wild leben

man kennt ihn, matthias zurbrügg, zwischenzeitlich in berns gassen. denn seit längerem begeistert er als simon, dem sohn des scharfrichters, die freunde der stadt als schauspielerbühne. jetzt wagt er eine fortsetzung: diesmal hat er sich berns botanischen garten als plattform ausgesucht, um sein ein-mann-theater aufzuführen, das uns erneut in vergessene geschichte einführt.

von echten und falschen wilden

“wild” heisst das neue stadt-theater-stück, das gestern premiere feierte. wild ist die metapher, die in diesem stück für ursprünglich, natürlich und echt steht. bero, der geschichtenerzähler, ist denn auch der held des abends. kornelius wiederum ist der antiheld. er steht für das finale, das künstliche und das falsche, das den ganzen abend bero, der ihm d i e geschichte erzählen soll, sucht. doch bero ist nie da, wo kornelius ihn erwartet, denn bero ist frei. und so erzählt er auch nie das, was der gefangene von ihm hören möchte. denn er ist wild. und dazu gehört, dass man an diesem abend genauso wenig weiss, von bero eigentlich kommt, noch erfährt, wohin er wirklich geht.


wild auf feuer, eine szene aus dem neuen stadt-theater im botanischen garten (foto: barbara käser/mes:arts)

der botanische garten als paradies

dafür weiss matthias zurbrügg, der beide charaktere in schneller folge abwechselnd spielt, wohin er will. das publikum, das er beim wild gebliebenen meret oppenheim brunnen empfängt, führt er, mit laternen bestückt flotten schritts an die aare, und begleitet es von selbst gespielten flötentönen begleitet in sein berner paradies.

unterwegs kommt in diesem freilufttheater mit wandercharakter fast jeder mythos unserer kultur einmal vor: die heilige verena, die das keltische volk an der aare inspiriert, der einfache hirte, der auf der blümlisalp weidet, s’vrenli, die in ihrem kräutergarten den liebestrank braut, das blumenkind, das auf der suche nach dem ewigen gold zu viel kohle kommt, und der historiker wilhelm öchsli, der im auftrag der politik den bundesbrief zur staatsgründung hochstilisiert.

stärken und schwächen des stückes

am stärksten ist der wilde schauspieler aber, wenn e r , ausgerechnet!, in die rolle weissen frau schlüpft, die aus dem nebel aufsteigt, sich im dunkel der nacht auf den boden setzt, ein feuer anmacht und ihre lebensweisheiten zu erzählen beginnt. der übergang vom herbst zum winter bewege die menschen seit jeher tief. die arbeit sei dann getan, die vorräte seien angelegt, und man stelle sich die frage, was jetzt noch komme: wird man den winter überleben, den frühling spriesen und den sommer wachsen sehen, um im herbst wieder ernten zu können? oder wird man das zeitliche verlassen, um sich mit seinen vorfahren zu vereinigen? was auch immer, nie ist man, wie in diesen tagen, dem leben und dem tod so nah, und genau daraus entstehen immer wieder von neuem die geschichten, die weisheit verbreiten.

doch dann wird gleich auch mächtig politisch im theaterstück. denn das ist die these aus der optik der alternativler: gegen die freiheit sind vor allem die, die herrschen wollen: die patriarchen, die imperatoren, die kirchenleute, die ritter, die patrizier und selbst die modernen politiker. in der verkürzung kann man auch fragezeichen machen an diesem abend!

wild hat eine klare botschaft: bero, dem bären, der am liebsten den botansichen garten erkundet, der mal im teich padelt, mal mit pflanzen spielt und mal mit um strohballen tanzt, soll man folgen. man soll sich nicht von den versuchungen des kornelius nicht verführen zu lassen. ganz genauso, wie es sich für eine wirkliche freies volk gehöre.

wagemutige einzelkämpferInnen für eine neues stadt-theater

wenn man matthias zurbrügg im stück von christina ahlborn aufgehen sieht, hat man den eindruck, dass da viel autobiografisches mitschwingt. denn schauspieler und autorin/regiesseurin wollen von ihrem eigenen theater, das berns strassen und gärten belebt, existieren können. einfach, vermutlich, aber genauso, wie es sich für wildgebliebene oder wiedergewordene gehört. dafür sind die beiden bereit, das ganze jahr, bei nacht und nebel, tag und sonne, wind und kälte, theater zu spielen. der anfang ist gemacht!

wärmender tee für alle, wärmendes fondue für die premiere-gäste

wer sich wegen dem wetter vor dem sagenhaften winterspaziergang fürchtet, der sei jetzt schon beruhigt: es gibt unterwegs heissen tee, gewürzt mit kräutern, deren namen so speziell sind, dass ich sie gleich wieder vergessen habe. ganz anders als die spannenden geschichten, die man dazu erzählt bekommt! und wer sich diese an der gestrigen premiere anhörte, wurde gar doppelt belohnt: sie oder er wurden am schluss der gartenschauspiels im lichtschein der botanischen spezialitäten berns höchst sympathisch zu einem fondue unter freiem himmel eingeladen! was für ein neuer mythos im berner stadt-theater!

auf jeden fall zog man da schon mal kräftig an den fäden, welche die so lebendigen symbole des freien volkes unverändert verbinden, um weitere freunde des neu entstehenden stadttheaters ins wilde leben der menschen in unserer region einzulullen!

gut rühren, war gestern abend angesagt. gut reden, gilt ab heute, wenn man wild auf “wild” geworden ist.

stadtwanderer

mehr für wildgewordene

aller anfang ist …

“aller anfang ist begegnung” – heisst es auf einer plakatserie, die für die stadt bern neu ist. sie ist die angemessene antwort auf den wahlkampf, den die schweiz jüngst erlebt hat.


postelektorale plakatserie in bern
foto: stadtwanderer, anclickbar

diese war eher durch ausgrenzung bestimmt. durch sündenböcke. durch misstrauen. jetzt braucht es wieder vertrauen. es braucht unterschiedungskraft statt vorverurteilungen.

die initiative ging von der stadt basel aus. die ist in diesen fragen auch anerkannt führend. seit ende 2005 stehen vier kantone gemeinsam für eine engagierte integrationspolitik – basellandschaft, aargau und solothurn haben sich baselstadt angeschlossen. dieses jahr stiess auch der kanton bern hinzu.

die beteiligten behörden rufen als erstes zu mehr respekt auf. diesen vorschuss verdient ein jeder mensch. und genau diese schutzschicht wird aufgekratzt, wenn die stimmung pauschal fremdenfeindlich ist.

das wissen auch die macherInnen der kampagne: täglich begegnen sich menschen unterschiedlichster herkunft in ihrem alltag. und genau da entscheidet sich, ob man integriert oder ausgrenzt, ob man gleichgültig ist oder ob man sich einsetzt.

die plakate sind denn auch aus eben diesem alltag gegriffen. sie sind persönlich es ist das gesicht, das anspricht und das zum slogan der kampagne überleitet.

da strahlt die eingebürgerte, die dazugehören will,
da spricht die schülerin, menschen, nicht länder sieht,
da erklärt der lastwagenfahren, was für ihn zählt, und
da pfeift der schiedsrichter, wenn jemand gefoult wurde.

halten auch sie ausschau, nach diesen bezeugungen im kino, in magazinen, ihn ihrer tageszeitung … und bei ihrer stadtwanderung! und halten auch sie sich an den grundsatz, des jeder respekt erwartet und verdient!

stadtwanderer

mehr plakate in bern, die ich heute gefunden habe
die kampagne im internet

die wiedergeburt der anna von velschen

klar, das velschenhaus in thuns altstadt, unmittelbar neben den rathaus gelegen, war mir bekannt. und im grossen saal, ganz oben unter dem dachstock, wo man vorträge halten kann, war ich auch schon. doch diesmal stimmte einfach alles so gut zusammen wie noch nie: anna trat in einem bühnestück in ihrem eigenen frühen wohnhaus auf.


die historische anna von velschen, interviewt von michael daehler, im velschenhaus thun (foto: stadtwanderer)

verena kühni spielte während der ersten thuner kulturnacht anna von krauchthal, wie sie eigentlich hiess. interviewt wurde sie von michael dähler, der die fragen an die geschichte aus der gegenwart stellte und so den bogen zum zahlreich anwesenden publikum schlug. vermittelt wurde das ganze durch den fast 50köpfigen kirchenchor thun-strättlingen, der weltliche lieder aus annas zeit sang, und den chünitzer spiellüt, die voll engagement mittelalterliche instrumente zum klingen brachten.

über anna weiss man eigentlich wenig. kein bild von ihr ist erhalten. bekannt ist dafür das todesjahr, 1464. etwa 90 jährig soll sie geworden sein. verheiratet war sie mit dem berühmten schultheissen petermann von krauchthal.

geheiratet hat das paar 1393. zunächst lebte man in bern an der kirchgasse. heute ist das die junkerngasse, was jetzt wie damals ein ausweis ist und war, dass man zur elite gehört(e). 1405 wird das haus von anna und petermann im ersten, kleinen stadtbrand vom feuer erfasst. man erschreckt und zügelt nach thun, wo man seit längerem das velschenhaus besitzt. petermann amtete auch schon auf dem schloss, als er berner landvogt in thun war. doch nur 14 tage nach dem kleinen stadtbrand kommt es zum grossen. jetzt brennt die halbe stadt bern; nicht 50 häuser, nein, 600 werden das opfer der flammen.

petermann hilft wie allen beim wiederaufbau der zerstörten stadt. bern wird radikal umgebaut: um das übergreifen der flammen von haus zu haus zu verhindern, entstehen brandmauern zwischen den häusern. die kamine und die frontseiten sind jetzt nicht mehr aus holz, sondern aus stein. und selbst die dächer erhalten feuerfeste ziegel. um 9 uhr abends leutet die feuerglocke, um den stadtbewohnerInnen zusagen: es ist zeit, jedes feuer zu löschen. und für den notfall hat man brunnen in den gassen, die jtzt gepflästert sind. die stadt dankt es dem krisenmanager: an ostern 1407 wird petermann zum schultheissen berns gewählt.

anna, petermanns frau, betreibt selber keine politik. das hätte sich nicht geschickt für eine frau aus dem stadtadel. doch sie war nicht wie die andern: ihr vater hatte sie, da sie das einzige kind war, durch die mönche im predigerkloster ausbilden lassen, wie wenn sie ein junge gewesen wäre: so kannte sie sprachen, konnte sie rechnen, und war sie auch in musischer hinsicht vielen zeitgenossinnen voraus.

verena kühni symbolisiert in diesem einfachen stück über das leben der anna von velschen denn auch die zurückhaltendende, aber gebildete dame. elegant, aber nicht extravagant ist sie gekleidet. dezent ist ihre haltung, als sie wasser trinkt, einfühlsam ihr wesen, als sie dem chor horcht, und selbstbewusst ihre ausstrahlung, als sie aus ihrem leben erzählt.

natürlich sei sie über alles informiert gewesen, was der kleine rat rund um ihren mann verhandelt habe. selbstverständlich habe sie den empfang von könig sigismund in bümpliz vorbereitet, als er 1414 die stadt besuchte und vor den toren der stadt von 500 jünglingen kniend und bettend empfangen worden sei. und ohne zweifel war es auch sie, die den bau des berner münsters statt der baufälligen leutkirche 1418 mit papst martin v. verhandelte. das alles sitzt, und es entwirft die konturen einer herausragenden person ihrer zeit.

1425 stirbt petermann. anna, die jetzt den namen von velschen annimmt, wird ihn um 39 jahre überleben. sie wird die pestkrise von 1439 erleiden. sie wird auch im zürichkrieg aber berner seit mitfiebern. um man weiss annas rat und tat zu verdanken. denn die witwe war seit dem tod ihres mannes die reichste person im den berner landen. ritterrüstungen bezahlte, als man in st. jakob an der birs gegen den französischen dauphin kämpfte, tapisserien stiftete sie, als man beispielsweise die kirche in scherlingen austattete. und beim bau der neuen berner kirche hat sie sich beteiligt. denn eines wusste anna: mit ihrem tod würde die familien von krauchthal, in die sie eingeheiratet hatte, enden!


szenen aus dem bühnstück anna von velschen in thun (fotos: stadtwanderer)

das leben ein dame aus dem junkerlichen bern, das durch obrigkeitlichen einfluss wichtig wurde, das durch handel wirtschaftlichen aufschwung nahm, hat uns die erste thuner kulturnacht mit bravour vorgestellt. die musik, der gesang und der text haben ein fast vergessene figur wieder auferstehen lassen.

eine bemerkenswerte leistung, für eine bemerkenswerte persönlichkeit. fast schon eine art wiedergeburt, der anna von velschen!

stadtwanderer
(und schultheiss von thun)

das ganze programm

auf einen sprung beim nachbarn

hans kaufmann, investor bei der “weltwoche”, zürcher durch und durch respektive svp-nationalrat, ist gar nicht zufrieden. 29 prozent der wählenden für seine partei seien klar zu wenig, gibt er mir zu verstehen. “klar, die krawalle in bern haben geholfen. aber erst wenn wir die mehrheit im ganzen lande haben, sind wir zufrieden”, schliesst er seinen ausblick auf die kommende wahlgeschichte. jetzt sei erst einmal der grosse personalwechsel in den eigenen reihen angesagt. maurer, der parteipräsident gehe, und rutz der generalsekretär auch. “wohin?”, will ich wissen. mein gegenüber zuckt, wie wenn er ahnungslos wäre. “zur ubs”, munkle man, füge ich bei. der banker neben mir wird hellhörig. “ja, seine frau arbeite auch dort!” das “auch” habe ich memoriert.


residenz des österreichischen botschafters in der schweiz, wo am 26. oktober traditionellerweise der empfang zum geburtstag der republik stattfindet (foto: stadtwanderer)

der wiedergewählte politiker reiht sich in die schlange ein, die einlass in die österreichische botschaft begehrt. für sie es wie der erster august heute. da geht man gerne auf einen sprung zum freundlichen nachbarn. wie immer, ist auch der stadtwanderer eingeladen, dem vertreter der alpenrepublik die aufwartung zu machen. wie immer geht er zu diesem anlass nicht alleine. er will gemeinsam mit seiner lebenspartnerin von hans manz, dem neuen stellvertreter österreichs in der schweiz, begrüsst werden. also wartet er ein wenig, und hat erfolg. busserl.

