftigen; in den kolonien wurde die sklaverei verboten, und im inland schaffte man die todesstrafe ab. das allgemeine (männer)wahlrecht wurde nach wenigen wochen eingeführt und brachte in den ersten wahlen den konservativen den sieg. die linke putschte im juni gegen die demokratisch gewählte regierung, was die konterrevolutionäre auf den plan rief. louis napoléon, der neffe von napoléon bonaparte, mischte sich nun in die politik ein und wurde im winter ’48 mit grossem mehr zum präsidenten der republik gewählt. lange sollte er sich an diese legitimation nicht halten; vielmehr riss er 1851 die macht diktatorisch an sich, und nur ein jahr später begründete er das 2. kaiserreich. die ’48er bewegung war damit in frankreich dahin. bis heute, könnte man sagen, schwelt der konflikt zwischen republikanern und royal-istInnen …


manifest der kommunistischen partei: das weltweit wirksame programm der proletariatsavantgarde wird geboren

die welt: bourgeoisie oder proletariat?

mehr bewegung in der linken politik verlangten am 21. febraur 1848 karl marx und friedrich engels. der philosoph und der unternehmer publizierten in london in manifest der kommunistischen partei. sätze, die man heute noch kennt, wurden geprägt. das manifest beginnt mit: “Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus”, und es endet mit dem Aufruf: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!” die nur 30 seiten, welche marx und engels für den bund der kommunisten verfasst hatten, begründete die kommunistische weltsicht: die bourgeoisie und das proletariat werden zu den treibenden kräften des gegenwärtigen klassenkampfes erklärt; dieser soll politisch geführt werden, gegen die bourgeoisie, welche den mittelstand konservieren und sich das lumpenproletariat erkaufen wolle. dagegen forderten die revolutionäre, die hegel vom kopf auf die füsse stellten, eine proletarische bewegung “der ungeheuren mehrzahl im interesse der ungeheuren mehrzahl”. vorerst sollte das proletariat national kämpfen, dann die offene revolution anstreben. und hierfür müsse sie von den entschiedensten teilen aller arbeiterparteien, der kommunistischen, geführt werden. denn diese werde das kämpferische proletariat zur herrschenden klasse erheben. „Mögen die herrschenden Klassen vor der kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen.“ die wirkungen dieses aufrufs sind bekannt: schon im juni ’48 trennten sich die wege der liberalen und linken in frankreich und schafften so eine voraussetzung für die rückkehr der monarchie. weder in preussen noch in deutschland kam die linke, wie sie erwartet hatte, an die macht. dafür siegten die kommunisten 70 jahre später in der russischen revolution unter lenin und realisierten unter stalin die diktatur des proletariates. 1949 riefen die maoisten mit der volksrepublik china die asiatische variante des kommunismus aus, und 1959 etablierten sie in kuba die lateinamerikanische. in der sowjetunion und ihren satellitenstaaten zerfiel die kommunistische herrschaft unter gorbatschev 1989.


verfassung der schweizerischen eidgenossenschaft, vom 12. september 1848

die schweiz: ein- oder allparteienregierung?

und in der schweiz? in der gleichen revolutionären woche, in der der französische könig abdankte und das kommunistische manifest propagiert wurde, tagten in bern die sieger des sonderbundeskrieges, um die neue bundesverfassung zu beraten. am 17. februar 1848 waren sie zusammengekommen, um der schweiz erstmals ein selbstbestimmtes, modernes grundgesetz zu erkämpfen. keine diktate in paris odeer wien sollten mehr zu einer verfassung, zu akten oder verträgen der schweiz erhoben werden. liberale und radikale kräfte fanden sich in bern zusammen, um einen eigenen bundesstaat zu gründen. weil die revolutionen, die im 48er geist geboren wurde, in den nachbarländern scheiterten, wurde die schweiz bis 1918 eine republikanische insel inmitten von monarchien. damit siegte die ’48 revolution wenigstens hier! doch brauchte es zur festigung ihrer politischen institutionen die integration oppositioneller kräfte. erst die verfassung von 1874 ermöglichte mit ihrem übergang von der repräsentativen zur direkten demokratie die aussöhnung katholisch-konservativen mit dem bundesstaat. die freisinnige einparteienregierung wurde schrittweise zur bürgerlichern mehrparteienregierung umgebaut. selbst die vorherrschaft des bürgerblocks ging 1959 in der konkordanzregierung auf, welche die interessen aller grossen parteien rechts wie links vereint. 1999 war man darüber hinaus bestrebt, in einem zweiten anlauf, den verfassungen von ’48 resp. ’74 ein neues, einheitliches gesicht zu verleihen, um für das 21. jahrhundert eine tragfähig rechtsgrundlage der politik zu schaffen.


gelungen!, dass die gelungene ’48er revolution in den deutschen lehrbüchern fehlt …

die bilanz des revolutionären spaziergangs

die polarisierung zwischen monarchie und republik, die in der französischen revolution gründete und die februarrevolution von ’48 prägte, fand in der schweiz keinen richtigen nährboden. schweizerische politologen, die heute vordenker der guten politik sein sollten, interessieren sich kaum mehr dafür; vielmehr sind sie mit der gegensätzlichkeit einer parlamentarisch geführten demokratie nach amerikanischem vorbild und dem system der volksrechte in der eigenen demokratie beschäftigt. scheu denken sie bisweilen darüber nach, die demokratisierung europas in sinne der volksherrschaft zu propagieren, – ein hauch von ’48 schwingt da noch mit.

aber auch die zweite polarisierung, welche das revolutionsjahr 1848 prägte, machte in der schweiz nicht schule: der antagonismus zwischen bourgeoisie und proletariat ist für die analyse der schweizerischen situation fast ganz obsolet geworden. maximal spricht man von bürgertum und arbeiterschaft, überdeckt sie aber gerne mit den gemeinsamkeiten als stimmbügerInnen. und das hat folgen: statt das demokratische bündnis wie in frankreich durch die radikalisierung der arbeiterschaft nach kommunistischem vorbild zu sprengen, bemühte sich der freisinn als staatgründer, schrittweise eine bündnis demoraktischer parteien zu bilden. katholiken, arbeiter und mittelständler wurden in ihr herrschaftssystem eingebunden. konkordanz statt alternanz ist zum politkulturelle selbstverständnis der schweiz geworden.

