friedensschluss im langen dreissigjährigen krieg

selbstverständlich endete der “kurze” dreissigjährige krieg am 24. oktober 1648. der 1. juli 2009 kommt mir wie eine art friedensschluss im “langen” dreissigjährigen krieg zwischen raucherInnen und nicht-raucherInnen vor.

__15330151185440754

der “kurze” dreissigjährige krieg
wie man in der schule lernt, begann der “dreissigjährige” als konfessionskrieg im kaiserreich mit dem berühmten prager fenstersturz. er involvierten in der folge die könige von dänemark und von schweden im protestantischen lager.

durch die intervention des französischen königs, einem katholiken, auf schwedischer seite entwickelte sich der dreissigjährige zum europäischen krieg. am ende war das kaiserreich geschwächt, frankreich die führende macht europas, und wurden die generalstaaten (niederlande) und die schweiz auf französischen druck hin aus dem reichsgebiet ausgenommen.

der “lange” dreissigjährige krieg
mit dem westphälischen frieden beginnt die geschichte der eidgenossenschaft als staaten ausserhalb des kaiserreiches. doch haftet ihr ein geburtsfehler an.

die eidgenössischen soldaten, die – wie die berner – die auf protestantischer seite gekämpft hatten, lernten nicht nur den gräuel des neuzeitlichen kriegs von ganz nah kennen. sie brachten insbesondere aus den niederlanden das dort verbreitete tabakschlucken, -schnupfen und -rauchen zurück.

der krieg fand so seine fortsetzung in der heimat. zuerst unter totaler repression, dann unter privater duldung, schliesslich unter nutzung der einnahmen aus dem verkauf durch den staat. die industrialisierung entfesselte nicht nur den menschen aus der tradition, er brachte dem rauchen den öffentlichen durchbruch. so manchen revolutionär lässt sich seit 1848 als rauchen porträtieren.

die vorbereitung des kriegsendes
die wende kommt erst gegen ende des 20. jahrhunderts. rauchen wird wieder verpönt. aus den schul- und arbeitsräumen wird das rauchen als schutz der nichtraucher verdrängt. werbung fürs rauchen wird kritisiert, überklebt und eingeschränkt. schliesslich wird das rauchen in öffentlichen räumen wieder untersagt.

2004 bereitet der zürcher präventivmediziner felix gutzwiller den schutz der bevölkerung vor passivrauchen politisch vor, gewinnt die kommission von national- und ständerat für seine sache, bleibt aber 2008 während der plenungsdebatte im nationalrat mit seinem anliegen stecken.

zur lokomotive gegen das rauchen entwickelt sich dagegen der kanton tessin. in einer volksabstimmung sagen vier fünftel der stimmenden ja zu einem totalen rauchverbot in öffentlichen gebäuden. 2007 wird dieses verbot auf restaurants, bars und cafes ausgedehnt. weitere kantone, wie auch bern, folgten dem vorbild.

heute, am 30. juni 2009, ist auch im kanton bern der letzte tag ohne rauchverbot in öffentlichen räumen. ab morgen ist alles anders, selbst in den meisten restaurants, die nicht, wie eine kleine minderheit, die flucht in unbediente fumoirs suchen.

der tag des friedensschlusses

es ist ein wenig wie friedensschluss, zwischen rauchern und nichtrauchern. noch ist der krieg nicht zu ende, doch wird er aus geschlossenen räumen, die allen gehören, verbannt.

gut so, sagt sich der stadtwanderer, erinnert sich, dass er im studium gelernt hatte, dass ein viertel der einwohnerInnen europas im kurzen “dreissigjährigen” an krieg und seuchen starb. wie viele menschen der lange “dreissigjährige” tödlich schädigte, hat er nie erfahren.

stadtwanderer