kurt imhof über qualität in der öffentlichkeit

man erinnert sich: kurt imhof, der soziologieprofessor an der universität zürich, bewies einmal mehr seine ausserordentliche interventionsgabe, als er – instant-mässig – die aufkommende botellones in einem interview für den tagesanzeiger prominent wie kein anderer analysierte, und damit der ganzen bewegung einen bisher nicht erwarteten dreh gab. das problem seien weniger die die massenbesäufnisse, sondern der umgang mit ihnen in der mediengesellschaft, war seine these.

ich habe kurt jüngst in zürich getroffen, und wir haben über den stadtwanderer, meinen artikel zu den botellones, und die nutzungsziffern gesprochen, die dank der diskussion seines interview kurzfristig stiegen. er hat in der folge den “stadtwanderer” den er nicht kannte, besucht, und mir dann, nach der sonntäglichen einkehr folgende anregung zum zusammenspiel von medien und politik und die frage, wie dabei die qualiltät in der öffentlichkeit gewahrt werden könne, geschickt. zwar kein direktes wanderer-thema, aber eines, das aus den diskussion über den stadtwanderer entstanden ist.

“Geniale Seite! Eine richtige Ideen- und Wissensgrube. Erstaunlich wie die Leute reagieren und Anregungen geben.

Ausserdem: Bin über das Wochenende kurz in mich gegangen (immer gefährlich), um nachher sofort eine Flasche aufzumachen. Mich ärgert diese universitäre Sozialwissenschaft.

Kaum einer wagt sich zu exponieren. Die Intervention, die eine Koproduktion mit Constantin Seibt war, geschah (bei gutem Wein und experimentierfahrlässig) vor dem Hintergrund der Erfahrungen von
2007 als die unheilige Allianz medienpopulistischer Eventberichterstattung über Seebach etc. mit dem politischen Populismus der SVP bez. ausländischer Jugendkriminalität dieses Jugendzerrbild hervorbrachte, das sich dann so dominant im ‘Sorgenbarometer’ vom August 2007 spiegelte und mithalf die 29,4% SVP-Stimmen herbeizuzaubern. Ich vermutete und vermute mit Harmos dasselbe Szenario (wenn auch kaum mit demselben Erfolg).

Nach dieser Provokation war ich schwitzend und stinkend darauf angewiesen, dass die leichgerichteten Nachrichtenwertfetischisten auch wirklich gleichgerichtet reagieren, damit ich die elektronischen Foren hatte, um dem Zerrbild entgegenzutreten. Die ganze Chose hätten auch hintenraus gehen können.

Was mich ärgert: Man hört nix, von den Kommunikationswissenschaftlern, nix von den universitären Politikfritzen, nix von den Pädagogen, nix vom Rest der universitären Soziologie. Die Kritik am Zusammenspiel von Politik und Medien bleibt in der politischen Öffentlichkeit weitgehend unterbelichtet.

Versuche nun eine Stiftung Öffentlichkeit und Qualität hochzuziehen um die Mittelbeschaffung zu vereinfachen.

Herzlich

Kurt (Imhof)”

nun seid ihr, meine lieben leser- und kommentatorInnen, gefragt, euch zur these des genialen interventionisten wider den zeitgeist zu äussern.

stadtwanderer