doch da kommt unübersehbar auch beppo weibel mit seiner partnerin hinzu. an sich und auch auf diesem blog ist er kein unbekannter. “mister sbb” war er mal, “mister euro” ist er nun. da kann man nicht fehlen, wenn österreich in der schweiz feiert. wir begrüssen uns schlangestehend freundlich: ich weiss, jetzt kommt der kräftige händedruck. wir stellen uns unsere partnerinnen vor, und ich hoffe, der handshake ist vorsichtig genug.

benedikt lässt keine sekunde aus; sofort ist er beim wahlthema. spannend sei es gewesen, am sonntag, sagt er. “ja, das kann man auch so sagen”, erwidere ich. doch mein gegenüber geht gleich in die offensive: er habe erstmals rational gewählt. gut gesagt, denk ich mir. er sei total fan von smartvote. ich nicke zustimmend. die ganze familie habe bei ihnen schlau gewählt. ich hoffe, ich auch. die höchste übereinstimmung habe er mit einer jungfreisinnigen frau aus dem solothurnischen gehabt. uuiiii, wenn er sie auch wirklich gewählt hat, hat er von einen wahlverlierer zum andern gewechselt!, will ich sagen …

noch bevor wir das geklärt haben, lässt der gewandte manager aus dem nachbarkanton mir und meiner partnerin der vortritt. wir seien zuerst angestanden. und deshalb dürfen wir auch zuerst “grüssgott” beim neuen botschafter und bei seinem bewährten sekretär, dem herrn desser sagen.

das schlangestehen ist nun vorbei. kaum haben wir ein glas weisswein in der hand, um mit der zahlreich anwesenden gästeschar aus halb europa auf die staatsgründung österreichs anzustossen, kommt schon der nächste strahlende wahlsieger aus der schweiz auf uns zu. es ist bruno frick, der cvp-vize und ständerat aus schwyz. ich gratuliere, kann das necken aber auch hier nicht lassen: einfach sei es ja nicht gewesen, leg ich mal vor. “ja, ein paar rosendornen mehr als sonst habe es diesmal gehabt. doch selbst im rosenkrieg schafft es fricks cvp, in schwyz spitze zu bleiben. der negativtrend sei gebrochen, frohlockt der innerschweizer standesherr, als wäre er noch bei seinem grossen auftritt am sonntag abend. “überall?”, will ich ich wissen. “nein”, bekomme ich zurück, und ich merke: eine weiterer wahlsieger steht vor mir, der nicht zufrieden ist.

nur die fdp sichte ich heute in der austrian ambassy gar nicht. sie ist ja ein fast zufriedener wahlverlierer. virtuell ist die partei schon mal auf dem aufstieg. auf dem weg zum empfang habe ich den fdp-pressedienst durchstöbert. da wird das wahlergebnis der partei eigenmächtig von 15.6 auf 16.0 prozent korrigiert. denn gesamtschweizerische 4 promille hätte die partei in nidwalden gemacht, wenn es keine stillen wahlen gegeben hätte. die hat sie allerdings selber provoziert. ob soviel zahlenjonglierei mache ich mir gedanken, wie ich inskünftig, bei meinen wahlgrafiken, den gesamtwähleranteil darstellen soll. denn der steigt wohl auch von 100 auf 100,4 prozent. ich merke, das thema verfolgt mich!

“meer wei ned grüble”, sagt hansruedi moser, der informationschef der bundeskanzlei, als ich ihn auf die probleme mit dem amtlichen wahlergebnis und den neuen kommastellen anspreche. um gleich das thema zu wechseln: “weisst du, umfragepapst, dass der wirkliche papst jetzt eine e-mail adresse hat?” da bin ich bass erstaunt, und ich verneine, aufrichtig wie ich bin. “urbi@orbi”, grinst mein gesprächspartner. da muss auch ich lachen.

weniger leute als auch schon, hat es heute. aber fast zu viele, damit alle in der österreichischen residenz platz finden. deshalb gehen wir ein paar schritte hinaus in den wunderbaren garten der von der kirchenfeldstrasse richtung wald gibt. wir sind zu viert! und auf dem letzten buffetteller hat es noch fünf küchlein. “nehmen sie je eines”, sagt uns die freundliche dame von der bedienung. wir gehorchen artig, doch es bleibt ein verschämtes teigtätschli zurück.

gar nicht verschämt ist dafür thomas fuchs, der junge svp-ler aus bern. es scheint ihm zu gefallen, in den räumen, wo schon mal zwischen der schweiz und der eu gesprochen wird. ob er sich vom 6. oktober 2007 erholt habe, frage ich ihn. “klar”, kommt die antwort daher. “und vom wahlergebnis?”, hacke ich nach. da wird die antwort schon etwas weniger klar. ich merke, es fuchst den fuchs, wegen 250 stimmen nicht-nationalrat zu sein. “bei 70.000 stimmen, die ich schon mal habe”, fügt er aus der warteposition bei. er wirds schon noch werden, versichere ich ihm!

wir verabschieden uns von unseren zuvorkommenden gastgebern. sie waren, wie immer, reizend. und wir schweizer haben uns, wie immer, vor allem mit uns selber unterhalten! doch damit soll jetzt schluss sein, und mit meinen exkursen in die gegenwartspolitik auch …

… denn ab morgen bin ich wieder der gewohnte

stadtwanderer


foto: stadtwanderer

ps:
als zeichen, dass ich wieder meinen alten spuren nachgehen werde, bin ich anschliessend mit meiner lebenspartnerin im frohegg das beste wiener schnitzer essen gegangen, das man am 26. oktober in bern bekommt.

ps2:
mein bericht vom besuch 2006

mein morgen

“überrascht es sie, wenn ich sie mit dem wahltag in verbindung bringe?”, fragte mich der zeitungsverkäufer auf dem zürcher bahnhof. “nein, nicht ganz!”, antwortete ich ihm ein wenig erfreut.


der zeitungsverkäufer vor dem zürcher shop-ville (foto: stadtwanderer)

sofort waren wir beim wahlkampf. der wirkte nach. die bilder, die emotionen, die situationen, sie sind alle da.

nur die botschaften wollen nicht so richtig kommen. wahlkampfthemen? – sofort sind wir bei der zusammensetzung des bundesrates. obwohl es heute nicht direkt um das geht, scheint nur das die sonntäglichen gemüter zu bewegen.

der zeitungsverkäufer wünscht mir viel glück auf meinem weg; ich bedanke mich. die vielen positiven feedback, wie auch dieses, aus der bevölkerung, die ich in den letzten tagen erhalten habe, haben mich gestärkt.

ich kaufe ihm noch den sonntagsblick ab. “Adieu Manuela”, steht auf der frontpage. es folgt eine reportage aus wohlen, bern, meiner wohngemeinde. ich bin traurig über das, was in irland geschehen ist.

doch ich weiss, bald schon sind emotionen nicht mehr gefragt.

stadtwanderer

auf der höhe der zeit

was für eine reihenfolge:

“Urs R. Behnisch über das Bundesgerichtsurteil zum degressiven Steuertarif –
Bundesanwalt Erwin Beyeler über die Veröffentlichung der GPK-Protokolle –
Claude Longchamp verdingt sich als Fremdenführer im Dienste der helvetischen PR-Agentur Präsenz Schweiz”,

titelte die “weltwoche” in ihrer personenrubrik.

verwiesen wurde dabei auf meinen letzten ordentliche spaziergang als berner stadtwanderer im wahljahr. organisiert war sie von präsenz schweiz und der schweizer botschaft in wien. ziel war es, 10 führenden journalistInnen, zwei wochen vor der wahl einblick ins wahlgeschehen zu geben. um nicht nur bei der aktualität zu verweilen, wurde den gästen auch eine meiner demokratietouren als abendrundgang durch bern angeboten.

doch auch wir wurden von der aktualität eingeholt: “es sei ein schwarzer tag für die demokratie gewesen”, hatte ueli maurer am samstag davor den svp-umzug durch bern, der in den krawallen untergegangen war, kommentiert. das hat mich beflügelt, genau diese ereignis als zusatzstation in meine tour einzubauen.

der verbindungspunkt zwischen geschichte und gegenwart

der verbindungspunkt zwischen geschichte und gegenwart war die nyeggbrücke:

dort wo ich normalerweise über den stecklikrieg berichte.
dort, wo es um den aufstand der bauern geht, die unterstützt von den patriziern das alte regime wieder herstellen wollten.
und genau dort, wo die helvetische regierung kapitulierte, um sich geordnet nach lausanne zurückziehen zu können.

denn der ort ist auch das symbol für die moderne staatswerdung der schweiz: die absage an den zentral gelenkten stadt und zusage zum föderalismus, bestehend aus den kantonen und dem bund.

seinerzeit reagierte friedrich (von) schiller, der ausländische beobachter der schweiz, höchst erfreut, über den gegenrevolutionären sieg. die kraft der landleute, die von ihm ausging, beflügelte ihn, dem nationalmythos die bis heute nachwirkende form des mythos “wilhelm tell” in form eines theaterstückes zu geben.

und genau vor einer solche remythologisierung der schweizer durch ausländische beobachter wollte ich warnen. denn wieder waren die bauern gekommen. diesmal allerdings angeführt von der svp-führungsriege. und wieder gab es zoff im nydeggquartier, dass die ausländische aufmerksamkeit so stark wie schon lange nicht mehr auf sich zog!

ganz anders als dies bei friedrich schiller der fall war, der notabene nie den schweizer boden betreten hatte, wollte mit der delegation höchst persönlich an den ort des geschehens gehen. und mit ihnen diskutieren.

auf den spuren der bgb/svp

auf dem klösterli-stutz stellte ich meine kleine journalsitInnen-truppe auf, vor dem von-werdt-denkmal, wo auch bcb zwei tage zuvor gesprochen hatte, erklärte ich den gästen die geschichte der svp: von der traditionellen bgb war zuerst die rede,

wie sie als berner bauernpartei gegründet wurde,
wie sie sich im zentrum positioniert hatte,
wie sie sich gegen sozialismus und kapitalismus abgrenzte,
wie sie zur regierungspartei im kanton aufstieg, und wie sie es schaffte, in die landesregierung aufgenommen zu werden, um die bürgerlichen reihen gegen links zu schliessen.

doch auch von der neuen svp, der nachfolgepartei der bgb, war sprach ich

die in die 80er jahre neu begründet wurde,
die im kanton zürich rund um christoph blocher entstand,
die mit eherecht, steuerstaat und autobusen vergeblich aktionsfelder suchte, und
die schliesslich 1992 in der frontstellung gegen den ewr und die europäische union ihre neue themenbasis für das nationalkonservative zielpublikum fand.

seither ist das in der schweiz eine erfolgsgeschichte, schloss ich meinen exkurs, der namentlich 1999 in den katholischen gebieten der schweiz zu neue wählerstimmen führte, und 2003 der partei auch in der romandie einen bisher unbekannten höheflug brachte. 2007 schloss ich, will die neue svp jetzt auch die meist von links her regierten städte erobern, und genau so symbolisierte sie auch ihren wahlkampftag vom 6. oktober des wahljahres.

dann gings, wie an diesem 6. oktober auch, den klösterli-stutz hinauf, beim bärengraben bogen wir rechts ab, überquerten wir die grosse aarebrücke, genauso wie die svp das zwei tage zuvor auch gemacht hatte. auf der höhe der nydegg-kirche blieben auch wir stehen, um einen moment inne zuhalten. das fast unbekannte schild, das genau dort aufgestellt ist, um die aufnahme der stadt bern ins unesco-welterbe zu dokumentieren, nahm ich für meinen zweiten exkurs zum anlass.

die problematik des zähringischen stadtgrundrisses für die gegenwart

es ging um den grundriss der zähringerstädte, der so schön und verändert wie in bern nirgends mehr zu erkennen ist, und eine der wesentlichen begründungen war, die stadt ins welterbe aufzunehmen. anders als die unesco interessiert wird uns für die polizeitaktischen konsequenzen dieses stadtgrundrisses. meist 23 meter ist die hauptgasse in bern seit 1191, und seit dem 15. jahrhundert nehmen die lauben noch etwas davon für sich in anspruch. die nebengassen sind noch viel enger, für den durchmarsch einer demonstration gänzlich ungeeignet. das alles weiss man eigentlich seit der stadtgründung, und seither kann man auch pläne schmieden, wie man den durchmarsch gewährleisten oder auch stoppen kann. jedem teilnehmenden an diesem abendspaziergang war klar: das kann nur durch die mitte gehen, und diese einbahn muss scheitern, wenn sich jemand gut organisiert entgegenstellt!

wusste die polizei nichts davon?
oder war das eine bewusste provokation?
hätte die konfrontation wirklich vermieden werden können?
hätte man den stadtumzug auf eine platzveranstaltung vor dem parlamentsgebäude reduzieren müssen?
was war die einschätzung der svp?
warum war bundesrat blocher dabei, nicht aber bundesrat schmid?

all diese fragen ergaben sich auf dem weiteren rundgang durch bern automatisch. und wurden von allen seiten her diskutiert.

die demokratiegeschichte der schweiz

fast wäre dabei der gewohnte stadtrundgang untergegangen. doch auch der gibt mit der entwicklung der demokratischen institutionen im 19. jahrhundert eine antwort. und so behandelte ich

die liberalen kantonsgründungen,
das bündnis der bürger und der bauern,
die radikalisierung der intellektuellen an den universitäten,
die gründung des bundesstaates als föderalistische republik mit einer repräsentativen demokratie,
die demokratische bewegung gegen die neuen barone in wirtschaft und staat, die institutionalisierung der referendumsdemokratie,
die machtbalance des freisinns mit der teilweisen teilweise integration der opposition,
die zulassung der volksinitiative zur verfassungsänderung,
der aufstieg der gewerkschaften und der sozialdemokratie,
die einführung des proporzwahlrechtes nach dem generalstreik und
die geburtsstunde der eben beschriebenen bgb.

damit war der bogen geschlossen. wir hatten den bundesstaat, das wahlrecht, die volksrechte und die vier regierungsparteien. doch jetzt brauchten wir noch die gesamtschau,um zu verstehen, unter welchen bedingungen das zusammengeht.

meine these zur schweiz von gestern und morgen

“ist die schweizer demokratie gefährdet, wie man an diesem tag in den zeitungen lesen konnte?”, wollte man von mir wissen. “nein”, antwortet ich, “die steht, wie in stein gehauen, … wenn man die einsichten, wie das politische system der schweiz funktioniert, nicht vergisst.”

