meine ode an das verlassene und (vielleicht) wiedergefundene freiburg

es ist bekannt: ich bin in fribourg/freiburg geboren worden. wenn ich schlecht drauf bin, sage ich, ich sei da auf die welt gekommen; das sei nicht das gleiche. momentan fühle ich mich eigentlich ganz gut.


das neue freiburg: jean tinguelys erinnerung an seinen freund jo siffert, das mir so gut gefällt

als meine familie 1963, ich war sechs jährig, freiburg verliess, war ich nicht sonderlich traurig. denn in der welt des katholizismus’, die damals die stadt noch prägte, fühlte ich mich nicht nur geborgen. da war beispielsweise st. nikolaus, der am abend des 6. dezember imposant durch die strassen zog, umjubelt von der menge, der er mandarinen und nüsse zuwarf. mir hatte man streng beigebracht, dass man mit lebensmitteln weder spielen noch sie vergeuden dürfe. da war auch das bild in der kirche st. pierre, das ich jeden sonntag bestaunte, weil es übermenschlich war, das mir aber innerlich fremd blieb, weil ich seine botschaft nicht fand. und da der zwang in der kirche, geld zu spenden, für die armen negerlein in afrika, obwohl man sagte, nur die reichen in den armen ländern würden davon profitieren.

in buchs, im aargau, angekommen, war ich dann trotz meiner distanz zu freiburg ganz einfach der franzose. “d’franzose med de gääle hose und de grüne finke, pfuii, die stenke”, hielt man mir bei der begrüssung unter den jungs auf der strasse entgegen. an der sprache kann es nicht gelegen haben, denn ich wurde bilingue erzogen. es muss das fremde gewesen sein, dass einer an sich hatte, wenn nicht einfach nur buuredüütsch sprach. die bedeutungszusammenhänge erschlossen sich mir erst später, als ich während des geschichtsstudiums lernte, wie aarau zu einer hauptstadt der protestantischen schweiz wurde, die sich im zweiten villmergenkrieg erstmals gegen die katholischen miteidgenossen durchsetzt hatte, wie sie sich gegen die reaktionären berner stemmte, um zur eigentlichen hauptstadt der helvetischen republik von frankreichs gnaden zu werden, von der städtischen intelligenzia begrüsst, von den landleuten wegen steuern und solddiensten gehasst. und genau in dieses milieu war ich im ehemaligen bauerndorf buchs geraten. also auch keine heimat!

meine schulwege führten mich nach aarau, in die kantonsschule, nach zürich an die universität und nach bern, um zu arbeiten. um fribourg habe ich mich da lange nicht gekümmert. denn in der kanti hatte ich gotthold ephraim lessing gelesen, den deutschen aufklärer, für den es eine welt jenseits der verschiedene bezeugungen gottes gab. in der religionssoziologie lernte ich, dass konfessionelle gebote keine wahrheiten seien, sondern kulturell bedingte zugänge zur welt. das geschichtsstudium schliesslich hatte mich gelehrt, dass der konfesssionalismus zwar gut war, um die bisweilen verfeindeten eidgenossen zwischen mitte des 16. und 18. jahrhunderts sich jeweils selber entwickeln zu lassen, dass das aber auch viel zur stagnation der schweiz beigetragen hatte, der erst durch anstösse aus frankreich mit der aufklärung, der revolution, aber auch mit dem geschäftssinn der immigranten und welterfinder aus viele verschiedenen länder überwunden werden konnte.

genau dieser konfessionell gebundenen welt entronnen zu sein, war für mich lange erleichterung, ja befreiung. zuerst interessiert mich, was man mit naturwissenschaften, dem puren gegenteil zur religiösen welt, alles anstellen könnte, um bis auf den mond zu fliegen; dann war ich gwunderig, wie das soziale leben ohne religionen funktioniert, im zusammenleben von mann und frau, in den schulen ohne pfarrherren, aber auch in der schweiz, die statt streit und krieg, auch vermittlung und frieden anbietet. und so war ich, jahrelang, kaum in freiburg, kaum in einer kirche.


