was nur geht bei einem botellon ab?

wir hatten jüngste eine intensive und hochstehende diskussion über die ausdehnung des privaten in den öffentlichen raum. meine innere enge bot anlass dazu. mischa, titus, tine, und auch bidu und lisa n. haben sich daran beteiligt.

nun haben wir die fortsetzung geschichte serviert bekommen: das öffentliche besäufnis das für den 30. august 2008 auf dem bundesplatz angekündigt worden ist.

stapi tschäppät hat rasch reagiert: gesundheits- und imageschädigend sei das sog. “botéllon”. die stadt und die teilnehmerInnen würden negativ beeinflusst. das ganze sei bewilligungspflichtig und werde wohl abgelehnt. das demo-reglement reiche wohl, und wenn nicht könne man den notfallartikel bemühen, um die räumung durch die polizei zu mobilisieren.

einen vorwurf kann man den berner stadtbehörden nicht machen. sie haben auf die lancierung des ereignisses rasch und deutlich reagiert. dennoch frage ich mich, was hier sache ist:

. was eigentlich ist ein botellon?
. warum entsteht es?
. was sind die ursachen?
. wer sind die teilnehmenden?
. was sind die motivationen?
. welche erfahrungen hat man andernorts damit gemacht?
. welche umgangsformen der behörden haben sich bewährt, welche nicht?

all diese fragen stellen sich, um das phänomen, das jedenfalls für mich neu ist, überhaupt zu begreifen. denn ohne das fällt es mir schwer zu entscheiden, was ich machen würde, wenn ich stapi wär …

ich meine das ernst!

denn ich erinnere mich, dass man auch bei der euro 08, den gästen aus aller welt, nicht zuletzt aus holland den vorwurf gemacht hat, das sein nicht mehr als ein öffentliches besäufnis. denn ich weiss um die diskussionen über die streetparade, die zwischen öffentlicher verblödung und stadtmarketing hin und her oszillierten. und ich habe ja selber darauf aufmerksam gemacht, dass öffentliches essen und trinken in bern immer beliebter, ja, teilweise sogar politisch gefördert wird, wenn es der gastronomie umsätze bringt.

wer also hilft dem stadtwanderer, sein koordinationsystem zu jugendlichen eskapaden neu aufzuspannen und das neue phänomen “botéllon” kulturell, psychologisch, soziologisch und ökonomisch und marketingmässig zu deuten?

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

41 Gedanken zu „was nur geht bei einem botellon ab?“

  1. lieber stadtwanderer

    – der botéllon kommt aus dem spanischen dialekt und heisst „flaschen“
    – von dort kommt übrigens auch der ursprung dieses doch eher merkwürdigen brauches
    – in barcelona, haben sich die studenten zu den ersten botéllones getroffen
    – ich nehme an, dass der ursprung von aktionskünstlern her kommt. Es gab doch eine zeit wo sich leute irgendwo getroffen haben um zusammen etwas anzustarren und trennten sich dann nach zehn minuten wieder, ohne auch nur ein wort zu wechseln. Nun, denke ich, ist der botéllon eine abgeänderte form dieser „aktionskunst“.

    meine kollegin in barcelona welche an solchen veranstaltungen mitgemacht hat sagt, dass es unmöglich sei, für die behörden, etwas dagegen zu unternehmen. in spanien gehe das ganze sehr schnell vondannen. in der regel seien die hunderten teilnehmer nach ca einer stunde besoffen und der treff löst sich wieder auf. einzig ein riesiger müllberg bleibt übrig :–(

  2. lieber mischa
    schon mal ganz herzlichen dank!
    es scheint, dass der alkohol im wahrsten sinne des wortes flüchtig ist.
    darf ich nachfragen: gibt es auch analysen dazu, woher das phänomen kommt und was es ausdrückt?

  3. Mischa hat nicht ganz richtig: In Barcelona ist die Frühlingsbotellón verboten worden. Das führte zu Ausschreitungen. 70 Personen wurden verletzt, 50 festgenommen. Machtlos ist die Jugend, nicht der Staat.

