die marke bin ich

ich war gestern erstmals am berner marketingtag. das thema lautete: “die marke bin ich!” das war nicht nur ein anleitung für verkäuferinnen von rezepten, es war auch ein lehrgang für kommunikatoren, wie blogschreiberInnen!

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adolf ogi, der stadtwanderer mit felix spahr, und hanspeter danuser an der tagung “die marke bin ich”.

welche grippe auch immer es gewesen sein mag, am morgen des grossen tages des berner marketings fielen gleich zwei referentInnen aus. beim gegebenen tagungsthema war das doppelt problematisch, denn man verhandelte über “die marke bin ich”. und genau dieses “ich” kann man kaum ersetzen, wenn authentisch über diese form des marketings geredet werden solll.

am interessantesten tat das gestern der frühere kurdirektor von san moritz, hanspeter danuser. er hat den skiort im engadin zu dem gemacht, was es in unseren köpfen ist. ein ort mit sonne, wo man immer braun wird. ein ort der high society, wo man englisch spricht. und ein ort, der selbstbewusst seinen namen als marke erkannt und ihn vor allen anderen auf der schützen liess.

menschen, die so etwas leisten wollen, müssen integer sein. ohne kompetenz geht nichts. und ohne einfühlungsvermögen für andere auch nicht mehr. wichtiger noch ist ihre energie, mit der sie andere anstecken wollen. und der mut, etwas zu tun, was noch niemand gemacht hat! charisma nannte danuser das – und fügte, vielleicht ehrlich, aber ungeschickt – killerinstinkt bei. er habe im richtigen moment am richtigen ort das richtige gemacht, während die hoteliers pathologische demokraten sein, die es nie zu dem gebracht hätte, was sie heute seien. solch überhebliche selbstdarstellungen sind wohl der grund, warum wir ich-verkäufern gegenüber ambivalent reagieren. denn ihr ego fasziniert und kann den auftrag überschatten.

an diesem tag war viel von selbstdarstellern für eine sache die rede: von barack obama natürlich, von madonna auch, und von selbst von roger federer. nicht gefehlt haben auch mohammed, jesus und buddha, die stifter von gemeinschaften, für die sie über jahrtausende unverwechselbare markenzeichen geblieben sind.

das beste lebende beispiel hierfür auf der bühne des kursaals war adolf ogi, der nur wenige worte brauchte, um sich in erinnerung zu rufen. in unserem geistige auge sahen wir den meiringer verkäufer nochmals erfolgreichster skidirektor werden, für die svp in den bundesrat einziehen, und als schweizer zum geachtete uno-botschafter für sport aufzusteigen. seine art, etwas zu sagen, war so prägnant und inszeniert zu gleich, dass wir heute noch wissen, zu viel strom zu verbrauchen, wenn wir eier kochen. unvergessen ist auch der tannenbaum während der neujahransprache von ogi, der sie speziell machte, obwohl immer das gleiche gesagt wird. und eingraviert in unser kollektivgedächtnis hat sich die begegnung des bundesrates mit raumfahrer nicollier, als der oberländer druckreif aus dem globi-buch zitierte: “freude herrscht!”. das alles gehört zur eigeninszenierung, die aber nicht nur für sich selber erfolgt, sondern für eine sache. bei ogi unzweifelhaft für die neat, die er gegen alle widerstände durchgebracht hat.

genau das ist es, was den botschafter als marke ausmacht, habe ich gestern gelernt: die gemeinschaftsbildung durch selbstdarstellung, die sich kräftiger symbole bedient, um die aufmerksamkeit des publikums zu gewinnen, um etwas zu verkaufen. sei es eine religion, ein produkt, eine dienstleistung – oder einen blogbeitrag.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

3 Gedanken zu „die marke bin ich“

  1. Lieber Stadtwanderer

    Mit Begeisterung habe ich deinen Bericht vom Podium der Selbstdarsteller und die Bedeutung für uns Bloghüttenbewohner gelesen.
    Aber leider wurde der frische und spritzige Bericht etwas gedämpft durch die zahlreichen Tippfehler. Ich bin sonst nicht so pingelig, sind wir doch alle nicht gefeit vor Buchstabendreher, und das Hirn bügelt vieles wieder gerade, aber wenigstens beim verbrieften Zitat “Freu(n)de herrscht!” ist wohl eine kleine Korrektur angebracht.
    😉

  2. Lieber Stadtwanderer
    Dass du längst zu einer Marke für städtische geworden bist, ist hoffentlich nicht nur mir schon längstens klar. Auch für mich gilt “freude herrscht”, jedesmal wenn ich http://www.stadtwanderer.net drücke und in den Bildschirm schaue. Erst wirklich lebendig und erlebbar wurde Dein hauptsächliches “Untersuchungsobjekt”, das urbane bern, aber erst nach der ersten realen Stadtwanderung. Seither will auch ich jeden Tag Bern neu(er)gründen.

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