das alte freiburg: bild der st. pierre kirche, das mir nie was sagte

seit wenigen jahren hat sich das schrittweise gewandelt. die expo02 hat einen anstoss gegeben, meine regelmässigen besuche in murten eine annäherung gebracht. manchmal nehme ich über mittag den zug von bern nach freiburg, um ein wenig spazieren zu gehen. bisweilen setze ich auch einen fuss in ein gotteshaus. deren geschichte habe ich, durch meine intensive beschäftigung mit dem mittelalter, immer genauer zu verfolgen versucht. natürlich hat das freiburg von heute für einen berngewohnten noch unendlich viele klöster, sind die franziskaner und ihre anverwandten brüder und schwester immer noch da. dennoch, ich sehe sie immer mehr repräsentiert, in büchern, dvds und alle den medien, wenig sich selber präsentieren. gezeigt bekommt man fünfzig jahre nach dem ökumenischen konzil in freiburg eine welt, die nicht nur den interkulturellen und interreligiösen dialog pflegt, vielmehr die auch jenseits von konfessionellen erwartungen, politische und persönliche ansichten zulässt. jean tinguely, der meister der expo64 hallte in eben diesem halben jahrhundert, seit ich von fribourg wegging, wirkungsvoll nach. nicht nur auf der grande-place mit seinem momument für den verstorbenen freund jo siffert, nein auch in den köpfen der betrachtet wurde offensichtlich klar, dass es ein leben jenseits von machttechniken und ihrer komplexen, aber durchschaubaren funktionsweisen gibt.

das freiburg, das ich heute kennen lerne, ist offener und damit auch wieder zugänglicher geworden. rechte und linke haben sich von der konservativen mitte befreit und sagen sich gehörig die meinung, männer und frauen haben mit den rollenbildern der vergangenheit gebrochen und leben ihr leben. gute gebildete, aber auch künstlerisch begabte freiburgerInnen, einfache menschen mit herz und verstand sind zahlreicher geworden. man ist, wer man ist – bewusst, woher man stammt, aber nicht gefangen, sodass sich einem keine perspektiven mehr eröffnen. roger de weck, der freiburger patriziersohn beispielsweise, der herausragendste rhetoriker der gegenwärtigen schweiz der gegenwart, gehört selbstredend zum neuen freiburg; aber auch mia aegerter, die tochter aus freiburger haus, finde ich seit “achtung, fertig, charlie!” eine tolle schauspielerin. manager wie daniel vasella, mediziner wie thierry carrel und bundesräte wie alain berset, allesamt mit freiburger herkunft, leisten etwas für diese gesellschaft, ohne angestammte wege zu beschreiten, im vollen wissen, mit mit ihrer eigenwilligenkeit anzuecken und scheitern zu können. schliesslich schätze ich den historiker urs altermatt sehr, der es bis zum rektor der freiburger universität brachte sehr, denn der liberale katholik aus solothurn kennt wie kein anderer, wie konkordanz bei bundesratswahlen funktioniert, ohne dabei zum bornierten insider geworden zu sein. genau das sehe ich auch bei joseph deiss, dem früheren ökonomieprofessor an der freiburger uni, der in die politik ging, als aussenminister die schweiz in die uno führte und als schweizer die vollversammlung der delegierten der welt für ein jahr präsidierte.

es war eine ziemlich spontane entscheidung in meinen sommerferien, mein freiburg wieder erkunden zu wollen. mit ihren stotzigen strassen. mit den kleinen gässchen quer zu den grossen. mit den denn historischen brunnen voller anspielungen. mit den brücken über flüsse und bewusstseinsgrenzen. mit der mehrsprachigkeit, die ich es nicht immer einfach, dafür aber spannend macht. mit den figuren von von niki de saint phall, die wohlig und rund und doch so bemerkenswert leicht und elegant sind. mit der multikulturalität, die nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt wird. mit dem stadtgolf quer durch alle löcher und gassen der stadt. mit dem restaurant st.gothard und seinem vorzüglichen moité-moité fundue und dem vully-weisswein dazu – und mit all dem, was ich vergessen habe oder noch gar nicht kenne.

auf ein neues stadtwandern also! sollte sich jemand angesprochen fühlen, anbei eine erste virtuelle tour durch die geschichte der stadt, der bald ein reeller parcours durch die bedeutsamen orte freiburgs folgen sollen …

stadtwanderer

freiburger chronik (9): freiburgs gegenwart


alain berset, gegenwärtig freiburger bundesrat aus den reihen der sp und vertreter den neuen freiburgs, bei der annahme der wahl

2002 die schweiz entscheidet sich in einer volksabstimmung zum uno-beitritt; freiburg gehört zur mehrheit der annehmenden kantone; die kampagne führte der freiburger bundesrat und aussenminister joseph deiss; landesausstellung expo02 findet unter anderem im freiburgischen murten statt