  4. lieber stadtwanderer, liebe lisa n.

    ich finde die ausführungen von kurt imhof sehr sehr treffend. danke hier an lisa n. für den hinweis.

    meine liebe kollegin von spanien, versteht nicht warum ich sie um analysen bitte. sie, selber soziologin, fragt ob wir in der jugend nie etwas blödes ohne grund gemacht hätten um damit etwas zu rebellieren. 😕

    wenn ich da an unsere feste in der reihalle (dachstock) denke, ai ai ai! und damals hatte ich auch keinen nennenswerten grund 🙂

    ich glaube weniger hinterfragen dafür präsenz zeigen damit es zu keinen ausschreitungen kommt. ausserdem sehr wichtig; kontollieren dass keine minderjährigen sich eine alkoholvergiftung ansauffen!

  5. zum glück hat mit prof. imhof ein unverdächtiger “erwachsener” mal deutlich gesagt, was er von der allgemeinen empörung hält.

    ich persönlich verstehe zwar absolut nicht, warum es manchen leuten offensichtlich spass macht, sich gemeinsam sinnlos zu betrinken, aber mit verboten erreicht man hier doch nichts.

    die leute haben immer schon anlässe gesucht und gefunden, um sich zu besaufen, egal ob fasnacht, schützenfest oder streetparade. deshalb finde ich es einfach total heuchlerisch, wenn sich jetzt alle wegen diesen botellones empören.

    besäufnis mit kommerz und abzockerei = OK (z.b. euro08 oder streetparade); besäufnis ohne kommerz = verbieten!?!

  6. @ boti

    du hast absolut recht. nach einem klärenden telefongespräch mit “meiner” spanierin, hat sie mich aufgeklärt. das erste bottéllon war vor mehr als drei jahren in barcelona. dies war offiziell ein unifest. man hatte eine unbewilligte kundgebung in einem park, welcher zu einem botéllon führte. das letzte, diesen frühling, wurde verboten. es ist wahr, dass sich die städte (unis, jugendlichen) bekämpft haben, ziel war wer mehr leute zum sauffen bringt. ausschreitungen waren dann nicht mehr abzuwenden. aber ehrlich, wenn der staat einschreitet gegen die jugendlichen – hat der staat da nicht schon verloren 😉

    @ stadtwanderer

    es wurden sozialarbeiter eingesetzt um auf zu klären welches die gründe für diese veranstaltungen sind. leider wurden noch keine resultate bekannt.

    @ kathrinb

    gebe Dir recht. wie schon der stadtwanderer fraglich gefragt hat; war die euro nicht dasselbe wie ein bottéllon 🙂

  7. liebe lisa,

    nun hatte ich zeit, das interview von kurt imhof zu lesen. wie immer anregend, weil intuitiv. jedoch auch wie immer provokativ, weil vor allem spekuliert wird.

    hiermal, was ich an zusammenhängen aus dem interview ziehe:

    1. besäufnisse, auch massenbesäufnisse sind ein (bekanntes) adoleszenzproblem, das der enthemmung dient.

    2. die heutigen botellons sind eine reaktion auf die hohen getränkepreise in den städten, die wegen des kollektiven charakters aufmerksamkeit auf sich zieht.

    3. mit der medialisierung entsteht der städtewettbewerb bei massenbesäufnisse, was den kick, bei einer erfolgreichen aktion dabei sein zu können, erhöht.

    4. mit der moralisierung erhält die biederste aller drogen, der weit verbreitete und akzeptierte alkohol und sein konsum ein protestpotenzial.

    5. die moralisierung selber entsteht aus der angst des mittelstandes vor der globalisierungsbedingten migration resp. angesichts der erlebten veränderungen in der arbeitswelt.

    6. statt die falschen verhältnisse zu kritiseren, werden böse personen schlecht gemacht, deren integration die gewünschte ordnung wieder herstellen soll.

    bisher sei (in der schweiz) real nicht viel geschehen, meint imhof. ausser dass sich 1000 menschen in genf wie in einem botellon betrunken hätten und zu weiteren vergleichbaren aktionen aufgerufen worden sei. deshalb sei nicht das botellon das problem, sondern dessen skandalisierung!

    was meint ihr dazu?

