die sache mit der fliege

da wollte ich einmal eine fernsehreihe ohne fliege bestreiten. doch heute landete mir eine mitten drin fast auf der nase.

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(foto: monica cantieni)

die fliege ist mein markenzeichen. es war 1993, als ich neu im fernsehgeschäft war und keinen schlipps nicht um dem den hals trug, machte mich einer meiner professionellen beobachter aufmerksam, dass das wohl nicht geht. balz hosang, damals mitglied der chefredaktion von sf drs (und heute sinnigerweise chefredaktor vom “beobachter”), eröffnete mir: die probesendungen mit verschiedenen politanalysten seien zu meinen gunsten verlaufen, doch müsse ich mir überlegen, wie ich mit meiner fehlenden krawatte umgehend wolle!

ich schrie innerlich, denn ich wusste noch genau, was ich mir nach der rekrutenschule geschworen hatte: “nie wieder krieg, nie wieder krawatte!” im offensichtlichen dilemma entschied ich mich, es mit einer fliege zu versuchen. ein erster test in einer talkrunde ohne kamera überzeugte mich, denn in den feedbacks hatte ich, insbesondere bei frauen, die älter als ich waren, ausgesprochen gute rückmeldungen. und das war damals neu für mich.

so trug ich seit 16 jahren bei jeder wahl- und abstimmungssendung lückenlos immer meine fliege. heute könnte ich gar nicht mehr anders, denn man nimmt mich in der rolle des politanalysten gar nicht mehr wahr, wenn ich das wiedererkennungsmerkmal nicht trage. gerade bei meinem bürgerlichen namen, der nicht für alle deutschschweizerInnen gleich geläufig ist, darf man das nicht unterschätzen. “sie sind doch, ähh, …, der herr mit der fliege!”

für die laufende tv-reihe “sternstunde geschichte”, die ja auch neuland für mich ist, habe ich mich entschieden, bewusst einen rollenwechsel zu kommunizieren. so habe ich in allen drei bisherigen aufzeichnungen auf eine fliege verzichtet, und ich hatte auch vor, es bei der vierten sendungen so zu handhaben.

wäre da heute nicht ein jämmerlicher zwischenfall geschehen!

denn während der aufzeichnung zum thema “vom konflikt zur konkordanz”, die im schweizerischen landesmuseum in zürich stattfand, wurde ich von einer fliege bedrängt. wiederholt schwirrte sie vor meinem gesicht umher und liess von ihrem bunten treiben nicht ab, sodass ich beinahe die nerven verloren und sie vor laufender kamera gejagt hätte. besonders nah dran war ich, als sie auf meiner nase absitzen wollte. doch wurde mir bewusst, wie doof das vor der kamera aussehen kann, vor allem wenn man daneben schlägt oder den richtigen einsatz verpasst, sodass ich es schliesslich liess.

doch wird man während der ausstrahlung wohl sehen, wie ich mit der fliege kämpfte. ein markenzeichen wird man offensichtlich nicht so einfach los …

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

5 Gedanken zu „die sache mit der fliege“

  1. Vielleicht hätte der stadtwanderer so ein Zeichen zur Ausgewogenheit im SF setzen können, die gemäss den Kritiken eines 30% Wählers zur Sendung und zum SF allgemein ja zu links-lastig sei, wenn stadtwanderer sich im Stil von Herrn Obama mit einem beherzten Wink seiner “Rechten” sich die Fliege geschnappt hätte.
    Aber das hätte dann wohl, analog zum präsidialen Fliegenvorfall in den USA, den Schweizerischen Tierschutzverein auf den Plan gerufen. 🙂

  2. Da war es für Obama ein Leichteres, denn seine Fliege sass nicht auf der Nase. Nicht auszudenken, wenn da der Stadtwander Obama-like zugeschlagen hätte.
    Nun gut, nebst Fliegentöten hatten wir auch schon bereits Nasenbluten zur Genüge am TV.

    @ Stadtwanderer
    Ich versuche verzweifelt, Dich mir in Krawatte vorzustellen, das Bild, dass dabei entsteht will einfach nicht reinpassen.

    Gibt es eigentlich schon eine Mister Propeller-Wahl in der Schweiz?

    Wenn nicht, brachte ich diese Wahl soeben ins Leben und Du wurdest von mir einstimmig als neuer Mister Propeller-Schweiz gewählt.

    Wast ist? Man spricht immer vom Kind im Manne. Darf die Frau nicht auch mal das Kind in ihr ausleben? Also!

  3. hej ate
    krawatten sind und bleiben mir fremd. ich trage sie zu beerdigungen, und ich trug sie in der rekrutenschule resp. in den militärischen wiederholungskursen.
    ich habe dann mal zum jux mit einem guten fotografen eine serie bilder gemacht, auf denen ich nur krawatten trug, einfach als test.
    sie gefielen ganz gut, und ich hätte sie gerne verwendet. er wollte sie mir aber nur gegen gutes geld überlassen. und so verzichtete ich auf ganz ordentliche bilder von mir mit krawatte.
    und denke, es wird so schnell keine mehr geben.
    als bleibt nur die fliege oder das nichts!

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