ohne auto mobil

der anteil der automobilen person in der schweiz wuchs bis 2005 nachweislich an, wenn auch verlangsamt. anders ist der trend in den städte, wo die autofreien menschen zulegen. eine kleine übersicht.


autolos sein wird in den schweizer städten zur mehrheit (foto: (c) bei eric poscher)



die offizielle statistik

rund eine million bewohnerInnen in der schweiz hat kein auto. das ist das ergebnis des jüngsten mikrozensus aus dem jahre 2005. eine vertiefte auswertung, die das luzerner politikinstitut “interface” vorgenommen hat, legt erstmals eine empirisch erhärtete typologie autofreier personen personen vor:

typ 1: “urbane eliten”, das heisst menschen mit hohem einkommen, jüngerem jahrgang, guter ausbildung und führerschein, die aber kein eigens auto besitzen, privat car-sharing betreiben oder sich an entsprechenden projekten beteiligen;
typ 2. “unterprivilegierte urbane”, also menschen mit geringem einkommen, meist frauen, mit schlechter ausbildung, die keinen führerschein haben;
typ 3: “einkommensschwache rentnerInnen”, selbstredend höhere jahrgänge, leute mit mittlerer oder tiefer schulbildung geringem einkommen, die kein permis haben;
typ 4: “mittelständische alte”, ebenfalls überdurchschnittlich alte, mit unterschiedlichem bildungsstand, in der regel aber alleinstehende (männer).

gewachsen ist in den letzten jahren vor allem der erste typ. 1994, bei der ersten entsprechenden erhebung, machte er noch 15 prozent der autolosen städterInnen aus; heute ist das kuchenstück mit 32 prozent mehr als doppelt so gross, bei wachsendem kuchen!

die trends sind in der stadt basel am stärksten. 2005 war hier erstmals eine mehrheit der einwohnerInnen autofrei. bern folgt mit geringem abstand. auch hier könnte bald eine mehrheit autofrei sein.

autofreie quartiere, wie es sie in einzeln neu gebauten stadtteilen in hamburg, münster, freiburg im br. gibt, kennt die schweiz noch nicht. immerhin, auch in bümpliz läuft seit jüngstem ein pilotversuch in dieser sache. die sache ist am anrollen …

das ist wichtig, denn die mobilität nimmt nicht ab. die zahl der zurückgelegten kilometer bleibt auch in den städten gleich hoch. doch verlagert sich die mobilität weg vom individualverkehr per auto hin zu anderen mobilitätsformen.

meine eigene erfahrung
letztlich zähle ich auch zur besagten “urbanen elite”. zwar haben wir seit geraumer zeit einen eigene kleinwagen. doch verzichte ich in der stadt auf den persönlichen gebrauch. bin ich ja stadtwanderer …

ganz ohne automobil könnte ich allerdings auch nicht sein, denn für den transport schwerer sachen sind alle bisherigen alternativen unbrauchbar. und bisweilen macht es auch spass, wenn man nach der arbeit mit einem auto abgeholt und ausgeführt wird.

dennoch: autofreiheit, wo immer sie möglich ist, erscheint dem stadtwander für die heutigen städten das gebot der stunde zu sein. der club der autofreien schweiz versucht, dieses interesse in die politik zu transportieren. anregend ist die plattform “leben ohne auto“. man verweile sich da eine moment lang!

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

17 Gedanken zu „ohne auto mobil“

  1. war haben wir seit geraumer zeit einen eigene kleinwagen. doch verzichte ich in der stadt auf den persönlichen gebrauch. ganz ohne könnte ich nicht sein, denn für den transport schwerer sachen sind alle bisherigen alternativen unbrauchbar.

    Mobility?

    (Ja, ich weiss, Mobility stagniert nicht ohne Grund …)

  2. gute frage! wenn es stimmt, dass der typ 1 zunimmt (der ja als einziger ein permis hat und damit mobility-fähig ist), ist das stagnieren, entweder unerklärlich, oder das angebot ist falsch resp. das marketing ist schwach.
    was sache ist weiss ich aber auch nicht.
    wer weiss mehr???

  3. Zwei der vier Typen betreffen ältere Menschen. Vielleicht spielt da auch der Faktor “Überalterung” mit rein resp. dass ältere Menschen einfach nicht mehr fahren mögen?

    Zudem kann man sich heute ja auch Lebensmittel nach Hause bestellen. Damit gibt keinen Grund mehr, z. B. einmal wöchentlich mit dem Auto Grosseinkäufe zu machen. Kurz: Internet hat sicher auch Einfluss aufs tägliche Mobilitätsbedürfnis.

