meine lieblingsbücher

mit lieblingsbüchern ist es so eine sache. die einen werden es, die andern verschwinden. immerhin, einige bleiben. genau die wollte die berner münstergass-buchhandlung von mir wissen, um ihr schaufenster auszukleiden. hier meine favoritenliste.

Peter Watson: Ideen. Eine Kulturgeschichte von der Entdeckung des Feuers bis zur Moderne, München 2006

Betrand Russell: Philosophie des Abendlandes, Zürich 1950, Paperback München 2011 (7. Auflage)

Martin Hose, Christoph Levin (Hg.): Metropolen des Geistes, Frankfurt am Main/Leipzig 2009

John Hirst: Die kürzeste Geschichte Europa, Hamburg 2012

Michael Salewski: Geschichte Europa- Staaten und Nationen von der Antike bis zur Gegenwart, München 2000

Joelle Kuntz: Schweizer Geschichte einmal anders, Altstätten 2009 (2. Auflage)

Klaus von Beyme: Theorie der Politik im 20. Jahrhundert. Von der Moderne zur Postmoderne. Erweiterte Ausgabe, Frankfurt am Main 2007

Tony Judt: Geschichte Europa von 1945 bis zur Gegenwart, München, Wien 2006

Andreas Wirsching: Der Preis der Freiheit. Geschichte Europas in unserer Zeit, München 2012

Paul Nolte: Was ist Demokratie? Geschichte und Gegenwart, München 2012

Karl Schlögel: Im Raume lesen wir die Zeit. Ueber Zivilisationsgeschichte und Geopolitik, Frankfurt am Mai 2009 (3. Auflage)

Frank Böckelmann: Die Welt als Ort. Erkundungen im entgrenzten Dasein, Bonn 2007

der sommer wird heiss, und ein kühler ort zu gut, um sich persönlich zu bereichern …

stadtwanderer

“Hochverehrtes mes:arts theater – Publikum”

all meinen stadtwanderer-fans, die im sommer in bern bleiben, empfehle ich – ohne abstriche das mes:artstheater. selber verabschiede ich mich richtung norden, um mir einen kühlen sommer zu gönnen.

Der Totengräber
“Der Totengräber entführt Sie auch in diesem Jahr ins mittelalterliche Bern und gräbt vergessene Geschichten für Sie aus. Folgen Sie ihm und lernen Sie eine Stadt kennen, die vom Schwarzen Tod gegeisselt wurde und unaufhaltsam einer neuen Zeit entgegentanzte.

Spieldaten Sommer 2012:
Donnerstag 5. Juli 20:05 Uhr
Freitag 20. Juli 20:05 Uhr

Treffpunkt: Vor dem Zähringerdenkmal bei der Nydeggkirche, Bern.

Anmeldung erforderlich unter: 031 839 64 09

Weiter Informationen finden Sie auf: http://www.mesarts.ch/totengraeber.html”

Hermann Hesse
“Ich habe ein Loch im Flügel und muß darum auf der Erde gehen – Sein Leben in Bern von 1912-1919”

Spieldaten
Montag und Dienstag bis Ende September, 19:30 Uhr

Montag 2. 7. 19:30
Dienstag 3. 7. 19:30
Montag 9. 7. 19:30
Dienstag 10. 7. 19:30
Montag 16. 7. 19:30
Dienstag 17. 7. 19:30
Montag 23. 7. 19:30
Dienstag 24. 7. 19:30

Treffpunkt beim Mosesbrunnen, Münsterplatz, Bern

Anmeldung erforderlich unter: 031 839 64 09

Weitere Informationen und Stimmen aus der Presse (NZZ, Der Bund, Kulturagenda, Brunne Zytig) finden Sie auf:

mir bleibt, nicht mehr und nicht weniger als schöne zeit immer sommerheissen bern zu wünschen, meinen stadtwanderer-fans, und der unermüdlichen stadtgeschichtenerzählerlin christine und den den vielseitigen stadtgassenschauspieler matthias. ich melde mich gelegentlich aus den kühleren wäldern in schweden.
im august 2012 bin ich wieder zurück!

stadtwanderer

schaufensterln

40 jahre alt wird die münstergass-buchhandlung in diesem jahr. anlass, die treue kundschaft über den ort des büchereinkaufs in bern schreiben zu lassen. hier meine laudatio des bemerkenswertesten buchladens in bern, die im herbst samt meinen lieblingsbüchern drei wochen lang im schaufenster der buchhandlung erscheint.