dem stadtwanderer ist beides recht, wie ihm sein gedanklicher rückblick auf die drei wichtigsten ereignisse in der revolutionären woche von ende febraur 1848 beim abendspaziergang lehrte.

stadtwanderer

werde bärnfan! – bin bärnfan!

und so einfach ist das: du gehst auf die website “www.werde-baernfan.ch”, registrierst dich, und du bist mitglied. du wirst regelmässig elektronisch über aktuelles informiert, und du erhälst zugang zu den spezialangeboten. das persönlich nummerierte t-shirt (1957, mein jahrgang, ist jetzt vergeben) gilt als mitgliederausweis.

die bärnfans sind im verein idéeBern mitglied. die organisation zählt einige hundert mitglieder aus wirtschaft, kultur, tourismus, sport und neuerdings dem stadtwandern! der stadtpräsident, alexander tschäppät, steht der organisation vor.

“werde-bärnfan” ist eine aktion der vereinigung, die im februar 2007 gestartet worden ist. man zahlt 200 chf mitgliederbeitrag, die für die förderung neuer projekte in der stadt verwendet werden.

mitglieder können von aktuellen angeboten profitieren. die laufenden aktionen sind:

. der stadtpräsident empfängt bärnfans
. spirit of new orleans
. 25% ermässigung auf artikeln der berncollection
. jungfrau, hofer, ragusa
. einstein ganz nah…
. bärnfans rennen für den bärenpark
. küss den frosch!

registrierte mitglieder haben zudem die möglichkeit, untereinander in kontakt zu treten und anhand der bärnfan-nummer mehr informationen über das jeweilige mitglied zu erfahren.

ich bin die 1957! – werde auch du mitglied!

stadtwanderer

ps:
natürlich sollte man die stadt bern etwas kennen. das kann man ja bei mir aber regelmässig vor- und nachholen …

der grosse mediator

es war winter 1797, der 23. november 1797. napoléon bonaparte durchquerte gerade mit der kutsche die schweiz. er machte in murten halt, um das beinhaus der schlacht von 1476 zu besuchen. geführt wurde er von louis d’affry, einem freiburger patrizier, der sich in prehl bei münchenwiler niedergelassen hatte. das treffen war der unverhoffte startschuss zu einer politkarriere als mediator in der kommenden helvetischen republik – zwischen frankreich und der schweiz, zwischen anhängern der revolution und der reaktion und zwischen romanen und germanen. begonnen hat sie 1m 19. februar 1803, vor 204 jahren, als die mediationsakte in kraft trat.


louis auguste philippe d’affry (1743-1810), der erste landamman(n) der helvetischen republik

der freiburger patriziersohn louis d’affry

louis d’affrays vater war ein angesehener militärkopf in der schweizergarde im dienste des französischen königs gewesen. der graf blieb in versaille, bis louis xiv. gestürzt wurde; erst nach dem sturm der tuilerien zog er sich 1792 auf sein landgut bei echallens zurück.

louis, eigentlich louis auguste philippe, der am 8. februar 1743 als sohn von comte louis auguste augustin d’affry und marie-anne-constantine de diesbach-steinbrugg in freiburg im üechtlan geboren wurde, war bereits in jungen jahren fähnrich der schweizergarde gewesen. doch er quitterte, kaum 22, den französischen dienst, um nach freiburg zurückzukehren. ab 1765 politisierte er in seiner vaterstadt, indem er den rat der führenden bürgerfamilien leitete. 1798 brachte ihm das die leitung der freiburgischen armeen ein, die am 2. märz, von den franzosen belagert, keinen nennenswerten widerstand leistete. die napoléonischen truppen konnte kampflos in freiburg einziehen, und sich hier auf die schlacht von neuenegg gegen die trutzige republik bern vorbereiten.

louis d’affry war zeit seines lebens ein freiburger patrizier. er war ein föderalist. aber er war gemässigt. er hing nicht nur der alten ordnung an. er hatte auch seine lehre aus der französischen revolution gezogen. er war ein bedingsloser anhänger von napoléon bonaparte geworden. deshalb stand er dem general und späteren kaiser der franzosen stets zu diensten.

1802 wurde er teil der consulta. diese berief napoléon nach paris, um im bürgerkrieg zwischen patriotischen helvetiern und konservativen bauern, der zwischen murten und faoug getobt hatte, zu vermitteln. die anhänger der neuen ordnung waren enttäuscht, als sie von napoléon im stich gelassen wurden. denn die helvetische republik sollte nach ansicht des ersten consuls kein einheitsstaat mehr sein, sondern ein bundesstaat. in der mediationsakte legte napoléon die prinzipien des zusammenlebens zwischen den ehemaligen kriegsparteien fest. und zu seinem mediator der mediation vor ort bestimmte er louis d’affry. während den beratungen zur mediationsakte hatte er zum ausschuss von 10 männern gezählt, auf die sich der erste konsul ganz besonder gestützt hatte.


wo louis d’affry in fribourg/freiburg wirkte (foto: stadtwanderer, anclickbar)

le landamman/der landammann

anfangs 1803 wurde louis d’affry avoyer von freiburg. jetzt war er schultheiss des umstrittensten cantons. und er war ausersehen, der erste vertreter der helvetischen republik zu werden. den deutschsprachigen, bis 1798 den herrschenden, präsentierte man sich in anlehnung an traditionsreiche titel der vergangenheit als landammann mit zwei “n”, den französischsprachigen, weiland die untertanen, als “landamman” mit bloss einem “n”.

die zeit, als d’affry schon avoyer, indes noch nicht landamman war, gilt als seine grosse herausforderung. zusammen mit gleichgesinnten wie nicolas rudolph de wattenwyl aus berne, und hans von reinhard aus zürich, die untereinander konsequent französisch parlierten, regierte das triumvirat fast nach römischer sitte. die vermittelnde ordnung wurde von oben her mit strenger hand erzwungen, – nach napoléonischem vorbild fast diktatorisch. am 4. juli war es dann soweit: in fribourg wurde die neuen tagsatzung eröffnet, und louis d’affry, der gastgeber wurde zu ihrem vorsitzenden bestimmt. damit übernahm er für ein jahr auch die ordentlichen regierungsgeschäfte. bis 1809, als er zum zeiten mal landamman de la république wurde, bestimmte er die frankreichfreundliche politik der helvetik massgeblich mit, wurde er doch 1805 und 1807 jeweils als mediator zum napoléon, jetzt kaiser der franzosen, geschickt. 1810 unternahm er letztmals eine solche mission. kurz nach seiner rückkehr war er, der schon 1807 einen verheimlichten schlaganfall gehabt hatte, ermattet und ergraut; er starb im selben jahr am 26. juni in fribourg.


der gealterte mediator zwischen allen fronten

was für eine persönlichkeit, was für ein titel?

lange hat es keine biografie des wichtigsten mediators der helvetischen repubik gegeben. fred de diesbach, ein nachfahre d’affrys mutter, verfasste 1947 eine erste version, die jedoch nie veröffenticht wurde. 2003, zum zweihundersten jubiläums der austiegs von louis auguste philippe, erschien das buch “louis d’affry (1743-1810), premier landammann de la suisse”, das die freiburger historiker georges andrey und alain-jacques czouz verfasst und in der editions slaktine herausgegeben haben. die übersetzung ins deutsche steht noch aus, sie wird für 2009 erwartet.

bis dann wird man louis d’affry vielleicht womöglich weitere kontroverse titel verleihen, denn an ihm schieden sich die geister der zeitgenossen und scheiden sie sich bis heute: fréderic-caesar la harpe, dem waadtländer revolutionär, galt d’affry als simpler prefäkt der schweiz. für die patrioten seiner zeit war er der président de la nouvelle république, und für ihre gegner eher der bauernkönig, ein aristokrat mit eidgenössischem profil. andrey und czouz wiederum feiern ihn als fähigsten staatsmann der helvetik, gar als einzigen politiker seiner zeit, der internationales format hatte.

für mich ist und bleibt er vor allem der landamman(n) mit einem und zwei “n”. der mediator zwischen den staaten, zwischen den politischen lagern und zwischen den sprachkulturen.

randonneur urbain
bien que c’est français, avec deux “n”

fondue – fasnacht – fribourg

jahre habe ich mich nicht mehr darum gekümmert. das bunte treiben habe ich den andern überlassen. doch dieses jahr packt mit die freude wieder mehr. am samstag war ich sogar mitten drin. und am Sonntag las ich nach, beim volkskundler paul hugger, und merkte, wie schräg mein bild der fasnacht ist!


rathaus von fribourg, hoch über der unterstadt

fondue im restaurant gotthard, tilleul, fribourg

nach einer ausgiebigen stadtwanderung steht ein feines fondue an. wir sind 13! es ist also ein grosser tisch nötig. und wir erhalten ihn. im restaurant gotthard.

macht schnell, sagt man uns, denn wenn die fasnächtlicher kommen, sitzt, wer sitzt. und als wir sitzen kommt die strenge wirtin und fragt, ob wir reserviert hätten. heute sei das haus voll, sie müsse zuerst den koch fragen. der wiederum freut sich, vor dem grossen sturm eine runde richtige fondue in ruhe machen zu machen. also werden wir serviert.

“moitié-moitié” à la fribourgeoise ist einfach anders! es kocht nicht, es schmilzt nur. es ist nicht dünn, es ist wie double-crème. so isst man weniger brot, dafür gibt es kleine kartoffeln dazu. und im gotthard ist die vorspeise kondition: vor jeder fondue gibt es eine kleine platte mit einem knäckebrot, etwas butter, einem stück schinken, gurken und silverzwiebeln.

dann ist es soweit: 4 caquelons (nicht: gagglons!) werden aufgetischt, währschafte pfannen aus gusseisen, die so dick sind, dass die fondue (ausser ganz am schluss) nicht anbrennt, werden auf die rechauds stellt, um bei kleinem feuer warm gehalten zu werden. es mundet allen …


fondue im gotthard: unübertreffliche spezialität

fasnacht: zurück zum kollektiv

draussen in der stadt haben sich die fasnächtler versammelt. unzählige musiken sind hier: die einen mehr klassisch, mit paucken und trompeten, die andern ganz individualistisch: das spektrum reicht da von arabischer karavane bis künstlischer avantgarde.

dann kommt die erste gruppe ins gotthard. das restaurant ist an sich schon bumsvoll. doch mit der musik kommen 40 weitere personen samt ihren instrumente. der saal scheint zu bersten. die musikerInnen stellen sich auf, wo es keinen platz mehr hat, – in den engen gängen, auf der treppe, und einer gar auf dem tisch: der gibt das zeichen zum auftakt!

die töne erfassen in sekundenschnelle alle. Wer meint, er sei allein, spürt wieder einmal, was es heisst, zum kollektiv zu gehört. Die musik verbindet. Die fasnacht vereint. alles schaut nach den fasnächtlern, die sich ob ihrem streich sichtbar freuen. sogar jean tinguely, früher gern gesehener gast im gotthard, scheint sich auf dem bild an der wand zu drehen.

vorerst geht es noch gesittet zu und her. doch bald wird die stimmung locker; es tanzen die ersten. der fantasie sind keine grenzen mehr gesetzt, obwohl es erst abends um 8 ist …


buntes treiben im gotthard, schon vor den fasnächtlern

das fleisch weglegen …

bei meinen nachbereitungen zur fasnacht habe ich wieder mal in volkskundebüchern gekramt. bei paul hugger zum beispiel. und gestaunt! mein bild der fasnacht ist immer wieder falsch: nichts urtümlich alemannisches ist an der fasnacht, und kein heidnischer brauch steckt dahinter. fasnacht schreibt man auch nicht mit zwei “s”, denn es hat nicht mit der “nacht des fasses” zu tun. Selbst wenn viel getrunken wird. und wenn man es mit einem “s” schreibt, meint man nicht “faseln”, schlecht und töricht reden. Selbst wenn auch das an der fasnacht vorkommt …

vielmehr ist carneval der moment, an dem man das fleisch wegräumt. es kommt von “carne(m) levare”. bezeugt ist das wort in rom seit dem 13. jahrhundert. in frankreich wird carnaval daraus. Und in der schweiz ist es seit 1283 bezeugt. ob das, was man damit meint, mit dem heutigen verständnis von fasnacht in verbindung steht, kann man bezweifeln: gemeint ist nicht das bunte treiben, sondern die fastenzeit vor ostern, die 40 tage der reinigung oder die quarantäne der entsagung und enthaltsamkeit.


es geht los!

der siegeszug des volksbrauches

das volk hat sich um solche vorstellungen wenig gekümmert. der siegeszug der fasnacht beginnt in der deutschsprachigen schweiz im spätmittelalter in stadt und land. ursprünglich eher ein männerbrauch, scheint er sich schnell für beide geschlechter geöffnet zu haben.

