mit euren favoriten unterwegs (august 2007)

puhhh, eine strenge woche geht zu ende. und ein monat, der mich gefordert hat. ich war ein wenig fremd gegangen,auf dem nzzvotum-blog, habe dort 10 beiträge zum aktuellen wahlkampf in der schweiz verfasst. die reaktionen waren stark: 250 comments in 20 tagen auf meine beiträge, die ja gesichtet, bewertet und beantwortet werden mussten.


eure spur auf meinen wanderungen
quelle: dreamer7112

das scheint auch so was wie ein “minitrend” zu sein. noch nie hatte ich so viele kommentare auf dem stadtwanderer wie in diesem monat. ich bin mehr als einmal erfreut gewesen und wurde auch zu neuen themen angeregt. 16 neue beiträge sind im august auf dem stadtwanderer entstanden. davon sind einige vielversprechend, – auch was die nutzung betrifft!

in diesem monat figuriert der stadtwanderer übrigens erstmals auch auf blogug. im ranking der bestvernetzten schweizerblogs ist er nun die numm 197! ich werde daran arbeiten, das zu verbessern …

was in diesem monat am besten gefallen hat, ist hier schon mal zusammengefasst!

1. (unverändert)
mit meinen neuen favoriten unterwegs (oktober 2006)
zirka 1’750 direktviews
blogosphäre, aktualität, kommunikation

2. (unverändert)
auch aristoteles wäre für den baldachin gewesen
bern stadt, bahnhofumbau, philosophiegeschichte

3. (unverändert)
körpersprache des bundesrates
neujahresfoto, bundesrat, wie man sich in der politik bewegt

4. (unverändert)
meinstein (3): was während einsteins berner jahre geschah
zirka 330 direktviews
einstein, bern stadt, geschichte

5. (vormals 7)
graffiti-city
zirka 400 direktviews
stadt bern, kultureller ausdruck, politik

6. (vormals 3)
mein barbora-tag
zirka 380 direktviews
geschichte, europa, mein leben

7. (neu)
5000 mal geflickert
zirka 350 direktviews
fotografieren, mein flickr, was sie interessiert

8. (erneut)
kaum zu fassen …
zirka 330 direktviews
kaiserin adelheid, königreich burgund, deutsche ignoranz

9. (neu)
die bilderbuchkarriere des bartolomäus may
zirka 290 direktviews
bern allgemein, offenheit des 15. jahrhunderts, renaissance in bern

10. (neu)
die burgunder- und die alemannenthese für die besiedlung des schweizer raumes – und für meinen lebensraum
zirka 280 direktviews
völkerwanderung, burgunder, alemannen

stadtwanderer

stadtwanderer für 3 minuten in “casablanca”

der 31. januar 1943, der tag der schlacht von stalingrad, gilt gemeinhin als wendepunkt im zweiten weltkrieg. die deutsche offensive im osten europas wurde von der bedrängten sowjetunion hier erstmals richtig gekontert.

alliiertes geheimtreffen in casablanca

gut zwei wochen vor “stalingrad” trafen sich der us-präsident franklin d. rooseveld und der britische premierminister winston chruchill zu einem treffen in casablanca. am 14. januar 1943 sie legten ihre kriegsstrategie für das laufende jahr fest. hitler-deutschland sollte als erstes besiegt werden.


die warner brothers werbung für den amerikanaischen propaganda-film “casablanca” gegen das nazi-deutschland

der amerikanische propagandafilm “casablanca”

das spitzentreffen der aliierten in der marokkanischen metropole wurde geheimgehalten. umso heftiger setzte aber am 23. januar 1943 die publicity für den hollywood-streifen casablanca ein. michael curtiz hatte ihn im jahr zuvor gedreht, und ende november 1942 feierte er in den usa premiere. mit der niederlage der nazi-truppen in stalingrad kaum “casablanca” in alle amerikanische kinos.

humphrey bogart und ingrid bergman spielten in casablanca die unvergesslichen hauptrollen. die stadt, vom vichy-regime verwaltet wird, ist dabei zum fluchtort für verfolgte von hitler-deutschland. “rick’s café americain” ist ihr beliebtester treffpunkt, wo sich weltgeschichte, liebesgeschichte und kriminalgeschichte auf dramatische art und weise die wege kreuzen. “play it again, sam!”, gehört zu den vielen filmsequenzen die darüber hinaus filmgeschichte schrieben.

stadtberner radio “casablanca”

nun will auch radio casablanca stadtgeschichte schreiben, denn der neue sender hat für 30 tage eine sendekonzession erhalten. vom 1. september an wird er in bern und umgebung auf ukw frequenz 94.0 megahertz zu horen sein; das programm soll zudem im internet gestreamt und im cablecom-netz verfügbar sein.

zentrum des geschehens von radio casablanca ist sinnigerweise ein café: in der turnhalle-bar des kulturzentrums “progr” wird das casablance team unter der leitung des früheren drs-radiojournalisten samuel burri produzieren, um ihr junges, urbanes und kulturell interessiertes publikum zu erreichen.

stadtwanderer im “casablanca”

und damit die weltgeschichte in radio casablanca nicht zur kurz kommt, geht der stadtwanderer für radio casablanca auf eine radiowanderung. ab dem nächsten montag erzählt er alle zwei tag in drei minuten die dramatische geschichte von 10 ausgewählten orten und persönlichkeiten der stadt bern – und ihrer umgebung.

das liebesleben in bern, wohl- wie auch die schurkentaten ihrer patrizier, die politische niederlagen und kriegsewinne werden auch hier nicht zu kurz kommen. wer weiss, ob es dem stadtwanderer auch gelingt, zitate soweit zuzuspitzen, dass berns historie radiogeschichte schreiben wird!

verpassen sie die premiere nicht, wenn es heisst: “say it again, stadtwanderer!”

stadtwanderer

die genauen zeiten der sendungen werden hier angezeigt, wenn sie feststehen. momentan ist das programm noch auf einer stadtwanderung …

hier schon mal die stationen, die ich im radio casablanca in jeweils 3 minuten historisch erzählend beschreibe:

. altes schloss bümpliz (4.9.)
. zähringer denkmal bei nydeggkirche (6.9.)
. rosengarten, mit blick auf schosshalde (10.9)
. anna-seiler-brunnen (12.9)
. rathaus (14.9.)
. erlacherhof (18.9.)
. münsterplatz (20.9)
. du théatre (24.9.)
. (ehemaliges) hotel falken, heute c&a (26.9.)
. neuer bundesplatz (28.9.)

perfekte verbindung von magie und kunst

“das ist kein zirkus. das ist ein firmenessen!”, sagte thomas zu claude, als beide auf der kleinen bühne im grossen hotel viktoria interlaken stehen. “flügzüg” nennen sie sich, wenn sie zusammen auftreten. rasante jongleure waren sie mal; heute sind sie die langsamsten, aber auch faszinierendsten raumkünstler, die ich je gesehen habe.

wenn ihnen eine nummer misslinge, mache das publikum normalerweise “ööööwääähhhh”, erklären die artisten der illustren gesellschaft. und das ist programm: sich selber auf die schippe nehmen, ist das motto von claude cribelez und thomas leuenberger.

ihr interlakener publikum begreift sofort, dass es hier keine boni gibt, das künstler-management jedoch mit mali auf trab gehalten werden kann. das wiederum macht keine unbeabsichtigten fehler. perfekter als jede bilanzpressekonferenz eines multinationalen unternehmens ist die show der beiden kleinkünstler. “brutal” nennen sie sie dennoch, denn wenn einer mal eine keule fallen lässt, um das publikum zu erheitern, wird er zu kasse gebeten. jeweils 10 stutz, dix balles pour les welsches, zahlt der, der schuld ist, dem der unschuldig bleibt. das ist das bonussystem der nur scheinbar brotlosen kunst.

vom knallharten geschäft ist während der vorführung der beiden akrobaten die rede. die jongleure sind ohne hast, aber auch ohne ende mit ihren eigenwilligen requisten beschäftigt. das hochkarätige publikum, das weder an der börse, noch im bundeshaus zu übersehen ist, lässt sich wortlos verführen, – bis man es vergisst.

gebannt schaut alles in den raum, als gisela auftritt: silbergrau ist ihr kleid, aus luft besteht ihr körper, und eine dünne balonhut hat die drachenfrau. schwebend beherrscht sie die lüfte, gekonnt umgarnt sie den kronleuchter im saal, elegant meidet sie die heissen kerzenständer auf den tischen, und ununterbrochen verzaubert sie die zuschauerInnen im general guisan saal.

gesteuert wird sie von den beiden flügzügern mit fernbedienung. kindheitserinnerungen an ferngesteuerte schiffe tauchen auf. jugendträume zu eleganten tänzen werden wach. und erwartungen an perfekte vorführung werden hier eingelöst.

ihn ihrem geschäft sind thomas und claude schon lange; ruhiger geworden sind nur sie in den vielen jahren. der rummel zu den “langsamsten jongleuren der welt” (eigenwerbung) wird dafür immer lauter. im schweizer und im deutschen fernsehen sind sie gern gesehen, wie ihre imponierliste auf der website dokumentiert. 25 mal treten sie diese jahr noch bei privaten, beruflichen oder öffentlichen anlässen auf. berlin, hamburg, frankfurt stehen genauso auf ihrem kommenden programm wie bern, thun und lyss.

ja, sie machen keinen hehl daraus, berner zu sein. ihre sprache verrät sie sofort. würden sie ihre show auf züridüütsch machen, wäre sie jetzt schon fertig, eröffnen sie ihren auftritt im breitesten idiom. und ihre nie in sich ruhenden gesten verraten sie auch jenen, die keine schweizer dialekte verstehen.

exorbitant gross sind ihre blauen balone, die sie fast schwerelos zwischen sich und himmel und erde hin und her jonglieren. nur ganz langsam steigen sie auf und ab, sodass sie auf den gedanken kommt, dazwischen piroutetten zu drehen. doch sie schaffen es nicht, gegen die langsamkeit ihrer repuisiten zu bestehen. “gmögigi berner”, resümiert ein tischnachbar die aussergewöhnlichen artisten, nicht ohne bewundernde anerkennung!