Claude Longchamp, Historiker/Politikwissenschafter, Institutsleiter gfs.bern, Lehrbeauftragter für angewandte Politikforschung an den Universitäten St. Gallen, Zürich und Bern, Wahl- und Abstimmungsanalytiker der SRG Medien, Berner Stadtwanderer

“Der unendliche hermeneutische Zirkel

Auf Anhieb entwickelte sie sich nicht – meine Zuneigung zu Bern. Denn als ich 1980 hierhin einwanderte, überforderten mich die Gassen der Bundesstadt enorm: alle gleich gerichtet, erschienen sie mir; alle gleich aussehend, war meine schnelle Bilanz. Tiefpunkt war, als ich endlich mein erstes date in Bern hatte, und in der falschen Gasse wartete. Gelacht wurde über mich, in der ganzen Altstadt-Szene.

Die schüchterne Annäherung an Bern geschah in der Münstergasse. Als erste hatte sie für mich eine unverwechselbare Identität. Die Unibibliothek am Eingang, das Münster am Ausgang gaben ihr ein Gepräge. Mitten drin war die „Buchhandlung für Soziologie“, wie die Münstergass-Buchandlung damals genannt wurde, umhüllt von einem Hauch der 68er Revolution.

Meine erste Anstellung in Bern war im Institut für Soziologie. Ich amtete als Hilfsbibliothekar und hatte von der antirevolutionär eingestellten Betriebsleitung die klare Weisung, die Bücher ausschliesslich via Schweizerisches Ostinstitut zu bestellen. Keinesfalls dürfte ich das via Buchhandlung für Soziologie machen.

Doch nützten alle Vorschriften nichts! Die Leute am Ostinstitut waren streng antikommunistisch, alles in allem aber ziemlich uninteressant, wenn es um Buchempfehlungen ging. Ob das Kollektiv rund um Ueli Riklin kommunistisch war, weiss ich bis heute nicht. Vor allem aber weckten sie schnell meine Neugierde mit vielen Buchangeboten, die mir noch so unbekannt waren.

So entschied ich mich für die Münstergass-Buchhandlung. Beruflich und Privat. Das war meine kleine Revolution! Heute ist sie fast schon Tradition, denn unverändert kaufe ich meine Bücher an diesem Ort. Nicht exklusiv, nein, denn Bern ist reich an speziellen Kellern und Räumen für Bücher, wenn man weiss, wohin man sich zu wenden hat. Die Münstergass-Buchhandlung jedoch ist, anders als die andern, eines mehr: Treffpunkt für so unterschiedlichste Leute, denen gemeinsam ist, dass für sie Bücher das Tor aus dem engen Lebensraum zur weiten Welt sind.

Es hat sich eingebürgert, meinen Rundgang durch die Buchhandlung links zu beginnen: Philosophie, Sozialwissenschaften, Geschichte stehen da mit unverrückbarer Autorität. Gelegentlich interessiert mich auch die schönen Literatur auf der rechten Seite, oder ich stöbere in den Raritäten im kleinen Hinterzimmer.

Mit leeren Händen verlasse ich die Buchhandlung eigentlich nie – ausser ich habe mal kein Geld. Gelegentlich findet sich, nebst Analytischem, Anspruchsvollem und Anregendem auch etwas Leichtfüssiges. Das nehme ich immer lieber mit auf meine Stadtwanderungen, mit denen ich mir Bern seit fast 10 Jahren, gleich einem unendlichen hermeneutischen Zirkel, im wahrsten Sinne Schritt für Schritt erschliesse.

Unverändert von der Münstergasse aus – mit der Münstergass-Buchhandlung als ihre Trouvaille!”

lantmännen

spätestens dann, wenn ich meinen mitgliederausweis der lantmännen-genossenschaft in kreditkartenform in mein portemonnaie stecke, beginnen mental die sommerferien.

es ist sommer: die tage werden heiss, das klima ist schwül, und die nächte bleiben warm.
fast zu warm für mich. genau dann zieht es mich unweigerlich in den norden mit dem kühleren wetter.

zwar ist der abflug nach olso erst an diesem samstag. mental haben meine sommerferien in den schwedischen wäldern schon heute begonnen.

denn heute morgen früh habe ich meinen mitgliedschaftsausweis der schwedischen „landi“ hervorgekramt und in mein portemonnaie gesteckt. damit werde ich bald schon vergünstigt einkaufen können, sollten es um gartenerde, saatgut, rasenmäher oder vogelhäuschen gehen.

