im banne des schwesternstreits zwischen svp und bdp

in einem monat wählt der kanton bern seine regierung und sein parlament neu. der wahlkampf ist flau gestartet; es interessiert vor allem, ob die bdp in der regierung bleibt, oder die svp den verlust durch die parteiabspaltung von 2008 wett machen kann.

0169496001263570212_22___0272079001263570091_22_JPG___
sorgen für ein bisschen spannung: svp-regierungs-ratskandidaten, welche die bdp aus der berner kantonsexekutive verdrängen wollen.

alles begann mit einem überraschenden artikel in der berner zeitung. demnach geht es bei den kommenden wahlen im kanton bern nicht darum, welches lager die mehrheit stellt. der rotgrüne sieg bei den regierungsratswahlen wurde nämlich einfach vorweggenommen. vielmehr interesse, war da zu lesen, der zweikampf zwischen beatrice simon (bdp) und albert rösti (svp) um die nachfolge des zurücktretenden finanzministers urs gasche, 2006 als svp-vertreter gewählt wurde, dann aber zur bdp übertrat.

nun greift auch die heutige nzz am sonntag die focussierung des eher flauen wahlkampfes auf das duell zwischen svp (“goliath”) und bdp (“david”) auf. wenn sich zwei streiten, leiden die anderen, ist da zu lesen. fdp und sp dürfen sich in einem artikel beklagen, der mediale wahlkampf ziehe an ihnen vorbei. für die grossratswahlen verheisse das nichts gutes. anders sehe es bei den regierungsratswahlen aus. besitzstandwahrung mangels alternativen ist die losung.

dafür spricht, dass die svp und die bdp alle mittel mobilisieren, die aurmerksmakeit auf sich zu ziehen. die svp wirbt seit anfang jahr auf dem land fast flächendeckend für ihre beiden regierungsratskandidaten christoph neuhaus und albert rösti auf plakaten. die präsenz ist so auffällig, dass die vermutung die runde macht, die rechnung hierfür zahlen man in herrliberg. dem widerspricht die parteispitze vehement. man habe mit einem bettelbrief, unterzeichnet von alt bundesrat adolph ogi mehr 100’000 franken spenden gesammelt. und für die stimmung in den sälen sorgte der aktuelle svp-bundesrat ueli maurer, der 25 auftritt im dienste der partei absolviert.

bei der bdp tingeln alt-bundesrat samuel schmid und evelyne widmer-schlumpf durch die berner lande. letztere hat ihren einsatz zwei monate vor der wahl zurückgehfahren, genau so, wie es das regelement der bundeskanzlei für bundesräte im wahlkampf will. schmid dagegen geht gerne in die gemeinden, in denen die bdp keine abspaltung der svp, sondern die nachfolge ist. dann spricht er vor den gleichen leuten wie 2007, mit dem gleichen rahmenprogramm wie damals, nur das er sich jetzt für die bdp wirbt.

im schwersternstreit geht vor allem die fdp unter. dass sie mit sylvain astier einen sitzgewinn im berner jura anstrebt, bemerkt man kaum. und es gelingt der partei auch nur eingeschränkt, ihre position gegenüber den beiden neuen parteien, der bdp und den grünliberalen klar zu machen. letzteres gilt auch für die sp, die mit der neuartigen plakatserie der sp schweiz für sich wirbt, aufgrund des nationalen trends jedoch risikiert, durch erfolge der grünliberalen elektoral gestutzt zu werden.

so bleibt einen monat vor der wahl folgende bilanz: der eigentliche wahlkampf wird wohl erst nach dem eidgenössischen abstimmungssonntag in einer woche so richtig losgehen. die bisherige aufmerksamkeit konzentriert sich nicht wie üblich auf die auseinandersetzung zwischen links und rechts, was deren mobilisierung generell erschwert. vielmehr interessieren die neuen parteien, die den sprung den in den grossen rat schaffen werden. unsicher bleibt allerdings, ob es der bdp reicht, erstmals aufgrund einer wahl in die bernische regierung einzuziehen. vielmehr könnte es auch sein, dass das regierende bürgerliche lager wegen streichaktionen vor allem zwischen svp und bdp neu aus zwei svp und einem fdp vertreter besteht, und damit in der 7 köpfigen bernern kantonsregierung weiterhin in der minderheit bleibt. trifft das ein, wird man schnell über die zukunft der bdp auf nationaler ebene zu spekulieren beginnen.

stadtwanderer

die mobiliar und die standortattraktivität der region bern

urs berger ist ceo der mobiliar. und mischt sich in der heutigen berner zeitung in die debatte um bern als wirtschaftsstandort ein, und schlägt einen umfassenden massnahmenplan für die stärkung der region bern vor.