    Ich hab’ übrigens den Führerschein nie gemacht und pass’ da nirgends rein 🙁

  4. @christian: Mobility stagniert meiner Meinung nach, weil sich nur in vergleichsweise wenigen Gebieten der Schweiz genügend Benutzer finden:

    In den Städten ist der ÖV teilweise so komfortabel, dass man selbst auf Mobility verzichten kann. Bei Bedarf leiht man sich bei Freunden mit Auto ein Fahrzeug. Auf dem Land hingegen ist die Bevölkerungsdichte für Mobility zu gering.

    Bleibt noch der Gürtel dazwischen – dort ist Mobility erfolgreich, es gibt genügend Benützer, und für diese genügend Standorte. Ich kenne dieses Regionenbeispiel aus eigener Erfahrung – früher in der weiteren Agglomeration von Zürich war Mobility toll, 10 Fahrzeuge waren für mich innert 10 bis 20 Minuten zu Fuss oder per ÖV erreichbar. Nun wohne ich in der engeren Agglomeration von Zürich und habe noch drei Fahrzeuge im gleichen Radius zur Verfügung.

    Immerhin: Das Problem in den Städten versucht Mobility mit dem noch relativ Jungen Abonnement als Ergänzung zum ÖV-Abonnement anzugehen – 25 Franken pro Jahr statt 350+ Franken, dafür zahlt man pro Stunde Nutzung einen Franken mehr. Mal sehen, ob das Angebot zieht … Wachstum wie bisher primär durch Übernahmen von anderen Car Sharing-Anbietern sowie Car Sharing mit Unternehmen dürfte für Mobility kaum noch möglich sein.

  5. Wo bitteschön muss ich mich einordnen? Welcher Typ bin ich? Gmögiges Einkommen, älterer Jahrgang, mässigere Ausbildung, mit Führerschein und Auto in der Garage, aber ich fahre nicht. In der Stadt Zürich hat man gute Bus- und Tramverbindungen und wenns wirklich nötig ist, darfs mal ein Taxi sein.
    Also, von jedem Typ ein Stück.
    Bevor Fragen wegen dem Auto aufkommen, mein Mann benutzt es manchmal am Wochenende und da man ja im Zug nicht mehr rauchen darf, benützen wir halt für längere Strecken das Auto.

  6. machid ned z’veu vo dene kategorie wäge dene paar wo keis auto hei. im oberland esch das ämu kei “trend”. u eme lastwägeler muess mer met so donnerszüg wie dorchgangszöu i stedt ned weu imponiere!
    i säge das ou weni de jmy hofer wege sine rassestische aasichte ned gewäut hät. mer mues öberau e chli vernönftig bliibe.

  7. danke für den Beitrag – das autolos team wird auch im 2009 zeigen, wie viel lebensqualität ein leben ohne (eigenes9 auto bieten kann.

  8. @ Bidu
    Verstehe ich Dich richtig, sprichst Du das Road Pricing an?
    Interessant, eine Zeit lang wars in aller Munde, nun aber hört man nichts mehr davon, fast als ob es versandet wäre. Gott sei Dank muss ich sagen. Auch wenn das Road Pricing in London “scheinbar” Erfolg ausweist, gibt es für Zürich etc. bessere Lösungen anstatt die Bürger schon wieder zur Kasse zu bitten.
    Das wäre, wie wenn ich mir einen Kochherd kaufe und jedesmal für die Benützung Gebühren abgeben müsste. Upps, ich glaube diesen Vergleich verstehe nur ich.

  9. Interessante Frage, mds.

    In dieser Rechnung sollten auch noch qualitative Argumente reinfliesen, wie z. B. was “kostet” uns die Umweltverschmutzung oder – umgekehrt – was gewinnen wir (gesundheitlich), wenn die Luft sauberer ist und die Klimaveränderungen abgeschwächt werden? Oder: Was gewinnen wir, wenn wir stressfreier am Zielort anzukommen? Oder: Wieviel “Wert” hat die Zeit, welche wir dank öV anderweitig als mit fahren nutzen zu können? usw.