“verstehen sie spass”, fragt thomas gottschalk, der jongleur des millionenpublikums. “iiu!”, antworten ihm die flügzüger, wenn sie schon mal mitten in seiner show stehen. zurecht, denn sie verstehen ausserordentlich viel von unterhaltung zwischen magie und kunst, fügt der stadtwanderer bei!

zu gerne wäre auch er ein

luftwanderer

flügzüg

ogis leute siegen heute!

der assistent

adolf ogi führte 1972 in sapporo, nur als assistent angestellt, das schweizer skiteam zu einem der spektakulärsten erfolge der sportgeschichte. das sass!

wer erinnert sich nicht an die emotionen, die ausbrachen, als marie-therese nadig doppelolympiasiegerin wurde, und bernhard russi die legendäre abfahrt der herren für sich entschied? ist es vergessen, wie es karl erb, dem kommentator vom schweizerfarbfernsehen die stimme überschlug? nein, denn vor 35 jahren wurden erstmals olympische spiele live in die stuben der schweizerInnen übertragen, und gleich regnete es gold!

die schweiz war auf dem höhepunkt!


adolf ogi, alt bundesrat, un-sonderbotschafter, und bald auch stadtwanderer!

ich war damals in meinem einzigen skilager, an dem ich je teilnahm. ein nachfolger der skistars von damals wurde ich nicht. wir hausten im alten hotel auf dem brünig. wir waren die letzten gäste, die beherbergt wurden. nach uns begann man mit dem abriss. also konnte man die sau rauslassen, wie man wollte.

als marie-therese nach dem ersten gold griff, drehten wir kollektiv durch. auf den betten wurde getanzt und gesungen. mit einem skistock ritzten wir schweizer kreuze in den verputz der decke! so patriotisch wie damals war ich danach wohl nie mehr!

ganau das ist es, was “dr ogi” so gut kann: für überraschungen sorgen, menschen begeistern, und sie zu taten bewegen, an die selber nicht glaubten. “freude herrscht”, schob er (später) in solchen situationen gerne nach. und damit war er der ideale stimmungsmacher, der perfekte verkäufer, die vorbildliche identifikationsfigur, – fast schon eine marke in dieser hinsicht!

der politiker

die siege der schweizer sportler in sapporo lancierten die steile karriere des förstersohnes und gelernten händlers adolf aus kandersteg. sie führten ihn vom direktor des schweizerischen skiverbandes zum generaldirektor der intersport. 1987 wurde adolf ogi, zwischenzeitlich bernischer nationalrat und präsident der schweizerischen svp, bundesrat. die grundlagen der teuren neat legte er, und die modernisierung der armee im gewandelten europa schob er an. mitglied der landesregierung war er bis 2000.

danach wurde der weltoffene schweizer zum sonderbotschafter der uno für sport, im dienste von frieden und entwicklung, ernannt; eine alte verbindung zum un-generalsekretär kofi annan brachte ihm diesen ehrenposten (1 dollar verdienst pro tag) ein. erst vor kurzem trat adolf ogi von seinem amt als uno-sportminister zurück. jetzt hat wieder mehr zeit, sich seiner heimatgegend zu widmen.

und mit mir stadtwandern zu kommen!

der stadtwanderer

adolf ogi, der altgediente politiker, der ehrendoktor der uni bern und der rüstige neu-rentner (mit 65) nimmt seine persönlichen mitarbeiterInnen, die er als bundesrat hatte, mit auf eine tour mit dem stadtwanderer. am 15. september 2007 ist es soweit: ich werde den erlauchten kreis um den illustren adolf ogi

einmal durch bern führen,
einmal die neuere stadtgeschichte erzählen,
einmal die enstehung der demokratie in der schweiz herleiten, und
einmal im wahlkampf 07 zu allem und jenem (selbstverständlich verschlüsselt) stellung nehmen!

der genaue plan selbstredend bleibt geheim, wir wollen unerkannt bleiben, wenn es wieder heisst: “ogis leute siegen heute!”

stadtwanderer

wer alles noch einmal sehen möchte, kann sich hier den clip des schweizerfarbfernsehens zu den olympischen spielen von sapporo ansehen. er gehört zur bemerkenswerten serie der höhepunkte in den ersten 50 jahren des tv-senders in der schweiz.

mein flickr, ausgerechnet

900 und eine 1 foto habe ich auf mein flickr-konto geladen.
587 davon betreffen ein berner thema.


von meinen besucherInnen als interessantes bild gekürt: (ausgerechnet) die schweizerische nationalbank (foto: stadtwanderer, anclickbar)

16 foren zu bestimmten themen habe ich auf flickr selber gegründet.
89 gruppen habe ich meine bilder zur verfügung gestellt.


von meine besucherInnen am meisten aufgerufen: bild ausschnitt von laetitia casta aus der allure werbung (ausgerechnet) im bellevue aufgenommen (foto: stadtwanderer, anclickbar)

9727 mal sind meine bilder auf flickr von dritten aufgerufen worden.
666 mal wurde allein das beliebteste foto angeclickt.


von meinen besucherInnen am häufigsten zum persönlichen favoriten erklärt: natur&kultur-verbindung, als der stadtwanderer (ausgerechnet) einmal nicht in der stadt gefötelet hat (foto: stadtwanderer, anclickbar)

13 kommentare erhielt das meist diskutierte bild in meinem flickr-album.
4 favoriten von dritte vereint der beste shot.


von meinen besucherInnen wie keine andere bild diskutiert: meine spiegelbild, auf dem ich (ausgerechnet) nicht sichtbar bin (foto: stadtwanderer, anclickbar)

793 fotos anderer fotografInnen auf flickr habe ich zu meinen favoriten gemacht.
55 feste kontakte habe ich seither etabliert.

und: ein jahr alt ist heute mein flickr-album, das ich sicher mindestens 365 mal angesehen habe!

und sie?

stadtwanderer

mein flickr album

hoch über môtier, wo louis agassiz geboren wurde

am sonntag war ich auf dem mont vully. wir hatten eine herrliche sicht über den murtensee. uns zu füssen lagen die vollen rebberge, – und das weindorf môtier. ich durfte für eine gruppe naturinteressierter ein paar worte über die kultur der region sagen.


der mont vuilly, an seinem fusse das weindorf môtier, hier von murten aus gesehen (foto: stadtwanderer, anclickbar)

spontan wie ich gestimmt war, begann ich mit dem berühmtesten bürger aus dem weindorf zu unseren füssen: louis agassiz, 1807 in môtier geboren, 1873 im amerikanischen cambridge verstorben.

louis agassiz,
der grosse naturforscher
und der schreckliche rassist.

ersters habe ich vor der gruppe, die ich eher schlecht kannte, locker gesagt; letzteres getraute ich mich nicht zu äussern; aber ich hole es hier nach.

louis agassiz – der helle kopf

von louis agassiz stammt die redensart, dass die gletscher die grosse pflugschar gottes seien.


porträt von prof. louis agassiz, dem mitbegründer der theorie der eiszeit

zurecht,ist man heute geneigt beizufügen, auch wenn die religiöse sprache in der geologie irritiert. denn der vielseitige naturforscher aus dem freiburgischen, der zum doktor der philosophie resp. der medizin an den universitäten erlangen bzw. münchen promoviert hatte, wurde von alexander von humboldt, dem berliner universitätsgründer, angehalten, sich in geologie fortzubilden. das war neben der zoologie seine zweite grosse leidenschaft, die ihren ursprung auf dem mont vully genommen haben dürfte. denn da stand, damals für viele unerklärbar, ein findling, den man noch heute besichtigen kann, und der heute den namen “pierre agassiz” trägt.

louis agassiz, professor in neuenburg, nahm sich den damals gängigen theorien zu den findlingen im voralpengebiet an. er verwarf die vorherrschenden ansichten, sie seien vulkanischen ursprungs. vielmehr faszinierte ihn die vorstellung einiger kollegen, die findlinge seien durch grosse gletscher, die früher wie eine kappe weite teile europas bedeckt hätten, transportiert worden.

1836, auf der solothurner versammlung der schweizer naturforscher referierte er erstmals darüber, und ein jahr später wurde bei einem vortrag vor der gleichen gesellschaft der begriff “eiszeit” für frühere epochen klirrender kälte geboren. 1840 erschien sein erstes buch dazu, das seine experimente zum gletscherwachstum zusammentrug und postulierte, das ganze schweizerische mittelland sei einst, wie heute grönland, von gletscher überzogen gewesen. seine bis heute typische struktur mit zahlreichen tälern sei durch diese entstanden. und die gletscher hätten auch die findlinge ins voralpengebiet transportiert. ähnliches postulierte er nur wenig später auch für schottland, womit der bezug zu eisgebieten, die es bis heute gibt, hergestellt wurde. die theorie der eiszeiten war geboren.

1846 emigrierte louis agassiz, mit einem stipendium des preussischen königs ausgestattet, in die vereinigten staaten. nur ein jahr später entschied er sich, in den usa zu bleiben und eine professur an der university of harvard anzunehmen. diese bot ihm die gelegenheit, systematische vorlesungen über zoologie und geologie zu halten.

aufgrund seiner lehrtätigkeit hatte er einen grossen einfluss auf die öffentlichkeit, aber auch auf die studenten. diese hielt er ganz im geiste der romantik an, nicht aus büchern zu lernen, sondern selber in die natur zu gehen, diese zu beobachten und dank experimenten neue einsichten zu gewinnen.

