desozialisierung

nun bin ich seit dem wochenende in den schwedischen wäldern. und musste heute erstmals wirklich überlegen welcher wochentag es war.

die ersten tage unserer nordlandferien sind voll gepackt mit dem dringendsten: ausschlafen nach der reise, stromversorgung sichern, basiseinkauf tätigen, kommunikation ins internet sichern. dann beginnt schon das wahlprogramm: wiese mähen, sauna instand stellen oder wasser aus de boot schöpfen.

ein wirkliches programm dafür gibt es nicht. und so macht man, was einem wichtig erscheint oder wozu man lust hat.

und so lösen sich arbeitspläne, familienverpflichtungen und medienkonsum langsam aber sicher auf. desozialisierung könnte man das auch nennen.

dazu zählt, dass die zeit sich verändert. In der schweiz glaubt man zwar, dass die zeit etwas physikalisches ist, das sich genau messen lässt. Doch das täuscht. Natürlich bestimmten lebenszeiten und jahresrhythmen unser äussere umgebung, auf die wir nicht viel einfluss haben. Man kann auch den monat hinzu nehmen, der die nächste misste, und die sonne, welche den tag einteilt. doch dann ist fertig.

die wochen, die stunden, vielleicht sogar die minuten sind in erster linie soziale kosntrukte. sie helfen uns die tage der arbeitswoche zu planen, die treffen mit anderen genau einzuhalten, den zug und den bus nicht zu verpassen. Doch ohne das werden sie schnell bedeutungslos.

nirgends erlebt man das so klar wie im wald. was eine woche ist, weiss hier letztlich keine mensch. ich glaube auch nicht, dass der sonntag hier wirklich eine rolle spielt. denn er ist dem montag, dienstag, mittwoch, donnerstag, freitag und samstag so gleich. genauso, dass ich nachzählen musste, welcher wochentag heute ist.

noch bevor ich dazu kam, war mit klar, dass das nur ein restposten meiner sozialisation aus der lebens- und arbeitsschweiz ist.

stadtwanderer