und so war ich, wie immer, zu meiner these der stadtführungen zur demokratiegeschichte: die beiden bürgerlichen zentrumsparteien fdp und cvp, die ihre wurzeln im 19. jahrhunder haben, können nur im ständerat gemeinsam die mehrheiten bestimmen, im nationalrat sind sie schon lange einzeln und gemeinsam zu schwach. rechte und linke parteien, die im 20. jahrhundert entstanden, geben hier die themen vor und heute auch den ton an. 1959 führte man als ausgleich zwischen den kräften das regierungssystem ein, das auf der konkordanz basiert.

die plurikulturelle zusammensetzung der schweiz erfordert das.
die institution der volksrechte, die der opposition von fall zu fall breiten spielraum geben, veerlangt danach.
und genau dieser zwang hat der schweiz in der nachkriegszeit einen unvergleichlichen wirtschaftsaufschwung gebracht, der ohne inneren frieden nicht möglich gewesen wäre.

konsensdemokratie, wie sie bis in die 70er jahre gepflegt worden ist, braucht es hierfür nicht mehr; die vielfältige schweiz ist der einfältigen regierungsweise längst entwachsen. das heisst aber nicht, dass sie die prinzipien der konkordanz verlassen sollte: der wettbewerb der verschiedenen politischen kräfte bewahrt es vor einseitigkeiten und erstarrungen, – aber nur solange wie die grundprinzipien der konkordanz, der zusammenarbeit zum vorteil aller, gewahrt bleiben.

genau das diskutierten wir gemeinsam auf jenen plastersteinen an der kramgasse, die zwei tage zuvor so oft fotografiert wurden, dass sie das bild der schweiz auf der ganzen welt neu zeichneten.

der dank aus dem ausland und aus der weltwoche

die teilnehmenden dankten rundgang durch bern, seine geschichte und gegenwart herzlich. ich habs gerne entgegen genommen; denn das ist sinn und zweck des stadtwanderns:

auf der höhe der zeit sein,
ohne zu vergessen, woher man kommt,
um zu ahnen, wohin man geht!

upe. von der wewo scheint das indessen gar nicht interessierte zu haben. er erkundigte sich nicht bei mir, was ich gemacht habe, nur bei der präsenz schweiz, was der stadtquerung gekostet habe gekostet habe.

hier die antwort des sog. verdingbuben: 50000 – rappen, nicht franken!

stadtwanderer

itze afoo! (jetzt anfangen)

“itze längts”, riefen gestern svp-nahe bürgerInnen der stadt bern auf. sie versuchten damit, die stimmung, die nach den krawallen zum verhinderten svp-umzug auf dem berner bundesplatz entstanden sind, über den kommenden wahlsonntag hinaus in berner wahljahr ’08 zu übertragen.

ganz anders reagieren heute 500 jugendlich: “itze afoo” ist ihr motto. statt aufhetzung unterschiedlichster lebenswelten gegeneinander, reden sie der kulturverbindung das wort.


ethnopoly ’07 – ein augenschein beim verbindenden mittagessen auf dem friedlichen bundesplatz (fotos: stadtwanderer)

ethnopoly ’07 heisst ihr projekt. im prospekt, den der stadtwanderer auf dem bundesplatz erhält, heisst es: “die grosse kulturelle vielfalt in der schweiz kann nur dann positiv genutzt werden, wenn von verschiedenen seiten anstrengungen unternommen werden, ein friedliches und respektvolles miteinander im dialog zu suchen.”

und genau dieser dialog soll heute spass machen: von morgens 9 uhr bis abends 17 sind 500 jugendliche aus dem 7. bis 9. schuljahr in vierergruppen als kleine stadtwanderer unterwegs. ihnen zur auswahl stehen rund 80 posten. an jedem dieser stationen leben menschen mit unterschiedlichsten politischen hintergründen; sie gewähren den interessierten jugendlichen einblick in ihre wohn- und lebenswelt in der stadt. je nachdem, wie die reaktionen sind, werden die schülerInnen-gruppen entlöhnt: selbstverständlich in ethnos!

ziel der aktion, deren hauptträger der “verein sport – the bridge” und die african mirror stiftung sind, ist es, die menschen zusammen zubringen, die sonst nur vom hören-sagen von einander wissen. das unterstütze ich voll und ganz, denn auch ich weiss: das kann positive emotionen schaffen, und es kann das bewusstsein dafür fördern, dass jede stadt ein sammelsurium der kulturellen vielfalt ist.

trotz vielfältiger belastungen habe ich deshalb heute über mittag einen eigenen augenschein von ethnopoly genommen. vergnügte jugendliche habe ich da vor dem bundeshaus getroffen, fast mehr als an der jugendsession, die farbenfroh und lustvoll miteinander zu mittag assen, – der wohl immer noch spannendsten und verbindendsten form des zusammenlebens unter menschen, die durch politische absichten nicht getrennt werden!

stadtwanderer

gut gelaunt

sie strahlt. eben ist ihr der coup des tages gelungen. doch heisst sie nicht doris leuthard. vielmehr ist sie eine der vielen frauen, welche die erneuerte cvp repräsentieren.


wahlkampf im zeichen der schafe: die parodie des svp lieblingsthemas durch cvp-frauen
fotos: stadtwanderer, anclickbar

weisse schafe gibt es nicht nur in einer partei

mit einige tausend anderen kam eine gruppe von zürcherInnen nach bern, um den erwarteten wahlsieg der cvp schon mal vorweg zu feiern. mit dabei hatte man ein transparent: “Mut beginnt im Kopf – auch nach über hundert Jahren”. im hintergrund sah man eine luftaufnahme zürichs.

zürich? das ist doch zwinglis reformationsvorbild, dem gegner der katholiken! und der bundes bundesplatz? das ist doch das symbol des bundesstaates, dem schandfleck für die föderalisten? – will die cvp das jetzt alles für sich beanspruchen?, fragt sich da der erstaunte stadtwanderer.

ja, lautet die antwort und man will erst noch mit humor gewinnen: die strümpfe der dame hinter dem transparent verraten alles! selbstverständlich sind sie orange. aber mit vielen weissen schäfchen bestückt. die trägerin ist mega-stolz auf ihre parodie des vorherrschenden wahlkampfthemas, und zeigts dem stadtwanderer demonstrativ. der ist nicht eben verlegen und antwortet mit seinen socken: nein, nein, keine cvp-strümpfe! aber solche aus schweden, mit hälge, dem schrägen elch aus dem norden. und macht ein szenenbild: das grosse lachen bleibt dabei hängen, genauso wie das wort mut auf dem transparent.


cvp wahlkampf 2007: doris leuthart mit bühne, cvp-lerin mit kind, lukrezia meyer mit bodygards
fotos: stadtwanderer, anclickbar

die mutigeren cvp-frauen

genau diesen mut spürt man bei der neuen cvp: mehr stadt – wenig land. mehr junge – weniger alte. und vor allem: mehr frauen – weniger männer. das alles schwebt über der wahlveranstaltung auf dem bundesplatz. neues parteimaskotchen könnte sie sein: mitten in der menschenmenge ist die fau von kopf bis fuss mit den parteifarben gekleidet und gefärbt. und sie demonstriert, – allein, nur mit dem kinderwagen und dem parteinachwuchs.

den ballon, den er trägt, hat frau sicher von beatrice wertli, der ehemalige medienchefin der partei erhalten. heute ist sie für ballonblasen zuständig ist. selbst dem stadtwanderer will sie einen umbinden. doch der winkt ab: er sei schon über 50, gehöre also nicht zur generation “cvp-zukunft”!

nicht alle frauen haben es leicht, im gegenwärtigen cvp-rampenlicht zu stehen. nationalrätin lukrezia meyer ist seit dem berühmten 5. september, als sie mit der gpk bundesrat christoph blocher angriff, zielscheibe vielfältiger anfeindungen geworden. übermütig sei sei gewesen, wirft man ihr vor. selbst heute, an der cvp-eigenen wahlveranstaltung, müssen drei bodygards sie beschützen. nicht dass sie in der partei stark umstritten wäre! aber man weiss nie, wer sich in solche veranstaltungen einschleicht umso rechnung zu begleichen.

den stadtwanderer begrüsst die sanktgaller nationalrätin freundlich. das gespräch kommt rasch auf den punkt: die letzte blick-umfrage, die der cvp verluste vorhersage, – was ist mir der? die sei genau am tag der sondersession zum gpk bericht gemacht worden, als rechts und links nochmals das terrain blocher besetzten. interessant! der blick habe den kontext er erhebung jedoch ausgeblendet. noch interessanter!! und lukrezia meyer für das schwache ergebnis verantwortlich gemacht. höchst interesseant!!!

natürlich gäbe es das neue selbstbewusstsein der frauen in der cvp ohne doris leuthard, auch auf dieser seite keine unbekannte, nicht. seit sie im bundesrat ist, ist sie beliebter denn je.. sie erscheint mir aber nicht mehr so unbelastet-unbeschwert. geblieben ist ihre talent, als magnet zu wirken, der die aufmerksamkeit im wichtigen moment auf die wichtige botschaft focussiert: “eine schweiz mit herz”, verkündet ihr leuthard’s cvp fürs traditionelle gemüt. “stopp arbeitslosigkeit – die schweiz braucht euch alle”, steht gross über der bühne, die fast schon an einer veranstaltung der gewerkschaften stehen könnte. und die volkswirtschaftsministerin erklärt den gierigen medien: “die bilder vom letzten wochenende schrecken investoren ab. es braucht eine sammlung der liberalen und sozialen kräfte im zentrum, damit es mit der schweiz vorwärts geht!”


was nur soll aus ihnen werden? erfolgreiche generalsekretäre, traditonelle fussvoll und mitte, oder gemeinderäte in bern …
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die vorsichtigeren männer

ein journalist von einer gratiszeitung neben mir lästert schon mal kurz: politmarketing in reinkultur, betreibe man da. schleichwerbung für adecco, sei das. und wegen den paar stellenvermittlungen, werde das arbeitslosenproblem nicht wirklich behoben, bringt er es auf den gegenpunkt.

doch solch berufsbedingter skeptizismus lässt die cvp heute kalt. man provoziert nicht. man baut an der zukunft. und man kann sogar den angekündigten und erkrankten gölä mit der rockgruppe gustav aus dem freiburgischen ersetzen. der heizt die stimmung mehr an, als es gölä wohl gemacht hätte: flippt aus, wird umjubelt. dankt und kriegt die zugabe, als könnten die gewonnen sitze bei den kommenden wahlen schon grosszügig verteilt werden!

der letzt cvp-general, dem das 1979 gelungen ist, steht am rande der veranstaltung. die gesundheit hat hanspeter fagagnini ein wenig zugesetzt. doch er uns eine frau lassen sich die organe revolution, die in bern gerade stattzufinden scheint, nicht entgehen. der altmeister der wahlanalyse erklärt sofort: zu seiner zeit habe es noch stammwähler mit geschlossenen weltbildern gegeben. da habe man darauf verzichten können, politische werbung für die wähleransprache zu machen. eine million für eine nationale kampagne habe immer gereicht. heute seien fünf nötig, oder gar 15, wie bei der svp! die säkularisierung der gesellschaft habe der cvp zugesetzt. hybrid seien die wertkombinationen von heute. deshalb habe man auch in seiner partei korrigieren müssen. er hoffe nur, man habe nicht zu viel des guten gemacht.


was fordern? urs schwaller, der fraktionschef, möchte den bundeskanzlerposten für die cvp, während der parteipräsident, christophe darbelley nach den wahlen einen zweiten bundesratssitz bevorzugt
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wahlkampf im casino

dann trennen sich die weg der cvp und des stadtwanderers von bern. von den amüsant-anspruchsvollen gesprächen, hat genug aufgenommen. die farben- und lebensfrohen eindrücke nimmt er jedoch gerne mit. denn er ist nicht unglücklich, dass es auch während des laufenden wahlkampfes möglich bleibt, auf dem bundesplatz friedliche platzveranstaltungen durchzuführen. eine woche hatte er schreibhemmung. nun ist sie wieder weg!

die erneuerte cvp wiederum geht, angeführt von christophe darbelley und urs schwaller, ins berner casion. dort wird man den letzten parteikongress vor dem 21. oktober abgehalten.

genau da, wo huldrich zwingli vor 479 jahren den berner kleinrat von der reformation überzeugte. genau da, wo man am olitischen institut der berner akademie vor 214 jahren die philosophie der revolutiären zeit entwickelte. und genau da, wo vor 159 jahren der erste nationalrat des liberalen bundesstaates tagte.

