die neugierigsten berner korrespondentInnen

seit ich in bern fotografiere, hat sich die stadt verändert. objektiv und subjektiv. persönlich ist mir die stadt zugänglicher, vertrauter und klarer geworden. das ist gut so! sie kommt mir aber auch aufgelöster vor, zerfällt in immer mehr einzelheiten, die ich danach scanne, ob sie je auf einem bild platz hätten. manchmal, denke ich, hat das auch nachteile. denn der blick aufs unbewusste, aufs ungewollte, aufs ganze geht einem so bald einmal verloren.


quelle: www.flickr.com, snaper sind: s.lo/matthieuf/zap358/tillysan/katie

da hat wiederum flickr grosse vorteile! man kann seine stadtcodes ausschalten und mit denen fremder fotobücher durch die stadt gehen. es ist wie wenn man geführt wird, mit anderen augen sieht, mit anderem blick erfasst. meine korrespondentInnen waren manchmal nur kurz in bern, haben aber ihren eindruck fotografisch festgehalten. sie haben meist ganz eigene zugänge zur stadt: als touristen, als studentinnen, als kauflustige, als pendlerInnen oder als werktätige. andere berichterstatter kennen die stadt wiederum aus dem effeff, denn sie leben wohl schon lange hier, länger auch als ich!


quelle: www.flickr.com, snaper: holdsy/thebmag/berna

der neue bundesplatz ist zum eigentlichen renner der fotografInnen geworden. er hat den bärengraben und den zytgloggen als das berner fotosujet abgelöst. es fasziniert das wasser immer wieder von neuem. man will im sommer das kühle nass spüren, und man möchte das spiegelnde irgendetwas des lichts für immer behalten können. man sieht die kinder, man folgt der bewegung, und man erlebt die emotion, wie selten an einem anderen ort der stadt.


quelle: www.flickr.com, snaper: sprain

immer wieder spektaulär sind auch die bilder der welle über dem bahnhof. ausblicke auf die welt der geleise werden einem eröffnet, und einblicke in die menschenmengen gewähren uns die föteler. hier sind es die farben blau, braun und grau, die einem in ihren bann ziehen. gelegentlich möchte man sagen: ein riesiges kunstwerk auf holz, metall und glas verleiht der stadt flügel! und keiner hat das monument zeitgenössischer architektur so schön portraitiert wie sprain.


quelle: www.flickr.com, snaper: vabellon/eight59cc/chiefrocker9000

da steht sogar das klee-museum einen schritt hinten an. zwar sind auch hier die formen, die kurven und die bewegungen ausgesprochen elegant. doch es mangelt dem bau an farbe, die ihn erstrahlen lassen würden. manchmal hilft das licht, die architektur malerisch ein wenig aufzulösen. aber so richtig schwingen will das ganze noch nicht.


quelle: www.flickr.com, snaper: scatnipmusic/qishiwen/intutum/chrigu/intutum

nebst all dem neuen steht die altstadt als bewährter gegenpol gegenüber. von aussen wirkt sie unverändert. von innen ist sie es nicht. und das medium potenziert die variationen noch: man berichtet von der einkaufsstrasse und von den lauben. fahrräder erzählen die nacht, hausfassaden den tag. unendlich ist die zahl der bilder, die hier täglich (und nächtlich) gemacht werden, sodass die auswahl der favoriten schwer fällt.


quelle: www.flickr.com, snaper: behrmi/coyanis64/coyanis64

die unglaublichsten stadtbilder sind aber schwarz-weiss. klar. hart. dramatisch. in ihnen mischen sich licht und schatten mit himmel und erde. “das ganze universum!”, möchte man sagen. coyanis ist der spezialisten hierfür.


quelle: www.flickr.com, snaper: rainbow11

ganz anders erscheint bern, wenn man rainbow11 auf schritt und tritt folgt. sie ist die könnerin für regenbogen- und stadtfarben, vor allem für gelbtöne. sie entdeckt es, wo andere es übersehen, und sie mischt es, wo anderes es nicht wagen würden. ihre stadtbilder sind einmalig; heiss, mediteran, ja sogar karibisch wird bern da schon mal. wer nur hätte ausser ihr schon daran gedacht, aus der heiliggeistkirche ein gotteshaus in santo domingo machen zu wollen?