topelement
der charme der berner altstadt genügt für den wirtschaftsstandort nicht, kritisiert urs berger, ceo der mobiliar, und entwirft ein eigenes programm.

die mobiliar mit rund 4000 mitarbeitenden ist eines der aushängeschilder von nationaler bedeutung in der berner wirtschaft. die genossenschaftlich organisierte versicherung schafft seit über 180 jahren wert in der stadt und entwickelte sich dabei zu einem der kräftigsten steuerzahler. mit ihren 82 selbstständigen generalagenturen wirkt sie zudem als botschafterin in der ganzen schweiz.

urs berger beklagt, dass neuansiedlungen von grösseren unternehmen in bern kaum erfolgen. vordergründig kennt er dafür die nachstehende mängelliste:

. die internationalen verkehrs- und transportanbindungen von bern sind ungenügend.
. es fehlen günstige rahmenbedingungen für den wirtschaftlichen erfolg und behörden, die sich entschlossen dafür engagieren.
. bewilligungs- und verwaltungsverfahren sind schwerfällig und langwierig.
. er vermisst eine effiziente dialogplattformen zwischen politik, wirtschaft und wissenschaft.

um gegensteuer zu geben, konkretisiert berger die probleme anhand der mobiliar. uerst braucht bern mehr wohnraum. man sei auf gut ausgebildete fachkräfte angewiesen, welche in bern wohnen möchten. doch da fehle es an platz – und sauberkeit, schiebt der wirtschaftsvertreter nach.

die region bern müsse zudem steuerlich attraktiver werden. konkurrenzfähige steuersätze seien die wichtigste voraussetzung. es brauche aber auch ein modernes kommunikationskonzept, das erzielte fortschritte bekannt mache.

im bildungsbereich mit ausgezeichneten kompetenzzentren für human- und zahnmedizin, recht, öffentliche verwaltung, klimatologie brauche es auch betriebswirtschaftliche institute von internationaler prägung und modernes innovationsmanagement. dazu gehört auch eine vereinfachung der zusammenarbeit von wirtschaft und wissenschaft, die mit dem neuen universitätsgesetzt erreicht werden müsse.

die berner wirtschaft schätze sportliche aushängeschilder wie YB, SCB, BSV sehr. auch international beachtete sportereignisse wie die euro 08, die eishockey-wm oder ein boxkampf um den wm-gürtel liessen Bern in hellem licht erstrahlen. doch müsse davon eine nachhaltige wirkung ausgehen. da fehle es an kongress-lokalitäten, an hotelbetten, internationalen verkehrslinien und eventhallen mit mit modernster technologie. dazu zähle auch ein kulturangebot auf ansprechendem niveau.

an der mobiliar solle es nicht liegen, schreibt urs berger: am 28. august werde büne huber mit patent ochsner gemeinsam mit dem berner symphonieorchester über den bundesplatz rocken!

stadtwanderer

nachwuchs im berner bärenpark

was man schon länger erwartete, wurde heute bestätigt: björk, die bärin im berner bärenpark, hat zwei junge zur welt gebracht, die wohlauf sind. vater ist finn.

1ba95060-bdcb-47c8-838f-e176de672cf5

björk hielt sich diesen winter in der öffentlichkeit sehr zurück. von finn getrennt, weilte sie im winterschlaf. in den letzten wochen fiel dann die live-kamera auf internet aus. es gäbe beschläge auf der linse, hiess es.

heute bestätigte bernd schildger, der direktor der anlage, den wahren grund. erstmals im neuen bärenpark gab es nachwuchs. wohl schon im dezember des vergangenen jahres warf björk zwei kleine bären. 300 gramm wogen sie wohl bei der geburt. zwischenzeitlich sind sie schon gewachsen, 3,5 kilo und 35 zentimeter schwer resp. lang sollen sie sein.

und munter: im interview mit der tagesschau bestätigt der tierpark-chef, dass die jungen, die, sollten sie ein männchen und ein weibchen sein, urs und berna heissen werden, weniger schlafen als ihre mutter, den ganzen tag auf ihr rumturnen und prächtig wachsen. schon bald sollen sie die höhle verlassen können.

und das ist die andere botschaft, die bernd schildger dem interessierten publikum zuruft. bären verdienen respekt. es sind wildtiere, die vorsichtig sind, und genau registrieren, was rund um sie herum geht. fühlen sie sich bedroht, können sie ihre jungtiere auch fressen.

also, freuen wir uns alle auf den nachwuchs, und bestaunen wir ihn so, dass er ganz gross und stark wird, wie björk und finn.

stadtwanderer

der feuerlöscher-tag

es war der 19. februar 1803, als napoléon bonaparte der schweiz in paris die “Acte de Médiation” übergab. damit setzte der erste konsul der franzosen einen vorläufigen schlussstrich unter die gescheiterte helvetische republik. am 10. märz 1803 trat louis d’affry, der freiburger schultheiss, der die mediationsakte in die schweiz brachte, das amt des landammanns an, dem neu geschaffenen höchsten posten im schweizerischen staatswesen an.

