my westside story

des lobes voll waren die medien. die rede war von der verschmelzung des konsums mit der kultur. berichtet wurde über die genialität des weltberühmten architekten. und von der hervorragenden verkehrserschliessung konnte man lesen. doch ganz so einmalig ist das alles nicht, wie ein test ergab!

die neue shopping mall westside am berner stadtrand, gebaut von daniel libeskind
die neue shopping mall westside am berner stadtrand, gebaut von daniel libeskind

um es gleich vorweg zu nehmen. westside gefällt. kein übliches einkaufszentrum, nein ein moderner bau aus beton, stahl, glas und viel holz ist in den letzten 3 jahren am berner stadtrand entstanden. 55 shops bieten ihre ware feil, und sie werden sicherlich erfolg haben. 11 kinos hat’s dazu, ausgerüstet mit der modernsten technik. sie werden sich ihr publikum finden. und wem das nicht reicht, der bekommt sei erlebnisbad, kann sich im hotel einquartieren, um am lebensabend direkt in die altersresidenz zu übersiedeln.

doch mit einem, das ich in all der werbung über die neue shopping mall von bern las, bin ich nicht einverstanden. ich habe gestern sonntag abend versucht, mit dem umweltschonenden öffentlichen verkehr von hinterkappelen nach brünnen zu gelangen.

gar nicht so einfach autolos von der peripherie in die peripherie zu gelangen, muss ich festhalten!

nur der start war klar: mt dem postauto richtung stadt. doch dann gabs die ersten probleme: bis in zentrum fahren, um mit der s-bahn nach bern brünnen zu flitzen, oder nur bis zur station des 14er, um mit dem bus bis an die gleiche stelle zu hoppeln, war die frage?

ich habe mich zweiteres entschieden. und das war mindestens keine gute wahl. denn im blumenfeld von bethlehem habe ich länger als mir lieb war gewartet. als ich den fahrplan studierte, bemerkte ich, dass die frequenz bei einem 4er bus die stunde liegt.

so lange mochte ich nicht warten! also bin ich bis zum bahnhof bümpliz nord zu fuss gegangen. das kann ich jederzeit. dort verpasste ich allerdings die niegelnagel neue s-bahn um haaresbreite, und auch die pendelt nur im halbstundentakt ins neue berner aussenquartier.

shit! – also habe ich den um 15 minuten verspäteten vorortszug ins zentrum genommen, und meine westside-story abgeschrieben.

am berner hb habe ich ich allerdings wiederum anders entschieden als erwartet. denn ich habe ein taxis bestellt, das mich schnurstraks nach brünnen ins einkaufszentrum fahren sollte.

gesagt getan! doch mein chauffeur aus sri lanka kannte die neue einkaufsadresse noch nicht, sodass er mich beim coop gäbelbach auslud.

von da weg bin ich gelaufen. allzuweit war es ja nicht mehr. und eine weitere variante der kollektiven verkehrsbewältigung gibt es ja auch nicht mehr!

nach hause bin ich auch gewandert. omen es nomen. und ich brauchte nicht mehr als eine stunde dafür, genau so viel wie auf dem hinweg …

stadtwanderer

ps:
der fairness halber füge ich bei, dass die eröffnung erst übermorgen ist, und die frequenzen des oevs wohl noch verbessert werden. gottseidank!

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

14 Gedanken zu „my westside story“

  1. Die Kunde ist auch bereits nach Zürich gedrugen. Dank 15seitiger Beilage “Erlebnis Westside – Marktplatz der Zukunft”im Tagi oder in der NZZ.

    Wir haben seit ein zwei Jahren auch so ein Riesending als neue Skyline von Zürich. War auch schon ein paar mal drinnen, aber gern auch schnell wieder draussen.

    Weiss nicht, weiss nicht. Architektonisch sieht es gelungen aus. Aber mit diesen Marktplätzen der Zukunft habe ich meine liebe Mühe. Und Mühe habe ich auch mit Liebeskinds Antwort auf die Frage, wie er denn seine “eigenwillige Formensprache mit den banalen Funktionen des Alltags” zusammenbringe.

