von problembären und problemmenschen

man erinnert sich: vor zwei jahren hatte die schweiz seit langem wieder einen bär. und wusste nicht wie umgehen mit ihm. darüber konnte ich nur staunen, als ich, direkt von schweden kommend, in kloten ankam und die aufgeregte berichterstattung dazu in der sonntagspresse las. damals wurde mit klar, dass man nicht so sehr von problembären, sondern von problemmenschen und ihrem umgang mit bären sprechen sollte.

verbreitung_neu_310.gif

die aktuelle bärenverbreitungskarte des wwf zeigt, dass värmland genau im südlichen grenzbereich von meister petz liegt.

als ich vor 10 jahren erstmals richtig in schweden ferien machte, waren die bären in värmland noch kaum ein thema. vor etwa fünf jahren las ich, dass die population der braunbären im norden schwedens anwachsen würde, und die jungtiere vermehrt auch in mittelschweden ihrer reviere suchen würden. und seit drei jahren wissen wir, dass wir im bärengebiet leben. im oktober 2007 wurden in unserer umgebung erstmals auch bären zum abschuss freigegeben. damit waren die zeichen klar gesetzt: man lebt hier in einem gebiet mit mehr als genug bären.

schweden hat eine lange tradition im umgang mit bären. im nördlichen teil hat es viel wald und wenig menschen. das sind schon mal gute voraussetzungen, dass sich meister petz ansiedelt. und dennoch hat es seit mehr als 200 jahren keinen unfall mit bären gegeben, bei dem zivilpersonen opfer geworden wären. wenn es tote gab, dann nur durch jäger, die unsachgemäss vorgingen.

anstatt massenmediale aufgeregtheit zu produzieren („der bär als news-wert“), herrscht hier die tendenz die information vor. im bärengebiet gibt es auf campingplätzen oder in den lokalzeitungen anweisungen, wie man sich (nicht) verhalten soll.

vermeiden soll man, esswaren ausser haus zu lagern, wo auch menschen wohnen. denn wenn ein bären menschengeruch und essbares in verbindung bringt, kann es auch zu verwechslungen kommen. wenn man alleine im wald ist, raten die einheimischen experten eine bleckbüchse umzuhängen, in der es nägel hat. das macht immer wieder lärm, und so kommt es nicht zu unliebsamen begegnungen. und wenn das dennoch der fall sein sollte, wird abwartendes verhalten geraten: ja keine schnellen bewegungen, und ja keine bedrohlichen posen einnehmen, kann man überall lesen. selbst hinlegen wird empfohlen, um auf keinen fall interessant zu wirken.

ich gebe zu, bei der letzten verhaltensregel ist mir auch so mulmig im bauch. doch bin ich froh, wenigstens das elementare im vernünftigen umgang mit bären zu kennen!

klar, wenn jemand einen bären gesehen hat, dann gibt es auch hier was zu erzählen. vor drei jahren brachte eine lokale tourismus-initiative in der gegend die idee auf, elch-safaris zu organisieren. bei den holländern war das sehr beliebt. dabei fuhr man am vorabend mit einem offenen geländewagen durch die gegend, und hielt nach den mächtigen tieren des nordens ausschau. gross war das erstaunen, als man nur etwa 10 kilometer südlich von uns statt auf einen elch auf einen bär traf. auf jeden fall hat sich das in jenem sommer rasch rumgesprochen. zum medienspektakal wurde es aber unter keinen umständen.

denn in schweden weiss man: die trennung von natur und kultur, die unserer zivilisation zugrund liegt, ist von menschen erdacht. einem bären ist das ziemlich fremd. und kennt er auch die grenze, die damit konstituiert wird nicht. ohne die menschlich ersonnene grenze verletzen zu können, sind bären prächtige tiere. ich jedenfalls bin ein wenig stolz, nicht nur im fiktiven bärenland zu leben, sondern im realen bärengebiet wenigstens meine ferien verbringen zu dürfen!

hej da

stadtwanderer

die tipps zum umgang mit bären

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

6 Gedanken zu „von problembären und problemmenschen“

  1. Dein obiger Bericht zeigt, dass wieder einmal durch das Fehlverhalten der Menschen unschuldige Tiere dran glauben müssen. Wie eben unser Bär, der zwar nicht unserer war, aber der bei uns Asyl bekam.

    Was passiert eigentlich mit dem Fleisch und Fell der Schwedischen Bären, die zum Abschuss freigegeben wurden?

    Heute betrittst Du ja wieder Schweizer Boden. Hast Du jeweils auch immer das wunderbare Gefühl im Bauch und Herz das ausdrückt “zu Hause”?

    Vielen Dank für Deine interessanten, informativen und teils auch lustigen Reiseberichte.

  2. also, ich bin schon wieder da!
    wir waren noch kurz in münchen (d) und in bregenz (a) bevor es dann nach bern (ch) ging.
    die rückkehr war ziemlichstimmungsschwanger, aber nicht einhellig gefärbt. es mischgen sich freude und aerger über das bekannte und das enge in der schweiz. ich bastle schon an meinen eindrücken, weiss aber nicht, was da draus wird. denn in gedanken bin ich immer noch ein wenig an der ostsee, die mir sehr gut gefallen hat!

  3. bärenstarker beitrag!
    und in der verdankung schliesse ich mich Ate an: die schwedeneinblicke boten eine detailreiche übersicht zu sitten und gebräuchen, selbst das proportionale verhältnis zum holz fürs kaminfeuer wurde nicht übersehen.

    hej da-heim

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert