appläuse für die erfolgreichsten schweizerInnen

bei einer show wird gezeigt, was man zu bieten hat – beim swiss award 2010, was die schweiz für sich selber und für die welt letztes jahr erbrachte. und sich hierfür sichtbar gut gelaunt gestern abend auch applaudierte.

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für mich der intensivste moment des abends: die dankesrede von sophie hunger für den swiss award 2010 in der kategorie “show”

das erdbeben in haiti bestimmte das hochmedialisierte, gestrige geschehen im züricher hallenstadion am meisten. denn mit dem publikumspreis für den den und die schweizerIn des jahres 2010 wurden marianne kaufmann und rolf maibach geehrt. der bündner war bis vor kurzem direktor des albert-schweitzer-spital in deschappeles auf haiti; die bernerin wirkte gleichzeitig als krankenschwester unter den opfern des erdbebens auf der karibikinsel.

moderatorin sandra studer führte wie immer elegant und gekonnt durch die gala. ihr viersprachiges jahresthema waren die löcher. nicht nur in der erde haitis – denn auch der vulkanausbruck auf island und seine folgen kam zu sprache, genauso wie der rettungsschacht für die bergleute in chile – und selbstverständlich das weltrekordträchtige loch durch denn gotthard, der europa durch die schweiz führt. dennoch schafften es die gemeinsam nominierten bohrmeister adolph ogi und moritz leuenberger nicht, den immer begehrteren titel zu gewinnen. denn die konkurrenz für die auszeichnung ist zwischenheitlich ziemlich stark geworden.

in der kategorie politik wurden die alt-bundesräte von der newcomerin pascale bruderer übertroffen. gekonnt hatte sie als nationalratspräsidentin das parlament durch wahlen und sachgeschäfte geführt, tuchfühlung mit grossen der welt wie dem dalai lama geknüpft, und brücken in die gespaltene schweizer gesellschaft gebaut. dafür erhielt sie den politischen swiss award 2010. den für wirtschaft ging an felix richterich, dem chef von ricola, deren bonbon-absatz die firma zum weltmarktleader gemacht hat.

im in- und ausland erfolgreich waren schliesslich auch sophie hunger und martin suter, die gekrönten für show und kultur. ihre reaktionen auf den preis hätten jedoch nicht gegensätzlicher sein können. die musikerin hielt die vielleicht gehaltvollste rede des abends; der schriftsteller fehlte ohne angabe von gründen und liess eine kurze dankesnotiz durch einen kollegen verlesen. das mag typisch sein, dafür, dass unsere künstler, die emotionen ansprechen, das publikum lieben, jene, die unseren intellekt schärfen sollten, es immer mehr meiden.

so stimmte die analyse von bärbi an meiner seite: es seien entscheidungen des herzens gewesen. das trifft sicher auch auf emil zu, dem 78jährigen komiker, der für seine lacher über generationen hinweg den streng geheim gehaltenen life time award erhielt. und es traf auch zu, was man vielerorts hören könnte: die entscheidungen des abends waren (manchenorts anders als meine favoriten, aber) durchaus vertretbar. genauso wie der relounch der sendung, die besser als auch schon gefiel.

das anschliessende essen verbrachten wir am tisch von hans-ueli müller, dem neuen besitzer der kartonfabrik im bernischen deisswil. er war mit seiner reizenden familie gekommen, welche ihn in seiner riskanten rettungsaktion trotz anfänglich hohen verlusten unterstützt, weil man überzeugt ist, langfristig etwas gutes zu tun. eines ist sicher: als banker, der er im hauptberuf ist, wäre müller kaum zur auswahl gestanden. als unternehmer nebenbei, der zivilcourage beweist, figurierte er von der “bilanz” portiert zurecht weit oben unter den nominierten in sachen wirtschaft.

“applaus, applaus”, kann man da nur sagen. oder wir es der täschmeister hinter der fernsehkulisse während der aufwärmrunde dem publikum im zürcher hallenstadion auf neudeutsch sagte: appläuse für die speziellsten unter uns!

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

2 Gedanken zu „appläuse für die erfolgreichsten schweizerInnen“

  1. Auffällig fand ich auch die Parallele zur Neujahrsansprache der Bundespräsidentin von wegen mehr Selbstvertrauen/Selbstwertgefühl bzw. dessen Gegenteil mit dem “Rückzug in die Berge”.

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