    Antwort Liebeskind: “Da ist kein Widerspruch. Kultur und Kommerz, Entertainment und ernsthafte Architektur gehören zusammen. In Westside geht es um neue Formen, die neue Beziehungen zum Spielen bringen. Hier kann man seine Zeit verbringen auf eine Art, wie es dem 21. Jahrhundert entspricht”. ??? Da schauderts mir und kommt mir Postmans “Wir amüsieren uns zu Tode” in den Sinn. Hat das alles nicht ein Verfallsdatum, das bereits überschritten ist? Oder bin ich nur Muffel?
    (Übrigens: mögliche Anfahrtswege mit meinem Namen verlinkt ;-))

  2. Die Promotionswelle ist sogar bis nach Biel rübergeschwapt. Spontaner Gedanke, als ich deren “Storeguide” in den Fingern hielt: Alter Wein in neuen Schläuchen. Denn: Was dort präsent wird, gibt’s auch andernorts – ausser natürlich der speziellen Architektur.

    Der nächste Gedanke: Woher nehmen wir eigentlich das Geld, das wir bei sinkender Kaufkraft in alle diesen grossen und immer grösseren Shopping-, Freizeit- und Vergnügungscenter ausgeben sollten? Ansonsten find’ ich’s echt gut, dass nun eine weitere Grünfläche verbaut wurde, um auch mal andernorts Spaghettis, Bücher und Handtaschen einkaufen zu können (es lebe die Raumplanung).

    Zum öV: Da habe ich auch schon einige Westside-Stories erlebt. Für den Individualverkehrt baut man für Millionen Parkhäuser und wer artig den öV benützt, der soll selber schauen wie er vom Fleck kommt. Die Migros schreibt auf Ihrer Homepage: “Seit 1990 hat die Migros total über 935’000 Tonnen CO2 eingespart.” Bravo! Und wieviel wurde generiert durch die Anfahrtswege des mot. iVs?

    Tja, kann solchen Konsumtempeln auch nicht viel Positives abgewinnen.

  3. also das badevergnügen besser die rutschbahnen werde ich geniessen. doch denke ich erst wenn der anfangststurm vorbei ist.

    @ titus

    unsere altgemeinderätin, frau begert, wohnt neben dem westside. sie unterhält dort einen bauernhof. nun stellte sie, grosszügigerweise, 😉 eines ihrer felder zur verfügung um zusätzliche parkplätze, während den ersten zwei wochen, den fahrenden zur verfügung zu stellen.

    @ stadtwanderer

    gemäss dem fahrplan von “playmobil”, meine natürlich bernmobil, sollte aber alle 7 minuten ein 14ener nach brünnen los hoppeln. zu stosszeiten sogar alle 4 minuten?!

  4. jaja, das ist so.
    ich habe das auch gelesen, nur am auf dem fahrplan vor ort sieht alles anders aus.
    anyway, ich bin sicher das besser, ich war einfach ein wenig frusti am sonntag, dass ich zu fuss wohl schneller gewesen wäre.

  5. geb ich Dir recht! unser öv ist verbesserungswürdig.
    mitllerweile habe ich, via playmobil, ausfindig machen können, dass der neue fahrplan erst mit eröffnung gilt und das am wochenende tatsächlich nur alle viertelstunde ein bus fährt. es wird erwägt, dass eine erhebung gemacht werden soll, um dann falls nötig, mehr buse an den wochenenden gallopieren zu lassen…..

  6. ich werde mir morgen bei der eröffnung des westside vor ort ein bild machen..und natürlich auch überprüfen was der architeckt für spuren hinterlassen hat..kenne ja das jüdische museum zu berlin..das trägt auch die handschrift von herr Daniel libeskind..ist aber dort nach meinem geschmack zu viel beton..ich werde mal schauen wie es im westside aussieht…fotos werde ich auch machen…
    Trau keiner werbung mache dir selber ein bild vor ort..das ist mein credo!