“Mut beginnt im Kopf – auch nach über 100 Jahren”, erinnert sich der stadtwanderer an das transparent am anfang der demo und notiert sich: der traditionellen cvp wäre es nie in den sinn gekommen, genau da auf den erhofften wahlsieg anzustossen. ganz anders die hypbride cvp: sie strahlt ob ihrem coup um so mehr gut laune aus!

stadtwanderer

mein erstes gummischrot

es knallt. die luft zischt. mein bein schmerzt. gummischrot hat mich getroffen.

es ist samstag, 6. oktober 2007, zirka 15 00. zum ersten mal in meine leben trifft mich ein geschoss aus einem gewehr.


foto: stadtwanderer

wenige sekunden davor war ich an der ecke kreuzgasse/kramgasse in der berner altstadt gestanden. beim passieren der quergasse hatte ich linkerhand schemenhaft polizeigrenadiere vor dem rathaus erkannt. zeit zum reagieren blieb mir keine. ich duckte mich intuitiv, als die bedrohung nahte und wich zurück. die alte stadtapotheke schützte mich. ich lehnte mich an die mauer und schaute nach meinem bein. nur ein streifschuss, gott sei dank!

wie fast jeden samstag war ich an diesem tag als stadtwanderer unterwegs. beobachtend. ich wusste um den speziellen anlass. und ich wurde auch genügend gewarnt. doch musste ich in die stadt, den moment, in dem politik gemacht wird, selber erleben, um ihn in meinen führungen authentisch erzählen zu können. ein bekenntnis war damit nicht verbunden.

bern bundesplatz

mein erster besuch gilt dem berner bundesplatz. mittag ist vorbei. die marktstände werden abgeräumt. die bühne für den svp-höhepunkt im wahlkampf 2007 wird frei gemacht: “svp wählen, heisst blocher stärken”, steht über dem aufgestellten podium. darauf probt das orchester schon mal. freude soll herrschen, wenn der parteieigene umzug durch die stadt auf dem platz der eidgenossenschaft ankommen wird. die eigene prominenz aus dem bundesrat soll dann zum eigenen volk sprechen, um es für den schlussspurt in den angehenden wahlen zu motivieren.


foto: stadtwanderer

als ersten treffe ich thomas fuchs, den medienschlauen stadtpolitiker, der für die svp in den nationalrat will. er trägt den gelbgrünen veston des svp-eigenen ordnungsdienstes. er wirkt ruhig und gespannt zugleich. wir wechseln ein paar worte. er sorgt sich um betrunkene, welche die wahlfeier stören könnten. direkt vor dem bundeshaus bauen seine gehilfen stände für die verpflegung nach getaner arbeit auf. selbst eine übergrosse milchkanne wird aufgerichtet. ein wenig nostalgie an die gute zeit der berner bauren-svp schwingt da sicher mit.

doch ich bleibe nicht stehen, es geht weiter an die kochergasse: rechts von mir das vbs-hauptquartier. was geht in samuel schmids bundesratskopf jetzt wohl vor? sein kommunikationschef, jean-blaise defago, hat auf dem bundesplatz eben mit hermann weyeneth, dem frühern kantonalpräsidenten der berner svp, verhandelt. spricht er, oder spricht er nicht? in den letzten tagen schossen die gerüchte dazu nur so ins kraut: mehr abgrenzung von den rechtsextremen, fordere seeländer magistrat, konnte man hören. mit der provozierende svp à la blocher habe der verteidigungsminister nichts mehr gemeinsam, schimmerte hie und da auch durch. doch ich lasse das spekulieren. am casino vorbei gehts die herrengasse hinter zur gegenveranstaltung.

bern münsterplatz

das münster strahlt in hellem licht. doch der turm wirft seinen schatten über den platz. “ganz fest gegen rassismus”, prangt über der bühne. wie entschieden man sein soll, zeigt das schwarze schaf im hintergrund. es schnaubt vor wut. und es ist zum gegenangriff auf die vorherrschende partei im land bereit.


foto: stadtwanderer

die stimmung auf dem platz ist gemässigter als auf dem podium. man steht herum, in kleinen gruppen, und sieht sich geistesverwandte suchend um. oder man sitzt auf dem boden und schwatzt mit der nachbarin. das eine oder andere bier wird gekippt, aber nicht in rauhen mengen. man will nicht unnötige probleme an der unbewilligten demo.


foto: stadtwanderer

“aha, die politische forschung ist auch da”, witzelt einer. “ja”, antworte ich und schaue mich nach den plakaten um. “Nicht wählen heisst wählen”, steht auf einem transparent. mich schauderts. und vor dem münster wartet der tumuli-banner, belegt mit einem megaphon, auf seinen einsatz.

bern klösterli-stutz

darauf wartet auch das svp-volk. mit zahllosen bussen ist es aus dem ganzen land angereisst. seit tagen hat ihre partei zu diesem umzug mobilisiert. die erwartete zahl von 10’000 gästen wurde am vortag nach unten korrigiert. mit den 5000 liegt man wohl richtig.


foto: stadtwanderer

ein wenig prominenz ist auch da. ihn, auf den alle warten, sieht jedoch man nicht. sein stellvertreter aber ist da: christoph mörgeli steht ungewohnt abseits, sein svp-fähnlein in der rechten hand geparkt, spricht er fast gehemmt mit einer älteren dame. mir ist klar: an medienkonferenzen sieht er motiviert aus.

ganz anders verhält sich toni bortoluzzi. der italoschweizer geniesst das bad in der menschenmenge. er küsst die damen, die er kennt, und sorgt überall für zuversicht. ueli maurer, der parteipräsident, gibt interviews. man rechne nicht mit krawallen, die stadtpolizei sorge für eine reibungslose abwicklung, lässt er sich zitieren.


foto: stadtwanderer

oben auf dem aargauerstalden übt der neue star der svp. der vollamtliche wahlkampfleiter ’07, toni brunner, hat sein bauernvolk mit nach bern gebracht. keine treichel und keine geissel scheint zu hause geblieben zu sein. selbst der uri-stier ist x-fach von den alpen herunter gestiegen. gehandelt wird am aufmarschplatz jedoch mit schafen. man kann sie kaufen, – auf krawatten. und alle sind weiss, bis auf eins. der umzug vom 6. oktober 2007 steht nochmals ganz im zeichen des schafes!

bern altstadteingang

als ich im voraus die route abmarschierte, welche der svp-umzug nehmen wollte, wurde mir trotz fehlender polizeitaktischer ausbildung eines rasch klar: die erste engste stelle vom klösterli-stutz auf den bundesplatz ist gleich nach der dem start, wenn man die nydeggbrücke überquert hat. drei gassen sieht der zähringische stadtplan vor: links durch die junkere, rechts durch die postgasse und gerade aus durch die gerechtigkeitsgasse. die seitengassen scheiden aus, denn sie sind für eine manifestation viel zu eng. also kann man die stadt bern nur erobern, wenn man durch die mitte geht. und genau da stehe ich um halbzwei, als der svp-umzug losgeht.


fotos: stadtwanderer

bis vor kurzem war hier alles ganz normal. selbst die strassencafés am stadteingang waren bevölkert. einzig die zahl schwarz gekleiderter menschen war grösser als sonst. doch dann begannen sie plakate mit dem schwarzen schaf aufzuhängen und strömten blitzartig in zahlreichen, aber kleinen gruppe zur kritischen stelle. als der svp-umzug auf der brücke sichtbar wurde, formierten sie sich gar zum schwarzen block. die blockierer der schweiz sollen selber blockiert werden, hört man als seltene begründung. die meisten schweigen, sind vermummt oder maskiert.

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foto: stadtwanderer

die polizei geht dazwischen, die seitengassen werden mit gepanzerten fahrzeugen gesperrt. zwischen nydegg-brücke und altstadteingang bilden sie einen riegel. die trennung scheint zu klappen. nur die musik von beiden seiten überschreitet sie. das geläut des landvolkes tönt dabei etwas stärker als die pauken der stadtguerilla. ihre zahl aber ist viel grösser als man algemein erwartet hat. und an sympathisantInnen im hintergrund mangelt es ebenso wenig wie an gaffern und passentinnen.

“noch zwei minuten”, ertönt es über ein polizei-megaphon, “dann räumen wir die blockade”. das wort schreckt und überrascht. bis jetzt scheint von da aus, wo ich stehe, kein einziger pflasterstein geflogen zu sein. üblicherweise ist das das signal zum gegenangriff. dann nochmals eindringlich: “In dreissig Sekunden wird der platz geräumt! Wir bitten die Medienschaffenden zurückzutretten.”


foto: stadtwanderer

ich verziehe mich in den nydegghof. die ersten schüsse fallen. tränengas steigt auf und füllt die luft. man beginnt unweigerlich zu heulen. dann knallen petraden selbst an die hauswände und verirren sich als querschläger irgendwohin. die sache wird unübersichtlich. ich renne zum brunnen unter der strasse, um mich zu schützen und zu erholen.

“du wirst sicher wieder schlecht von uns berichten”, feixt mich ein unbekannter in offensichtlicher präventivverteigungshaltung an. “ich glaube, wir haben noch keine säue miteinander gehütet”, erwidere ich und verabschiede mich siezend. danach tut es mir leid, so hart gewesen zu sein. aber die stimmung nach den schüssen ist stark angespannt.

oben auf der svp-seite der brücke gehts schon wieder besser. auch ein gemütlicher tessiner spricht mich an: „sind sie nicht der …?” ich bejahe und kriege komplimente für die bericht im fernsehen. so breit ist das versammelte spektrum also. schliesslich kommt eine aufgelöste nationalratskandidatin der svp auf mich zu. sie wirbt mit dem tandem an der demo. doch was sie eben gesehen hat, liess sie absteigen. sie will von mir wissen, ob es schlimm sei – in der stadt. sie habe angst. ihre tochter sei bei der polizei und müsse sie heute schützen. ob auch schon gummischrot eingesetzt worden sei, will die gestresste frau wissen. ich verneine, etwas gutmütig, wie sich herausstellen sollte.


foto: stadtwanderer

der svp-eigene ordnungsdienst bringt die wende im stellungskampf zwischen freund und feind. der umzug setzt sich wieder in bewegung, aber nicht richtung altstadt. er weist dem volk den weg rechtsumkehrt, den nydeggstalden hinter. roman jäggi, der pressechef der svp schweiz, beruhigt via megaphon: “wir kommen schon noch auf den bundesplatz!” wer den zähringischen stadtplan kennt, weiss dass das uneinlösbare durchhalteparolen sind. davon ungestört bahnt sich das svp-volk ihre eigene bahn. egal, wo das ende des umzugs ist. die treusten unter ihnen halten eine übergrosse fahne mit einem schweizerkreuz schützend über sich.


foto: stadtwanderer

als ich gehen will, tritt beat schori, der führende berner svp-stadtparlamentarier, der den ordnungsdienst führte, zu mir: “sehen sie, die svp ist herr ihrer lage. anders als bei den chaoten in der stadt oben.” ich stimme zu, denn mir ist eines klar: hier hätte es auch eine andere wende geben können!

bern kriegsschauplatz

die schöne berner altstadt sieht in der tat schlimm aus. es wirkt ein wenig wie im krieg. alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde zu barrikaden aufgetürmt. einzelne davon brennen noch. niemand sollte hier durchkommen.


foto: stadtwanderer

hilfsbereite ladenbesitzer versuchen, das feuer mit herbeigebrachten 5-liter-kübeln zu löschen. andere wiederum sind dabei, die strasse vom schutt, der entstanden ist, zu säubern. ein dunkelhäutiger angestellter eines restaurant richtet die sonnenschirme an bers hauptgasse wieder auf. wortlos. ich werde das immer in erinnerung behalten.


foto: stadtwanderer

vergessen werde ich auch nicht, dass es in dieser situation kein entrinnen mehr aus der altstadt gab. denn die polizei hatte sie zwischenzeitlich hermetisch abgeriegelt. an jedem aussgang standen schildmänner- und frauen, die den zugang zum bundesplatz sperren sollten. übermächtige wasserwerfer hinter ihnen waren bereit, bei uneinsichtigkeit für den entsprechenden respekt zu sorgen.

die situation wirkt gespenstig. entsprechend ist mir jetzt zu mute. ich gehe die gasse, die ich sonst fast täglich zum flanieren gebrauche, schnellen schrittes wieder hinunter. ich versuch’s an der kreuzgasse wieder mit dem ausstieg. doch da gerate ich in den gummischrot. erst als ich mich von dem schreck erholt habe, entdecke ich an der ecke kreuzgasse/junkergasse einen kleinen durchgang. ich zögere nicht.

der anblick des friedlichen münsters war beruhigend. ich setze mich vor der schultheissengruft, um mich zu erholen. denn die letzten minuten waren für eine stadtwanderung ungewohnt streng.

bern politschauplatz

eigentlich wollte ich ja auf den bundesplatz. noch wusste ich nicht, dass die schlussveranstaltung schon abgesagt war. noch glaubte ich, da das finale politspektakel des tages mitererleben. doch als ich auf dem platz stand, wird mir sofort klar: daraus wird nichts mehr!


fotos: stadtwanderer

der bundesplatz sah wie nach einem wirbelsturm zerzaust aus. die bühne, auf der am mittag noch geprobt worden war, stand wie leergefegt vor mir. die stände rings herum waren alle zertrümmert. selbst die überlebensgrosse milchkanne lag flach. “thomas fuchs, die gute wahl”, konnte man auf ihrem deckel lesen. der wiederum stand sichtlich geschockt unweit dahinter. sein ordnungsdiensttenue trug er nicht mehr.


fotos: stadtwanderer

wir wechseln erneut ein paar worte. man sei regelrecht überfallen worden, von einigen hundert randalierern, resümiert er meine lage. es seinen einige minuten vergangen, ohne dass die stadtpolizei eingeschritten sei. das werde ein nachspiel haben, droht er, wieder erholter. “Ich kann ja noch verstehen, dass man gegen unsereins demonstriert. Wenn man aber mit eisenstangen auf Musikerinnen losgeht, hört alles auf!”

auf der svp-richter-skala hatte das politische erdbeben, das hier von statten ging, mit sicherheit einen 10er-wert. die innere aufwallung war sichtlich hoch. um ihr raum zu geben, hat die schweizerische svp-zentrale kurzerhand an den klösterlistutz disloziert, wo eine höchst improvisierte schlusskundgebung stattfand. unter frenetischem applaus soll christoph blocher zum parteivolk gesprochen haben. nicht anwesend sei dagegen samuel schmid gewesen. ueli maurer habe ihn kurzerhand ersetzt. “dieser wird in die geschichte des landes eingehen!”, soll man bilanziert haben, ganz so als wolle man sagen: umzug verloren, moral getankt!

die berner svp auf dem bundesplatz wirkte in dieser historischen stunde konsterniert. ursula haller, die thuner gemeinderätin, verliess kopfschüttelnd den platz. simon schenk, der emmentaler volksvertreter, war schon längst in anderer sache unterwegs. hermann weyeneth, der zurückgelassene kantonalpräsident, der, mit einer schwarzen lederkappe ausgerüstet, versucht hatte, bundesplatzherr zu bleiben, war sichtlich deprimiert. “was soll ich machen?”, schrie er in sein handy, sichtlich um instruktionen ringend.


foto: stadtwanderer

andere waren auf dem verwildeten politschauplatz schon längst in die medienoffensive gegangen. walter schmied, ebenfalls abtretender svp-nationalrat, diktierte den staunenden journalisten ins notizbuch: “Die grösste Partei der Schweiz kann keine friedliche Demonstration abhalten. Von gewalttätigen Chaoten sind wir überfallen worden. Die Linken haben uns schutzlos dem Schicksal ausgeliefert. Sie werden büssen müssen!” selbst michael e. dreher, der begründer der verstorbenen autopartei, schien die gunst der stunde nutzen zu wollenm, um aus der politischen versenkung wieder aufzuerstehen. ein bekannter weltwoche-journalist folgte dem comeback aus früheren rechtsaussen.

bern erinnerungsplatz

meine zeit als demonstrant ist lange her. wenn ich mich richtig erinnere, war das 1983 zum letzten mal der fall. den sound von damals habe ich aber immer noch im ohr. so weiss ich, wie es ist, wenn man für sein anliegend demonstrativ in die öffentlichkeit geht. da schwingt power und stolz zugleich mit. seither weiss ich auch, dass jede(r) demonstrantIn, der/die mit ihrem anliegen aufgelaufen ist, einen tiefen frust verspürt und dafür nach erklärungen ringend schuldige sucht und findet.

ich weiss aber auch, dass es in solchen situationen gut ist, das geschehene einen moment lang ruhen zu lassen. mit etwas distanz sieht manches auch anders aus. eskalationen, wie diese vom samstag, haben eine vorgeschichte, ihren handelnden und nutzniesser. dem wird man noch genauer nachgehen müssen. als getroffener, präziser: gestreifter, bin ich dazu noch nicht in der lage.

an diesem abend habe ich nur ein bedürfnis. an der kreuzgasse alles nochmals revue passieren zu lassen, was ich heute erlebt habe, um es später aufzuschreiben. wie durch zufall finde ich dabei, zwischen zwei pflastersteinen eingeklemmt, ein nicht weggeräumtes gummischrot.

so eines, wie das, das den stadtwanderer an diesem 6. oktober 2007 ungewöhnlich tief betroffen und nachdenklich gemacht hat. ich werde es mit meinen erinnerungen an diesen tag aufbewahren.

stadtwanderer

der geist der restauration

niklaus friedrich von steiger war der letzte schultheiss der augsburg. da er tapfer auf englischer seite gestanden hatte, liess der geheimdienst des englischen könig jetzt auch noch sein privatarchiv konfiszieren. bern, seine vaterstadt, hatte gar nichts mehr von ihm, dem einst so wichtigen und stolzen avoyer!