1873 verstarb louis agassiz in den usa. auf seinem grab in cambridge ruht ein mächtiger stein, den seinerzeit der aaregletscher transportiert hatte. der grosse naturforscher ist bis heute mehrfach geehrt worden: in den berner alpen trägt der berg neben dem finsteraarhorn seinen namen. bis heute ist es das agassizhorn. berge und seen in kanada werden nach ihm geheissen. und selbst auf dem mars gedenkt man den professor aus motier am mont vully mit einem nach ihm benannten krater.

louis agassiz – das dunkle wesen

heute interessiert man sich für ganz andere redensarten von louis agassiz: die rassistischen, die sich fast nahlos an die naturwissenschaftlichen anschliessen.


foto (daguerreotypie) von rentry, das agassiz in den usa anfertigen liess, um die unterlegenheit der “schwarzen rasse” zu belegen

ganz anders als sein zeitgenosse darwin, hielt agassiz die evolutionstheorie für falsch. er blieb zeit seines lebens anhänger der lehre des katastrophismus. demnach würden alle veränderungen der umwelt nicht neue pflanzen und tiere hervorbingen, sondern nur zerstören. die entwicklung von einfachen zu komplexen organismen, die er selber belegt hatte, begründete er als schöpferischen akt gottes, der mehrfach in das geschehen der welt eingegriffen habe.

auch beim menschen ging agassiz, wie viele seiner amerikansichen kollegen davon aus, dass er nicht einmal, sondern mehrfach erschaffen worden sei. den menschen gäbe es nicht; vielmehr gebe es viele menschenrassen. das begründe bis heute die unterschiede zwischen den menschen, da sich die rassen nicht verändert hätten und auch nicht verändern liessen.

die ungleichheit der menschen war für agassiz naturgegeben gegeben: “Der unbezwingbare, mutige, stolze Indianer – in welch anderem Licht steht er neben dem unterwürfigen, kriecherischen, nachahmerischen Neger!” und er fragte: “Verweisen diese Tatsachen nicht darauf, dass die verschiedenen Rassen von Natur aus nicht auf dem selben Niveau stehen?“

agassiz’ begegnung mit dunkelhäutigen menschen in den usa prägte, vorgeformt von seinen naturwissenschaftlichen arbeiten, sein rassistisches menschenbild. er befürwortete nach der abschaffung der sklaverei die rassentrennung. gott solle die weissen menschen vor der berührung mit schwarzen bewahren!

dafür setzte sich agassiz ein, die minderwertigen menschen in speziellen territorien unter der sonne des südens” zuzuweisen, – gedankengänge, die agassiz auch zum vordenker der apartheid machten: trennung der menschen nach hautfarbe, unter der herrschaft der weissen!

das zögern des verunsicherten stadtwanderers

warum nur konnte ich das bei meinen ausführungen auf dem mont vully nicht äussern?

ich verabscheue jede form von rassismus. ich decke den rassismus nirgends. aber ich vermute, ich selber hätte im gymnasium eine ausbildung erhalten, die nicht frei von naturwissenschaftlich begründeten, rassistischen gedanken war. und ich weiss bis heute nicht, was davon haften geblieben ist. das verunsichert mich immer noch.

einen entscheidenden moment liess mich das an diesem sonntag morgen zögern, denn ich referierte seit langem wieder einmal vor naturwissenschafterInnen und ihre anhängerschaft.

mein schweigen war wohl mein problem, denn ich hatte an diesem tag eine überzeugende führung durch die flora und fauna des mont vully erhalten!

stadtwanderer

mehr zum thema rassismus in der schweiz

spurensicherung in worblaufen

der weg ist mir bekannt. wenn ich im berner rbs-bahnhof einsteige, gehe ich normalerweise zu regula stämpfli. wenn sie von ihrem heutigen wohnort brüssel aus nicht gerade irgendwo in europa weilt, kann man sie in worblaufen bei ihrer mutter hanni treffen. und wenn hanni stämpfli genügend kraft hat, kocht sie schon mal liebevoll für all ihre gäste ein feines essen.


auf zur gosteli-stiftung in worblaufen (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

ja, um frauen und ums essen ging es auch heute. doch diesmal musse ich in worblaufen noch zweimal mehr um die ecken. ein besuch bei der gosteli-stiftung war angesagt, die heute ihr 25jähriges jubiläum feierte. gegründet wurde sie 1982 von marthe gosteli, die ein unvergleichliches archiv zur historischen spurensicherung der schweizerischen frauenbewegung geschaffen hat.

frauenrechtlerin marthe gosteli, ehrendoktorin der geschichte

marthe gosteli, gerade mal 90, ist mindestens so resolut wie regula stämpfli. sie hatte kein einfaches leben; sie diente im 2. weltkrieg im militär und arbeitete danach auf der us-botschaft in bern. das machte sie zur frauenrechtlerin. plakate von 1959 zur einführung des frauenstimm- und wahlrechts prägten nicht nur das leben der vizepräsidentin des bundes schweizer frauenvereine; sie marktierten heute den zugang zur jubiläumsfeier.


heute im zentrum: marthe gosteli, mit rotem hut, else züblin-spiller, auf dem plakat, und regula stämpfli, mit fotoapparat (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

“frau gosteli”, wie die publizistin respektvoll genannt wird, stammt aus einer bgb-familie, wie sie mir postwendend versichert, als sie mich sieht. ihr vater sei aber ökumenisch gesinnt gewesen, deshalb habe man ihn an den rand gespielt. auch marthe gosteli hat sich aus dem gnägi-umfeld von damals emanzipiert; niemandem entgeht, dass sie heute einen roten hut trägt.

“vergessene geschichte”, in 2 bänden, ist ihre hauptwerk, präzis zu beginn des 21. jahrhunderts im stämpfli-verlag erschienen. die burgermedaille der stadt und die ehrendoktorwürde der universität hat sie für ihre arbeiten dazu erhalten. wenn die lebenszeit ihrer zeitgenossinnen abgelaufen war, fuhr sie mit dem auto vor, erzählt regula stämpfli, und packte die schacheln mit den erinnerungen der engagierten frauen ein. forscherInnen der geschichte aus allen richtungen danken es ihr bis heute.

viele leute waren schon vor der eröffnung der jubiliäumsausstellung da, – frauen und männer, um der geschichte des geschichtsarchives zu gedenken. und auch so manche freiwillige, die die stiftung mit engagement mitträgt, macht sich bereit, zur aufarbeitung der schweizerischen frauengeschichte auskunft zu geben.

volksernährerin else züblin-spiller, ehrendoktorin der medizin

ein einfaches plakat kündet an, wem man heute am meisten gedenkt: else spiller, 1881 winterthurer arbeitermilieu geboren, seit 1919 mit dem arzt ernst züblin verheiratet, und von da an unter dem namen else züblin-spiller eine schweizweit bekannte journalistin.


spurensicherung zur frauengeschichte: hauptaufgabe des gosteli-archivs (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

1911 wurde sie als erste frau in der politischen redaktion einer schweizer zeitung fest angestellt. ihre nzz-reportagen über die soziale frage, vor allem über die alkoholprobleme in den familien, haben sie für diesen posten empfohlen. 1914 verschärften sich die gesellschaftlichen probleme. die männer wurden zum militärdienst eingezogen, ohne einen lohnersatz zu bekommen. sinnloser wachtdienst, preussisch geprägter drill und schlechte versorgung mit essen und trinken liessen den konsum von alkohol rasch ansteigen.

spiller, noch unverheiratet, schritt zur tat: als alternative zum wirtshaus setzte sie die alkoholfreie soldatenstube durch. der generalstabschef von sprecher unterstützte die kämpferin, die stets der abstinenzbewegung nahe stand. im jura eröffnete der “schweizerische verband soldatenwohl” erstmals einen ort, wo sich armeeangehörige usruhen konnten, ohne zum schnapps zu greifen. bis zum kriegsende waren es mehr als 1000 davon. geführt wurden sie von frauen, die bald zu beliebten soldatenmüttern avancierten. und ihre chefin, else spiller, nannte mal schon mal generalin.

nach dem krieg stellte sich die zukunftsfrage des verbandes nur kurz. in den “schweizer verband volksdienst” wurde er umbenannt. und der forderung nach alkoholfreien soldatenstuben folgte nahtlos jene zu den arbeiterstuben. überzeugt, dass schlecht ernährte arbeiter nicht die optimale leistung erbringen, gewann sie erste fabrikanten für ihre idee. die gebrüder bühler in uznach, waren die ersten, die nägel mit köpfen machten und preisgünstiges, aber nahrhaftes essen ausgaben. um zu sparen, propagierte der svv in der folge die selbstbedienung, womit die betriebskantine, die man heute noch kennt, eingeführt wurde. die pionierin der soldaten- und arbeiterernährung erhielt für ihr engagement den ehrendoktor der medizin.

bei ihrem tod 1948, zählte else züblin-spillers lebenswerk fast zweihundert betriebe. der verband hatte 1500 angestellte und verpflegte täglich mehr als 50’000 menschen. seit 1999 besteht die sv group als nachfolge-organisation. sie hat die zeichen der zeit erkannt und sich ganz aufs catering verlegt. damit feiert man wieder erfolge: 500 mio chf umsatz erwirtschaftet frau jährlich, 7000 angestellte hat frau in der schweiz und im angrenzenden ausland. mit einem marktanteil von gut der hälfte ist die sv group in der schweiz gar die marktführerin im catering service!

publizistin regula stämpfli, doktorin der frauen- und armeegeschichte

die ausstellung für die grosse frau der volksernährung, mitten in den räumlichkeiten der gosteli-stiftung, war schlicht. es wehte einem kein duft einer cüpli-veranstaltung entgegeben. und auch keine nouvelle cuisine verzauberte beliebige schaulustige. worblaufen ist dafür zu traditionell. und die gosteli-stifung steht viel zu fest auf dem boden der realitäten, um in solche gefilde abzuschweifen.

das bauerngut, auf dem das jubiläum der stiftung gefeiert wurde, liegt etwas abseits, und wurde von einem feuerwehrmann bewacht. husch-husch machten die freiwilligen, die die stiftung stützen, ein gruppenfoto im freien bevor die interessierte gästeschar kam. die engagierte historikerin regula stämpfli, die heute in brüssel wohnt und regelmässig in ganz europa vorträge hält und kurse gibt, lässt es sich nicht nehmen, selber mit dem fotoapparat abzudrücken.


das team im hintergrund, das die popularisierung der schweizer frauengeschichte vorantreibt (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

die jubiläums ausstellung in der scheune wirkte sympathisch improvisiert. da wurde kein franken unnötig für eine prestigeveranstaltung ausgegeben. an der einen wand hingen ein paar fotokopierte bilder aus dem leben der pionierin else züblin-spiller. und essgeschirr und -besteckt aus soldaten- und offiziersstuben symbolisierten die anfänge ihres unternehmens. auf der anderen seite waren viele schürzen aufgehängt. und mitten drin liess regula stämpfli die geschichte der frauen in der schweiz seit der französischen revolution wortreich und aus dem effeff entstehen. unweigerlich kam einem in diesem raum regula stämpflis doktorarbeit in den sinn. “mit der schürze zur landesverteidigung” heisst das buch, und es geht dem beitrag der schweizer armee für die frauenemanzipation während der weltkriege nach.

hinter den schürzen im gosteli-archiv sah man auch das gedächtnis des schweizerischen verbands volksgesundheit, das die engagierte historikerin bei der umwandlung des verbands in die sv group gerettet hat. getreu dem vorbild von marthe gosteli, brachte sie die zahlreichen schachteln aus dem keller des verbandes in die stifung zur frauengeschichte ein. und auf dem obersten tablar entgeht mir die schachtel “gebr. bühler, uznach” nicht. auch an ihre spuren bei der neuerung der verpflegung von belegschafte werden hier gesichert.