345px-Mediationsaktemit der mediationsakte blieb die schweiz ein satellitenstaat frankreichs. doch die innere struktur änderte vom zentralismus zum föderalismus. anders als im ancien régime vor der revolution wurden die unterschiede zwischen den ständen nicht wieder eingeführt. vielmehr galt nun die gleichheit unter den 19 kantonen, die an der schweizerischen eidgenossenschaft teil hatten.

die mediationsakte vermittelte in der schweiz, die nach den fünf jahren der revolution, der kriege und der wirtschaftsnot und der staatsstreiche und des bürgerkriegs innerlich geschwächt war. das volk hatte genug von feuer, das politisch und militärisch entfacht worden war, und leid ins land getragen hatte. deshalb war es für die neuerung aus paris bereit. diese ermöglichte den alten schichten die rückkehr in ihre ämter, und liess aus ihnen und der führungsschichte der helvetik eine neue, national gesinnte elite werden.

beibehalten wurde mit der mediationsakte progressive politiken, wie der aufbau des schulwesens. so förderten die kanton gymnasien und lehrerseminare. man begann mit der korrektur der linth, nicht zuletzt um überschwemmung und seuchen zu vermindern. und, das vergisst man gerne: die gebäudeversicherungen sind die wohl bleibendste leistung der jungen schweizerischen eidgenossenschaft. denn diese hat nicht nur die inneren spannungen befriedet. sie hat auch dazu geführt, dass wir mit den ursachen und folgen wirklicher feuerbrünste besser umgehen können.

etwas, das man gerade heute, dem tag, an dem der startschuss zu diesem grossprojekt gegeben wurde, nicht vergessen sollte.

stadtwanderer

die letzte zähringerin

sie ist die letzte, die den titel “von zährignen” trug. bis heute weiss man fast nichts über die unglückliche clementia aus burgund an der seite des städtegründers berchtold v. von zähringen.

901951e5c6
schloss burgdorf, das witwengut des letzten zähringers berchtold v. für seine frau clementia, der unglücklichen herzogin von zähringen.

man schrieb den 18. februar des jahres 1218, als berchtold v., der herzog von zähringen, starb. genau wo das geschah, weiss man bis heute nicht. doch vermutet man seine burg in freiburg im breisgau, denn dort lebte der adlige in seinen letzten jahren vorzugsweise. und im münster der schwäbischen stadt liegt er, anders als seine vorfahren, die im kloster st. peter im schwarzwald beerdigt wurden, bis heute begraben.

mit dem tod des herzogs tritt seine frau erstmals in den überlieferten akten auf. clementia stammte aus dem burgundischen adel. ihr vater, stephan, war graf von auxonne gewesen, und ihre mutter, beatrice, kam aus der herrscherfamilie in chalons. wann geheiratet wurde, ist unbekannt. doch wurde clementia damals schloss burgdorf und anverwandte güter als morgengabe überreicht. beim tod des herzogs wurde daraus das witwengut, das ihr ihre finanzielle existenz sichern sollte.

das passte mindestens einem der beiden erben des letzten zähringers, dem schwäbischen grafen egino von urach, nicht. vermutlich war er es selber, der die herzogswitwe gefangen setzen und hand auf schloss burgdorf legen liess. graf werner von kiburg, der andere zähringererbe, war am objekt ebenfalls interessiert. 1224 ging er, der die güter berchtolds in burgund erhalten hatte, in die stadt an der emme, um demonstrativ als graf in burgdorf zu urkunden.

ende jahr griff der junge deutsche könig heinrich in die nahltenden streitigkeiten ein. bei seinem aufenthalt in der reichsstadt bern bestimmte er, clementia sei sofort freizulassen. ihr witwengut sei ihr zurück zu geben, oder es sei ihrem vater in auxonne auszuhändigen. doch clementia kam nicht auf dauer frei, sodass 1235 kaiser friedrich II. in die erbstreigkeiten rund um schloss burgdorf eingreifen musste. wiederum erkannte man im grafen von urach den schuldigen, und wurde die freigelassene clementia als erbin bestätigt.