überall wird die fasnacht die zeit des überschwangs: das grosse mahl gehört genauso wie der gegenseitig besuch dazu. vielerorts findet man wettkämpfe, überall eigentlich schaubräuche.

seit es fasnachten in der eidgenossenschaft gibt, versuchen die obrigkeiten sie zu unterdrücken. in basel spricht man schon im 15. jahrhundert vom “unfug des gemeinen volkes”. den reformatoren ist fasnacht “papistisches treiben”. und selbst die jesuiten bekämpften mit der gegenreformation gemeinsam mit der weltlichen herrschaft die fasnacht.

die blüte der fasnacht setzt an den meisten orten erst im 18. jahrhundert ein, als die patrizische jugend, die in ausländischen diensten war, das strenge leben zuhause aufbricht. fasnacht entwickelt sich danach zum mehrtätigen treiben, das die säle verlässt und die strassen erobert. Vereine, comitees organisieren jetzt die fasnacht und ziehen guggenmusiken von nah und fern an. mit der alternativbewegung bricht das fasnachtstabu überall. seit 1982 hat sogar bern seine fasnacht!


sogar jean tinguely erwacht während des fasnacht wieder

und mich hats wieder einmal gepackt, das fasnächtlen …

stadtwanderer

closed society

die idee ist spitze! doch das verhalten ist stumpf! irgendwie typisch für das drama einer begabten stadt …


berner fondue tram 2007

seit anfangs jahr kurvt eine trambahn von 1935 durch die berner altstadt. eine nostalgische rundfahrt durch strassen und gassen der stadt bern ist zu haben. familien, freundInnen, arbeitskollegInnen und bekannten wird vom tramverein ein zweistündiger plausch mit fondue und allem drum versprochen!

klar, den stadtwanderer spricht auch sowas an! käse geht ihm über alles, die stadt aus unbekannten winkel zu sehen, ist sein geschäft, – und ein wenig nostalgisch ist er auch!

also nichts wie buchen, denn bald wird er 50!!!

doch weit gefehlt: wer meint, die tolle idee werde auch toll umgesetzt, sieht sich getäuscht.

ausgebucht!, ist die aktion.

noch toller, sagt der stadtwanderer da! spricht dafür, dass man einen volltreffer lanciert hat. entwickeln, ausnutzen, eine tolle welle daraus machen, denkt er sich …

und was macht der tramverein?

keine neuen daten hängt der tramverein nicht ins internet, sondern folgende lapidare mitteilung:

Fondue-Tram 2007
Das Fondue-Tram ist leider schon vollständig ausgebucht.
Bitte nicht mehr anrufen!

den 640 glücklichen, die einen platz ergattert haben, sag ich: “bon apétit!” allen andern fans wünsche ich “bonne chance”: auf dass es bald eine flexibleres marketing für berner stadtattraktivität gibt!

stadtwanderer

ps:
das ist diese woche schon das zweite mal, dass ich dieses muster erlebe. am mittwoch las lukas hartmann im “stauffacher” aus seinem neuen roman: “die letzte nacht der alten zeit”. auch das ein volltreffer! und was teilt mit der “stauffacher”. anmeldung geschlossen, schon genug zuhörerInnen. closed society, denk ich mir, und meinte, der alten zeit habe die letzte stunden schon längst geschlagen.

hütet eure zunge!

wie immer, wenn post aus thun bei mir ankommt, und dem mittelalter gewidmet ist, macht der stadtwanderer eine notiz. diesmal zu den unglaublichen jahresaktivitäten des jungen vereins:


chütet eure tschunge! (quelle: flickr_schoschie)

Haupt-Versammlung, Freitag, 16. Februar 2007, 19.00 Uhr, Venner-Zyro-Turm, Berntorgasse 8a, Thun

“Mittelalter!Thun ist ein Verein. Wie jeder andere Verein auch werden an unserer Hauptversammlung die Jahresrechnung und der Jahresbericht abgenommen. Zudem wählen wir den Vorstand neu und besprechen das Jahresprogramm. Die Haupt-Versammlung ist exklusiv für unsere Mitglieder. Wer es noch nicht ist und trotzdem mitreden möchte, kann uns auch an diesem Abend beitreten.”

und ganz speziell: die neu königin von burgund und der ihr ergebene schultheiss der stadt geben sich die ehre, die mitglieder ganz persönlich zu begrüssen!

Elfen-Night
Disco mit Dress-Code, mit den DJs Jigsaw & Odin, Irish Folk – Celtic Folk – Medieval, Samstag, 17. März 2007, ab 21.30 Uhr, “The Rock”, Burgstrasse 6, Thun

“Schon lange nicht mehr stundenlang fröhlich rumgehüpft? Dann ist unsere Elfen-Night genau das richtige für dich. „Elfen haben doofe Ohren“, heisst es auf provokativen T-Shirts. Ist das wirklich so? Komm in den kleinen, aber feinen Gewölbekeller vom „The Rock“ – und urteile selbst!”

da sage ich yeah!, so viel folk music aus irland, habe ich in den letzten 30 jahren nicht mehr geboten bekommen. meine gedanken an die famosen “the dubliners” und an die klassische familie “clanad” mit ihrer unübertrefflich schönen sängerin werden sofort wieder wach.