hier bringt mir die karte nichts, könnte man sagen. denn die schweizerische „landi“ kennt das mitgliedschaftssystem nicht, und so habe ich hier keine vergünstigungen zu erwarten. dennoch, nur schon der gedanke, dass ich meine kleinen privilegien bald schon in ganz schweden einlösen kann, versetzt meine gefühle in ekstase – und so bin ich bereits einen schritt in den ferien.

lantmännen sei dank!

stadtwanderer

werde wie gewohnt von holzhausen mitten in schweden bloggend berichten.

der wahlkampf, der 24 stunden dauerte

bern, bundesstadt der schweizerischen eidgenossenschaft: eine episode reicher an erfahrungen mit einem wahlkampf, der keiner ist.

donnerstag, 21. Juni 2012: vania kohli, bdp, kandidatin der für die berner stadtregierung auf der mitte-liste, meldet ihre kandidatur für das stadtpräsidium an – und hofft, nicht nur von den kleinen mitte-parteien glp, cvp, und evp unterstützt zu werden, sondern auch von den etwas weniger kleinen parteien rechts davon, der svp und fdp. ohne das würde sie auf eine bewerbung verzichten.
freitag, 22. Juni 2012: die rechtsbürgerlichen geben bekannt, dass auch sie für das stadtpräsidium kandidieren, und zwar mit den gemeinderatskandidaten beat schori (svp) und alexander schmidt (fdp) – für den fall, dass kohli ihre kandidatur aufrecht erhalte.

danach gefragt, was sie nun mache, erklärt kohli, die bedingungen für ihre bewerbung gälten nicht mehr.
danach gefragt, was er nun mache, erklärt schmidt, er werde seine partei fragen.
danach gefragt, was er nun mache, erklärt schori, er tue, was die partei wolle.

danach gefragt, was die kohlis bdp nun mache, sagt co-präsident, die rechtsbürgerlichen hätte noch niemanden nominiert, die kandidatur kohli gelte. übers wochenende wenigstens.

mit verlaub, der einzige der getrost auf seine wahl anstossen kann, ist der bisherige stadt-präsident alexander tschäppät von der der sp. zwar hat er auf der rotgrünen listen mächtige konkurrenz: die erfolgreichen nationalrätinnen ursula wyss (sp) und franziska teuscher (grüne) bewerben sich ebenfalls für ein mandat in der fünfköpfigen stadtregierung, und es könnte durchaus sein, dass sie beide mehr stimmen machen als der etwas umstrittene lebenmann schäppät. indes, sie fordern den bisherigen amtsinhaber nicht heraus – wohlwissend, dass es seine letzte amtsperiode sein wird.

doch genau das hat das spekulieren rechts der rotgrünen in den letzten wochen gang gesetzt. machen diese nur zwei sitze und ist tschäppät dritter, kann er gar nicht mehr stadtpräsident werden. der weg für eine person aus der mitte oder rechts davon wird quasi von alleine frei, lautet die recht verwegene analyse der ausganglage.

indes, die bewerbungen rechts der rotgrünen für das stapi-amt haben einen weiteren grund. wenn rotgrün nämlich drei sitze macht, teilen sich die 6 parteien die restlichen zwei. wahrscheinlich ist, dass cvp-gemeinderat nause wieder gewählt wird, und einer aus den reihen der svp oder der fdp es schafft – und eine partei leer ausgeht.

mit der bewerbung von vania kohli für das stadtpräsidium wurden die karten neu gemischt. denn damit kann, wenn man schon von möglichen wahlresultaten träumt, nicht mehr ganz ausgeschlossen werden, dass die mitte zwei sitze erhält, und das gespann svp/fdp leer ausgeht.

genau diese überlegung hat das taktieren von gestern bestimmt. svp und fdp bieten der bdp die stirn, um kohlis startvorteil zu kontern- mit dem effekt allerdings, dass heute samstag niemand mehr weiss, ob tschäppät im herbst überhaupt einem herausforderer oder einer herausfordererin gegenüber steht, oder es gleich drei sein werden, sie sich wechselseitig ausrangieren werden.

wenn die rekonstruktion der ereignisse, wie sie die bernerzeitung heute minutengenau vornimmt, durch gründe für jeden einzelschritt aufzeigt, kommt man nicht umhin, das ganze als unwürdige posse zu bezeichnen, die nahtlos auf das unwürdige spiel anschliesst, dass die hoffnungslosen nominationsversuche in der svp vor einigen monaten absetzten.

eines macht das ganze klar, trotz einige überraschenden volks- und parlamentsentscheidungen in dieser legislatur, welche rorgrün niederlagen in sachfragen beibrachten: ihr anspruch auf eine mehrheit in der stadtregierung und damit auch auf das stadtpräsidium ist unverändert ausgewiesen. zum wohle der bundesstadt und ihrer bürgerschaft. denn das rotgrüne lager steht trotz einigen neuorientierungen im grünliberalen spektrum, steht personell gut aufgestellt da.

