mein morgen

“überrascht es sie, wenn ich sie mit dem wahltag in verbindung bringe?”, fragte mich der zeitungsverkäufer auf dem zürcher bahnhof. “nein, nicht ganz!”, antwortete ich ihm ein wenig erfreut.


der zeitungsverkäufer vor dem zürcher shop-ville (foto: stadtwanderer)

sofort waren wir beim wahlkampf. der wirkte nach. die bilder, die emotionen, die situationen, sie sind alle da.

nur die botschaften wollen nicht so richtig kommen. wahlkampfthemen? – sofort sind wir bei der zusammensetzung des bundesrates. obwohl es heute nicht direkt um das geht, scheint nur das die sonntäglichen gemüter zu bewegen.

der zeitungsverkäufer wünscht mir viel glück auf meinem weg; ich bedanke mich. die vielen positiven feedback, wie auch dieses, aus der bevölkerung, die ich in den letzten tagen erhalten habe, haben mich gestärkt.

ich kaufe ihm noch den sonntagsblick ab. “Adieu Manuela”, steht auf der frontpage. es folgt eine reportage aus wohlen, bern, meiner wohngemeinde. ich bin traurig über das, was in irland geschehen ist.

doch ich weiss, bald schon sind emotionen nicht mehr gefragt.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

0 Gedanken zu „mein morgen“

  1. Ein grosses Merci aus Arlesheim für Ihre kompetente und differenzierte Kommentierung des Wahltags beim SF.

  2. ich habe noch eine frage zu gestern:
    ist es nicht so das in wirtschaftlich guten zeiten die SP logischerweise schwierigkeiten hat zu punkten?
    und umgekehrt die bürgerlichen in wirtschaftlich schwierigen zeiten viele wähler and die SP verlieren?

    d.h. wenn man die konjuktur kurve mit den wähleranteilen vergleichen würde eine logik zu sehen wäre?

  3. nein, eine solche zusammenhang gibt es eigentlich nicht. die polit-ökonomische analyse der parteistärken ist in der schweiz nicht sehr pertinent. der auf- und abstieg folgt eher politischen zyklen der konfliktaufladung und -verarbeitung. die letzte dieser konfliktlinien betrifft die oeffnungsfrage der schweiz resp. die neudefinition des verhältnisses von innen und aussen oder von eigenem und fremden. diese wurde in den 90er jahren virulent. sie beförderte den aufstieg der svp im nationalkonservativen lager, das sich vorher auf verschiedenen parteien verteilte. als gegenpol entstand die linke, speziell die sp, welche die oeffnungspolitik richtung eu favorisierte. diese polarisierung bewirkt nicht nur bei volksabstimmungen steigenden beteiligungswerte, sondern repolitisierte die schweiz insgesamt. die aktuelle wahlbeteiligung, die so hoch wie seit den 70er nicht mehr war, ist ausdruck davon. indessen ist durch die verlagerung der eu-beitrittsfrage zum bilateralismus die materiellen konfliktlinie rückläufig.
    in den letzten 5 jahren ist sie in veränderter form durch die asyl- beschränkt durch die ausländerfrage neu aufgenommen worden. doch hier sind die unterschiede zwischen svp und dem bürgerlichen zentrum geringer. das hat sich nach der niederlage eben dieses zentrums bei den wahlen 2003 gezeigt. seither politisiert das bürgerliche lager unter führung der svp recht geschlossen in diesem bereich, und sie tut dies unter ausschluss der linken. diese ergriff von einem jahr das referendum gegen diese politische neuerung, und sie unterlag im verhältnis von 70 zu 30.
    bei eben diesen dreissig prozent landete das rotgrüne lager im engeren sinn auch bei diesen wahlen, wobei es eine drastische verlagerung hin zu den grünen gab, während die sp sich entsprechende verringerte.
    es zeigt sich auch parteipolitisch, dass das rotgrüne potenzial nicht mehr auf 2, sondern auf 3 parteien verteilt ist, wobei mit den grünliberalen eine bewegung entsteht, von der wir noch nicht wissen, wo sie sich in der parteienlandschaft definitiv verorten wird.
    das potenzial der sp liess sich angesichts der verringerten sozialen fragen weniger gut einbinden, und es tendierte aus ablehnung von christoph blocher und seiner asly- und ausländerpolitik verstärkt zu den grünen.
    ob das mit der konjunktur etwas zu tun hatm bezweifle ich.
    ich hoffe, das reicht als vorläufige antwort, bin auch ein bisschen zahlen- und gedankenmüde. muss mich noch auf die nachwahlsendung von heute abend konzentrieren …

  4. vielen dank! diese antwort ist viel mehr als erwartet! :o)
    sehr interessant und nachvollziehbar.

    vielleicht kommt der stadtwanderer ja einmal an den blogging monday in bern. wie immer am ersten montag im monat, diesmal um 18.00 im cote de sud im HB bern.

  5. Guten Tag Herr Longchamp

    Hier das Resultat des \\\"Expertenberichts\\\":
    Verena Diener

    Meine Konto-Nummer für das Honorar erhalten Sie dann per Mail.

    Mit freundlichen Grüssen
    Einflüsterer

  6. guten tag einflüsterer.
    das erhoffen sie sich zu früh eine überweisung. ich habe kein mandat in dieser sache, und werde auch keine empfehlung abgeben.
    ich schätze, dass sie mich beraten wollen, als freundliche geste, mache aber nicht weiter davon gebrauch.
    werde lieber etwas wandern gehen, vielleicht kommen sie mal mit und geben sie mir so auch preis, wer sie sind!
    mfg
    sw

  7. … wäre aber schon noch reizvoll, in der Zürcher Frage einen Hinweis zu bekommen. Die Lektüre des Tagi lässt einem etwas ratlos… für beide Parteien steht viel auf dem Spiel, so oder so.
    Wieauchimmer: diese Blog ist IMMER eine Inspiration. Dafür an diese Stelle ein grosses Merci!

  8. Guten Abend Herr Longchamp

    Da bin ich wohl einer Ente der Primeur-Geilen aus Zürich aufgesessen. Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie Verena Diener empfohlen hätten? (Die Genossen lesen hier sicher nicht mit, nur Mut!)

    Werde sicher irgendwann an einer Wanderung teilnehmen. Als \\\"Weltwoche\\\"-Abonnent könnte eine empirische Studie als \\\"second opinion\\\" nicht schaden. Ich habe den leisen Verdacht, dass UPE nicht ganz objektiv ist, was Ihre Person betrifft (entschuldigen Sie bitte diesen Euphemismus).

    Gute Nacht

  9. herr einflüsterer,
    gut so, das sind schon erst gemeinsame schritte.
    \\\"primör-geil\\\" ist nicht ganz meine sprache, und ich bin fast geneigt gewesen, ihren beitrag zu streichen.
    der meccano dahinter war aber schon ziemlich einmalig. deshalb lass ich das mal durchgehen!

  10. Fakt ist, dass nun Galladé UND Diener antreten. Das kann für die gemässigte Linke nicht gut sein. So oder so.
    Ich verstehe Chantal. Schliesslich hat sie 10\\\’000 Stimmen mehr erhalten.
    Aber… ich kümmere mich mal um das Meinige und kehre die Scherben in Bern auf, um in der Rekonstruktion und Nachwahlanalyse den herben Verlusten auf die SPur zu kommen.

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