Tanzen wie im alten Thun
Samstag, 31. März 2007, 14.00 – 17.00 Uhr, im Rittersaal vom Schloss Thun

“Ein beschwingter Nachmittag in historischem Ambiente für 65.- Franken
Mittelalter!Thun und Adreas Rutschmann laden euch ein zu einem historischen Tanzkurs. Die Teilnehmer/innen lernen fünf Tänze aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Es braucht keinerlei Vorkenntnisse, denn alles wird von Grund auf angeleitet. Andreas Rutschmann hat die mittelalterlichen Tänze vor einigen Jahren wieder in die Schweiz gebracht und versteht es, auf das Wesentliche eines Tanzes einzugehen und die Tanzenden in lockerem, natürlichem Tanzschwung zu halten. Aufspielen zum Tanz wird eine Hand voll Musikanten auf Schalmeyen, Rauschpfeifen, Dudelsäcken, Flöten und Schlagwerk. Interessiert? Dann melde deine Teilnahme bis am 15. März an – eine Antwort-Mail genügt.”

hoppla! doch da der kursleiter schon mal ein rutschmann ist, kann ich wohl auch teilnehmen, und ein wenig rum rutschen, das letzte mal war, glaub ich, im spätmittelalter …

Tafeln wie im alten Thun
Samstag, 31. März 2007, 19.00 – 23.00 Uhr, im Rittersaal vom Schloss Thun

“Erlebe die Geschichte des Mittelalters von seiner genussvollsten Seite!
Lasse dich von ungewöhnlichen Kombinationen der spätmittelalterlichen Küche überraschen und erlebe für 85.- Franken einen gediegenen Abend in historischem Ambiente. Interessiert? Dann melde deine Teilnahme bis am 15. März an – eine Antwort-Mail genügt. Du erhältst nach der Anmeldung eine persönliche Einladung mit Einzahlungsschein.”

ja das ist der höhepunkt des ersten quartals! werde da dabei sein, und den hoffentlich köstlichen wein mit wonne schlürfen, das opulente essen mampfen. bringe nach alter sitte mein messer mit, gabel brauch ich keine, doch löffel sollt ihr selber tischen!

mehr hierzu später, … wie immer, auf diesem kanal!

stadtwanderer

ps:

“hütet eure zunge!”, war ja das motto des heutigen beitrags, – und das hat folgenden grund:

“Hast du etwa auch schon mal über die Schwaben gelästert? Das solltest du nicht wieder tun. Ausser, du willst bei deinem nächsten Aufenthalt im Rittersaal vom Schlossgespenst gemassregelt werden. Denn das steht loyal zu den Erbauern des Thuner Schlosses, dem schwäbischen Fürstengeschlecht der Zähringer. Vielleicht handelt es sich ja beim Schlossgespenst sogar um den Geist des letzten Zähringer Herzogs, dem 1218 verstorbenen Berthold V..
Also hüte deine Zunge!”

LiTeeratur!

ich war ein bisschen in fribourg unterwegs. recherchieren, für meine expansionsabsichten in sachen stadtwandern. doch davon erst später: vorerst will ich vom schmucksten ort berichten, den ich gefunden habe.


eine entdeckung, die dem leben wert gibt …

meine gemischten gefühle

fribourg ist meine geburtsstadt. vor bald 50 jahren kam ich da im trauten kreise meiner familie zur welt. später sagte ich gelegentlich, “auf die welt!”, denn lange waren meine erinnerung gemischt, obwohl wir wegzogen, als ich erst sechs war.

ich empfand fribourg lange als kleinstädtisch. als eng. als doppelbödig. eben, als katholisch! dann wurde ich zur verhassten rekrutenschule aufgeboten: ausgerechnet nach freiburg i.ü.! gottseidank war die kaserne zu klein für meinen jahrgang, und so wurde ich schon am ersten tag verlegt. ich weiss nicht, wie es raus gekommen wäre, hätte ich die 17 wochen in fribourg absolviert.

meine expansionspläne …

heute stehe ich wieder friedlicher zu fribourg. die altstadt hat ihren eigenen charme. sie wirkt urtümlich, gerade im vergleich zu bern! heute sehe ich in fribourg das multikulturelle stärker als früher. das hat mir das auge und den sinn geöffnet.

ich gehe heute gerne über mittag rasch nach fribourg, – eine stunde stadtwandern… und suche material für eine neue stadttour. neuerdings besuche ich auch den freiburger markt: ich liebe die misteln, das gebäck, das fleisch und den käse. und: unvergesslich sind die fondues im gotthard danach …

das liteeratur!

die schönste entdeckung habe ich aber vor kurzem gemacht: das “liteeratur”!

es ist der schmuckster ort der stadt, den ich gegenwärtig kenne. leicht übersieht man es, doch dann staunt man wegen dem schild: “literatur” ist klar, und “tee” ist es auch. doch “liteeratur”?

drinnen wird man angenehm überrascht: kein grosser raum, kein reiches geschäft, und keine anmache zum kaufen! nein, eine kleine sitzgruppe, eine ladentheke (ladenteeke?) mit unendlich vielen sorten feinen kräutern, – und jene menge bücherregale. alles antiquarisch.

man wird nett gegrüsst, bestellt sich einen tee nach seinem geschmack, schmöckert in den den gestellen nach ein paar büchern, die einem interessieren können, und setzt sich hin. man kann schlürfen und lesen solange man will. gerade wenn es so kalt ist, wie momentan, erwärmt man sich gerne im kombinierten laden-salon-antiquariat: einfach friedlich, – und wirklich entspannend!

eine kleine entdeckung, die das leben wertvoll macht …

ich habe zahlreiche entdeckungen gemacht: bücher, die ich noch nie gesehen hatte: zum beispiel, die 150 jahre festschrift des sensebezirkes. schöne bilder, zurückhaltende texte, und viel lustiges über das nebeneinander von christen- und heidentum! ich bin in einer unaufgeräumten kiste auch auf den letztling meines früheren lehrers, erich gruner, gestossen. seine monumentale “geschichte der familie” lag da einfach rum. ich glaub, die wollte niemand mehr verlegen. eine berner buchhandlung an der münstergasse hats dann quasi ihm zuliebe gemacht, – und jetzt habe ich es ausgerechnet in fribourg gefunden. der stadt meiner familie …

es bleibt immer wieder eine spezielle entdeckung, dieses fribourg!

stadtwanderer

LiTeeratur

das grosse treffen in hauterive

1122 wurde der epochale streit zwischen dem papst und dem kaiser zur einsetzung der bischöfe förmlich beigelegt. doch damit begannen die umsetzungsprobleme erst, die 1156 ihren dramatischen höhepunkt im zisterzienserkloster hauterive kannten. der stadtwanderer hat an ort und stelle ein wenig luft geschnappt, – und sich erinnert!