bis heute weiss man nicht, ob clementia ihre erbe in burgdorf je nochmals angetreten konnte. denn die unglückliche herzogswitwe verschwindet mit diesem schiedsspruch aus den annalen der geschichte, ohne dass man weiss, wann und wo auch sie gestorben ist. bekannt ist nur, dass ihre beiden kinder schon vor dem tod des herzogs verstorben waren, vermutlich vergiftet wurden, – und es würde nicht überraschen, wenn auch sie opfer einer intrige um macht unter verwandte gewesen wären.

so bleibt die nur schwer fassbare clementia die letzte überhaupt, welche die bezeichnung “von zähringen” trug.

stadtwanderer

wie ein hamster

es waren nicht meine tage. dabei freute ich mich so auf den 1000. blogbeitrag. hier ist er!

LivingCase2a

eigentlich begann alles harmlos. ich biss auf ein stück brot. da ging einer meiner backzähne unvermittelt in brüche. zwar hatte ich schon davon gehört, dass zähne beim harmlosen kauen zerfallen können, doch geglaubt habe ich das bis diese woche nicht wirklich.

am freitag dann hatte ich einen termin, um den zahn ziehen zu lassen. und eigentlich ging auch das ziemlich schnell. spritze, zange, ab. doch es kam nicht der ganze zahn heraus, denn der war so spröde, dass er abbrach. in der folge mussten die wurzeln einzeln gezogen werden. und das war nicht ohne, vor allem die letzte.

zuhause im bett begann das loch in den zähnen der linken obern backenreihe übel zu bluten. es war, wie wenn ein schlauch geplatzt wäre und der englische garten unfreiwillig gespritzt würde. der zahnarzt vertröstete via telefon zuerst, das sei unüblich, werde sicher bald aufhören. nach zwei stunden war dem nicht so, und ich machte mich erneut in die stadt auf.

auf dem zahnarztstuhl angelangt, erkannt man dann die ungewöhnliche situation. ein chirurgischer noteingriff wurde nötig. und ich musste zum einem spezialisten hierfür. der fackelte nicht lange, und nahm umgehend eine blutstillung mit einer strompistole vor. nach 30 minuten löten war alles vorbei.

dachte ich. denn wieder zuhause angelangt, überfiel mich der ganze stress vom tag. nie mehr würde ich brot essen wollen, schwor ich mich. bis ich der hunger übermannte.

nun sitze ich da, gucke ein wenig vorschauen auf vancouver und habe dicke backen. und ich studiere über den besten titel für den 1000. beitrag auf dem stadtwanderer: zum beispiel “hartes brot, das ich da ass”, “die schnauze voll (blut)”, “unter strom” oder “der zahn der zeit”. schliesslich bin ich für den, der am realistischsten ist: “wie ein hamster”, schreibe ich, denn ich habe ich habe links eine schwellung, und rechts getünkelte brot, das mich stärkt.

stadtwanderer

das konzert als lebensform

es war in den 70er jahren, als ich sie zum ersten mal an einem konzert sah. gestern kam es zum vorläufig letzten zusammentreffen mit den “Dubliners” im berner kursaal.

P20400861foto: stadtwanderer

unweigerlich kamen erinnerungen an meine jugendzeit auf. der subkulturelle protest gegen die bürgerliche lebensweise, die suche nach den unverfälschten wurzeln unserer zivilisation und der genuss der zeit ohne geld, aber mit vielen ideen wurden wach.

keltische musik bot in den 70er jahren hierfür viel raum. irish folk war hoch im kurs. “clannad”, “the chieftaines” und die legendären “dubliners” zählten zu den favoriten, denen man stundenlang auf dem plattenteller zuhörte. nach irland gings auch in den ferien, und in dublin besuchte man das guiness-pub, in dem die legendäre gruppe bei saufgelagen und seemannsliedern 1962 entstand.

barney mckenna ist der einzige, der von den vier gründungsmitgliedern noch lebt. seit 47jahren steht er ununterbrochen auf der bühne. genauer gesagt sitzt der heute 70jährige zwischenzeitlich mehr. doch wehe, wenn er ein banjo zwischen die finger bekommt. dann legt er unweigerlich los, spielt solo und zieht – wie gestern abend die vielleicht 1000 zuschauerInnen – samt und sondern in seinen bann.