  8. lieber stadtwanderer

    halte mich diesmal kurz 🙂

    punkt 1. ja
    2. nein
    3. aufjedenfall ja; was verboten wurde haben schon wir extra gemacht
    3′. ??
    4. eher nicht
    5. nö nöööööööö

    ich glaube schon, dass zum bsp. ein sächsilüüte (sorry ate wegen der falschen schreibweise) ein wunderbares alibi ist für genau dasselbe. nur, dass dort die eltern mitsauffen 😉

  9. Ein Satz im Interview mit Kurt Imhof scheint mir zentral zu sein: “Es geht darum, Kontakt zu schaffen, das Netzwerk ausbauen, es geht um Enthemmung.”

    Als Kind darf man jede “Dummheit” machen (die man allerdings nicht als Dummheit empfindet), aber wenn man erwachsen wird, als Jugendlicher, hat man sich an “die Regeln der Erwachsenen” anzupassen – und dagegen wird mittels Alk-Konsum rebelliert. So habe ich dieses “Phänomen” jedenfalls verstanden.

    Festzuhalten wäre noch, dass a) es nicht eine grosse Masse braucht, denn Jugendliche besaufen sich heutzutage auch schon in kleineren Gruppen und dass b) auch viele Erwachsene “gerne” einen über den Durst trinken. Zu letzterem frage ich mich deshalb, ob wir in unserer “reglementierten Verbotsgesellschaft” (wenn ich das mal so negativ sagen darf) nicht generell ein Enthemmungsproblem?

    Wir glauben immer, wir wären heute weiter als frühere Generationen, es gäbe keine Tabus mehr, man können heute anziehen, was man wolle denn es ist alles irgendwie Mode und es war alles schon mal da usw… Doch sind wir heute wirklich weiter? Dürfen wir heute wirklich über alles reden? Sind wir wirklich so “zivilisiert” wie wir immer glauben oder schlummert da in uns nicht doch immer noch das Tier, das gelegentlich ausbrechen will, enthemmt werden will?

  10. selbstverständlich habe ich als jugendlicher alkohol getrunken. und zwar (bis ende unizeit, während der ich auch soziologie studiert habe) einiges mehr, als das beispielsweise heute der fall ist. da stimme ich kurt und anderen kommentatoren zu.
    allerdings bin ich nicht so sicher, ob die deutung von kurt richtig ist, dass das kollektive trinken positiv zu werten ist, weil es die aufmerksamkeit erhöht, zum nachdenken der anderen anregt und damit ein politisches potenzial bekommt. der mechanismus, wie er hier abläuft, zeigt zwar, dass die aufmerksamkeit offensichtlich steigt, das reflexionspotenzial wohl aber nur sehr beschränkt (weshalb ich den blog hier eröffnet habe) und die einigkeit im verbot wohl die dominante folge ist resp. sein wird.
    ich bin aber, nicht zuletzt dank dem hinweis von adelheid, auf eine bei imhof ganz vernachlässigten konsequenz der gruppenmässigen trinkens gestossen, die ich biografisch ebenfalls nachvollziehen kann. es die neigung, in gruppen schneller und häufiger die grenzen zum exzessiven alkoholkonsum zu überschreiten, wenn die leitbilder, die dabei kommuniziert werden, auf den bewusst übermässigen konsum ausgerichtet sind. das ist ja auch die (direkte und indirekte) kritik am firmenbesäufnis, an sächsilüüte und an der chilbi.
    soweit ich das phänomen botellon verstanden habe, erscheint mir gerade das das zentrale problem zu sein.

    übrigens: das trinken von alkohol in gruppen, die ganz bewusst das mit umgehen, halte ich dagegen für ausgesprochen vorteilhaft, denn auch der individuelle alkoholkonsum kann (individuell) enthemmt sein. er kann also gerade dazu dienen grenzen zu setzen, den genuss ohne das koma anzustreben, weil das verbot letztlich immer zu verdrängungen des konsums in nicht sichtbare bereiche führt.

