kirchenmarketing zur zukunftsbewältigung

thun ist eine spezialität reicher: die reformierte kirche will sich aufgrund einer marketingstrategie ihre zukunft im urbaner werdenden raum sichern.

sinus-milieus_de

es soll allenthalben zynische bemerkungen gegeben haben. was für die wirtschaft gut sei, müsse die kirche nicht einfach übernehmen, hörte hans ulrich burri, präsident der kirchgemeinde in der stadt thun. er selber ist da ganz anderer meinung. die kirche müsse in zeiten der verflüchtigung von gesellschaft wissen, mit wem sie es zu tun habe, wenn ihrer unveränderlichen aufgabe, der seelsorge, wieder vermehrt nachkommen wolle.

deshalb hat sich thun als dritte schweizerische kirchgemeinde entschlossen, beim deutschen sinus-institut eine marketing-studie erstellen zu lassen.

die analyse geschieht daei nicht nach der klassischen vorgehensweise. denn die kirchen wissen nur zu gut, dass ihr publikum überaltert ist. das sehen sich nicht zuletzt ihren taufbüchern an, die heute weniger eingtragungen haben als die sterberegister.

vielmehr werden beim vorgehen des sinus-instituts milieus beschrieben, einerseits nach schichten von oben bis unten, anderseits nach werthaltungen. diese reichen von traditions- bis neuorientiert.

konventionelle gibt es in der bürgerlichen mittelschicht und in der traditionellen unterschicht. ihnen stehen unkonventionelle milieus gegenüber: die eskapisten aus der unterschicht und die experimentierfreudigen in der mittelschicht. der mainstream kommt in allen schichten vor, der konsumorientierten unterschicht, der bürgerlichen mitte und den statusorieniterten oberschichten. schliesslich werden bei diesem ansatz leitmilieus ausgeschieden. die arrivierten, die postmaterialistInnen und die neuen performer. sie alle gehören zu oberschicht.

ganz genau will hans ueli burri nicht sagen, wie sich seine kirchenmitglieder, seine messbesucher und seine zukunftigen schäfchen zusammensetzen. soviel kann man von ihm aber erfahren: einerseits sind es die oberschichten, also die statusorientierten, die postmaterialistInnen und die performer, die stärker als der schnitt zur kirche halten; anderseits sind es die konventionellen aus mittel- und unterschicht, die man noch hat.

was fehlt, ist der mainstream, und es sind auch die neuen milieus aus mittel- und unterschicht.

nun will man sich gedanken machen, wie man normale leute für die kirche gewinnen kann. diskutiert werden beispielsweise andere zeiten für die messe, verbindungen mit kulturellen events, kinderhütedienste während den anlässen. “kirche 2015” heisst die herausforderung, der sich die thuner kirchgemeinde zur bewältigung ihrer zukunft und der ihrer mitglieder nun stellen will.

ein erster schritt ist gemacht, denk ich mir. bei den massnahme müsste man wohl noch gründlicher über die bücher, füge ich bei.

immerhin ziehe ich den hut, und sage jetzt schon: ganz schön experimentierfreudig was sich da in thun tun soll.

stadtwanderer