2003 einkaufszentrum fribourg centre wird vis-à-vis des bahnhofs eröffnet

2005 mia aegerter, tochter freiburgs, wird mit dem swissaward in der kategorie showbusiness ausgezeichnet

2006 thierry carrel, herzchirurg und sohn freiburgs, wird professor für medizin am gemeinsamen zentrum für herzchirurgie der universitäten bern und basel, 2008 operiert er den bundesrat hans-rudolf merz in den kritischen tagen der ubs rettung am herzen, 2011 misslingt ihm der direkte einstieg in die bundespolitik für die fdp

2007 mit alain berset wird erstmals ein sp-vertreter in den ständerat gewählt

2008 christian levrat, gewerkschaftsfunktionär und freiburger sp-nationalrat wird sp parteipräsident

2008 die agglomeration freiburg entsteht aus der kantonshauptstadt und den umliegenden gemeinden, um die zusammenarbeit zu verbessern. ein gemeinsamer öffentlicher nahverkehr ist das bis sichtbarste zeichen

2010 freiburg wird teil der hauptstadtregion schweiz

2010 historiker urs altermatt, zuvor rektor der universität, fragt bei seiner abschiedsrede in der aula der universität vieldeutig: “verschweizerung europas – ohne die schweiz?”

2010/11 françois rime, svp-nationalrat aus bulle, scheitert zweimal beim versuch, für seine partei bundesrat zu werden, knapp

2011 roger de weck, mehrsprachiger publizist und sohn freiburgs, vormals chefredaktor des zürcher tagesanzeigers und der hamburger zeit, wird generaldirektor der srg; marie garnier wird die erste grüne (gps) in den staatsrat gewählt

2011/2 die brauerei cardinal wird definitiv geschlossen; der staatsrat übernimmt das areal um einen innovations- und technologiepark zu realisieren

2013 daniel vasella, 1999 bis 2012 verwaltungsratspräsident von novartis und bestverdienender manager europas, ein sohn freiburgs, verlässt nach debatte über seine abgangsentschädigung die schweiz

2013 isabelle chassot, freiburger staatsrätin, wird neue direktorin des bundesamtes für kultur; cvp, svp und fdp schliessen angesichts der kandidatur von nationalrat jean-francois steiert,ein wahlbündnis auf kantonaler ebene, um die erstmals möglich werden linke mehrheit im staatsrat zu verhindern; ihr gemeinsamer kandidat ist jean-pierre siggen, präsident des kantonalen argbeitgeberverbandes

2013 carsten schloter, führender manager der schweiz und ceo der swisscom, in villars lebend, wird nach einer selbstötung in der freiburger kathedrale verabschiedet

mehr zur abschiedsvorlesung von urs altermatt auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (8): auf dem weg in die moderne


freiburgs ausdehnung nach dem an anschluss ans eisenbahnnetz gemäss siegfried-karte von 1874

1858/62 bau der brücke von grandfey für die eisenbahnverbindung; die landesteile wachsen damit über die sprachgrenzen hinaus zusammen

1862 anschluss freiburgs ans eisenbahnnetz; ab 1870 zaghafter beginn der industrialisierung freiburgs

1873 gründung einer societé ouvrièere, die sich der schweizer arbeiter-union anschliesst; jospeh meckler als erster arbeiterführer, gründung von hilfs- und sparkassen und eines konsumvereins

1889 gründung der universität freiburg

1890 trennung der arbeiterbewegung von den liberalen wegen deren widerstand gegen eine unfallversicherung

1895 gründung der fdp

1896 regierung besteht neu aus katholisch-konservativen

1899 eröffnung des funiculaire (drahtseilbahn) in der stadt freiburg

1905 gründung der sp freiburg

1919 jean-marie musy, katholisch-konservativer staatsrat, wird bundesrat, vertreter der deflationspolitik, zweimal in opposition zum bundesrat auch in der öffentichkeit, bekannt für seine faschistischen ideen und kontakte zu nazigrössen, dank denen auch juden in die schweiz kommen können; der staatsrat besteht aus einer mehrheit katholisch-konservativer und einer minderheit fdp

1920 bau der pérollesbrücke

1924 neubau der zähringerbrücke

1924 aufwertung des kollegialkirche zur kathedrale (bistum der drei kathedralen)