1803 musste napoléon bonaparte persönlich zwischen den neu- und altgesinnten, den französischen patrioten und den englischen royalisten in seiner helvetischen republik vermitteln. der konflikt liess sich zwar noch einmal von oben mediatisieren. doch hatte das seinen preis: die patrizier konnten in ihre städte und dort in ihre alte stellungen zurückkehre.

selbst der tote niklaus von steiger, der ein leben lang für das alte bern gestanden war, wurde repatriiert.


quelle: kurt von steiger: schultheiss niklaus friedrich von steiger (1729-1799). ein leben für das alte bern, bern 1976

die grossdemonstration in der berner altstadt

es war der 17. april 1805. auf antrag der stadt bern war niklaus friedrich von steiger gut fünf jahre nach seinem tod in augsburg exhumiert worden. mit grossem aufwand hatte man ihn nach bern transportiert, wo er erneut beigesetzt werden sollte. die schultheissengruft, seit dem 15. jahrhundert die letzte ruhestädte von adrian von bubenberg, dem stolzen schlachtensieger in murten, wurde dafür sogar geleert. sie sollte hinfort (und bis heute) dem schlachtenverlierer von steiger gehören.

ein grosser umzug durch die stadt formierte sich an diesem tag. über 900 personen, ein zehntel der damaligen stadtbevölkerung nahm am letzten geleit für den toten schultheiss teil.

selbst eine menge landvolk war an diesem tag in die stadt gekommen. deputierte der benachbarten kantone waren geladen, und die würdenträger thuns hatten sich mit ihnen auf dem theaterplatz aufgestellt. sie alle wollten dabei sein, wenn man den sarg mit den verwesenden überresten des grossen vorbildes ins münster tragen sollte.

vom theaterplatz zum münster

um 10 uhr setzte sich der zug vom gesellschaftshaus ober-gerwern am theaterplazt in bewegung. voraus liefen die offiziellen. die trugen die traditionsreichen standesfarben, – und sorgten für respekt auf berns gassen. ihnen folgten die kleinen knaben aus den besseren familien samt ihren lehrern aus den erziehungsanstalten. sie umgaben der sarg, getragen von 24 asugewählten jünglingen der stadt. danach schritt die verwandtschaft durch bern, gefolgt von der geistlichkeit aus der stadt und vom lande. den abschluss des offiziellen teils bildet das offizierskorps, zusammengestellt aus den befehlshabern aller gattungen.

wer darüber hinaus mit der familie von steiger verbunden gewesen war, schloss sich nun dem trauerzug an. wiederum kannte man eine strenge ordnung: die burger zuerst, die einwohner danach, und taglöhner der familie zuletzt.

vom theaterplatz ging es beim zytgloggenturm vorbei die obere gasse hinunter. bei der kreuzgasse bog man nach rechts ab. und vor dem münster wandte sich der ganze zug nochmals nach rechts. erst auf dem münsterplatz wandte man sich nach links, denn dort wartete der stadtrat, um die imposante gesellschaft in empfang zu nehmen.

noch war das münster geschlossen, fast so, als wollte es sagen, wie lange und sehnlichst es auf seinen verstorbenen sohn hatte waren müssen.

als sich die türen des münsters öffneten, waren die frauen gehalten, die bänke in der mitte einzunehmen. die männer füllten die seitenschiffe und die kappellen der stifter aus dem 15. jahrhundert.


der weg des trauerzuges für den schultheissen niklaus friedrich von steiger, teil 1 (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

das politische am begräbnis von steigers in bern

als letztes wurde der sarg ins münster getragen. langsamen schrittes ging man durch die mitte der kirche auf den chor zu. ganz vorne, auf einem katafalk, der mit leuchtern erhellt war, wurde der letzte schultheiss aufgebahrt. alle, die im münster waren, sollten seinen sarg ein letztes mal sehen und bewundern können!

dann ertönte requiem von mozart; es füllte das münster mit emotionen. die eifrigsten sänger und sängerinnen der stadt stimmten ein, um den grossen raum mit ihrer stimme zu füllen. ein würde- und kraftvoller war diese rückkehr des schultheissen auf seines vaters erde.

heute würde man sagen, das sei eine poltische manifestation erster güte gewesen. damals getraute sich aber kaum jemand mehr das im bern auszusprechen. denn tout berne, das altgesinnt geblieben war, holte 1805 zum grossen gegenschlag aus. die aktionen der revolutionäre in der stadt, die seit 1798 im französischen geiste den ton angegeben hatten, sollten nun definitiv der vergangenheit angehören.

die reaktionäre sollte wieder regieren!
die freiheit der privilegierten sollte wieder ihre gültigkeit haben! die gleichheit sollte wieder auf die jene mit herkunft beschränkt werden!
und auf brüderlichkeit, wie es die pariser revolution gefordert hatte, sollte man ab sofort wieder ganz verzichten!

macht vor recht! kraft vor rücksicht! einheit vor vielfalt!, das alles sollte die neuen losungen sein, welche die geschicke der stadt und des cantons bern prägen sollten.

doch der letzte aufklärer spielt nicht mit

doch einer hatte das ganze durchschaut: johannes ith, ein aufgeklärter theologe, der geistige vater der patrioten im französischen sinne, war immer noch dekan der akademie. und an ihm war es traditionsgemäss, die lobrede für den verstorbenen zu halten.

ith wusste, dass das hier kein normales leichenbegräbnis war, auch nicht das eines der vielen stadtherren. ihm war klar, dass das die politische wende in seiner stadt symbolisieren würde!

doch er blieb standhaft. er verleugnete seine ideal trotz des überwältigenden druckes in der bevölkerung nicht. er hielt mit kritik an der wieder erstarrten stadt in seiner lobrede auf den zurückgekehrten schultheissen nicht zurück. diesen verabschiedete er zwar in ehren, aber auch als repräsentant eine zeit, die keine zukunft haben würde.

die trauerschäfchen waren geschockt. einer, der durch sie zu amt und würden gekommen war, sollte sie ausgerechnet in dieser stunde der rückbesinnung verraten!

unmut kam in dem zum bersten gefüllten münster auf. trotz strengsten vorschriften zum verhalten während der trauerfeier standen die ersten auf, um sich zu empören. einzeln verliessen gar die kirche, um vor den türen über den dekan schimpfen. viel zu viel habe der akademiker gesagt! viel zu lange habe der professor gesprochen! und stillos sei der revoluzzer gewesen, hörte man auf dem münsterplatz.

den staatsakt für die verbreitung seiner politischen botschaft missbraucht zu haben, das haftete johannes ith nach diesem tag in seiner stadt unwiderruflich an.


der weg des trauerzuges für den schultheissen niklaus friedrich von steiger, teil 2 (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

die lange dauernden folgen der demonstration

johannes ith sollte recht bekommen. 1805 kehrte mit dem toten schultheissen der geist der vorrevolutionären gesinnungen nach bern zurück.

karl ludwig haller, der reaktionär und royalistisch gesinnte denker der stadt, gleichzeitig auch der indirekte nachfolger iths an der neu begründeten akademie, sollte der europäischen epoche von 1815 sogar den bis heute gültigen namen geben. die zeit, die die erst im revolutionären 1848 endete, heisst unverändert “restauration”.

genau die restauration, deren geist am 17. april 1805 in der berner altstadt ihren anfang nahm.

stadtwanderer

als ich ein schwarzes schaf war

es ist der 3. oktober 2007. der tag, an dem die sondersession der eidgenössischen räte zum gpk-bericht stattfindet. 4 wochen hat uns das thema in atem gehalten; 4 wochen des wahlkampfes hat es hat es besetzt gehalten; 4 wochen hat es emotionalisiert und auch mich politisiert.

wie fast jeden morgen mache ich mich auf den weg in die stadt. es geht, vom berg, wo ich wohne, hinunter an die aare. zu den schafen. denn ihnen gegenüber hält das postauto.


die ersten lebewesen am morgen des 3. oktober 2007 (foto: stadtwanderer, anklickbar)

die schafe! wie haben sie uns nur beschäftigt. die uno-menschenrechtskommission hat verlangt, das svp-plakat zu entfernen. entrüstet hat man sich bei den nationalkonservativen: “wehret dem feind!”, hat man gerufen; und dennoch waren sie auffällig schnell verschwunden.

die schafe vor mir sind gottseidank alle weiss. keines ist schwarz. keines gibt anlass zu spekulationen, was man damit alles meinen könnte: einfach verbrecher? oder gar verbrecher mit einer bestimmten hautfarbe? – auf jeden sollte man sie bannen, sich rein halten, gegenüber den andersartigen, war jüngst der tenor!

“ich war hier das schwarze schaf; doch jetzt werde ich weiss und brav!”, schrieb ich bei meiner matur in mein notizbuch, als ich auf meine gymnasiumszeit zurückschaute. sie hat mir den zugang zum studium gebracht; darüber bin ich froh. aber sie hat mir schlecht getan. denn ich habe drastisch erlebt, was es heisst, nicht dazu zu gehören, ausgeschlossen zu werden.

ich war redaktor der schülerzeitung, der inoffiziellen: “zeus” hiess sie, so wie der göttervater der griechen. die offizielle hiess “puma”, politisch unabhängige mittelschüler aarau. die trug auf ihre weise etwas zur politischen bildung bei. sie erklärte uns begriffe wie amerikanismus, antikommunismus, antitotalitarismus. doch wurde man den verdacht nicht los, das, was sie schriebe, sei anti-kommunistisch und pro-amerikanisch und selber totalitär.

ich kannte die texte, die man ohne quellenangabe abgedruckt – und manipuliert – hatte. ich veröffentlichte in unserer schülerzeitschrift, was man gestrichen hatte. ich wollte zeigen, wie man aus lexikonerklärungen durch weglassungen politische kampfbegriffe geschaffen hatte.

das hat man mir in der schulleitung, in bürgerlichen politikerkreisen, bei meinen konservativen kommilitonen dauerhaft übel genommen. als gebildet-gefährlich galt ich hinfort; als belesen-bewaffnet, kam ich den andern jetzt vor.

und sie haben mich ausgegrenzt und observiert. bis ganz hinauf, selbst der selbsternannte staatschützer ernst cincera beschäftigte sich mit mir.

seither weiss ich, wie fein die mechanismus beginnen, die zum ausschluss aus der gesellschaft führen. und seither weiss ich auch, dass schwarze schafe im übertragenenen sinne nicht einfach schwarz geboren werden, sondern zu solche werden. da ist aktio und reaktio gleichermassen beteiligt.

ohne ihre vertreiber gibt es keine schwarzen schafe an sich. —

ich schiesse noch rasch ein bild, – von meinen unschuldigen weissen schafen, die, hungrig wie sie jeden morgen sind, am liebsten über den hag fressen. sollen sie doch!

dann kommt das poschi, das mich in die stadt fährt. kein mensch spricht heute mit mir über die schafe. niemand interessiert sich für meine deutung: rassistisch ist das plakat der svp nicht per se, der national-konservative charakter der restauration spricht aber aus ihnen. die errungenschaften des rechtsdenkens, das mit der französischen revolution entstanden ist, sind so bedroht!

was ich von der debatte zum “geheimplan gegen blocher” erwarte, werde ich dafür gefragt. ich antworte: da sind die rollen der treiber, getriebenen, selbsttreibenden und selbstgetrieben so verteilt, das wohl noch über den tag hinaus eine breite grauzone der interpretationen bleiben wird.

stadtwanderer

Les cultures politiques de la concordance

La salle du Conseil fédéral – Dernière étape de mon tour d’horizon de l’histoire de la démocratie suisse

Nous y sommes enfin: la salle du gouvernement suisse. Une fois par semaine, le Conseil fédéral siège dans cette salle. Il décide de la politique. Ici, on discute des affaires d’Etat et on prend position aux interventions du parlement. Et ici, on décide de la direction que doit prendre la Suisse.

Le premier Conseil fédéral de 1848 était composé que de radicaux-libéraux. Tous les sept membres étaient de la même tendance politique. En 1891, on intégra pour la première fois une petite partie de l’opposition. On inséraint un représentant catholique conservateur dans le gouvernment radical-libéral. Les anciens adversaires du “Sonderbunds-Krieg” font dès lors parti du même gouvernement au niveau national: Aujourd’hui ce sont le PRD et le PDC. Avec l’introduction du principe de la proportionnalité pour l’élection du Conseil national après la permière guerre moniale tout commença a changer: Deux partis firent leur ascension, le PS actuel et l’actuel UDC. Le parti des paysans UDC fut rapidement intégré dans le gouvernement. Ce fut plus difficile pour l’intégration du PS. Aujourd’hui ce sont le deux plus grands partis politiques au parlement.

