berner zeitung: berns mitte wird gestärkt

da wollte ich in ruhe bei einem kaffee erwachen. bis ich die bz von heute in den händen hielt. eine kühne prognose zu den nationalratwahlen wurde auf der front lanciert. im schweizteil wurde sie ausgebreitet. ein kommentar.

4 sitze für die bdp. 2 davon wie seit 2008 von der svp, 2 neue aus dem bürgerlichen lager. zudem 1 neuer sitz von der glp. und das nicht zulasten von rotgrün. das sind die gewinner gemäss bz bei den anstehenden wahlen in den kanton bern.

oder anders gesagt, die svp könnte sich halten, aber nicht auf dem stand von 2007, sondern so, wie sie seit der abspaltung der bdp im nationalrat auftritt. und die sp könnte den verlust zum ausgetretenen ricardo lumengo zu dessen lasten wieder wettmachen.

unter dem strich gesehen geht die bz redaktion davon aus, dass die polarisierung gestoppt ist, und das zentrum durch die neuen angebote nach bisher unbekannter art aufgemischt wird. federn lassen vor allem die fdp, aber auch die edu. erster werden halbiert, zweitere verschwinden aus der berner deputation. am ungemütlichsten ist es für die fdp, die von bdp und glp in den schwitzkasten genommen wird. verluste in beide richtungen sind denkbar.

nicht minder pikant ist die liste der vorhergesagten personen, welche die sitze einnehmen. bei der svp bliebe ratsneuling thomas fuchs draussen. für ihn und den nicht mehr kandidierenden simon schenk würden neu albert rösti, fast-regierungsrat von 2010, und nadja pierren, die junge vizepräsidentin der nationalen partei, ins parlament einziehen. ersteres ist ausgewiesen, letzteres gewagt. bei der sp müsste der andere ratsneuling, gewerkschafter corrado pardini, über die klinge springen. denn gemäss bz würden alex tschäppät, berner stadtpräsident, und aerzte-präsident jacques de haller neue berner nationalräte. bei der bdp könnte es für urs gasche, bkw-präsident und ex-regierungsrat, und enea martinelli, der eigenwillige apotheker aus dem oberland, reichen. komplettiert würde der personalwechsel durch marianne streiff von der evp und michael köpfli von der glp. abgewählt würden dagegen fdp-kantonalpräsident peter flück und ricardo lumengo, neu für die sozialliberalen auf der liste.

indirekt ist die aussage der bz zu den ständeratswahlen: denn adrian amstutz wird nicht als nationalrat geführt, das heisst als ständerat erwartet. und hans stöckli kommt aus bz sicht nicht ins stöckli, sondern bleibt in der grossen kammer.

natürlich, da ist sehr viel wenn und aber dran. andere spekulationen dieser art kamen auf andere ergebnisse. die nzz am sonntag sah zwar die gleichen gewinner im gleichen masse. wer die sitzgewinne bei sich als verlust buchen muss, blieb aber offener: als sicher galt dem federführenden politgeografen michael hermann nur je ein abgang bei svp und fdp. mögliche sitzverluste sah er bei der edu, der evp, der cvp. selbst die gps wähnte er im denkbaren abstieg. und bei svp und fdp wäre ein zweiter verlust eher überraschend. oder anders gesagt: auch er rechnete mit gestärkten neuen parteien im zentrum, indessen nicht eindeutig zu lasten der rechten seite.

das hat, unter anderem, damit zu tun, dass nicht wirklich klar wird, worauf sich die einschätzungen stützen. insbesondere bei der bz vermute ich: auf die journalistische sensation. deshalb die klaren worte. auf die auch ich im morgengrauen hereingefallen bin!

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

8 Gedanken zu „berner zeitung: berns mitte wird gestärkt“

  1. halt …
    sag ichs doch. war ich plötzlich hellwach, glaubte ich wenigstens, und gab mich doch der scheinwelt hin!