augusta gillabert-randin, titellose kämpferin aus moudon

noch bevor ich mich verabschieden konnte, drückte mir marthe gosteli ihr neuestes buch, das sie mit peter moser – dem anderen stiefkind der berner historikerinnen-zunft, wie sie noch rasch einflechtet – herausgegeben hat, in die hand: “Une paysanne entre ferme, marché et associations”, heisst es, und es ist augusta gillabert-randin, der waadtländer frauenrechtlerin gewidmet, die man im lexikon des kantons ganz einfach vergessen habe, schimpft die elegante alte dame des schweizerischen frauengeschichtsarchivs.

ich kann da nur sagen: auf in das städtchen moudon, um wandernd weitere spuren zu sichern!

stadtwanderer

mehr dazu:
gosteli-stiftung
regula stämpfli

berns grösster bilderbogen

es ist der 17. august. morgens um 6 uhr ist tagwache. mehrere musikkapellen ertönen in der stadt. alles ist auf den beinen. niemand will den grossen historischen festumzug verpassen. denn es ist der runde geburtstag der stadt an der aare!


das festalbum zur 700 jahrfeier der stadt bern, die ihren höhepunkt heute vor 116 jahren hatte (foto: stadtwanderer, anclickbar)

das vorspiel

seit drei tagen ist bern wie verwandelt. eine feier jagt die andere. viele gäste von überall her sind gekommen. jeder kanton ist vertreten. in allen kirchen wird eine messe gehalten. die jugend wird speziell geehrt, und dem volk bietet man ein fest sondergleichen.

am vorabend noch war die ganze stadt illuminiert. denn erstmals in berns geschichte gedenken nicht nur die burger der grossen taten ihrer vorfahren.

auch die bürger sind geladen. man will die alten streitigkeiten vergessen machen. sie haben ihren ursprung aus der zeit, als andere städte wie zürich den königlichen schultheissen absetzten und sich einen bürgermeister wählten, der mit den zünften regierte. doch in bern wollte man von derlei veränderungen lange nichts wissen. die junker führten das regiment fast ununterbrochen; nur ganz selten, wenn sie sich einmal stritten, gelang es einem bürgerlichen, sie bei den osterwahlen auszustechen.

bis 1831 regierte das patriziat, wie man den stadtadel berns in neuerer zeit nannte. dann dankte es freiwillig ab. das volk auf dem land begehrte auf, und man liess es den liberalen, es politische zu führen. radikal bezeichneten sich die heissporne, die bisweilen glaubten, noch besser regieren zu können. demokratisch war man schliesslich, und jetzt gibt es sogar anzeichen einer sozialen bewegung in der stadt.

deshalb ist es zeit, die alten gegensätze zu überwinden. burger und bürger sollen zusammenstehen, um der aufbegehren der arbeiterschaft zu wehren. feste von nationaler bedeutung sollen das geeinte band demonstrieren. alle grössen der bernischen geschichte werden aufgerufen, das bewusstsein um die tradition der einst so mächtigen stadt zu wecken, die heute der schweizerischen eidgenossenschaft vorsteht.


der grosse bilderbogen: eine zeichnung von 7 metern länge, die den festumzug durch die stadt bern mit 1200 teilnehmenden abbildet (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

das hauptspiel

um 9 uhr marschiert die vorhut bei der grossen nydeggbrücke auf. sie wird in die stadt eintreten, und 1200 personen werden ihr folgen. 250 von ihnen werden beritten sein. alles was rang und namen hat, zeigt sich dem staunenden publikum!

voran geht der mohr, wie man den heerpaucker nennt. zwei läufer begleiten ihn, je einer zu seiner linken und seiner rechten. dann kommen die dragoner. trompeten ertönen, die standarte wird gezeigt. und das pferdegeschirr klirrt, bevor man ihn sieht: general scipio von lentulus, dem grössten feldherren, den bern je hatte. er soll den festumzug eröffnen.

hinter dem general folgt eine allegorische gruppe. sie symbolisiert berns verschiedene grössen.

in der kunst.
in der wissenschaft.
in der geschichte.

und sie künden den ersten stadtherrn an: herzog berchtold, der fünfte, von zähringen, begleitet von seiner frau clementia. mit gebührendem abstand von cuno von bubenberg, dem eigentlichen stadterbauer. er führt die edlen an, die in der stadt burgrecht bekommen haben.

doch zieht man weiter und kündet sich das 13. jahrhundert an. graf peter von savoyen, der vorübergehende schirmherr, kommt hoch auf dem gepanzerten pferd geritten. in seinem gefolge wird die handfeste gezeigt, die berns unabhängigkeit sicherte. erst danach erkennt man die priester des deutschordens, die der kaiser geschickt hatte. schneller als man denkt, braucht es auch krieger, die sich für bern einsetzen. die langspeere beherrschen die szenerie. die schosshaldengruppe marschiert an uns vorbei. sie, die so unglücklich gekämpft und das banner der stadt im kampf gegen die habsburger aufs spiel gesetzt hatte.

vergessen sind die unwürdige zeiten für die bern! erinnert werden aber die wohltaten der frauen, die das 14. jahrhundert gebracht hatte. anna seiler geht allen voran! sie, die in den klöstern wirkte, um die opfer der pest zu pflegen. doch schon wieder hört man die hufe der pferde. sie tragen die ritter durch die stadt, die nur kurz, wegen dieser pest vertrieben waren, um dann, mit umso grösserem getöse, wieder nach bern zurückzukehren. jetzt bringen sie verbündete mit: wilhelm tell folgt ihnen, der freiheitsheld der eidgenossen, der die landammänner der innerschweizer orte anführt.

dann überragt eine riesieger der baldachin alles, was man bisher gesehen hat. es ist der grosse bahnhof des umzuges: sigismund, der spätere kaiser, reitet in seinem schutz durch die stadt bern. er ist gewillt, das neue rathaus einzuweihen, und die stadt bern in seine politik gegen habsburg einzubeziehen. ein segen soll das werden, der sogar an den bau des münsters, grösser und schöner als die kathedrale in fribourg, denken liess.

das jedoch wird heikel. zwei grosse berner werden erwartet. beide hatten sie das amt des schultheissen bekleidet. und dennoch verstanden sie sich überhaupt nicht: niklaus von diesbach, der die kaufleute im rat vertrat, und adrian von bubenberg, der aus dem ältesten rittergeschlecht der stadt stammte. mit gebührendem abstand werden sie dem heutigen publikum gezeigt.

doch noch bevor man begriffen hat, was damals war, führt man schon die folgen des grossartigen sieges in murten: das begehrte kriegsvolk, das in italien so erfolgreich war, grüsst überall hin. und die steinmetze, die das erkämpfte geld für den münsterbau einsetzten, winken hinten nach. wie gross die zeit damals war, erkennt man an albrecht von stein, dem feldherrn in der lombardei. hoch zu ross reitet er durch berns gassen.

hinter ihm folgt schultheiss hans-franz nägeli, der die waadt einbrachte, jedoch seine berühmte tochter, die magdalena, als braut seiner drei nachfolger im amte des schultheissen von bern verlor. das volk staunt heute noch!

doch es soll erzogen werden. es soll merken, dass die reformation in bern einzug gehalten hatte.

fertig ist der kult um personen!
der berner staat wird jetzt inszeniert!

die zünfter vom distelzwang gehen voran, ohne dass man einen von ihnen namentlich erkennen würde. es folgen die mitglieder der pfisterzunft, der schmiede, der metzger und der gerber. sie führen das musikkorps an, das wiederum vor den grenadieren marschiert. und die wissen den auszug bernischer soldaten hinter sich.

man ist froh um diese körperschaften, die schultheissen, räte und burger nach aussen sicherten, sodass sich diese der berner bauersleute annehmen konnten. ihm gehört der schluss des umzugs. eben fährt es die ernte ein. und schon macht es käse aus der milch. dann trifft man sich zur heirat, und zur taufe, bevor es wieder hinauf geht, auf die alp, oder man hilft geflissentlich, wenn der heuet wieder ansteht.

da bleibt nicht viel zeit mehr, um den grossen historischen umzu abzuschliessen. der aber gehört dem genius des vaterlandes, der berna und der helvetia gemeinsam. um 12 sind auch sie im krichenfeld. 22 kanonenschüsse erklingen, je einer für jeden kanton.


die stadtgeschichte seit ihrer gründung wurde in form eines défiles mit den wichtigsten persönlichkeiten und organisationen am 17. august 1891 nachgestellt (fotos: stadtwanderer, anclickbar9

das nachspiel

die gäste, die von überall gekommen waren, verköstigt man noch einmal am abschiedsbankett. schade, dass alles schon vorbei ist! so schön war es gewesen, das grösste fest, das man in bern je gefeiert hatte.

die letzten costüme verschwinden erst in der nacht aus dem blickfeld des beobachter. robert von steiger heisst er. er hat sie alle, die vielen umzügler, gezeichnet. noch heute machen sie, zum historischen umzug wieder vereint, einen genialen bilderbogen von 7 meter länge zu berns geschichte aus.

den 700. geburtstag der stadt hat man damals gefeiert, am 17. august 1891. ich werde die route heute noch einmal begehen, denn davon lebe ich, als

stadtwanderer

lebendig

sehen sie gerne fussball? dann sind sie ja häufig im wankdorf.
kaufen sie gerne im shoppy ein? dann dürften sie immer häufiger ins wahnkdorf fahren.
gehen sie gerne in den zirkus knie? dann sollten sie jetzt ins wankdorf pilgern.


fotos: stadtwanderer, anclickbar

auf jeden fall sollten sie dabei die fantastische ausstellung “lebendig” besuchen. nur schon wenn tierfotos lieben, kommen sie auf ihre rechnung. so schnell werden sie nicht wieder 80 grossformatig und auch sonst herausragende tierbilder sehen. in allen farben werden sie im wankdorf center präsentiert. im hellsten sonnenschein, mit der unterwasserkamera, im dschungel oder auch in der wüste wurden die bilder der berühmtesten tierfotografen geschossen. egal ob es sich um den puma handelt, die seesternen, den tiger, die spinnen, den ringfasan, die clownfische, den pelikan, oder den gorilla, jedes steht für den titel: “lebendig”.

natürlich geht es in der wanderausstellung, die aktuell in bern begeistert, nicht nur um ästetik. yann arthus-bertrand, einer der fotografen, erklärt seine motivation: “Als ich das erste Mal von Nachhaltiger Entwicklung gehört habe, erschien mir der Begriff abstrakt, wenig greifbar, fern ab von meinen unmittelbaren sorgen. Heute weiss ich, dass dieser Begriff Ausdruck wahrhaften Humanismus ist und dass es Lösungen gibt.” das ist den auch die botschaft von goodplanet.org, welche die ausstellung organisiert hat. sie will aufzeigen, wie wunderbar die natur ist, wie beroht sie aber auch ist. jedes bild, das einen in seinen bann zieht, hat eine aufrüttelnde botschaft zum klimawandel, zum gletscherschwund, zum rückgang des regelwaldes, zur austrocknung der erde, zu den auswirkungen auf die flora und zu den den folgen für die flora.


fotos: stadtwanderer, anclickbar

für das jahr 2050 rechnen die macher der botschaften mit 150 millionen umweltflüchlingen auf dem ganzen globus. 2020 wird das trinkwasser noch für die hälfte des weltweiten bedarfs reichen. und in der halben stunde, in der ich an der ausstellung war, wurden in den 5 kontinenten 500 hektar wald gerodet.

wer sich trotz diesen negativbotschaften die nötige zeit für die ausstellung ausstellung, erfährt von 62 initiative aus dreissig ländern, die zeigen, dass der mensch innovativ genug ist, um mit den herausforderungen umzugehen. grüne ölprodukte aus brasilien, kostenloser grundschulbesuch in kenia und windenergie in frankreich zählen dazu.

