Burger. Barock. Bourbonen – 3. Station: die Französische Kirche, die Hugenotten und die Spionin

Wir stehen vor der Französischen Kirche. Sie ist eine im einfachen Barockstil umgebaute gotische Kirche. Von besonderem Interesse ist sie aber, weil sie das Zentrum der geflüchteten Hugenotten in Bern war.

Die französische Kirche
Die französische Kirche war ursprünglich das Gotteshaus des Dominikaner-Klosters. Sie wurde kurz nach 1300 gebaut – der damaligen Zeit entsprechend im gotischen Stil. Den erkennt man am besten an den hohen und schmalen Fenstern, die in einem Spitzbogen enden. Sie sind aus farbigem Glas. Betont wurde damit die Ausrichtung des Lebens am Himmel, dessen Licht die Innenräume erleuchteten.
1405 sind grosse Teile des Klosters abgebrannt. Die Kirche wurde wieder aufgebaut und wiederkehrend renoviert. Die jetzige Form lässt einen spätbarocken Stil des 18. Jahrhunderts mit bemalten Wänden erahnen. Besonders ist daran nicht viel!
1660 entfernte man übrigens die grosse Darstellung des Totentanzes an der Klostermauer. Sie soll 100m Lang gewesen sein. Reformator Niklaus Manuel hatte damit 1520 die Vergänglichkeit des Lebens öffentlich thematisiert.
Kloster und Kirche wurden nach der Reformation 1528 geschlossen resp. als Lagerräume verwendet. 1623 wurde das Gotteshaus wieder hergestellt. Es wurde zur Kirche der Hugenotten, die mit dem Schanzenbau nach Bern kamen. Deshalb wurde die Messe hier auf französisch gehalten.

Die hugenottischen Flüchtlinge
Ueberstürzt haben sich die Ereignisse allerdings Mitte der 1680er Jahre. König Louis XIV. hob 1685 das Toleranzedikt von Nantes auf, das Henri IV. erlassen hatte. Es ermöglichte den Hugenotten, in Frankreich zu leben. Jetzt wurden sie verbannt.
Das löste eine gewaltige Flüchtlingsbewegung aus. Man schätzt heute, dass eine Million Menschen Frankreich verlassen mussten. 60000 davon seien auf das Gebiet der Eidgenossenschaft gekommen. 20000 liessen sich hier nieder. Hinzu kamen kleinere Gruppen Waldenser aus Italien mit vergleichbarem Schicksal. .
Genf und Lausanne waren Sammelplätze. Teilweise soll es da mehr Flüchtlinge als feste Einwohner gehabt haben. Zudem waren die äusseren Umstände schlecht. Das Klima war kalt und nass. Hungernöte brachen in der Waadt, der Kornkammer Berns, aus. Es kam zu fremdenfeindlichen Aktionen, nicht zuletzt weil die Hugenotten ihre eigenen Pfarrleute mitgenommen hatten.
Bern übernahm die Leitung der Flüchtlingsverteilung in der Eidgenossenschaft. Die katholischen Orte verweigerten sich, die reformierten mussten die Herausforderung alleine stemmen. Bern nahm die Hälfte der Schutzsuchenden auf. Die andere Hälfte ging an die übrigen reformierten Orte.
Die Belastungen waren hoch. 1690 machten die Kosten für die Verbannten einen Fünftel aller Ausgaben der Stadt Bern aus. Dreh- und Angelpunkt war die französische Kirchen.
1687 hatte sich König Louis XIV. geweigert, eine reformierte Delegation aus Zürich und Bern zu empfangen, um die Flüchtlingsfrage zu verhandeln. Die Stimmung kippte!
1688 kam eine veränderte europäische Lage. In England probte das Parlament seit langem den Aufstand gegen die Monarchie. Wilhelm III. von Oranien, Statthalter der Niederlande, setzte über den Aermelkanal, anerkannte die Bill of Rights der Opposition und bildete mit der reformierten Königstochter Marie II. eine neue Monarchie. Sie sollte die doppelte Souveränität von König und Parlament begründen, die heute noch gilt. Diskriminiert wurde hier die Katholiken.

Catherine Perregaux de Wattewyl als Spionin
Bern eröffnete die neue Lage eine Alternative. Weg von Frankreich wurde zur Losung! Berns Schultheiss sympathisierte offen mit den Niederlanden.
König Louis XIV. sah seinen Einfluss in der Aarestadt schwinden. Er intensivierte den geheimen Nachrichtendienst. Zentrale Figur wurde Katharina von Wattenwyl. In erster Ehe war sie Pfarrfrau, vorerst an der Heiliggeistkirche, dann in Därligen. Als ihr Mann früh starb, heiratete sie nochmals , jetzt den Bürgermeister Perregaux im neuenburgischen Valangin. Da wurde Catherine aus bester Berner Familie vom französischen Botschafter als Informantin angeheuert, um den König mit Insiderinformation aus Bern zu beliefern.
Ihr Dienst flog auf, sie wurde verhaftet, gefoltert, gestand verurteilt. Der drohenden Todesstrafe konnte sie sich nur dank ihrer angesehenen Verwandtschaft und der Fürsprache durch die Franzosenpartei entziehen. Doch musste sie die Stadt Bern für immer verlassen.
Heute schätzt man, dass sie weder die einzige Spionin war noch Wesentliches vermittelt habe. Doch geriet die Frau mit unkonventionellem Leben zwischen die Fronten, die immer unversöhnlicher wrden.

Berns verzwickte Lage
1694 erhöhte Frankreich den Druck auf Bern und verlangte die Ausschaffung der Flüchtlinge. England blockte dies ab. Die Lage der Stadt wurde noch komplizierter.
Es brauchte einen neuen Ansatz mit einer neuen Persönlichkeit.
Das an der nächsten Station!

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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