  11. zurecht wurde hier die frage aufgeworfen, was die politik mit unterschiedlichen reaktionen auf botellones bewirken kann.
    während von zürich bis lausanne alle städte auf repression oder missbilligung gegenüber den botellones setzen, hat sich genf entschieden, den botellon mit auflagen zu tolerieren.
    bemerkenswert sind die begründungen:
    a. ein verbot bringe nichts, weil in der botellon an einen anderen ort verschoben werden kann und damit beginnt das unsägliche katz-und-maus-spiel beginne, das bei der repression von drogenkonsum schon längst bekannt ist.
    b. die organisatoren hätten sich verpflichtet, massnahmen zu ergreifen, die übermässige ausschweifungen im suff verhindern müssten.
    genf hat am 18. juli das erste botellon erlebt, ein zweites am 8. august verboten, und will es jetzt wieder zulassen, mit den beiden begründungen.
    und zuhanden eurer diskussion in bern: interessant ist doch, dass städte wie bern gegenüber den holländern genauso reagiert haben wie genf jetzt gegenüber dem “massenbesäufnis” wie das ganze vorverurteilend bezeichnet wird.

  12. die frage von titus, ob wir heute wirklich “zivilisiert” sind und über alles reden können und dürfen, finde ich sehr spannend. das würde ein gruppenexzess soweit erklären, dass man zusammen aus dem zivilisierten ausbrechen kann, sich enthemmen und eventuell sogar einwenig entblössen dürfte. dies unterstreicht dann die betonung des stadtwanderers, dass in gruppen schneller und eher exzessiv gesoffen wird.
    @ fipu
    genf sei dank wird die scheiz schon bald eine erfahrung mehr haben, und ein vergleich möglich machen zwischen den verschiedenen vorgehensweisen.

    dass in bern nun das bottellon zu scheitern droht oder an einem kleineren ort als dem bundesplatz durchgeführt werden muss finde ich schade. aber eben wer will schon das berner symphonieorchester stören 🙂

  13. Hatte oben noch eine Bemerkung resp. Frage vergessen: Was mich an der Sache stört, ist der Alk. Gibt es denn nichts anderes, das ebenso enthemmend sein kann? Warum bewirft man sich an einem bestimmten Tag nicht mit faulen Tomaten (wie das ja auch ein Brauch an einem spanischen Ort ist)? Oder wieso bewirft man sich nicht mit wassergefüllten Balone? usw…

  14. Lieber Titus

    meinst Du wirklich, dass faule tomaten oder wasserballone enthemmen können? 🙂
    hättest du gefragt, wie wäre es mit einem massenbekiffen, na das hätte ich verstanden!
    🙂
    es muss, denke ich, schon ein “stoff” sein der bewustseins verändernd wirkt der hier missbracuht wird. früher haben wir abgetanzt auch ohne zusatzstoffe. heute, siehe streetparade, muss man stellen einrichten welche die drogen testen damit kein gift konsumiert wird 😕

    achtung jetzt werde ich darwinistisch. ich denke wir haben die genetische fähigkeit, uns ohne zusätzliche bewusteins verändernden stoffen zu enthemmen, verloren.

    auch in Buñol wird ohne alkohol, dass tomaten treiben nicht zelebriert.

  15. Ich mag mich im Vorfeld gar nicht zum Thema äussern.
    Spielt es denn eine Rolle, ob sich die Jugend jedes Wochenende im kleinen Kreis besäuft, oder mal so ein Massenbesäufnis durchführt?
    Mir scheint eher, es ist die Angst gewisser Politiker, die momentan ein wenig hilflos dastehen und nicht wissen wie reagieren.

    Gesoffen wurde und wird seit jeher an Wochendenden und nicht nur von unserer Jugend. In obigen Kommentaren werden die bewilligten Veranstaltungen, die ja meistens auch in einem Massenbesäufnis enden, aufgeführt.