mit den vier neubesetzungen haben sich die dubliners verändert. aus wuschelköpfen sind graumeliertes haare mit bart geworden. der stil ist weniger rau, weniger hart und weniger spontan. dafür sind die songs sinnlicher, verspielter und melodiöser geworden. wohl sind auch die umstände anders: der nordirlandkonkflikt lenkte ende der 60er jahre die aufmerksamkeit auf die entfernte insel, und die sympathien lagen dankt tagi-korrespondent samuel plattner eindeutig bei den iren. denn in ihrem keltentum vermutete man einen teil der vermissten anfänge von kultur, die durch herrschaft nicht überformt war. wenn nur die briten nicht gewesen wären.

gestern abend feierte ein bunt gemischtes publikum, das jung und alt, stadt und land verband, mit stehender ovation die gäste aus der irischen hauptstadt. die politische botschaft ist von der bühne gewichen, geblieben ist die faszination ihrer musik. denn die dubliners haben das konzert zur eigentlichen lebensform entwickelt – und werden wohl auch dann noch um die halbe welt ziehen, wenn barney mckenna einmal kein banjo mehr spielen und kein “whiskey in the jar” mehr singen kann.

stadtwanderer

das politikzentrum mehr schärfen.

“Die Hauptstadtregion Schweiz” will durch themen- und projektbezogene Zusammenarbeit die Interessen von Kantonen und Städten im Zusammenarbeitsraum rund um die Schweizer Hauptstadt bündeln.” das steht im schlussbericht von ad!vocate und und ecoplan zuhanden der behördendelegation, bestehend aus stadt und kanton bern.

topelement

ziel des berichtes zur hauptstadtregion schweiz ist es, die position als region auf der ebene von metropolitan- regionen zu stärken und dabei die spezifischen stärken des raumes einzubringen, um die drei metropolitanregionen zu verbinden.

der bericht selber, eben veröffentlicht, ist breit angelegt, sachbezogen erarbeitet und gibt eine gründliche übersicht über das bestehende. er listet auch auf, was zu tun ist.

unübersehbar ist aber, dass er grosse hoffnungen eher dämpft: in der schlussempfehlung steht: “Es ist wichtig, dass sich das Projekt als schlankes Netzwerk versteht und sich auf jene Aktivitäten beschränkt, die den beteiligten Partnern wirklich einen Mehrwert bringen.”

auch wenn das für ein amtliches papier richtig ist, füge ich bei, dass es wenig visionär wirkt: das eigentliche ziel der zusammenarbeit muss sein, bern als politikzentrum zu stärken. denn genau das ist es, was der schweiz gegenwärtig gründlich fehlt und was die metroregionen zürich, genf-lausanne und basel mit ihrer wirtschaftlichen oder kulturellen ausrichtung nicht besitzen.

hierzu würde man von der behördendelegation gerne noch mehr beispielhaftes erfahren. bern als politikzentrum schärfen ist der einzige wirkliche vorteil, den stadt und kanton als neu gestalteter raum mit anderen einbringen können. und licht in den nebel der politik zu bringen, ist das gebot der stunde!

stadtwanderer

das esch musig!

bern am ende des 15. jahrhundert: das ist eine lebensfrohe stadt mit stolz über sieg im kampf gegen den herzog von burgund. das ist eine marktstadt für das lokale gewerbe wie für den fernhandel aus frankreich und italien. und das ist eine stadt der musik, der gaukler und der pfeifer. in der kirche ertönt die orgel, die chöre erfüllen ihren raum mit gesang, und in den bürgerhäusern horcht man den tönen der instrumente, welche die renaissance verkörpern.

musik
doch in der stadt, die überschwängliche lebte, mehrten sich nach einer generation des überflusses die zeichen der umkehr: die reformation erfasste 1528 die politik und die kirche. die klöster wurden geschlossen, der staat wurde neu geordnet. das leben auf der strasse folgte strengen regeln, fast so wie im hochmittelalter. die künstler verschwanden mit samt ihren werken. singen, tanzen und musizieren wurden bis auf weiteres verboten. sitte und zucht waren wieder angesagt!

doch so ist die geschichte: sie bewahrt die erinnerung an das vergangene im stadtbild, in bibliotheken und in archivschachteln. die musik aus dem spätmittelalter ist zwar verstummt, aber sie ging nicht verloren. sie verbirgt sich immer noch in berns gassen, sie bleibt festgehalten in zahllosen notenbüchern, und sie inspiriert unentwegt die zeitgenössischen mediävistInnen.

zum beispiel in der könizer kirche, dem sakralster, herrschaftlichsten und geheimnisvollsten ort unserer gegend, wo seit diesen tagen eine ausstellung zu spätmittelalterlichen melodien gezeigt wird und ab nächsten sonntag eine serie von vorträgen zum thema mit musikalischen und kulinarischen genüssen.

stadtwanderer