zum beispiel nathalie wappler

ich gehöre wohl zu den vielen, die nicht genau wissen, was das konvergenzprojekt der srg mit sich bringt. die wahl der neuen geschäftsleitung von srf – ein gewöhnungsbedürftigen kürzel, das immerhin klar näher bei srg ist als das sr und drs waren – klärt diese frage vorerst nicht wirklich. weitgehend geklärt wurde heute indessen, wer in ihr einsitz nimmt. die werden wissen, was die konvergenz mit sich bringt.

Wappler NathalieNathalie Wappler, die neue Kulturchefin von SRF (Quelle: SRG)

herausgreifen möchte das jüngste gl-mitglied, nathalie wappler. die 42jährige ostschweizerin studierte geschiche und politikwissenschaft im deutschen konstanz. von der schweiz nichts gehört habe sie in diesen jahren, erklärte sie mir jüngst. gerade wegen der nähe zur grenze orientiere man sich in der nachbargemeinde von kreuzlingen klar an deutschland. stuttgart, die hauptstadt baden-württembergs sei weit weg von der bodenseemetropole, sodass eher grossstädte wie hamburg oder berlin lockten.

insbesondere menschen, die gerne in den journalismus möchten, meinte wappler. in der tat, nach einer stage bei 3sat, ging nathalie zum zdf, betreute kultur- und gesellschaftsthemen und stiess schon bald in die redaktion von “berlin mitte”, der heutigen talksendung “maybrit illner”, vor, wo sie unter anderem redaktorin für deutsche innenpolitik war.

2005 wechelte nathalie zum schweizer fernsehen und begann für den kulturplatz zu arbeiten und zu produzieren. aktuell ist sie die chefin aller sternstunden, des literaturclubs und der nachtwach. für ihre innovationen in diesem bereich wurde sie mit ihrem team auch schon mit begehrten tv-preisen ausgezeichnet. auf anfang des nächsten jahres wird sie die neue chefin aller kultursendungen von radio und fernsehen – und überflügelt damit den jetzigen tv-kulturchef rainer schaper genauso wie den chef von radio drs2, marco meier.

kennen gelernt habe ich die fernsehmacherin vor gut einem jahr während den vorbereitungen für die damaligen “sternstunden geschichte”. als erstes merkte ich, dass sie gut und lange zuhören kann – eine gabe, die bei weitem nicht alle journalistInnen haben, die gewählte aber für höhere würden qualifiziert. rasch erkannte man auch ihr talent, stets für das team dazu sein: die technikerInnen und journalistInnen einerseits, die gäste am und hinter dem bildschirm andererseits. dabei wirkt sie stets unprätentiös und gelassen, verströmte die ruhe, die sich vorteilhaft auf die produktion von sendungen auswirken.

das merkte man letzten sommer besonders in müstair, als wir im kloster zu gast waren. die nonnen bestaunten die bunte schar aus zürich und zugewandten orten, denn so etwas sehen die benediktinerinnen nicht jeden tag in ihrem kreuzgang. doch bald schon wich die freude dem ärger, waren wir doch allesamt zu laut für den würdigen ort. die chefin der sendungen hielt uns vermittelnd an, unsere arbeit vorzubereiten, im wissen um das berühmte kulturerbe, indem wir sie erledigten.

dieses jahr waren wir zusammen im bergell – arbeiten & wandern. eines war anders. nathalie fotografierte viel mit ihrem handy, sandte die bilder den geknipsten als mail oder verwertete sie für ihre facebook acount. vom möglichen aufstieg in die srf-spitze sprach sie nie; vom konvergenzprojekt, für das sie sich engagierte, indessen schon. da lernte ich einiges hinzu, denn zu beginn eines gesprächs hatte ich mit meinen totalen unkenntnissen brilliert, weil ich mir gar nicht vorstellen konnte, kulturelle radio- und fernsehproduktionen zusammenlegen zu können …

vielleicht hat sie mir auch deshalb am ende des aufenthalts in stampa einen hinweis machen wollen. zu ihrer spezialität gehört es nämlich, den gästen ein symbolisches geschenk zu überreichen. und dieses jahr erhielt ich ein feuerrotes kleinstradio mit dickem schweizerkreuz drauf, das ich flugs nach schweden mit in die ferien nahm, wo es uns, in allen sprachen, gute dienste leistete.

und so bleibt mir, liebe nathalie, dir alles gute in der konvergenten srg zu wünschen, dass man auch allen andern menschen in diesem lande, in allen kulturellen fragen, gute dienste leisten werde.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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