it’s time for change

der kanton bern hatte eigentlich immer einen bundesrat. traditionellerweise stellte ihn die svp, die grösste partei des kantons. das ist jetzt vor. es ist zeit für einen wandel, weg vom land- hin zum stadtkanton.

Quelle: http://www.flickr.com/photos/twicepix/2912635896/
Quelle: http://www.flickr.com/photos/twicepix/2912635896/

lange galt, dass zürich, bern und waadt anrecht auf je einen eigenen bundesratssitz hatten. die zentrale lage der kantone im mittelland und die bevölkerungsgrösse waren die wichtigsten argumente hierfür. die freisinnigen kräfte dies- und jenseits der sprachgrenze vereinigten so wesentliche teile der schweiz.

das alte bern
doch das war einmal: in bern hat die bgb, später die svp den freisinn als stärkste partei abgelöst. so hiessen die berner bundesrät minger, gnägi, ogi und schmid. letzter verliess die partei im krach. er half die bdp als neue kantonalpartei zu gründen. die svp verlor einen regierungsrat, einen ständerat, zwei nationalräte und in einigen städten und dörfern wandten sich die lokalen behörden von der einst staatstragenden partei ab, weil sie in den sog der zürcher svp geraten war. trotz neuer parteispitze konnte die svp ihren niedergang nicht stoppen. typisch hierfür die drei ungeordneten kandidaturen der berner svp für die nachfolge von samuel schmid im bundesrat: dem top-gesetzten adrian amstutz fehlte es an gewicht in der eigenen fraktion, um sich durchzusetzen, andreas aebis kandidatur galt als goodwill an die adresse der bauernvertreter, und der kecke auftritt von erich hess von der jungen-svp wurde in bern eher als politmarketing in eigener sache, denn als ernsthafter versuch gewertet, in den bundesrat zu gelangen.

das scheitern der berner svp eröffnet dem kanton durchaus neuen chancen, denn die berner svp bildete getreu den agrarkanton ab, den bauernstaat, den subventionsempfänger. das prägte die politische kultur, hungerte den kanton indessen aus, bis die perspektive, die sich daraus ergab, dieser tage endgültig in sich zusammen stürzte.

das neue bern
it’s time for change!, rufe ich deshalb ins internet. sp und fdp müssen nun gemeinsam begreifen, dass das ihr moment ist, im kanton eine führungsrolle einzunehmen. es gilt das urbane leben ins zentrum der aufmerksamkeit zu rücken, ausgehend von den leistungen und problemen der städte und agglomerationen zu politisieren, auf die eigenen kräfte zu vertrauen und diese gewinnbringend auf der nationalen ebene einzubringen. der freisinn, der im 19. jahrhundert den kanton fit für eine führungsrolle im bund machte, braucht jenseits der svp eine nachfolge: der linksliberalismus der modern eingestellten städtischen bevölkerung ist gegenwärtig die einzige grundlage für diese erneuerung.

personell haben die beide genanten parteien gute aussichten, in der schweizerischen politik eine führungsrolle einzunehmen: simonetta sommaruga von der sp und johann schneider-ammann haben das profil kompetenter und würdiger bundesratskandidatInnen in ihren parteien. und: sie repräsentieren den städtischen kanton bern. sie vertreten die beiden wichtigsten pfeiler der schweizer wirtschaft: die exportwirtschaft und den konsum. nur mit diesen pfeilern kann sich der landwirtschaftskanton von niedergehenden vergangenheit lösen und in der zukunft neu positionieren.

stadtwanderer