Depuis 1959, tous ces quatre partis sont représentés au sein du Conseil fédéral. A l’époque, les démocrates chrétiens qui avaient trois membres aidèrent le PS à s’intégrer le gouvernement. Cette manoeuvre n’était pas dépourvue de tout intérêt : Le PDC voulait casser la majorité qu’avaient le PRD (3 membres) et l’UDC (1) au Conseil fédéral. Le PDC renonça alors à un siège et aida le PS à conquérir un autre siège du PRD. C’est ainsi qu’est née la formule magique : 2 PRD, 2 PDC, 1 UDC ; 2 PSS. Pour le PDC ça signifiait de grands efforts de médiation. Avec les partis bourgeois, il a réalisé la politique financière et économique alors qu’il formait la majorité avec le PS et menait avec lui la politique sociale et le service public.

En 2003, pour la première fois on a changé la composition du Conseil fédéral. Le PDC perdit un de ses sièges en faveur d’une UDC renforcée. Depuis lors, l’UDC et le PRD ont de nouveau la majorité au gouvernement. Le PDC et le PS, vainqueurs de 1959, sont désormais minoritaires. On ne parle plus de la formule magique. C’est comme si la magie avait disparu. Il n’en est resté que la formule. On parle encore et toujours de la concordance arithmétique, de la représentation des forces politiques au gouvernement par rapport à leur nombre d’électeurs.

Nous ne savons pas si ça va encore changer en 2007. Les Verts montent en force. Ils pourraient être le cinquième parti à entrer au gouvernement suisse. De l’autre côté, le PRD semble avoir de lapeine à se maintenir. Il pourrait perdre un autre mandat. Enfin, Christoph Blocher, qui représente l’UDC conservatrice nationaliste est très contesté.

On discute acutellement le statu quo, mais aussi d’autres modèles: la coalition, sans l’UDC, ou sans le PS, par exemple, ou l’intégration des Verts, en diminuant le PRD. Finalement, il y a des ambition du PDC de reprendre un siège de ce partis.

Les élections auront lieu le 12 décembre au sein du nouveau parlament. Nos ne voulons pas spéculer ici mais seulement comprendre le système, comment il a émergé et peut-être savoir ce qu’il en sera.

L’idée de la concordance au gouvernement a deux origines différentes : d’abord la deuxième guerre mondiale, puis l’évolution de la Suisse. Commençons avec la période entre 1939 et 1945.

Durant la guerre la démocratie fut en quelque sorte suspendue. En 1939 on renonça à tenir des élections parlementaires et les votations populaires n’étaient tout simplement pas faisables. En 1943 on put élire de nouveau et en 1947 on vota pour ou contre un retour à la démocratie directe. Le Conseil fédéral de l’époque était contre ce retour. Il préférait un système de démocratie représentative avec gouvernement et opposition. Mais le peuple ne céda pas. Il vota pour le retour de la démocratie directe. Il renforça la gauche oppositionnelle et approuva la création de nouveaux projets sociaux. La démocratie sociale était née et en 1959, le PSS -qui avait d’ailleurs collaboré au régime des pleins pouvoirs de l’Etat pendant la guerre mondiale- fut intégré au gouvernement national. Par contre on refusa, la même année, de donner des droits politiques aux femmes. C’était la naissance de formule magique.

La culture d’un gouvernement de concordance a presque tout à fait disparu aujourd’hui. Les femmes ont acquis l’égalité politique en 1971. Elles sont aujourd’hui représentées dans tous les organes. Notre chancelier fédéral est une chancelière fédérale. Et notre président du conseil fédéral est une conseillère fédérale. Aussi, la coopération au sein du conseil fédéral a changé de forme. Le consensus se fait de plus en plus rare ; depuis 10 ans on doit souvent voter dans cette salle et des coalitions de plus en plus identiques se forment. Celui qui perd ne garde plus sa rancune pour lui même. On préfère aller dire son avis divergent en public. Les médias répercutent ces avis avec plaisir et nous les citoyens finissons par savoir qui a voté quoi, pour ou contre qui. Le Conseil fédéral est devenu comme un mini parlement des poids lourds.

Et pourtant il n’est pas devenu plus aisé de gouverner ce pays. En 2003/2004, alors que le gouvernement était majoritairement du centre-droit, le Conseil fédéral a vu 8 initiatives qu’il soutenait être refusées. Ça n’était jamais arrivé dans l’histoire de la Suisse. Et cela a eu des conséquences. Le Conseil fédéral en tant que collectif prend beaucoup plus de précautions dans ses déclarations de manière à ce qu’il gagne dans les votations. Depuis que ces précautions ont été prises, la côte de succès des autorités remonte vers le haut.

Cependant, si Christoph Blocher n’était pas réélu au gouvernement le 12 décembre, son parti envisage d’entrer en opposition. Ce serait aussi la fin de la formule tout court. Ce serait le passage à un système de gouvernement contre opposition. Les expériences que la Suisse a eues de la combinaison de la culture politique anglosaxonne avec la sienne propre ne sont pas positives. Le mélange d’un gouvernement avec une opposition qui possède des droits populaires forts conduit tôt ou tard à une situation politique instable. L’UDC dans l’opposition, avec à sa disposition les armes de la démocratie directe, pourrait rendre ce pays ingouvernable dans un petit laps de temps.

Les commentaires actuels, fait par les politologues, ne sont pas d’une unanimité: l’argumentation de la majorité d’entre eux est, deux choses sont essentiel:

Premièrement, l’intégration der force politique important au gouvernement et aux autres instiutions importante, pour modérer les conflicts essentiels,;
Deuxièment, la variabilité de majorité au gouvernement, pour que tous les alliance sont forces de collaborer et de chercher le consensus entre les représentant principales des partis politiques.

Deux autres thèmes sont discuter plus controverse: d’abord l’obligation d’un programme commun pour les partis représenter au gouvernement, et, enfin, la réduction de référendum contre des lois, soutenue par les partis gouvernementaux.

Ce sont les instructions de la science, peut-être plutôt fonctionaliste. Une autre leçon a tirer, c’est celle de la concordance dans la société. La Suisse a vécu cinq guerres civiles: entre les régions, entre les confession, entre les langues, entre les cultures de tradition et de modernité, et entre les pols du conflict social et economique. Tout cela a laissez des fossés profondes dans la societé comme dans le paysage politique..

La concordance n’est pas seulement un méchano pour le fonctionnement des gouvernement. C’est aussi une stratégie de pacifier le pays pluriculturelle. Des mouvements socials ou politique ont contribué à l’histoire à la recherche de l’équilibre entre les régions, les confessions, les langues ainsi qu’entre les couches sociales. Ils ont renforcé la Suisse. Ils sont la base même de la culture de concordance. Depuis que nous ne sommes plus seulement une démocratie représentative mais aussi une démocratie directe, l’impératif de concordance s’est fait incontournable.

C’est ça le message que je voulais vous transmettre aujourd’hui.

Je conclus avec les paroles de Friedrich Dürrenmatt, homme de lettres bernois, qui a dit à Vaclav Havel que : « La Suisse est une prison où chaque prisonnier fait preuve de sa liberté en étant lui-même son propre gardien »

A suivre!

Enfin la démocratie directe

La place fédérale – Septième étape de mon tour d’horizon de l’histoire de la démocratie suisse

Nous nous trouvons maintenant sur la place fédérale. Elle été inaugurée en 2004 après rénovation. Elle symbolise la nation suisse avec ses Etats, les cantons. Ils sont représentés ici par les 26 fontaines. Ceux-ci ne sont qu’une source, la fondation c’est ce ciment fait en pierre qui vient des alpes.

Le radicalisme de 1848 n’était pas un parti uni. C’était un mouvement avec beaucoup de tendances. A l’heure de construire un nouvel Etat, les tenants de ces tendances commencèrent à se diviser.

Jakob Stämpfli, un élève des frères Snell, devint conseiller fédéral en 1850. Il représentait le canton de Berne. Et il représentait le radicalisme national. En 1875, il finît de construire le Palais fédéral que vous avez ici sur ma gauche. Il ne se gêna pas de percevoir des impôts à cet effet en ville de Berne. Il racontait qu’il ne le ferait qu’une seule fois. Mais après il affirma que ces impôts ne suffisaient que pour la construction d’un seul étage. On récolta encore, une dernière fois, disait-on. Ces impôts ne suffirent pas pour finaliser le palais jusqu’au toit. Ainsi on instaura définitivement l’impôt en ville de Berne et on put finir de construire le palais. Après son départ du conseil fédéral, Jakob Stämpfli fonda aussi la banque fédérale, l’ancêtre de la banque nationale suisse. On le voit bien : cet homme envisageait de faire de la Suisse un Etat puissant.

Le libéralisme économique ne se fit pas de liens forts avec le radicalisme politique. Ce premier était beaucoup plus capitaliste et n’appréciait guère l’ingérence de l’Etat. Alfred Escher était le plus grand de ses chantres. Il venait de Zürich et comme il était conseiller national, il vint à Berne. Il était aussi dans le gouvernement zurichois et il était président d’un nombre de sociétés ferroviaires. Il était président de la haute école technologique fédérale. Et il était président de l’établissement suisse de crédit. Ça lui facilita la gouvernance. Il signa beaucoup de contrats avec lui-même pour diverses constructions ferroviaires vu qu’il était ministre et concessionnaire dans le domaine ferroviaire.

Dans les années 1860 un nouveau mouvement qui s’appelait le mouvement démocratique vint contrer l’hégémonie des hommes politiques et des chefs d’entreprise. Ce mouvement demandait qu’on laisse le peuple participer aux décisions. Il ne suffisait plus de voter et les pétitions ne voulaient pas dire grand chose. Il demandait des droits populaires. Il demandait que les décisions prises par votation populaire soient contraignantes et respectées par le parlement et le gouvernement.

A l’époque on ne connaissait qu’un seul droit populaire : le vote constitutionnel qui avait amené à la nouvelle constitution en 1848. Mais avec ce vote, il était seulement possible de changer toute la constitution d’une seule fois. C’était une sorte de rempart contre l’opposition que nourrissaient les cercles catholiques conservateurs déchus contre l’Etat fédéral.

En 1874 un référendum introduisit la possibilité de soumettre au vote du peuple les lois édictées par le parlement. Cette possibilité existe jusqu’à date. C’est le référendum facultatif, une invention suisse. En 1891 on instaura un autre droit populaire, l’initiative populaire. Grâce à elle, les citoyens peuvent demander la révision d’un article constitutionnel. L’adoption d’un tel projet demande la double majorité : celle du peuple et celle des cantons.

Avec les droits populaires arrivent en Suisse les partis politiques. Le PDC acutel a ces racines dans le milieu catholique-conservateur. Aujourd’hui il est un parti du centre, mi-conservateur, mi-moderne. Le mouvement libéral-radical est le père de trois partis politiques: premièrement du PRD actuel, un parti plutôt libéral dans le sens economique, positioné à droite; deuxièmement du PS actuel, le plus grand parti de la gauche, et troisièmement de l’UDC, placé dans le milieu nationaliste-conservateur. Depuis 1959, ces quatre partis politiquee sont membre du même gouvernement au niveau national.

Le rapprochement des deux partis, le PRD et le PDC en 1891 ne s’est pas fait volontairement. Ce rapprochement bourgeois fut facilité par la création du Parti socialiste suisse, un parti des travailleurs qui polarisait dans une toute autre tradition. Même s’il ne prônait pas la dictature du prolétariat, il soutenait la lutte des classes avec les armes de la grève. C’est seulement après que les socialistes ont appris à se servir des armes de la démocratie populaire : faire des revendications politiques grâce aux initiatives populaires et bloquer la politique de droite grâce au référendum. Jusqu’en 1918 un climat de lutte des classes régna, la guerre faisait rage. Ce climat put graduellement faire place à la concordance dans les affaires politiques ainsi qu’au partenariat social dans les questions du travail.

Presque tout dans le système politique suisse est importé : les valeurs venues de la France, la théorie de l’Allemagne et les institutions des USA. Seuls les droits populaires sont spécifiquement une invention suisse. Ils ont émergé du mouvement démocratique qui s’est opposé à toute accaparation de pouvoir. Ces droits ont durablement marqué le système politique suisse.

Les droits populaires sont intensivement utilisés en Suisse. Depuis que le parlement actuel a été élu il y a 4 ans, nous avons eu 26 votations sur des questions de fond. Nous avons par exemple plusieurs fois dit oui à l’intégration européenne à travers les accords bilatéraux. C’est ainsi que nous avons adhéré aux accords de Schengen et Dublin. Nous avons étendu la libre circulation des personnes à tous les Etats membres de l’UE. Nous avons dit oui à une loi sur les cellules souches. Nous avons par contre dit non à l’utilisation des réserves excédentaires d’or par le peuple. Et nous avons refusé la réduction des prestations fournies par l’assurance vieillesse. Ainsi, nous nous sommes graduellement donné un programme politique. Le centre politique a toujours gagné, la droite et la gauche ont tous déjà perdu des votations.

Les droits populaires sont aujourd’hui le cordon qui lie les Suissesses et les Suisses. Nous sommes fiers de ces droits. Cette fierté a émergé au cours du 19ème siècle. L’avènement des droits politiques a coïncidé avec la réunification de l’Italie. Jusqu’en 1871, la Suisse était, du point de vue de sa superficie, un pays comme les autres. La France était naturellement beaucoup plus vaste, mais les voisins au sud, au nord et à l’est ne l’étaient pas. Avec la réunification de l’Italie et la taille de la France, la Suisse se retrouva toute petite.

La Suisse n’est pas un Etat national, même jusqu’à maintenant. Elle est une nation des nations comme l’a dit récemment un politologue. Et cette nation des nations a besoin de mythes.

Un de ces mythes est né en 1891. Etonnament, il a à voir avec la création de l’Etat de Berne en 1191. En 1891, la ville de Berne fêta avec pompe son 700ème anniversaire. Le ministre de la justice de l’époque s’illustra en déclarant 1291 date de naissance de la Suisse. Ainsi on fêta deux anniversaires en même temps. Le 700ème de la ville de Berne et le 600ème de la confédération. Et comme cadeau d’anniversaire on introduisit un deuxième droit populaire, l’initiative populaire, sans même passer par les urnes.

De la même façon qu’on ne peut pas dire que la Suisse actuelle existe réellement depuis 1291, on dira que la démocratie suisse n’a pas existé depuis cette époque. En 1798, Napoléon chercha à démocratiser la Suisse depuis le haut. Ça ne marcha pas. A partir de 1830, les libéraux certains cantons petit à petit, vers 1845 les radicaux vinrent renforcer la démocratisation. En 1848 la Suisse était mûre pour la démocratie représentative. Et dès 1874, elle passa graduellement à la démocratie directe. La démocratie n’émerge que si l’on se bat pour elle.