  7. ein toller blogger-tag heute, erstmals über 1500 besucher, absoluter rekord, seit ich messe!
    herzlichen dank allen, die vorbeigeschaut haben, die kommentiert haben, oder die sich auch nur ihre gedanken gemacht haben.
    my westside story hatte heute am meisten lesende!

  8. at mischa
    danke für die fahrplanerischen auskünfte, ich bin froh, dass sich das bessern wird.

    at honigbärli
    ja, ich habe ja diese beilage am sonntag auch gelesen, die da in zueri und biel bemerkt wurde. ich bin hingegangen, weil mich das alles ein wenig gar aalglatt dünkte, wie es daher kam.
    immerhin kennt man das gebäude bis jetzt ja nur aus der sicht der autobahn bernwestseite!

  9. alles klar, der fahrplan ist ab heute dicht! ich ziehe meine kritik zurück.
    falls jemand das gegenteil von mir lesen will, bitte hier eine unglaubliche gegenposition: http://snoop.alphanet.ch/node/2226
    mich persönlich bewegt eine andere geschichte.
    war am abend im migros im bahnhof einkaufen. zahlte, vergass aber eine tragtasche zu nehmen. bediente mich und wollte nachzahlen. die frau an der kasse sagte winkte ab. nicht nötig. die migros hat genug geld, sagte sie leise. sie investiert in neue paläste, statt ins personal. doch die seien die ganz normalen kunden, auch der migros …
    ich war ziemlich betroffen, als ich aus dem laden ging.

  10. also vom blumenfeld hätten sie bei uns auf einen kaffee vorbeikommen können und gleich zu fuss gehen – das hätte nicht mehr als 15 minuten gedauert: für’s nächste mal – zwischen bäckerei und bethlehemkirche stünde eine karte 😉

  11. Hoffentlich hast Du die Kassiererin mit Deiner Aussage nicht in ein Bedrängnis gebracht.
    Tatsache ist, entweder Du oder sie hat gestohlen. Erklär den Goodwill mal einem Personalchef.
    Witz von einer Bosnierin:
    Sie: Was passiert, wenn alle Ausländer an die Grenze gestellt würden?
    Ich: Keine Ahnung
    Sie: Dann müsste die Migros schliessen und danach war sie vor lauter Lachen nicht mehr zu halten.
    Klar ists blöd aber dennoch lustig, zumal der Witz nicht von einem Schweizer kam.

    Bist Du am 20.Okt. noch in Bern oder wartest Du dann bereits in Californien auf Deine Rückreise in die Schweiz, weil Dir die Einreise verweigert wurde?

    Solltest Du da sein, so geh auf den Bundesplatz, denn dort wehen Dir dann 15’000 BH’s um die Ohren. Nimmer nix, gell? Doch Spass beiseite, mit einer Aktion will man auf die Frauen, die an Brustkrebs starben aufmerksam machen.
    Ich verstehe den Sinn dieser Aktion nicht, denn jede Frau kann sich vorsorglich untersuchen lassen und deshalb frage ich mich wofür das Ganze gut sein soll.
    Wieviele Männer sterben in der Schweiz an Hodenkrebs? Könnte man auch mal auf diese Problematik aufmerksam machen? Zwar womit? Erwiesen ist, dass Männer weniger häufig zum Arzt gehen als Frauen.
    Sorry, aber ich sehe einfach den Sinn von diesem Unsinn nicht ein. Möge mich doch bitte jemand aufklären!

  12. at gaba
    na denn, auf ein ander mal, spätestens wenn bestside aufgeht, irgendwo am stadtrand.
    ps:
    ich denke, sie haben eines gemerkt. ioch war wohl gar nicht sicher, ob ich nach brünnen wollte, und deshalb waren mir die umstände vielleicht ganz recht!

  13. at ate
    ich bin sicher noch da, noch nicht dort, und deshalb auch nicht schon wieder da. und ich kenne die aktion.
    ich war im august in interlaken, wo eine medizinfrau auf das konzept der aktion aufmerksam gemacht hat.
    mal sehen, was das für ein sujet gibt!!!

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