von speziellen vögeln in natur und politik

regierungsrat andreas rickenbacher, der oberste amtliche vogelschützer im kanton bern, ging kräftigen schrittes voraus. ihm folgten in üttligen die 80 gäste, die gekommen waren, um mit dem kantonalbernischen vorgelschutzverein das 20jährigen bestehen des vereins zu feiern – und eine eiche zu pflanzen!

nvwohlendie sektions- präsidentInnen des bvs’ umrahmen regierungsrat rickenbacher (mit panama-hut) und die kantonalpräsidentin theres keller (links des regierungsrates)

eine der zahlreich anwesenden sektionspräsidentinnen meinte während der wanderung, es sei ein wenig wie bei tostoj. zwei brüder dürften sich land nehmen, soweit sie wandern können; doch vor sonnenuntergang müssten sie wieder zurück sein. der erste bruder habe das land mit grossem schritt vermessen und nicht genug bekommen. der andere ging gemächlicher, er kam auch weniger wenit. am abend war er aber rechtzeitig zurück, während der andere, der seine kräfte nicht einteilen konnte, nichts bekam.

die vogelschützerInnen kennen dieses dilemma. einerseits wollen sie, dass wir all etwas gemächlicher gehen, damit wir uns mehr mit dem eigenen lebensraum beschäftigen; anderseits gehen die aktiven immer schneller und weiter, weil es auch nach 20 jahren fleissigster vereinsabreit noch viel zu tun gibt.

auch andreas rickenbacher gab ein beispiel für die aktuellen herausforderungen: ihm sei nicht entgangen, dass raubvögel zwischenzeitlich das stadtleben liebten. die urbane landschaft sei beispielsweise für falken, milane und bussarde geradezu ideal. hochhäuser seien wie felsen, friedhöfe böten platz für ruhige nistplätze, und vor allem der abfall sei im wahrsten sinne des wortes ein gefundenes fressen. das alles sei eine konsequenz der veränderungen in der landschaft, rief der regierungsragt den gästen zu, weshalb der kanton seit 2008 versuche, mit seinem aktionsprogramm “biodiversität” gegensteuer zu den unerwünschten folgen der urbanisierung zu geben.

theres keller, die präsidentin des bvs, doppelte nach: der berner vogelschutz sei vor 20 jahren entstanden, um die augen der ornithologen über das platzieren von nistkästen hinaus zu öffnen. ganzheitliches denken und handeln sei die devise der verbandsarbeit geworden, denn alles hänge mit allem zusammen: mensch und klima, wälder und biotope sowie vogel- und pflanzenwelt!

am ende der wanderung zur hecke, welche der organisierende natur- und vogelschutz wohlen in freiwilligenarbeit zum jubiläum erstellt hatte, pflanzten politiker und vereinsverantwortliche gemeinsam eine eiche, – ganz im sinne des zeitgemässen vogelschutzes: in seinem lebensraum soll man wurzeln schlagen, um ihn mehr zu pflegen, und in der öffentlichkeit müssen kanton, gemeinden, vogel- und naturschützerInnen mehr zusammenarbeiten, um unerwünschte entwicklungen insküftig vorausschauend zu lösen.

2057 werde die eiche einen mehr als einen meter dicken stamm haben, meinte ein baumpflaner, als das werk vollbracht war. das wird dann auch mein 100. geburtstag sein, – und wenn es mich dann noch gibt, werde ich nochmals an die gleiche stelle hinauswandern, um zu sehen, ob sich die speziellen vögel in natur und politik wunschgemäss entwickelt haben.

stadtwanderer