immer wieder und überall die eisenbahnfrage

am 4. juni 2013 führe ich eine leserInnen-gruppe der badischen-zeitung aus freiburg im breisgau durch bern. hier mein plan.

anlass ist eine studienreise in der schweiz, bei der die bundesstadt und mit ihr die bundespolitik im zentrum stehen. nachdem die gäste aus südbaden mit den natinalräten christoph blocher (svp, zh) und martin naef (sp, zh) über die stellung der schweiz in europa diskutiert haben werden, machen sie mit mir eine historisch-politisch-kulturellen stadtrundgang. acht orte – verbunden mit acht themen – habe ausgesucht. nachstehend meine thesen, die ich während der stadtwanderung begründen werde.

begrüssung: vor dem bundeshaus

1. station: der erlacherhof – berns schönstes palais
die französische revolution: vom ancien zum nouveau régime

meine these: das politische system der schweiz kann man nicht verstehen, wenn man seine mittelalterlichen wurzeln verkennt. deshalb treten wir zuerst an einem markanten ort der französischen revolution vom nouveau régime der moderne in das ancien régime der tradition ein.

2. station: das zähringer-denkmal
die schwäbische stadtgründung im zerfallenen königreich burgund

meine these: berns gründung ist eine südschwäbische kolonisation in der burgundisch geprägten gegend. daraus entsteht die bestimmung berns, die brückenstadt an der aare, die landschaftskammern und die mit ihnen begründeten kulturen zu verbindet.

3. station: das rathaus
die eidgenossenschaft und der staat der reformation

meine these: die grosse pest ist der einschnitt in der geschichte. kirche und adel werden geschwächt, die gewerbler wittern ihre chance und schliessen sich mit den innerschweizer eidgenossen zusammen. das ganze bleibt aber episode, denn erst mit dem schwabenkrieg und der reformation kommt es zum definitiven militärisch und theologische bruch mit dem kaiserreich.

4. station: das restaurant zimmermania
der geist der universitäten und die liberale bewegung in der schweiz

meine these: die zweite, bürgerliche revolution in frankreich hinterlässt wie in halb europa auch in der schweiz tiefgreifende spuren. das liberale bürgertum erstürmt die politische macht und entscheidet sich für einen demokratischen staat auf repräsentativer basis.

5. station: das casino
die moderne staatsgründung: volk und stände auf der basis der gewaltenteilung vereinigt

meine these: die schweiz als bundesrepublik: volk (bund) und stände (kantone) bekommen ihre je eigene bedeutung im neuen bundesstaat, der die staatslehre der aufklärung verarbeitet. (zweikammern)parlament, regierung und gerichte sind die zentralen institutionen des neuen politsystems.

6. station: das hotel bern
der generalstreik: der soziale aufstand und die folgen für den staat

meine these: die liberale herrlichkeit zerfällt an ihren eigenen widersprüchen. linke stehen rechte gegenüber, gewerkschaften und sp werden aber angesichts der äusseren bedrohung im zweiten weltkrieg in wirtschaft und staat integriert.

7. station: das bundeshaus
das konkordanzsystem: zusammenarbeit im kleinstaat und darüber hinaus

meine these: die konsenspolitik aus dem zweiten weltkrieg ist längst geschichte. geblieben sind – bis heute – die konkordanzzwänge, ausgehend vom föderalismus, dem verbandswesen und der direkten demokratie. gesucht wird ein erneuertes politsystem, das der konkordanz gerecht wird.

8. station: der bahnhofplatz
volksabstimmungen und ihre konsequenzen: immer wieder und überall diese eisenbahnfrage

meine these: wichtigste eigenheit des politsystem der schweiz ist und bleibt die direkte demokratie. ihre geburt hängt eng mit dem eisenbahnbau zusammen, hat ihn demokratisiert, nicht aber verhindert. hoffentlich so wie auch in baden-württemberg …

bahnhof bern: schluss der stadtwanderung

ich werde berichten.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

Ein Gedanke zu „immer wieder und überall die eisenbahnfrage“

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