ganz anders das vormalige bürgerliche lager. es ist machtpolitisch in sich gespalten, in eine mitte und einen rechtsbürgerlichen bereich. dieser wiederum besteht aus einer partei, die regieren will, und einer, bei der unsicher ist, ob sie so den erfolg hat, denn sie in der opposition hatte. damit nicht genug: auch personell steht man sich in der quere, denn aussenseiter und quereinsteiger reto nause (cvp) schaffte den sprung in der regierung vor vier jahren auf dem bürgerlichen ticket, treibt nun aber mit kräftigen pinselstrichen die etablierung der mitte voran, die sich realpolitisch mit links arrangiert will, um selber an die macht zu kommen. die svp wiederum, will auf den aufstreben jungstar erich hess verzichten, weil der heissporn von rechts der fdp nicht passt, und schickt dafür nebst rudolf friedli beat schori, letzter immerhin zweimal nichtgewählter kandidat für einen sitz in die stadtregierung, ins rennen. die fdp schliesslich nominierte gleich zwei bewerber, beide jung und unverbraucht, aber ebenso unerfahren und leichtgewichtig. da ist die ehemalige präsidentin des stadtrates vania kohli aus der von der svp abgespaltenen bdp eine valable konkurrenz.

absehbar wird, dass die herausfordererInnen der kleinen und kleinere parteien allesamt für einen, den fünften sitz antreten. und sich deshalb spinnefeind sind, werde aus rein traktischen gründen den stadtpräsidenten herausfordern darf – resp. für 24 stunden, die auch schon vorbei sind.

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wenn das neue von gestern heute nicht mehr interessiert

peter hogenkamp twittert beinahe schneller, als die referenten sprechen. auf #smf12 kann man das geschehen verfolgen, die kommentare sind häufiger als die fragen aus dem publikum. es ist swissmediaforum, wo es darum geht, was das publikum von heute interessiert.


gastgeber patrick müller am swissmediaforum zu neuen sozialen medien – bei der morgendlichen zeitungslektüre

real findet das geschehen im luzerner kkl statt. das swiss media forum 2012 bildet den rahmen. thema sind, wie heute so oft, die neuen sozialen medien und ihre auswirkungen auf die gesellschaft.

hängengebliebene kernbotschaften des ersten tages waren: erstens, daten sind das oel der zukunft. zweitens, china ist heute schon der grösste markt für neue soziale medien. und drittens, online-medien, die nicht rentieren, gehören der vergangenheit an.

das beste des tages war ein podium mit online-macherInnen beim spiegel, bei der nzz, bei tamedia und le temps. paywall war das zentrale stichwort. der spiegel will nicht, die nzz schon, einige andere zögern (noch). denn es geht um die frage, verlieren die plattformen 100, 99, 98 oder 97 der bisherigen nutzerInnen, wenn man für information bezahlen muss. und entgehen ihnen damit die werbeeinnahmen.

dem widersprach die chefin der new york times, jill abramson, in ihrem einführenden referat. sie zeigte sich überzeugt, egal ob print, elektronisch oder web, für qualitätsjournalismus bezahlen die interessierten. für schlechten journalismus gibt es aber kein geld – nirgends mehr! die erfahrungen der nyt seien ermutigend: nach einem anfänglichem rückgang nehme die nutzung kontinuierlich zu, wenn man konstant mehrwert biete.

die anwesenden verleger hörten das sehr wohl. für die einen, wie bei der nzz, im sinne der chance. für andere, wie bei letemps, als längst existierende realität. offiziell zögerlich zeigte sich peter wälty vom newsnet: als erstes müsse man die arbeitsbedingungen der journalistInnen verbessern, damit sie mehr als ein jahr bei einem online-mediumbleiben würden; chancen zum aufstieg gäbe es in den internet-medien genug.

das zeigte mir auch ein blick beim morgenessen im luzerner waldstätterhof. bei meiner kalten schoggi beobachtete ich die vielen forumsgäste, die dort übernachtet hatten und nun an einzeltischen frühstückten. einige träumten um sieben noch vor sich hin, andere fingerten liebevoll an ihrem streicheltelefon. nur die beiden zwei anwesenden chefredaktoren lasen noch eine tageszeitung. so auch organisator patrick müller vom “sonntag”. wohl um zu sehen, ob das neue von gestern heute überhaupt noch interessiert …

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