    In Basel gibt es doch seit Jahren diesen bewilligten Harrassen-Lauf, schreit denn da jemand gross dagegen?

    Nicht dass ihr jetzt meint, ich befürworte Solches, nein grad das Gegenteil ist der Fall. Aber man kann im Vorfeld nicht abwägen, was da auf uns zukommt. Könnte ja sein, dass dieser Anlass friedlicher verläuft als wir annehmen. Dass die Polizei und Ambulanz nicht wie sonst in der Zwischenzeit an jedem Wochenende üblich, ausrücken muss um Tote und Schwerstverletzte zu bergen.

    Im Übrigen habt ihr in Bern den Vorteil, dass dieser “Anlass” bei euch erst am 30.8. über die Bühne geht. In Zürich ist es der 29.8. Und sollte es wirklich ausarten, so seid ihr wenigstens vorgewarnt und könnt, falls flexibel, demenstprechend Massnahmen ergreifen.

    Ich für meinen Teil bin gespannt und ich hoffe insgeheim für mich, dass sich der Eine oder Andere in unserer Jugend mächtig täuscht.
    Aber wir werden es sehen!

  16. Sah soeben Talk Täglich auf Tele Züri mit oben erwähntem Thema. Gäste waren Herr Fischer von der EVP, Herr Köppel und Herr Imhof und muss sagen, dass ich schon lange nicht mehr so eine erfrischende Diskussion sah und hörte.
    Kleine Highlights:
    – Herrn Fischer fragte man, ob er denn ein Catering vom Blauen Kreuz auf der Blattenwiese möchte.

    – Herr Köppel fand, dass Herr Ledergerber doch einen sehr kreativen Vorschlag brachte, indem er die Jugend aufforderte in ihrem Dorf zu bleiben und dort ein Bier mit Kollegen zu trinken.

    – Herr Imhof hingegen brachte es auf den Punkt und schoss gleichzeitig den Vogel ab: Ein Treffen zur Sozialisierung sei es, zum sich kennenlernen.
    Und dann kam er mit der Riesenbesäufnis an der EURO 08 in Bern. Herr Tschäppet sei widersprüchlich meinte er und fügte noch hinzu, die Verslumung in Bern sei weitergeschritten als die in Zürich.

    War ein Genuss, diese Diskussion mitzuverfolgen. Seit heute sehe ich Herrn Imhof in einem ganz anderen und zwar positiven Licht.

  17. Ate, zu Deiner Frage, ob es eine Rolle spielt, wenn sich Jugendliche jedes Wochenende volllaufen lassen:
    Es spielt dann eine Rollen, wenn nicht mehr nur gesungen oder getanzt wird, sondern es aggressiv wird. Das können schon fliegende Bierflaschen, später dann auch auch Fäuste sein. Und, Kurt Imhof hat im weiter oben verlinkten Artikel auch von “begrabschen” gesprochen. Wenn’s nur dabei bleibt, OK, Grauzone. Aber unter Alk-Einfluss schwinden die Widerstände, auch jene des “Neins” und es kommt zu ansonsten ungewollten “Handlungen”. Deshalb störe ich mich ob des allzu enthemmenden Alkohols.

  18. Titus, nicht eine Frage wars, sondern eine Fragestellung. Wo ist der Unterschied, dass man sich seis in Gruppen oder dann halt an so einem Anlass volllaufen lässt.
    In meinen Augen braucht es weder das eine, noch das andere und darum wäre das WARUM viel interessanter zu erfahren. Nur dieses TUN existiert schon seit Menschengedenken. Warum braucht der Mensch einen Rausch um aus sich rauszukommen? Ist er denn so degeneriert, dass er nur unter Alkohol- und oder Drogeneinfluss aus sich rausgehen kann, den grossen Mann spielen kann?
    Ich weiss wovon ich rede, denn mein Stiefvater wollte mich im Vollsuff mit der Armeewaffe erschiessen, nur weil ich mich ihm gegenüber aufgelehnt habe.