  2. In der Scheinwelt lebt es sich bekanntlich sehr gut, nur ist der Fall auf die Schnauze, dass Erwachen zurück in die Realität, sehr, sehr hart.
    Also wärs gescheiter, schon von Anfang weg auf dem Boden zu bleiben!
    Oder…man kifft frischfröhlich weiter, dann spürt man den Fall nur gedämpft.

  3. Meinte doch nicht Dich,
    sondern unsere momentanen Schweizverbesserer. Das Thema abgekupfert sitzen sie nun da, seit einer Woche, demonstrieren für eine Systemänderung. Fragt man sie nach einem konkreten Wofür, gibst keine Antwort, denn sie wissen zwar was sie tun, aber das Warum – die Umsetzung zum Warum fehlt ihnen. Gleich wie die SVP: Themen aufreizen, für die Umsetzung sollen sich dann die anderen kümmern.

    Ein wenig schneit wohl durch, nur bitteschön, da hocken die nun seit einer Woche rum, finden der Stutz ist ungerecht verteilt und sie wollen auch ein Stück davon haben. Hallo? Liegen faul auf der Haut, arbeiten die nichts, müssen die nicht zur Uni etc.? Nein, müssen sie nicht, denn sie fordern ein Grundeinkommen für jeden Bürger, vergessen dabei aber, dass, gäbs keine arbeitenden Mitmenschen auch kein Stutz vorhanden wäre.
    Man könnte auch auf die Reserven der SNB zurückgreifen. Verpulfern wir doch das Geld, ganz im Sinne der SP: “Fremdes Geld geb ich gerne aus, aber kommt mir ja nicht in die Nähe meines eigenen Geldbeutels, denn da werde ich zum Egoisten.”

    Du wärst doch nun das beste Vorbild was deren Vorderungen betrifft. Hast Stutz, selbst erarbeiteten Sutz, aber halt und nein, die auf der faulen Haut Liegenden erheben Anspruch auf Dein Geld, ist es doch so ungerecht verteilt.

    Bezüglich kiffen, eine Aussage aus dem Tagi: “Süsse Schwaden umnebelten den Paradeplatz.”

    Das meinte ich mit weiter kiffen. Das ist die Scheinwelt, logisch, denn was will da noch klar durchkommen?

    Zu guter Letzt eine Aussage meiner Tochter. Als diese Demo am Paradeplatz losging, sagte sie: Drück jedem dieser Demonstranten 1 Mio Franken in die Hand und schau ob sie anderen etwas abgeben.

    Nein Du, nun bloss nicht lachen, überleg mal.

  4. @ate
    >Gleich wie die SVP: Themen aufreizen, für die Umsetzung sollen sich dann die anderen kümmern.

    Wer hat dich bekehrt?

  5. @ Raffnix
    Würdest Du meine Kommentare sorgfältig lesen, so wär Dir aufgefallen, dass ich kein Freund der SVP bin.

    Glaub, war auf dem Stadtwanderer-Blog auf dem ich reinschrieb, dass, als ich mich vor 11 Jahren ganz jungfräulich für die Politik zu interessieren begann, ich mir unter anderem auch das SVP-Parteiprogramm reinzog. Es war mir zu seicht und zu durchlässig. Wobei, die Partei die meinem Gedankengut entspricht müsste neu erfunden werden, weise ich doch laut Smartvote mit der meinigen Ex eine Übereinstimmung von “nur” ca. 33% auf. Und der Erstplatzierte ist ein JSVP’ler mit sage und schreibe knapp über 50% Übereinstimmung.
    Ist mir dann doch schon ein wenig zu wenig.

  6. > … als ich mich vor 11 Jahren ganz jungfräulich für die Politik …..

    wir hätten uns vor 11 Jahren kennenlernen sollen …als du noch…äh .. als die Politik noch jungfräulich war…. und

    ich komme auf Abwege …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert