zwei revolutionen erschütterten die berner staatsstrukturen. die erste, laute, lösten napoléons statthalter in der helvetischen republik aus. für die zweite, leise, war der berner regierungsrat verantwortlich. in zwei tagen soll sie abgeschlossen sein.
die grosse revolution der vergangenheit
napoléons truppen, von 1798-1802 in bern, lösten die bisher grösste revolution aus. die stadtrepublik mit ihrem weitläufigen umland wurde gevierteilt. sie verlor den aargau und die waadt, und das oberland erhob man zum selbständigen canton. dann verlor das patriziat die vorrechte selbst im verbliebenen canton, und die landvögte mussten das feld räumen.
neu eingeführt wurden nach französischem vorbild “les districts”. 15 hatte der restkanton davon. 10 weitere gab es im oberland. ihnen stand ein oberamtmann vor, der gleichzeitig recht sprach und für die verwaltung besorgt war. das blieb auf dem land so, als 1815 die restauration bern und das oberland wieder vereinigten; nur die trennung von stadt und kanton wurde zurückgenommen, sodass das stadtbernische patriziat via seinen rat der 200 wieder über das ganze gebiet gebot.
1831 ging man zur staatsstruktur über, die man im wesentlichen heute noch kennt. der grosse rat wird demokratisch gewählt und vertritt den kanton, der eine separat bestellte regierung hat. die 26 regierungsstatthalter sind ihm unterstellt. das patriziat verzichtete damals auf die politische führung im kanton, behielt aber in der stadt die macht. überall wurden einwohnergemeinden eingeführt, mit einem gewählten gemeinderat an der spitze. in der stadt bern trennten sich die burger- und einwohnergemeinde schrittweise. jene behielt das geld, diese bekam die aufgaben.
die kleine revolution der gegenwart
die zweitgrösste revolution in der verwaltungsreorganisation wurde von innen ausgelöst. der mehrheitlich bürgerliche bernische regierungsrat lancierte sie zu beginn des 21. jahrhunderts: die 26 amtsbezirke und ihre statthalter, versteinerte restposten aus der helvetik, sollten abgeschafft und die verzettelte verwaltung zentralisiert werden.
für das anliegen machte sich die fdp stark, fand aber beim traditionellen bündnispartner, der svp, keinen zuspruch. so zog sie im das projekt gemeinsam mit sp und den grünen durch. am 24. september 2006 fiel die entscheidung: 58 prozent der stimmenden votierten dafür. die städte setzten sich durch, während das oberland von der reform nichts wissen wollte.
am 1. januar 2010 ist es nun soweit, bern wird neu zum kanton der regionen: dem berner jura, dem seeland, bern-mittelland, dem oberland und dem emmental-oberaargau. die regionen bern-mittelland und berner jura bleiben ungeteilt, die anderen zerfallen in 2 (emmental-oberaargau und seeland) resp. 4 kreise (oberland).
in drei bereichen hat das ganze sichtbare konsequenzen: künftig gibt es fünf regionale betreibungs- und konkursämter, je eines in bern, interlaken, langenthal, biel und moutier; die 23 dezentralen dienststellen verschwinden bis auf 4 in aarberg, burgdorf, thun und saanen. auch die 13 grundbuchämter werden auf fünf verringert. neu sind sie in bern, thun, nidau, courtelary und wangen. ableger davon gibt es noch in frutigen und interlaken. regierungsstatthalter wird es ab nächstem jahr noch 10 geben, in jedem kreis einen. das sind 16 weniger als bisher.
das (fast) definitive ende der napoléonischen districts
mit der bezirksreform zieht der kanton bern auch aus diversen schlössern aus. thun und schwarzenburg hat er den standortgemeinden bereits verkauft, weitere sollen folgen. nur in burgdorf, laupen, büren und trachselwald, den schlössern von nationaler bedeutung, will er mit den gemeinden für eine neue gemeinsame nutzung schauen.
gerade zwei kleine funktionen behalten die amtsbezirke – im französischsprachigen kantonsteil – noch: in la neuveville, courtelary und moutier wird der bernjurassische rat unverändert nach den districts bestimmt, und in biel/bienne bleiben die auflagen zur zweisprachigkeit.
ce sont les derniers rélicts des districts napoléoniens …
randonneur urbain