    Beim Problem Alkohol bin ich eh sehr skeptisch. Der Bundesrat will am liebsten das Rauchen verbieten, schraubt die Preise nun auf bald Fr. 7.50 rauf (natürlich profitiert er von den Mehreinnahmen) aber den Alkoholkonsum lässt er gewähren. Aber dieses Thema hatten wir bereits auf dem Stadtwanderer.

    Meines Erachtens liegt wegen dieser Massenbesäufnis ein ganz anderer Hund begraben. Die Politiker stehen da und wissen nicht wie reagieren. Und was macht man, wenn man sich nicht auf ein Gesetz berufen kann?

  19. bin da schon mal an einer interessanten versammlung mit politikerInnen und experten für allerlei. das podium mit vier parlamentarierInnen, die sich zu eigen- und kollektivverantwortung unterhielt, wurde durch die für alle überraschende frage eröffnet, was die richtige reaktionsweise sei auf eine botellon.
    der mainstream über die parteihingrenzen war recht erstaunlich. die genfer reaktion wurde als die richtig angesehen. freude hatte eigentlich niemand; doch dramatisieren mochte man auch wieder nicht. von medialer und politischer entdramatisierung war die rede. daraus lässt sich aber keine schluss ableiten, alles sei erlaubt. vielmehr dominierte die skepsis gegenüber verboten, die wohl nicht durchgesetzt werden könnten. also gehe es darum, die organisatoren in die pflicht zu nehmen. würden diese auflagen akzeptieren, soll man das laufen lassen. zu den auflagen gingen die meinungen teilweise auseinander. gesundheitspolitische, aber auch sicherheitspolitische ueberlegungen wurden erwähnt.
    am rande der diskussion war auch ein kollege des soziologen kurt imhof anwesend. der schüttelte sich angesichts des gedankens, dass man den exzessiven alkoholgenuss propagiere. das könne man nur tun, wenn man selber damit ein problem habe.
    er bevorzuge dagegen tee. gegen eine massenteeparty hätte er nichts einzuwenden …

  20. Das wär’ doch was: Ein Massenteebesäufnis – so quasi als Gegenbewegung 😉

    Hinter meinem Namen habe ich einen Artikel über die heute publizierte, neusten Trendstudie der Eidgenössischen Jugendbefragungen “ch-x” verlinkt.

    Demnach ist die Jugend von heute “protestbereiter und politisch rechter”. Vom angegebenen Artikel aus gibt’s auch einen Link direkt auf die entsprechende Studie (oder man gehe direkt auf chx punkt ch).

    Auszug aus der Medienmitteilung:
    “Es wäre offenbar falsch, die allgemein tiefe Stimm- und Wahlbeteiligung der Schweizer Jungbürgerschaft vorschnell als Unzufriedenheit oder als Entfremdung vom politischen System zu interpretieren. Einiges deutet darauf hin, dass das Wissen darum, dass man sich jederzeit beteiligen kann, wenn man das persönlich will und für wichtig hält, die Legitimation des Systems in stärkerem Masse beeinflusst, als dies die tatsächliche Partizipationsrate bei Wahlen und Abstimmungen zum Ausdruck bringt.”

    Weiss jemand, ob es eine solche Studie auch bei Nicht-Jungbürgern gibt? Was denken “die Alten” 😉 ? Gibt’s da nur das “Sorgenbarometer”?

  21. Lieber Titus

    danke für den link. schon spannend, diese resultate. hätte ich nicht erwartet. aber irgendwie auch beruhigend. lustig, dass die multinationale jugend nach rechts drifftet. nun gut, man muss warhscheinlich schon sagen, dass bei der studie nicht die breite bevölkerung der jugend befragt wurde.

    ach ja das sorgenbarometer. jedes jahr wo ich älter werde stimmt das barometer mit meinen sorgen besser überein 😉

