Oesterlicher Besuch im Kloster Muri

Es ist ein Kloster von europäischem Format. Es ist unzertrennbar mit dem Haus Habsburg verbunden. Und es blieb in der Geschichte nicht unbestritten. Bis heute ist das Kloster Muri das eigentliche Zentrum des oberen Freiamtes.

Die Habsburger
Das Kloster Muri wird bald es tausendjährig. Denn es wurde 1027 gegründet. Stifterin war Ita von Lothringen, die Stammmutter der Habsburger. Sie war mit Radbot von Habsburg verheiratet, Graf im Klettgau, der zur gleichen Zeit die Burg bei Brugg erbauen liess.
Die Habsburger war das führende Fürstengeschlecht der europäischen Geschichte. Sie waren Könige im Hl. Römischen Reich, später auch in Spanien, und sie herrschten so auch über ein Kolonialreich. 1700 endete die Herrschaft über Spanien und damit in Uebersee. 1740 starb auch die österreichische Linie aus, wurde aber von Habsburg-Lothringen bis 1806 mit der Kaiserwürde fortgeführt. 1804 fand das im österreichischen Kaisertum eine Neugründung, ab 1867 in der Doppelmonarchie Oesterreich-Ungarn. 1918 endet auch das.
Die Herzen der beiden letzten Habsburger mit dem Kaisertitel, Karl und Zita, sind hier im Kloster in der Loretto-Kapelle bestattet.
Der Aufstieg vom aargauischen Grafengeschlecht zum Königshaus geschah im 13. Jahrhundert und dem späteren König Rudolf I. Dabei ging es um die Erschliessung von Norden nach Süden. Ziel war es quer durch die heutige Schweiz ein gesichertes Gebiet zu bekommen, durch das man nach Rom gelangen konnte. Dabei spielten Luzern und die Innerschweiz aber auch der Gotthard-Pass eine zentrale Rolle. Als König war Rudolf an der Osterweiterung seines Machtgebiets interessiert. Das führte seine Nachfahren nach Wien.

Die Benediktinerregel
Im Kloster Muri folgte man stets der Benediktinerregel. Die entstand im 6. Jahrhundert in Italien, als sich das westliche Mönchstum herauszubilden begann. Leitspruch ist «Ora et labora», «Arbeite und bete», bisweilen ergänzt durch «et lege», «und lese.» Gemeinhin wird das mit strengem, gehorsamem Lebenswandel verbunden.
Das Kloster ist nach Osten ausgerichtet. Über die Jahrhunderte ist sie äusserlich zu einer Einheit aus Romanik, Gotik und Barock verwachsen. Das Gebäude selber wird durch kubische Strenge geprägt. In der Mitte befinden sich das Oktogon, ein Achteck mit der Klosterkirche, abgeschlossen mit einer mächtigen Kuppel. Mit wenigen Ausnahmen entstammt die Innenausstattung dem Rokoko der 1740er Jahren. Seit 1701 war man ein Reichskloster, das als reichste kirchliche Stätte der Eidgenossenschaft galt.

Der Niedergang und der Neuanfang
Das Kloster aus dem 11. Jahrhundert begründete erstmals Schulen im Kanton Aargau. Es bildete Mönche aus, die auch andere Klöster bedienen sollten. Die Macht blieb nicht umbestritten. Mit der Reformation wurde das Kloster ab 1530 von Zürchern beschädigt. Die Franzosen entzogen ihm 1798 die Rechte auf Ausbildung und Bussen, was den Abstieg einleitete. Im Aargauer Klosterstreit von 1841 schlossen die Radikalen um Augustin Keller das Kloster. Die meisten Mönche gingen nach Sarnen. 1845 bekam das aufgehobene Kloster zudem am Stadtrand von Bozen mit Muri-Gries eine Nachfolge.
Während dem französisch-deutschen Krieg 1870/71 kam es zur Internierung der französischen Bourbaki-Armee in der Schweiz. Ein Teil wurde hier in Muri untergebracht. Entstanden ist in der Folge ein Pflegeheim, das es heute noch gibt. Ferner dienen die Gebäude der Verwaltung und als Schulen. Bis heute ist es das Zentrum des oberen Freiamtes.