die tschäppät-initiative und ihre folgen

wenn man im studio leutschenbach ist, hört man hie und da ein neues wort. “tschäppät-initiative” ist ein solches. die übersicht und entstehung und folgen der wortschöpfung in der helvetischen politsprache.

“gut geschlagen”, habe sich alex tschäppät, berner stadtpräsident, am sonntag als gast der satiresendung giacobbo/müller, weiss die bernerzeitung zu berichten. zur sprache kamen themen wie polizeieinsatz gegen tibeter und berns bierkonsum während des holländersturms. die ubs bekam ihr fett ab, und auch der zsc wurde aus glatteis geführt. schliesslich mokierte man sich über die kochende volksseele, symbolisch als wurst auf dem grill im studio, die tschäppät liebend gerne seinem hund verfüttern wollte.

schliesslich war das ja eine satire-sendung.

ernster ist allerdings das problem der repräsentation der bundesstadt im leutschenbach. oder die präsenz des schweizer fernsehens in bundesbern. da ortet man in bern seit geraumer zeit mehr defizite als es zürich lieb ist.

“tschäppät-initiative” nennt man die charme-offensive des berner stadtpräsidenten in den gängen des fernsehstudios bereits. und weiss schon über den ersten ernstfall zu diskutieren: die elefanten-runde der parteipräsidenten soll am kommenden abstimmungssonntag nicht mehr in zürich vom stapel gehen, sondern in bern stattfinden. schliesslich seien christian levrat von der sp, christophe darbelley von der cvp und ueli leuenberger von den grünen alle aus der romandie. fulvio pelli wiederum, der designierte chef der fusionierten fdp-liberalen, komme aus dem tessin, und toni brunner, boss der svp, aus der ostschweiz. das zentrum aus alle dem sei bern nicht örlikon, lautet das fazit wichtiger politstimmen.

der zoff dahinter schwelt schon länger. wenn sich die parteispitzen in zürich repräsentieren lassen, ist das gut fürs sf-publikum, nicht aber für jenes von tsr und tsi. bern wäre da für den sprachenfrieden besser. geht von der infrastruktur her nicht, entgegnet man da bei sf. nicht einmal das neue medienzentrum reiche, um eine wirklich grosse sendung durchziehen zu können, hört man etwa. dabei wissen alle: die sache dreht sich nicht wirklich um drei kameras für die elefantenrunde bei volksabstimmungen. vielmehr denkt man schon an den nächsten ganz grossen politevent der schweiz, an die parlamentswahlen 2011. und wo die verfilmt werden!

die tschäppät-intiative ist deshalb mehr als ein kleiner brandherd. toni brunner legte die fackel letzte woche, als er ausrichtete, für kommentare zur personenfreizügigkeitsabstimmung nur in seiner beiz ebnat-kappel zur verfügung zu stehen. und christoph blocher legte gleich eine schiitli nach. sein teleblocher erscheine diese woche nicht wie üblich am samstag nachmittag auf internet, sondern just während der pressekonferenz des bundesrates am sonntag abend. die fdp wiederum feiert nicht wie immer im berner restaurant zum äusseren stand, sondern in den werkhallen ihre kampagnenleaders johann schneider-ammann in langenthal, während sp und cvp demonstrativ im äusseren stand auf das ergebnis warten. ausser den grünliberalen, die zwar zur zentrumsfraktionunter cvp-fittichen gehören, am sonntag aber nach langenthal reisen.

obwohl das ja keine satiresendung werden soll!

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

7 Gedanken zu „die tschäppät-initiative und ihre folgen“

  1. lieber stadtwanderer
    wenn mich meine anatomischen kenntnisse (bau und leben der nutztiere) nicht täuschen, war das bei giacobbo und müller nicht eine wurst auf dem grill, sondern ein herz auf dem gaskocher…
    aber eigentlich ist es ja auch wurst, ob es ein rinds- oder schweineherz war, schliesslich ist es ja eine satiresendung. übrigens die beste die ich kenne.
    herzlich
    der auswanderer

  2. Ja, es war ein Herz.
    Nett war, dass Herr Tschäppät dem ZSC gratulierte aber danach wurde es peinlich. Auf die Frage in welcher Liga der SC Bern spielt, hatte Herr Tschäppät keine Antwort.

  3. wie ich mal behaupten möchte steckt hinter einer satire ein reales ereignis!
    und es zeigt doch wieder wie herr tschäppät mit halbwarheiten und cüplisozialismus die massen bewegt..aber scheinbar gibts noch viele leute die sich an solchen gebaren festhalten..schön claude, das du die dinge so darstellst wie sie wirklich sind und denkanstösse lieferst!

  4. ich wollte alex tschäppät weder verteidigen noch kritisien. es ging mit auch nicht darum, ihn ein besseres oder schlechteres licht zu stellen.
    das ist sache der traditionellen medien, die bei promis gerne mal in die eine oder andere richtung übertreiben (siehe: http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/fernsehen/Tschaeppaet-GiacobboMueller-ist-schlimmer–als-Arena/story/29012370)
    die sog. tschäppät-intiative ist mir aber schon wichtig. es geht um den medienstandort bern, resp. um das gewicht berns in der politischen berichterstattung.
    das ist, aus meiner sicht, viel wichtiger als der aufruf, den bund zu retten. da weiss man doch von anfang an, dass es nicht um goodwill sondern um kohle geht.
    geld spielt zwar bei der profilierung der politikberichterstattung aus der bundesstadt nicht keine rolle. bei den fusionen entscheidend darüber aber der vr der tamedia alleine.

  5. Bern hat halt eben einfach keine geeigneten Räumlichkeiten, in welchen sich SF dauerhaft installieren könnte und die doch irgendwie im Zentrum liegen. Oder vielleicht doch in der alten Reithalle? 😉

  6. nun wird es konkret, wie die sda heute vermeldet: “Der Stadtberner Gemeinderat engagiert sich bei der SRG für ein Hauptstadtstudio. Informations- und innenpolitische Sendungen sollen künftig vermehrt aus Bern kommen, fordert die Stadtregierung in einem Positionspapier. Die Produktion solcher Sendungen konzentriere sich zu stark auf den SRG-Standort in Zürich. Dies sei aus medienpolitischen und föderalistischen Gründen fragwürdig. Der Gemeinderat stellt sich unter anderem vor, dass die Inlandredaktion des Schweizer Fernsehens nach Bern verlegt wird.

    Sendungen wie die “Arena”, der “Club”, das Wahlstudio oder die sogenannte Elefantenrunde mit den Parteispitzen sollten in Bern produziert werden, fordert der Gemeinderat. Weiter soll die SRG die Unternehmenseinheit Swissinfo am Standort Bern belassen. Gleiches gelte mit Blick auf Schweizer Radio DRS auch für die Abteilung Information und die Online-Redaktion sowie für die Produktion von DRS 4 News.

    Mit dem Positionspapier will der Stadtberner Gemeinderat die Diskussion lancieren, wie er am Montag mitteilte. Die Stärkung des Standorts Bern entspreche einem Bedürfnis, insbesondere in politischen Kreisen. Auch die Westschweiz würde einen solchen Schritt begrüssen.”

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