das transjoranische hochburgund war das einfallstor der herzöge von burgund auf ihrem drang nach süden. hier das tor beim eintritt ins heutige kloster hauterive (foto: stadtwanderer, anclickbar)

das rektorat der zähringer über burgund

kaiser heinrich v., der dem konkordat von worms 1122 zugestimmt hatte, um den frieden mit dem papst in sachen investitur der bischöfe zu ermöglichen, war danach kein langes leben mehr beschieden. 1125 starb er; ohne einen männlichen nachfahren hinterlassen zu haben. sein nachfolger als kaiser wurde lothar, ein sachse aus supplingenburg, der eine papsttreue politik verfolgte, und im südwesten seines reiches die zähringer herzöge gegen seinen grössten widersachen, conrad von hohenstaufen, herzog von schwaben stützte. der anführer des hauses zähringen, ebenfalls conrad mit namen, wurde 1127 nicht nur herzog von zähringen, sondern auch rektor des burgunds und der provence.

das ganze war jedoch nicht mehr als ein titel. einen realen rückhalt unter den burgundischen feudalherren hatten man damit noch nicht. vor allem der graf von genf war gar nicht erpicht, einen neuen herrscher über sich zu haben. er berief sich dabei auf kaiser heinrich IV., der den genfer garantiert hatte, niemanden ausser dem kaiser selber über sich dulden zu müssen. und der genfer graf war einer der profiteure des wormser konkordat. die weltlichen teile der bischöflichen diözesen, die dem kaiser gehörten, wurden als vogteien organisiert. vogt nicht nur über die genfer regalien des dortigen bischofs, sondern auch über jenes des bischofs von lausanne war der genfer graf aymon geworden.

in lausanne war das verhältnis zwischen bischof und seinem vogt gespannt, sodass der bischof schnell zum äussersten entschlossen war: er bannte den grafen aus der katholischen kirche, und verdrängte ihre aus seinem umfeld. aymons nachfolger, graf amédée I., verhielt sich aber noch dreister: er schleifte die bischöfliche burg in lucens. dafür baut er demonstrativ vor den toren der stadt eine neue burg, mit der er signalisierte, dass er statt dem bischof von lausanne aus über das broyetal herrschen wollte.

in den schwelenden konflikt griff erstmals der rektor des burgunds, herzog conrad von zähringen, ein. er stellte sich ganz auf die seite des bischofs, womit er sich die dauernde feindschaft des genfer grafen einhandelte. 1131 kam es in payerne zum kräftemessen zwischen beiden, bei dem der zähringer militärisch siegte. was danach geschah, ist wenig bekannt. eine hohe zeit für den lausanner bischof war es aber sicher nicht. seiner weltlichen macht beraubt, war er nicht mehr der gleiche feudalherr; und der streitenden adel rund herum vereinfachte die lage auch nicht.


klostergründungen des zisterzienserordens brachten nach dem investiturstreit neuen bewegung in die hochmittelalterliche gesellschaft; hier das neuaufgebaute kloster von hauterive im überblick (foto: stadtwanderer, anclickbar)

der aufschwung der katholischen kirche mit der zisterzienserbewegung

potenziert wurde der streit durch die schenkung des seignieurs von glâne, welche dieser vor seinem tod dem aufstrebenden zisterzienserorden von bernard de clairvaux machte: in hauterive an der sarine wurde zwischen die beiden kampfparteien ein brückenkopf der kirche gebaut, den der bischof von lausanne und der papst in rom 1138 anerkannten.

mit den zisterziensern kam auch neuer schwung nach lausanne. amedee de clermont, ein gebildeter mönch und schüler von bernard de clairvaux, wurde neuer bischof von lausanne. er konnte sich nicht nur auf das aufstrebende hauterive stützen. er arrangierte sich auch mit dem hause savoyen gegen die genfer grafen. schliesslich fand er auch rasch die anerkennung des neuen königs, condrad III. aus dem hause staufen, der die dynastiebildung von kaiser lothar erfolgreich unterlaufen hatte.


die macht über die klöster bedeutet bis ins 12. jahrhundert auch die macht über den ländlichen raum; hier die strenge klosterarchitektur als symbol der herrschaft (foto: stadtwanderer, anclickbar)

der potenziert konflikt

damit meldeten schon drei regionale fürsten ihren anspruch auf eine vorherrschaft über hochburgund an:

der herzog von zähringen, formell in der besten position,
der bischof von lausanne, neu durch die zisterzienser gestützt, und
der graf von genf, militärisch unterlegener, aber nicht definitiv besiegter.

die lage war gespannt!


kaiser friedrich I. entschied die gespannte lage im transjoranischen hochburgund, indem er es zur provinz erklärte und sein “sacer imperium” in der bischofsstadt besançon ausrief; hier der geheimnisvolle klosterhof von hauterive (foto: stadtwanderer, anclickbar)

kaiser friedrich I., barbarossa, als matchwinner

alles schien vorerst auf den lausanner bischof zuzulaufen. kirchlich gesehen profitierte er von der zisterzienserbewegung. diese war, wegen ihres engagement in den kreuzzügen für jeden kaiseraspiranten unentbehrlich. das wusste auch bischof amédée,- der vorerst wie der sieger in dreikampf aussah.

1152, als friedrich I., später barbarossa genannt, neuer könig mit kaiserambitionen wurde, schloss sich amédée dem spross aus der hohenstaufdynastie sofort als ergebener vasall an. er wirkte aktiv mit, als sich friedrich mit dem papst balgte, und seinen reichsteil zum imperium sacer, zum “heiligen reich” erhob.

der eine seiner gegenspieler im transjoranischen hochburgund war berchtold iv., ebenfalls seit 1152 herzog von zähringen und inhaber des titels eines rektors von burgund. diesen liess der gekrönte kaiser friedrich jedoch bald links liegen, als er sich mit beatrix von burgund vermählte, und so das zentrum hochburgund auf die andere seite des juras nach besançon verlegte.