  22. so, nun ist meine tagung vorbei, an der – ausser programm – auch über die botellones gesprochen wurde.
    kurt imhof war nicht da, aber irgendwie anwesen. es ist mir jetzt wieder mal aufgefallen, welche wirkungen expertenmeinungen, massenmedial aufgemacht, haben können.
    zwar gehen die einschätzungen seiner person auseinander, auch seiner art des auftritts und der positionen, die er vertritt.
    interventionsgabe wird ihm aber weit herum attestiert. und zum nachdenken hat er angeregt. seine radikale standortgebundenheit wird ihm als kommunikator abgekauft, und sie hat zu den erstreaktionen der politiker namhaft eine gegenposition gesetzt.
    vielleicht würde man von einem professor, das kam in den reaktionen, indessen auch zum ausdruck, mehr noch perspektivisches erwarten, nicht nur einordnung und hinterfragung.
    soweit der eindruck aus dem expertentag für dies&das!

  23. Die Sonntags-Zeitung schrieb von 500 Botellon-Teilnehmern in Berrn. Im heutigem Tages-Anzeiger waren es “nur” (laut Tagi) etwa 600 Besucher. Und im obigen Link waren es laut BZ deren 1’200.

    Was stimmt denn nun wirklich?

    In Zürich macht die Meinung die Runde, dass die Stadt absichtlich keine Abfall-Container und WC-Häuschen aufgestellt hat um wegen der entstandenen Sauerei allfällige, neue Botellons verbieten zu können. So wird es wohl auch in Bern gewesen sein.

    Noch was zum Schmunzeln: In Bern gab es ca. 2,5 Tonnen Abfall, in Zürich hingegen laut Sonntags-Zeitung doch glatt deren 6000 Tonnen.

  24. @ ate
    am sonntag muss alles hochgefahren werden, was auch immer es ist.
    dein beispiel ist wunderbar, für übertreibungen. hast du den soz artikel noch, den würde ich gerne mal in einem kurs verwenden …

  25. Es war keine Übertreibung, sondern lediglich ein Schreibfehler. Und da die SOZ auf ihren “Schlagseiten” die Zeitungen mit Schreibfehlern auf die Kippe nehmen, hoffe ich doch schwer, dass sie das auch mit ihrem eigenen Schreibfehler machen.

    Nebst dem, dass da die diversen Zeitungen verschiedene Zahlen auf den Tisch legen, hätte mich doch die Anzahl Berner Teilnehmer interessiert, denn wenn 500 Berner 2,5t Abfall produzieren und 2000 Zürcher 6t, so geht mir das Verhältnis nicht auf.

    Wenn Du willst, schicke ich Dir den Artikel gerne, aber wie geschrieben, es ist ein Schreibfehler und daher der Mühe nicht wert.

  26. hallo ate
    doch, die mühe ist es wert, denn auch wenn es ein schreibfehler ist, ist es ein symptomatischer.
    dein vergleich ist übrigends super. wenn ich es mir genau überlege, ist das vielleicht ein schlüssel, um über- und untertreibungen, die jetzt landaufundab schule machen, zu verifizieren. abfall wägen ist nämlich genauer als menschen schätzen!
    die neue masseinheit wäre dann etwa
    1 boti = 3 kg.
    wenn man auf diese umrechnung setzt, wären die zh-angaben (ohne verschreiber) korrekt und in bern wären eher 800-900 personen gewesen.
    so, jetzt aber unter die decke …

    dein vergleich mit gewichten und personen ist natürlich genauso problematisch, denn es wird eine zweite zahlenebene eröffnet.
    wenn ich es mir jedoch genau überlege, ist dein ansatz vielle

  27. @ stadtwanderer

    bei “vielle “-icht bist Du wohl eingeschlaffen 😉

    Deine neue masseinheit gefällt mir 1 boti = 3kg. somit würde ich ja nur 33 boti’s wiegen. was für ein schönes bild auf meiner alten waage!

  28. Mischa, nein aber auch!! 33 Kilo schaffst auch Du nicht.
    Da es ja beim Vergleich 1 Boti = 3kg nur um die Tara geht, so versuch Dir mal bei 33kg Tara Deinen Körperumfang vorzustellen.

