das finnding ist ein unding

geschmacklos: jetzt wird das drama vom bärenpark sogar als computergame vermarktet.

am 21. november 2009 stürzt sich ein geistig behinderter mann in den bärenpark, um einen fallengelassenen plastiksack zurück zu holen. er wird von finn überrascht und überwältigt. der bär lässt vom mann erst ab, als er von der polizei angeschossen wird. mensch und tier müssen notfallmässig verarztet werden, haben aber glück und überleben.

finnding
die aufmerksamkeit und sympathie für finn, den unschuldigen bären war riesig. honig und glückwünsche wurden gespendet. der mann wird erst dann unschuldig, als man erfährt, dass er geistig behindert ist. die medien in stadt und kanton, national und international waren aufgewühlt und berichteten tagelang.

genau von dieser aufmerksamkeit will nun ein die internet-firma profitieren. ich nenne sie aus ärger absichtlich nicht namentlich.

“dasfinnding” hat sie heute lanciert, ein computer-game, das den kampf um plastiksäcke im bärenpark virutell nachstellt. die spielanlage ist einfach: wenn der mann nicht schnell genug ist beim einsammeln, wird er gepackt, dass die fetzen nur so fliegen. sensationshascherei pur.

natürlich ist alles nur ein virtuelles spiel, wird man sagen. und deshalb bekommt man so viele leben, wie man will. im besten fall ist man am ende sogar der held: ganz oben auf der gamer-liste.

“doch halt!”, muss ich da erwidern. der vorfall dahinter ist real! tierischer und menschlicher ernstfall, der um ein haar zur totalen tragödie geworden wäre!

hätte das internetspiel pädagogischen wert, könnte man noch diskutieren. zum beispiel weil man als spieler den mann hindern müsste, ins gehegt zu springen. oder weil die gamer lernen würden, dass angriffige bären mit steinen zu beschmeissen diese nur aggressiver macht.

davon jedoch nichts davon! das spiel ist auf nerverkitzel und fingerfertigkeit, nicht auf lernprozesse aus. und auf geschmacklose aufmerksamkeit. selbst der vergleich ist stossend. der man im park war in realität nicht cleverer als der bär, sondern geistig behindert.

bernd schildger, der tierparkdirektor, hat jede zusammenarbeit mit dem game abgelehnt.

da können auch spendenkonti für den “wwf” und die aktion “denk an mich” am ende des spiels nicht ablenken.

ein finn-un-ding ist das!

stadtwanderer

der stadtpräsident wünscht wanderglück

berns stadtpräsident bedankt sich beim stadtwandern für das engagement in der “bern”-frage und wünscht alles gute für das kommende wanderjahr. mich freut’s!

alex

zuerst bekommst du eine mail. darin heisst es, du könnest im erlacherhof ein präsent des stadtpräsidenten abholen. dann gehst du hin, wirst im vorzimmer des obersten berners freundlich empfangen und bekommst die glückwünsche für das neuen jahr im geschenkpack.

ein dickes buch ist drin: der grosse report über berns denkmalpflege der gegenwart. zahlreiche projekte, die in den letzten 4 jahren bearbeitet worden sind, werden so vorgestellt. ich werde sie sicher konsultieren und darum herum eine stadtwanderung machen.

vorerst habe ich nur das vorwort zum dokumentarband von jean-daniel gros gelesen. darin setzt sich berichterstatter mit dem unesco-label auseinander: wofür steht es? für die vermarktung, wie die inflationäre verleihung den anschein mache? oder für den schutz eines kulturgutes, das aus globaler perspektive einmalig sei? ja, die fragen sind berechtigt.

natürllich überrascht es nicht, dass die denkmalpflege zum zweiten neigt. städte wie bern hätten die auszeichnung wegen ihrer einzigartigkeit verdient, nicht als gütesiegel für ihr stadtmarketing. sicher, das ist eine traditionelle sichtweise auf die auszeichnung. denn: es gilt, so der autor, das erbe zu bewahren, vor den privaten interesssen von investoren, aber auch vor den konsumwünschen der stadttouristInnen. oder noch deutlicher: weltkulturerbe ist kein wegwerfartikel!

alles klar? wenn nein, hats in der kommentarspalte platz, oder auch, wenn ich das erste mal auf den spuren berns denkmäler wandern gehe. der dank des stadtpräsidenten alex tschäppät ist mir ja schon mal sicher!

stadtwanderer