aschis humor bleibt unvergessen

ernsthaft gesprochen hiess er ernst. doch er war so üebrzeugend eine frohnatur, dass ihn alle aschi nannten.

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ernst leuenberger, wie er bis zu letzt war, ist gestern abend verstorben.

ernst leuenberger, dem sozialdemokraten aus solothurn, zuletzt ständerat seines kantons, bin ich erstmals in der unibibliothek begegnet. er hatte bei professor erich gruner, bei dem ich als assistent angestellt war, seine diplomarbeit als sozialwissenschafter verfasst. ich las sie und war begeistert, mit welch klarer sprache er den wirtschaftspolitisch nicht einfachen sachverhalt darzustellen vermochte.

seine gekonnte rhetorik, die offen und eherlich, einfach und eingängig war, war denn auch seine unbestreitbare stärke als gewerkschafter, als oberster eisenbahner, als parteivertreter und als abgeordneter in bern, ja als höchster schweizer. all diesen menschen und organisationen lieh er seine sonore stimme. gepaart mit einem gemütlichen wesen, das auch bei den widrigsten umständen seinen sympathischen witz nicht verlor, war das sie seele, die aschi unverwechelbar machte.

natürlich konnte aschu auch ernst sein. wenn ihn etwas nicht überzeugte, konnte er sein wort erheben, seine emotion deutlich steigern und seinem unmut fadegrad ausdruck geben. dass er danach aber wieder menschlich warm werden konnte, machte es aus, dass man ihm das verzieh.

ich bin aschi leuenberger in verschiedensten phasen seines und meines lebens persönlich begegnet. das letzte mal im letzten herbst. er war von seiner krankheit schon gezeichnet, als ich ihn mit breitem sonnenhut und ebenso breitem lachen unter dem zytgloggenturm sah. er hatte erfahren, dass ich neuerdings stadtwanderungen mache und wollte einmal teilnehmen, um zu sehen, ob ich “das mit der politik und geschichte auch alles richtig erzähle”, wie er mir gegenüber ein letztes mal scherzte.

leider ist es nicht mehr dazu gekommen. den aschi ist gestern an seinem leiden gestorben. gerade auch deshalb werde ihm gedenken, wenn ich in bern wieder wanderen werde.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

3 Gedanken zu „aschis humor bleibt unvergessen“

  1. Ich bin auch traurig, Aschi Leuenberger mit seinem grossen Herzen, dem scharfen Verstand und gorssen Humor und vor allem auch dem sozialen Gewissen wird mir fehlen.

  2. Er gehörte für mich zu einer Politiker-Generation, welche noch offen, ehrlich und authentisch miteinander umging.

    Er gehörte auch zu einer SP-Generation, welche klare Ziele definierte, verfolgte und an diese glaubte. Man wusste, woran man bei ihm war.

    Ich bin überzeugt: Gäbe es mehr Politiker wie ihn, bestünde heute weniger Politik-Verdrossenheit. Ich wünschte mir, er möge Vorbild für zukünftige Politiker sein…

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