“ein bild sagt mehr als tausend worte!”. die fotoausstellung folgt diesem spruch, bleibt aber nicht da stehen. wer nicht nur die emotionen auf den bildern sprechen lassen will, und wer durch die (bisweilig etwas gestelzten) kurztexte nicht genug informiert worden ist, der kann auch das buch zur gratis ausstellung erwerben, und sich darin vertiefen. oder ein popup für kinder mitnehmen, indem pünktchen anton erklärt, was biodiversität ist.

den besuch über mittag bereue ich nicht. ich bin beeindruckt von der qualität der ausstellung, der schlichtheit des konzepts und der klarheit der botschaft. einzig finde ich, die moderne umgebung des wankdorf centers passt nicht ganz zur bewahrenden absicht der ausstellung. vielleicht scheint die sonne sogar zu stark, um sich die schönen bilder ohne reflexe in der openairshowshow ansehen zu können. und auch der beton rund um das stade de suisse wirkt nicht gerade lebendig.

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fotos: stadtwanderer, anclickbar

ausser es hätte die besucherInnen vom zirkus knie vorort.
oder die konsumentInnen wrüden vor oder nach ihrem einkaufstripp das zentrum bevölkern.
und die fussballfans gingen sich in der tschutti-pause mit einem rundgang durch die ausstellung entspannen.

dann wirkt die ausstellung sicher biodivers – eben: lebendig!

stadtwanderer

mehr bilder im original:
goodplanet.org.

statt augen

zu den üblichen kennzeichen einer stadt zählt ihre anonymität. im dorf kennt jede(r) jede(n). in der stadt hingegen kann man nicht sein, ohne jemanden zu kennen oder ohne erkannt zu werden.

glaubt man jedenfalls. in der stadt erkennt man einen, auch wenn man einen nicht kennt. die augen sind auf einen gerichtet, unscharf, unbewusst, doch nicht unbedarft. ich weiss darum.


augen einer stadt 1 (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

wir glauben in der stadt unerkannt zu bleiben, unter anderem weil wir annehmen, unerkannt zu sein. unsere augen sind weniger deutlich auf andere gerichtet, die uns beobachten könnten. es funktioniert der mechano, der automatischen kontrolle, die am rande unseres bewusstseins ist.

wenn man eine gute weile ausserhalb einer jeden stadt war, wird einem erst wieder bewusst, wie unsere eigene einstellung, dass man uns in der stadt nicht erkennt, trügerisch ist. die automatisierte gewohnheit ist verschwunden, und man reagiert wieder viel sensibler auf jedes auge. da macht einem bewusst, wie oft man beobachtet wird.


augen einer stadt 2 (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

doch sind es nicht nur die augen der lebenden, die uns beobachten. es sind auch die augen derjenigen, die nicht leben, die uns beobachten.

die augen der bilder.
die augen der plakate.
die augen der werbung.
die augen der fotos.
und die augen der kunst.


augen einer stadt 3 (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

sie sind bisweilen direkt auf uns gerichtet. es hat augen, die fixieren einem förmlich. andere wiederum locken sie, machen an, sind sie verführerisch. schliesslich hat es ausgesprochen diskrete blicke, die man fast übersehen würde. frauen, männer, kinder, tiere, sie alle schauen uns die ganze zeit an.

einladend.
herzhaft.
kampfbereit.
verträumt.
liebevoll.
eindringlich.
scheu.
fordernd.
aufmerksam.
frech.
weltschmerzend.
unverbindlich.
dominant.
fragend.
kontrollierend.
wachend.
entgegnend.
beschützend.

die augen, die nicht leben, können sich nicht bewegen. das stimmt, und trifft ihre wirkung doch nicht ganz. gerade in der city hat so viele augen, die nicht leben, sodass man den eindruck hat, stets von jemand anderem beobachtet zu werden. es ist immer jemand da, und es ist immer ein anderer blick, der uns erreicht.


augen einer stadt 4 (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

da ist man gerade froh, wenn man das gesicht auf dem bild erkennt. das hilft, die täuschungen zu sortieren. aha, das sind die augen von albert einstein, von che guevara, von buddha. oder von thomas, meinen früheren berufskollegen, der jetzt für erdgas wirbt. oder von naomi campbell, claudia schiffer oder michelle hunziker. selbst die werbung der mode- und parfümmarken bringt es fertig, eine bestimmte botschaft des auges, das nicht lebt, zu vermitteln. ich kann zwischenzeitlich den blick von chanel von jenem anderer düfte unterscheiden.

ich bin froh, dass diese augen nur vorgeben, etwas zu sehen, letztlich aber blind sind. sie merken sich nichts. deshalb wenden sie sich, wenn wir vorbei sind, auch an niemanden. sie erzählen nichts weiter. sie sind nur illusionen. sie sind die vermenschlichung der öffentlichkeit, die personalisierung der urbanen anonymität.


augen einer stadt 5 (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

in ein paar tagen werde ich sie wieder kaum mehr merken, wenn ich bern spazieren gehe. ich werde um sie wissen, einzelne wahrnehmen, andere ausblenden. meine internen verdrängungsmechanismen werden wieder funktionieren. anders als jetzt,wo ich sensibilisierter bin, werde ich sie wieder ins unbewusste verdrängt haben.

doch dieser tage sind die symbolisierten augen meine nicht lebenden begleiterinnen in der stadt. es sind die stattaugen, die mich gegenwärtig beschäftigen, anstatt die augen.

stadtwanderer

nasse füsse!

es kam faustdick. ich war gestern abend für eine neue form der stadtwanderung in bern probewandern. das war schon übel! so viel regen in der stadt …


der tag danach: gestern nacht kam das grosse wasser den waldweg hinunter … (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

zuhause angekommen wars nicht besser! das wasser hatte sich im wald über uns gesammelt, und es kam in kräftigen schüben den waldweg hinunter. gottseidank kam die feuerwehr sofort helfen und baute eine umleitung in die kanalisation. die war zwar schnell platschvoll, und der zugang zum haus war umgehend behindert. nasse füsse gabs schon mal, auch wenn das haus selber verschont blieb …

abends um 11 ging dann der allgemeine hochwasseralarm der stadt los. laut und deutlich, war es zu hören, – auch bei uns in hinterkappelen! eine übersicht über die überschwemmungen von gestern im quartier habe ich noch nicht. doch es muss überall probleme gehabt haben, wie ich heute im poschi in die stadt erfuhr.

ich bin froh, dass es die feuerwehr gibt, auch wenn sie eher eine wasserwehr geworden ist. und dass die selbsthilfe an der strasse rasch einsetzte. grossen dank auch an ivo und jarmilla, die während unseren sommerferien neue sandsäcke besorgt haben. die wurden schneller gebraucht, als sie beschafft werden konnten!

ich warte sehnlichst, bis es wieder aufhört zu regnen. der wald über unserem haus, der nach den letzten überschwemmung vor einem jahr umgeholzt, aber nicht aufgeräumt worden ist, liegt bedrohlich über uns. wäre der gestern auch den hang runter gekommen, mit dem stadtwandern wärs wohl für eine weile vorbei gewesen …

so bestehen noch wieder aussichten!

stadtwanderer
(übernächtigt)

goumois – eine gemeinde hat genug vom wandern

was? sie kennen goumois nicht! dann ist es zeit, das nachzuholen. kommen sie mit auf die wanderungen in und um goumois!


oben und unten: die entscheidende dimension am canyon des doubs, in dem goumois liegt (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

die leute unten am doubs

der doubs fliesst weit unter uns gemächlich vor sich hin. er hat sich in den weissen kalkstein eine tiefe rinnen gegraben. einige hundert meter fällt der fels jetzt schon. doch aber anders als beim grand canyon ist das flusstal nicht von wüsten umgeben, sondern von kräftigen buchenwäldern.

hie und da entdeckt man im steilen hang von den freibergen hinunter an den doubs einzelne trampelpfade. wahrscheinlich stammen sie von den einheimischen wildschweinen. die schmeken ganz ordentlich. und unten, am doubs, hats stets ein paar fischer, die für einige forellen gut sind. man ist also versorgt, selbst wenn man ganz abseits ist.

