fälschlicherweise vorverurteiltes schweden! (dagens nyheter, 3. teil)

ich will einmal aufräumen, mit all den vorurteilen über schweden: dass es immer regne, dass überall mücken habe, und dass man in schweden viel trinke. meine schwedenwelt in holzhausen und auf wanderungen sieht da anders aus!

es steche alles …

klar, wer meint, er müsse bei sonnenuntergang, am seerand ein buch lesen, der kann schon mal unliebsam überrascht werden. denn mücken kennen eine art sonnenuntergangspanik. ansonsten hat es nicht mehr und nicht minder insekten als bei uns in einem wald oder in auf einer wiese. in holzhausen, wo ich jetzt bin, ist es sogar eher harmloser: am meisten verbreitet ist die delta-bremse, und die ist klar langsamer als alles andere rund herum. eine einfach klatsche sorgte da schnell und zuverlässig vor abhilfe! etwas schneller sind die eigentlichen stechmücken. doch wie bei uns weichen sie bestimmten düften aus, die man ohne aufwand in einem raum oder auf der veranda erzielen kann. und wer frei herumläuft, schmiert sich etwas ein. schliesslich gibt es hier auch die klitzekleinen gnitzen. sie sind wohl am ehesten noch ein problem: sie kommen nicht jedes jahr vor; doch wenn es sie gibt, dann sind sie zahlreicher als alles andere. sie setzen sich zu hauf auf die haut, aber sie stechen nicht eigentlich; sie klemmen nur ganz leicht die oberste schicht der haut. deshalb meine bilanz nach 4 tagen schweden: delta-brummer sind langsam wie eh und je, gnitzen hat es heuer nur wenige, und mückenstiche habe ich bisher zwei!

es regne immer …

klar, es regnet auch in schweden! die gletscher sind nahe, das meer nicht all zu fern, und die wälder sind überall. da erstaunt es nicht, wenn die luft mal etwas feucht ist. der eigentliche landregen ist aber eher selten; den letzten richtigen habe ich 1999 erlebt. viel häufiger als das sind indessen schwedische schauer. es regnet, so eine viertelstunde, und danach scheint die sonne, bis wieder etwas wind aufkommt, und für einen moment wasser von himmel fällt. eine trockengarantie gibt es hier nicht, einen permanten regen jedoch auch nicht! vielleicht ist die abwesenheit des landregens ein neues phänomen: 2003 war meines wissenss der erste richtig warme sommer. Im juli war es regelmässig 30 grad und heisser. seither ist das keine seltenheit mehr. Letztes jahr war sogar der see von holzhausen im schnitt 26 grad warm. und der regen ist zurückgegangen. wir müssen schon wässern, damit gewisse sträucher nicht verdursten. der holunder beispielsweise braucht seine tonne wasser je sonnentag! so übel kann das nicht sein, mit dem dauerregen …

es trinke jeder

klar, auf den fährschiffen von stockholm nach helsinki kann man schon mal ganze rüppelbanden betrunkener schwedenjungs sehen. und bei einem eishockey-spiel zwischen schweden und finnland stelle ich mir das publikum auch nicht immer ganz trocken vor. ansonsten hält sich (wenigstens) der (sichtbare) alkoholkonsum in schweden aber in klaren grenzen: wein gibt es vielerorts gar nicht erst zu kaufen, und die staatlichen schnappsläden (systembolaget) unterscheiden sich erst in jüngster zeit von eigentlichen drogenabgabestellen. schliesslich ist das bier in schweden ausgesprochen dünn; was man im laden bekommt, hat nicht mehr 3,5 prozent alkohol. da müsste man schon reichlich nachgiessen, um einen schwipps zu bekommen! was es in schweden jedoch nicht gibt: angesichts der repressiven kultur gegenüber alkohol und wein hat man gesellschaftlich nicht gelernt, mit diesem genuss- und suchtmittel vernünftig umzugehen. die totale abstinenz und der exzessive missbrauch stehen sich da näher gegenüber.

gegenfrage: hat die schweiz nur matterhörnen, ist man nur schokolade und keilt ein jeder junge mit dem sackmesser rum?

ich brauche schweden nicht zu verteidigen! ich habe keinen pr-job beim tourismusbüro. aber ich habe schweden schätzen gelernt, und ich habe ein waches auge dafür, was ist und was nicht ist.

ich bin immer wieder erstaunt, wie stereotyp man bei uns gerade auf dieses land reagiert. deshalb stelle ich den schweizerInnen die gegenfrage:

. gibt es in der schweiz nur matterhörner?
. ist man da nichts anderes als schokolade?
. und keilt ein jeder junge schweizer überall mit seinem sackmesser herum?

es mag sein, dass einer der berge an der schweizerisch-italienischen grenze diesen namen trägt, dass man am bahnhofkiosk eine toblerone als erstes sieht, und dass mal ein wanderer einen salami mit seinem taschenmesser teilt.

doch: ist das schon die ganze schweiz?

nej dü, sagt da der

waldwanderer

die ganze sommerserie dagens nyheter (tagesneuigkeiten)

nachtrag, das internet cafe von ekshärad
tiomilaskogen (der 10-meilen-wald)
allemannsrätt (das gemeingebrauchsrecht)
se pa mig, taenk po dig (sieh mich an und denk an dich!)
wieder zurück
digerdöd (pesttod)
jedem gps überlegen: unsere schwalben
smörgasgurka (schwedengurken)
in sven-eric’s land

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert