frauen, denen man in bern nirgends gedenkt

städte seien orte der präsentation und repräsentation, meinen soziologInnen. in städten wird gezeigt, wer was hat, meint das, und es werde erinnert, wer was hatte. nur fällt das sehr ungleich aus, zum beispiel zwischen männern und frauen.

Oppenheimbrunnenmeret oppenheim brunnen in bern, mit dem sich die künstlerin selber ein denkmal setzte. nur ist sie damit eine grosse ausnahme. denn frauen wird in bern öffentlich auffällig wenig gedenkt.


anna seiler
, die spitalstifterin nach der grossen pest im 14. jahrhundert macht da die ausnahme. ein spezielles haus im inselareal erinnert an die person, ebenso wie der anna-seiler-brunnen in der altstadt.

weniger gut geht es das der frauen im ancien regime. an catherine von wattenwyl, die amazone, die erste frau, die geheiratet hatte ohne zu ihrem mann zu ziehen, zu zeiten ludwig xvi., unbegründet der spionage für den sonnenkönig verdächtigt, gefangen genommen, gepeinigt und schliesslich frei gesprochen, erinnert erst seit einigen jahren ein buch. genauso ergeht es julie bondeli, der aufgeklärten salonière in bern, aus philosophischem haus, mit beziehungen zum revolutionär denkenden bürger samuel henzi. Auch an sie gedenkt man in bern nur in buchhandlungen.

noch schlechter steht es um marie tussaud. wohl kennt jeder und jede ihr weltberühmtes wachsfigurenkabinett. nur, wer weiss, dass das kleine mädchen in bern aufwuchs, hier bei einem onkel, der mediziner war, die kunst des modelierens erlernt hatte, mit der sie schliesslich london und von da aus die halbe welt erobern sollte.

ich habe mich dieser tage mehrfach ausgemacht, gedenkorte von bekannten bernerinnen aufzusuchen, blieb aber ohne erfolg.

zum beispiel bei julie von may, die in den 1870er jahre petitionen zur revision der damaligen bundesverfassung schrieb, um die frauenrechte zu stärken. oder bei margaretha fass-hardegger, der ersten arbeiterinnen-sekretärin im gewerkschaftbund, dievon bern aus versuchte, die lage der einfachen frauen zu verbessern.

nicht besser geht es den pionierinnen in der bernischen politik. wer erinnert sich noch an Ruth im obersteg geiser, der ersten frau in der berner stadtregierung. vielleicht reicht das gedächtnis zurück bis zu leni robert, der ersten regierungsrätin des kantons bern.

marte gosteli, die unermüdliche sammlerin von dokumenten zur gleichstellung von frau und mann leistet seit 1982 wichtige vorarbeit. insiderinnen ist das bekannt, nur in der öffentlichkeit weis man viel zu wenig davon.

etwas einfacher hat es das meret oppenheim, die mal in bern lebte, und den bekannten brunnen in der stadt stiftete. denn kennen alle, denn über ihn wurde viel berichtet und diskutiert, sodass die künstlerin weitherum bekannt ist.

immerhin, zaghafte schritte in die gewünschte richtung hat bern von einigen jahren mit anna tumarkin unternommen, der philosophin aus russland, die als erste frau an der berner universität professorin wurde. sie hat, gleichwertig mit albert einstein, einen speziell nach ihr benannten platz auf dem uni-areal bekommen.

mehr davon wäre angemessen. nur zu gerne würde ich eine stadtwanderung zu frauen in und aus der berner geschichte unternehmen.

stadtwanderer