ode für den berner mit stil

man kennt meine freundliche anerkennung, die ich mit den jahren für adrian von bubenberg entwickelt habe. es ist heute ein guter moment, dem strahlenden schlachtensieger, dem staatsmann, der seinen staat nicht mehr verstand, und dem unglücklichen stilisten unter den berner politikern zu gedenken. denn von bubenberg musste schliesslich seiner schwer angeschlagenen gesundheit wegen unerwartet gehen, ohne einen würdigen abgang gefunden zu haben. ein nachtrag des stadtwanderers also.

unerwarteter abgang: adrian von bubenberg verlässt 1479 nach kurzer krankheit gezwungenermassen die politische bühne berns, bleibt uns aber bis heute in guter erinnerung (foto: stadtwanderer)

heer den herausforderungen der zeit angepasst
in murten gelang adrian von bubenberg ein grosse coup. er siegt gegen alle widersacher, welche die eidgenossenschaft damals hatte. unter von bubenbergs erfolgreicher führung hielt man stand, gab man nicht nach, blieb man hart. das brauchte einen grossen einsatz, ein strenger wille, denn die armee wäre, so wie sie aus den ideologisch geführten inneren kriegen vor bubenbergs zeiten bestand, den herausforderungen der 1470er jahre nicht gewachsen gewesen.

als während der besetzung murtens militärische entlastung aus der ostschweiz kam, war man im seeland mächtig erleichtert. denn jetzt musste sich der feind zunächst auf dem grossen schlachtfeld ob murten wehren, bevor er zu einem weiteren schlag auf adrian von bubenberg ansetzen konnte. dazu kam er gar nicht mehr, brachte doch der unterschätzte gegenangriff die anfänglich wild entschlossenen belagerer arg durcheinander.

zuerst verlor man die stolze artillerie, dann wusste die kavallerie nicht mehr, wessen haut sie angreifen und wessen haut sie retten sollte. als die anführer im getümmel verwirrt umherrannten, verloren sie einen teil des frustrierten fussvolkes. bis ihnen allen nichts anderes mehr übrig blieb, als ganz klein beizugeben. denn die opposition gegen die eidgenossenschaft war nach kurzer zeit zu verlorenen sache geworden.

strahlender schultheiss zu bern
adrian von bubenberg, den die geschäftstüchtigsten unter den eidgenossen, die zum mob geworden waren, ein leben lang so heftig verteufelt hatten, dass er nur noch halber berner blieb und angewidert nach spiez ging, genoss die rückkehr ins siegreiche bern sichtlich. nie hatte man ihn so stolz, so entspannt, und so zugänglich erlebt, wie in diesen tagen. zwa standen in spiez seine getreuen ohne wenn und aber zu ihm. doch war es schlicht interessanter, schultheiss von bern zu sein als ritters am thunersee. denn die macht liebte adrian, der zum staats-, nicht zum hausdienst erzogen worden war.

es war adrian von bubenberg indessen nicht vergönnt, seinen triumpf von 1476 über seine gegner in fremden und eigenen reihen lange zu geniessen. als schultheiss hatte sich der diplomat noch dafür eingesetzt, das zerschlagene geschirr mit den nachbaren wegzuräumen. doch der krug, der zerbrochen war, liess sich nicht mehr kitten. sein versuch, noch einmal mit voller kraft zum anführer erfolgreicher eroberungen zu werden, missriet gründlich. aus dem grossen schlachtensieger von murten wurden ein kraftloser belagerer in bellinzona, der ohne jeglichen erfolg abziehen musste.

geknickter politiker
in den letzten tagen plagten verschiedene sorgen den angeschlagenen adrian von bubenberg. zuerst die finanziellen belange, denn die burgunderkriege hatten auch seine stammlande verwüstet. ein teil seiner güter lag ganz darnieder, ein anderer war zum feind übergelaufen. und die verblieben teile des ehemals so stolzen bubenbergschen hausbesitzes bildeten kein ganzes mehr. mehr persönliche bindungen war ausschlaggebend, dass man beim schultheissen blieb. eine handlungsfähige einheit war das indessen nicht mehr.

das nagte am schwer getroffenen schultheissen. sein ansehen in bern liess nach. es minderte sich, genauso schnell, wie der finanzielle ruin nahte. selbst die kirche musste sich der unrühmlichen sache annehmen. die lokalen wüdenträger versuchten zu beschwichtigen, doch die kritischsten informationen waren bis zum papst, der die unrühmliche angelegenheit untersuchen liess.

plötzliches ende
adrian von bubenberg musste sich nicht mehr mit den ergebnissen der inquisitorengruppen auseinandersetzen. seine gesundheit verschlechterte sich fast von einem tag auf den anderen. die hektischen tage, die bern 1479 erlebte, liessen ihn erkranken. so nahm die berner karriere, die so mustergültig begonnen hatte, die jedem tiefpunkt einen höhepunkt folgen liess, ihr jähes ende.

die ämter, die einst die leute vom schlage bubenbergs bekleidet hatten, nahmen nun die früheren widersacher ein. sie sollten sich in der praktischen politik sogar besser durchsetzen, als der bärner gring des bisweilen quer zum zeitgeist stehende von bubenbergs. doch erinnert man sich heute kaum mehr an einen von ihnen. denn ihnen fehlte in der regel die grösse, sich für mehr als ihre geschäfte, für echte staatskultur einzusetzen.

erinnerungen
in unserem andenken an dieser zeit ist uns nur adrian von bubenberg geblieben, der tragische schlachtensieger, den staatsmann, den man immer wieder behindert hat, und der berner mit stil.

ich werde ihn auch morgen mit respekt grüssen, wenn ich an seine momument vorbei zu meiner arbeit gehe.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

3 Gedanken zu „ode für den berner mit stil“

  1. @ Stadtwanderer
    Lese ich da zwischen den Zeilen teilweise auch Gedanken resp. Parallelen zu einem bestimmten, abtretenden Bundesrat, einem Berner mit Stil, der auch die Armee zu reformieren versuchte, dankbar für die Hilfe aus der Ostschweiz (namentlich Bündner und Glarner) war und es auch nicht einfach hatte mit den “Eigenen”, der sich auch für die Eidgenossenschaft allem anderen voran einsetzte?

  2. emu eis sigi itze scho gseit. nome weu eine adrian heisst u usem bernbiet chont bruucht er no lang ned bondesrot wärde. för jede wörd i mi iisetze aber ned för dää …

  3. wunderschöner vergleich…
    ich denke aber nicht, dass man dem sämu so ein schönes denkmal setzen wird wie dem adrian von bubenberg.
    heute morgen bin extra am hirschengraben ausgestiegen um dem adrian zu “huldigen” 🙂
    den sämu werde ich, das nächste mal wenn ich ihn sehe, grüssen und für seinen einsatz danken.

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