1932 gonzage de reynold, rechtskonservativer freiburger patrizier, wird professor für geschichte der zivilisation an der universität freiburg; gleichzeitig wird er vizepräsident der kommission für geistige zusammenarbeit des völkerbundes; er plädierte für die umwandlung der schweiz in einen autoritäres regime, nach dem vorbild mussolinis

1935 bau des liebfrauenbrunnens (fontaine de Notre-Dame) durch françois baud an der strasse pierre aeby (rue Pierre-Aeby) über dem fischmarkt

1938 hc fribour gottéron, freiburgs eishockeyclub entsteht durch eine mannschaft aus der unterstadt

1939 neubesiedlung des klosters hautrive

1951 erster bgb-staatsrat (bis 1996)

1959 jean bourgknecht, vormals freiburger national- und ständerat, wird bundesrat, der sich zu ersten mal nach der zauberformel bildet; 1962 müssen seine engsten verwandten nach einen schlaganfall seinen rücktritt aus der bundesregierung erklären

1960 bau der jetzigen galternbrücke

1964 jean tinguely, freiburger künstler, prägt mit seiner tinguelymachine den geist der expo 1964 in lausanne

1970 zusammenschluss verschiedener bierfirmen, darunter cardinal, zur sibra

1971 einführung des frauenstimm- und wahlrechts auf eidgenössischer ebene; freiburg gehört zur mehrheit der annehmenden kantone

1971 jo siffert, formel 1 rennfahrer aus freiburg, stirbt bei einem unfall in brandshatch; niki de saint phall, französische bildhauerin und malerin, wird durch heirat mit jean tinguely, schweizerin und freiburgerin

1984 tinguely brunnen zu ehren von jo siffert auf dem Grossen Platz (Grands Place) wird eröffnet

1986 roseline crausaz (cvp) wird erste frau im freiburger staatsrat

1992 die schweiz lehnt den beitritt zum ewr in einer volksabstimmung ab; freiburg gehört zur minderheit der annehmenden kantone

1996 mit pascal corminboeuf wird der erste unabhängige in den freiburger staatsrat gewählt

1996 die sibra (cardinal), von feldschlösschen dominiert, kündigt die schliessung der brauerei cardinal an; bevölkerungsprotest, unterstützt vom staatsrat, 1998 wird der schliessungsentscheid zurückgenommen

1999 jospeh deiss, professor für volkswirtschaft an der universität freiburg und freiburger nationalrat, wird für die cvp bundesrat, rücktritt 2006

weiter lesen: freiburgs gegenwart

freiburger chronik (7): revolutionen und vermittlungen


louis d’affry, erster landamann der schweiz, 1803, als freiburg für ein jahr vorort (hauptstadt) der schweiz war

1781 aufstand der landschaft gegen die stadt freiburg unter pierre-nicolas chenaux wird von den patriziern freiburgs und berns niedergeschlagen

1782 demonstration der stadtbürgerschaft zugunsten von rechtsgleichheit wird unterdrückt und mit verbannung bestraft

1788 brauerei blancpain bringt fribourger bier auf den markt (ab1890 cardinal)

1789 freiburg beherbergt mehr als 3000 geflohene aristokraten aus frankreich und wird zum ort der gegenrevolution

1798 kampflose eroberung freiburgs durch die französischen truppen, kapitualtion am 2. märz, freiburg wird geplündert, profitiert aber von der gleichberechtigung der sprachen in der helvetische republik

1799 trennung von stadt und land; einführung der freiburger munizipalität, mit dem aufgeklärten und weltgereisten jean (de) montenach als erstem syndic

1802 freiburg lehnt die zweite verfassung der helvetischen republik ab

1803 gründung des kantons freiburg, inklusive murten, estavayer und payerne mit einer repräsentativ-demokratischen verfassung; definitive trennung von stadt und kanton (land); louis d’affry wird freuburger schultheiss und erster landammann der schweiz; freiburg für ein jahr auch hauptstadt

1814 rückkehr zum patriziat, erweiterung des grossen rates (mit 108 patriziern) um 36 nicht-patrizische mitglieder aus der stadtbürgerschaft resp. der landschaft, schulreform des humanisten und franziskaners grégoire girard

1815 wiener kongress ordnet das nachrevolutionäre europa, die schweizerische eidgenossenschaft wird ein staatenbund mit souveränen kantonen, festen grenzen und einer garantierten neutralität

1817 erweiterung des bistums durch beitritt genfs zur eidgenossenschaft zum neuen bistum lausanne genf freiburg