La démocratie ne s’est pas faite toute seule et elle na va pas de soi. Elle a connu ses hauts et ses bas, comme tous les autres système exigeants. Une des difficultés les plus poignantes vint du mélange qu’on a fait des idées anglosaxonnes qui distinguent gouvernement et opposition avec les idées des droits populaires qui considèrent le peuple comme opposant des autorités.

Nous devons maintenant résoudre cette contradiction- dans notre dernière étape. Soyez fiers. Spécialement pour vous, le tour d’horizon va pour la première fois se terminer dans la salle de réunion du gouvernement fédéral.

Randonneur urbain

(Traduction: Patrick Mbonyinshuti Aebersold)

Des institutions américaines

Le restaurant “Zum Äusseren Stand” – Sixième étape de mon tour d’horizon de l’histoire de la démocratie suisse

La Suisse de 1848 était une république. La notion de république n’est plus d’actualité en Suisse aujourd’hui. A l’époque elle valait tout son sens. En effet, elle distinguait la Suisse des monarchies qui l’entouraient. Surtout l’Autriche avec son système totalement monarchique. Beaucoup moins la France qui depuis 1792 oscillait entre monarchie et république.

Depuis l’époque des Lumières, la notion de république voulait désormais dire qu’il fallait diviser les pouvoirs. Celui qui décrète les lois ne doit pas se charger de leur exécution et celui qui les exécute ne doit pas juger. En plus, un parlement devait fixer les tâches du gouvernement et des tribunaux. Et il devait accorder les droits civils des citoyens dans et envers leur Etat. Les lois devaient tenir compte de ces droits et ainsi protéger les individus de tout arbitraire. L’Etat de droit était né.

On décida que des élections auraient lieu tous les quatre ans. Le nombre des conseillers nationaux fut fixé proportionnellement à la population de la Suisse, respectivement des cantons. Si la population ou les cantons augmentaient, on devait aussi augmenter le nombre de conseillers nationaux. Le Conseil des Etats fut lui limité à deux représentants de chaque canton. Il comprenait 44 membres. Le Conseil fédéral devait être composé de sept personnes et être dirigé par un président de la confédération qui devait aussi être le représentant de la Suisse envers l’étranger.
On décida que le gouvernement fonctionnerait comme un collectif et que chaque conseiller fédéral devait diriger un département. Ce système est d’origine suisse.

Le premier Conseil fédéral se réunissait dans le palais d’Erlach que nous avons déjà vu. Le premier Conseil national lui, siégeait dans la Haute école bernoise. Le bâtiment n’existe plus. A sa place on a construit un casino. C’est pour cela que nous visitons maintenant ici l’endroit où le premier conseil des Etats siégeait, dans le Äusserer Stand, ce qui peut se traduire par Parlement des jeunes des familles patriciennes.

La classe dirigeante du nouvel Etat fédéral se composait des éléments qui étaient venus à bout des forces du “Sonderbund”. Le mouvement radical rassemblait les divers libéraux et radicaux qui avaient détrôné les fédéralistes conservateurs. Cette classe dirigeante était donc diverse et ne formait pas un parti uni. L’unification de la famille radicale se fit beaucoup plus tard.

Les élections à suffrage majoritaire profitèrent aux radicaux. Ils contrôlaient le Conseil des Etats comme le Conseil national. Le conservateurs de tout bords se vurent devenir la minorité. Même dans certains de leurs cantons du “Sonderbund”, ils perdirent les élections à cause de leur mauvaise préparation. La nouvelle composition du Conseil fédéral refléta la répartition des forces de l’époque : sept radicaux dirigèrent le pays. Trois d’entre eux venaient de ce qu’on appelait les faubourgs : Zürich, Berne et Vaud devaient avoir un siège fixe au Conseil fédéral alors que les autres 19 cantons devaient se partager les 4 sièges restants. Il fallait en plus respecter certaines règles de la démocratie représentative qui devaient avait un effet intégratif : cinq conseillers fédéraux devaient être alémaniques, un roman et un tessinois. Cinq devaient être réformés, seul deux représentant la confession catholique. Comme en 1848 on ne reconnaissait le droit de vote qu’aux hommes, il ne fut même pas question de parler de femmes dans la constitution de ce nouveau Conseil fédéral.

L’implantation des instances fédérales à Berne eut son origine dans le fait que les négociations qui les avaient précédé avaient été faites dans cette ville. En réalité c’est Zürich qui fît tout pour devenir la capitale de la Suisse. On s’attendait à ce que le Conseil fédéral, le Conseil national et le Conseil des Etats aient leur siège à Zürich. Hélas Zürich eut seulement le privilège de fournir le premier président de la confédération suisse.

A la surprise de tous, c’est Berne qui devint ville principale. Son statut de pont entre les différentes communautés linguistiques fut décisif. Mais ça suscita des jalousies. On adopta un astuce qui devint plus tard un instrument typique de la démocratie suisse : pour que Berne ne soit pas trop influent, on décida qu’il n y aurait pas de capitale suisse au vrai sens du mot. Le parlement décida que les cantons étaient souverains et qu’ils avaient juste prêté leurs pouvoirs à la confédération qui les réunissait. C’est pour cela qu’ils n’avaient pas besoin d’une capitale. Une ville fédérale comme siège du gouvernement et du parlement devait alors suffire. C’est ainsi que Berne reste jusqu’à date seulement ville fédérale et non pas capitale tout court.

En décidant ainsi les confédérés avaient une fois fait preuve de pusillanimité. La générosité et l’ouverture marquèrent tout de même les avancées de 1848. C’était un événement historique que d’avoir fondé l’Etat fédéral de 1848 comme république souveraine. On n’avait importé le système de nulle part. D’ailleurs l’esprit démocratique était resté en jachère pendant le 19ème siècle. L’idée de la souveraineté du peuple était restée sous l’ombre des aspirations féodales et/ou capitalistes des couches dirigeantes.

En 1848, cette idée de la souveraineté du peuple avait enfin gagné. La Suisse était désormais une démocratie représentative et la constitution du 12 septembre 1848 avait permis au peuple de voter avec des principes clairs.

Toutefois, le système politique suisse n’avait pas encore fini d’être perfectionné.

Dans la prochaine station de notre visite, je vous montre comment le processus s’est poursuivi.

Randonneur urbain

(Traduction: Patrick Mbonyinshuti Aebersold)

La théorie politique des intellectuels allemands

Le restaurant “Zimmermania” – Cinquième étape de mon tour d’horizon de l’histoire de la démocratie suisse

La radicalisation du discours politique sous les libéraux fut l’oeuvre des intellectuels. Ils étaient notamment dirigés par deux réfugiés allemands : Les frères Snell qui voulaient créer un parti national et démocratiser la Suisse. Ils furent des notables politiciens dans le paysage politique bernois entre 1830 et 1845.

Ludwig et Wilhelm Snell étaient issus de la bourgeoisie instruite de Nassau. Ils avaient tous les deux fait des études. L’aîné Ludwig avait excellé en philosophie, le cadet Wilhelm en droit. Après leurs études, ils s’engagèrent en politique. Ils voulaient abolir le pacte germanique et créer un Etat national allemand. Demander cela à l’époque était synonyme d’alliance avec les Prussiens. On considérait cela comme une sorte de démagogie. Et quiconque était accusé de démagogie pouvait être expulsé du pays.

Wilhelm et Ludwig arrivèrent alors en tant que réfugiés dans les cantons libéraux de la Suisse. Ils s’engagèrent dans le mouvement libéral et dans les universités libérales de la Suisse. Wilhelm fut recteur fondateur de l’université de Berne. Il était professeur de droit public et son frère enseignait la philosophie.

Contrairement aux libéraux suisses qui s’insurgeaient contre les privilèges donnés aux villes dont ils n’étaient pas originaires, les frères Snell ne se voyaient ni comme bâlois, ni comme zurichois ni bernois ! Ce qui les préoccupait c’était la création d’un Etat national. Les rivalités régionales qui divisaient non seulement l’Allemagne mais aussi la Suisse devaient pour eux être dépassées.

Au sommet du part national, on devait mettre des juristes d’obédience nationale. Les frères Snell influencèrent la pensée de toute une génération de juristes. Ils allaient tous chez les frères Snell s’instruire en droit, apprendre à penser politiquement et une fois les études terminées ils allaient travailler dans les tribunaux, dans les médias et dans la politique, pour le bien de la nation.

Le succès de « la jeune école de droit » comme on l’appelait ne trouva pas grâce aux yeux de toute l’opinion. Les indigènes se plaignirent de l’influence étrangère que représentaient les frères Snell. Et la diplomatie allemande les accusa d’agitation et de faire l’apologie de la violence. Ludwig se vit alors obligé de laisser sa chaire et de quitter le canton. Il alla se faire naturaliser dans le canton de Lucerne. Il profita de son éloignement pour s’instruire et pour écrire des oeuvres littéraires. Entre 1839 et 1845 eurent lieu les travaux qui ont mené au manuel de droit public suisse originaire qui était imprégné de l’esprit radical de l’époque.

Les radicaux avaient du succès dans les cantons francophones. Ils purent y déloger l’esprit libéral. Cela éveilla des peurs auprès des fédéralistes notamment chez les cantons catholiques-conservateurs de la Suisse profonde et du sud qui se réunirent au sein d’un “Sonderbund”. A Lucerne, leur chef-lieu, le pape réinstaura la domination des Jésuites, connus comme grands prédicateurs et pédagogues. Les radicaux cherchèrent alors à attaquer Lucerne. Cette tentative de faire la politique par les armes n’allait pas trouver grâce auprès de l’opinion.

Le canton de Berne, libéral, ne voulait rien avoir avec cette attaque hostile à son voisin lucernois. Il nomma les principaux coupables de ce complot : le professeur Wilhelm Snell. Lui aussi fut expulsé à son tour et alla s’installer dans le canton de Bâle campagne.

L’expulsion de Wilhelm Snell stimula les politiciens radicaux. Ils voulurent encore plus se défaire de la domination libérale. Une nouvelle constitution fut étudiée et présentée au public juste avant les élections de 1846. Les radicaux gagnèrent ces élections. Au grand conseil comme dans le gouvernement, ils avaient la majorité.

On ne sait pas exactement où cette constitution fut rédigée. Les professeurs disaient qu’ils l’avaient rédigée chez eux à la maison. Les conservateurs affirmaient qu’elle avait été rédigée dans des restaurants. Les dires populaires tranchèrent : les restaurants étaient les demeures des professeurs ! C’est ainsi que jusqu’à date, le restaurant Zimmermania garde cet honneur d’être le lieu où le radicalisme des intellectuels se transforma en acte politique.

Après la victoire des radicaux en 1846, Berne était le lieu de rencontre de la diète fédérale qui avait prévalu depuis le congrès de Vienne. On se décida alors de dissoudre par la force le “Sonderbund” des cantons catholiques conservateurs.

La guerre reprit en 1847. Encore une fois la guerre civile. Elle fut gagnée par les forces nationalistes. On arriva ainsi à un Etat souverain et unifié en 1848. Celui-ci avait cinq institutions : peuple et Etats, le conseil fédéral, l’assemblée fédéral et le tribunal fédéral.

Dans la prochaine étape de notre visite, je vous montre où ces institutions siégeaient.

Randonneur urbain

(Traduction: Patrick Mbonyinshuti Aebersold)

Le mouvement suisse pour la modernisation du pays

Le Palais d’Erlach – Quatrième étape de mon tour d’horizon de l’histoire de la démocratie suisse

Nous sommes devant le palais d’Erlach. Construit au 18ème siècle en style français, c’est jusqu’à nos jours le plus beau palais dans la ville de Berne. Actuellement, il abrite le siège du gouvernement bernois. Avant, c’était le lieu de réunion du gouvernement national. En 1798, il abritait le commandement français qui occupait Berne.

Le pacte fédéral de 1815, conclu lors du congrès de Vienne, apporta à la Suisse divers changements. Premièrement, la partie romande fut renforcée par le fait que le Valais, Genève et Neuchâtel devirent cantons suisses et le jura rejoignit Berne. Les nouvelles frontières étaient alors garanties par des lois. Deuxièmement, de nouvelles tensions à l’intérieur furent maîtrisées grâce à la neutralisation de la Suisse vers l’extérieur. Troisièmement, la position des cantons fut renforcée. Ils étaient sur le même pied d’égalité et désormais souverains. Ils ne signaient des concordats entre eux que dans des domaines d’intérêt commun. Quatrièmement, au sein des cantons la structure resta comme elle était : les villes principales reprirent leurs privilèges et les élites les dirigèrent de nouveau.

Les changements apportèrent la deuxième révolution à Paris. Louis Philippe, dit Roi citoyen fut porté au trône en 1830 et avec lui la haute bourgeoisie libérale prit le pouvoir. Très vite le courant libéral se propagea en Belgique, Pologne et Italie ainsi qu’en Suisse.

Contrairement à la France, le mouvement libéral suisse n’était pas porté par la haute bourgeoisie. Il ne demandait pas non plus un roi citoyen. Il était plutôt d’un caractère petit bourgeois et visait des changements visibles dans la petite vie de tous les jours. Des avocats dans les villes, des patrons dans les villages, artisans et paysans de tous bord portèrent le mouvement libéral suisse de 1830.

On se battait surtout contre la censure de la presse. On prônait la liberté d’opinion et on réclamait la liberté industrielle et de commerce. On voulait les droits populaires que les Lumières avaient préparés et dont la révolution française avait fait son programme. Maintenant on voulait oublier la restauration et renouveler la politique. C’est le début de la régénération comme terme politique.

Vers la fin de 1830, à Berne comme ailleurs, l’ancien régime céda aux pressions de la population. Le 6 décembre, il demanda qu’on recueille sous forme de pétitions les requêtes des citoyens opprimés et des paysans. On donna au peuple jusqu’à la fin de l’année pour s’exprimer. Un rapport en sortit déjà le 7 janvier. Et le 16 janvier l’heure était arrivée : l’avoyer de la ville de Berne en personne présenta au Grand conseil la requête du patriciat de démissionner du gouvernement vu qu’il n’était plus accepté par le peuple.

Dans l’urgence, un conseil constitutionnel fut demandé. Il devait, sur des fondations libérales, poser les nouvelles bases juridiques du canton de Berne. Une démocratie représentative, basée sur les principes de la division des pouvoirs fut instaurée. A la fin de l’année la révolution pacifique était achevée.

