bald nur noch schall und rauch …

zitat ueli maurer: “Man muss sich wirklich fragen, wohin die Artillerie in diesem Land noch schiessen kann, ohne die eigenen Leute zu treffen.”

ausgerechnet unser vbs-chef spricht im heutigen “bund” darüber, die artillerie der schweizer armee abzuschaffen. nicht nur in sachen armee ist vom saulus zum paulus geworden. nein, nun soll nach dem willen des svp-bundesrates die überbevölkerung der schweiz nicht mehr durch ausschaffungen reduziert werden können. vielmehr ist sie der kapitulationsgrund für unseren ehrwürdigen kanonenpark.

imagesbataille de grandson 1476: die eidgenossen erobern die beste artillerie der damaligen welt

die amee und ich, das wird nie was! jahrelange wollte der bundesrat immer mehr, und ich war für immer weniger. jetzt, wo ich langsam versuche, mein verhältnis zum militär zu normalisieren, macht mir der oberste der obersten im militär einen dicken strich durch die rechnung. sagt doch ueli maurer heute: “Von alten Traditionen Abschied zu nehmen … kann durchaus faszinierend sein.”

also wirklich, da haben wir eigenossen den burgunder herzog besiegt. “in grandson das gut, in murten den mut und in nancy das blut”, lernte meine generation im patriotischen geschichtsunterricht noch. zum erwähnten gut zählte vieles, vor allem aber 400 kanonen, auf die karl der kühne so stolz gewesen war, die er aber stehen liess, als er am neuenburgersee nach dem ersten aufeinander treffen mit den lärmenden und gröhlenden schlägerbanden sein zeltlager fluchtartig verliess.

so kamen wir vor 534 jahren in den besitz des damals grössten artillerieparks der welt. an sich wäre das die waffe gegen die ritter aus österreich gewesen. denn sie schlug selbst in die gepanzersten reihen riesenlöcher. nur, unter den eidgenossen wusste man anfänglich, wie man mit der beute umgehen sollte. das begann schon mit der namensgebung. denn die massiven rohre, aus denen die kugel mittels sprengladung gefeuert wurden, hatten damals noch keine festen untersätze, lagen deshalb häufig einfach im gras, weshalb sie unser vorväter feldschlangen hiessen.

doch dann setzte der geübte umgang mit kanonen ein. was eine richtige stadt war, hatte eine solche beim stadttor. und was ein richtiger schweizer oberst war, der konnte damit umgehen. wenn’s um etwas wichtiges oder feierliches ging, gehörten die böllerschüsse aus kanon zum unumgänglichen auftakt.

nun soll also ernsthaft schluss sein damit. nach der kavallerie die artillerie, sodass man sich fragt, was als nächstes dran kommt: die panzer, die infanterie oder was noch übrig ist? eigentlich bleibt mir nur noch eins: den schwanengesang auf unsere armee anzustimmen. bald, so fürchte ich, besteht die beste armee der schweiz nur noch aus ihrem besten abschaffer!

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