    Aber wir sind bereits beim nächsten Thema. Habs heute auch auf .ch gelesen. Zuerst gabs von meiner Seite her ein wow und danach pfiff ich noch durch meine Zahnlücken bezüglich der Unterkunft unseres Stadtwanderers.

    P.S.: Lieber ein symphatischer Bauch, als breite Schultern.

  29. ja ja die gewichtsprobleme. versuche seit drei monaten etwas gewicht zu verlieren, mit sport! sport ist mord, definitiv!.

    jetzt aber zum neuen thema vom stadtwanderer.

  30. @ Mischa
    Bevor Du Dich da mit Sport, der ja eigentlich gesund ist rumplagst und nicht Mord sein sollte, versuche es doch mal mit Trennkost. Ich habe die Trennkost bereits unserem Walko vorgeschlagen, aber in einem anderen Zusammenhang.
    Ich, die ich doch disziplinlos durchs Leben laufe, hab damit innert einem Jahr 8kg abgenommen, kenne solche, die kamen auf 20kg, aber dazu fehlt mir eben die Disziplin und 20kg musste ich auch nicht abnehmen. Wenn ich Lust auf etwas habe, dann esse ich es auch. Der Nachteil ist, dass Du meinst, es wird und wird nicht, es zieht sich halt in die Länge, aber der Vorteil ist, steigst Du wieder auf normale Kost um gibt es keinen Ping-Pong-Effekt.
    Anfänglich dachte ich, da müssen doch Nudeln zu meinem Braten her, aber man lernt schnell. Mit den Kohlehydraten und Eiweiss kann jeder umgehen, setzt Du aber die neutralen Lebensmittel ein, so lebst Du in einem Schlaraffenland und nimmst dabei ab.

    Der Mann der auf die Trennkost kam war Arzt und nierenkrank.

    Jetzt aber wirklich zum neuen Thema vom Stadtwanderer.
    Gwundrig wäre ich auf sein Foto im neuen Pass.

  31. at mischa, ate
    ich war mal spitzensportler, leichtathlektik, nicht kugelstossen, sondern sprinter, …
    doch dann kam mein unfall, und seither gehe ich, gott sei dank gemütlicher durchs leben.
    sport werde ich definitiv nicht treiben, um nach calif zu gehen!

  32. Lieber Stadtwanderer, mit Wehmut seh ich in die Vergangenheit, denn während meiner Schulzeit war Leichtathletik fast mein Leben. Inkl. Kugelstossen. Bei 50 oder 100m-Läufen war ich immer die Beste oder Zweitbeste, ging es aber um mehrere Meter, ging mir die Puste aus. Hingegen holte ich beim Staffellauf meine Mannschaft immer aus der Bresche und ging es um den Weitsprung, so frag ich mich heute noch, warum die Sportler eine falsche Technik anwenden. Ich sprang trotz meiner kurzen Beine immer sehr weit.
    Zu meiner Schmach muss ich gestehen, dass ich beim Hochsprung nie über 1m20 kam.

    Jetzt hast Du mich aber recht nostalgisch
    gemacht! Und wegen dieser Nostalgie macht es mich traurig, dass in der Schweiz die Leichtathletik nicht mehr gefördert wird. Auch Reck, Ring etc. kennt man scheibar nur noch vom TV.

    Gibst Du mir bitte mal Deine dazumaligen Zeiten durch? Will doch wissen, ob ich beim 50er schneller oder langsamer als Du warst.

  33. @ ate und @ stadtwanderer

    note 5 im turnen, also wirklich im turnen (reck, ringe boden etc). leichatheltik; ueli nacht war unser lehrer. sein kommentar bei mir in der leichtatlethik: “also weil ich dich mag eine vier-, verdienst hättest du eine zwei!” wie er das damals mit dem mögen meinte habe ich erst jahre danach aus der zeitung erfahren müssen, wobei ob dies stimmte???

    @ ate

    als diabetiker ist die trennkost nicht wirklich das wahre. wir haben eine eigene diät, welche ich zum glück nicht mehr einhalten muss! ich mache seit jahren die funktionelle insulin therapie. ich spritze was ich fresse 🙂

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