“le doubs” wird heute meist mit “schwarzes wasser” übersetzt. das ist keltisch. der stamm der sequaner lebte vor 2500 jahren in dieser gegend. ob sie jedoch den wunderbaren flecken kannten, auf dem goumois heute steht, kann bezweifelt werden. kenner der deutung von ortsnamen halten goumois eher für germanisch. godemod könnte der sippenführer geheissen haben, der im 5. jahrhundert während der völkerwanderung mit den burgunden in die gebiete südöstlich des juras verfrachtet wurde und sich danach, ruhe am eigenen platz suchend, im doubstal mitten im jura niedergelassen hätte.

die herrschaften ganz oben

der aufstieg von goumois aus dem canyon nach westen in einfacher als nach osten. so dürfte man sich lange eher auf diese seite hin orientiert haben. die anfänge der herrschaftlichen hoheiten über die leute von goumois bestätigen das: im 12. jahrhundert, man gehörte zur pereipherie des reiches, indem sich der papst und der kaiser seit 100 jahren stritten, begann man jeden flecken einem edlen der einen oder andern partei zuzuschreiben. goumois hatte eine kleine kirche und kam zum päpstlichen priorat lanthenans, oben auf der ebene, die im grossen bogen des doubs’ durch die langgezogene schleife des unschlüssigen flusses gebildet wird.

man wanderte jetzt gut 60 kilometer weit, wenn man aus goumois stammte und etwas wichtige mit der obrigkeit zu besprechen hatte.

als die imperiale macht mitte des 13. jahrhunderts ganz zerfiel, spielten sich verschiedene weltliche herrscher auf. auch in goumois, unten im canyon des doubs! als erste kamen die grafen von montbéliard, 40 kilometer wanderwege entfernt; dann machte sich der deutsche könig rudolf von habsburg breit. jeder flussübergang interessiert ihn, auch wenn er, stets in sachen wiederherstellung des reiches mit dem pferd unterwegs, für den wanderer aus goumois unerreichbar blieb. schliesslich gelang es dem seignieur von montfaucon bei besançon 1301 die oberhoheit über weite teile des gebietes im grossen doubs-bogen zu gewinnen. und er sollte sie lange behalten können.

für die bauern von goumois hiess das, rund 90 kilometer zu fuss zu gehen, um die burgundischen herrschaften mal von nahem zu sehen.


der doubs, das schwarze wasser, ist seit jeher die lebensader in der region (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

französisch-katholisch vs. deutsch-lutheranisch

1474 wurden die verhältnisse noch komplizierter. es mischte sich der basler bischof ein, der mit den herzögen von burgund und ihren vögten im krieg lag, und er besetzte in der flurbereingung vor der eigentlichen schlacht unter anderem den flussübergang in goumois. damit begann die bipolarisierung des ortes. die ansprüche kamen nun von westen und osten.

doch die reformation setzte ihm nur 50 jahre danach arg zu. die bürger von basel vertrieben ihn; in porrentruy fasste er zwar wieder fuss, doch sein einfluss war an vielen orten verschwunden. auch die leute von goumois wandten sich von ihm ab und dem grafen von montbéliard wieder zu. die wegstrecke kannte sie, selbst wenn sie jetz, einer heirat wegen, wieder durch habsburgische territorien führte.

das grafengeschlecht von montbéliard starb in der manneslinie jedoch bald aus; und so kam man auch in goumois durch die hintertüre in deutsche hände: selbst in der kleinen kirche am doubs betete man im 17. jahrhundert so, wie es seinerzeit martin luther in wittenberg getan hatte.

nach dem dreissig jährigen krieg war damit jedoch schon wieder fertig. frankreich wurde von louis XIV. beherrscht und rückte nach osten nach westen; der basler bischof erinnerte sich seiner alten rechte in goumois. das gebet, unten im canyon, fand jetzt wieder nach der sitte der römisch-katholischen kirche – und auf französisch – statt. wer daran etwas auszusetzen hatte, musste sich jedoch entscheiden, um entweder nach porrentruy zu wandern, zum basel bischof im exil, oder nach mömpelgard zu gehen, wie man montbéliard nun nannte. eines wusste man aber schon im voraus: beide fürsten verstanden sich sprachlich und religiös nicht, was selbst für sie vorteile hatten; beide konnten ungehindert bis am vorabend der französischen revolution rechte in goumois geltend machen.

paris et le mont terrible

1792 wurde der franzosenkönig in paris exekutiert. in goumois entschied man sich, sich der neuen rauracischen republic beizutreten. das kürzte die wanderwege ab. doch den revolutionären im fernen paris war das nicht genehm. die kleinstrepublik im jura wurde in die grande nation integriert, vorerst als département du mont terrible, als die verrrückte bergwelt.

wanderer-treffpunkt war jetzt wieder porrentruy, wenn auch nicht mehr bei abgesetzten fürstbischof, sondern beim präfekten, der mit der tricolore bekleidet war.

allerdings wurde der schon 1800 in den ruhestand entlassen, und durch seinen compagnon in colmar ersetzt. man zählte nun zum département du haut-rhin.

der wanderweg dorthin war unendlich lang …


die brücke in goumois: sie verbindet die dorfhälften, die zu verschiedenen staaten gehören (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

die teilung auf dem wiener kongress

das problem der zuordnung von goumois beschäftigte sogar den wiener kongress. der teilte goumois brutal in zwei hälften!

die brücke von goumois verband jetzt nicht mehr nur die verwandten. sie trennte die franzosen von den schweizern in goumois. links des doubs sollte man sich an besnaçon halten, rechts an bern.

letzteres war schlimm. denn dort sprach man deutsch, und man war reformiert, – wie seinerzeit in mömpelgard. grosse wanderscharen zog das nicht an!

1830, als das ancien régime in bern kapitulierte, reagierte man in goumois promt: man beantragte beim neuen liberalen regime, nach frankreich in die richtige messe gehen zu dürfen.

die wanderung in die freiberge, in die kirche von les pommerats, war ganz offensichtlich zu streng.

die neuen machthaber stimmten zu, sofern die kinder der leute von goumois auf der franzosenseite in die bernische schule gehen würden!

einfach genug von allem!

1979 war man in goumois, schweizerseitig, klar der meinung, es sei besser, einen eigenen kanton, den des juras, zu gründen. franzosenseitig war gehörte die mairie zum département du doubs. und in diesem sommer 2007 stimmte man dort knapp für sarkozy, statt für royal, während der urnengang vom 27. juni 2007 auf der anderen seite des doubs für schlagzeilen sorgte.

nun ist man in goumois genug herumgewandert, um anschluss zu haben. man löste die sich als selbständige gemeinde ganz einfach auf. inskünftig will man mit dem auto nach saignelégier fahren.


fisch-restaurant le theusseret, ein paar schritte ausserhalb des dorfes goumois (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

mein goumois

ich selber war am 27. september 1992 zum ersten mal in beiden goumois. es war abstimmungssonntag, – der letzte, an dem ich nicht arbeiten musste. deshalb weiss ich das noch so genau. und wegen dem netten zöllner laurent. mit seinem képi erwartete er uns auf der französischen seite der brücke von goumois, – mitten im dorf quasi. auf der schweizerischen seite hatten wir, angesichts der zustimmung der schweiz zur neat, eins über den durst gefeiert. doch niemand wusste rat, als wir in goumois (ch) nach einer bleibe fragten. auf monsieur laurent war indess verlass. der telefonierte kurz, wohl seinem cousin, in die benachbarte schweiz. nur 100 meter von uns entfernt, in den lokalitäten des schweizerischen zivilischutzes erhielten wir eine riesige bleibe.

ich sage nur: hier unten interessierte sich wohl nie jemand für die herrschaften da oben. hier unten fischt man gerne im doubs. den gibts zum beispiel ins restaurant le theusseret, einige schritte ausserhalb der bemerkenswerten alt-burgundischen siedlung. bei sonnenschein kann im genannten restaurant sogar draussen sitzen und den grand canyon von unten her studieren. und wenns kühl sein sollte, werden sie drinnen erst noch schneller bedient!

sie sollten es nicht auslassen, dieses spezielle goumois in der verrückten bergwelt!

stadtwanderer

ein schöner wandervorschlag in der doubs-gegend.

nzz wirbt für bern und stadtwanderer

eben erst bin ich aus den ferien zurück. und schon wirbt die nzz für den “stadtwanderer”.

seit geraumer zeit, steht da auf der seite “zürich und region” zu lesen, würde ich, beinahe täglich, mein online-tagebuch nachbführen, um über meine rundgänge durch bern “und andere europäische städte” berichten.


lichtblick: die nzz attestiert bern, eine europäische stadt zu sein, über die der stadtwanderer – fast täglich – berichte … (foto: stadtwanderer, anclickbar)

das freut mich natürlich! denn somit haben wir es von der alten tante aus zürich bestätigt bekommen:

bern ist eine europäische stadt!

kein slum, wie ueli maurer, der svp präsident, vor einem jahr meinte, und auch keine unerträglich selbstzufriedene provinz, wie urs paul engeler, unser einwohner und weltwoche-journalist jüngst schrieb.

nein!
bern gehört, wie vieles andere auch ganz simpel zu europa!
“danke!”, rufe ich da an den zürcher falkenplatz zurück …

nun muss ich mich aber sputen. den gratis war die redaktionelle werbung für den stadtwanderer nicht. vielmehr muss ich für die nzz bloggen. die nächsten drei wochen bin ich auf “nzz votum” für die zürcher “der mann mit der fliege”, der sich als gast-blogger im zürcher wahlkampf eimischt.

na denn, ein paar plakate habe ich schon im visier …

stadtwanderer

ps:
selbstverständlich bloge ich hier weiter. vielleicht sogar als fortsetzungsgeschichten zu meinen zürcher beiträgen. wer weiss ….

ps:
hier meine beiträge für nzz votum

Die sechs entscheidenden Momente im Wahlkampf
Wählen heisst auswählen
Spiegeln Sie sich politisch
Gefragt: politische Intelligenz
AuslandschweizerInnen sollten ihre Vertretung in der Bundesversammlung selber bestimmen können
Konkordanz heisst unverändert wechselnde Mehrheiten

offene berner stadtwanderung im herbst!

der sonnenschein kündigt es an, der herbst naht. das licht wird matter, das klima wird ausgeglichener, und die nächte werden wieder länger.

es ist zeit, noch einmal an eine offene stadtwanderung in bern zu denken. ich sehe vor, sie am

samstag, 22. september 2007

zu machen.


herbstimpression von bern; alles vorgeführt vom stadtwanderer (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

das programm

wie immer bei der grossen stadtwanderung, nehme ich mir die ganze stadtgeschichte vor, und setze dafür den ganzen samstag ein. start ist um 09 15 beim käfigturm, und enden wird die tour um 16 45 auf dem bundesplatz. dazwischen begehen wir rund 25 stationen.

als schmuckstücke an einer kette aufgereiht, ergibt das einen tour durch die berner altstadt, und einen gang durch die geschichte des berner raumes.

keltische spuren, römische strukturen, burgundische und alemannische siedler, untergegangene königreiche, die kaiserin von bümpliz, der strassenbau und raststättenbau der zähringer, die neugründung der stadt bern durch die savoyer, die königliche machtpolitik, die territorialbildung, die pest, die anerkennung der burgundischen eidgenossenschaft durch kaiser karl iv., die eroberung der habsburg und des aargau, der münsterbau, die reichen kaufleute, die kriegerische italienpolitik, die reformation, der bauernkrieg, die orthodoxie des protestantismus, die verunglückte aufklärung, der einmarsch der franzosen, der aufbau des bundesstaates und die krönung berns als bundesstadt der heutige eidgenossenschaft kommen zur sprache.