das erachtete der genfer graf für den geeignetesten moment, gegen seine früheren widersacher vorzugehen. er organisierte in lausanne einen aufstand der bürgerschaft, die in gespanntem verhältnis zu ihrem mächtigen bischof lebte. der anschlag auf den bischof war blutig, selber wenn bischof amédée überlebte. er musste indessen lausanne verlassen und suchte in moudon unterschlupf. die bewohner der kleinstadt verweigern ihm diesen jedoch, sodass er sich nach hautrive ins kloster begeben musste.

hier kam es zum grossen treffen. der bedrohte bischof musste die weltliche herrschaft des herzogs definitiv anerkennen. die militärische macht, sich selber verteidigen zu können, fehlte ihm. für die zähringer war das auch ein kleiner sieg. erstmals reichte ihr einfluss, nicht nur titelmässig, sondern auch faktisch bis nach lausanne. man kann die bedeutsame begegnung in hauterive auch als wende in der beziehung zwischen lausanne und zähringen bezeichnen.

dem bedrohten bischof gelang es nur dank unterstützung von berchtold iv. nach lausanne zurückzukehren. damit verlor er gleich doppelt: berchtold war jetzt auch in lausanne präsent, und der bürgerschaft musste der bischof erstmals schriftlich festgehaltene freiheiten einräumen. damit verlor er gleich ein zweites mal: nicht nur die zähringische oberherrschaft in weltlichen fragen hatte er akzeptieren müssen, auch die weltliche eigenständigkeit der bürger unterhalb seines bischofshügels zeichnete sich ab!


die provinzialisierung des transjoranischen hochburgunds oeffnete der städtegründungsbewegung den weg, hier der vorplatz auf des klosters hauterive (foto: stadtwanderer, acnlickbar)

der wendepunkt von der kloster- zu stadtwelt

das treffen in hauterive war also der wendepunkt im wiederaufstieg des lausanner bischofs nach regelung des investiturstreits. sein durchstarten als mächtiger feudalherr über seine diözese, die von alpennordhang über aare bis an den jurasüdfuss reichte, misslang. für die römische kurie sollte der lausanner bischof weiterhin von grösster wichtigkeit sein. als feudalherr war seine zeit vorbei.

verlierer war in diesem streit zwischen den feudalherren das ganze transjoranischen hochburgund. das machtzentrum verlagerte sich mitte des 12. jahrhundert nach besançon und in die franche comté. dies kannte keine kampf der lokalmatadoren um herrschaft über zeit und ewigkeit der einfachen untertanen. deshalb blieb die freigraftschaft als einheitliches herrschaftsgebiet bestehen, während im arc lémanique und auf dem plateau der kleinkrieg der herzöge, grafen und barone noch im ganzen 12. jahrhundert andauern sollte.

die einzigen gewinner dieses streits waren die zahlreichen städte, die neu entstanden war, ursprünglich um die machte der feudalherren zu sicher. wie das beispiel von lausanne zeigt, zeugte diese damit die zelle, die sie ablösen sollte. rue und freiburg markierten rund um hautrive als erstes den übergang von der kloster- zu stadtwelt. die zähringischen gründungen rechts der aare, die savoyischen links davon sollten noch folgen, und den charakter des hochburgundischen gebietes auf unserer seite des juras nachhaltig verändern.

daran erinnert man sich in hauterive kaum mehr, auch wenn es der dort der epochalen wende symbolisiert.

stadtwanderer

hauslehrer hofmeister hegel

wem ist hegel kein begriff? der schlage unter georg wilhelm friedrich hegel, 1777-1831, nach. und mache eine erstaunliche entdeckung: der grosse philosoph des deutschen idealismus lebte von 1793 bis 1796 als hauslehrer der familie von steiger in bern und in tschugg. eine erkundungsreise des stadtwanderers, was er dabei trieb und wie es ihm erging.


junkerngasse 51: das traditionsreiche haus der von steigers 1793-1806, den hausherren von georg hegel, während seinen berner jahren als hauslehrer (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

der revolutionäre funke


am 20. september 1793 bestand hegel das abschlussexamen in tübingen. dort hatte er am “stift” theologie studiert. als georg mit dem studium angefangen hatte, war die pariser bastille gestürmt worden; volksaufstände erschütterten das land, der kampf gegen den adel und dessen feudalsystem begann, frankreich zu erschüttern. die menschenrechte wurden erklärt. die nationalversammlung tagte, und die bürgerInnen übernahmen die herrschaft.

auf den jungen studenten wirkte das faszinierend. georg schloss sich einer verbindung von kommilitionen an, die sich als revolutionäre verstanden, ja, selbst jakobiner nannten sie sich, noch bevor der könig hingerichtet, und die republikanische verfassung in kraft trat. doch damit war man noch lange nicht am ende. die montagnards, die revolutionären hinterbänkler in der nationalversammlung übernahmen die macht, und stützten die gemässigten girondisten; die aufstände der bauern beginnen sich gegen die revolutionäre selber zu wenden.

georg hegel beendete in diesen tagen sein studium der theologie. er geht nach stuttgart, um sich bei seinen eltern zu erholen. fast wäre sein theologisches studium wertlos geworden. denn am 7. november 1793 überstürzen sich die ereignisse in paris: der konvent erklärt das christentum für abgeschafft! man ersetzt den gregorianischen kalender mit all den katholischen feiertagen durch den revolutionären. es lebe das fest der vernunft, ruft man in paris aus.

derweil befand sich georg hegel auf dem weg nach bern. in stuttgart hatte ihm der wirt seine lieblingswirtschaft eine stelle vermacht. hauslehrer sollte er werden; aber bei einem partizier!

immerhin war man allseits protestantisch, lutheraner der deutsche student, reformiert der dragonerhauptmann, bei dem hegel einheurte. die förderung der bildung beider kinder des hauses wurde ihm für drei volle jahre übertragen. im winter würde man in der stadt leben, an der soeben erworbenen junkerngasse 51; im sommer aber würde man auf der campagne der familie in tschugg sein, die man geerbt hatte. da würde hegel hofmeister sein, – und er würde genügend zeit für sein selbststudium haben.


steigerhaus: campagne der von steigers, in der georg hegel im sommer als hofmeister lebte (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

die geistige nahrung


3841 bände umfasste die bibliothek der familie von steiger. mit dem amtierenden schultheissen war man nicht direkt verwandt; aber man kannte sich allseits, in der kleinen hauptstadt der republik. das meiste an büchern im steigerhaus war zur politischen philosophie aus der antike und aus dem mittelalter. der grossvater von karl friedrich, dem hausherren, war der erste berner schultheiss aus der familie und hatte sich interessiert resp. engagiert; der bestand hielt den vergleich mit jeder anderen privatbibliothek auf diesem gebiet aus.

hegels anwesenheit im patrizischen bern entbehrte nicht einer gewissen ironie. in der familie von karl friedrich von steiger war man zwar für neue, liberale ideen einigermassen offen. man kannte die kritiken am bestehenden system. doch blieb kein zweifel, dass man selber ein zentraler teil des alten, konservativen systems war, von dem auch der junge hegel schlecht, aber gerade recht profitierte.

kam war hegel in bern, spürte er seinen widerstand gegen die lokale aristokratie. er schloss sich gedanklich bald den waadtländischen oppositionellen an. so übersetzte er die schriften von jean-jacques cart ins deutsche und versah sie mit einem wohlwollenden kommentar. eine regelrechte abrechnung mit der berner oligarchie war das!

doch hegel sagte in seinem herrenhaus niemand nichts davon; erst 1798, als die französischen truppen das ancien régime gestürzt hatten, wurde das buch gedruckt, – und über 100 jahre blieb unerkannt, wer und wo die übersetzung besorgt und die kommentare verfasst hatte.

einer der aufkommenden politiker war hegel nicht. er war eigentlich immer noch student. er wollte professor werden. doch fehlte ihm dazu das geld; viel verdient hatte er mit seiner famosen anstellung nicht, jedenfalls würde es nicht reichen, um eine universitätskarriere anzustreben.

dafür las der student umso mehr. ausgiebig war das studium von montesquieus “esprit des loix”, aber auch die denker der naturphilosophie, der politischen philosophie und der aufkommenden ökonomischen und sozialen fragen wie grotius, hobbes, hume, leibniz, locke, macchiavelli, rousseau, spinoza, thucydides und voltaire gehörten zum stoff, von dem hegel nun lebte.

zwischenzeitlich war die revolution in frankreich, mit dem man in bern auf vielfältige art und weise verbunden war, nicht still gestanden. danton, der warnende revolutionär, war guillotiniert worden; danach war robespierre zum eigentlichen diktator aufgestiegen, – bis auch er von den revolutionären hingerichtet wurde. danach lage der konvent in den letzten zügen.


die alpen: hegels sehnsucht im sommer 1796 (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

die selbstzweifel

hegel genügte das leben auf der tschugger campagne bald nicht mehr. im sommer 1795 verschaffte er sich erstmals abwechslung von seinem leben als hofmeister. er reiste nach genf, das sich der revolution angeschlossen hatte. das gab dem jungen philosophen auftrieb, denn im sommerlichen tschugg plagten ihn selbstzweifel. angesichts des lebens bei den verhassten aristokraten soll er bisweilen zynisch, bisweilen auch depressiv gewesen sein.

im winterlichen bern gefiel es hegel besser; er hatte anschluss gefunden an intellektuelle kreise. nach dem besuch von des philosophen johann gottlieb fichte 1793 in der hauptstadt der alten republik hatte sich unter der leitung des schriftsteller johannes baggesen ein diskussionszirkel zusammengefunden, der die prinzipien der französischen revolution und ihre folgen für theologie und philosophie behandelte. kontakte ergaben sich so auch zum “politischen institut” der berner akadamie, an dem die kantianer joseph ith und philip albert stapfer unterrichteten. besonders befreundet war hegel damals mit dem maler sonnenschein, ebenfalls am politischen institut tätig.

1796 überbrückte hegel den sommer in tschugg mit einer ausgedehnten reise ins berner oberland, von der er in seinem tagebuch ausführlich berichtete. schliesslich nutze er seine kontakte mit ehemaligen kommilitonen und mit jungen autoren wie hölderlin und schelling, die er sich im briefwechsel erarbeitet hatte, um seine rückkehr nach deutschland vorzubereiten.


tschugg heute: der philosophische garten als teil einer klinik (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

die revolution ist tot, ihr geist aber lebt weiter

die revolution in frankreich hatte zwischenzeitlich ein neues, bürgerliches gesicht erhalten. es regierte das direktorium in paris. ihm stand der mächtige rat der 500 gegenüber. und dieser wusste, dass man im krieg, in dem man sich mit der aristokratischen opposition befand, nur dank den armee überleben würde. und hatte sich vor allem einer empfohlen: nabulione buonaparte, der korse, der auf den feldern der artillerie und der politik von sieg zu sieg eilte, und die verbliebene revolution jetzt mehr stützte als hegel.

im oktober 1796 verliess hegel, reich an eindrücken aus der steiger-bibliothek, seine stelle als hofmeister und hauslehrer in der bernischen repubik. der tod seines vaters nach seiner übersiedlung nach frankfurt vermachte hegel ein kleines vermögen, mit dem er seine promotion berappen konnte. seine beispielslose karriere solle mit der eines philosophieprofessors in berlin enden. unterbrochen wurde sie aber in jena, wo hegel eine vorläufige stelle als professor angenommen hatte. 1806 beendete er seine phänomenologie des geistes mit dem besuch des einzugs französischer truppen in die stadt. vor dem chaos, das jetzt entstand, verzog er sich aber nach bamberg, nürnberg und heidelberg, bis er endlich als nachfolger von fichte 1818 nach berlin berufen wurde.

der hauslehrer von bern war nun zum populären universitätslehrer georg wilhelm friedrich hegel avanciert. der unterrichte keine kinder mehr, und der hatte auch seine selbstzweifel abgelegt. er war jetzt der öffentliche star des preussischen staates, dessen jugend und staatsbeamte er in philosophischen fragen beriet. mit dem weltgeist der dragonerpferde hatte er sich zwischenzeitlich arrangiert.

der revolutionäre geist, den die bibliothek von tschugg im doktoranden hegel genährt hatte, entzündete sich erst dessen tod wieder: karl marx, der linkshegelianer unter den deutschen philosophen, nahm den faden auf, und berief sich ausdrücklich auf die politische theorien, die hegel auf der berner campagne eher heimlich als öffentlich entwickelt hatte. nur musste man sie zuerst noch vom kopf auf die füsse stellen, das heisst von der theorie in die praxis überführen!

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