1818 jesuiten werden vom grossen rat zurückberufen

1821 umnutzung des speichers in ein zeughaus

1823 schliessung der reformschulen von girard durch jesuiten; kollegium st. michel entwickelt sich zum zentrum des ultramontanismus (romtreuer konservatismus, gegen den liberalismus gewendet)

1830 das reformierte murten verlangt im rahmen der allgemeinen regeneration eine verfassungsreform im liberalen sinne; einsetzung einer verfassungskommission; ausschluss des bischofs

1831 neue verfassung wird ohne volksabstimmung in kraft gesetzt und bringt die rechtsgleichheit unter den bürgern, liberales regime im grossen rat und staatsrat

1834 bau der zähringerbrücke als hängebrücke (länge ihrer art auf der ganzen welt bis 1837)

1836 konservative mehrheit bei neuwahlen auf betreiben der jesuiten

1837 neue, konservative kantonsregierung

1840 bau der galternbrücke als hängebrücke

1845 höhere lehrerausbildng wird den jesuiten übergeben, zuspitzung der lage in der eidgenossenschaft durch rekonfessionalisierung der weltanschauungen

1846 beitritt freiburgs zum sonderbund; macht diesen überhaupt erst bekannt

1847 liberaler aufstand in murten, estavayer und bulle wird militärisch unterdrückt; militärische niederlage des isolierten freiburgs im sonderbundskrieg gegen die schweizerischer eidgenossenschaft; radikales regime, vertreibung der jesuiten, bestellung eines neuen grossen rates, aufhebung der klöster, kriegsanleihe bei urhebern des sonderbundskrieges, neue verfassung mit allgemeinem männerwahlrecht, unentgeltlichen staatsschulen, immunität der geistlichen und abschaffung der todesstrafe (erster kanton überhaupt!)

1848 ultramontaner aufstand gegen die neuordnung des bistums im radikalen sinne, besetzung des kantons durch bern und waadt, entwaffnung des volkes und verbannung des abgesetzten bischofs nach frankreich

1850/53 3 weitere aufstände der ultramontanen werden von der regierung unterdrückt, die 1853 besetzte kantonsschule von einer bürgerwehr zurückerobert und mit verbannung der anführer bestraft

1854 erneuter wahlsieg der ultramontanen

1855 liberale stimmen einer gemeinsamen regierung mit ultramontanen unter deren führung zu

1856 rückkehr von bischof marilley, begrenzung der bischöflichen macht; konservative verfassungsänderung

1857 verdrängung der liberalen aus der kantonsregierung; klerus übernimmt die schulbildung wieder, kloster maigrauge darf wieder novizinnen aufnehmen

ab 1850 fondue moité-moité ou fribourgois wird zum fondu suisse

1868 wiedereinführung der todesstrafe

1870 murten verlangt erfolglos die trennung vom kanton freiburg und den anschluss an den kanton bern, was die bundesversammlung ablehnt

1871/4 verwerfung des eidgenössischen verfassungsrevisionen im kanton freiburg; dennoch, die eidgenössischen annahme bringt ein landesweites verbot der jesuiten und entzieht den römisch-katholischen geistlichen das passive wahlrecht für den nationalrat (1973 wieder aufgehoben); ferner wird die errichtung von bistümern der genehmigung des bundesrats unterstellt (2001 aufgehoben)

1890 der papst ernennt den freiburger bischof gaspard mermillod zum kardinal, aus dem festbier der firma blancpain wird das cardinal

weiter lesen: auf dem weg in die moderne

mehr zu louis d’affry auf dem stadtwanderer

mehr zum fondu fribourgeois auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (6): zentrum der gegenreformation

1580 gründung des kollegiums st. michel durch jesuiten, geistige führung der gegenreformation durch pater canisius

1581/86 bau des ratzéhofs im renaissancestil (heute museum für kunst und geschichte)

1582 wie die anderen katholischen orte, aber anders als die reformierten, führt freiburg den gregorianischen kalender ein

1586 freiburg nimmt am borromäischen bund der katholischen orte teil, ebenso am bündnis mit spanien

1604/13 bau der jesuitenkirche

1608 gründung des kapuzinerklosters

1613 bischof von lausanne nimmt nach exil sitz in freiburg

1621 gründung des kapuzinerinnenklosters

1626 gründes klosters montorge

1627 bildung eine patrizischen aristokratie durch eintragung der 100 regimentsfähigen familien (bourgeois secret), freiburger wirkt stilbildend für bern, solothurn und biel