meine stadtwanderung ist, wie der stadtwanderer auch, politisch-kulturell ausgerichtet, und klar historisch bezogen, aber voll von anspielungen auf die gegenwart. sie will lehrreich sein, vor allem aber unterhalten. man braucht keine besonderen geschichtskenntnisse. man soll aber seine schlechten erinnerung an den geschichtsunterricht in der schule zu hause lassen. offen sein, für das was geboten wird, ist die devise!

und noch was: ich führe sie als baron von tscherlitz, genau philipp emanuel von tscherlitz, durch den tag. was es damit auf sich hat, erkläre ich ganz am schluss, wenn auch die these der stadtführung ausgeführt wird! vorerst sage ich nur so viel: meine geschichte und die meiner familie wird an diesem tag erzählt …

die kondition(en)

die stadtwanderung ist keine vita-parcour, aber ein wenig anstrengend ist sie schon. wir machen etwas 8 kilometer zu fuss, durch wald, entlang der aare, durch die gassen und hinauf auf brunnen und türme. gute stadtschuhe und kopfbedeckung sind auf jeden fall empfohlen.

wir nehmen uns dafür 5 stunden zeit. es gibt eine grosse mittagspause, im restaurant krone, und wir halten ein- oder zweimal, um uns kurz zu erfrischen.

die tour richtet sich an alle, die stadtgeschichte gerne haben, und bern einmal von einer wenig bekannten seite kennen lernen wollen. die kosten für die stadtführung betragen 40 chf. pro person. essen und trinken bezahlt man selber.

die tour ist einmalig, das heisst sie findet bei jedem wetter stadt. eine wiederholung gibt es diese jahr nicht.

anmeldung erforderlich

interessiert? – dann melden sie sich über mein email oben links oder über comments an. ich mache die herbstlich stadtwanderung für jedermann, wenn sich minimal 8 anmelden, 16 sind die obere limite. anmeldeschluss ist der 9.9.2007

stadtwanderer

ps:
das ganz genaue programm werde ich bis einen monat vor der tour festlegen.
vorläufig kann man sich am programm der letzten offenen stadtwanderung orientieren.

mit meinen neuen favoriten unterwegs (juli 2007)

alle bisherige favoritenlisten ansehen

vom perlentauchen

ich habe den rhythmus dieser seite bewusst verlangsamt. es schien mir, dass sich die (schweizerische) blogosphöre im monatswechsel einfach zu langsam entwickelt.

nun habe ich nicht einmal den neuen quartalszyklus einhalten können. doch diesmal bin ich die ursache. ich war ganz einfach in den ferien, und anderweitig inspiriert.

doch jetzt kommt sie meine neue liste. ein bekannter blog, möchte man sagen, und neun neue! oder: die zahl der neuen perlen ist immer noch gross genug, auf auf neue, schmucke blogs zu stossen!


quelle: ti:ne

ganz offensichtlich haben sich meine präferenz im letzten quartal verändert. es scheint mir, ich sei wieder eine spur politischer geworden; und ich sei wieder etwas mehr in der aktualität …

doch jetzt will ich nur noch eines sagen: vorhang auf für meine neuen favoritenliste zur blog-welt!

“für den juli 2007 gut” sind:

1. der prominenteste (vormals 2)

moritz leuenberger

im frühling hatte er einen kometenhaften start. zwischenzeitlich hat sich die überaufmerksamkeit gelegt. auch ist der rhythmus, în dem sich der schweizer medienminister an die nation wendet, etwas geringer geworden. geblieben ist aber die aufmerksamkeit. und bis heute werden die meisten beiträge von moritz leuenberger auch intensiv diskutiert. das ist es, was ich schätze. hier hat die politik nicht nur einen zusätzlichen absatzkanal gefunden, um ihre positionen zu verbreiten. hier wird auch debattiert. prominenz verkauft sich gut! weil moritz den mut gehabt hat, damit zu experimentieren, bekommt er den ersten platz in meiner favoritenliste!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

2. der kommunikativste (erneut)

rebell.tv

ich habe diesem blog schon einige prädikate verteilt, denn er hat sie auch verdient! jetzt gibts noch ein lob dazu, der kommunikativste blog sei er, finde ich. warum? die formen der kommunikation sind anregend und kreativ; sie alle sind von den rebellen aus weinfelden selber entwickelt worden. und die inhalte sind wirklich kommunikativ. ich bin immer wieder erstaunt, wie man hier auf interessante botschaften stösst, die man sonst nicht findet. natürlich, zwischen dem berner stadtwanderer und den thrgauer rebellen gibt es auch eine affinität. ich glaube, sie wollen meine vorlesung, die ich 2008 an der hochschule st. gallen halten werden (und die stadtwanderungen auf gallus’ spuren, die ich plane) der blogosphäre vermitteln. das kann ja heiter werden! ich habe sie nur deshalb nicht auf platz 1 gesetzt, weil man dann in meiner rubrik in die ahnengallerie kommt, und ich den austausch mit den rebellen noch eine ganze weile aufrecht erhalten will …


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

3. der heimatlichste (neu)

bern.bahnhofplatz

bern steht bald schon im bann der fussball-europameisterschaften 2008. und zur vorbereitung an das chaos, das in der stadt zu erwarten ist, wird die stadt seit einigen wochen durch das chaos auf dem bahnhofplatz eingestimmt. niemand hat sich dieser grossbausstelle so interessiert, intensiv und innovativ angenommen wie dieses blog. die autorin, die schon mal mit mir stadtwandern kann, ist eine einfühlsame und aufmerksame fotografin, die als jungle jill auf flickr schon lange die führung in der dokumentation des bahnhofplatz-umbaus übernommen hat. nun hat sie, irene karpeczenko-wasem, auch einen blog eröffnet, auf dem es sich zu stöbern lohnt. heimat wird da motivisch gesucht, wo keine/r sie erwartet, – beim berner bahnhofplatz. eins verspreche ich allen, die das machen: es ist weniger lärmig als in realität, es staubig als im stadtzentrum, und es ist weniger gefährlich als bei der operation am offenen herzen. aber es ist jedes mal gleich überraschend, was da alles hervorkommt und neu entsteht. danke, platz 3 ist das minimum für diese spezialleistung!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

4. der unkonventionellste (neu)

sprain

auch diesen kollegen habe ich über das fötelen kennen gelernt. und ich habe ihn auch schon auf dem stadtwanderer gelobt. seine nächtlichen bilder von der welle über dem bahnhofausgang west sind unübertrefflich schön. so hab ich denn auch die spur zu sprain’s blog gefunden. und es hat sich gelohnt. format und inhalt sind ganz eigen. die gebotenen häppchen sind klein, häufig visuell, und meist unterhaltsam. die meisten beiträge sind ein bild, ein link oder ein zitat lang. die sind aber immer so gut ausgewählt, dass das ganze schon mal wie ein philosophisches bevier daherkommt. auf jeden fall ist alles an diesem blog unüblich. für einen medaillenplatz hat’s nicht gereicht. ich bin aber sicher, das wäre auch zu konventionell für sprain’s blog!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

5. der beobachtendste (neu)

wahlkampfblog

beruflich habe ich mit dem wahlkampf ’07 zu tun, und mit dem autor des blogs gelegentlich auch. das sei schon im voraus gesagt. in meiner freizeit, also wenn ich blog, halte ich normalerweise jedoch distanz dazu. eine ausnahme mache ich. marc balsigers blog zum wahlkampf konsultiere ich auch schon mal als einfacher bürger der freien republik stadtwanderistan. anfänglich harzte es ein wenig, bis der autor sein element fand. doch jetzt sprudelt es richtig auf dem wahlkampfblog. ereigenisse und ereignisse, botschaften und botschafter werden professionell beobachtet, und ihr handeln im wahlkampf werden aus der sich eines pr-experten analysiert. da erfährt man gelegentlich mehr, als in den zeitungen, die sich von mörgeli, pelli, leuthard oder calmy-rey direkt einspannen lassen! merci, marc, platz 5, der bis ende 3. quartal noch erhöht werden könnte!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

6. der wissenschaftlichste (neu)

blogs und politik

er ist neu. sie nicht. sarah genner kennt man in der szene schon lange. sie berichtete auf dem blog berlin-züri (den ich auch schon heraushob) und sie ist beim nzz-blog tätig, für den ich ab nächster woche auch schreiben werde. zwischendurch macht sie an der uni zürich ihre lizenziatsarbeit im schnittfeld von politik- und kommunikationswissenschaften. natürlich über blogs&politik, und wie könnte es bei ihr anders nicht sein, sie diskutiert den stand ihrer recherchen, ihrer überlegungen und ihrer ergebnisse schon mal 1:1 mit der blogosphäre. auf jeden fall eine mutige neuerung, aber auch eine bereicherung. so können viele von den wissenschaftlichen zwischenschritten, die sich bei ihrer arbeit ergeben. wenn das nur auch noch ein paar andere während ihrer akadamischen prüfungszeit machen würden, wie viel spannendes würde da nicht einfach in den diplomarbeitsschubladen der universitäten versinken? platz 6a geht schon mal an sarah, 6b bis 6z sind aber noch frei für andere lizenziantInnen!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

7. der satirischste (neu)

lupe

wer unter die lupe genommen wird, muss alles entblösen. nicht bleibt ihr verborgen. und wer unter die lupe kommt, der kann die wärme des gebündelten lichtstrahls schon mal zu spüren bekommen. der seit langem heisseste blog unter den schweizer satirikern ist nun eben die lupe. alles wird ausgeleuchtet, und zwar nicht ohne biss und häme. pascale bruderer und ueli maurer werden in ihren widersprüchen aufgelöst, genauso wie polnische uniformenträger und türmenden pandabären samt ihren hintergründen ausgeleuchtet. wer nicht dran kommt, ist fast schon eine niete! denn satire muss sein, sagen sich die macher, und ich füge bei: sie deckt immer auch doppelte öffentlichkeiten auf, die nur halb ans tageslicht gelangen. das macht satire auch unabhängig davon, ob sie einem im einzelfall gefällt oder nicht zum interessanten seismografen der gesellschaft. die lupe erhält dafür den 7. paltz in meiner favo-liste!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

