zwischentöne nicht überhören

gut, das wochenende war streng. besonders streng. deshalb habe ich die letzten tage hier kaum mehr gebloggt. doch das soll sich wieder ändern. ich beginne, mit einem rückblick – in eigener sache.

bernheute wurde ich beim stadtwandern von einem jüngeren mann angesprochen. es ging – natürlich – umso wochenende. warum sei die prognose so falsch gewesen, habe er sich gefragt. gestern nun habe er via 10vor10 eine teilantwort erhalten: weil man in der schweiz die letzten zwei wochen vor einer volksabstimmung keine umfragen hierzu machen dürfe.

ich war erleichtert, das zu hören. denn die reaktionen gerade am montag waren nicht immer gleich interessiert und angenehm. gut, ich habe mir das scheinbar selber eingebrockt. mit meiner sog. prognose.

es sei nein: 37 prozent dafür, 53 prozent dagegen. damit sei alles klar!

mintnichten! interessanterweise zitiert niemand meine wirkliche prognose; sie war 10 tage vor der abstimmung: “Momentan ist die Ablehnung der Minarett-Initiative wahrscheinlich. Doch der Trend geht ins Ja, was jede Prognose unsicher macht.”

hätte ich das am tag vor der abstimmung mit einer umfrage vom freitag gemacht und wäre es dann anders heraus gekommen, wäre ich am sonntag zurecht ein erledigter berufsmann gewesen, sagte ich meine unbekannten. doch die hohe politik will die sperrfrist und es halten sich die umfrageinstitute halten daran, fahre ich fort. so sind die umfragen samt produktions- und analysezeit effektiv rund 17 tage alt, wenn abstimmung ist. wenn in dieser zeit nichts geschieht, könnte man die letzte umfrage mit einer prognose gleichsetzen.

klar, sagt mein gegenüber, während wir, angesichts der wachsenden länge unseres gespräches unter den lauben schutz vor dem mittagsschnee suchen. soll man da nicht auf umfragen verzichten?, werde ich gefragt. nein, gebe ich zur antwort, aber mobilisierungseffekte, meinungsbildungen in letzter minute, und selbst meinungswechsel nicht ausschliessen. weder als forscher, noch als konsument entsprechender produkte.

wir haben uns im direkten kontakt verstanden, merke ich und schliesse: wenn zahlen, trends, analyse und erfahrungen eine klare richtung aufweisen. wenn nicht, werde ich das ein ander mal noch deutlicher machen.

was dabei herauskommt, kann ich aber nicht prognostieren. gerade deshalb war mir das gespräch wichtig. denn auch die zwischentöne kommen so richtig rüber.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

5 Gedanken zu „zwischentöne nicht überhören“

  1. so praktisch, nun kann man den Meinungsumfragenden die schuld in die schuhe schieben und mann/frau ist fein raus. so nicht, das ist zu einfach, nimm nicht alles auf dich lieber stadtwanderer.
    jetzt erst, zu spät, merken wir schweizer/innen was wir mit dem ja zur Initiative ausgelösst haben könnten… Nun diskutieren wir hintendrein miteindander, gut so! Nächstes Mal tun wir das vorher und stimmen dann, wohlüberlegt in Kenntnis der möglichen Konsequenzen für Land und Leute, ab!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert