Burger. Barock. Bourbonen – 2. Station: der Käfigturm und die Militärunternehmer

Wir stehen vor dem Käfigturm. Es ist das älteste Gebäude in Bern, das als barock gilt. Mit ihm begann auch der Aufstieg der Familie von Erlach, die dem französischen König treu ein Regiment stellte.


Der Käfigturm von Bern

Der Käfigturm

Gebaut wurde der Käfigturm zwischen 1641 und 1644. Das war mitten im 30jährigen Krieg. Er ersetzte den baufälligen Vorläufer aus dem 13. Jahrhundert. 200 Jahre lang war er das äussere Stadttor gewesen. Danach nutzte man ihn als Gefängnis. Das war auch nach dem Neubau so. Daher kommt auch der Name.
Der Baustil wird unterschiedlich zwischen später Rennaissance und frühem Barock beurteilt. Barock ist die Glockenhaube, die der der Heiligeistkirche gleicht. Das obere Ende ist halb so hoch wie der Turm des Münsters. Die sehr einfache Fassade ist dagegen späte Renaissance. Die Schattenseiten Fenster verstärken den Eindruck eines Wehrturms, obwohl das Gefängnis nie dafür verwendet wurde. Es macht den Anschein, dass man die Gefangenen von der Aussenwelt abgeriegelt haben wollte.
Natürlich steht der Triumphbogen im Zentrum. Er ist auffällig fein gearbeitet. Überragt wird er von einer Hochwacht, die schlicht gehalten ist.
Gebaut wurde der Turm, von Joseph Plebb, Werkbaumeister, der kurz vor der Fertigstellung verstarb.


Mittelalterliche Stadtmauer, der früherer Käfigturm in der Mitte

Von Johann Ludwig von Erlach zu Jean-Louis d’Erlach
Der 30jährige Krieg brachte nicht nur eine einfache funktionale Architektur. Er prägte auch eine neue Generation von Amtsinhabern vor. Hervorragend geeignet dafür ist Johann Ludwig von Erlach.
Schon jung wurde von Erlach in Kleinen Rat gehievt und mit der Reform des bernischen, dann des eidgenössischen Wehrwesens betraut. Das qualifizierte ihn als General, als sich die schwedischen Verbände dem Rheinknie nahten.
Doch wurde von Erlach schon bald von der österreichischen Gegenseite der Parteinahme für das reformierten Schweden bezichtigt. Er musste sich vor der Tagsatzung rechtfertigen und zog es vor, den Dienst zu quittieren.
Dafür schloss er sich Herzog Bernhard von Weimar-Sachen an, der im Kaiserreich General in schwedischen Diensten war. Nach der Eroberung von Breisach wurde von Erlach Gouverneur der Stadt. Noch vor seinem Tod, bestimmte ihn Herzog Bernhard zum Testamentsverwalter.
Von Erlach glaubte allerdings nicht, Breisach alleine halten zu können. Er suchte Kontakt zu Frankreich. Das übernahm Breisach. Und von Erlach wurde Franzose. Nun hiess er Jean-Louis d’Erlach. In der Armee stieg er bis in die Generalität auf.
Bei seiner Verabschiedung erhielt d’Erlach eine fürstliche Abfindung. Mit der baute er am Ende seines bewegten Lebens in der Landvogtei Schenkenberg das barocke Schloss Kasteln.


Johann Ludwig von Erlach (1595-1650)

Die Geschichtsschreibung sieht mit von Erlach das Aufkommen des Militärunternehmers, der den aus dem Mittelalter Söldnerführer ablöste. Der Militärunternehmer beschaffte in seiner Heimat nicht nur Truppen, er lieferte auch Material, um im Krieg bestehen zu können. Aber er machte das für einen fremden Herr.
Daa professionalisierte von Erlachs Sippe. Ab 1671 bis zur französischen Revolution stellte sie den Bourbonen Königen dauerhaft eine Armee zur Verfügung. Das Regiment blieb stets im Familienbesitz, die es vererben und verkaufen konnten. Es war einer eigenen Gerichtsbarkeit unterstellt, und es führte eine eigene Fahne. Die Tamburen waren mit dem Berner Bär geschmückt.
Herr war König Louis XIV. Er privilegierte seinen Klienten, der loyal zu ihm halten musste, dafür gut verdiente. Doch verschaffte sich der König so Einfluss in Bern.
In der Tat entstand rund um die Familie von Erlach eine eigentliche Franzosenpartei im Berner Magistrat, die treu zum König hielt. Doch war das Sprengstoff für die statt, denn man diente einem mächtigen Katholiken.


Schloss Kasteln im Schenkenbergertal

In der Eidgenossenschaft den katholischen Orten unterlegen
Innenpolitisch verlief es nach dem Westfälischen Frieden 1648 nicht so glatt. Beim Aufstand der Landschaft im Bauernkrieg 1653 setzte sich die Stadt durch, wenn auch nur militärisch und Unterdrückung der Aufstände.
Doch drei Jahre später kam es jedoch zur grossen Schmach. Die Reform des Bundes nach Vorstellungen von Bern und Zürich scheiterte am Widerstand der Katholiken. Sie gewann auch den ersten Villmergenkrieg.
Bern war an der Wende zum 18. Jahrhundert nicht nur vom katholischen Frankreich abhängig. Auch in der Eidgenossenschaft waren die reformierten Orte zweiter Klasse.

Stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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