1634 gründung des ursulinenklosters

1635 gründung des visitandinenklosters

1648 westfälischer friede, gleichberechtigung der konfessionen, paritätische gerichte

1653 bau der bernbrücke

1653/6 bau der visitandinnenkirche

1656 1. villmergenkrieg endet mit dem sieg der katholischen orte, freiburg neutral

1660/6 nach einem brand wird der konvent des klosters maigrauge neu gebaut

1663 erneurung des soldvertrages mit frankreich in freiburg

1677/9 bau der ursulinenkirche

1684 aufnahme regimentsfähiger familien wird abgeschlossen, geschlossene aristokratie

1699/1701 bau des schlosses la poya im renaissancestil
1708/9 bei des speichers in der untern matte

1712 teilnahme am 2. villergenkrieg, sieg der reformierten orte, welche die voll gleichberechtigung erhalten, und in den gemeinen herrschaften die führung übernehmen

1720 bau der mittleren brücke im auquartier

1734/7 bau des stadthauses

1746 bau der johanniterbrücke

weiter lesen: revolutionen und vermittlung

freiburger chronik (5): teil der eidgenossenschaft


rathaus von freiburg, von der unterstadt aus gesehen, ersetzt nach dem beitritt zur eidgenossenschaft, die baufällige zähringerburg

1481 stanser verkommnis bringt kompromiss zwischen stadt und landorten, legende von nilaus von der flüh; aufnahme der stadt freiburg (mit solothurn) in den bund der eidgenossenschaft (als stadt minderen rechts), die amtssprache in freiburg wird deutsch

1484 orbe und echallens werden gemein(sam)e herrschaften von bern und freiburg

1490 bau von st. nocolas fertiggestellt, neubau der freiburger altstadt

1499 schwabenkrieg der eidgenossenschaft gegen das kaiserreich, vertreten durch schwaben; sieg der eidgenossenschaft, befreiung von der reichsreform 1500

1501/22 bau des rathauses

1508/22 bau von schloss diesbach durch die gleichnamige familie, die bern verlässt

1511 erbein(ig)ung der eidgenossenschaft mit dem haus habsburg

1512 kirche st. nicolas wird chorherrenstift

1516 ewiger friede mit frankreich, in freiburg verhandelt

1524 entscheid der stadt beim alten glauben zu bleiben

1524/5 bau des brunnens st. georg (fontaine de Saint-Georges) auf dem Platz vor dem Rathaus (place de l’Hôtel-de-Ville)

1531 freiburg nimmt an kappelerkrieg teil und gehört zu den siegreichen orten, im 2. landfrieden von kappel bekommen die katholischen orte die vorherrschaft über die gemeinen herrschaften der eidgenossenschaft

1536 beginn der räumlichen erweiterung freiburgs durch eroberung der waadt (mit bern), vertreibung des bischofs aus lausanne, exil in evian

1547 bau des samson brunnens (fontaine de Samson) durch hans gieng, auf dem liebfrauenplatz entsteht (place Notre-Dame), ebenso des brunners von johannes dem täufer (fontaine de Saint-Jean) durch hans gieng auf der oberen Matte (Planche-Supérieure)

1549/50 bau der fontaine de la force, von hans gieng an der kurzen strasse (court-chemin)

1549 bau der fontaine de la Vaillance durch hans gieng, nahe des chors der kathedrale entsteht

1550 bau des samariterbrunnes (fontaine de la Samaritaine) durch nans gieng an der samariterstrasse (rue de la Samaritaine)

1555 territorialerweiterung durch aussterben der grafen von greyerz, ihr erbe kommt durch erbgang an freiburg, saanen wird bernisch,

1557 oron wird bernisch, freiburg von bern eingeschlossen

1557/9 bau des st. anna brunnens (fontaine de Sainte-Anne) durch hans gieng auf dem kl. johanniter platz (place du Petit-Saint-Jean)

1592 bau des st. peter brunnens (fontaine de Saint-Pierre) durch stefan ammann, ursprünglich auf dem Platz Georges Python (place Georges Python) entsteht, heute an der Criblet

1606 bau der fontaine de la Fidélité durch stefan ammann an der Schmiedstrasse (rue des Forgerons)

1626/7 bau der fontaine du Sauvage durch stefan ammann am place du Pertuis

weiter lesen: das zentrum der gegenreformation

freiburger chronik (4): zeit der neuausrichtung

schlacht von murten, bei der die stadt freiburg auf seiten der eidgenossenschaft steht

1403 erneuerung des burgrechts von freiburg mit der stadt bern

1405 freiburg hilft bern nach dem stadtbrand

1410 ausbau der stadtbefestigung in freiburg

1412 zerstörung des savoyischen von oltigen durch bern

1415 bern, luzern und zürich erobern den habsburgischen aargau, habsburger werden verdrängt, isolierung freiburgs beginnt

1423 schwarzenburg, bisher königlich, wird bernisch mit einem landvogt

1433 ende der gemeindeversammlungen im fanziskanerkloster, bildung einer neuen führungsschichte aus lokaladel (familien maggenberg, düdingen/velga, montenach, englisberg und praroman) und geldadel (familien gottrau, lanthen, affry, von der weid, fegeli und weck), der sich selbst zu ergänzen beginnt

1448 angriffe von bern und savoyen auf freiburg; mangelnde unterstützung durch habsburger, entfremdung

1452 hoheit der herzöge von savoyen über die stadt freiburg, freiburg erhält hoheit über hautrive, 1456 auch über maigrauge

1454 freiburg wird ins burgrecht aufgenommen; grasburg wird gemein(sam)e herrschaft mit bern

1467 gümmenen kommt von freiburg an bern

1476 teilnahme an der schlacht von murten (trotz der aufsicht savoyens) auf seiten der eidgenossenschaft gegen burgund und savoyen, murtenläufer überbringt die botschaft vom sieg, murtenlinde

1478 freiburg wird reichsstadt

weiter lesen: teil der eidgenossenschaft

mehr zu murten, der murtenschlacht und dem murtenlauf auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (3): habsburgerzeiten


kathedrale von freiburg, wahrzeichen der stadt, mit der bau man sich in der ganzen freiburger habsburgerzeit beschäftigte

1273 graf rudolf iv. von habsburg wird zum römisch-deutschen könig gewählt, beginn der restitutionspolitik im osten des reiches, hausmachtsicherung im westen

1277 kauf der stadt durch könig rudolf I. von habsburg von (neu)kyburgern; feindliche stimmung zu bern; vermutlicher beginn der stadtmauern

1280 stadterweiterung gegen den heutigen place python

1281 bau der franziskanerkirche (mit chorgestühl aus dieser zeit)

1283 baubeginn der kirche st. nicolas, der heutigen kathedrale

1284 könig rudolf I. heiratet agnes (eigentlich isabell) von burgund mit der absicht ein neues herzogtum burgund zu begründen

1289 eroberung berns durch herzog rudolf von habsburg

1291 tod von könig rudolf; ende

1293 graf adolf von nassau neuer römisch-deutscher könig, der auf bern und gegen den adel setzt, bündnis von bern mit solothurn, mitunter gegen freiburgisch ansprüche gerichtet

1298 herzog albrecht I. von österreich wird römisch-deutscher könig, angriff freiburgs auf bern, schlacht vom dornbühl; niederlage der freiburger, bern wird zentrum der burgundischen eidgenossenschaft

1323 bern verbündet sich mit innerschweizern gegen könig ludwig der baier

1324 laupen wird bernisch und erhält einen landvogt

1331/3 graf eberhard II von kyburg nähert sich dem haus habsburg an: gümmenenkrieg zwischen freiburg und bern, verbündet mit solothurn; zerstörung von gümmenen; gefecht von herzogenbuchsee der berner und solothurner gegen freiburg; sieg der berner und solothurner über freiburg

1339/40 laupenkrieg zwischen freiburg und bern, freiburg vom burgundischen und habsburgischen adel und von kaiser ludwig dem baier unterstützt; bern von den innerschweizern unterstützt; einnahme von laupen durch bern, gefecht auf dem schönberg zwischen bern und freiburg; sieg der berner über freiburg

1340 friede von königsfelden, bern und habsburg auf augenhöhe

1341 burgrecht zwischen freiburg und hautrive

1348/9 pestjahre

1353 bern wird teil der eidgenossenschaft, freiburg bleibt österreichische landstadt

ab1350 tuchhandel prägt das freiburger gewerbe

1384 burgdorferkrieg zwischen bern und kyburg; kauf von thun und burgdorf durch bern, führende regionalmacht