8. der kritischste (neu)

think emeidi

es war keine liebe auf den ersten blick. die ersten male, als ich auf diesem blog war, habe ich ihn immer ein wenig ratlos verlassen. doch jetzt habe ich mich an den eigenen stil des autors gewöhnt, und ich bin froh darum, die durststrecke überwunden zu haben. der blogger-kollege lebt in flamatt und arbeitet dort als kommunikationsberater. irgendwie scheint er auch mit der uni bern vernetzt zu sein, genau wie weiss ich aber nicht. und er kann kritisieren, das heisst aufdecken, wenn jemand etwas behauptet, das nicht stimmt. dann ist er schnell zur seite, um mit fakten, argumenten, zitaten und links zu entgegnen. so hat er die grossreportage der berner zeitung über die staatsvertreter im grossen rat und deren wirken auf das steuerniveau brilliant zerpflückt. das braucht auch können und mut, so kritisieren zu können. ich belohne das mit dem 8. platz.
ps: einen mehr hätte es gegeben, wenn ich endlich verstehen würde, was “think eMeidi” eigentlich heisst …


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

9. der liberalsozialste (neu)

stefan meierhans

er ist jurist und als pr-mann für microsoft tätig. man sieht ihn an kommunikationsveranstaltungen in bern ganz häufig, und man weiss, dass er für die cvp arbeitet. doch er entspricht ganz und gar nicht dem traditionellen bild eines braven, biederen kirchenmannes katholisch-konservativer natur. er bloggt. und das nicht knapp. und er nimmt stellung, auch das meist klar. seine position ist liberal und sozial zu gleich. das ist für ihn kein widerspruch. es ist eine hypbride position, die aus seiner sicht zukunft haben sollte. und dafür setzt sich stefan meierhans aus bern auf seinem blog ein. mich hat er schon mal als leser angesprochen. platz 9. im 2. quartal des jahres und im 1. quartal, indem ich auf den blog gestossen bin.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

10. der benachbarteste

ottimo

er ist schon fast so etwas wie der kleine stadtwanderer von wohlen. dort, wo ich wohne, habe ich ich ihn, adrian schori, in realität kennen gelernt. und nun tauschen wir uns gelegentlich aktiv, meist passiv übers netz aus. der erzählt vom alltag als azubi für das lehramt, ist sportlich, kulturell und linguistisch interessiert, und er schreibt schon mal frei von der leber weg, was ihn da so alles auffällt. so auch über wohlen (bei bern), wo er unverändert wohnt. ein nachbarschaftlicher platz 10 dafür!

und nun “für immer gut” …

meine top-empfehlung im april 2207:

bernetblog
unverändert herausragend. informativ, gut gemacht, und stets voll von neuem. ich bin beeindruckt, wie das team um marcel bernet mitmacht. der blog ist sogar noch besser als das buch “schnelle kommunikationswelt” das ich je über den klee gelobt habe, und bei mir immer noch abgerufen wird. eine echte trouvaille, dieses blog!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im januar 2007:

recherchenblog
andy litscher weiss das internet zu nutzen wie kaum ein anderer. immer wieder erstellt er und sein team vom recherchenblog thematische übersichten, die einem oft gezielter weiter helfen als die suchmaschinen. denn der recherchenblog arbeitet die themen auch in der inhaltsübersicht auf. eigentlich sollte man dieses blog viel häufiger auch zitieren! denn jede erfahrung, die ich bisher gemacht habe, war gut; andy ist zudem auch ein aufmerksamer fotograf der schweiz, der über “www.flickr.com/personen/litscher” immer wieder zu überraschen weiss: unbestrittenermassen meine entdeckung des jahres 2006, – und deshalb die nummer 1 zu beginn 2007!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat dezember 06:

auswanderer-blog
endlich hat es ruedi baumann geschaft, mich voll und ganz zu überzeugen. unermüdlich berichtet er aus der südwestecke frankreichs, schreibt auch viel über die schweiz, sodass er zwar weg, aber eigentlich immer noch da ist. und dann trifft man ihn unerwartet in der buchhandlung, pflegt den gedankenaustausch, und erzählt sich ein wenig über die unterschiede in der bloggerszene der schweiz und in frankreich: ruedi sagt mir, seit er den stadtwanderer lese, müsse er ganz anders durch bern gehen, immer und überall hinauschauen, um zu sehen, was er vorher immer übersah! gut so, antwortete ich ihm, den aufrechten gang üben, ist immer gut, gerade auch für blogger. danke ruedi für deinen unermüdlichen aufrechten gang auch ausserhalb berns!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat november ’06

wanderer von arlesheim
ich habe den im vormonat schlicht vergessen, aufzulisten! und ich entschuldige mich dafür! das ist aber nicht der grund, weshalb ich diesen blog top setze: er gefällt durch vielseitige, interessante beiträge, die viel konsequenter als bei mir, sich mit einem ort, arlesheim beschäfitgen. das verdient anerkennung und viel lob: platz 1.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat oktober ’06

edemokratie
dieses blog ist seit ich bloge der aufmerksamste zuverlässigste informant zu fragen der politischen philosophie, kommunikation und aktualität


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat september ’06

apropos
einfach der schönste aller schönen blogs …


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat august ’06

today’s strip
es ist unser bevorzugter “bericht aus schweden”, ohne grosse worte zu verlieren, versprüht er viel hintergründige humor. lars mortimer ist der bekannteste schwedische karikaturist, der jeden tag seine website mit einem neuen “hälge”, dem träfen elch aus den schwedischen wäldern, ergänzt. so kann man ganzjahresstimmungen im norden minutiös mitverfolgen.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung in den montaten juni und juli ’06

weiachblog
unverändert unschlagbar das beste, was es für politisch-historisch interessierte stadt- und dorfwanderer gibt. ich bewundere die gabe, auf fast nichts, nichts weniger als eine täglich spannende kolumne schreiben zu können.

stadtwanderer

fan-post als  1.-august-gedanke

da kommt man aus den ferien zurück, pünklich zum 1. august, und denkt sich, was beschreib ich da nur: rückkehrgefühle? individualismus? patriotismus? verlogenheit? swissness? heimatliebe? egoismus? die schweiz im zeitalter des globalismus? des nationalkonservatismus? neuer rütli-geist? oder nachtrag zum berner open-air-festival?

ich merkte, wie ich ratlos blieb.

da habe ich mich daran gemacht, die fan-post zum stadtwanderer zu lesen, die nicht über die rubrik “comments” kam, sondern über das mail. denn das habe ich während meinen ferien nicht abgerufen.

und siehe da!

die bemerkenswertes post auf diesem wege kam von conrad, einem man den ich nicht kenne, und der sich auch nicht gross zu erkennen gab. aber er entdeckte während meinen ferien den stadtwanderer, und hat ihn toll zusammengefasst.

* * *

“lieber routengänger

ich habe ihren blog soeben entdeckt. bin so begeistert, dass ich von ihrer weise, ohne grossbuchstaben zu schreiben, angesteckt wurde.

endlich einer der die sachen mit derselben historischen perspektive der
unterirdischen tiefen gewässer sieht wie ich.

ich dachte: ich sehe, was niemand sieht. und: vielleicht habe ich eine sehstörung oder alle sind blind, da sie nicht das sehen was ich sehe.


das europa der regionen nimmt langsam wieder konturen an, ohne die gewohnten grenzen und einheiten ganz zu zerstören

wie sie, sehe ich die schweiz als erbin des hochmittelalters und
einzigartige syntonie von

hoch-alemanien und
hoch-burgund.

dazu füge ich
auch – vielleicht haben sie die tendenz, es zu übersehen – dass dem knoten
auch ein

lombardischer teil

angehört. sie bestätigen zumindest meine
theorie, dass bern bewusst die fortführerin der burgunderpolitik ihrer
zähringergründergründer gewesen ist.

in einem postnationalen europa fühle ich – ich fühle es in meinen knochen -,dass vornationalen realitäten, wie etwa alemanien, burgund und lombardei
wieder erwachen möchten und könnten – und vielleicht sogar werden.

ich denke: die schweiz könnte dabei wie die hefe im teig wirken.

ich hoffe einfach, dass sie sich dabei nicht auflöst, wegen hegemonialansprüche der anhänger europas als neuer grossmacht.

auf das fortsetzen der tradition des selfgovernments, das in unserem land
ihre anfänge hatte, sollen wir deshalb sorgfältig achten.

die neugeburt lange unterdrückter politischen und kulturellen realitäten
offenbart sich in allerlei hinsicht, zum beispiel in ihrem blog. auch wird es sich in verschiedenen nachbachländer der schweiz offenbaren:

in der freien gradfschat,
im sundgau,
im vorarlberg,
in der “padania”,
in savoyen, und sogar
in der provence.

ohne es zu wissen, wird man sich an das wirken der
burgundischen welfen erinnern und an den burchardiner… und anderer, um
in die zukunft einzutreten!

zwar sind nationalismus, risorgimentismus, jacobinismus und so weiter noch stark, – aber in einer welt des wandels “le mouvement fait bouger les lignes”. eine neue und zugleich alte, andere welt erwacht aus dem dornröschenschlaf.

ich weiss nicht wer sie sind, hoffe aber, dass die gelegenheit sich ergibt, sie mal persönlich kennen zu lernen.

conrad”

* * *

lieber conrad,

ich danke dir! du hast den stadtwanderer treffend zusammengefasst. es freut mich, gerade zum 1. august, eine solche würdigung zu erhalten.

eine differenz, glaub ich, habe wir aber: ich sehe, bei der kultuellen vielfalt von europa, die unverändert lebt, auch die vorteile der staatlichen kooperationen. die europäische union ist in europa, das sich im 17. und im 20. jahrhundert auf schrecklichste art und weise selber zerfleischt hat, ein gegengewicht zu religösem fanatismus resp. zu ideologischer borniertheit. und ich sehe in den, unter sich verbundenen nationalstaaten einen vernünftigen kompromiss, um fragen wie etwa die der sozialen sicherheit werden paternalistisch noch internationalstisch zu lösen.

anders als die reine globalisierungslehre nehme ich, wie du offenbar auch, europa nicht als reines marktprojekt wahr, das ohne jegliche kulturelle identitäten funktionieren würde. diese sind es gerade, die europa, die schweiz und bern ausmachen. ihre wurzeln zu suchen und ihre weiterentwicklungen in die gegenwart zu verfolgen, ist mir mit dem stadtwanderer ans herz gewachsen!

stadtwanderer

ps:
etwas mehr über meine person erfahren sie unter der rubrik mein leben resp. via wikipedia