Ces avancées ne sont pas à sous-estimer : pour la première fois le peuple bernois s’était donné une constitution. Aucun roi ne l’avait édictée, aucun avoyer ne l’avait décidée. Aucun militaire ne l’avait enforcée et aucun diplomate ne l’avait négociée. C’était plutôt le peuple lui-même qui s’était enfin mis debout pour l’écrire. Pour la première fois elle avait un caractère contraignant.

La résistance s’animait surtout dans la ville. Ici au palais d’Erlach, des jeunes officiers de l’ancienne garde cachèrent des armes dans la cave. Ici, se tramaient des plans secrets, et ici, était le centre de la contre-révolution, – jusqu’à ce que tout s’envola.

Le mouvement libéral opéra plusieurs changements dans les affaires bernoises. Nous citons ici deux : la constitution des communes et la création des écoles publiques.

En 1831, le canton était encore entièrement ancré dans la tradition des bailliages. Depuis le quatorzième siècle, les patriciens avait pris comme habitude de s’accaparer des districts, de les diriger, de les occuper pour y planter du maïs ou de la vigne pour les ravir de leurs jeunes fils pour en faire des mercenaires. Maintenant c’était fini! La première mesure importante prise contre le pouvoir excessif des baillis était de diviser leurs districts. Dans chaque district on envisagea des communes. Chaque commune devrait fonctionner comme un canton, elles devaient être comme un Etat libre capable de s’organiser. Ça a fonctionné. Le canton de Berne créé en 1831 compte depuis autour de 400 communes issues du plus grand processus de décentralisation de l’histoire bernoise.

Avec les communes se créèrent aussi les écoles populaires. Elles devaient élever la progéniture des libéraux pour en faire des citoyens capables de prendre leurs propres décisions lors des élections et de gérer leurs communes. En 1834 fut aussi créée la haute école bernoise. Elle remplaça l’académie qui avait été établie depuis l’époque de la réforme. Elle formait non seulement les théologiens réformés mais aussi des médecins pour améliorer la santé de la population. Elle formait surtout les juristes, pour la nouvelle administration de l’Etat et pour le tribunal cantonal. C’est justement dans le droit bernois que se répandit le nouvel esprit.

Où son quartier général était, nous le verrons dans la prochaine étape de notre tour d’horizon.

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(Traduction: Patrick Mbonyinshuti Aebersold)

La nature a fait votre Etat fédératif

La garde française – Troisième étape de mon tour d’horizon de l’histoire de la démocratie suisse

« La révolution est finie », disait Napoléon Bonaparte en 1799. Après sa victoire sur le front ouest-européen, il ne lui restait de grand ennemi que la Grande Bretagne. C’est en Egypte qu’il chercha à venir définitivement à bout de ses éternels rivaux britanniques. Mais il échoua. Après avoir perdu la bataille maritime, il perdit la bataille terrestre et même ses nerfs. Il quitta ses troupes au proche orient pour intervenir directement à Paris. Le directorat qui l’avait érigé fut destitué pendant ses heures de détresse. Napoléon se déclara premier consul pour dix ans, voire même empereur des français en 1804.

Le début de 1799 fut marqué par l’éclatement de la guerre des coalitions opposant d’un côté les monarchies d’Autriche et de Russie et de l’autre la république française. La Suisse fut tirée vers cette guerre par l’alliance qu’elle avait conclue avec le gouvernement français. Les troupes autrichiennes s’approchèrent à partir du nord est, les russes à partir du sud. Les français purent leur faire face. Le pays était divisé entre l’est et l’ouest. La Suisse centrale, en 1798 militairement contrainte de participer à la république helvétique était particulièrement hostile aux français. Leurs troupes reconquirent tout de même les entrées nord du tunnel du Gothard et menèrent la contre-offensive. Ainsi le ralliement des troupes russes aux autrichiennes échoua.

La guerre européenne sur sol suisse avait déjà cessé en 1800. Elle écrasa la domination des patriotes. Quatre coups d’Etat vinrent sceller leur sort. D’abord régnèrent les républicains modérés, puis commença l’ascension des fédéralistes. A Schwyz on était fermement déterminé à venir à bout du régime helvétique. Les partisans de l’ancien régime organisèrent des assemblées le 1er août 1802. Ils purent compter sur le soutien des monastères exclus, des corporations et des patriciens qui avaient perdu leurs privilèges. C’est ainsi que Napoléon, sous la pression des anglais qui avaient soutenu la révolte, retira ses troupes de la Suisse.

Après éclata la guerre civile, appelée plus tard « stecklikrieg » par les vainqueurs pour la présenter comme inoffensive. La bataille pour la ville de Berne fit rage sur ce pont. En effet, elle fit décisive pour avoir accès au directorat helvétique qui se trouvait plus haut dans la ville. Les paysans avaient pris position en haut sur la colline. Les officiers des patriciens déchus les menaient, eux-mêmes commandés par les agents anglais.

Regardez bien cette maison. C’était la garde française. Croyez-vous vraiment qu’on puisse faire de tels trous dans le mur avec des fourches à foin ? -Non, cela n’est possible qu’avec des canons. Les envahisseurs en ont utilisé pour bombarder la capitale de la république helvétique.

Le gouvernement helvétique capitula devant un peuple remonté et surchauffé. Il signa la capitulation, mais s’assura un paisible retrait vers Lausanne qui était en paix. Berne tomba dans les mains des partisans de l’ancien régime. La guerre ne s’arrêta qu’après deux semaines, entre Morat et Faoug. Le front militaire correspondait à la frontière linguistique en 1802 : la Suisse francophone resta révolutionnaire alors que la Suisse germanophone était réactionnaire.

Napoléon profita pour intervenir de nouveau. Vu la confusion à l’intérieur des frontières, il y amassa de nouveau ses troupes et convoqua une réunion à Paris pour exposer son analyse de la situation aux 70 représentants des camps belligérants. C’est là qu’il prononça sa fameuse phrase : « La nature a fait votre Etat fédératif. Vouloir la vaincre ne peut pas être d’un homme sage ».

Ce qui s’en suivit s’appelle la médiation. Les cantons furent réintroduits comme Etats-membres mais souverains de la république helvétique. Mais cette fois-ci ils avaient les mêmes droits. Les privilèges des faubourgs anciens, des couches favorisées et de la langue allemande furent levés. Le premier consul put ainsi satisfaire les fédéralistes sans toutefois réinstaurer leurs privilèges d’avant la révolution.

L’acte de médiation de Napoléon institua 6 nouveaux cantons à côté des 13 existants et entra en vigueur début 1803. Il changea considérablement le caractère de la Suisse. Des cantons issus de l’esprit révolutionnaire français vinrent s’ajouter aux chef lieux et aux villes patriciennes et corporatives. Ce sont d’abord Vaud, après l’Argovie mais aussi le Tessin, les Grisons, Saint-Gall et la Thurgovie, cantons qui devaient assurer la protection frontalière du pays contre les invasions des voisins monarchistes.

L’acte de médiation prévalut jusqu’en 1813, année de la défaite de l’Empereur des français et de son exil vers Ste Hélène. Après, les troupes autrichiennes occupèrent la république helvétique et préparèrent la restauration des conditions anciennes légitimées par le congrès de Vienne.

Avec son principe de l’égalité, l’acte de médiation de Napoléon fonda le principe du plurilinguisme suisse. C’était une nouveauté en Suisse. Depuis le quinzième siècle, les régions francophones avaient toujours été des territoires soumis. Napoléon institua en 1803 également le premier chancelier fédéral. Il était élu pour une durée indéterminée et devait assister le président du conseil qui changeait toutes les années. Ce système aussi se perpétue de nos jours. Le président du conseiller fédéral est élu pour une année et la chancelière fédérale, la plus haute fonctionnaire de l’Etat, est élue pour une période déterminée.

Le secours de la Suisse par Napoléon marqua une stagnation dans le développement de la démocratie suisse. A partir d’ici ça monte, – et nous aussi on va monter vers le centre ville de Berne. Nous allons escalader un escalier traditionnel en bois qui nous rappelle que la ville d’origine qui avait été fondée en 1191 et qui avait son centre administratif ici à Nydegg était complètement construite en bois.

Randonneur urbain

(Traduction: Patrick Mbonyinshuti Aebersold)

Les valeurs de la révolution française

L’Hôtel de ville du canton de Berne – Deuxième étape de mon tour d’horizon de l’histoire de la démocratie suisse

Nous sommes en 1798. Il est dimanche le 5 mars. Ce soir la ville est en grande agitation. Pour la première fois depuis 500 ans, la ville est occupée par des troupes étrangères. Elle est entre les mains des tenants de la révolution.

A l’hôtel de ville derrière moi, le vendredi encore, la bataille politique avait fait rage dans un sénat plus que divisé. La majorité était pour la capitulation et espérait pouvoir s’arranger avec la France. La minorité conduite par l’avoyer voulait la guerre. Ce dernier répétait qu’on n’avait rien à voir avec la révolution de 1798.

L’avoyer essaya de se battre comme il put. Hélas, sa bataille devant les portes de Berne fut en vain. Les troupes bernoises, peu motivées, succombèrent aux Français en moins d’un jour. L’entrée des troupes étrangères dans la ville en 1789 marqua non seulement la fin de la république bernoise mais aussi la conquête de toute la confédération par le général Schauenburg dans le mois qui a suivi. Le 12 avril de la même année, la nouvelle république helvétique fut proclamée. Sous la menace des baïonnettes françaises, en ville comme à la campagne, dans les régions catholiques comme chez les réformés, en français voire même en allemand, on jura fidélité à la nouvelle constitution qui avait été édictée à Paris.

Ce nouvel ordre trouva un bon accueil surtout en pays de Vaud et dans d’autre territoires soumis qui avait été libérés par les Français. Là-bas, les gens dansaient sous les arbres de la liberté alors qu’à Berne on restait muet et éhonté, là où vous vous tenez, en imaginant que je sois l’arbre de la liberté.

Les Français introduirent de nouvelles institutions selon le principe du directorat de 1795. Le gouvernement helvétique se composait de cinq directeurs. Ils pouvaient nommer des ministres pour accomplir des tâches spéciales. Ils nommaient aussi des préfets qui remplacèrent les anciens maîtres. A l’image de l’assemblée nationale en France, on envisagea la création d’un Grand Conseil sensé représenter la Suisse. La diète qui avait jusqu’ici été la seule organe suisse, fut remplacée par un sénat.

La révolution suisse fut soutenue par les patriotes, nom que se donnaient les partisans de la révolution. Au temps de l’ancien régime, ils s’étaient déjà réunis au sein de clubs pour discuter des idées des lumières et de la révolution. Maintenant que la France exerçait sa domination, les intellectuelles mobilisèrent, surtout dans les villes de province, les couches bourgeoises qui avaient empêché l’ancien régime de gouverner.

Toutefois, la fondation sur laquelle reposait la république était chancelante. Surtout les patriciens, mais aussi les corporations et les communes qui avaient perdu leur influence, se rallièrent aux paysans et attendirent leur chance.

L’impulsion que la république helvétique avait injectée dans l’ancienne confédération ne put durer. L’occupation française pesait lourd et coûtait cher. La croissance économique recula et on ne put s’adapter au nouvel ordre social. Bientôt on en arriva à des coups d’Etat qui conduisirent à une modération de l’esprit révolutionnaire qui avait marqué les premiers jours de la république. Mais même cela n’aida en rien. La fuite des troupes françaises en 1802 laissant la place aux anglais marqua l’effondrement final du régime révolutionnaire sur lui-même. La plupart des institutions créées sous la révolution de 1798 disparurent.

Il en est resté le noyau des idées de la révolution française : liberté, égalité, fraternité ! C’est cette liberté qui allait bientôt se retourner contre les Français mais aussi plus tard contre les autrichiens qui, depuis le congrès de Vienne, dirigeaient les affaires. La quête de la liberté allait conduire à la fondation de la confédération suisse de 1848 qui a subsisté jusqu’à aujourd’hui. Des changements majeurs allaient être apportés par la nouvelle vision de l’égalité, les privilèges liés au lieu d’origine, à la classe, à la confession, à la langue furent vite abolis et en 1971, remplacés par l’égalité des sexes dans tous les domaines politiques. La fraternité remplaça le régime des Gracieux Seigneurs qui ne laissaient que des miettes à leurs sujets. Cette première fut élevée au titre de principe du bien commun que l’Etat doit poursuivre en garantissant la prospérité de chacun.

L’idée des droits humains a aussi profondément pris racine avec 1789. Même si personne n’était sensibilisé à cette idée auparavant, les assujettis, puis les couches bourgeoises et même les paysans lui accordèrent leur soutien. Aujourd’hui en Suisse, il est presqu’impossible de penser qu’un citoyen puisse se distancer des principes des droits de l’homme. Pou aller plus loin, le respect des droits humains fut déclaré comme principe et tâche de l’Etat à l’intérieur comme vers l’extérieur. Cette idée reste la plus grande devise de toute la politique étrangère de la Suisse, au-delà des tendances politiques. Au sein de l’ONU comme dans le Conseil de l’Europe, la Suisse s’investit pour le respect et la propagation des droits de l’homme dans le monde.

Une deuxième idée que les français ont apporté nous intéresse ici particulièrement : les votations populaires. En 1793, la constitution révolutionnaire française accorda la possibilité au peuple de décider lui-même des questions qui la préoccupent. Dans la pratique toutefois, la France prit un autre chemin que la Suisse. La terreur des jacobins répandit immédiatement l’idée révolutionnaire alors que le directorat qui a suivi à Paris ne s’y intéressa nullement. Napoléon Bonaparte, aussitôt devenu premier consul de la république utilisa le vote populaire dans un sens plébiscitaire : il décidait lui-même quand et sur quoi le peuple allait s’exprimer. Cette tradition imprègne la France jusqu’à nos jours et influence les affaires de l’UE. En Suisse, on assista à une autre compréhension du vote populaire comme un droit populaire et non pas comme plébiscite.

Le cours de l’histoire tourna dans une toute autre direction en 1802. Les souverains aristocrates, les patriciens avec leurs fidèles paysans allaient revenir aux affaires et graduellement reprendre leur pouvoir d’antan.

Notre prochaine station symbolise bien cette invasion des patriciens.

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(Traduction: Patrick Mbonyinshuti Aebersold)