quelle: www.flickr.com, snaper: memnoch/rapino/esther

mit stimmungen ausgiebig gespielt wird auch an der aare. fotografisch beliebt sind auenlandschaften, die man hier so gerne übersieht. grün, braungrün und gelbgrün mischen sich da in seltener weise mit dem licht. merci all jenen, die das einem immer wieder bewusst machen. chapeau auch für fotografen, die schon früh morgens unterwegs sind, um seltene plätze mit spezielle begebenheiten gerade entlang des stadtflusses festzuhalten.


quelle: www.flickr.com, snaper: chiefrocker9000/rebeccaypedro/eloisavh

der verkehr in der stadt, das ist vielleicht das häufigste thema überhaupt. ein bild hierzu von masone wurde sogar von der pendlerzeitung „20minuten“ ausgezeichnet. ich kann es aber nicht zeigen, denn es ist seither für die wiedergabe gesperrt. das gilt auch für viel schöne aufnahmen, die ffgoatee in bern gemacht hat. frei sind aber die aufnahmen vieler anderer, die den offentlichen verkehr verfolgen und gerne mit der strassenkunst spielen.


quelle: www.flickr.com, snaper: michael henderson/cupweuro/vark

damit bin ich bei den absoluten highlights: michael henderson hat das bundeshaus so lange verzaubert, dass einem vertraute der eingang schliesslich fast schon orientalisch vorkommt. platz 1. der verschollene cupweuro hat mit dem bild der nydeck wohl den preis für die originellste stadtdarstellung gewonnen. vom nachtblau, das über dem quartiert liegt, kann man fast nicht genug bekommen. platz 2. unnübertrefflich schön ist aber vark’svarks darstellung des traurigen bären in seinem gefängnis: voll von spiegelungen für die zuschauer, doch öde wie nur einmal für den bären. platz 3.


quelle: www.flickr.com, snaper: -schock-/bubu/apropos/chiefrocker9000/litscher

apropos, bubu, chiefrocker9000, litscher und -schok- (vormals kerstin s.) sind meine regelmässigen begleiterInnen durch die stadt. sie leben oder arbeitenn in bern. in der realität war ich noch nie mit ihnen fötelen, virtuell bin ich aber immer bei ihnen. bubu ist mir noch am meisten fremd, denn er spricht eine sehr eigenwillige sprache. chiefrocker wiederum ist der unkonventionellste; er liebt das subkulturell krasse und verschönert es immer wieder mit seinen vögeln. aber auch litscher experimentiert gerne mit kamera und text; er ist fast schon ein stadtpolitiker. –schock- schliesslich lässt gerne die architektur sprechen und überrascht mich immer wieder mit orten, die ich übersehe. nicht unerwähntlich bleiben darf da apropos, meine häufigste begleiterin und kommentatorin. sie ist die absolute spezialistin für stadtspiegelungen aller art, mit einem hang zum nostalgisch-vertäumten und skuril-vergangenem!

ich bin froh, dass es sie alle gibt, die so unvoreingenommenen und so neugierigen korrespondentInnen aus bern!

stadtwanderer

hier noch ein link in ähnlicher sache: die von mir moderierte flickr group
“spectacular berne”

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

6 Gedanken zu „die neugierigsten berner korrespondentInnen“

  1. lieber stadtwanderer, 3 mal chapeau! deine fotos sprechen mich total an; du hast, wie ich meine, ein grosses flair fürs fotografieren. darf ich dich fragen, mit welchen geräten du deine prächtigen fotos schiesst?

  2. ich will nicht mit falschen federn geschmückt werden, die fotos in diesem beitrag sind allesamt nicht von mir! die in den älteren posts aber schon.
    ich mache alles mit olympus. aktuell habe ich eine 725sw. die ist extrem handlich, wasser- und stossfest. aber sie hat keine gute batterie.
    die meisten älteren bilder sind mit einer 525er von olypmpus. die hatte eine bessere batterie, das objektiv war aber nicht stossfest.
    ich kann beide empfehlen, denn sie sind einfach zu handhaben, was für einen techno-idiot wie mich wichtig ist!

  3. die neugierigsten berner korrespondentInnen: chapeau auch für dich, auch als nichtbernerin ist der Bericht unterhaltsam und spannend zusammengesetzt.

  4. lieber sprain, liebe monique,
    dankedankedankedanke!
    ich ziehe den hut …
    stadtwanderer

  5. lieber stadtwanderer,
    danke für die Aufnahme meiner Bilder in deinen (höchst interessanten!) blog!
    Da ich nördlich der Alpen lebe, ist Bern für mich (heißer) Süden :))und ich liebe es!!!

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