welsch, bilingue, deutschsprachig …

nun haben wir sie wieder, die leidige sprachenfrage, – im raum zwischen bern und fribourg. einige gedanken hierzu aus der tastatur eines mischlings, der zum grenzgänger wurde!

thb_51201mein beitrag zur förderung des mehrsprachigen selbstverständnisses in der mehrschsprachigen schweiz: der hinweis auf die zweisprachige bande-dessinée-veranstaltung in morat/münchenwiller in diesem herbst

ausgelöst wurde die neuerliche debatte ausgerechnet von einem tessiner, der aus taktischen gründen festhält, ein zweisprachiger in einem zweisprachigen kanton ist und bleibe ein deutschsprachiger, wenn er so aufgewachsen sei.

interessant ist dabei, dass der gleich tessiner vor einigen jahren – wiederum aus taktischen gründen – meinte, eine zweisprachige in einem zweisprachigen kanton, die deutschsprachig aufgewachsen sei, könne sehr wohl die französischsprachige schweiz repräsentieren. aber eben, …

ich will hier auch gar keine stellungnahme für oder gegen jemanden machen. aber meiner persönlichen betroffenheit als mischling aus den kanton freiburg will ich selber wohl ausdruck geben.

ja, ich bin gebürtiger friburger, mein vater ist französischer sprache, meine mutter deutscher. mischehen sind in grenzlagen nichts auffälliges. zuhause haben wir, typisch für fribourg, meist französisch gesprochen, doch war ich froh, dass mir deutsch nie fremd war, als wir dann von fribourg wegzogen. heute lebe, rede und schreibe ich überwiegend auf deutsch, bemühe mich aber, das leben im breit verstandenen grenzgebiet in seiner vielschichtigkeit zu verstehen, wie es halt ist.

denn das ist es: wer im herzen einer sprachkultur lebt, sieht nur diese, die scheinbare grenze und den rest. wer indessen an einer sprachgrenze gelebt hat (und letztlich immer noch lebt), sieht die vielfalt der kombinationen, die es da im alltag gibt. der oder die weiss, wie komplex das leben und die identitäten sind, und wie schnell man da mit pauschalisierungen jemanden auch versetzen kann.

bezogen auf kanton und stadt fribourg habe ich immer das französische als vorherrschend, gelegentlich sogar ausgrenzend erlebt. heute versucht man toleranter zu sein, um niemanden zu diskriminieren. es wissen es aber alle: wer im kanton etwas werden will, muss sich auf französisch ausrichten, egal wie man zu hause gesprochen hat. deshalb geht der kanton auch als (zweisprachiger) teil der romandie durch. wer indessen auch ausserhalb der kantonsgrenzen etwas zu werden beabsichtigt, tut gut daran, seine französisch-deutsche zweisprachigkeit zu bewahren und zu pflegen, denn das erhöht die handlungsmöglichkeiten, nicht zuletzt im nahe gelegenen bern!

wer sich also polivalent verhält, erweitert seinen spielraum und sein gesichtsfeld. und solche menschen sollten man grundsätzlich fördern nicht bestrafen. da sind sich letztlich alle einig, nur, wenn es dann um den bundesrat geht, tut man so, wie wenn es nur die kulturen in reiner form gäbe.

der lange rede kurzer schluss: fribourg ist ein zweisprachiger kanton, der zur romandie zählt. das gilt unabhängig davon, aus welchem ort und aus welcher familie man im kanton stammt. wer den kanton vertreten will, muss sich an die vorherrschaft des französischen anpassen, wer darüber hinaus den kanton vertreten will, tut gut daran, das nicht allzu eng zu sehen. wer das macht, sollte in seiner multiplen identität wahrgenommmen werden und als solcher repräsentieren (dürfen), ohne stillschweigend diskriminiert zu werden.

stadtwanderer

der stadtwanderer als röschtibrückenbauer