städtenetzwerke vs. metropolregionen

sie traten am 1. städteforum erstmals gemeinsam auf: die drei stadtpräsidenten von bern, fribourg und biel. und sie sprachen erstmals über die chancen und risiken von städtenetzwerken im zwischenfeld von metropolen. der berner stadtwanderer hat sie genau beobachtet.

seit einigen jahren versucht man in der schweiz wie in anderen europäischen ländern auch, die gegenwärtige grossurbane entwicklung unter dem begriff der metropolräumen (schweizerisch auch “metropolitanräume”) zu analysieren. darunter versteht man nicht mehr städte und ihr umland, sondern verdichtete urbane gebiete mit mehreren städten, die gemeinsam ein neues profil erhalten. massgeblich hierfür sind der zugang zu entscheidungsträgern, die wirtschaftliche dynamik, da bildungsmässige angebot sowie die überregionalen verkehrsanbindungen.


die potenziale des schweizerischen raum, nach herzog&de meurons

das bundesamt für statistik ermittelte 2004 fünf metropolregionen auf dem schweizerischen gebiet: zürich, genf-lausanne, basel, bern, tessin. in die gleiche richtung stiess auch avenir suisse. andere einteilungen sehen darin vor allem politische vorgaben; sie gehen rigoroser vor: nur mailand (mit ausstrahlung in die schweiz), der arc lémanique rund um den genfersee und der raum zürich-basel haben demnach das potenzial zu einer metropolregion europäischen zuschnitts.

berns status als mögliche metropolregion ist damit umstritten. das sahen auch die beiden stararchitekten jacques herzog und pierre de meuron so, als sie 2006 dem schweizerischen nationalfonds ihr städtebauliches portrait der schweiz vorlegten: den räumen zwischen den metropolregionen empfahlen sie, sich als städtenetze zu organisieren. im mittelland steht bern dabei im zentrum des interesses, insbesondere bei einer vernetzung mit biel, neuenburg, fribourg, thun und solothurn.

genau vor diesem hintergrund diskutierten die stadtpräsidenten alex tschäppät, hans stöckli und pierre-alain clément am 1. städteforum, das der verein
die potenziale des schweizerischen raum, nach herzog&de meurons organisierte. das zusammentreffen als solches war schon bemerkenswert, denn bisher sind die stadtpräsidenten nie gemeinsam aufgetreten.

alex tschäppät ging in seinem gedankengang am weitesten: er spürt am meisten, dass es eine vernetzung braucht. zwar sei man untereinander konkurrent, vor allem bei wirtschaftsansiedlungen und bevölkerungspolitik, doch habe man auch gemeinsame interessen, argumentierte er. abwanderungen nach zürich, basel und genf zu vermeiden, rückstufungen des mittellandes bei grossinvestitionen zu verhindern, und bei neuorganisationen des politischen raums gegeneinander ausgespielt zu werden, wurden entsprechend erwähnt. pierre-alain clément glaubte, als grösste stadt des kantons fribourg zuerst die hausaufgaben bei der agglomerationsbildung abschliessen zu müssen, um nach aussen handlungsfähig zu werden. hans stöckli schliesslich war sich nicht ganz sicher, ob sich seine stadt nach bern oder eher auf der achse zürich-genf ausrichten solle. das würde der gelebten zweisprachigkeit von biel/bienne eher entsprechen.


wird die wirtschaftsregion “donaustädte” zum vorbild für das städenetzwerk im westlichen mittelland?

gerade der vergleich mit anderen städtenetzwerken, etwa jenem der donaustädte regensburg, passau und linz, der im vorfeld angestellt wurde, zeigte was dabei wichtig ist: die kooperation von städten muss mit konkreten projekten beginnen. ein gemeinsames standortmarketing gehört ebenso dazu wie die vernetzung von unternehmen in der ganzen region. die städte selber bleiben ihn ihrer standportpolitiken autonom. sie koordinieren aber die bildungsangebote, sie empfehlen sich gegenseitig in ihren schwerpunkten, und sie versuchen auch, eine gemeinsame identität des raumes, etwa für den tourismus zu schaffen. in der schweiz ist dabei eine klärung besonders wichtig: welche dieser tätigkeiten übernehmen koordiniert die kantone, etwa die wirtschaftsförderungen, und welche sind die aufgaben von vernetzten städten.

das ganze kann viel schneller als erwartet wichtig werden: schon in den kommenden tagen will das bundesamt für raumentwicklung eine neueinteilung des schweizerischen raumes vorstellen, dass das mitteland als zwischengebiet zwischen metropolregionen festschreiben will. dann wäre man dort, wie die donaustädte zwischen münchen, wien, prag und nürnberg begonnen haben.

stadtwanderer

“tagungsbericht”

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

2 Gedanken zu „städtenetzwerke vs. metropolregionen“

  1. bin gespannt, ob sich hier etwas entwickeln könnte. die schweiz generell und der espace m. speziell sind viel zu engräumig.

  2. lieber marc,
    das war auch eine der wichtigen bemerkungen an der versammlung: der kilometer in bayern ist länger als der in der schweiz!
    dennoch, die dichte der mittel- und kleinstädte ist bei uns auch höher. und die rate der verbauungen ist ebenfalls grösser.
    das spricht dafür, im kleineren zu beginnen …

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