1386 sempacherkrieg zwischen eidgenossenschaft und habsburg; bern erobert letzte rechte freiburgs im aaretal und im seeland

1387 berner plündern kloster hautrive

1393 sempacherbrief bringt die eidgenossenschaft über eine gemeinsame militärordnung näher zusammen

weiter lesen: zeit der neuausrichtung

mehr zur kathedrale auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (2): grenzüberschreitung


franziskanerkloster, eine der klostergründungen im jungen freibourg, das wichtige aufgaben der stadt übernahm

um 1200 bau der kirche notre-dame in der stadt freiburg, freiburg gehört zum bistum lausanne

1218 aussterben der zähringer in der manneslinie; freiburg kommt durch erbgang an die grafen von kyburg (mit hauptsitz im schwäbischen winterthur)

1224 erste stadterweiterung, burg wird gegen westen ausgedehnt

1235 absetzung des römisch-deutschen könig heinrich durch kaiser friedrich II. beginn der unsicherheiten

um 1235 möglich gründung des augustinerklosters als chroherrenstift

1239 burgrecht freiburgs mit avenches

1243 burgrecht freiburgs mit bern

1245 burgrecht freiburgs mit murten

1245 kaiser friedrich II. wird von papst innozenz iv. auf dem konzil von lyon abgesetzt

1249 grafen von kyburg legen die stadtordnung der handfeste im bisherigen sinne fest

1254 zweite stadterweiterung mit brückenkopf rechts der aare

1255 gründung des frauenklosters maigrauge

1256 gründung des franziskanerklosters durch schenkungen von jakob von riggisberg, das stadtaufgaben übernimmt (ort der gemeindeversammlung und archivaufbewahrung)

1259 stadtherr hartmann v. von kyburg schenkt der seit 1255 bestehenden frauengemeinschaft aus tafers die magere au zur gründung als frauenkloster

1260 gründung der johanniter kommende mit spital rechts der saane

1261 kloster maigrauge wird in die obhut von hautrive gegeben (trotz der bitte des ordens, keine weiteren frauenklöster zu gründen)

1263 aussterben der kyburger in der manneslinie

1264 bau der kirche st. jean (19./20. jahrhundert mehrfach umgebaut)

1264/7 grafenkrieg um erbe der kyburger zwischen savoyen und habsburg endet ergebnislos

weiter lesen: habsburgerzeiten

mehr zur sprachenfrage und ihren hintergründen auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (1): zeit der stadtgründung


herschaftliche situation zur zeit der gründung freiburgs

1033 das ganze gebiet des heutigen kantons freiburg wird teil des mittelalterlichen römischen kaiserreich, zerstörung murtens

1076/1122 investiturstreit zwischen papst und kaiser, regelung mit dem konkordat von worms, feudalisierung des mittellandes, beginn der adeligen stadtgründungen zur herrschaftssicherung
in dieser zeit: wiederaufbau von avenches durch burckhard von oltigen, bischof von lausanne

1127 doppelmord von payerne an burgundischen pfalzgrafen, krieg und erbgang zwischen pfalzgrafen und zähringern bringt vorherrschaft der zähringer östlich des juras, kaiser lothar iii. erhebt die zähringer zu rektoren (königlicher stellvertreter) burgunds

1132 duell von payerne zwischen dem herzog von zähringen und dem grafen von genf endet ohne sieger; bernard de clairvaux entscheidet, dass die zähringerherrschaft auf das aaretral beschränkt bleiben soll; ausdehnung der zisterzienser, gründung des klosters hautrive durch schenkungen des freiherrn von glâne

1142 papst innozenz ii. unterstellt hautrive dem burgundischen kloster cherlieu und macht das kloster kappel am albis zum tochterkloster

1156 kaiser friedrich I. heiratet burgundische prinzessin und krönt sich zum könig von burgund; rektorat der zähringer faktisch entkräftet

1157 gründung der stadt freiburg (friburch, fribor=befestigt, frei) durch herzog berchtold iv. von zähringen, um seinen einfluss im burgundischen zu sichern, freiburg erhält das stadtrecht von freiburg im breisgau mit einem bann von 3 stunden (ca. 20 kilometer), genannt alte landschaft, in der das stadtrecht gilt; kirchlich gehört freiburg zum bistum lausanne; kloster hautrive kommt unter den schirm der zähringer

weiter lesen: früher stadtausbau

mehr zur stadtgründung freiburgs auf dem stadtwanderer