go, doris, go (3)

teil 1 der serie “go,doris,go”
teil 2 der serie “go,doris,go”

bern (stw-repo). es ist der mittag, an dem sich doris l. entschiedet. wir vom reportageteam des “stadtwanderers” gingen in die stadt, dorthin, wo bern am schwärzesten ist: le mazot, dem walliser! unsere these lautet: glokalisan statt valaisan! wir erläutern uns.


bild: stadtwanderer (anklickbar)

früher war es stark verraucht. das restaurant. heute hat das alles ein wenig abgenommen. der nebel schwindet, stück umd stück. klarsicht! das ist heute angesagt, selbst dort, wo die welt noch ganz schwarz ist. “le mazot” heisst die beiz, wo sich in bern die walliserfreunde treffen. gelegentlich sieht man hohe bundesbeamte hier, mit dem klassischen fendant. häufig hats einfache leute aus dem volk, gegen die hohe politik wetternd. immer mehr bevölkern aber die japaner die wirtschaft. da wird schon mal ein bier gekippt, zur raclette. so ist das, in der multikulti-taverne.

uns interessiert, was man hier und jetzt denkt, an dem mittag, an dem sich doris l. entscheidet, und an dem ort, wo man aus das bundeshaus sehen kann!

zu unserer rechten sitzt ein herr, ganz allein. mit rotem tishi, mit dem aufdruck “suisse”. er wirkt aber nicht so. und er ist gestresst. vor sich das notebook, neben sich die mappe, auf der bank, als schreiunterlage. in der hand … das handy!. ja, er telefoniert die ganze zeit. er kommuniziert. immer auf englisch! kann der überhaupt etwas anderes? eifrig notiert es seine gespräche. business-talk, schätzen wir, die häufigsten worte sind, “yes”, “just”, “if”, “cool”. da kann jeder mithalten! neben ihm kein mensch, aber ein bier, e humpe! dann endlich kommt das essen. walliser rösti, kartoffeln, raclette drüber, salz und pfeffer, ganz schön scharf. ob er gute geschäft gemacht hat, an dem tag, an dem sich doris l. entscheidet, wissen wir nicht. beim essen soll man niemanden stören, selbst solche nicht, die nicht essen, sondern sich bloss ernähren. wünschen würde wir es ihm, dass es satt wird, – und erfolgreich war!

zu unserer linken eine typische biezenrunde. stange vor sich, die gedanken bei sich. endlich werden sie erlöst, es tritt ein gestandener mann aus dem volk hinzu, gegen 60, und gesprächig. sofort beginnt die unterhaltung: “het sie sich scho aagmeldet?”, frage er die schweigende mehrheit. “was, aagmeldet?” – “hej jo, d’doris! si wott sich doch entscheide, höt em morge.” – nein, da sei er falsch informiert, erst am nachmittag, entscheidet sie sich. sie werde wohl ja sagen, einigt man sich. nur der herr ganz links nickt nicht, die anderen aber sind sich einig: “e gueit arbet, wo si macht. und sie gseht guet us.” damit sind die meinungen gemacht. und es ist tagesgespräch angesagt. bls, die guten alten zeiten, also es noch ein berner unternehmen war. jetzt wollen sie expandieren, ins ausland, wenn das nur gut geht. und dann: yb, young boys, unser stadtclub, wieder mal erfolgreich, dank yakin, eigentlich ein türke, aber nötig, damit es wieder aufwärts geht, mit dem stadtclub. und schon sind wir beim nachbarn, lehrer und lehrerin, legten wert darauf, das man das sprachlich unterscheide, und keine vorhänge hätten sie an ihren vorhängen nicht, jeder könne zuschauen! nichts, aber auch gar nichts hätten die beiden … an den fenstern! früher sei er chef firmensport gewesen, wirft der bisher ruhigste ein, viel sport habe man getrieben, heute sie das nicht mehr so, keine zeit mehr für nichts. wir wünschen ihm uns seiner firma mehr mehr zeit und zulauf, – und erfolgreich werde.

“glocalisazion”, analysiert sir ralf dahrendorf, der soziologe die heutige situation. er muss es wisse, er hatte erfolg, – vormals professor im nahem konstanz, einstweilen minister der deutschen regierung, uund dann eu-kommissar. heute ist er nobles mitglied des englischen oberhauses. und er beschreibt unermüdlich die weltgesellschaft. die mediale kommunikation ist global geworden, sie folge der ökonomie, die sich vom haus, vom staat und von der politik verabschiedet habe. die menschen aber können nicht einfach mit ihr gleich ziehen, sie seien keine stukturellen mächte, sie seinen personen, und als solche opfer der globalilsierung, die sich nach dem lokalen sehnte. eben schweizer tishi, und mediale kommunikation gleichzeitig. andere wiederum schwörten auf die persönliche kommunikation. nur sie lasse meinungsbildung zu, verbinde zwischen menschen, kläre, was gelte und was nicht. diese menschen seien opfer der lokalisierung, und sehnten sich nach der weiten welt.

so ist die welt verrissen, an dem tag, an dem sich doris l. entscheidet. ob sies macht oder nicht? die einen befürworten es, den anderen ist es gleich. die meinungen sind hier geteilt. genau so wie die glokalisierte welt. valaisan ist nur noch aussen, innen ist schon lange glocalisan. und das macht es für doris l. nicht leichter.

mittagswanderer

da kann ich dir nur noch eins wünschen: go, go, go!

quelle: swisstext.ch (anklickbar)

Rundschaubeitrag mit dem Stadtwanderer

stadtwanderer

teil 4 der serie “go,doris,go”
teil 5 der serie “go,doris,go”
teil 6 der serie “go,doris,go”

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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