der 11. september in baume-les-messieurs

baume-les-messieurs im südwesten der franche-comté ist einer der spektakulärsten orte frankreichs. am 11. september 2009 wird an diesem stillen ort mächtig was los sein!

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(foto: stadtwanderer)

baume-les-messieurs heisst der ort in der franche-comté erst seit der französischen revolution. denn mit dieser wurde das damalige kloster im kerbtal der seille geschlossen, und es verschwand der name baume-les-moines.

heute sind verschiedene teile der gotischen kirche und der angrenzenden gebäude baufällig; doch sie werden stück für stück renoviert, sodass der klosterkomplex unverändert gut erkennbar ist.

viel platz hatten die mönche in baume nie. denn das tal fällt mehr als 100 meter schroffen feldswänden entlang in die tiefe, und es bietet gerade mal dem fluss, einer durchgangsstrasse und eben dem kloster platz.

vielleicht 200 menschen leben das ganze jahre in der ehemaligen klostersiedlung, heute ein dorf in der südwestlichen ecke der franche-comté. an so schönen sommertagen wie gestern hat es aber ein mehrfaches an fremden in baume, denn der ort zieht camperInnen und touristInnen an.

wir sind gestern ein wenig gewandert, um das magische des ortes zu spüren. in der talschlucht kommt es einem wie ein wunder vor, wenn man von sonnenstrahl direkt gewärmt wird, und es wirkt ungemein beruhigend, wenn die seille leise unprätentös durch den spektakulären kessel fliesst.

bewohnt sei der ort seit gallischen zeiten, sagen archäologInnen. kirchenhistoriker schreiben die klostergründung dem wandermönch columban zu, der ein keltisch geprägtes christentum aus irland auf den kontinent brachte. und die herrschaftsgeschichte der franken weiss, dass baume-les-moines mehrfach geplündert, aber auch immer wieder auferstanden ist.

am 11. september wird in baume-les-messieurs übrigens mächtig was los sein. man feiert die trennung des hiesigen klosters; denn mit diesem datum ging abt bernon nach cluny bei macon, um dort ein neues kloster zu gründen, das im hochmittelalter zum einflussreichsten der katholischen kirche werden sollte.

die annalen sind allerdings nur beim tag genau. ob das 910 oder 909 war, weiss man nicht so genau. doch dieses jahr entschied man sich, schon mal den 11. september 909 zu feiern.

es kann gut sein, dass ich dann wieder in baume-les-messieurs sein werden, und auf dem hin- oder rückweg auch baume-les-dames am doubs besuche!

stadtwanderer

geisterort arlay

arlay ist ein gottverlassener ort im burgundischen, bei dem man sich fragt: warum denn nur? der bericht von der spurensuche.

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das moderne arlay
für die wenigen einwohnerInnen, die im burgundischen arlay geblieben sind, gibt auf dem dorfplatz keinen teer, aber platanen, die eine allee skizzieren! la mairie, das haus der bürgermeisters, befindet sich da. im gleichen gebäude ist die schule untergebracht. auf der andern seite des staubigen paradeplatzes sieht man, wo das alles endet. im krieg, der von 14-19, der auch in arlay viele tote brachte.

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das spätmittelalterliche arlay

eigentlich gibt es ein zweites arlay, knapp einen kilometer weiter ostwärts befindet sich, umfahren von der landstrasse, “le vieux bourg” aus dem 15. jahrhundert. “stadt” nannte man das sogar im mittelalter. sichtbar sind nur zwei häuserzeilen, mittendurch geht ein weg, wo kaum ein peugeot durchkommen würde, wenn es ihn gäbe. das “quartier au dessus” wird noch von alten menschen bewohnt, “au dessous” ist eigentlich alles ruhig.

das paulanerkloster, das zwischen dem alten und neuen arlay steht, ist längst geschlossen. schwer verriegelt ist die eingangstür; die fenster sind vermacht. bier wird hier keines mehr gebraut. mönche hört und sieht man nicht mehr. ein weingut ist das einzige, was geblieben ist, – und das wird ausgerechnet hermetisch abgeriegelt.

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das herrschaftliche arlay

einst war arlay ein stolzes zentrum. auf dem hügel über dem ort residierte seit dem 11. jahrhundert der seigneur. der herr von arlay wurde graf von chalons, bis er im 13. jahrhundert half, die tiroler günstlinge des kaisers, die pfalzgrafen in der franche-comté geworden waren, zu vertreiben. danach war man in der freigrafschaft selber begütert; der einfluss reichte über den jura bis nach neuenburg. ja, selbst mit den kiburgern ob wintherthur war man verheiratet.

die grafen von chalon-arlay kämpften in den burgunderkriegen selbstverständlich auf burgundischer seite. sie sollten ihr engagement teuer bezahlen. denn nach dem tod des herzogs, der ohne männlichen nachfolger gestorben war, heiratete erzherzog maximilian, der habsburger thronanwärter, dessen tochter marie von burgund. louis xi., könig von frankreich, griff nun militärisch nach den burgundischen ländereien. das herzogtum burgund ging an die krone. die freigrafschaft wurde verwüstet.

die katastrophe von arlay
dieses schicksal wiederfuhr auch arlay, dem stammsitz der grafen von chalon-arlay. die burg auf dem berg wurde 1479 weitgehend zerstört. niemand hatte mehr die kraft, sie wieder aufzurichten.

auch das republikanische frankreich, das die neue kleine siedlung mit der plantanen-allee hervorbrachte, konnte das schicksal nicht mehr wenden. arlay ein dreifacher geisterort: oben, auf dem berg, unten im vieux bourg, und weiter vorne, bei den platanen.

als ich den chef der einzigen auberge frage, ob ich ein glas des hiesigen wein bekomme, winkt er ab. er dürfte nur gäste bewirten, die übernachten. und das wolle niemand mehr, deshalb reiche das geld für eine lizenz für einen offenen barbetrieb nicht mehr.

so wolle es der französische staat, der arlay nicht gut gesinnt ist.

stadtwanderer