„Se pa mig, taenk pa tig!“ (dagens nyheter, 7. teil)

(schwedisch, sprich: se po mej, tänk po tej)

diese klare lebensweisheit steht auf einem eisernen grabstein und meint: „sieh mich an, und denk an dich.“ man kann das auf verschiedene arten übersetzen: “sei nicht zu stolz, denn auch du bist sterblich”, passt; es geht aber auch: “lebe dein leben, bevor auch du stirbst.”


der friedhof von gustav adolf (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

das grab, vor dem wir stehen, stammt aus der wende vom 18. zum 19. jahrhundert. der verstorbene wurde 1752 geboren und verstarb 1807. die erinnerung an sein leben hat auf dem friedhof unverändert platz. eine pflicht, das grab eines verstorbenen nach 25 jahren aufzuheben, kennt man in schweden nicht.

es gibt aber gräber, die wachsen mit den jahren einfach zu, und die aufschrift auf dem stein verwittert. bald einmal erkennt man gar nichts mehr. der mensch wird eins mit der erde, und seine erinnerung auch. einzig bis denkstätten aus der “eisenzeit” kann man auch 200 jahre danach noch lesen, wer da ruht, wo er oder sie lebte, und wann die person starb.

viele schweden haben familiengräber. meist führen diese nur den familiennamen. eine einzelne person wird da gar nicht erwähnt. es erinnert einen an eine sippe, ohne persönliche individualitaet.davon weicht die klar patriachale form des grabes ab. genannt wird gross und zuoberst der familienvater. die familienmutter erscheint dann nur als seine gattin, meist darunter aufgeführt, bisweilen auch kleiner geschrieben. dann kommen die unverheirateten kinder, und gelegenlich auch weitere verwandte, die keine familie gegründet haben. da kann es schon sein, dass der vater, seine frau, ihre schwestern und eine tochter aufgeführt sind. für die pflege von gräbern sind die verwandten zuständig. bisweilen macht die fiedhofskommission vorschriften, hilft aber auch tatkräftig auch nach.

besonders gepflegt wirkt der friedhof von gustav adolf, zu dessen weiterer umgebung unser haus zählte. er ist recht weit weg, aber unverändert recht klein.

und er ist auch ganz einfach. nicht eimmal alle gräber sind über einen weg erreichbar; man durchquert gelegentlich auch einfach die wiese, um zu den etwas entlegeneren stellen zu gelangen. ein paar bäume rund hinten herum begrenzen den friedhof. auf der vorderen macht das steinwall. das besondere ist, dass der friedhof nicht von einer mauer oder einem haag umgeben ist, die oder den die erde überragt. denn hinter dem steinwall ist die erde so hoch aufgeschüttet, dass der boden mit der oberkante des walles eben ist. vom weg her steigt man über eine kleine auf den friedhof hinauf. ein wenig wirkt der wie ein bestattungshügel.

dieser erinnert in seiner form und gestaltung ein eine einsame insel am grossen meer. ganz hinten steht der kirchturm; es ist freistehend, wie ein leuchtturm, den man von weitem sehen soll. abgegrenzt davor ist kleine kirche. sie hat eine quadratische kreuzform. wer drinnen ist, bekommt den eindruck, vier schiffe aus allen himmelsrichtungen seine hier zusammenkommen, um den letzten rat über die schiffsleute zu halten. dann werden sie in der stille des waldes auf die letzte reise geschickt.

1781 wurde der friedhof von gustav adolf gebaut. seither ruhen die toten des kirchensprengels von holzhausen auf diesem eiland und teilen uns mit: „se pa mig, taenk pa tig.“

waldwanderer
(alias stadtwanderer)

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cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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