  10. Das Lob auf die Autofreiheit und den öffentlichen Verkehr in Ehren. Doch gerade bei letzterem sieht es im Raum Bern eher schlecht aus, wie jeder Bahnfahrer selbst leicht feststellen kann.
    Doppelstockwagen sind laut dem BLS-Chef Bernard Guillelmon im Moment die einzige Lösung zur Beseitigung der ständig grösser werdenden Engpässe im Berner S-Bahn-Netz. Die BLS und der Kanton Bern seien von der raschen Zunahme der Passagierzahlen in der S-Bahn erstaunt gewesen, sagte der neue BLS-Chef vor einigen Tagen im „Bund“. Weil die Infrastruktur kurzfristig nicht ausgebaut werden könne, seien Doppelstockwagen die einzige Lösung, um die erheblichen Engpässe zu beseitigen. Ab 2013 – also, wenn alles gut geht in vier Jahren – sollen diese auf den überlasteten Linien der Berner S-Bahn fahren. Den notwendigen Kredit in Millionenhöhe muss die BLS aber erst noch sprechen – auch der Kanton muss grünes Licht geben.
    Die Kehrtwende der BLS ist besonders für die Gemeinden im Aaretal wie Gümligen oder Münsingen von Bedeutung. Vor Kurzem hatte der Bund in seinem Agglomerationsprogramm nämlich den Bau des dritten Gleises zwischen Gümligen und Münsingen, welches den Viertelstundentakt auf der S-Bahn-Linie ermöglicht hätte, auf unbestimmte Zeit zurückgestuft. Längerfristig bleibt das dritte Gleis aber dringend notwendig, da es nicht nur der Berner S-Bahn nützt, sondern auch den Fernverkehrs- und Güterzügen NEAT-Lötschberg dient(die Verlagerungsziele der Alpeninitiative stehen in diesem Zusammenhang ingendwie immer noch im im Raum, zumindest als gutgemeinte Absicht!!). Dass die NEAT wegen der weitgehende einspurigen Geleisführung im Lötschbergbasistunnel bereits heute, d.h. gut ein Jahr nach Inbetriebnahme, an ihre Kapazitätsgrenzen stösst, sei als weiteres pikantes Detail nur so nebenbei auch noch erwähnt.
    Wegen des ständig wachsenden Verkehrs setzen immer mehr Bahnen auf Doppelstöcker, welche für einen günstigen Preis mehr Sitzplätze bieten. Denn der Ausbau der Bahninfrastruktur, – vor allem im und rund um den Bahnhof Bern gibt es hier bekanntlich grosse Engpässe – hält mit dem Wachstum der Passagierzahlen nicht mehr Schritt. Bis Ausbauten zur Verfügung stehen, vergeht meist viel Zeit. Die SBB etwa wollen deshalb auch im Fernverkehr auf der West-Ost-Achse ganz auf Doppelstockzüge setzen und haben jüngst für die Zürcher S-Bahn weiteres Material im Wert von rund einer Milliarde (!) bestellt.
    Im Moment fahren zwischen Thun und Freiburg übrigens bereits Doppelstöcker. Allerdings nicht ganz ungefährlich: Wegen der verspäteten Ablieferung von Zügen setzt die BLS bis im Frühling mietweise einen Zug der DB ein. Dabei gibt es Probleme mit der Türsteuerung. Die Türen lassen sich beim Aussteigen teilweise auch auf die falsche Seite hin öffnen – was bei den hohen Geschwindigkeiten der Züge im Aaretal gefährlich ist.
    Ob wohl schon bald “Autofreie” erneut umsteigen, mangels zufriedenstellender Alternativen aufgrund einer nicht gerade sehr mutigen und vorausschauenden ÖV-Planung? Ich hoffe das nicht, habe aber so meine Befürchtungen.

  11. hallo ate!
    iiiiiiiiiiiu. genau so heiist das. es machts aber ned besser. d’vorteu si meer scho klar. i be o scho z’londen gsi. aber es trefft ned aui gliich. füüf euro si för die einte e tagesration för die angere e papesteu. das esch mompitz.
    bi dim chochhärd hoffi er sigi ned med gas. sösch chöcheled dr putin o no grad med u ir ukraine mache si geschäftli dermet. was de no öbrig bliibt mues zuor heufti em merzscherz abgleferet wärde.
    do sägi proscht sändwitsch u trenkeni lieber es paar biir!
    … defaareni nämli o weniger …

  12. Nein Bidu, Kochherdmässig bin ich nicht vergast.
    Für meinen Kochherd kommt die Energie aus der Steckdose. Grins.
    Hast Du den jemals gehört: “Ich brauche kein AKW, mein Strom kommt aus der Steckdose”
    Was haben wir uns doch früher krummgelacht ob dieser Äusserung.

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