Eröffnung der Stadtwanderer-Saison 2022

Von der Eiszeit zur Heisszeit.
Eine Klimageschichte anhand der Stadt Bern

Stadtwanderung zum 60. Geburtstag von Regula Rytz, Nationalrätin

Die Stadt Bern ist legendär 820 Jahre alt. Doch der Sporn, auf dem die heutige Altstadt steht, wurde mit dem Ende der Eiszeit vor 12000 Jahren freigelegt. In der Folge entwickelte sich im wilden Aaretal eine ausgedehnte See-, Fluss-, Auen- und Waldlandschaft.
Erstmals liessen sich vor 2300 Jahren keltische Stämme im Gebiet der heutigen Stadt nieder. Sie drängten den Urwald nur kleinflächig zurück. Die Römer übernahmen das, nannten den Ort Brenodor – und machten ihn kleiner.
Grossflächiger ging erst das Kloster Köniz ab dem 9. Jahrhundert vor. Mit dem Landesausbau rodeten sie den Wald erheblich. Die damalige Klimaerwärmung schaffte die Voraussetzung, Landwirtschaft zu treiben. Die ansässige Bevölkerung vermehrte sich.
1191 gründeten die Zähringer die Stadt Bern. Sie machten sie zum Durchgangsort auf dem Weg von Norden nach Süden. Und das junge Bern entwickelte sich auch nach ihrem Ableben prächtig.
Doch dann kam die Pest aus China. Der schwarze Tod dezimierte die Bevölkerung 1348/49 auch in Bern. Anna Seiler war die Heldin der Stunde und gründete ein Spital, in dessen Nachfolge das heutige Unispital steht.
Die Bauern verarmten und mit ihnen ging der Adel unter. In nur 70 Jahren dehnte die mittelalterliche Stadt ihr Herrschaftsgebiet auf ein Gebiet aus, das dem des heutigen Kantons Bern entspricht.
Die Umweltforschung kann zeigen, dass diese Herrschaftsbildung mit dem Beginn der kleinen Eiszeit vom 14. bis 19. Jahrhundert zusammenhängt. Klimabedingte Hungersnöte kehrten in der vorherrschenden Agrargesellschaft regelmässig zurück. Erst an der Schwelle vom 17. zum 18. Jahrhundert begann die Stadt, systematisch Kornhäuser mit Vorräten anzulegen und die Landwirtschaft anzukurbeln.
Der Eisenbahnbau ab den späten 1850er Jahren brachte mit dem Kohletransport die entscheidende Wende zur Industriegesellschaft, aber auch zur Klimaerwärmung. Der Automobilismus der Nachkriegszeit mit günstigem Benzin veränderte Leben, Arbeiten, Wohnen und Einkaufen grundlegend und liess die Agglomeration Bern entstehen.
Es kommt die heutige Konsumgesellschaft mit ihrem Überfluss auf. Und der Klimawandel folgt auf den Fuss. Jetzt denken frau&mann über die Grenzen des Wachstums nach. An der Uni Bern entsteht das international renommierte Oeschger Centre for Climate Change Research.
Bern wird seit 1992 rotgrün regiert. Regula Rytz packt als Mitglied des Gemeinderats den politisch und klimatisch heissen Umbau des Bahnhofplatzes an. Ihr enthusiastischer Kampf als Nationalrätin gegen den Klimawandel trägt sie bis fast in den Bundesrat.
Stellen sich Wissenschaft und Politik hinreichend auf den Klimawandel ein? Das ist die brennende Frage meiner Klima-Stadtwanderung – diesmal speziell für Regula, die dieser Tage ihren 60. Geburtstag feiern darf.
Die Führung beginnt am 20. März 2022 um 11 Uhr beim Teich im Rosengarten. Sie geht rund 2 Stunden und endet auf der Grossen Schanze vor dem Uni Hauptgebäude. Danach gibt es für die exklusive Schar an Teilnehmenden ein Apéro.
Davor sind gute Schuhe gefragt, wenn wir uns den grossen Bogen von der Eiszeit der Vergangenheit zur Heisszeit der Gegenwart mit acht Stationen wandernd erschliessen.

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