zeugen der glokalisierung: sakralbauten aus aller welt im kleinen raum

glokalisierung heisst, dass sich globale entwicklungen in lokalen verhältnissen spiegeln. die vermehrung von gotteshäusern verschiedenster traditionen in der schweiz sind ein treffender beleg dafür.

im bernischen zollikofen steht seit 1955 ein mormonentempel, in lugano seit 1959 eine jüdische synagoge, in zürich seit 1963 eine moschee, im zürcherischen riken seit 1968 ein tibetanisches kloster, im solothurnischen gretzenbach seit 2003 ein thai-tempel und in langenthal seit 2006 ein indisches sikh-tempel. seit diesem jahr zeugt im bernischen belp eine orthodoxe kirche von der pluralisierung der religionen in der schweiz, die mit ihren gotteshäuser sichtbar in die öffentlichkeit treten.

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prospekt der ausstellung “kuppel – tempel – minarett” des zentrums für religionsforschung an der universität luzern

die wanderausstellung “kuppel – tempel – minarett“, bis ende januar 2010 an verschiedenen orten der schweiz unterwegs, zeigt das langsame heimisch werden fremder gotteshäuser , dem sich eine offene gesellschaft nicht verschliessen kann. erstellt vom jungen zentrum für religionsforschung der universität luzern, werden so die sakralbauten dokumentiert, die nach dem zweiten weltkrieg mit der migration entstanden sind und für die schweiz vorerst ungewohnt waren.

alles in allem geht es um 24 bauten, die martin baumann, professor für religionswissenschaften, analysiert. er verweist darauf, dass ihre zahl erst in den letzten 10 jahren zunimmt, die hälfte unverändert in den stadträumen von zürich und genf steht, sich nun aber analoge veränderungen nun auch in den kleinstädten, ja auch auf dem land abzeichnen.

die meisten bauten kannten einen längeren planungsprozess, bei dem die bauherrscahft, die anwohnerInnen und denkmalpflege integriert wurden. ob es das in einen konflikt mündete, hängt nach ansicht der ausstellungsmacher von verschiedenen faktoren ab: “Der Charakter der Standortgemeinde und die soziale Struktur der Nachbarschaft spielen ebenso eine Rolle wie die bauwillige Religionsgemeinschaft, ihr Kommunikationsverhalten, die Art des Projektes und das Vorhandensein lokaler Fürsprecher und finanzieller Mittel”, halten die experten fest.

das alleine erklärt nicht, wie ein baugesuch beurteilt wird. denn die realisierung von sakralbauten ist nicht nur eine frage des baurechts und der baupraxis. es ist auch ein kultureller prozess, ein potenzieller konflikt der glokalisierung, füge ich bei. denn globale fragen spiegeln sich in ihr ebenso wie lokale umstände. und das hat mit dem wesen der religionen zu tun, die weitvernetzte gemeinschaften der überzeugungen sind, wo auch immer ihre gotteshäuser stehen.

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